Ins ewige Eis - Abenteuer in polaren Regionen

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Alecto
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Ins ewige Eis - Abenteuer in polaren Regionen

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Ins ewige Eis - Abenteuer in polaren Regionen



Was soll das hier eigentlich?
Die Idee für diesen Thread entstammt dem WGEG2 im Smalltalk-Bereich des Forums. Die polaren Regionen unseres Planeten üben schon seit langem eine gewaltige Faszination auf mich aus. Ich habe viel gelesen aus dem "goldenen Zeitalter der polaren Entdeckung". Und vor einigen Wochen bin ich selbst von einer Expeditionsbegleitung zurückgekehrt, die mich bis 90° Süd geführt hat. Natürlich fängt man da auch an zu vergleichen, was z.B. bei DSA über den "höchsten Norden"/"tiefsten Süden" so geschrieben wurde: Wohlgemerkt, es geht hier um die eigentlichen polaren Regionen, also das, was man irdisch als Arktis bzw Antarktis bezeichnen würde. Die unterscheiden sich noch einmal krass von dem was man beispielsweise aus Nordnorwegen, Kanada oder Alaska kennt. Das sind Ecken der Welt, die nochmals ihre ganz eigenen Regeln und Herausforderungen haben und gelten (vollkommen zurecht) als die mitunter lebensfeindlichsten Ecken unseres Planeten. DSA-Publikationen, die sich damit befassen kenne zumindest ich persönlich nur wenige. So weit ich das überblicken kann ist das Abenteuer, das die SC am weitesten nach Norden führt "Folge dem Drachenhals" aus der Phileasson-Kampagne. Und das Abenteuer hat -freundlich formuliert- eine recht blumige Vorstellung davon was die Probleme/Herausforderungen einer polaren Reise betrifft. Genau diese Probleme möchte ich im Folgenden detailliert durchgehen. Quellen hierfür sind einerseits meine persönlichen Erfahrungen in der Antarktis, wo freundlicherweise viele erfahrene Kollegen mich vor vielen dummen Fehlern bewahrt haben und so sichergestellt haben, dass ich nicht als tiefgefrorenes Fischstäbchen zurückkehre. Zum anderen basiert das auf den Büchern, die sich mit dem "goldenen Zeitalter" beschäftigen: Zu nennen sind hier natürlich insbesondere die Schriften die Roald Amundsen, Fridtjof Nansen, Robert Falcon Scott, Otto Sverdrup, Ernest Shakleton, Apsley Cherry-Gararrd, Adrien de Gerlache, Borchgrevink & Co selbst verfasst haben. Dazu kommen aber natürlich auch die Bücher von deren Biografen, wie z.B. Roland Huntford, Ranulph Fiennes, Julian Sancton, Tor Bomann-Larsen, etc ... Diese sind auch insofern gut und wichtig, da diese auch über die Expeditionen berichten, die nicht mehr lebend zurückgekehrt sind und daher nicht mehr selbst berichten konnten. Als prominentes Beispiel sei hier die unselige Franklin-Expedition zur Erforschung der Nordwest-Passage genannt. Dementsprechend werden ein paar dieser Namen hier öfters fallen. Ich habe vor das in kleinere Happen zu zergliedern und einzelne Aspekte nacheinander, halbwegs systematisch durchzugehen. Ich hoffe ich kann so den SL weiterhelfen, die gerne mal ihre Helden nach Yeti-Land und darüber hinaus schicken wollen. Dabei muss man sich natürlich auch vor Augen halten, dass schon die Entdecker des "goldenen Zeitalters" Anfangs des 20.Jhd technologisch einem Aventurien Lichtjahre voraus waren, so primitiv davon auch vieles heutzutage auf uns wirken mag - Vom heutigen Stand ganz zu schweigen. Im Gegenzug mögen Magie und karmales Wirken eines Aventurien aber da einige Lösungen parat haben, auf die ein James Ross, Drygalski oder ein John Franklin keinen Zugriff hatte.
Anzumerken ist zudem noch, dass ich hier ein paar Dinge etwas gröber vereinfachen werde. Alleine schon über Packeis (siehe unten) könnte man ganze Bücherregale füllen.
Also: Legen wir los!

Lemaire-Kanal.JPG

Lemaire-Kanal - Antarktis November 2022



1.Wann kann man überhaupt in die Antarktis reisen?
Die Antwort in kurz: Im Sommer.
Die Antwort in lang: Der Klimawandel hat die mögliche Reisesaison nochmals etwas in den antarktischen Frühling verschoben, aber auch heutzutage ist der Zugang zur Antarktis fast ein halbes Jahr abgeschnitten. Es gibt zwar heutzutage einige ganzjährig besetzte Stationen in der Antarktis (Amundsen-Scott am Südpol von den Amis, Neumayer III in Neuschwabenland von den Deutschen, Halley VI am Brunt-Eisschelf von den Briten....), die können aber auch heutzutage immer nur während der Sommermonate regelhaft erreicht werden, weswegen sich auf diesen Stationen fast über ein halbes Jahr hinweg lediglich die Überwinterungscrew aufhält. Das Problem: Rings um die Antarktis zieht sich der Packeisgürtel, welcher heutzutage meist erst im späten Frühling so weit aufbricht, dass ein Schiff überhaupt die Chance hat diesen zu passieren um überhaupt in die Nähe des Landes zu gelangen. Bereits im Herbst gefriert dieser wieder so weit zusammen, dass ein Durchkommen oft nicht mehr möglich ist - Wie es z.B. Adrien de Gerlache auf der Belgica-Expedition passiert ist. Die mussten genau aus diesem Grund in der Antarktis überwintern. Aber auch im Sommer war es nicht garantiert, dass man es schaffte den Packeisgürtel zu überwinden. Schmerzlich feststellen musste das Ernest Shakleton auf seine zweiten "eigenen" Expedition, bei der sein Schiff, die "Endurance" erst im Packeis steckenblieb und im weiteren Verlauf vom Packeis zerquetscht wurde. Die Geschichte der dramatischen Reise in den Rettungsbooten nach Elephant Island und Süd-Georgien ist ja legendär.
Temperaturen, Wetter und Lichtverhältnisse lassen es zwar zu, dass man auf dem antarktischen Festland eine längere Periode vom späten Frühling bis frühen Herbst aktiv sein kann, während der Packeisgürtel noch geschlossen ist. Dann kommt man heutzutage aber nur mit dem Flugzeug ans Ziel. Scott, Amundsen und Shakleton haben das Problem so gelöst, dass sie zuvor in der Antarktis überwintert haben um dann im Frühling möglichst früh zu starten.
Bezogen auf DSA: Beorn der Blender und Phileasson starten im Winter Richtung Yeti-Land - Realistischerweise wären die im Winter (auch aus diversen anderen Gründen) nicht mal in die Nähe des Landes gekommen.

Bild
Die Endurance - Oktober 1915

2. Eine Seefahrt die ist lustig - zumindest manchmal
Sieht man sich die irdische Geschichte an, so wurden die polaren Gewässer erst wirklich zugänglich als der Schiffsbau ordentliche Fortschritte gemacht hatte. Dies war ungefähr ab 1800 der Fall. Das äußerst lukrative Geschäft mit dem Robben- und Walfang lieferte hierzu die finanziellen Anreize Schiffe polartauglicher zu machen. Somit war der wahrscheinlich erste Mensch der das antarktische Festland betreten hat der Robbenjäger John Davies mit seinem umgebauten Robbenfänger "Cecilia" 1821. Aber auch das Militär diverser Länder hatte Interesse gefasst und versuchte Kriegsschiffe polartauglich umzubauen. Berühmt ist hier vor allem der Brite James Ross (nachdem auch das Ross-Meer und das Ross-Schelfeis benannt sind), der 1839 das antarktische Festland erreichte. Seine beiden Schiffe, die HMS Erebus und die HMS Terror (nach welchen auch zwei Vulkane benannt sind) waren umgebaute Bombarden mit spezieller Rumpfverstärkung und geringem Tiefgang, die aber nur leidlich für polare Gewässer geeignet waren: Diese Schiffe drohten nämlich, wenn sie im Packeis einfroren von diesem zerquetscht zu werden, was dann ja auch beiden Schiffen bei einer späteren Expedition unter Franklin passierte. Zudem waren das ursprünglich noch reine Segelschiffe, was eine Navigation im Eis gewaltig schwierig machte - Eine Dampfmaschine mit Propeller erhielten die beiden erst 1844. Beide waren aber die Prototypen, auf deren Basis die weitere Entwicklung der britischen Eisbrech-Schiffe beruhte. Die Schiffe mit denen Robert Falcon Scott unterwegs war (zuerst die "Discovery", später die "Terra Nova") waren zivile Weiterentwicklungen dieser Schiffe.
Den nächsten großen Fortschritt lieferte das vom Norweger Fridtjof Nansen in Auftrag gegebene Forschungsschiff "Fram" (norwegisch für "vorwärts") im Jahr 1892. Neben besonderen Rumpfverstärkungen und einer Dampfmaschine als Zusatzantrieb für die Navigation im Eis hatte diese eine besonders gestaltete Rumpfform, welche dafür sorgt, dass bei Druck durch das Packeis das Schiff angehoben und nicht zerquetscht wird. Dieses Design hat sich bis heute bei den Eisbrechern in adaptierter Form gehalten, was aber den Nachteil hat, dass diese Schiffe bei Seegang stärker schlingern, wie ich selbst schmerzhaft miterleben "durfte": Bei der Überfahrt über die Drake-Passage, welche als eines der unruhigsten Gewässer weltweit gilt, hatten auch wir schweren Seegang. Abgesehen davon, dass mir selbst speiübel war, habe ich mit vollen Händen Vomex-Kapseln und Scopolamin-Pflaster an verschiedenste Leute verteilt.
All den historischen Schiffen war jedoch gemein, dass geschlossenes Seeeis ein Weiterkommen effektiv verhindert hat, auch wenn es nicht besonders dick war. Heutzutage würden diese nicht einmal in die niedrigste Eisklasse der IACS-Polarklassen fallen. Das Maximum, das heutzutage möglich ist sind Eisdicken bis zu 4m, was aber nur die russischen Atomeisbrecher, wie z.B. die "Yamal" zustandebringen. Unser Schiff fiel in die Eisklasse ARC5, was ein Vorankommen in einer Eisdicke bis zu 1m möglich macht.
Aventurisch ist natürlich ziemlich fraglich welche Schiffe überhaupt geeignet wären. Bezogen auf die Phileasson-Saga: Unterstellt man den thorwalschen Drachenbooten eine ähnliche Konstruktion wie z.B. dem Tune-Schiff im Wikingerschiff-Museum in Oslo, dann besteht hier keine Eistauglichkeit.

