Ich habe zwar schon einige DSA-Solos gespielt, sehe mich ihnen gegenüber aber fast immer in einem Zwiespalt - es kommt meistens ein gewisses Aventurien-Feeling auf, nicht aber der Reiz einer Tischrunde. Die meisten Soloabenteuer sind sehr eng und gängeln den SC in die zum Abenteuer passende Rolle. Das ist selbstredend dem Format geschuldet, aber oft habe ich da das Gefühl, sie nur eine Weile genießen zu können und dann habe ich schnell wieder genug davon. Für mich dürften Solos einfach etwas kürzer sein, als sie dann meistens tatsächlich ausfallen.
In dieser Hinsicht ist das Schiff in der Flasche besser als die meisten, ich hatte beim Spielen letztes Wochenende das Gefühl, ich kann mich einigermaßen frei bewegen. Der Teil in Vinsalt war zudem angenehm dadurch, nicht ständig um das Leben meines Helden würfeln zu müssen - selbst wenn er nachts am Hafen in eine Übermacht an zwielichtigen Gestalten gerät, stirbt er nicht, sondern muss nur einen Sturz ins Hafenbecken wegstecken. In dieser Hinsicht finde ich das Abenteuer sehr gelungen, ich kann herumprobieren und werde nicht ständig wieder nach Los geschickt.
Ich war sehr erstaunt, dass der Teil, den ich bei dem Titel und dem Cover erwartet hatte, dann so lange auf sich warten ließ. Der erste Teil zog sich doch in die Länge, was aber vielleicht mit dem Verhalten meines SC erklärbar ist, vielleicht gibt es schnellere Wege zum Ziel. Nach einmaligem Durchspielen kann ich das nicht sagen, aber eine Spielerin in einer meiner Gruppen berichtete Ähnliches. Irgendwie hatte ich erwartet, dass dieses Solo kürzer sei als die meisten, was sich nicht bestätigte, man sollte also genug Zeit einplanen.
Die "Unfälle" im zweiten Teil nervten dann wiederum schon. Theoretisch hätte sich mein Held einen Punkt auf Höhenangst notieren müssen, nachdem er, ohne eine Probe würfeln zu dürfen, aus größerer Höhe gestürzt ist. Da habe ich dankend verzichtet und den Passus ignoriert. Gerade zum Ende hin nahm mein Held dann auch doch noch einige Schadenspunkte, was vorher wenig vorkam.
Aber auch im Schiff kann man viel erkunden, was mir als Spieler immer besonders gefällt. Gerade die Artefakte sind schön erdacht und die Lösung am Ende, wie man zumindest etwas davon rüberretten kann, fand ich auch sehr gelungen. Auch die Interaktion mit den wenigen anderen Charakteren finde ich so gelungen, dass ich sie noch herausstreichen möchte.
Als Fazit, der Grundgedanke dieses Soloabenteuers hat mich überzeugt und ist spürbar, man hat ein paar nette Ideen und ein insgesamt stimmiges Erlebnis in einem etwas magisch-fantastischeren Setting. Gerade für die Zeit, in der es herauskam, ist Das Schiff in der Flasche gut gemacht, ich würde aber auch nicht sagen, dass man es erlebt haben müsse und ein paar Abstriche musste ich schon machen. Aus heutiger Sicht sind das für mich noch vier Punkte.