Forenaktion - Grusel, Spuk und Halloween, vom 01.10.2020 bis zum 31.10.2020

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chizuranjida
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Forenaktion - Grusel, Spuk und Halloween, vom 01.10.2020 bis zum 31.10.2020

Ungelesener Beitrag von chizuranjida »

Farmelon hat geschrieben: 01.10.2020 12:38 Also schreibt eure Geschichten, oder verpackt den Grusel und Horror eurer Abenteuer in Geschichten, Poesie, Lyric und was es so alles gibt.
Sorry, nochmal eine Verständnisfrage: Es zählen also nur Kurzgeschichten und Gedichte? Keine Zeichnungen, Abenteuer, NPC-Beschreibungen oder anderen Formate? Hatte ich leider nicht gleich verstanden, wegen "was es so alles gibt".

Musik, damit das nicht so inhaltsleer ist:
https://www.youtube.com/watch?v=HhIOS_VL6PQ
https://www.youtube.com/watch?v=wu5eXdhFmpw
"Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Al'Anfa wieder eins drauf kriegen wird."
- Alrik der Ältere

Fenia_Winterkalt
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Genau, aber falls du sowas hast... der nächste Foren Adventskalender kommt bestimmt.. und schon sehr bald ;)

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Irike
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Azazyel hat geschrieben: 12.10.2020 22:45 @Irike Die Länge ist völlig okay, und ja, es gefällt! :6F:
Danke @Azazyel für das Feedback! Freue mich sehr, dass es dir gefällt. :)
Neugier bringt den Magier um.
... ach ja: Und Hochmut kommt vor dem Pakt.

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Draco Graustein
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Dies ist eine kleine Geschichte welche ich für meine Spielrunde geschrieben habe die in der Warunkei unterwegs war. Ich hoffe sie gefällt euch :ijw:

1. Namenloser Tag 1015 BF am Fluss Radrom. Am verregneten Abend liegen die Kinder einer Hirtenfamilie zusammen im Schlafraum während ihre Eltern die Tiere versorgen. Der Älteste fängt an, wie jeden Götterlauf, eine Schauergeschichte zu erzählen:

An einem reißenden Strom gibt es einen Wasserfall. Dort steht ein sehr alter Turm. So alt das keiner mehr weiß wer diesen erbaut hat. Manche erzählen, dass sich dort ein Schatz befinden soll. Andere sagen der Turm sei verflucht und keine Seele habe es geschafft den Turm wieder zu verlassen. Eines Tages wollte ein Diebespärchen herausfinden ob es dort wirklich etwas zu holen gab. Niemand weiß was im Turm passiert ist, jedoch gibt es Berichte, dass dieses Pärchen von der Spitze des Turms in den Wasserfall gesprungen sei. Eine Verzweiflungstat, um dem zu entkommen was im Turm hauste.

Niemand konnte diesen Sprung überleben. Jedoch sollen seitdem immer wieder Kinder in der Umgebung verschwunden sein. Es heißt das Diebespärchen habe ihre Seelen im Turm verloren. Sie seien deswegen Untote, die weder richtig Leben noch Sterben konnten. Nicht einmal der Sprung vom Turm in den Wasserfall konnte sie zu Boron befördern.

Um ihren Fluch zu entkommen versuchen sie eine andere Seele zu rauben. Dafür holen sie sich Kinder da ihre Seelen noch frisch und unschuldig sind. Mit diesen werfen sie sich dann wieder vom Turm in den Wasserfall, in der Hoffnung das sie endlich die Leere in sich mit einer neuen Seele füllen können.

Jedoch hat dies wohl noch nie funktioniert. Denn auch heute noch sind sie auf der Suche nach Kindern, um ihre Seelen zu rauben. Wenn man ganz leise ist, hört man sie kommen, denn ihre Schritte schmatzen, weil sie nie trocken werden vom Wasserfall!

