pmd hat geschrieben: ↑12.12.2021 00:32
Oder ein Metaplot zum Zeitalter Ende sei innerhalb der nächsten 100 Jahre nicht zu erwarten? Der kommt erst mit DSA 15 im Jahre 2130?
Das ist durchaus möglich. Oder anders: Es ist vorstellbar, dass die Weltzeitwende schlicht der normale DSA-Spielwelthintergrund bleiben wird. Das hat den Vorteil, dass ständig (also alle paar Jahre; angepasst an den irdischen Publikationszyklus, ggf. an wechselnde redaktionelle Verantwortlichkeiten) Großereignisse stattfinden können, ohne dass sich das sonderbar aus dem restlichen Verlauf der Hintergrundgeschichte herausnimmt. Warum sollte man sich denn dieser Möglichkeit durch das Ende des Karmakorthäons berauben, das zwar eine Übergangszeit darstellt, aber eben eine von kosmischen Ausmaßen?
Selbst die Nachwehen der G7 wurden mit den Splittern der Dämonenkrone 20 Jahre weitergetragen. Ohne dass ich glaube, dass hinter dem Sternenfall ein konzertiertes großes Konzept steht (das die erreichte Fülle der Spielwelt mit all ihren Disparitäten angemessen umfasst), heißt das nicht, dass man über Jahre oder Jahrzehnte nicht eines zusammenschustern kann. Genau so hat sich DSA bislang immer entwickelt.
Viele Kampagnen mit hochtrabenden Themen - von Drachen, namenlosen Bedrohungen, Jahrhunderte alten Kulten oder allerheilgsten Artefakten - liefen, nachdem sie eine Szenarioblase von welterschütternden Ausmaßen aufgeblasen haben, darauf hinaus, dass jene Blase zum Platzen gebracht werden musste, dass die SC als Protagonisten gerade die drohenden Verwerfungen verhindern und dass der Rest der Welt so möglichst wenig davon erfährt und weitgehend bzw. verhältnismäßig unbehelligt und unverändert bleibt. Dass die SC selten den Bedrohungen angemessen erfahren sind bzw. eine passende Stellung innehaben, steht dazu folglich nicht im Kontrast (wie häufig beklagt), sondern fügt sich nahtlos in das Konzept: Da die Bedrohungen nur scheinbar gewaltig sind und keine wesentliche Veränderung bewirkt werden soll, können die SC sie quasi touristisch erleben. Wo der Handlungsraum nur Kulisse ist, kann man selbige beliebig bemalen und jeden davor platzieren.
Dann gibt es die Nadelstiche plötzlicher Veränderungen, punktierte Einschläge zerstörter Städte, fixe Ideen bestimmter Aspekte, die sich ändern, ohne wirklich (abseits von Schlagworten) in einen größeren Zusammenhang eingeordnet zu werden. Hinzu kommen teilweise Regeländerungen durch Editionswechsel, die irgendwie (natürlich nicht wirklich konsistent) vom Hintergrund abgeleitet werden. Auch das hat (reichlich bemühte) Tradition. Ob das jeweils den eigenen Geschmack trifft oder nicht: Langweilig wird es nie, sondern das Geschehen bleibt spektakulär im Sinne der Attraktion, also des reinen augenfälligen Geschehens, um dessentwillen etwas geschehen muss. Das ähnelt den Wendungen in den schlechteren (also den meisten) Shyamalan-Filmen: Sie sollen überraschen und daraus Erstaunen gebären.
Meine Prognose ist also: Die Entwicklung des Zeitalterendes mündet in den ewigen Übergang, in dem alles und nichts passieren kann, sich aber nichts Substantielles verändern wird. Die Bedrohungen, die es immer gab, werden wiederkehrend scheitern. Die SC-Gruppe kann sich demzufolge in jede beliebige Richtung orientieren. Maßgebend ist eher die Frage, in welchem Setting man spielen will.
Aber spezieller auf die Threadfrage bezogen, welche Gruppe man für künftige Metaplot-Werke (mit 4 Punkten in der Kategorie "Lebendige Geschichte") mitbringen sollte:
RvB hat geschrieben: ↑11.12.2021 21:01Demnächst kommt doch Banner der Treue heraus. Sind darin nicht auch Metaplot-Aspekte zu erwarten?
"Banner der Treue" wird (u.a. oder hauptsächlich) in Vinsalt spielen, verlangt immerhin "meisterlich" erfahrene SC (was aber faktisch nicht besonders viel ist, geht man nach den GRW-Angaben), welche als "Zünglein an der Waage im Zwist der Unsterblichen" ausgewiesen werden. Vermutlich ist damit mindestens Rondra gemeint (löwenförmige Wolke auf dem Cover; "Banner" als Begriff aus dem Wortfeld des (militärischen) Kampfes; "Treue" steht in Zusammenhang mit "Ehre" als Rondraaspekt), wahrscheinlich also ein Streit kokurrierender Götter, wobei Kor und Shinxir naheliegende Kandidaten wären. Da in der Vorabbeschreibung von den "Ruinen Bosparans, in denen sich manch altes Geheimnis der Vergangenheit verbirgt", die Rede ist, wird wohl eher der in Bosparan verbreitete Shinxirkult gemeint sein (wurden da nicht auch in einer jüngeren Publikation Geheimkulte im Horasreich erwähnt; mindestens im Singular?), weniger der eher tulamidisch-südaventurische Korglaube. Zumal man sich mit 96 Seiten thematisch beschränken muss. Shinxir entspricht nicht nur stärker der bosparanischen Tradition, auf die sich das Horasreich beruft (mit seinem ausgeprägten Kaiserkult, der auch die Trennung der Schwerter wieder überwindet), sondern auch dem frühmodernen Bild des Lieblichen Feldes (nach dem Vorbild konsolidierter Zentralstaatlichkeit etwa Frankreichs im 16. Jahrhundert unter den Valois-Königen und dann den Bourbonen), während der Rondrakult regional stark geschwächt wurde, nicht zuletzt zutiefst symbolisch in Arivor (und Symbolik ist die zentrale Ressource eines Kultes).
Will man daran teilhaben, wäre also eine Gruppe ratsam, die entweder im Horasreich, besser noch in dessen Kapitale, bereits gut vernetzt ist, oder aber mit den genannten Kulten zu tun hat: Eine traditionalistische Rondrageweihte, die Sinn in den jüngsten Schlägen gegen ihren Kult finden will; eine moderne Rondrageweihte, die darin ein Zeichen der Veränderung sucht; eine zweifelnde, die vielleicht Shinxir als Alternative findet. Vielleicht auch ein Korjünger, der die "Konkurrenz ausloten" möchte. Auch profane Anhänger der Kampf- und Kriegsgötter sind sicherlich gefragt, zumal als Kämpfer immer. Da "Bosparano II" gefordert wird, sollte mindestens ein SC hinreichend gelehrt und wohl am besten in den umrissenen Bereichen (Götter/Kulte, Geschichte) versiert und interessiert sein. Sollte der Shinxir-Kult zum neuen Reichsgott avancieren, hätte ein reichstreuer Magier hier sicher die besten Aussichten zu brillieren.
Sollten die SC wirklich, wie es der Beschreibungstext suggeriert, signifikante Entscheidungen über den Ausgang des von mir spekulativ dargestellten Konfliktes haben, dann hätte eine in genau dieser Frage heterogene SC-Gruppe sicherlich einen gewissen Reiz. Evtl. agieren sie dann als Doppelagenten von verschiedenen und ggf. konkurrierenden Hintergrundorganisationen oder grauen Eminenzen beauftragt oder als eigenständige relevante Partei.