Bild
Die Fram - Vermutlich 1912

3. Wo bitte ist hier der Ausgang?
Navigation im Eis ist etwas, wovor auch die Seeleute heutzutage gewaltigen Respekt haben- Trotz Eis-Radar, satellitengestützer Navigation, sehr genauem Kartenmaterial, aktueller Wetterberichte, Wissen über Eisdrift und zwei Eislotsen an Bord. Je näher wir dem Eis kamen, umso mehr merkte man dass die Nervosität und die Sicherheitsmaßnahmen auf der Brücke zunahmen. War die Minimalbesetzung dort auf offener See bei zwei Personen, so wurde sie im Eis auf vier Besatzungsmitglieder zu jeder Tages- und Nachtzeit erhöht.
Liest man die Berichte der Entdecker, insbesondere De Gerlache und Scott äußern sich da ziemlich ausführlich dazu, so hadern diese auch gewaltig mit der Navigation im Eis. Der Kompass ist aufgrund der Nähe zum magnetischen Pol, welcher ja nicht mit dem geographischen übereinstimmt und dazu auch nicht über die Jahre hinweg ortsstabil ist, nur sehr mäßig nützlich. Zuverlässiger war die Navigation anhand von Sternen- und Sonnenstand. Die Sterne hatten dabei den Nachteil, dass man ja im antarktischen Sommer sehr weit südlich unterwegs war: Das bedeutete lange Tage, eventuell sogar Mitternachtssonne wenn man weit genug südlich war. Mit dem Sonnenstand zu navigieren funktioniert relativ gut, ist aber ziemlich aufwendig und nahezu unmöglich wenn man aufgrund schlechten Wetters die Sonne schlecht oder gar nicht sieht. Und solche Tage hatten auch wir einige. Durch das Packeislabyrinth, welches sich beständig ändert hindurchzumanövrieren ist eine Kunst für sich - insbesondere wenn man auf die Segel fürs Vorwärtskommen angewiesen ist. Kommt noch Seegang und stärkerer Wind dazu, dann wird es so richtig unangenehm: Roald Amundsen schildert das ziemlich eindrücklich bei einem Bericht über die Belgica-Expedition.
Gentoo.JPG
Eselspinguine in der Nähe von Deception Island, Antarktis November 2022



Sollte Interesse bestehen, dass ich das hier weiter fortsetze, dann werde ich das natürlich gerne tun - Nächstes Thema wäre "Wie komme ich überhaupt an Land?"
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Ungelesener Beitrag von Alrik Normalpaktierer »

Ja, ich finde das super spannend. Ich habe für Expeditionen in gemäßigten Klimazonen mal einen kleinen Hausregel-Satz für Ilaris geschrieben und würde den - falls ich jemals in so einem Setting spiele - gerne auch noch für extreme Bedingungen erweitern.
In der Spielhilfe "Im Bann des Nordlichts" waren ein paar Seiten drin, die sich mit Reisen im aventurischen hohen Norden beschäftigen. Ich habe sie aber gerade nicht vor Augen und kann zur Qualität nichts sagen.

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ChaoGirDja
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Ungelesener Beitrag von ChaoGirDja »

In "Wege des Entdeckers " findet man Hinweise, wie man das ganze in DSA umsetzten kann. :)
Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten.
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Farmelon
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Ungelesener Beitrag von Farmelon »

Geil, vielen Dank dafür Alecto! Das liest sich faszinierend und vor allem die eigenen Fotos sind genial und fangen die Atmosphäre gut ein.

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chizuranjida
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Ungelesener Beitrag von chizuranjida »

Spannend. Hintergrundwissen ist immer interessant, und wer weiß was es dem einen oder der anderen für deren Abenteuer nützt.

Über Shackleton habe ich auch mal eine Doku im Fernsehen gesehen. Über das Rennen zum Südpol zwischen Scott und Amundsen auch, meine ich. Also, da gibt es auch bequemer konsumierbares Material als Bücher zum Nachlesen, falls da jemand auf deine Namens-Verweise einsteigen will. :)

Ich glaube aber, dass die Antarktis mit ihrem dauerhaften Schelfeis und der extremen Kälte keine so dankbare Vorlage für DSA bietet, sondern eher die Arktis. Grönland ist immherhin schon lange bewohnt, und selbst die Wikinger mit ihren Nicht-Eisbrechern haben es dorthin geschafft. Was auch gleich die richtige Epoche und den Heldensagen-Hintergrund liefert.
Hängt natürlich trotzdem zusammen, so von wegen Navigation wie du sagtest, geeignete Kleidung, etc. Und schließlich hat sich das traditionelle Wissen der arktischen Völker (so mit Hundeschlitten) auch in der Antarktis bewährt, zumindest im direkten Vergleich mit Pferden und Dampfmaschinen. Ich meine nur.

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Alecto
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Ungelesener Beitrag von Alecto »

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4. Wie komme ich überhaupt an Land?
Auch heutzutage verfügt die Antarktis über praktisch keine menschgemachte Infrastruktur, an der ein größeres Schiff direkt anlegen könnte - Etwas was reichlich unpraktisch ist, wenn man schwere oder sperrige Ausrüstung irgendwie an Land bekommen will. Hier kommt einem das Eis zumindest teilweise entgegen. Man kann ein Schiff mit speziellen Eisankern direkt an der Kante eines Schelfeises anlegen lassen. Amundsen hat dies mit der Fram in der "Bucht der Wale" am Ross-Schelfeis so gehandhabt, allerdings nur zum Entladen:
Bild
Die Nachteile liegen aber auf der Hand: Zum einen muss die Ausrüstung dann irgendwie nach oben aufs Schelfeis transportiert werden, was Amundsen mit dem Graben einer Rampe gelöst hat. Zum anderen besteht die Gefahr, das ein Teil des Schelfeises, an dem man gerade ankert, abbricht und der frisch geborene Tafeleisberg aufs Schiff stürzt. Selbstredend ist so etwas auch nur mit einem Schiff mit verstärktem Rumpf möglich.

Eine andere Möglichkeit besteht natürlich darin, direkt am Seeeis anzulanden und zu hoffen, dass dieses ausreichend trägt. Das haben wir mehrfach praktiziert. Da wurde dann gerne als erste Maßnahme ein kleines Grüppchen zum "Probebohren" zu Fuß nach draußen geschickt, da es ziemlich schwierig ist die tatsächliche Eisdicke einzuschätzen.
Seeeis.JPG
Auf dem Seeeis im Weddell-Meer - Antarktis Dezember 2022

Ein Freund dieser Methode war Robert Falcon Scott, obwohl er damit ordentliche Probleme hatte. Bei der Terra-Nova-Expedition hatte er drei der allerersten Motorschlitten mit dabei. Einer davon brach ihm bereits beim Entladen durchs Seeeis und liegt bis zum heutigen Tag immer noch am Grund des McMurdo Sunds.
Natürlich ist es auch möglich das Schiff im Seeeis eingefrieren zu lassen und abzuwarten bis dieses dick genug ist. Scott hatte das auf der Expedition zuvor, der Discovery-Expedition so praktiziert. Das Problem ist dann aber, dass man nur schwer vorhersagen kann, wann das Eis das Schiff wieder freigibt - Und genau in dieses Problem lief Scott hier auch hinein: Er benötigte die Hilfe von zwei Entsatzschiffen um die Discovery wieder freizubekommen. Und auch das funktionierte nur durch den Einsatz von Sprengstoff:
Bild
Die eingefrorene Discovery (Mitte) in der McMurdo-Bucht 1904. An der Seeeiskante die "Morning" und die "Terra Nova"

Ist kein Schelfeis in der Nähe, bzw das Seeeis zu dünn, dann muss man tendern, wozu man Beiboote mit möglichst geringem Tiefgang benötigt. Wir hatten für diesen Zweck unsere Zodiacs.
Zodiac.JPG
Zodiac mit der Notfallausrüstung, Half-Moon-Island - Antarktis November 2022

Mit den Zodiacs kann man tatsächlich gut an den teils ziemlich flachen Küsten der Antarktis anlanden. Es kann einem nur passieren, dass man ungefähr im hüfthohen Wasser aussteigen muss um das Boot dann händisch die letzten Meter ans Ufer zu ziehen. Exakt für diesem Zeck gab es spezielle wasserdichte Kleidung. Der Nachteil hier ist, dass die Zodiacs Probleme bekommen, wenn Wind und Seegang zu stark werden. Sitzt man noch auf dem Schiff, so ist das kein Problem - Dann muss man schlicht das bessere Wetter abwarten. Verschlechtert sich das Wetter während man an Land ist, dann wird das schlimmstenfalls lebensgefährlich, weil man nicht mehr zurück aufs Schiff gelangt. Deswegen zeigt obiges Foto auch die Ladung der allerersten Fahrt die grundsätzlich an Land gebracht wird: Zelte, Schlafsäcke, Isomatten, Kocher/Notproviant und Werkzeug. Damit kann man an Land ausharren im Falle eines Wettereinbruches. Selbiges ist uns auch tatsächlich ein paar mal passiert. Es macht zwar nicht wirklich Spass im Zelt stundenlang bei -8°C und knapp 50 Knoten Wind auszuharren, aber es sorgt dafür, dass man da wieder unversehrt herauskommt.

Wenn es natürlich ganz besonders dumm läuft, dann verhindert das Seeeis die Anlandung. Das ist der Fall, wenn es zu dünn und/oder zu fragmentiert ist um zu tragen, gleichzeitig aber keine Kanäle für die Zodiacs offen lässt. Dann "darf" man sich eine andere Stelle zum Anlanden suchen.
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Madalena
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Ungelesener Beitrag von Madalena »

Das macht direkt Spaß, Phileasson I noch mal zu spielen, mit einigen Änderungen. :ijw:
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Ungelesener Beitrag von Alrik Schwarzleser »

Ich habe gerade mal geschaut, ob es in IBdN Aussagen zur Lage des Polarkreises gibt, aber das
Im Bann des Nordlichts S. 83 hat geschrieben:Nördlich von Iyis Wall kann man auch eine echte Polarnacht oder einen entsprechenden Tag ohne Sonnenuntergang erleben.
ist die einzige auffindbare Aussage dazu. Selbiger soll sich nördlich der Klirrfrostwüste befinden, in DereGlobus sind leider nur Äquator und Wendekreise eingetragen - der nördliche auf der Höhe von Selem.

Irgendwoher habe ich noch im Hinterkopf, dass die Packeisgrenze im Sommer 100 Meilen nördlich von Yeti-Land liegt, der Polarkreis 150 Meilen, aber ich weiß leider nicht mehr, wo ich diese Info mal her hatte.

EDIT:
Bin leicht überrascht, dass die Polarstern nur ARC3 hat, hatte aufgrund der Einsatzkonzeption mit mehr gerechnet.
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Ins ewige Eis - Abenteuer in polaren Regionen

Ungelesener Beitrag von Alecto »

Heute will ich ein wenig über das Thema Wetter schreiben.

5. Und, wie war das Wetter so?
Die Antarktis ist auch im Sommer definitiv keine Schönwettergegend. Und das Wetter ist dort, egal wo man sich befindet, nicht gerade besonders stabil. Wetterumschwünge sind häufig und bisweilen auch ziemlich heftig. Daher macht es Sinn, wenn man vorhat, sich vom schützende Schiff/Zelt/Station relevant zu entfernen auf den Extremfall vorbereitet zu sein und auch nach Möglichkeit nicht alleine unterwegs zu sein. Wir hatten für unsere Tätigkeiten an Land fest eingeteilte Vierergrüppchen, von der auch jede dann ihren eigenen "Funknamen" hatte. Wie oben schon geschrieben wurde dementsprechend für den Notfall auch grundsätzlich die Notfallausrüstung für vier Personen mitgeschleppt.
Worauf muss man sich nun wettertechnisch einstellen? (Auf das Thema Kleidung komme ich später noch zu sprechen.)

HalfMoonIsland.JPG
Die argentinische Basis von Half Moon Island im Sonnenschein - November 2022


6. Es ist ein bisschen frisch hier, oder?
Temperatur: Die Temperaturen hängen natürlich zum einen stark von Jahreszeit und Tageszeit ab, zum anderen aber auch sehr stark davon, wo genau man sich gerade befindet. In direkter Küstennähe ist es im Sommer an den meisten Küstenabschnitten recht angenehm - Die Temperaturen pendeln meist so etwas um den Gefrierpunkt und aufgrund der langen Tage sinkt auch nachts die Temperatur nicht gewaltig ab. Die höchsten Temperaturen, die wir an der Küste der antarktischen Halbinsel hatten, rangierten bei 11°C, die tiefsten bei gerade mal -8°C. Im Winter unterschreiten die Temperaturen selten -28°C. Meist schwankt die Temperatur dann zwischen -8°C und -15°C.
Am Schelfeis ist es in der Regel etwas frischer, noch dazu wenn man so etwas im "Kälteloch" sitzt wie z.B. die Halley-VI-Station. Hier muss man im Sommer mit Temperaturen zwischen -5 und -10°C rechnen, im Winter mit -30°C bis -40°C.
Extrem ändert es sich, wenn man sich von der Küste aus ins Inland begibt. Da wird es ziemlich schnell ziemlich frisch. Die Amundsen-Scott-Station am Pol hat im Hochsommer relativ kurz Temperaturen zwischen -22 und -30°C im Januar/Dezember. Das wird dann aber relativ schnell unangenehmer mit Temperaturen von -45°C bis -70°C von Ende März bis Ende September. Ich habe die Station bei -38° während einem Kälteeinbruch Ende November erlebt, was auch meine kälteste erlebte Temperatur war. Seitdem habe ich eine Vorstellung von "namenloser Kälte".
Temperaturtechnisch gesehen der unangenehmste Ort ist aber nicht einmal der geographische Südpol selbst, sondern der sogenannte "Pol der Unzugänglichkeit" - Das ist die Stelle die am weitesten von jeder Küste entfernt ist und liegt ebenfalls auf dem antarktischen Hochplateau. Die Russen hatten dort lange die Полюс недоступности, transkribiert "Poljus-Nedostupnosti"-Station betrieben. Das ist einer der kältesten Punkte der Erde mit einer Jahres-Durchschnittstemperatur von −58,2°C. Aber das war anscheinend selbst denen zu kalt.

