Die G7 korrumpieren durch Philosophie

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Frostgeneral
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Die G7 korrumpieren durch Philosophie

Ungelesener Beitrag von Frostgeneral »

Hallo Freunde,

mich würde interessieren ob ihr als SL im Verlauf der Kampagne
(iwann nach Pforten des Grauens?) ein Gespräch als B. mit den G7 hattet.

Bei einem Tässchen Tee mit dem 2. Gezeichneten (o.A.) und von der Agenda überzeugen.
Das 1. Zeichen klammern wir vllt mal aus, aber vllt können ja nach und nach die Chars überzeugt werden,
denn so weit hergeholt ist seine Idee und der Plan nicht, wenn man mal den Weg von Azaril beschreitet und nicht dumm Chimären ruft und Welten zerstören will wie zB Abu Terfass Butterfass.

Falls ja: Habt ihr die Kampagne gedreht und selbst weitergeführt?
Habt ihr iwann das Buch zugeklappt und beendet, weil ich nicht wolltet, dass sie ihm folgen?
Mich würden die Geschichten von anderen SLs dazu interessieren (oder Spieler*innen, die so konfrontiert wurden)

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Sumaro
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Ungelesener Beitrag von Sumaro »

Ja, das Thema der Philosophie und ihrer Anziehungskraft hatte ich in jeder meiner G7-Runden thematisiert und mehr als einmal ist jemand darauf eingestiegen und hat sich davon angesprochen gefühlt. Allerdings bedeutete das niemals ein Überlaufen zu Borbarads Seite. Das ist ja auch gar nicht notwendig für die Kampagne, denn Borbarad hat ja nachher bei der Dämonenschlacht alles beisammen was er braucht. Einen Überläufer braucht er also gar nicht. Nur jemanden, der am Ende eben doch die Entscheidung trifft sich gegen ihn zu stellen. Einer meiner Spieler hatte einen überzeugten Borbaradianer gespielt, er glaubte dass Borbarads Philosophie der Freiheit richtig ist, aber zugleich glaubte er auch, dass Borbarads Weg dahin fehlerhaft und falsch ist und daher hat er sich gegen ihn gestellt, obwohl er im Herzen glaubte, dass das Bemühen frei von den Göttern und der Sterblichkeit zu sein, der richtige Weg ist. Zugleich aber auch hat er begriffen, was auch Borbarad wusste: Der Alveraniar des verbotenen Wissens selbst war nicht frei. Also konnte er auch keine Freiheit schenken. Borbarad ist selbst getrieben und gefangen von seinem Drang nach Freiheit und Grenzenlosigkeit, was ihn unfrei macht. Die einzige Möglichkeit für Borbarad daraus zu entkommen ist der Rausch der Ewigkeit und dafür braucht er die anderen Götter, die, aufgrund der Prophezeiung, an dieses Schicksal gebunden sind, ebenso wie er.

Borbarad ahnte bei mir immer zumindest, dass er vermutlich nicht gewinnen wird. Dafür hatte er zu viel gegen sich. Und auch der überzeugte Gezeichnete, glaubte dass Borbarad nicht gewinnen wird. Selbst wenn die Gezeichneten ihn nicht aufhalten sollten, würden es die Götter tun, nur wäre das eine Katastrophe kataklystischen Ausmaßes, die er eben verhindern wollte. Aber das bedeutete nicht, dass der Gedanken dieser Freiheit durch Macht nicht wertvoll und wichtig wäre und daher hat er ihn fortgetragen und bewahrt.

