ich leite nun mit etwas Verspätung für eine neu gegründete Online-Gruppe, d.h. zusammengewürfte Fremde, erstmals das Jahr des Feuers und habe mir frische Gedanken gemacht, die mir zumindest in diesem Forum noch nicht begegnet sind. Deswegen möchte ich jene mit Euch teilen und möchte um Verzeihung bitten, falls mein Beitrag doch nichts Neues enthält (habe nicht alle JdF-Beiträge studiert)...
Vorab: ich halte die ursprüngliche Setzung für - höflich ausgedrückt - gründlich misslungen. Also habe ich mich in der Vorbereitung intensiv gefragt, was mir persönlich Spaß bringen würde und welche Aspekte ich gut 'rüberbringen kann.
DEM ROTSTIFT ZUM OPFER fielen damit der komplette Alberniateil (kann spannend sein, aber dann bitte als separate Alterniakampagne), das Gros der unfähigen NSCs, absurde Nebenhandlungsstränge und die unzähligen kleinen Scharmützel und albernen "Schlachtensimulationen". Dramaturgische Setzung und Pseudo-Realismus vertragen sich in meinen Augen nämlich schlecht, wenn man nicht dauerhaft Eisenbahn fahren will.
WAS ÜBRIG BLEIBT, sind der geschichtsträchtige Boden des Herz des Reiches verbunden mit unheimlichem Detailierungsgrad wie z.B. viele Bardenlieder und Geschichten. Warum nur findet sich davon so wenig in den den Bänden? Und selbstverständlich das Ringen des Reiches und der Götter (inbesondere Boron & Praios) mit Galotta und Rhazzazor.
Konkret habe ich mir die Mühe gemacht, nebem dem Standardmaterial in Form der drei Kampagnenbände sowie Schwarze Splitter & Kreise der Verdammnis ALLE Boten durchzublättern UND sowohl die Stolze-Schlösser-Box als auch Herz des Reiches zu konsultieren. Ergebnis: es gibt viel wunderschönes Material z.B. auch in Form von Liedern und Geschichten.
Übergeordnete Handlungsstränge
- Galotta dramaturgisch ansprechend niederringen
- Rhazzazor dramaturgisch ansprechend besiegen
- Heldengruppe (JdF ist echt schlimm für Spieler*innen) und Reich irgendwie zusammenhalten
-> meine Gruppe ist neu gegründet, d.h. wir leben über Deutschland verteilt und kennen uns kaum. Wir verbringen "nur" alle zwei Wochen ein paar Stunden miteinander. Es ist zudem unklar, wie umfangreich das individuelle Vorwissen ist.
-> Galottas Ende laut SidW empfinde ich als Schuss in den Ofen.
-> Gleiches git für Rhazzys in RdK.
-> ich sehe nicht, wie man die ungeheure NSC-Komplexität der offiziellen Setzung darstellen soll. Da müssten SCe und SL ja regelrecht Vokabeln ähm Namen usw. pauken, um alle zwei Wochen nicht von vorne anzufangen. Außerdem droht zu viel NSC-Kino, d.h. die Helden gucken zu.
Lösungsansätze
- Eine eindrucksstarke Gauklertruppe sorgt regelmäßig für Stimmung und die Meta-Einbettung.
- Die Spielercharaktere müssen einen sehr persönlichen Bezug zu den beiden Heptarchen entwickeln, der sich z.B. nicht allein auf eine entsprechende Hintergrundgeschichte beschränkt.
- Boron und Praios müssen von Anfang an auf raffinierte Weise präsent sein.
- Einige markante NSCs werden extrem aufwändig eingeführt.
- Generell gilt wie in der guten Literatur: das im dritten Akt geschwungene Schwert muss im ersten bereits über dem Kamin hängen.
Die aktuelle Besetzung findest Du hier: https://dsaforum.de/viewtopic.php?p=2046569#p2046569.
Zu 1. Bühne frei für "Teger und die fünf Svelttaler
Bereits während des Leitens der Simyala-Kampagne hatte mich die Gauklerzeichung auf S. 19 Namenlose Dämmerung / Im Schatten Simyalas S. XX inspiriert, in meinem Aventurien ein paar muntre Gesell*innen fest zu installieren. Teger, Sohn des Tongor, ist der namensgebende Anführer dieser Gauklertruppe, deren Mitglieder alle NICHT aus dem Svelttal stammen. Ein liebenswerter und weitgereister Zwerg, der sehr facettenreich ist (siehe unten). Fernerhin hervorzuheben sind
- Alrike, die Allwissende - eine meisterliche Bardin
- Delion, der Düstere - ein geheimnisvoller Geschichtenerzähler
Zu 2. Being Galotta / Rhazzy
Nach der Aufwärmphase wird es viele Berührungspunkte mit Galottas Wirken geben. Den Auftakt hat bereits Delion gemacht (siehe unten). Neben diversen Ysiliabezügen reist die Gruppe im Auftrag des KGIAs zum Ochsenwasserturm und wird dort bereits entweder Das Schwarze Auge finden oder in einer Art von Globule auf eine Galotta-Inkarnation treffen. Gemäß den Wolkenturmvorschlägen wird Pôlberra die Schlüsselfigur für ein alternatives Ende von SidW und bei mir bereits früher auftreten. Über den KGIA wird auch reichlich Hintergrundmaterial bereitgestellt. Usw.