Plötzlich wurde die Tür des Schlafraumes aufgestoßen und alle Kinder fingen an zu schreien. Den es waren nicht ihre Eltern...
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Nikodemus von Hohenstein
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Eigentlich sollte diese Geschichte sich mit einem Ort befassen, den unsere Gruppe erst kürzlich entdeckt hat.
Da die Feder aber wie so oft das gemacht hat, was sie wollte ist nun doch etwas anderes herausgekommen als ursprünglich angedacht.
Ich hoffe es passt dennoch ^^

Das Ganze ist eine zweiteilige Angelegenheit, deren Anhang als erstes gelesen werden sollte
Spoiler
Als ich sie zum ersten Mal sah, schien sie absolut vertrauenswürdig.
Sogar einen Krieger Brief hatte sie dabei und von solchen hört man ja nur Gutes.
Da meine bisherigen Begleiter einen anderen Weg einschlugen, entschied ich mich jedenfalls dazu, meine Reise erst mal an ihrer Seite fortzusetzen.
Immerhin würden wir die nächsten Wochen ohnehin auf den gleichen Straßen reisen.

Wir waren fast durch den Wald vor eurem Dorf hindurch und hatten unser letztes Lager aufgeschlagen, da erwachte ich durch ein Geräusch.
Lusita war nicht mehr am Lager, obwohl sie eigentlich Wache halten sollte.
Bevor ich mir weitere Gedanken zu ihrem Verschwinden machen konnte, hörte ich ein Geräusch.
Es klang fast wie ein Schluchzen, doch ganz sicher war ich mir da nicht.
Um sicherzugehen, folgte ich dem Klang der fremden Stimme, nahm aber mein Kurzschwert mit - man weiß ja nie, was einem im Dunklen Wald begegnet.
Nach einiger Zeit kam ich an einen Steinkreis, in dessen Mitte sich die Umrisse einer knienden Frau abzeichneten.
Natürlich nahm ich an, dass es sich dabei um Lusita handelte, und ging zu ihr.
Sie schien meine Schritte nicht gehört zu haben, also sprach ich sie an, doch auch darauf reagierte sie nicht.
Eine unbestimmte Angst packte mich, doch ich verdrängte sie, hatte ich doch keinen Grund, mich vor meiner Reisebegleitung zu fürchten.
Noch während ich mich schalt, ein solcher Hahnenfuß zu sein, streckte ich den Arm und legte meine Hand auf ihre Schulter.

Ruckartig drehte sie sich um und sah mir mit kalten, leblosen Augen ins Gesicht.
Es war Lusita, doch war ihr Gesicht über und über mit Maden bedeckt.
Die Löcher in Stirn und Wangen zeugten davon, dass die Viecher bereits ganze Arbeit geleistet hatten.

Ich stieß einen erstickten Schrei aus und sprang zurück, doch hatten sich ihre eiskalten Finger schon um mein Handgelenk geschlossen.
Ich zerrte und riss, doch vermochte ich nicht den eisernen Schraubstock ihrer Finger zu lösen.
Erst jetzt fiel mir mein Schwert wieder ein, welches ich bislang ungenutzt in meiner Hand gehalten hatte.
Ohne viel Federlesen stach ich zu, riss mich los und rannte, so schnell ich konnte.
Den Rest kennt ihr.
Ich kam hier an und hämmerte an die Tür des ersten Hauses, das ich erblickte.
Weshalb fragt ihr mich all das noch mal?
Ihr sagtet doch, ihr hättet sie gefunden!
Spoiler
Euer Ehrwürden,
ich habe mich, wie ihr es angeordnet habt, auf den Weg nach Haderstein gemacht, um den fünf Morden nachzugehen, welche im nahen Wald verübt wurden.
Noch in der Stunde meiner Ankunft begann ich meine Ermittlungen.

Da die Täter ihre Taten je unabhängig von einander gestanden hatten, hat die örtliche Rechtsprechung es nicht für notwendig befunden, weitere Nachforschungen anzustellen.
Man ließ die Täter hinrichten, was meine Möglichkeiten stark begrenzt.
Ein Wink des Schicksals, den ich ob seines traurigen Beigeschmacks nur ungern dem Herrn des Lichts zuschreiben will, kam mir jedoch zugute.