Ich finde, gerade wenn man Borbarad begriffen hat, kann man sich sogar problemlos gegen ihn stellen und trotzdem seine Philosophie teilen. Das ist die Freiheit, die Sterbliche den Göttern voraushaben. Ein Galotta und ein Haffax folgten Borbarad, weil sie glaubten, er könne die Gesellschaft zumindest soweit zerschlagen, dass sie diese neu aufbauen könnten und beide haben auf ihrem Weg an seiner Seite etwas von sich selbst in Hybris und Paktfallen verloren. Ein anderer kann durchaus auch die Vision teilen, aber eben entscheiden, dass das Elend das Borbarad bringt durch den Zweck nicht geheiligt wird, dass sein Weg zur Freiheit nicht heruntergebrochen auf dämonische Macht und Gewalt sein muss, sondern ein Wandel im Denken und in der Aufklärung der Menschen. Borbarad selbst nimmt ja auch den Vorschlaghammer nur deshalb zur Hand weil er a) mit gestohlener Zeit handelt und b) weil er den Rausch der Ewigkeit braucht und die Götter reagieren am ehesten auf die dämonische Bedrohung und seine Pakte. Außerdem ist er ein Getriebener, als erwachter Alveraniar kann er gar nicht solange seinem eigenen Drang widerstehen, wie andere Wege an Zeit kosten würden, zumindest nicht unter den Umständen.
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chizuranjida
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Ungelesener Beitrag von chizuranjida »

Sumaro hat geschrieben: 06.11.2020 17:17 Borbarad selbst nimmt ja auch den Vorschlaghammer nur deshalb zur Hand weil er a) mit gestohlener Zeit handelt und b) weil er den Rausch der Ewigkeit braucht
Ist mir beides neu. Ich habe die G7 in der ersten Fassung gespielt und besitze leider die Hefte nicht. Ich erinnere mich, dass Borbarad bei uns überrascht war vom Rausch der Ewigkeit ("Und das soll alles mir gehören?"), er scheint also nicht geahnt zu haben, dass sowas ihm offenstand. Er kann demnach nicht darauf ausgerichtet gehandelt haben.
Das mit der gestohlenen Zeit ist mir auch neu.
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Sumaro
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Ungelesener Beitrag von Sumaro »

Bei mir ist es so, dass Entitäten, die für ihren Scharfsinn und ihre Weisheit und ihr kosmologisches Verständnis bekannt sind (Borbarad, Pardona, Rohal etc.) meistens einen relativen guten Zugang zu Prophezeiungen haben und die Puzzlestücke hervorragend zusammensetzen können. Außerdem kennen sie die Spielregeln des Kosmos in weiten Teilen und wissen daher wann sie eine Grenze überschreiten, die eine Reaktion provoziert und wie weit sie gehen können ohne das andere Unsterbliche sich einmischen müssen.

Borbarads Aussage ist dem Rausch selbst geschuldet, in meinem Verständnis. Er hat ein abstraktes Verständnis davon, was ihn erwartet, entweder der Rausch der Ewigkeit, der seinen Plan verwirklicht (die Schöpfung wird ewiglich und die Sterblichen zu Göttern) oder der ihn selbst endlich aus dem Kreislauf seiner eigenen Getriebenheit entfernt. Als der Rausch der Ewigkeit ihn dann trifft, passiert genau das, was die Götter vorgesehen haben und was Borbarad erwartet hat, er wird zum ersten Mal frei und seine Worte sind die einer Entität, die eingenommen von Rahjas Rausch und Satinavs Ewigkeit ist, zum ersten Mal nicht mehr getrieben ist. Also ist er nicht überrascht, dass es passiert, sondern er ist überrascht, wie es passiert und wie es sich für ihn anfühlt, wie es ist wirklich das erste Mal in seiner gesamten Existenz frei und nicht getrieben zu sein.

Die gestohlene Zeit wird so ziemlich deutlich in Rohals Versprechen thematisiert, als Borbarad seinen Konterpart "auslöscht" und damit sein eigenes Ende mit einer Deadline versieht. Aber auch sein Frevel an Satinav, den er begehen musste, um Rohals Fluch zu entkommen, lässt ihn eben von gestohlener Zeit zehren.

Ich bin grundsätzlich ein großer Freund davon, wenn NSC von diesem Kaliber nicht nur einen Plan A haben sondern auch mehrere andere Pläne, die sie verwirklichen können, selbst wenn Teile ihrer Pläne scheitern. Wenn jemand solch ein Verständnis hat von der Welt und den Gegebenheiten, dann sollten sie nicht - außer im absoluten Notfall - alles auf eine Karte setzen. So hat beispielsweise bei mir auch Pardona immer einen zweiten Plan gehabt, den sie meistens erfüllen konnte, selbst wenn die SC ihre primären Vorhaben durchkreuzen konnten. Meistens waren diese Pläne sogar die eigentlichen Ziele, während die Spieler die sekundären Ziele vereiteln können und sie dadurch verlangsamen, aber nicht aufhalten. Ähnlich verfahre ich auch mit Borbarad und gerne auch mit den Aktionen meiner Spieler. Die halte ich auch gerne dazu an, mehr als ein Ziel zu entwickeln.
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Herr der Welt
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Ungelesener Beitrag von Herr der Welt »

