Warum habe ich das AB gelesen?
Die DSA5 Abenteuer sind bisher aufgrund der Publikationsstrategie komplett an mir vorbei gegangen. Aber auf der Rückseite ist ne Frau in Toga, weswegen ich diese Abenteuer-Anthologie bei einer Haushaltsauflösung aus dem Regal gezogen habe.
Ersteindruck
Das aller erste was mir beim in die Hand nehmen aufgefallen ist, ist dass das Abenteuer ziemlich dünn ist. Dass liegt nicht nur daran, dass es kein Hardcover Einband hat, sondern an der geringen Seitenzahl von 64. Frühere DSA-Anthologien waren mit ~90-120 Seiten deutlich dicker bei +- gleichem Preis.
Aufgrund des kurzen Zeitfensters in dem das Abenteuer produziert wurde, hat das Abenteuer kaum (keine?) neue Bilder. Finde ich im wesentlichen nicht weiter schlimm – ich hätte mir nur 1-2 mehr Bilder zu den NSCs gewünscht. Gerade bei Landschaftsbildern ist der Style der Bilder zT sehr „verwaschen“ – was mir persönlich nicht sonderlich gefällt.
Mich holt das Format so rein auf den ersten Blick nicht ab. Wenn schon nicht als PDF, dann doch bitte so dass es im Regal auch nach etwas aussieht.
Die Abenteuer in diesem Heft können komplett ohne Einsatz von Gewalt gelöst werden. Es ist als Reaktion auf die russische Invasion der Ukraine entstanden.
Nicht nur will die Kuppe eines Tempels neu bemalt werden, viel schlimmer noch: Der
Güldenlandfahrer Haridiyon Thaliyin wird zum neuen Seekönig gekrönt. Der Bedarf und damit auch der Preis der seltenen Farbe Purpur ist höher den je. Es kommt wie es kommen muss: Die Purpurschnecken sind an den Rand des Aussterbens gefarmt.
Eine Rahjageweite beauftragt die Helden damit, zur Heimatinsel der Purpurschnecken zu reisen und herauszufinden warum seit kurzem gar kein Purpur mehr verfügbar ist – und nach Möglichkeit die vor Ort bestehenden Probleme zu lösen.
Auf der Insel angekommen, müssen die Helden sich erst mal einen Überblick über die von Unmut, Frust und Schuldzuweisungen geprägte Situation verschaffen. Die bittere Erkenntnis: Es gibt nahezu keine Purpurschnecken mehr.
Zwischen Tauchern, Fischern, Zucht-Teichen, Purpurhändlerin und Devotionalienverkäuferin können die Helden u.U. von einer riesigen Purpurschnecke erfahren, aber viel wichtiger: im Haigebiet gibt es noch einige der vom aussterben bedrohten Schnecken.
Im Haigebiet können die Helden einen alten Rahjatempel finden, welcher mittlerweile komplett unter Wasser liegt. Einen Tauchgang und Haikampf später können die Helden im Tempel nicht nur erfahren wo sich der Tierkönig der Purpurschnecken befindet, sie erfahren spätestens hier auch von einem alten, lange Vergessenem, Pakt zwischen Menschen und Purpurschnecken.
Beim resignierten Tierkönig angekommen erfahren unsere Helden, dass man die Farbe nicht nur gewinnen kann ohne die Purpurschnecken dabei zu töten, sondern dies auch ein Schmerzlindernder Vorgang sein kann. Die Helden bekommen dieses Geheimnis beigebracht und versprechen den Pakt von einst zu erneuern.
Aber den Helden sind auch Fischer gefolgt. Fischer die in der Hoffnung von grenzenlosem Reichtum das Purpur des Tierkönigs wollen. Sobald die Helden die Fischer entweder durch Worte oder aber durch Taten von diesem Unterfangen abgehalten haben, können unsere Helden zur Rahjageweiten zurückkehren. Diese erneuert zusammen mit den Helden und den Einwohnern der Insel den Pakt mit den Purpurschnecken.
Mit Blick auf das sechste große Massensterben und Klimakrise bin ich überrascht, dass mir bisher kein Abenteuer untergekommen ist, dass die Ausbeutung der Umwelt bzw. dessen Konsequenzen thematisiert. Großes Daumen hoch für diese Idee. Ein weiteres Daumen hoch dafür, dass ich nicht wirklich sehe, wie man einen Nennenswerten Anteil des Abenteuers auf andere (mir bekannte) Settings übertragen könnte.
Mir persönlich fehlt in der Inhaltlichen Ausarbeitung nichts. Bezüglich der Illustrationen fehlt mir hier jedoch ein Bild vom schillerndem Tierkönig.
Cool wäre noch gewesen, wenn es einen kurzen Exkurz dazu gegeben hätte, wie dass mit den Purpurschnecken in echt gelaufen ist. Wie wurde verhindert, dass die Schnecken aufgrund ihres Wertes überfarmt wurden?
Das Abenteuer ist mMn. das Highlight der Anthologie. Als Schulnote sehe ich hier Aufgrund der kleineren Makel „nur“ eine 1-.
Portierbarkeit auf andere Systeme und Settings
Die Grundsätzliche Idee, dass die unersättliche Gier eine tierische oder pflanzliche Ressource in der ein oder anderen Art und Weise überbeansprucht und an den Rand des Aussterbens treibt, lässt sich natürlich beliebig portieren. Aber ein Pakt mit nem Tierkönig als zentralen Plotpunkt? Da bräuchte das Setting schon etwas vergleichbares…..
Campaigns can be as simple as "find your way home" or as complicated as "find your way home"