Am Abend meiner Ankunft traf ein weiterer Verzweifelter aus dem Wald ein.
Seine Geschichte liegt meinem Brief bei, doch gleicht sie den anderen auf unheimliche Weise.
Tatsächlich fanden wir am nächsten Morgen den Körper der toten Kriegerin, die weit von jeder Art von Steinkreis an einer Stichwunde im Bauch verblutet war.
Der geständige Täter jedoch beharrte jedoch auch unter dem Einfluss der Alchimie der Sonne auf seinen Aussagen.
Auch sei ihm nichts von den anderen Morden zu Ohren gekommen.

All dies weist auf übernatürliches Wirken hin, welches die Wahrnehmung eines Menschen zu täuschen vermag.
Im Weiteren werde ich wohl damit beginnen zu ergründen, ob es sich um das Wirken eines menschlichen Magiers handelt, ob Geister im Spiel sind oder es gar dämonisches Wirken ist, dass die armen Seelen befällt.

Hochachtungsvoll,
donator lumini Vulcomar Haininger
Krieger retten Prinzessinnen,
Magier Retten Zeitalter 🐍

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Avariel
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Monster

Inhaltswarnung: Ein Teil der folgenden Geschichte thematisiert sexualisierte Gewalt.
Spoiler
Ein kalter, böiger Wind fegte über das weite Land, riss braunes Herbstlaub von den Ästen der knorrigen Bäume, die hie und da über abgeerntete Felder wachten, und trieb dunkle Wolkenfetzen über den grauen Himmel. Mit dem Ärmel seines Linnengewandes wischte Berwin sich einige der unentwegt herniederfallenden Regentropfen aus der Stirn und ließ seinen Blick den Weg entlanggleiten. Der morastige, vom Regen aufgeweichte Pfad führte sie vorbei an einem kleinen Weiher, ehe er sich einen gedrungenen Hügel hinaufwand, wo er nach ein paar Dutzend Schritt im dichten, dunklen Wald verschwand. „Na, dann wollen wir mal hoffen, dass wir dort zwischen den Bäumen ein wenig vor diesem Sauwetter geschützt sind“, hörte er Rondriane mit ihrer rauen Stimme neben sich sagen. „Ja“, erwiderte er. Ein wenig Schutz vor Wind und Wetter mochte ihnen der Wald wohl bieten. Und doch wuchs mit jedem Schritt das Unbehagen in ihm. Rasch fuhr er sich mit einer Hand unter seinen Umhang und schloss die klammen Finger eng um die Hasenpfote, die ihm an einer dünnen Kordel um den Hals hing, während er an die Worte der Alten dachte.

Ein Silberling, mehr hatte es nicht gekostet. Kaum, dass die Münze in der tiefen Tasche des schwarzen, vielfach geflickten Mantels verschwunden war, hatte die Alte ihn gebeten, seine linke Hand auszustrecken. Dann war sie mit einem ihrer langen, gichtigen Finger jede Linie auf seiner Handfläche entlang gefahren, eine nach der anderen, mal schneller, mal langsamer. Dort, wo sich zwei Linien kreuzten, hatte sie kurz innegehalten, die Kuppe ihres Fingers tief ins Fleisch seiner Hand gedrückt, und einige leise, unverständliche Worte gemurmelt, ehe der Finger seinen Weg über Berwins Hand fortsetzte. Dann hatte sie dagesessen, die Augen geschlossen, und nichts gesagt. Doch gerade, als Berwin begonnen hatte, sich zu fragen, ob die Alte ihn vergessen hatte oder gar eingeschlafen war, war ein Ruck durch ihren Leib gegangen, und mit weit aufgerissenen Augen hatte sie Berwin angeblickt: „Fürchte dich, Berwin aus Ferdok! Fürchte dich, wenn du den Hundswald betrittst! Denn dort wird es dich erwarten, ein Monster, schlimmer als jedes andere, dem du bislang begegnet bist.“ Schaudernd war Berwin zurückgewichen. Er hatte der Alten nicht gesagt, dass er aus Ferdok stammte. Und auch nicht, dass sie auf dem Weg zum Hundswald waren.