Die "gestohlene Zeit" ergibt sich einmal aus den 400 Jahren, die das Zeitritual um Dragenfeld kostete - und Satinav führt sehr gut Buch über solche Zeitübertragungen (zugegeben: die Verhältnismäßigkeit der temporalen Sittenwächter ist nicht klar erschließbar, aber das Sujet der gestohlenen Zeit passt hier mehr als irgendwann sonst).
Vor allem aber geht es um die Zeit, die Borbarad nach dem Verschwinden Rohals bleibt. Das hängt mit dem Umstand zusammen, dass die Nandus-Zwillinge stets gemeinsam in der Welt wirkten (auch wenn sie nicht immer gleichzeitig auf Deren wandelten; aus der kosmischen Perspektive darf man hier nicht die Jahre oder bloße Dekaden oder Jahrhundertchen zählen). Ihr Auftreten und die Vehemenz ihrer derischen Eingriffe - gegen die (wie auch immer genau geartete) Restriktion des Mysteriums von Kha - ist eigentlich nur sinnvoll vor dem Kontext ihres gegenseitigen Ausgleichens und einer partiellen Identität anzunehmen. Kurzum: Taucht der eine auf, so wird früher oder später auch der andere erscheinen, verschwindet der eine, ergeht es dem anderen zeitnah genauso. Borbarad wusste, dass er seinen Plan nur gegen Rohal durchsetzen würde können, dass er dafür ihn vernichten muss. Ebenso wusste er aber auch um den Preis seines eigenen Entschwindens, den das bedeutet. Alle Menschen zu ermächtigen, sich mit Madas Gabe selbst zu erhöhen und zu veredeln, erfordert ja letztlich nur ein beschränktes Wirken Borbarads: nämlich mindestens bis zum Ritual in "Rausch der Ewigkeit". Ob er dann noch das eine oder andere Säkulum herrscht und auf seinen Sturz harrt, gewissermaßen als Bewährungsprobe für die aufsteigende Menschheit, denen er ja das kommende Zeitalter zu schenken gedachten (will heißen: anzuregen und in die Lage zu versetzen gedachte, es sich mit Macht zu nehmen), oder ob er sogleich entschwindet, spielt - kosmisch gesehen - keine Rolle.
Einen zweiten "Frevel" vom Ausmaße dessen, was Mada bewirkte, würde ich ihm als Ansinnen schon unterstellen. Dass das letztlich nicht unbedingt zu 100% vorherzusehen und durchsetzbar sein würde, gehört zum Kalkül. Man kann auch annehmen, dass Mada mehr erreichen wollte. Das Mit- und Nebeneinander der Götter muss auch von Kontingenzen gezeichnet sein, wenn man keinen vollständigen Determinismus des Schicksals annehmen möchte (was anzunehmen weder DSA-Hintergrund noch -Geschichte Anlass geben). Die Götter können als Regulativ wirken, zweifellos weiß Borbarad das. Aber er mag begründet spekulieren, dass sie eben keinen Kataklysmus dafür in Kauf nehmen, sondern Kompromisse - eben wie im Falle Madas - einzugehen bereit sind, zumal nicht alle Götter die gleiche Meinung in der Frage der Verfügbarkeit der Magie teilen dürften.
Ich gehe übrigens auch davon aus, dass Borbarad den amazeroth'schen "Pferdefuß" kennt und ebenso einbezieht wie jeden Pakt, den er eingeht und vermittelt. Paktieren als geschicktes Ausnutzen heptsphärischer Macht (letztlich zur Mehrung der Schöfung) gehört zu Borbarads Weltbild, sodass ein frappierender Betrug, wie er in der offiziellen G7 angedeutet wird, nicht recht passend wirkt. Borbarad mag AMZ nicht überlegen sein, aber ein Vabanque-Spiel zwischen Gott und Erzdämon ist mindestens anzunehmen, beide spekulieren auf unterschiedliche Ausgänge bzw. auf einen durchaus gemeinsamen Handel, denn die Seelen der Schwachen ist sowohl Borbarad bereit zu opfern wie auch AMZ sie gerne empfängt.
Zum Rausch der Ewigkeit: Borbarad mag auch hier ahnen, wie seine Entrückung aussehen wird, aber das genau Wann, Wo und Wie mag ihn trotzdem überraschen. Die Argumente dafür lieferte ich schon. Selbst das Kind als wesentlichen Schlüssel mag er kennen und sich ihm nicht verweigern. Dass er sich selbst im Finale dafür entscheidet, spricht eher dafür, dass er nicht gänzlich überrascht wird, denn ein Wesen wie Borbarad - und ich meine nicht die reine Göttlichkeit, sondern beziehe mich v.a. auf die Denkweise und Handlungsprinzipien, denen er folgt - handelt nicht aus der Situation einer Ad-hoc-Affizierung oder Überwältigung heraus. Welchen Anteil sein Auftreten letztlich für den Start des neuen Zeitalters und den Platz der Menschen darin bedeuten wird, ist auf allen Ebenen unbekannt, auf der göttlichen Ebene aber könnte es wiederum Ahnungen geben. Und vielleicht war der letzte Schritt Borbarads auch entscheidend, um AMZ ein Schnippchen zu schlagen oder um die Dämonenkrone den Sterblichen zu schenken (mit all ihren enormen Potentialen wie Gefahren). Und vielleicht folgt Borbarad, wie Sumaro es beschrieb, hier ganz seinen eigenen Prinzipien, auf sich selbst angewandt, und befreit sich von den eigenen Zwängen. Ich denke, hier kann man genug im Vagen lassen, ohne ein konsistentes Bild des Geschehens zu verlieren und Borbarad als Irrigen oder Verlierer erscheinen zu lassen.