Bild
Leninbüste am "Pol der Unzugänglichkeit" 2007 - Die Überreste der russischen Forschungsstation sind mittlerweile unter dem Eis begraben

7. Tür zu! Es zieht!
Wind: Die Temperatur alleine macht gar nicht mal so übel zu schaffen. Fies wird es, wenn der Wind auffrischt. Sehr kalte Temperaturen bei Windstille sind deutlich einfacher zu ertragen als nicht ganz so kalte bei Sturm. Ecken, an denen es in der Antarktis wirklich windstill ist sind aber leider die große Ausnahme. Und aufgrund der praktisch nicht vorhandenen Vegetation gibt es wenig was den Wind abhält. Ein wenig Wind hat man somit fast immer. Je stärker der bläst um so mehr Probleme fängt man sich über kurz oder lang ein: Das schon damit an, dass (wie oben schon geschrieben) eventuell der Wind Anlanden bzw Rückkehr zum Schiff aufgrund des Seegangs verhindert. Auch Fortbewegung im Flieger fällt dann flach. Auch sorgt der Wind für eine erhöhte Konvektion, womit man sich deutlich leichter Erfrierungen exponierten Stellen (insbesondere Nase, Ohren, Fingerspitzen) einfängt und man, wenn unpassend gekleidet, erheblich schneller auskühlt. Die Windstärke ist stark wechselhaft und kann, wenn man Pech hat, auch durchaus Orkanstärken erreichen. Spätestens dann möchte man nicht mehr draußen sein.
Der Wind geht aber nicht nur eine unheilvolle Kombination mit der Temperatur ein, sondern auch mit dem Niederschlag:
ChinstrapPenguin.JPG
Kehlstreif-Pinguine bei Schneefall in der Nähe der Gerlache-Strait - November 2022

8. Das hier soll eine Wüste sein?
Niederschlag: Die Antarktis ist die größte Kältewüste unseres Planeten und, obwohl man von Eis und Schnee umgeben ist auch einer der trockensten Orte überhaupt. Regen fällt nur wenig und unmittelbar an den Küsten in den Sommermonaten. Aufgrund des Klimawandels wird das mittlerweile mehr, was insbesondere für die Pinguine, welche an den Küsten brüten und die auch im Sommer ihre Brutsaison haben ein gewaltiges Problem darstellt: Durchnässt der Regen nämlich die Pinguinküken mit ihrem Flaumfedern, so büßen die ihren Kälteschutz ein und drohen beim nächsten Kälteeinbruch zu erfrieren. Glücklicherweise ist aber immer noch das häufigste was von oben kommt kein Regen sondern Schnee. Und das kann ziemlich viel auf einen Schlag sein. Kommt dann noch der oben erwähnte Wind dazu, dann steht man plötzlich mitten im Blizzard. Im schlimmsten Fall kommt es zu dem Wetterphänomen, das am meisten gefürchtet ist, dem sogenannten "White-Out": Alles scheint gleichmäßig hell zu sein. Der Horizont verschwindet. Boden und Himmel gehen plötzlich nahtlos ineinander über. Auch Konturen oder Schatten sind nicht mehr erkennbar und man hat das Gefühl, sich in einem völlig leeren, unendlich ausgedehnten, grauen Raum zu befinden. Zugleich sinkt gleichzeitig die Sichtweite beträchtlich. Wie ich selbst erleben durfte, sieht man eventuell das eigene Zelt, das gerade einmal 1,5m entfernt steht nicht mehr. Man kann sich aufgrund des Heulen des Windes auch nicht mehr wirklich akustisch orientieren. Man ist vollkommen desorientiert und manche Personen bekommen dann auch Probleme mit dem Gleichgewicht. Die Warnung meiner Kollegen, als ich in einer solchen Situation mal das Zelt für ... ähm... den Drang der Natur verlassen musste, ich möge mich doch an den Sturmleinen des Zeltes anhalten, war definitiv nicht übertrieben. In so einer Situation ist auch das einzig Sinnvolle sich im Zelt zu verkriechen und abzuwarten bis der Spuk vorbei ist.
KerrPoint.JPG
Aufziehender Sturm bei der Pinguinkolonie bei Kerr Point - November 2022

9. Warum kocht das Wasser hier so schnell?
Höhe: Zwar nicht dem Wetter zuzurechnen, aber das ist ein Faktor, den man unbedingt im Auge haben sollte wenn man sich ins Inland begibt. Der siebte Kontinent ist schon von sich aus ziemlich bergig. Einen sehr großer Teil des Inlandes bildet das Polarplateau, welches einen Durchmesser von mehr als 1000km hat und zudem den Südpol beinhaltet. Der Weg auf dieses Hochplateau, das eine durchschnittliche Höhe von 3000m über Null hat führte im "goldenen Zeitalter" über das transantarktische Gebirge. Der erste der dieses Wahnsinnsunterfangen durchzog war Ernest Shakleton, der auf seiner Nimrod-Expedition versuchte den geographischen Südpol zu erreichen. Ein Aufstieg über dieses Gebirge aufs Hochplateau ist am ehesten über einen der Gletscher möglich. Den Gletscher den Shakleton entdeckt und zu diesem Zweck ausgewählt hat war der Beardmore-Gletscher (benannt nach einem seiner Geldgeber), weil dieser "von unten" irrtümlicherweise relativ harmlos aussieht. Scott wählte bei seinem Vorstoß zum Pol die selbe Route. Amundsen wagte den Aufstieg über den Axel-Heiberg-Gletscher (ebenfalls benannt nach einem Geldgeber, dieses Mal von Amundsen). Alle drei mussten aber Höhen von 4000-4500m über Null aushalten. Und beide Gletscher ziehen sich: Der Beardmore-Gletscher ca 160km, der Axel-Heiberg-Gletscher ca 50km. Höhenkrankheit ist da durchaus ein echtes Thema. Am Pol selbst (2836m über Null) ist das weniger ein Problem. Die höchste Erhebung des Polarplateaus ist bei ca 4800m. Bin ich froh, dass mich ein Flieger zum Pol befördert hat und ich nicht laufen musste.....
Schon auf dem Hochplateau merkt man die typischen Anzeichen größerer Höhe. Am deutlichsten ist, bis man sich akklimatisiert hat, dass man wesentlich schnell außer Puste gerät, leichte Kopfschmerzen hat und dass man schlecht bzw nicht erholsam schläft.

Bild
Polarplateau im Sommer

10. Das halbe Jahr hell, das halbe Jahr dunkel....
Licht: Der größte Teil der Antarktis liegt südlich des Polarkreises von 66° 33′ 55″, was im Sommer sehr lange Tage, zeitweise sogar Mitternachtssonne bedingt, im Winter lange Nächte und irgendwann dann die Polarnacht. Die langen Tage im Sommer haben den Vorteil, dass man mit seinen Tagesaktivitäten deutlich flexibler ist. Diverse unserer Aktivitäten haben wir oft auf chronologische Nachtzeit geschoben, damit unsere Marsch-/Fahrtrichtung nicht "der Sonne entgegen" war. Auch haben wir versucht den hellsten Sonnenschein zu vermeiden wenn wir auf dem Schelfeis waren. Mit Gletscherbrille sieht man zwar ausreichend gut, aber wenn man sich die Zeit ohnehin einigermaßen einteilen kann..... Gletscherbrille und Sonnencreme waren trotz des wechselhaften Wetters ständige Begleiter. Selbst bin ich nicht in den "Genuss" von Schneeblindheit gekommen, zwei leichte Fälle hatten wir aber im Team. Sich schälende Haut aufgrund von Gletscherbrand, weil die Sonneneinstrahlung unterschätzt wurde, war jedoch ein regelmäßiger, häufiger Anblick - Sogar bei unseren "Profis".
Die Polarnacht habe ich Jahre zuvor am anderen Ende der Welt erlebt. Sobald der Himmel bedeckt ist, dann ist es stockfinster, selbst wenn Schnee liegt.
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Ungelesener Beitrag von ChaoGirDja »

Madalena hat geschrieben: 01.01.2023 17:09Das macht direkt Spaß, Phileasson I noch mal zu spielen, mit einigen Änderungen. :ijw:
Soweit im Norden sind die eigentlich garnicht...
Dazu kommt, das man sich bei all dem auch Gedanken um die Spielbarkeit machen muss. Klar, wenn es eine Gruppe Spass macht, so realistisch zu Spielen, is das sicher nett. Für andere geht bereits WdE hier viel zu weit ^^;
Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten.
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Ungelesener Beitrag von Madalena »

ChaoGirDja hat geschrieben: 02.01.2023 18:31
Madalena hat geschrieben: 01.01.2023 17:09Das macht direkt Spaß, Phileasson I noch mal zu spielen, mit einigen Änderungen. :ijw:
Soweit im Norden sind die eigentlich garnicht...
Dazu kommt, das man sich bei all dem auch Gedanken um die Spielbarkeit machen muss. Klar, wenn es eine Gruppe Spass macht, so realistisch zu Spielen, is das sicher nett. Für andere geht bereits WdE hier viel zu weit ^^;
Ja, klar. Am Ende ist das Spiel ja immer ein Kompromiss. Aber wenn ich hier lese, kriege ich ansatzweise ein Gefühl oder besser gesagt eine Vorstellung wie das so sein muss. Und das ist immer eine gute Voraussetzung fürs Spielen finde ich (auch wenn die Vorstellung nicht notwendigerweise besonders korrekt sein muss). :)

@Alecto Wie ist das denn bei den tiefen Temperaturen, kommen da Kleidung/Zelt/Gebäude (falls ihr solche hattet) irgendwie ansatzweise gegen an? Hat man ja das Gefühl, auch nur halbwegs warm zu sein? Oder ist man quasi permanent am Frieren?
Jede kann maskierte Superheld*in sein. Ihr müsst gar nicht 24/7 bereit stehen oder euer Leben in die Waagschale werfen. Die Maske reicht schon!

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Ungelesener Beitrag von Faras Damion »

Vielen Dank für die Texte, Alecto. Sehr interessant und unterhaltsam. :cookie:

Ich habe vor ein paar Jahren mich im Rahmen von Aeternitas (Quanionsqueste) mit den Polar-Expeditionen beschäftigt. Für das Spiel habe ich nur wenige Aspekte verwendet, aber es war spannend zu lesen. Selbst dort gewesen zu sein, ist bestimmt eine umwerfende Erfahrung. :)

Magst Du noch etwas schreiben, wie beweglich und fingerfertig man in der (21.Jhd) Kleidung ist? Wie bekommt man die Wartezeit im Zelt am besten rum. Was hattet ihr als Essen dabei?

