Weil meine Gruppe gerade in Albernia unterwegs ist, habe ich mir unter den ungelesenen DSA-Romane mal die vorgenommen, die in Albernia spielen, um ein bisschen Flair abzugreifen.
Dem schon Geschriebenen kann ich mich anschließen. Die
Handlung ist einerseits von Klischees gesättigt, bedient aber andererseits den Flair der Region. Größter Schwachpunkt ist, dass sie zu langsam in Gang kommt, beispielsweise weil eigentlich schon eingeführte Handlungselemente später noch einmal als Rückblicke erzählt werden. Den zentralen Kampf gegen Ethalion und die Verfolgungsjagd fand ich dabei durchaus spannend erzählt.
Die
Figuren sind nachvollziehbar und gut unterscheidbar und insbesondere Merydwen auch interessant. Allerdings sind gerade die High-Fantasy-Elemente wenig plotrelevant - was trägt das Element der Wiedergeburt bei, was durch ein zum Titel passendes "Erbe" nicht geleistet hätte? Auch ein Konzept wie
Seelenlosigkeit
hätte meines Erachtens besser illustriert werden müssen. Merydwen ist für meinen Geschmack für eine Bardin wesentlich zu gebildet. Die Feen empfand ich zu menschlich. Letztlich trüben diese Punkte das Lesevergnügen nur unwesentlich, aber echte Highlights stehen dem auch nicht gegenüber.
Die
Aventurizität ist lobend herauszuheben: Ich habe selten einen Roman gelesen, der so viel Plot und Schauplätze auf so wenig Raum - gerade mal zwei Baronien - ausbreitet. Das ist ein guter Beleg gegen die Behauptung, Aventurien sei zu klein für Abenteuer. Dabei ist eine Orientierung an Details aus dem Baroniespiel erkennbar beabsichtigt. Allerdings kann ich zwar Gut Conneleigh, aber weder Burg Falkenstein noch das Dorf Haagen auf den einschlägigen Karten finden. Dass die Idee, einen erwachsenen Gemeinen zum Ritter zu machen, keinen Sinn ergibt, mag erst eine spätere Setzung sein. Auch zum "Fluch des Flussvaters" ist der Roman nicht widerspruchsfrei - was aber eher dem Unwillen der späteren Autorinnen und Autoren zuzuschlagen ist, sich an früheren Setzungen zu orientieren. So finde ich auch, aus der Holden Lyret hätte man für AGF durchaus etwas rausholen können...
Die
Sprache schwankt in der Qualität in meiner Wahrnehmung stark. Gerade am Anfang sind einige Beschreibungen wirklich sehr liebevoll und anschaulich, spätere Szenen lesen sich deutlich flacher. Gerade die Feenwelt hätte mehr Sorgfalt verdient gehabt. Der größte Fehler und die insgesamt größte Schwäche des Romans ist dabei, jedes Detail auszubuchstabieren, oft auch aus mehreren Perspektiven und dadurch oft langatmig und redundant zu werden.
Alles in allem hat der Roman für seine Länge eher zu wenige Stärken, weswegen er nicht über 3/5 rauskommt. Wer aber auf der Suche nach albernischen Geschichten oder Geschichten mit Feen ist, kann mal einen Blick riskieren.