Bei Rhazzazor gestaltet sich die Lage meines Erachtens schwieriger. Er ist so unmenschlich wie ein NSC eben sein kann und dermaßen mächtig, dass sich ein vorzeitiger direkter Kontakt mit den SCen eigentlich verbietet. Deswegen werde ich mit einer Spiegelung über Mirona ya Menario sowie wohl den Raben von Punin arbeiten. Natürlich spielen Alpträume und düstere Visionen wiederum eine gewichtige Rolle.
Zu 3. die Herren Boron & Praios
In diesem Punkt gibt's eine Dauerbeschallung. Einer der beiden Götter spielt in jedem (Vor-)Abenteuer eine gewichtige Rolle. Der Clou: meine Spielercharaktere sind nicht besonders Boron- oder Praios-gläubig, aber ihr jeweiliger Standpunkt soll sich herausschürfen, um der Konfrontation mit den beiden Heptarchen mehr Facetten und Tiefgang zu verleihen. Über die Zeit geht's dann zusätzlich hinauf in der Kirchenhierarchie.
Zu 4. überzeugende NSCs
Beispielsweise eine sympathische niedere Adlige, namentlich Kedia von Sturmfels, ihres Zeichens verarmte Ritterin und Trollpfortenveteranin (siehe die Anthalogie "Ehrenhändel"), tritt am ersten Tag des ersten Abenteuers auf und begleitet die Gruppe lose. Dies gilt für einen Boroni, Teger & Co, usw.
Zu 5. bzw. ALLGEMEINER ABLAUF
Los ging's in Brig-Lo, denn die Verknüpfung über die Dämonenbrachen bot sich mMn an. Die Vorkampagne beginnt im Frühjahr unmittelbar vor dem Auftakt der garethischen Turniersaison. Dort in Brig-Lo, einem normalerweise verschlafenen Wallfahrtsörtchen, welches sich dank Teilen des "Grabmals von Brig-Lo" charmant darstellen ließ, befindet sich zu Füßen des Kavallerieforts eine Festwiese, auf der fahrendes Volk überwintert und sich Turnierteilnehmer*innen auf die Saison vorbereiten können.
Höhepunkte in Brig-Lo
- Alrike trägt abends die "Moritat vom Basiliskenkönig" - vielen Dank für den tollen Download @ Simyala-Projekt - vor und Delion sprengt den Abend mit meiner Version des Scharlachkappentänzers / Galotta-Roman-Auszüge als kleines Hörspiel
- SC + Kedia ziehen in die Brache, um eine verschollene junge Praiosgeweihte zu finden. Sie pilgerte alleine zum Vierertempel und wird dort nach einer 1. Praiosvision gefunden.
- einige SCe geloben, Kedia bei einer Rahja-gefälligen Queste beizustehen gemäß "Firun wählt!" / Ehrenhändel.
- Die Gruppe geleitet die Praioti heil heim.
- Adlige Damen besuchen mit ihr die Stadt des Lichts.
- Rest lernt die Licht- und Schattenseiten der Kaiserstadt kennen, insbesondere auch die Folgen der Dritten Dämonenschlacht sowie das geniale Theaterstück "Borbarad und die fünf firnglänzenden Finger" in der Fuchshöhle.
- "Training" für die turnierfähigen SCe gemäß [zeitlich vorverlegtem] "Zwischen den Fronten" / Ehrenhändel
- NSC-Kontakte knüpfen satt für alle Beteiligten
- beim Kaiserbankett werden wiederum Alrike & Delion auftreten. Alrike wie gewohnt mit bewegenden oder fröhlichen Balladen, während Delion mit der Schauergeschichte "Die Nacht des Schwarzen Drachen" - von mir selbstgeschrieben siehe Anhang - sowohl den Abend ruiniert als auch den Abenteuer-internen Countdown einleitet...