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Ungelesener Beitrag von Tiger »

Auch meinerseits herzlichen Dank für die Ausführungen. Die Darstellung Schwierigkeiten einer modernen Expedition zeigt für mich insbesondere, welche Aspekte man in DSA mithilfe von Magie oder Karma angehen sollte.
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Ungelesener Beitrag von Alecto »

Madalena hat geschrieben: 03.01.2023 07:33 Wie ist das denn bei den tiefen Temperaturen, kommen da Kleidung/Zelt/Gebäude (falls ihr solche hattet) irgendwie ansatzweise gegen an? Hat man ja das Gefühl, auch nur halbwegs warm zu sein? Oder ist man quasi permanent am Frieren?
Sofern man sich nicht versehentlich zu leicht angezogen hat, so fühlt man sich in der modernen Ausrüstung durchgehend recht angenehm warm. Natürlich war bei uns die nächste Schutzmöglichkeit (Schiff, Station, manchmal auch Zelt) nie weit entfernt. Wenn das Wetter zu garstig wurde, dann haben wir uns schnell verkrochen.
Faras Damion hat geschrieben: 03.01.2023 13:41 Magst Du noch etwas schreiben, wie beweglich und fingerfertig man in der (21.Jhd) Kleidung ist? Wie bekommt man die Wartezeit im Zelt am besten rum. Was hattet ihr als Essen dabei?
Kleidung ist mein nächstes großes Thema. Das Thema "Ernährung damals und heute" verdient aufgrund seiner Wichtigkeit auch eine ausführliche Besprechung - das liefere ich demnächst nach.
Die Warterei im Zelt bis das Wetter wieder besser wir ist in der Tat ziemlich öde. Unterhaltungselektronik wie das Schlaufohn schleppt man üblicherweise nicht mit. Die Lichtverhältnisse im Zelt sind auch nicht so toll. Man redet viel mit seinen Teamkollegen - Von meinem Team kenne ich mittlerweile ziemlich detailliiert die Lebens- und Familiengeschichte. Meist versucht man einfach ein wenig im Schlafsack vor sich hinzudösen. Abwechslung bietet dann, wenn man gemeinsam kocht - Sofern man das Aufgießen von gefriergetrockneter Expeditionsnahrung und Instant-Kakaopulver mit heißem Wasser als "Kochen" betiteln will.


11. Was soll ich nur anziehen?
Wie schon geschildert sind Temperatur und Wind zur Auswahl der Kleidung die bestimmenden Faktoren. Kleidung soll warm sein, aber gleichzeitig auch winddicht. Und sie soll Feuchtigkeit von außen abweisen. So weit klingt das jetzt erst mal nicht besonders schwierig, dennoch war die richtige Kleidung von Anbeginn an ein echtes Problem, das viele exotische Lösungsansätze hervorgebracht hat. Bedingt ist dies dadurch, dass man sich ja üblicherweise körperlich ganz ordentlich verausgabt und in seiner Kleidung schwitzt, was die Kleidung durchfeuchtet. Hat man die Möglichkeit die Klamotten abends auszuziehen und im Warmen zu trocknen, dann ist das kein Problem. Nächtigt man jedoch draußen bei ordentlichen Minusgraden im Zelt, dann ist das hochproblematisch - insbesondere wenn man dies über einen längeren Zeitraum hinweg macht. Die feuchte Kleidung wärmt nicht mehr, im schlimmsten Fall gefriert einem sogar der eigene Schweiß im Stoff. Das betrifft dummerweise auch in gleichem Maße die Schlafsäcke. Ist man also wochenlang im Zelt unterwegs steht man vor dem Problem, dass einem langsam aber sicher der Kälteschutz verloren geht. Apsley Cherry-Garrard beschreibt das in seiner "The Worst Journey in the World" sehr eindrucksvoll, wie ihm langsam aber sicher Kleidung und Schlafsack beginnen steifzugefrieren. Warm, winddicht, feuchtigkeitsresistent und gleichzeitig atmungsaktiv sollte die Kleidung also sein. Mit moderenen Materialien und Kunstfasern funktioniert das recht gut, insbesondere wenn man im "Zwiebelschalenmodell" verschiedene Materialien kombiniert. Am Anfang der Entwicklung sah das noch ganz anders aus.

Bild
Der dänische Polarforscher Peter Freuchen posiert mit seiner Frau

Kleidung aus Pelz zu verwenden waren natürlich eine naheliegende Idee. Materialien wie Wolfs- und Robbenfell für die äußern Lagen erwiesen sich im Bezug auf Verfügbarkeit, Wärme, Verarbeitbarkeit und Preis als gute Wahl. So wirklich atmungsaktiv war solche Kleidung anfangs jedoch nicht, was dann die oben geschilderten Probleme hervorrief. Im Bezug auf die Polarforschung zeigten insbesondere die Skandinavier, allen voran die Norweger, die Bereitschaft von den indigenen Völkern zu lernen. Amundsen beschreibt, wie er bei seiner Gjøa-Expedition (Durchquerung der Nordwestpassage) nach schlechter Vorerfahrung bei der Belgica-Expedition aktiv mit diversen Inuit-Sippen Kontakt aufnahm. Deren Kleidung hatte es ihm so angetan, dass er einigen Inuit tatsächlich die Klamotten vom Leib abkaufte (zusammen mit etwas unbequemem Ungeziefer als Dreingabe, wie sich bald darauf herausstellte) und selbst trug. Gelernt hat er dadurch vor allem, dass der besondere Schnitt, der einen gewissen Luftaustausch zulässt, das Feuchtigkeitsproblem minimiert. Das Wort für diesen besonderen Kleidungsschnitt hat sich bis heute gehalten: Anorak (ein Lehnwort aus dem Grönländischen). Gelernt hat er ebenfalls, dass diese Kleidung penibelst gepflegt und repariert werden muss. Die Klamotten, die er bei seiner Südpolreise anhatte werden heute noch im Fram-Museum in Oslo ausgestellt: Winzigste Schäden im Fell wurden sauber ausgeschnitten und durch dicht eingenähte Fellflicken ersetzt. Selbst optimiert hat er noch die Kleidung zum Darunterziehen, welche er von der klassischen norwegischen Seemannskleidung her adaptiert hat.

Bild
Roald Amundsen in seiner selbstgeschneiderten Polarkleidung bei Framheim, Antarktis 1911

Die Briten hatten mit den Techniken von indigenen Völkern nichts am Hut und sahen wenig Sinn darin sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Was sollte man von diesen "primitiven Wilden" schon lernen? Das wusste man besser! Sieht man sich die Kleidung an, die Scott und seine Leute auf der Discovery- und auf der Terra-Nova-Expedition anhatten an, so ist dies im wesentlichen angepasste, warme Seemannskleidung. Atmungsaktiv ist die praktisch nicht, womit die Briten auch bekleidungstechnisch etwas hinterherhinkten. Und leider erwies sich Scott im Gegensatz zu Shakleton auch in dieser Beziehung als kaum lernfähig.

Bild
Die "Polgruppe" von Robert-Falcon Scott am Südpol, 18. Januar 1912

Was sind nun die wichtigsten Kleidungstücke? Fangen wir unten an:
Den Stiefeln kommt eine gewaltige Bedeutung zu. Gerade die Zehen sind gewaltig von Erfrierungen bedroht. Gleichzeitig ist es natürlich schlecht wenn der eigene Schweiss die Zehen mazeriert. Die moderne Expeditionskleidung hat hierfür eigene "Doppelstiefel": Das sind mit Kunstfaser gefütterte, kniehohe Gummistiefel mit starkem Profil, welche durch eine Schnürung noch angepasst werden können, welche den "Außenstiefel" bilden. Der "Innenstiefel"besteht aus Filzwolle, ebenfalls mit eier Innenlage aus Kunstfaser. Das macht die Außenstiefel leicht zu trocknen, hält die Füße warm/trocken und sorgt dafür, dass man mit de Innenstiefeln auch in den Schlafsack kann. Darunter trägt man ein Paar klassische, warme Skistrümpfe.
Die traditionelle Varante bestand aus dicken Leder- (vor allem bei den Briten) oder Fellstiefeln. In diese wurde als Isolier- und Trockenschicht eine Lage besonderes Seegras eingebracht. Dann kamen typischerweise die Socken, bei den Skandinaviern aber eine Variante der oben beschriebenen Innenstiefel.
Am Körperstamm trägt man heutzutage im Zwiebelschalenmodell typischerweise lange Skiunterwäsche, Hose/Pullover und Fleece-Jacke, darüber kommt dann entweder Thermohose/Anorak oder der klassische Overall. Die Unterkleidung im "goldenen Zeitalter" war üblicherweise schwere Wollkleidung, wie sie vor allem in der Marine üblich war.
Bei den Handschuhen arbeitet man am besten auch mit einem Doppelsystem: Dünne Unterhandschuhe, damit man manuell nicht zu sehr eingeschränkt ist, wenn man mal etwas feineres manipulieren muss. Darüber kommen die dicken, stark gefütterten Überhandschuhe. Traditionell waren natürlich dicke Pelzhandschuhe.
Am Hals stopft man die "Kältelücke" am besten mit einem gefütterten Schlauchschal. Hinzu kommt eine hals/schulterbedeckende Skimaske. Warme Wollmütz auf den Kopf über die man dann noch die Kapuze stülpen und zuziehen kann. Ski-/Gletscherbrille runden Sonnen- und Windschutz ab.
Wollene Skimasken, Seemannshüte und traditionelle Schneebrillen fanden auch bei den frühen polaren Expeditionen Verwendung.
Bewegen kann man sich in dieser Kleidung ziemlich gut - die schränkt kaum ein. Auch die manuelle Geschicklichkeit leidet nur wenig. Bei Temperaturen bis zu -40°C friert man in diesen Klamotten nicht, auch wenn man sich nur wenig bewegt - Das ist tatsächlich schön mollig warm. Wenn man sich anstrengt (Schneeschaufeln, Schlittenziehen,...) dann fängt man da ordentlich an zu schwitzen.
Das ist natürlich die Maximalvariante, die man sich anzieht. In der Nähe der Stationen an der Küste konnte man sich natürlich auch etwas leichter kleiden.
OrneHarbour.JPG
Tafeleisberge bei Orne Harbour - November 2022
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Ungelesener Beitrag von Na'rat »

Tiger hat geschrieben: 03.01.2023 21:11 Die Darstellung Schwierigkeiten einer modernen Expedition zeigt für mich insbesondere, welche Aspekte man in DSA mithilfe von Magie oder Karma angehen sollte.
Ja, aber dafür sind diese meist nicht eignet, da entweder zu teuer (da Wirkungsdauer tw. nach Minuten oder auch nur Stunden bemessen, wenn es Tage und Wochen sein müssten) oder Panne in der Beschreibung (Gletscherlauf, bei dem man per Zauberbeschreibung die Schuhe ausziehen muss).

Daneben stellt sich natürlich ganz groß die Frage, warum tut man sich das eigentlich an? Gut bei Thorwaler und Horasiern vielleicht noch Nationalismus, dass man unbedingt für Horas und Königin Flagge zeigen muss. Aber beim Rest?

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Ungelesener Beitrag von Grumbrak »

Alecto hat geschrieben: 04.01.2023 18:01 11. Was soll ich nur anziehen?
Dieser ganze Absatz unterstreicht sehr deutlich, warum man in Aventurien auch "Kälteschutz" nicht mit zusätzlicher Rüstung kombinieren kann....

Danke für die genaue Berichterstattung.

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Ungelesener Beitrag von Tiger »

@Alecto Bist du eigentlich als Arzt zum Einsatz gekommen auf der Expeditionen - abgesehen vom Verteilen von anti-kotz-Pastlillen?
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Ungelesener Beitrag von Alecto »

@Tiger : Sehr viel medizinisch gefordert war ich in der Tat nicht. Neben der Speiberei während der Überfahrt über die Drake-Passage war das häufigste, was ich behandelt habe, leichte Erfrierungen und Gletscherbrand. Es gab zwei leichte Fälle von Schneeblindheit. Ansonsten habe ich ein paar verknackste Knöchel und eine Kopfplatzwunde behandelt. Zu einem Zeitpunkt hatte es aber durchaus den Anschein, dass ich mehr zu tun bekommen könnte. Wir haben den Notruf eines Kreuzfahrtschiffs aufgefangen, denen in der Nähe von Elephant Island ein Zodiac gekentert ist, was die Insassen ins Wasser befördert hat. Das hat zwei Todesopfer gefordert - Aber da kam jede Hilfe zu spät. Daran hätte ich auch nichts mehr ändern können.



