Herr der Welt hat geschrieben: ↑14.01.2022 15:02
Das prinzipistische und tendenziell horasisch-eigentümliche Gebaren in Vinsalt, das den magischen Drachenkaiser auf dem Thron auch noch unterstützt, nimmt sich davon weniger aus als die Fürst-Illuminata von Beilunk, die beide in (gewisser, aber signifikanter) theologischer Opposition zu Gareth stehen.
Ich gehe noch einen Schritt weiter: Wenn wir das Vademecum des Elenviner Praioten als die theologische Position Gareths setzen (wofür einiges spricht, soll ein Vademecum doch primär die herrschende Orthodoxie einer Kirche abbilden), dann ist die Legitimation des Drachenhoras absolut konsistent mit Gareths theologischer Lehrmeinung.
Denn das gleiche Vademecum, das selbst den Frevel des Erntefestmassakers als das gerechte Zerschmettern von Widerständen gegen die gottgewollte Praiokratie glorifiziert, befindet nur eine oder zwei Seiten später, dass aber trotzdem auch die Rohalszeit mit ihrer Förderung von Zauberei, Hexenwerk und Elfenfreundschaft absolut toll und praiosgewollt war. Nicht nur zeigt sich hier, dass
policy für die Bewertung völlig irrelevant ist, dass man gar keine Meinung dazu hat, wie die tatsächliche Führung der Regierungsgeschäfte zu bewerten sei. Selbst die Grundlage, auf der die jeweilige Herrschaft fußt, erscheint vollkommen beliebig. Dass der eine durch die Wiedervereinigung der Szepter mit garethischem Gesetz brach, dass der andere dies dadurch tat, dass er als Magier herrschte, dass beider Herrschaft de facto eine usurpatorische war, das wird einfach komplett ignoriert.
Das meinte ich weiter oben mit der Zirkelschlüssigkeit der gängigen praiotischen Lehrmeinung: Wer findet, dass sowohl Aldec als auch Rohal gerechte, praiosgefällige Herrscher waren, für den ist offensichtlich das wesentliche Qualitätskriterium für einen Kaiser, dass er seinen Thronanspruch durchsetzen kann. Der Kaiser ist immer praiosgewollt, denn wenn er nicht praiosgewollt wäre, wäre er ja nicht Kaiser.
Dass dann an anderer Stelle sehr wohl handfestere Kriterien dafür vorhanden sind, wann eine Regierung als legitim und gerecht gelten möge, wird irrelevant, wenn es so beliebig bleibt, ob diese Kriterien auch auf tatsächliche Herrscher angewandt werden.
Daraus folgt: Die Meinung zur Sklaverei ist ebenso beliebig. Wenn der Fuzzi, der grade die Amtsführung innehat, sagt "kauft Sklaven, kein Problem", dann wird es akzeptiert. Wenn er sagt "halt, Stopp, Sklaverei ist abgeschafft", wird es genauso akzeptiert.
Die einzige Frage, die sich hier stellt, ist die nach der Legitimität von Herrschaft außerhalb des Mittelreichs. Also ob man akzeptiert, dass nicht mehr der gesamte Kontinent von Gareth aus regiert wird. Aber Hinweise darauf, dass jemand außerhalb des Mittelreichs an einem mittelreichischen Herrschaftsanspruch festhält, finden wir nur punktuell, bspw. in Fasar, aber nicht in Vinsalt oder Al'Anfa. Also ist auch das wohl Einzelmeinung, nicht Standpunkt der Kirche im Ganzen.