Nun liefen sie seit knapp einer Stunde durch den dichten Forst. Der Weg hatte sich zu einem schmalen, unebenen Trampelpfad verengt und war an manchen Stellen halb von dornigem Gestrüpp überwuchert, sodass sie nur langsam und im Gänsemarsch vorankamen. Vorweg lief Liasanya, die sich mit ihren scharfen, amethystfarbenen Elfenaugen und ihrer langjährigen Erfahrung in der Wildnis als Führerin anbot. Ihr folgte Balphemor, dessen langer Stab gleich einer Fackel das dämmrige Zwielicht erhellte. Er selbst, Berwin, marschierte an dritter Stelle. Wachsam spähte er immer wieder in den Wald beiderseits des Weges hinein. Doch von einem Monster war durch das dichte Unterholz ebenso wenig zu sehen wie von einem Gewächs, das er seinem Sortiment heilsamer Kräuter und Tinkturen hinzufügen mochte. Bei dem Gedanken huschte ein zuversichtliches Lächeln über Berwins Lippen. Selbst wenn das Monster sie angreifen und verwunden sollte, würden sie zumindest nicht hilflos zugrunde gehen. Und damit es erst gar nicht so weit kommen mochte, hatten sie ja noch Rondriane. Schon so manchen Gegner hatte die braun gelockte Hünin mit wenigen Hieben ihres Zweihänders in die Flucht geschlagen. Vielleicht, dachte Berwin, sollte ich ihr einmal sagen, wie gut es mir tut, sie in meiner Nähe zu wissen. Er blickte sich zu der Kriegerin um – und wäre beinahe mit Balphemor zusammengestoßen. Unvermittelt hatte Liasanya angehalten. Mit ihrer erhobenen Rechten signalisierte sie den anderen, es ihr gleichzutun. Irgend etwas stimmte nicht.

„Riecht ihr das auch?“, hörte Berwin die Elfe fragen. „Ich glaube, mir wird schlecht...“ Berwin hielt die Nase in den Wind und zog zweimal tief die Luft ein. „Bei den Göttern!“, entfuhr es ihm. „Was für ein widerlicher, ranzi-“ Weiter kam er nicht. „Oger!“, rief Rondriane. „Zu den Waffen!“ Schon hatte die Kriegerin mit einem raschen, geübten Griff ihre Klinge hervorgezogen und sich breitbeinig aufgestellt, bereit zum Kampf. Derweil nestelte Berwin mit klopfendem Herzen an seinem Gürtel herum, wo zwischen der Sichel und dem Beutel mit den getrockneten Heilkräutern sein Kurzschwert hing. Ein Oger also. Berwin schluckte. Er hatte noch keine dieser Kreaturen gesehen, doch genügend Geschichten über die riesigen Menschenfresser gehört, um zu wissen, dass er mit seiner Waffe keine Chance hätte. So konnte er nur hoffen, dass Rondrianes Schwert und Balphemors Zauber etwas auszurichten vermochten. Und dass Liasanya durchhielt. Auch die Elfe stand in Kampfeshaltung da, bereit, ihren Speer auf den Oger zu schleudern, sobald er aus dem hohen Dickicht hervorbrach, durch das der Wind den Gestank zu ihnen hinüber trug. Doch schon sah Berwin, wie die Farbe aus ihrem Gesicht wich. Wie sollte das erst werden, wenn der Oger bei ihnen war? Oder wenn sie es am Ende gar mit mehreren dieser Scheusale aufnehmen mussten?

Angespannt harrten sie aus, starrten in banger Erwartung dessen, was da kommen mochte, auf das ein paar Dutzend Schritt entfernte Dickicht. Nach wie vor wehte von dort der Gestank des Ogers zu ihnen herüber. Den Oger selbst aber konnten sie, so sehr sie sich auch bemühten, hinter den dicht an dicht wachsenden, hohen Pflanzen nicht erspähen. „Vielleicht schläft er?“, flüsterte Balphemor. „Ich votiere dafür, langsam und vorsichtig weiterzuziehen.“ Eilig nickte Liasanya. „Gute Idee“, brachte sie hinter der Hand, die sie sich inzwischen vor Mund und Nase hielt, hervor. „Nun dann“, ergriff erneut der Magus das Wort, „Berwin, Rondriane, was meint ihr?“ Berwin öffnete die Lippen, die er, wie im erst jetzt bewusst wurde, fest zusammengekniffen hatte, und antwortete. Doch sein leise gerauntes „Ja“ wurde von einem anderen Geräusch übertönt. Das Krachen eines Astes, der unter einem schweren Fußtritt zerbrach, erklang in ihrem Rücken. In Windeseile drehte sich Berwin gemeinsam mit seinen Gefährten um und streckte sein Kurzschwert dem Wesen entgegen, das sich dort, zwischen einigen Farnen hindurch, auf sie zubewegte.