12. Nun stehe ich am Strand - Und jetzt?
Heute möchte ich über das Thema "Fortbewegung an Land" intensiver schreiben. Selbiges verdient einen prominenten Platz, da das aus verschiedensten Gründen ziemlich heikel und ziemlich schwer zu lösen ist. Das fängt schon damit an, dass die Antarktis gewaltig groß ist: Der Kontinent ist mit fast 13,2 Millionen km² um etwa 2,7 Millionen km² größer als Europa. Die Distanzen, die man zurücklegen muss sind dementsprechend sehr groß. Die Strecke die Amundsen von der Bucht der Wale zum Pol und zurück zurücklegen musste betrug ca 2600km. Scott hatte es vom Kap Evans aus mit 2900km noch weiter. Das Problem mit den Höhenzügen/Bergen habe ich schon angesprochen: Einen sehr großen Teil nimmt das antarktische Hochplateau ein. Infrastruktur oder schiffbare Flüsse gibt es nicht wirklich. Temperaturen und Wetter machen Probleme..... Welche Transportmöglichkeiten kommen in Frage, sobald man mit dem Schiff nicht mehr weiterkommt?
Bei den traditionellen Methoden werden im Folgenden insbesondere die Namen Amundsen, Scott und Shakleton fallen. Das waren die ersten, die tatsächlich ernstzunehmende, tiefe Vorstöße ins Landesinnere machten.

AlmiranteBrown.JPG
Eselspinguine bei der Almirante Brown Station - Antarktis November 2022


13. Kann ich hier Vielfliegermeilen sammeln?
Heutzutage ein ganz wesentliches Transportmittel für die Stationen im Inland ist das Flugzeug. Es kann zwar unter Umständen mehrere Tage dauern bis das Wetter mitspielt, man muss auf Schneepisten starten/landen können, wirklich große Maschinen kann man nicht ins Spiel bringen,.... Es gibt auch einen "Point of noch Return", vorgegeben durch den Treibstoff, an dem man nicht mehr umkehren kann, sondern den Flug bis ans Ziel durchziehen muss. Dass das Wetter ganz extrem den Flugplan vorgibt, das musste ich selbst leider erleben. Das sorgte nämlich dafür, dass mein Aufenthalt am Pol außerordentlich kurz ausfiel, weil sich das Wetter verschlechterte. Wir hatten nur Zeit auf die Schnelle auszuladen, einmal schnell bei übler Wind-/Kälte-Mischung zum zeremoniellen Südpol zu rennen um dort mit dem Inhalt des Flachmanns eines Kollegen anzustossen (der dem Geschmack nach Teppichlösungsmittel enthielt) und schnell wieder abzufliegen. Meine Hoffnung, die Amundsen-Scott-Station intensiver ansehen zu können, blieb damit unerfüllt. Unterwegs waren wir in einer Lockheed C-130 Hercules.
Historisch kam der Versuch zum Nordpol zu fliegen relati früh ins Spiel. Bekannt wurde dabei besonders 1928 der Italiener Umberto Nobile mit seinem Luftschiff, mit dem er tatsächlich den Pol ereichte.
Aventurische Flugmöglichkeiten eignen sich nur extrem bedingt: Hexenbesen bzw fliegender Teppich setzen den Passagier gewaltig den Elementen aus - Das geht nur über sehr kurze Strecken, sonst fällt die Hexe steifgefroren vom Besen. Reiten auf flugfähigen Tieren bietet das selbe Problem für Mensch und Tier.


Bild
Das Luftschiff "Italia" von Umberto Nobile Mai 1928 in Svalbard


14. Dann geh ich halt zu Fuss!
Natürlich kann man seinen Schlitten auch selbst ziehen und zu Fuß gehen - Das bezeichnet man als "Manhauling". Bis zum heutigen Tag ist das immer noch hochaktuell wie ich schmerzvoll feststellen musste - Und das ist eine der übelsten, anstrengendsten und aufreibensten Arbeiten die man sich vorstellen kann. Das fängt damit an, dass man natürlich im Schnee ganz ordentlich einsinkt: Bis zu den Knien ist ohne Hilfsmittel die Regel, oft auch mehr. Schneeschuhe sind dabei eine gigantische Hilfe. Auch Skier helfen hier weiter. Manhauling auf Skiern erfordert aber sehr viel Übung. Problem Nr 2 ist, dass der Untergrund gewaltig uneben ist und ggf ordentliche Steigungen beinhaltet. Im schlimmsten Fall muss man mit dem Schlitten im Schlepptau über einen Gletscher nach oben. Dass Shakleton bzw Scott ihre Schlitten über fast 160km hinweg den Beardmore Gletscher hinaufgezogen haben habe ich oben ja schon einmal erwähnt. Aber auch Spalten (vor allem auf den Gletschern und auf dem Schelfeis), Nunataks und Sastrugi machen einem das Leben schwer. Den übelsten und wahrlich entscheidenden Faktor habe ich aber erst vor Ort life miterlebt: Schlitten und Skier gleiten in der Antarktis nicht vernünftig. Der Schnee, wie wir ihn beispielsweise aus den Alpen kennen ist relativ weich. In der Antarktis haben wir schon weitestgehend Schnee, der zu größeren Eiskristallen zusammengebacken ist. In den Alpen macht man sich zunutze, dass sich zwischen Schlittenkufen und Oberfläche, bzw unter den Skiern eine dünne Wasserschicht bildet, auf dem Kufe bzw Ski gleiten. Das funktioniert bei den antarktischen Temperaturen nicht mehr. Selbst bei modernen Beschichtungen friert einem das Wasser in Form von Eiskristallen den den Kufen bzw Skiern fest. Das macht das nochmals ungleich anstrengender: Man hat ständig das Gefühl, als würde man den Schlitten über eine Mischung aus Sand und Kies ziehen. Solange der Schlitten sich schon bewegt geht das einigermaßen. Das Übelste ist immer der Start bis der Schlitten rutscht. Und den Spaß hat man öfters, wenn einem der Schlitten mal steckenbleibt. Hinzu kommt, dass die Schlitten nicht gerade Leichtgewichte sind, was natürlich von der Ladung abhängt. Scott beschreibt in seinem Tagebuch, dass seine Schlitten meist ein Gewicht von 350kg hatten, manchmal auch mehr - Der Einzelschlitten wurde dabei von 3 bis zu 5 Leuten gezogen. Das übelste, was wir hinter uns hergezogen haben waren 120kg. In Kurz: Manhauling ist eine echte Knochenarbeit - Dem sind sich auch heute noch alle bewusst. Dennoch war das bei Scott und Shakleton deren Haupt-Transportmethode. Zum einen entsprach das einem gewissen Männlichkeitsideal der damaligen Zeit in der britischen Navy, zum anderen kamen die Briten aufgrund mangelnder Erfahrung mit den Alternativen, z.B. Schlittenhunden, nicht zurecht. Amundsen hingehen mied das Manhauling wie der Teufel das Weihwasser. Die Schlittengeschirre für die Männer wurden zwar auch bei den Norwegern für den Notfall mitgeführt, dienten aber, wie Amundsen selbst schreibt, im wesentlichen als Drohung an die eigene Mannschaft für das, was bevorsteht, wenn die Hunde versagen.


Bild
Schlittenteam auf der Terra-Nova-Expedition 1911


15. Wo ist hier die nächste Tankstelle?
Motorfahrzeuge wie Motorschlitten, Bulldozer, etc sind heutzutage in der Antarktis kaum wegzudenken - Und sie sind ein echter Segen. Bis die Technik aber so weit war, dass diese in den dortigen Witterungen auch zuverlässig funktionierten, bis dahin war es ein langer Weg. Scott hatte als erstes drei Motorschlitten auf seiner Terra-Nova-Expedition mit dabei. Das waren mäßig getestete Prototypen, die eher Ähnlichkeit mit einer Planierraupe hatten. Diese hatten dann auch alle keine lange Lebensdauer. Der erste brach bereits beim Entladen vom Schiff durchs Seeeis. Die anderen beiden wurden 1910 am Kap Evans betrieben. Beim Versuch diese dann 1911 zur eigentlichen Polreise mitzunehmen versagte die Technik bereits nach 80km - Die Motorschlittenbesatzung durfte daraufhin die Schlitten dann selbst ziehen. Die Motorschlitten wurden bereits als sie noch funktionierten von seinen Expeditionsmitgliedern sehr kritisch gesehen: Breits zu diesem Zeitpunkt waren viele der Meinung, dass das Geld besser in weitere Zugtiere investiert gewesen wäre.
Heutzutage ist das natürlich ganz anders.


Bild
Scotts Motorschlitten - Kap Evans 1911


16. Mein kleines Pony
Die Idee sibirische Ponys als Zugtiere mit in die Antarktis zu nehmen stammt von Shakleton auf seiner Nimrod-Expedition 1907. Diese sollten die Schlitten so weit es geht ins Inland ziehen. Dann würde man sie töten, das Pferdefleich dem eigenen Proviant hinzufügen und die Schlitten selbst weiterziehen. Selbst Shakleton rechnete also nicht damit dass seine Zugtiere bis zum Pol, dem er sich auf der Expedition bis auf 180km nähern konnte, durchhalten würden. Und das taten sie auch tatsächlich nicht. Shakleton lernte auf die harte Tour, warum diese als Zugtiere komplett ungeeignet waren. Das fing damit an, dass diese (trotz hastig improvisierter "Pferdeschneeschuhe") weit im Schnee einsanken. Die Ponys schwitzen, der Schweiß gefror und sie waren selbst am Tagesende nicht richtig trocken zu bekommen, was diese sehr stark schwächte und schnell krank machte. Die Ponys waren nicht vernünftig vor Wind und Wetter zu schützen. Und dummerweise benötigten die Ponys natürlich ihr eigenes, ziemlich voluminöses Futter. Shakletons Fazit: Ponys sind zur Reise im ewigen Eis denkbar ungeeignet.
Dummerweise war Scott, der den Expeditionsbericht seines (mittlerweile) Erzrivalen selbstverständlich gelesen hatte, nicht aus dessen Fehlern lernfähig und nahm seinerseits auch Ponys auf die Terra-Nova-Expedition 1911 mit. Das einzige, was Scott in Erinnerung geblieben war, war, dasss Shakleton beschrieben hatte, dass die weißen Ponys länger durchhielten als die schwarzen - Weswegen er auch nur weiße mitnahm, eingekauft von einem Menschen, der von Pferden keine Ahnung hatte. Der Einsatz der Ponys entwickelte sich dementsprechend auch zum gewaltigen Debakel. Die blieben auch bei Scott weit hinter den Erwartungen zurück.


Bild
Depotreise mit Ponys, Terra-Nova-Expedition 1910


17. Wuff!
Die Idee, Hundeschlitten einzusetzen, geht auch gewaltig weit zurück. Über Hundeschlitten und -gespanne könnte man sehr viel schreiben. Ich werde daher hier vieles grob vereinfachen.
Hunde haben in der Kälte ganz gewaltige Vorteile. Allerdings ist die Handhabung von Hunden gleichzeitig gewaltig schwer und autodidaktisch kaum zu erlernen. Scott hatte sowohl bei der Discovery-Expedition (1901), als auch bei der Terra-Nova-Expedition (1910) auch Hunde dabei - Und er kam mit diesen hinten und vorne nicht zurecht. Für Amundsen, der die Handhabung von Hundeschlitten in seiner norwegischen Heimat kennengelernt und auf seiner Gjøa-Expedition intensiv trainiert hatte war das die Haupttransportmethode schlechthin. Der schleppte auch zwei der besten Hundeschlittenführer, derer er habehaft werden konnte auf seiner Südpolreise mit.
Infrage kamen einerseits Grönlandhunde, andererseits sibirische Huskies. Beide haben ihre Vor- und Nachteile. Gemein haben beide, dass sie im Schnee auch bei gewaltigen Minustemperaturen kaum Schutz benötigen - Die graben sich im Schnee ein. Hunde sinken bei weitem nicht so sehr im Schnee ein wie Ponys. Auch sind Hunde im Eis wesentlich einfacher zu ernähren als Ponys. In Küstennähe kann man noch Robben und Pinguine an diese verfüttern. Die tierische Nahrung für die Hunde die man auf den Schlitten mitführen muss ist deutlich leichter, weniger sperrig und energiereicher als das Trockenfutter für die Ponys. Amundsen hatte hierfür eine eigene Mischung an Hundekuchen kreiert.
Scott machte auf der Discovery-Expedition den Fehler, seine Hunde mit Stockfisch füttern zu wollen, was diesen nicht wiklich gut bekommen ist, was unter anderem der Grund war dass diese bald ausfielen. Geblieben ist dadurch bei ihm ein tiefes Misstrauen gegen Hundegespanne, wohl auch weil er mit diesen selbst nicht wirklich umgehen konnte.
Anders war das bei Amundsen: Der hatte gezielt und lange mit Grönlandhunden trainiert und kam mit diesen bestens zurecht. Seine Wahl fiel auch deshalb auf Grönlandhunde, da diese noch zwei für ihn äußerst praktische Eigenschaften mitbrachten: Einerseits haben diese keine Probleme damit ihre eigenen Exkremente zu fressen, was Hundefutter spart. Andererseits haben diese auch überhaupt keinerlei Probleme mit Kannibalismus. Und genau letzeres nutze er für seine Polfahrt aus. Nach dem Auftieg über den Axel-Heiberg-Gletscher aufs polare Plateau tötete er einen guten Teil seiner Schlittenhunde und verfütterte diese teils an den Rest, teils legte er sie als Fleischdepot für die Rückreise in einem Depot an. Und dieser Plan ging auch perfekt auf: Seine Hundeschlitten beförderten ihn die volle Strecke bis zum Pol und zurück.
Was ist der große Nachteil von Hundeschlitten: Hundschlittenfahren ist gewaltig aufwendig und schwer zu erlernen. Dafür braucht man sehr viel Zeit, Geduld und Ausdauer. Amundsen hat jahrelang dafür trainiert und hatte als echte "Profis" zusätzlich noch Helmer Hanssen und Sverre Hassel dabei.

