Kurzfazit: Nette, sehr aventurische Geschichte, die aber ihr innovatives Potential nicht ausreizt und nicht gut geschrieben ist.
(Noch) drei Punkte als DSA-Roman, als Unterhaltungsliteratur nur 2.
Ich versuche, Bücher immer für das zu besprechen, was sie sein wollen.
Bei diesem Roman bin ich mir da gar nicht so sicher. Spannende Themen (wie familiäre Probleme) werden aufgeworfen, um dann völlig verloren zu gehen. Mal gibt es zwei Seiten Introspektion, mal zwei Seiten Splatter, ... ohne dass ich sagen würde, dass irgendetwas davon das Genre definiert. Ein umwälzendes Finale wird angekündigt, tritt aber nicht ein.
Dieser Wundertüten-Effekt erinnert mich zusammen mit den kurzen Kapiteln an die Zeit der Fortsetzungsromane in Zeitungen (bei denen die Autor*innen vielleicht auch nicht immer wussten, worauf es hinauslaufen sollte, als die Publikation begann.)
Handlung:
Dämonenpaktierer schmieden eine Intrige in Havena. Zwei Heldenfiguren, die im Laufe des Romans zusammenfinden, kommen ihnen auf die Spur.
Der Roman kommt nur schleppend in Gang. Da die Intrige von Anfang an recht offen zu Tage liegt (das Ziel wird erst am Ende offenbart, ist aber komplett beliebig) fehlt es diesem recht konventionellen Plot an Spannung. Das Potential, über ungewöhnliche Ideen für die Figuren (s.u.) die Handlung interessanter zu gestalten, wird nicht ausgereizt.
Außerdem gibt es unzählige Szenen und Vignetten, in denen ein mögliches Konfliktpotential angedeutet wird, ohne dann im Interesse der Handlung wirklich ausgereizt zu werden.
2/5 Punkten
Figuren:
Wirklich ausgearbeitet sind drei Figuren, obwohl gelegentlich noch weitere Perspektiven eingestreut werden. Dabei gibt es für alle drei sehr interessante Ideen:
Meros Glaubenszweifel und Caidres Familienprobleme wirken frisch, ebenso ist zwar Vilai durch ihre Emotionslosigkeit in der Gegenwart eine langweilige Figur, aber ihr Werdegang gut ausgedacht
. Leider gehen die im Laufe der Handlung verloren, statt diese mitzusbestimmen. Insbesondere die Magierin die nicht nur klug, sondern auch schön, einfühlsam, bodenständig und athletisch ist, wirkt dann eher wie ein optimiert gesteigerter SC als wie eine interessante Romanfigur.
2/5 Punkten
Aventurizität:
Hier gibt es nichts zu meckern. Es wirkt als sei jeder Pflasterstein dort, wo das Quellenmaterial ihn haben will. Dass die Beschreibungen und Erklärungen manchmal ungeschickt platziert sind und den Text langatmig machen, sehe ich gerne nach, wenn man dafür mehr Aventurien bekommt.
5/5 Punkten
Sprache:
Die Sprache ist leider die größte Schwäche des Romans. Über die sprachlichen Klischees von Fantasy-Literatur sehe ich gern hinweg. Es gibt aber auch darüber hinaus keinen typischen Fehler ungeübter Autor*innen - Anglizismen, Wortwiederholungen, unklare Bezüge der Pronomina, blasse Passivkonstruktionen usw., vor allem aber Füllwörter, Füllwörter, Füllwörter - der nicht gehäuft vorkäme. So rumpelt die Sprache dahin. Die Lektüre ist sehr ermüdend; es gibt kaum einmal fünf Sätze, die sich flüssig lesen lassen. Zwischenzeitlich hatte ich das Gefühl, es wird für ein paar Seiten besser, aber dann geht es wieder los - vielleicht hatte ich mich nur daran gewöhnt. Es wirkt fast, als hätte das Lektorat komplett geschlafen, allerdings ist Catherine Beck angegeben, die ihr Handwerk normalerweise versteht. Ich kann es mir nicht erklären.
2/5 Punkten