„Na das ist ja mal ein Empfang!“ rief der glatzköpfige Mann, der aus dem Wald gekommen war, ihnen zu. „Seidʼs ihr Räuber? Dann tutʼs mir leid, ich hab nicht viel bei mir. Nur die Kleider an meinem Leib“ sagte er und blickte an sich hinab auf das braune Hemd, das bis zur Brust hinab von einem wallenden, schwarzen Bart verborgen war, den Umhang und die grüne Hose aus einfachem Stoff und die ledernen Handschuhe und Stiefel. „Und natürlich den Korb mit den Pilzen. Sehtʼs?“ Sachte setzte der Mann den Korb, den er bei sich trug, auf dem feuchten moosigen Waldboden ab, schlug das darüber geworfene Tuch zurück und gab den Blick frei auf einen Haufen gelblicher Pfifferlinge. „Die Zwölfe zum Gruße, guter Mann!“, erwiderte Rondriane und senkte ihr mächtiges Schwert. „Wir sind reisende Abenteurer, keine Räuber. Dennoch solltet ihr nicht so sorglos allein durch den Wald laufen. Ein Oger muss hier ganz in der Nähe sein!“ Der Mann runzelte die Stirn. „Ein Oger, hier? Na, das wüsstʼ ich aber.“ Dann entstieg seinem Mund ein kehliges Lachen, und geschwind ging er hinüber zu dem Dickicht.

Kurz darauf kehrte er mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen zurück. „Hier habtʼs ihr euren Oger“, sagte der Mann. Auf der ledernen Fläche des Handschuhs an seiner Linken lag eine weißliche, walnussgroße Frucht. „Wenn ich vorstellen darf, die Ogerbeere! Harmlos, nicht giftig, essbar aber auch nicht. Denn schmecken tut sie genau so, wie sie stinkt, weshalb man“ – ein Stöhnen unterbrach die Ausführungen des Mannes, auf welches einen Lidschlag später ein Würgen folgte. Eilends ließ Liasanya ihren Speer fallen und hielt mit beiden Händen die langen, silbrigen Haare zurück, ehe sie sich vorüber beugte und in einem breiten Schwall ihren Mageninhalt auf den Waldboden spie. Mit besorgtem Blick schaute der Mann zu der Elfe hinüber. „Oh! Seidʼs Ihr krank?“ Liasanya schüttelte den Kopf. „Nein, es ist...“ „... der Gestank und die feine Elfennase“, vollendete Berwin den Satz seiner Gefährtin, während diese mit einem weiteren, langgezogenen Würgen die letzten Reste ihres Frühstücks erbrach. Der Mann nickte und warf mit einer kraftvollen Bewegung die Ogerbeere in den Wald hinein, wo sie in einiger Entfernung am Stamm einer hohen Buche zerbarst. „Entschuldigtʼs, das hab ich nicht gewollt“, murmelte der Mann. „Sagtʼs, kann ich euch was Gutes tun, im Gegenzug?“

