Bevor ich mit meiner Besprechung des Szenarios beginne, möchte ich kurz den (durchaus knappen) Inhalt zusammenfassen, da man in der verlinkten Wiki leider nur selten (auch nur grobe) Plotinfos findet.
Der kurze Plot des Titels stellt sich dar als eine Intrige um Geld und Ehre.
Es kann (und das ist eine der Stärken des Titels) in jede beliebige Stadt im Horasreich (und sogar darüber hinaus) verlegt werden.
Die Helden werden für einen delikaten Auftrag vom wohlhabenden Handeslherrn
Gundolar Bosvani angeworben (Tipp des Abenteuers: ihn einem Gewerbe zuordnen zu dem ein Held Verbindungen gut gebrauchen kann z.b. Waffen, Alchemika, Pferdezucht) ein Schmuckstück zu erbeuten welches seine erst 20 Jahre alte Angetraute
Alanora nach eigenen Angaben im Badehaus verloren hat.
Nun ist der Musicus
Endrigo Montazzi so dreist, den Auftraggeber zu erpressen: Zahlt dieser ihm nicht bis zum Monatsende 10 Horasdor wird er Bosvani bloßstellen indem er öffentlich behauptet das Kleinod nach einer Liebesnacht erbeutet zu haben.
Die Helden können sich nun bis zu Montazzi durchfragen und wenn sie ihn stellen wollen, eben jenen in inniger Umarmung mit Aranola antreffen.
Man wird dann den Helden entweder drohen oder an sie appellieren aber auf jeden Fall klagt Aranola ihnen ihr Leid: sie ist mit Bosvani verheiratet worden auf das Drängen ihres Vormunds. Der "Ehevertrag" enthält eine Klausel, nachdem alles Vermögen von Alanora bei Untreue in den Besitz Bosvanis übergeht.
Natürlich fleht sie die Helden an, sie aus dieser Situation zu befreien.
Nun entfaltet sich eine weitere Stärke des Szenarios: man kann es klassisch bestreiten und im Sinne der Übervorteilten unschuldig Liebenden den Vertrag bei Bosvani entweden oder man kann den ursprünglich angenommen Auftrag ausführen.
Für beide möglichen Entscheidungen der Spieler liefert das Abenteuer Vorschläge für knappe Widerstände (getreu dem Motto: "sag ja! und reite die Spieler rein" aus "Spielleiten") bis zur wohlverdienten Belohnung und Konsequenzen fürs weitere Heldenleben.
Somit zum Inhalt.
Meine Besprechung möchte ich durchaus als Kontrapunkt zu den beiden Eindrücken meiner Kollegen darstellen, da ich vor allem sehe, dass dieses Szenario viele Stärken hat.
Da seien genannt:
-Wie bereits erwähnt die Möglichkeit das Abentuer frei zu verorten, diese Geschichte ist vielleicht typisch-horasisch, aber nicht ausschließlich, so dass ein jeder SL diese Geschichte in seine Kampagnen einplanen kann.
- Die antipizierte Dauer: es ist mit seinen 2 Druckseiten sehr kurz aber ausreichend. Locker an einem Abend durchzuspielen, was mehr als eine Anwendung ermöglicht: zum einen als "Lückenfüller" falls aus vielen Gründen ein Abenteuer eingeschoben werden muss, ist es hiermit möglich einen lustigen Abend zu verbringen ohne diesen Titel dann als "Altlast" mit sich herumzutragen (für den man dann extra Zeiten finden muss um ihn fertigzuspielen).
Man kann aufgrund der knappen Handlung das Szenario in ein anderes Stadtabenteuer einflechten, vielleicht um es aufzupeppen (z.b. um phexischen Helden die Möglichkeit zu geben zu glänzen) oder um das Konzept des "Abenteuers" ein wenig zu verwässern indem in der Geschichte plötzlich noch dieser zweite unverbundene Handlungsstrang auftaucht.
-Die Personen: sie sind prägnant aber lebendig beschrieben und erfüllen die Geschichte mit Leben. Beim Leiten war es mir ein leichtes mit den knappen Beschreibungen und den Tipps aus dem Heft diese NSCs glaubhaft und mit echter Motivation darzustellen.
- Die Komplett freie Ausgestaltung des Szenarios durch die Spieler. Hier ist ein sehr guter Spagat zwischen der Vorbereitung (aufgrund der überschaubaren Handlung ist hier nicht viel nötig) und der wirklich freien Wahl der SCs wie sie nun weiter verfahren wollen. Aber trotz den nur beiden Druckseiten wird der Platz hier sinnvoll ausgenutzt: es gibt eine grobe Hausbeschreibung die phexisches Vorgehen erleichtert (viel besser im Vergleich zu dem zuvor besprochenen
Drôler Spitze wo eine Beschreibung des Haupt-Handlungsortes komplett fehlt).
Somit komme ich zu einer Bewertung von starken
3 Punkten, die sich daher erklärt dass diese Geschichte doch wirklich kurz und dramarturgisch schwach auf der Brust ist, aber immerhin in ihrem Aufbau und der Präsentation überzeugen kann.
Ich empfehle jedem, der dieses Buch besitzt, eine Stadtgruppe hat und vielleicht etwas Auflockerung benötigt, den Titel sich mal anzuschauen.
Es eignet sich hervorragend für kurz anberaumte Rollenspielabende ohne Vorbereitungszeit.
Eine Kaufentscheidung für
Im Schatten des Adlers kann natürlich aufgrund dieses Szenarios nicht ausgesprochen werden, aber immerhin ist es ein zusätzliches Schmankerl sofern man sich für eines der anderen Abenteuer in dem Band interessiert.
“Ce qu'on appelle une raison de vivre est en même temps une excellente raison de mourir.” - Albert Camus