Bild
Roald Amundsen mit einem Hundegespann aus Grönlandhunden

18. Phileassons Eissegler
Mit der Phileasson-Saga kamen bei DSA Eissegler mit ins Spiel - Im folgenden dann auch als eigenes Talent. Im entsprechenden Abenteuer ist das auch die hauptsächliche Transportmethode. Inspiriert war das wahrscheinlich von einem ikonischen Foto von Scotts Leuten auf der Terra-Nova-Expedition: Die hatten auf einem Schlitten ein Segel aufgespannt um sich selbst das Schlittenziehen (Nein die saßen nicht selbst drauf) zu erleichtern. Das Problem der Eissegler könnte man am ehesten mit dem Donald-Trump-Meme "Sounds good, doesn't work" umschreiben. Obwohl die Antarktis ein ziemlich windiger Ort ist ist das weit davon entfernt in irgendeiner Form zu funktionieren. Dazu sind die Schlitten einfach zu schwer und gleiten nicht vernünftig (die Gründe habe ich oben aufgeführt). Ein Eissegler bringt einen im Winter in Nordeuropa auf einem zugefrorenen See oder Fluss voran, in polaren Regionen ist der vollkommen nutzlos. Die bleiben am nächsten Sastrugi hängen.

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Das war jetzt ein ziemlich ausführliches Thema. Das nächste mal geht's ums Essen
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Ungelesener Beitrag von Regenbogen »

https://de.wiki-aventurica.de/wiki/Eiswolf

In diesem Roman wird eine Expedition zum aventurischen Nordpol thematisiert.

Faras Damion
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Ungelesener Beitrag von Faras Damion »

Das Verfüttern von Schlittenhunden habe ich in Aeternitas verwendet. :lol: Und sie mussten vorher 3 Ingame-Winter für die Reise trainieren. Die Heldinnen nicht die Spielerinnen. 8-)

Bin gespannt auf den nächsten Abschnitt.
Na'rat hat geschrieben: 04.01.2023 18:58 Daneben stellt sich natürlich ganz groß die Frage, warum tut man sich das eigentlich an? Gut bei Thorwaler und Horasiern vielleicht noch Nationalismus, dass man unbedingt für Horas und Königin Flagge zeigen muss. Aber beim Rest?
Ich habe bisher drei Abenteuer da oben gemeistert oder gespielt.
Himmelsturm (Phileassonsaga)
Spoiler
Traviaqueste um namenloses Wirken aufzudecken
Aeternitas (Quanionsqueste)
Spoiler
Praiosqueste um namenloses Wirken zu stoppen
Schwingen aus Schnee
Spoiler
Ifirnqueste um namenloses Wirken zu stoppen
Ich erkenne ein Muster. :grübeln: :ijw:

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Ungelesener Beitrag von Alecto »

Heute möchte ich auf die kulinarischen Probleme zu sprechen kommen


19. Ein kühles Blondes wäre jetzt fein!
Wie schon erwähnt ist die Antarktis die größte Kältewüste unseres Planeten. Und die Gefahr dort zu verdursten ist sehr real, auch wenn "Erfrieren" und Unfälle die Hitliste bei der Todesstatistik anführen. Ohne Wasser hält man nicht lange durch. Heutzutage hat man an Bord von Schiffen üblicherweise eine Entsalzungsanlage für Meerwasser. So das Schiff Energie hat gibt es auch etwas zu trinken - Und das Wasser das aus so einer Entsalzungsanlage kommt ist qualitativ und geschmacklich sogar ziemlich gut. Wer schon einmal eine Kreuzfahrt gemacht hat kennt das wahrscheinlich. Wir sind an Bord aufgrund der Kapazität unserer Anlage zwar zum Wassersparen angehalten worden, dursten musste aber definitiv niemand. In der Zeit vor solcher Technik musste das Trinkwasser auf dem Schiff mitgeführt werden. Die Probleme dieser Zeiten mit fauligem, brackigem oder kontaminierten Trinkwasser sind ja bekannt, genau wie die Versuche diese Probleme mit Alkoholika abzufedern. In polaren Regionen kommt dann noch das Problem hinzu, dass die Wasserspeicher natürlich gefrieren können und dann in der Bordküche aufgetaut werden müssen, wenn man sich nicht zum Zweck der Trinkwassergewinnung am nächsten Eisberg vergreift.
An Land, insbesondere wenn man sich weiter ins Inland begibt, gibt es nur eine Möglichkeit an Wasser zu kommen: Man schmilzt Schnee oder Eis. Alleine mit der Körperwärme ist das nicht in ausreichendem Maße zu schaffen. Wenn man Durst hat, dann kann man zwar eine Handvoll Schnee in den Mund nehmen um diesen anzufeuchten, größere Mengen Wasser, die auch den Durst stillen bekommt man so nicht zustande. So etwas macht man zwar hin und wieder selbst, wenn man seine Thermosflasche nicht unter den Schutzschichten des eigenen Overalls hervorkramen will, aber man merkt sehr schnell, dass das sehr wenig Flüssigkeit produziert und zudem den Körper ziemlich unangenehm auskühlt. Lang- und mittelfristig funktioniert nur eines: Man muss mit dem Kocher Schnee schmelzen. Gesundheitlich ist das völlig unbedenklich, sofern man nicht den rot-braunen Schnee aus der Mitte einer Pinguinkolonie verwendet. All die Antarktisstationen versorgen sich auch auf diese Art und Weise: Da wird der Schnee mit einem Bulldozer in den Schmelztank geschippt und innerhalb der Station geschmolzen. Geschmacklich und qualitativ ist das IMHO auch ein sehr gutes Wasser. Ist man unterwegs, dann schleppt man die klassischen Primuskocher mit. Damals wie heute hat man dementsprechend sehr viele Behälter mit Brennstoff auf seinem Schlitten, aber fast keine Wasserbehälter. Der Brennstoffvorrat bestimmt demnach ob und wieviel man zum Trinken bekommt. Und genau so war es auch bei den ersten Expeditionen ins antarktische Inland. Aktuell war bei den meisten Polarforschern des "goldenen Zeitalters" tatsächlich der Kocher der Traditionsmarke "Primus", welcher üblicherweise mit Petroleum befeuert wurde. Wie die Mannschaft von Robert Falcon Scott auf ihrer Südpolreise auf die harte Tour lernen musste hat Petroleum aber ein Problem, dass nicht ganz offensichtlich ist: Scott und seine Leute hatten Depots auf ihrer Depotreise im Vorjahr angelegt. Zudem ließen sie auf der Polreise selbst nach Passieren ihres letzten "1-ton-Depot" in regelmäßigen Abständen Brennstoff und Proviant in Depots zurück. Verwendet wurden fürs Petroleum Kanister mit einem Leder-Kork-Stöpsel. Und trotz der vorherrschenden Temperaturen und dieser Abdichtung verloren die Kanister Petroleum durch "ausdampfen" - Und das gar nicht mal so wenig. Dementsprechend hatten Scotts Leute bei ihrer jeweiligen Rückreise zum Kap Evans nicht nur damit zu kämpfen, dass die Vorräte eigentlich zu knapp kalkuliert waren, sondern dass ein guter Teil des überlebenswichtigen Brennstoffes verloren gegangen war. Auch dies war einer der vielen Faktoren, warum die Polfahrt für Scott selbst und seine Polgruppe tödlich endete. Amundsen hingegen war das Problem bekannt und voll bewußt - Der ließ seine Brennstoffkanister luftdicht zulöten.
Heutzutage trinkt man auf den Stationen und an Bord der Schiffe natürlich nicht nur Wasser. Auch unser Schiff hatte eine eigene, sogar relativ gut sortierte Bordbar. Den Schlüssel zu dieser bekommt klassischerweise der Schiffsarzt. So war das auch bei uns. Lucky me!


Bild
Gemeinsames Essen auf der Terra-Nova-Expedition, wahrscheinlich 1911


20. Halali und Petri Heil!
Kann man sich in polaren Regionen von der Jagd und vom Fischen ernähren? Ja, sehr gut sogar, aber das funktioniert nur in Küstennähe. Alles was sich an Tieren in diesen Gegenden herumtreibt ernährt sich nämlich mehr oder minder direkt aus dem Meer. Bereits ein paar Kilometer im Inland findet sich demnach kein tierisches oder pflanzliches Leben mehr. Auf die Antarktis bezogen sind die wichtigsten Tiere, die man jagen und essen könnte, Robben, Wale und Pinguine. Zudem kann man sich natürlich auch noch etwas fischen. Robben und Pinguine zu jagen wäre in diesen Regionen lächerlich einfach (ist aber im Antarktisvertrag untersagt). Diese haben praktisch keine Erfahrung mit Menschen und sind es zudem gewohnt, dass es keine Raubtiere gibt die ihnen an Land nach dem Leben trachten - Im Wasser ist das anders. Dementsprechend kennen die an Land praktisch keine Scheu. Bei den Pinguinen kommt noch hinzu, dass diese gerne sehr neugierig sind und obendrein nicht allzu helle. Ich hätte zahlreiche Gelegenheiten gehabt einfach mit bloßen Händen einen Pinguin zu packen und mitzunehmen, was ich aber selbstredend nicht gemacht habe. Dieses Jahr mussten wir im Umgang mit den Wildtieren ohnehin noch sorgsamer und vorsichtiger sein als sonst, wegen der aktuell auf der Südhalbkugel grassierenden Vogelgrippe.
Die Polarexpeditionen des "goldenen Zeitalters" haben ganz massiv auf die Jagd gesetzt und mit Robben- und Pinguinfleisch ihren Speiseplan ergänzt. Auch die Hunde wurden typischerweise, außerhalb der eigentlichen Expeditionsfahrten, mit gejagtem Wild ernährt um Hundekuchen zu sparen. Wale und Robben wurden aber nicht nur zur Nahrungsergänzung gejagt, sondern auch wegen des "Blubber". Das ist die ausgeprägte Fettschicht dieser Tiere, womit sie sich gegen die Kälte isolieren. Aus diesem ist es sehr leicht Tran zu gewinnen, der seinerseits einen sehr guten Brennstoff darstellt (wenn man mal von der Rußentwicklung absieht). Dementsprechend war es nicht unüblich z.T mit sogenannten Blubberöfen zu heizen zwecks Wärme und Wassergewinnung (s.o.). Ein Teil der Terra-Nova-Expedition (die sog. "Nordgruppe") unter Victor Campbell geriet auf Inexpressible Island in Schwierigkeiten und waren gezwungen in einer Schneehöhle dort zu überwintern. Selbige konnten dies tatsächlich durch Fischen und Jagd überleben, auch wenn es ganz massive Probleme gab.
Leopardenrobbe.JPG
Leopardenrobbe im Weddellmeer - Dezember 2022