LANGFRISTIGE PLANUNG
- Teger und die fünf Svelttaler werden mit der Spielergruppe in die "Stadt der 1.000 Augen" reisen. Dabei besteht die reale Gefahr, dass Delion endgültig innerlich zerbricht und sich auf Galottas Seite schlägt, um den Helden im Finale der SidW als schwarzer Hofnarr wiederzubegegnen.
- Teger wird sich als hochrangiger KGIA-Agent entpuppen.
- Ein von Alpträumen geplagter SC wird in Versuchung geführt werden, einen Pakt mit Thargunigoth einzugehen, um Fragmente des Wahren Namens von Rhazzazor zu sammeln gemäß des Vorschlages vom Herrn der Welten hier im Forum.
(Adário ist der von Alpträumen geplagte SC - Vorschlag für die Hintergrundmusik: "Bones of the Night" des Planescape-Torment-OST im Loop)
Äonenalt und grabeskalt,
lebendig und doch schon lange tot,
trotzend Borons heiligstem Gebot,
sich labend an Leid, Furcht und Not,
diente er lange Borborad als höchster Vasall,
später gekürt zum Marschall durch der Dämonenkrone verfluchten Splitter.
Er, dessen Namen ich nicht nenne werde,
gebietet über eine schier endlose Herde,
ausgezehrter Leiber, gepeinigter Geister,
zerfetzter Kleider, lebend Verspeister,
gnadenloser Treiber, plötzlich Verwaister,
wachsamer Totenschreiber, immer dreister,
verdorbener Neider, paktierender Meister,
reist er mit Deiner kasteiten Seele direkt - für alle Zeit - in die Niederhöllen.
KURZE PAUSE --- ADÁRIO, DU HAST DAS GEFÜHL, DELIONS BLICK WÜRDE NUR AUF DIR RUHEN.
In der Nacht des schwarzen Drachen
hilft Dir weder Beten noch Wachen.
Renn, so schnell wie Du vermagst,
Schrei, so laut wie Du kannst,
Kämpf, so hart wie Du willst,
Glaub, so stark bis Du verzagst,
Lieb, bis Du Dein Herz verbannst.
Hoff, bis Dir der Hals zuschwillt.
Schlaf, bis ein Alp Dich lässt erwachen
in der ew'gen Nacht des Schwarzen Drachen.
KURZE PAUSE --- ADÁRIO, DU HAST DAS GEFÜHL, ETWAS WÜRDE LANGSAM DEINEN HALS ZUDRÜCKEN.
Asche zu Asche, Staub zu Staub,
Du wirst zum kalten Alrik wie Herbstlaub.
Ein eisiger Wind erfaßt Mann und Kind,
erstickt den Lebensfunken, es zerrinnt,
alles, was Mensch war. Die Sinne blind,
der Körper zerschunden, jäh verschwunden,
ist Dein Lachen im Schlunde des geschuppten Seelensammlers, der das Kaiserreich verdirbt.
Vergiß, was früher von Bedeutung war,
spätestens im Tode wird jedem offenbar,
wie wenig sich die Götter um uns scheren,
wie sorglos sie uns den Eintritt verwehren
in Borons Hallen. Heldentaten hin, Opfergaben her,
ob Dein Kreuz des Lebens wog - leicht oder schwer,
am Ende stehst Du da, der Blick leer in Deinem Totenschädel und bist niemand mehr.
ALLE FEUER BIS AUF JE EINE SCHALE LINKS UND RECHTS VON DELION ERLÖSCHEN.
ADÁRIO BEKOMMT ATEMPROBLEME.
Denn, in der Nacht des schwarzen Drachen
hilft Dir weder Beten noch Wachen.
Renn, so schnell wie Du vermagst,
Schrei, so laut wie Du kannst,
Kämpf, so hart wie Du willst,
Glaub, so stark bis Du verzagst,
Lieb, bis Du Dein Herz verbannst.
Hoff, bis Dir der Hals zuschwillt.
Schlaf, bis ein Alp Dich lässt erwachen
in der ew'gen Nacht des Schwarzen Drachen.
KURZE PAUSE: "OHH", SEUFZT DELION, TAUMELT EIN WENIG UND FASST SICH AN DEN KOPF.
MIT SAMTWEICHER STIMME:
Lausch, der schwarze Wind singt sein letztes Lied,
der endlose Heerwurm marschiert in Reih und Glied.
Horch, er kommt, um auch Deine Seele zu holen,
wie von seiner düsteren Herrin befohlen.
DELION FASST SICH MIT GEWEITETEN AUGEN AN DEN HALS UND SINKT KRAFTLOS DANIEDER. ADÁRIO BRICHT EBENFALLS RÖCHELND ZUSAMMEN.