Stumm blickten die Kumpanen einander an, ehe Berwin ein Gedanke kam: „Ihr kennt euch in diesem Wald gut aus?“ Der Mann nickte ein weiteres Mal. „Ich willʼs meinen, leben hier ja schon ein Weilchen, meine Ehefrau und ich.“ Berwin lächelte. „So wisst Ihr doch sicherlich, ob uns nun, nachdem wir dem vermeintlichen Oger entgangen sind, noch andere Gefahren durch Monster in diesem Wald drohen?“ „Oh, ja...“ Eindringlich blickte der Mann Berwin an. „Hörtʼs mir gut zu, ihr dürftʼs auf keinen Fall in der Ruine des alten Klosters übernachten! Dort gehtʼs schaurig zu, ich sagʼs euch. In manchen Nächten ist von dort ein lautes Kreischen zu hören, dass einem durch Mark und Bein fährt und ganz sicher nicht von einem Tier aus diesem Wald stammt. Aber fragtʼs nicht, wovon es dann stammt, ich weiß es nicht. Vor ein paar Jahren, da hatʼs mal eine Schar wie euch hierher verschlagen, die hattenʼs sich in den Kopf gesetzt, rauszufinden, was da los ist. Den einen von denen habʼ ich später wieder gesehen, da lagen mitten im Wald seine Beine, und ein Dutzend Schritt weiter weg sein Oberleib. Glatt abgetrennt. Beide Hälften natürlich voller Maden. Da istʼs mir auch hochgekommen. Von den anderen weiß ich nichts. Aber das Kreischen, das hört man immer noch.“ „Habt Dank, werter Herr, Ihr habt uns sehr geholfen“ antwortete Berwin. Ein Zittern lag in seiner Stimme.

„Welch ein Glück, dass wir diesem freundlichen Mann begegnet sind“, meinte Balphemor, während er sich Butter aufs Graubrot schmierte. „Das kann man wohl sagen!“, erwiderte Berwin und blickte hinüber zu den Mauern des Klosters, die sich auf einem Hügel, in etwa einer Meile Entfernung, dunkel und drohend vor dem roten Abendhimmel abzeichneten. Dank Liasanya hatten sie anstelle des alten Gemäuers einen geeigneten Lagerplatz in der Wildnis gefunden. „Ich hoffe, hier sind wir weit genug weg und sicher.“ „Das hoffe ich auch.“ Rondriane hatte ihr Zelt fertig aufgeschlagen und setzte sich nun neben ihnen zum Abendessen auf den umgefallenen Baumstamm. „Nichtsdestotrotz sollten wir auf jeden Fall Nachtwachen einteilen. Nur zur Sicherheit.“ Rasch einigten sie sich, wer welche Schicht übernahm, dann gingen die Gläser herum – drei mit Bier, eines mit Saft. „Aufs Abenteuer, Freunde!“ „Und auf uns!“ „Und auf eine sichere Nacht!“ „Und auf den lieben Mann!“

Zur gleichen Zeit nahm auch der Mann aus dem Wald in seiner einsamen Holzhütte sein Abendessen zu sich, das er sich aus einigen der frisch gesammelten Pfifferlinge, Petersilie und etwas Hasenfleisch zubereitet hatte. Als er sich satt gegessen hatte, stand er mit einem zufriedenen Rülpsen auf. Der Abend hatte schön begonnen und würde noch schöner werden. Sein Lieblingslied pfeifend, öffnete er die Luke, die hinab in den Keller führte. Eigentlich war es nur ein Erdloch, aber „Keller“ hörte sich einfach besser an. Genau so, wie sich „Ehefrau“ besser anhörte als andere Begriffe. „Oha, was für ein Tag!“ Der Mann gähnte lauthals. „Heutʼ bin ich doch tatsächlich ein paar Wanderern begegnet, die sich hier in den Wald verirrt haben. Habʼ ihnen erst erklärt, was ʼne Ogerbeere ist, und dann habenʼs mich gefragt, obʼs hier ein Monster im Wald gibt. Habʼ sie vor dem alten Kloster gewarnt. Bin schon ʼn netter Kerl, gell?“ Die Frau vor ihm auf dem Boden blickte ihn mit weit aufgerissenen Augen an und nickte stumm. Genüsslich fuhr der Mann sich mit seiner Zunge über die Lippen und ließ seinen Blick über den angeketteten, nackten Leib gleiten, an dem er sich auch nach all den Jahren nicht satt sehen konnte, an dem er sich nie würde satt sehen können. Sie war eben seine Ehefrau, nicht eine bloße Gespielin, mit der man sich eine Zeit lang vergnügte, bevor man sie entsorgte und vergaß. Hart drückte sein Glied gegen den Stoff der Hose.

Die Alte fuhr mit ihrem Finger die Linien der Handfläche entlang, die der Jüngling ihr entgegen streckte, drückte die Kuppe ihres Fingers tief ins Fleisch, wo immer sich zwei Linien kreuzten, und lächelte. Sie sah Wohlstand und Liebe in seiner Zukunft und freute sich für ihn. Denn sie irrte sich nicht, wenn sie in die Zukunft eines Menschen sah. Niemals.