Die genannten Punkte sind übrigens allesamt auch Ansätze für eine innerweltliche philosophische Betrachtung des Borbaradianismus: Die Frage, wie viel man moralisch legitim opfern oder auf's Spiel setzen, wie weit man spekulieren kann (Machtmehrung der Fähigkeiten auf Kosten der Schwachen, Kosten-Nutzen-Rechnung eines (Minder-)Paktes); ob Götter absolut integre und sakrosankte Wesen sind oder es sich lohnt, ihnen gleich und seines eigenen Glückes (im Sinne eines selbst verdienten glückvollen Schicksals, fortuna) werden zu wollen (Magierphilosophie, die zumindest insofern korrekt ist, als z.B. Lichtelfen Wesen von den Göttern relativ unabhängige Wesen reiner Magie sind); inwiefern das eigene Streben auch Zwänge diktiert, die zu Obsessionen und Manien erwachsen und die eigene Handlungsfreiheit lähmen (Dimensionen von Freiheit). Zwischen anarchistischen, libertären bis hin zu faschistoiden Auslegungen (und natürlich jeweils Misch-Varianten und Spielarten) ist ein breites Spektrum denkbar, in dem man sich gegen Borbarad oder auf dessen Seite stellen kann. Letztlich ist sein Ansatz aber so radikal, dass die meisten SC dem in entscheidenden Punkten avers gegenüberstehen dürften.

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Felix Möller
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disclaimer: ich hab die G7 bisher weder gespielt noch gelesen, nur hier und da das ein oder andere aufgeschnappt.

Wo ich das "das soll alles mir gehören?" gelesen hab, ist mir eine nette Idee gekommen und ich wollte mich nach den Geschehnissen der Endschlacht erkundigen.
Was ich überlegt hatte als bittersüßes Ende, dass die Helden nicht merken, wo der Übergang zwischen Realität und RdE ist, sodass der SL dann weit ausholend erklärt, was Borbarads Ideen sind und wie die Helden sehen, wie sie Stück für Stück wahr werden (besagter Rausch). Dann werden die Helden zb von einem NSC-Magier/Geweihten aus dem RdE zurückgeholt und was übrig bleibt ist nicht ein best-case-Utopia, wie Borbarad es sich erträumt hat, sondern ein blutiges Schlachtfeld und Dämonen überall...

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