21. "Was ist denn das für eine Pampe?" - "Man nennt es Hoosh!"
Bereits wenige Kilometer im Inland ist die Jagd keine Option mehr. Dort kann man nur noch verspeisen, was man selbst mitgebracht hat. Heutzutage kann man aus einer großen Auswahl verschiedener Expeditionsnahrung schöpfen. Eine beliebte Variante sind dabei die gefriergetrockneten Eintopfgerichte. Unsere waren (ohne hier Werbung machen zu wollen) von der Marke Travellunch. Üblicherweise ist das eine Mischung aus gefriergetrocknetem Gemüse, Fleisch, Reis/Nudeln/Instantkartoffelbrei, die man einfach mit heißem Wasser aufgießen muss und die man dann nach ein paar Minuten verspeisen kann. Die machen satt, die machen warm, die geben Energie .... Geschmacklich sind die natürlich keine Haute Cuisine, aber ich fand sie ganz schmackhaft. Ergänzt haben wir das meist mit ein paar Expeditionsriegeln: Das sind im wesentlichen sehr kompakte, energiereiche Müsliriegel, meist mit Beeren, Schokolade, Erdnussbutter, o.Ä. geschmacklich etwas aufgepeppt. Die stecken auch die Kälte recht gut weg. Nicht mehr essbar werden sie erst, wenn sie tatsächlich steifgefroren sind. Dennoch hat es sich bewährt ein paar von den Riegeln in die Innentaschen des Overalls zu packen - das macht das Essen dann doch bedeutend einfacher. Ebenfalls im Gepäck hatten wir die typischen Hartkekse a.k.a. "Panzerplatten", welche aber nicht so besonders beliebt waren. Grundsätzlich dabei hatten wir natürlich auch noch Instant-Kakaopulver, Instant-Teepulver und Instant-Kaffe. Für den Notfall hätten wir auch noch Überlebensrationen (a.k.a C-Rations) dabei gehabt. Das sind Kohlenhydratkomprimatriegel, welche von der Konsistenz und Farbe her an Brühwürfel erinnern. Die sind sehr nahrhaft, aber in dieser Beziehung möchte ich einen großen australischen Philosophen zitieren: "Man kann davon leben, aber es schmeckt beschi**en!". An Bord unseres Schiffes, bzw auf den Antarktisstationen wurde selbstredend ganz normal gekocht. Frisches Obst/Gemüse war da verständlicherweise ziemlich unterrepräsentiert, aber es war reichlich und es hat dort sehr gut geschmeckt.
Wie sah das im "goldenen Zeitalter" aus? Am Kap Evans, Hut-Point oder in Framheim, sowie auf den Schiffen wurde natürlich auch normal gekocht. Die Nahrungsmittel entsprachen in etwa dem was auch in der Seefahrt üblich war, manchmal noch ergänzt durch gejagte Robben/Pinguine. Insbesondere Amundsen bestand darauf auch regelmäßig frisches Robbenfleisch auf den Tisch zu bringen (auf die Gründe gehe ich weiter unten noch ein). Für die Reisen ins Inland mussten man aber kreativ werden. Das Essen hierfür sollte haltbar, leicht, energiereich und sättigend zugleich sein. Zu den mitgeführten Nahrungsmitteln gehörte daher: 1.Pemmikan: Das ist Trockenfleisch mit Fett und ein paar Beeren. 2.Schiffszwieback: Das waren schon damals fast die gleichen wie die heute verwendeten Hartkekse, nur mit mehr Gluten 3. Butter 4. Haferflocken, Erbsenmehl, Zucker, Rosinen, Kakao, Tee. Wie so ein Essen dann aussah, wurde vor allem von Shakleton, Cherry-Garrard und Scott intensiv beschrieben. Gekocht wurde daraus sog. "Hoosh". Man schmolz Schnee und kochte im heißen Wasser den Pemmikan zusammen mit dem Schiffszwieback auf, rundete die Konsistenz mit Haferflocken oder Erbsenmehl ab und gab noch für den Geschmack Rosinen hinzu. Hatte man noch Robben-, Pony- (Scott und Shakleton) oder Hundefleisch (Amundsen) zur Verfügung, dann wanderte das auch mit hinein. Laut diesen Menschen schmeckt das Zeug auch genau so wie es klingt. Und wenn man das über Monate hinweg serviert bekommt, dann freut man sich definitiv nicht mehr wegen dem Geschmack aufs Essen. Die von Amundsen zusätzlich mitgeführte Schokolade und der mit Zucker gesüßte Kakao waren da schon deutlich beliebter, für die Zähne aber auch damals schon schlecht. Amundsen beschreibt in seinen Tagebüchern, wie er bei der Rückkehr vom Pol nach Abstieg über den Axel-Heiberg-Gletscher einem seiner Mitstreiter (Olav Bjaaland) deshalb mitten auf dem Schelfeis einen Zahn ziehen musste.


Bild
Tagesration für eine Person entsprechend Scotts Planung auf der Polreise der Terra-Nova-Expedition


22. Energie!
Heutzutage ist ja recht genau bekannt wie der menschliche Energiebedarf in Ruhe, bzw bei Belastung aussieht. Daran kann man berechnen wieviel man von welcher Nahrung täglich zu sich nehmen muss um nicht unfreiwillig Gewicht zu verlieren. In polaren Regionen möchte man so etwas tunlichst vermeiden, da auf diese Weise Körperfett und Muskulatur verloren gehen. Das eigene Körperfett leistet einen wesentlichen Beitrag zum Wärmeerhalt des Körpers in Form einer zusätzlichen "Isolierschicht". Die Muskulatur kann auch über Muskelzittern zum Wärmeerhalt beitragen und wird selbstredend für sämtliche Aktivität benötigt. Der Grundumsatz an Energie, die ein Mensch benötigt, hängt ab von Alter, Geschlecht, Gewicht und Körpergröße. Selbiger läßt sich mit ein paar einfachen Formeln ausrechnen. Dazu kommt der Energiebetrag, den man durch körperliche Aktivität verbrennt (dafür gibt es Tabellen zum Nachschlagen). In der Kälte kommt dann noch zusätzlich ein Posten an Energie dazu, der alleine dem Wärmeerhalt geschuldet ist. Nimmt man den typischen 75kg-Beispiel-Mann aus den Medizinlehrbüchern, kommt dieser bei mittlerer Aktivität auf einen Tagesumsatz von ca 2600kcal pro Tag in normaler Umgebungstemperatur. Natürlich hat bei uns niemand Kalorien gezählt, aber man hätte bei unserem Aktivitätniveau und bei unseren Temperaturen ca 3000kcal pro Tag angepeilt.
Die Aktivität im "goldenen Zeitalter" ging weit über die unsere hinaus. Amundsens Gruppe, die mit Hundeschlitten unterwegs war, würde man mit 4000-4500kcal pro Tag veranschlagen. Wie man heute weiß hat Amundsen dieses Ziel mit seiner Schätzung des Nahrungsbedarfs auch ziemlich gut getroffen. Bei Scott sah das anders aus. Bei "Manhauling" als Haupt-Transportmethode kann man von mindestens 6000kcal pro Tag ausgehen. Die Zahlen stammen nicht von mir. Da haben sich tatsächlich Leute hingesetzt und das anhand der Aufzeichnungen der beiden mal durchgerechnet. Dass die Ernährung nicht dem Aktivitätsniveau angepasst war, das war eine weitere Fehleinschätzung Scotts - Der lag mit ca 4000kcal/Tag deutlich zu niedrig. So etwas rächt sich nicht sofort, dafür aber um so mehr auf lange Sicht.
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Pinguinkolonie bei Port Lockroy - November 2022

23. Die Sache mit dem Vitamin C....
Auch noch zu Zeiten von Scott und Amundsen war Skorbut ein Faktor, der in der Seefahrt und insbesondere auch bei polaren Expeditionen ein gewaltiges Problem darstellte. Die genauen pathophysiologischen Zusammenhänge waren zu dieser Zeit noch unklar - Der Begriff "Vitamin" tauchte erstmalig 1912 in der Wissenschaft auf - Da war Amundsen schon vom Pol zurück und Scott tot. Klar war nur dass es sich um eine Ernährungsproblematik handelt. Vitamin C, dessen Mangel die Ursache für Skorbut darstellt, wurde erst 1921 in einem Stoffgemisch unter diesem Namen als "heilendes Agens" von Skorbut beschrieben und erst 1927 als Reinsubstanz isoliert. Schaut man sich die oben beschriebene Expeditionsnahrung an, dann ist da vieles drin, aber kaum Vitamin C.
Schlechte Erfahrung mit Skorbut hatten sowohl Scott als auch Amundsen bereits im Vorfeld zu ihrem Rennen zum Südpol gesammelt: Amundsen in recht extremer Form auf der Belgica-Expedition, Scott durch die Erkrankung Shakletons auf der Discovery-Expedition. Wirklich Konsequenzen daraus gezogen hat aber nur Amundsen. Selbiger hatte festgestellt, dass frisches Robbenfleisch eine gute Prophylaxe gegen Skorbut darstellte und hat seine Mannschaft, bisweilen ziemlich zu deren Missfallen, regelmäßig und engmaschig zu dessen Konsum genötigt. Er hatte dann auch tatsächlich auf seiner Polfahrt zumindest damit keine Probleme. Bei Scott sah das deutlich anders aus. Der beschreibt bei seinem ersten Gefährten der verstarb, Edgar Evans, wie eine Schnittwunde an dessen Hand nicht heilen wollte. Auch beim zweiten Gefährten, den er verloren hat, Lawrence Oates, beschreibt er in seinen Tagebüchern, wie eine alte Kriegsverletzung am Oberschenkel wieder aufbricht. Weniger deutlich kann man auch bei diversen anderen Mannschaftsmitgliedern auf eine Skorbuterkrankung Hinweise finden.
Mittlerweile ist die Ernährungsmedizin deutlich weiter. Moderne Expeditionsnahrung liefert mehr als genug Vitamin C, sowie auch die anderen Vitamine und Spurenelemente in ausreichender Menge.
GerlacheStrait.JPG
Gerlache Strait - November 2022
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Alecto
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Ins ewige Eis - Abenteuer in polaren Regionen

Ungelesener Beitrag von Alecto »

Abschließende Worte: Klimaschutz und der Ruf des Eises
So lebensfeindlich und bizarr die polaren Regionen auch sind, so schön und faszinierend sind diese gleichzeitig. Auch die sehr spezielle Fauna weiß sehr zu begeistern - Die Flora ist zugegebenermaßen außerhalb des Meeres nicht wirklich nennenswert vertreten. Aber nicht nur wegen der Schönheit sollte man sich maximal bemühen diese Orte so weit es uns möglich ist zu erhalten - Die Polkappen zusammen mit dem Grönland-Inlandseis sin nun einmal das größte Süßwasserreservoir der Erde. Was passieren wird, wenn diese abtauen, das war häufig und intensiv Thema mit den verschiedensten Leuten, die ich vor Ort getroffen habe, insbesondere beim wissenschaftlichen Personal. Deren Prognosen, was genau passieren würde, waren zwar nicht zu 100% deckungsgleich, insbesondere weil davon auszugehen ist, dass dann auch noch diverse, schwer vorhersagbare Nebeneffekte eintreten, aber einig waren sie sich im entscheidenden Punkt: Das gäbe eine gewaltige Katastrophe mit übelsten Folgen, die jeder Mensch auf diesem Planeten dann ausbaden dürfte.
Ich persönlich bin sehr froh, diese Expedition mitgemacht zu haben. Diese hat mich und meine Sicht auf die Welt nochmals ordentlich geprägt - Ich hoffe im Positiven. Zudem kann ich mittlerweile bestens nachvollziehen, warum es all die Polarforscher (damals wie heute) immer und immer wieder in diese lebensfeindliche Gegenden zieht. Der vielbeschworene "Ruf des Eises" ist durchaus real, auch wenn bewusst ist, dass das in vielen Fällen ein böses Ende genommen hat: Robert Falcon Scott ist verhungert und erfroren, Roald Amundsen bei einer Rettungsmission in der Arktis verschollen, Shakleton starb auf seiner letzten Expedition an einem Herzinfarkt,.... Auch ich bin dagegen anscheinend nicht wirklich immun. Sollte sich mir nochmals die Gelegenheit zu so einer Reise bieten, dann werde ich wahrscheinlich zusagen.