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Padir
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Der wandelnde Wirbel

Das vergehende Glühen der Praiosscheibe strich das kalte Blau und dröge Grau des Nebelschleiers mit einem letzten Hauch von Wärme und Leben. Isora stocherte etwas ungelenk mit der Stake im Wasser, um die langsame Fahrt der Barke nicht enden zu lassen. Wenige Minuten waren erst vergangen; das Boot hatte wohl kaum mehr als zwei- oder dreihundert Schritt Fahrt hinter sich, seitdem sie mit ihren beiden Mitfahrenden vom Ufer abgestoßen hatten. Natürlich nicht am belebten Hafen, sondern etwas südlicher, hinter dem Tempel der jungen Göttin. Fahrten in die Unterstadt von Havena waren nun mal verboten.
„Ich möchte euren Mut nicht anzweifeln meine Herren, erlaubt mir Euch dennoch zu versichern, dass keine Gefahr besteht, solange ihr im Boote bleibt!“ Isora hatte bis zuletzt gehofft, ihr Gefühl fuße auf einer haltlosen Sorge. Es könne soviel geschehen, und der Ausgang war bestimmt ungewiss, redete sie sich beständig ein. Allein, glauben konnte sie es nicht. Beide werden hier ihr Leben lassen. Sie hatte es in der Stimme gehört. Auch wenn sie nicht danach trachtete, sie würde es tun. Sie musste es tun!

„Mein werter Herr, Ihr und Euer Gefährte seid mir willkommene Gäste“ Isora wusste nicht, ob der Mann oder sein Begleiter von Adel, Reichtum oder auch nur gutem Leumund waren. Die Worte schienen dem älteren der Burschen – beide noch jünger als zwei Dutzend Götterläufe – gut zu gefallen. Kurz fiel sein Blick und ein Lächeln zu seinem Begleiter. Dessen Blick hing unverändert im Nebel.
Die Geräusche der Stadt waren verklungen und die Beschaulichkeit der Dämmerung wich dumpfen Geräuschen in weißgrauem Nebel und schwarzblauen Tiefen. „Ich bitte die Herrschaften das Nass nach Möglichkeit nicht zu berühren und keinesfalls zu trinken. Es heißt, das Wasser rufe die Dämonenpest hervor, oder aber nach langem Siechtum schwemme euer Leib auf und eine weitere Wasserleiche wandere für alle Zeit umher. In jedem Falle kann nichts Gutes daraus folgen.“ Die Berichte, die zuhauf in den Schänken und unter den Matrosen erzählt wurden, konnten kaum angezweifelt werden. Auch Bürger, die ihrem Erwerb auf festem Grund nachgingen, kannten die Erzählungen über die Unterstadt. Jeder Einwohner Havenas kannte diese Erzählungen!

