Ein wirklich toller Roman!
Wenn ich ehrlich bin, stand ich den Heyne-Schmidt-Spiele-Romanen sehr skeptisch gegenüber, weil ich in den 90ern viele schlechte Erfahrungen gemacht habe (ich sage nur der Drachenkönig... oder so). Aber dieser Text ist klasse!
Der Autor hat einen bemerkenswerten Schreibstil: humorvoll, kreativ, wortgewandt. Der Hauptcharakter ist vielschichtig und wirklich interessant. Der Grad an Aventurizität ist beeindruckend hoch, ich habe extrem viel gelernt (über Maraskan, Almada, Gareth, Religionen und Sitten usw.). Die Handlung erinnert mich im positiven Sinne an die ersten Shadowrun-Romane, weil sie Run-Charakter hat: Ein Mordauftrag (Wetwork
) wird immer komplizierter, bis dem Protagonisten schwant, dass dahinter noch viel größere Dinge stecken. Der Hautcharakter ist wie ein Runner sympathisch und voll faszinierender Expertise, aber bestenfalls dunkelgrau. Aus dem Jäger wird ein Gejagter und der Ausgang hätte tatsächliche Relevanz...
Hat er in diesem Fall letztlich aber nicht wirklich, womit ich zu den kleineren Schwächen komme: Das Ende ist unangemessene abrupt und wenig antizipierbar. Letzteres ist eigentlich was Gutes, hier aber aufgrund des out of nowhere-Charakters eher nicht. Die Lösung ist zwar irgendwie plausibel, leitet sich aber nicht aus dem Handlungsverlauf her und ist deshalb für mich etwas enttäuschend. Die Handlung ist zwar interessant, aber nicht übermäßig spannend. Auch nerven die kursiven Kapieleinschübe enorm (in der Regel habe ich sie übersprungen), sind aber zum Glück wenig relevant.
Der Schreibstil hat mich in Kombination mit dem tollen Protagonisten und dem umwerfend greifbaren Aventuriengefühl aber diese Kleinigkeiten ohne weiteres hinnehmen lassen.
4 gute Punkte