AlmiranteBrown.JPG
Almirante Brown Station - Antarktis November 2022

Damit wäre ich mit meinen Ausführungen erst einmal durch. Ich Danke für die Aufmerksamkeit! Auf etwaige Fragen gehe ich aber natürlich gerne im Folgenden noch ein.




Achja, das hätte ich beinahe vergessen : Der wichtigste Fakt noch zum Schluss
Pinguine können bis zu 1,5m weit kacken. Und denen ist es auch vollkommen egal ob da jemand, egal ob Artgenosse oder nicht, im Weg steht. Im Eigeninteresse sollte man an einem Pinguin, der offensichtlich unter Druck steht, also grundsätzlich VORNE vorbeigehen.
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chizuranjida
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Ungelesener Beitrag von chizuranjida »

Toller Thread, wirklich. Es ist klasse, solche Details von jemandem zu erfahren, der das aus eigener Anschauung kennt.

Zum Thema "Manhauling" fällt mir noch ein: Sind nicht Reinhold Messner und Arved Fuchs zu Fuß mit Schlitten durch die Antarktis? Ich habe das, glaube ich, sogar in meiner Runde in der Phileasson-Kampage auf dem Eis vor Yetiland als Zufallsbegegnung verwurstet. Perainhold Menzheimer und Arved der Fuchs, zwei Firungeweihte auf der Reise.

Ein paar deiner Ausführungen zur Kleidung erinnern mich an einen Film, den ich zum Thema auch empfehlen möchte: Atanarjuat - The Fast Runner.
https://www.youtube.com/watch?v=Z9mrR0hu-Eo
Als ich den gesehen habe ist mir u.a. aufgefallen, wie eine Frau ihrem Mann, als der nach Hause kommt, sofort den Anorak abnimmt und den auf der Sonnenseite des Zelts zum Trocknen auslegt. Das sind so Details, auf die man im Sessel in Mitteleuropa nicht kommt.
Irgendwo habe ich auch mal aufgeschnappt, dass die Alaskaner oder Grönländer ein spezielles Möbelstück hatten, das nur dazu da war, die Grassocken zu trocknen, die man in den Stiefeln trug. Im Wesentlichen ein Gestell über einer Tran-Lampe. Aber ganz wichtig und muss sein.

Eins noch zu Eisseglern: aventurische Eissegler funktionieren wahrscheinlich mit elfischem Zauberlied und die können das einfach. Auch wenn weder Naturgesetze noch Magieregeln es hergeben. Ist Fantasy.
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Ungelesener Beitrag von Alecto »

chizuranjida hat geschrieben: 22.01.2023 19:12 Zum Thema "Manhauling" fällt mir noch ein: Sind nicht Reinhold Messner und Arved Fuchs zu Fuß mit Schlitten durch die Antarktis? Ich habe das, glaube ich, sogar in meiner Runde in der Phileasson-Kampage auf dem Eis vor Yetiland als Zufallsbegegnung verwurstet. Perainhold Menzheimer und Arved der Fuchs, zwei Firungeweihte auf der Reise.
JA, die beiden haben die Antarktis einmal gemeinsam zu Fuß durchquert. Das Buch mit dem Titel "Antarktis: Himmel und Hölle zugleich" von Reinhold Messner kann ich auch sehr empfehlen - Es liest sich spannend, fängt die Gegebenheiten vor Ort sehr gut ein und Messner ist allgemein ein guter Erzähler. Es ist jetzt zwar schon gut 30 Jahre her (IIRC war das 1990) dass die beiden unterwegs waren, aber der größte Unterschied zu heute ist die Elektronik, die einem das Leben leichter macht: GPS in der Antarktis war damals noch kein echtes Thema. Arved Fuchs war hat die beiden mit Hilfe eines Sextanten ans Ziel gelotst. Noch erstaunlicher ist, dass sich diese beiden grundverschiedenen Charaktere nicht irgendwann auf dem Marsch gegenseitig die Skistöcke um die Ohren gehauen haben.
chizuranjida hat geschrieben: 22.01.2023 19:12 Atanarjuat - The Fast Runner.
Den kannte ich jetzt noch nicht - Den muss ich mir mal intensiver ansehen.
Die traditionellen Techniken der Inuit sind ohnehin hoch spannend. Besonders genossen habe ich die Ausstellung dazu im "Nunatta Katersugaasivia Allagaateqarfialu" (ich hoffe ich habe das richtig geschrieben), also dem grönländischen Nationalmuseum, die diesem Thema natürlich sehr viel Raum einräumt. Und man hat ja gesehen in welch großem Maße z.B. Amundsen von diesen traditionellen Techniken profitiert hat.
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Ungelesener Beitrag von Vasall »

Ein toller Bericht, der mich sehr fesselt.
Vielen Dank, Alecto!

Und auch wenn's verlockend ist, nicht im Zelt mit dem Gaskocher heizen, gell 8-)

Die Serie "The Terror", die sich grob an die Franklin-Expedition zur Nordwestpassage anlehnt, thematisiert einige der Aspekte die Du beschreibst und mischt sie mit Fantasyelementen.
Darunter z.B. auch die zusätzliche Belastung der Polarnacht.

Ist natürlich kein authentischer Bericht, aber transportiert Stimmung und ist vielleicht auch interessant zu sehen.

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chizuranjida
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Ungelesener Beitrag von chizuranjida »

Alecto hat geschrieben: 24.01.2023 18:05 Das Buch mit dem Titel "Antarktis: Himmel und Hölle zugleich" von Reinhold Messner kann ich auch sehr empfehlen
Ist vorgemerkt, danke.
(Schon hübsch, wie er ganz alleine vorn auf dem Buch prangt und nur sein Name draufsteht. Gesundes Selbstbewusstsein.)

Ich habe noch ein Buch über das Überleben in der Arktis in der Warteschleife zum Lesen: "Ada Blackjack", von Jennifer Niven. Wurde mir empfohlen; ich kann es noch nicht selber bewerten.
Das beruht auf einer wahren Geschichte: eine Arktis-Expedition hat eine junge Frau als Köchin/Schneiderin/Dienstbotin engagiert und später auf einer Insel allein zurückgelassen. Sie stammte zwar aus einem der arktischen Völker, war aber in einem Internat aufgewachsen. Trotzdem hat sie das überlebt.

Sehr zu empfehlen (finde ich), spielt aber nicht in der eigentlichen Polarregion, sondern im Inneren Alaskas: "Zwei alte Frauen", von Velma Wallis. Das ist eine Nacherzählung einer Sage des Stammes der Autorin. Eine verhungernde Sippe lässt zwei alte Frauen zurück, und die schlagen sich durch und überleben trotzdem. Immer mit der Angst im Nacken, die Sippe könnte zurückkommen, weil sie nichts anderes zum Essen gefunden haben.
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Ins ewige Eis - Abenteuer in polaren Regionen

Ungelesener Beitrag von Alecto »

Nachdem ich es gerade fertiggelesen habe, habe ich mittlerweile noch eine weitere Buchempfehlung parat:

The Great Polar Fraud: Cook, Peary, and Byrd? How Three American Heroes Duped the World into Thinking They Had Reached the North Pole von Anthony Galvin.
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Ungelesener Beitrag von Vaughan »

Chizuranjida: ....Die zwei alten Frauen hatten aber von keiner Ogersippe
Angst .......Heftig.....
Es gibt von einem gewissen ( editierten ) Verlag schöne farbig bebilderte Taschenbücher zu vielerlei Themen, so auch Nord- und Südpol Expeditionen für einen Einstieg. Mir reichen eigentlich die Grundinfos zu Temperaturen, Jahreszeit, Geografie. Ich hatte zuletzt Überlegungen zu den Firnelfen. Praktischerweise haben die ja Magie als Hilfsmittel. Ich gehe da eben schon von einer weitgehend Ebenen Landschaft aus wo sie mit ihren Eisseglern herumkurven können. Ich denke bei dem Bild oben sollte das Recht kleine Segel nur zur Unterstützung beim forankommen dienen. Die Größe der Segel richtet sich ja immer nach dem Gesamtgewicht. Einige meinten das Kufen heutiger Eissegler gerne auch mal festkleben. Da könnten ja breite Ski-ähnliche Kufen helfen.
Eine schöne Idee finde ich Eisdrachenhügelbauten mit vielen Tunneln womit man überall Dungeons hinstellen kann....
Pinguine als Boronskuttentaucher sollte man in flugfähige Papageientauer austauschen, die auf Inseln brüten. Pinguine leben nur dort wo es keine Eisbären gibt. Im Wasser sind sie ja sehr flink. In Aventuriens Norden waren sie längst aufgefressen...
Zuletzt geändert von Vaughan am 29.05.2023 23:10, insgesamt 1-mal geändert.
Man kann einen Teil eines Volkes die ganze Zeit täuschen und das ganze Volk einen Teil der Zeit. Aber man kann nicht das gesamte Volk die ganze Zeit täuschen. -- Abraham Lincoln
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt , desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen -- George Orwell

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Ungelesener Beitrag von Alrik Normalpaktierer »

Vasall hat geschrieben: 24.01.2023 23:16 Die Serie "The Terror", die sich grob an die Franklin-Expedition zur Nordwestpassage anlehnt, thematisiert einige der Aspekte die Du beschreibst und mischt sie mit Fantasyelementen.
Die Serie basiert auf einem Roman des gleichen Titels von Dan Simmons, der auf jeden Fall sehr unterhaltsam ist. Für die Ausgestaltung des Rollenspiels bietet ein Roman und seine Beschreibungen naturgemäß mehr als Bewegtbild.
In dem Roman geht es in einigen Szenen auch darum, wie schwer sich die Schlitten fortbewegen. Nach @Alecto kommt das in der Antarktis vom festeren Eis/Schnee. Simmons behauptet, dass das gefrorene Meerwasser auch wegen des Salzgehalts eine andere Konsistenz hätte und mehr Widerstand bieten würde.

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Ungelesener Beitrag von Alecto »

Alrik Normalpaktierer hat geschrieben: 29.05.2023 11:32 Simmons behauptet, dass das gefrorene Meerwasser auch wegen des Salzgehalts eine andere Konsistenz hätte und mehr Widerstand bieten würde.
Seeeis hatte ich tatsächlich weiter oben nicht behandelt - Das ist tatsächlich nochmals eine andere Nummer als das was man an Land antrifft.
Bei den Anlandungen ging es auch bei uns hin und wieder über eine Strecke Seeeis. Das war aus mehreren Gründen eine unangenehme Sache:
1. Seeeis driftet eventuell. Wenn man ein paar Kilometer darauf unterwegs ist kann es einem passieren, dass man durch den Drift nicht unbedingt dort landet wo man es gerne hätte.
2. Seeeis ist im Vergleich zu Schelfeis und Dem Schnee an Land noch mal wesentlich unebener, weil sich gerne einzelne Schollen übereinander schieben um dann in dieser Stellung wieder festzugefrieren. Das führt auch dazu, dass zwischendrin bei wärmerem Wetter ständig Pfützen stehen. Das Bild vom Seeeis im Wedell-Meer, dass ich oben gepostet habe gibt da einen gewissen Eindruck.
3. Man weiß nie genau ob es tatsächlich überall trägt wenn man darüberläuft/-fährt. Das ist insbesondere bei wärmerem Wetter eine riskante Sache. Wie schon geschrieben, hat Scott aufgrund einer solchen Fehleinschätzung einen seiner drei Motorschlitten eingebüßt.
Zuletzt geändert von Alecto am 30.05.2023 10:03, insgesamt 1-mal geändert.
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