„Mehr als dreihundert Götterläufe sind vergangen, als der Herr Efferd die große Flut schickte und sein Zorn die Frevler und Sünder der Stadt strafte. Zu jener Zeit war die Stadt größer als sie es heuer ist. Sechzigtausend und noch mehr Seelen. Vom Stein blieb nur der Tempel des Launenhaftens, der noch heute steht, von den Leibern kaum Fünftausend. Gemäuer, Mensch und Tier wurden vom Nass begraben und liegen nun direkt unter euren Füßen. Innerhalb weniger Augenblicke aus Ihrem Leben gerissen, von Gottesmacht fortgespült. Väter, Töchter, Mütter, Söhne. Reich und arm, alt und jung. Ohne Unterscheidung, ohne Warnung, ohne Begreifen, endeten Träume und Ziele, endeten Glück und Frohsinn. Wie groß muss die Angst gewesen sein? Wie groß der Schmerz, die Verzweiflung, das Warum? Wie groß muss der Hass gewesen sein, der Zorn, die Wut? Man sagt, diese Regungen sind es, die Geister antreibt, die sie sehnsüchtig zu den Lebenden blicken lässt. Sie neiden ihnen ihren Frohmut, und begegnen ihnen daher in Rachgier. Vergebens, denn auch dieser Trank kann den ihren Durst nicht stillen. Allein die Götter sind es, die dies gewähren können.
Keine der Seelen kann diesen Ort verlassen, bis in der Stadt nicht ein Frevler mehr wandle. So habe es der Herr Efferd befohlen. Die Geister kann man noch heute vernehmen, zur rechten Zeit, da sie den Blick des Herrn Praios nicht mehr fürchten, klagen sie ihr Leid über das Wasser.“ Isora wusste von den zahlreichen Sichtungen von Irrlichtern, unerklärlichen Geräuschen und blass-fahlen Gestalten zwischen den versunkenen Ruinen. Wer könne sagen, dass dies nicht die Geister der fünfzigtausend Seelen sind, die hier vor mehr als zehn Generationen Opfer der Zerstörung wurden?! Zumindest war es etwas, das Ortsfremden gerne erzählt wurde. Wo war nur dieser Vogel? Isora sah den schwarzen Schatten - nein, vielmehr das zum Bauch weiße Federkleid - durch den fortwährenden Dunst in kurzer Entfernung. Das Madamal zeigte sich in dieser Nacht nur zur Hälfte und erlaubte wenig Sicht und gar weniger Farben. Da Praios aber nun blinzelte und seinen Blick für einige Zeit von der Welt nahm, war der silberne Schein das einzige Licht. Jede Fackel wäre ein Leuchtfeuer, jede Blendlaterne ein Risiko. Für einen Augenblick blieb die Nebelkrähe auf dem brüchigen Steinbogen sitzen, der gut zwei Mann hoch aus dem Wasser ragte, verkündete dann mit einem Krächzen sein Dasein und flog nach Nordwest. Kann sie mich sehen? Weiß sie weshalb ich hier bin? Mit dem langen Holz in ihren Händen stieß Isora ein paar Mal zu, um etwas Schwung zu gewinnen. Vorsichtig änderte sie den Kurs nach Nordwest. Ihre zwei Fahrgäste merkten von alledem nichts, beide weiterhin mit Augen und Gedanken in der Düsternis.

Zwölf Tage war es nun her, nein, dreizehn gar, seit er zurückkehrte. Nach langen Wochen auf See hatte Isora das Wiedersehen herbeigesehnt. In Gedanken hatte sie es sich ausgemalt, dutzendfach, hundertfach. In stillen Momenten vor dem Schlafe, an langen, tristen Tagen, selbst im Traume, sah sie ihn vom Schiffe kommen. Mit brauner Haut von eintausend Sonnenstunden ging er die Planke hinab zu ihr. Er öffnete seine Arme in freudiger Erwartung, sie ebenfalls, in glücklicher Ungeduld. Nur wenige Schritte noch – weiter jedoch war ihre Imagination nie gekommen. Nein, diesen Glücksmoment wollte sie nicht vorwegnehmen!
Als es an der Tür klopfte, der Schiffsjunge ihr kundtat, dass die Stern von Havena aus Brabak zurück sei, da erkannte sie, dass die Wirklichkeit sich von Fantasie unterschied. Als sie den ausweichenden Blick des Jungen wahrnahm, die Worte Krankheit, Leid und Heiler nicht nur hörte, sondern auch verstand, wandelte sich Freude in einem Herzschlag in Furcht. Mit jedem weiteren Schlag schwärte Eiter in ihrem Herzen und wuchs an, bis er ihr Wesen gänzlich erfasst hatte. Keine andere Sorge, keine Pläne, keine Pflichten oder Gedanken - weder gut noch schlecht - waren von Bedeutung.
Efferdsieche, ein schwerer Fall, erklärte der Medicus, während drei Matrosen den sinnestrüben und fiebernden Leib ihres Gemahls in die Stube trugen. Bettruhe, fester Boden und Gebete sei alles was man tun könne. Das ein oder andere Kraut könne die Symptome etwas mildern, aber über Krankheit und Gesundung, über Leben und Tod, entschieden nun nicht mehr die Menschen. Also betete sie. Alle Zwölfe flehte sie an, bettelte, versprach, drohte, weinte, verhandelte und bekam keine Antwort. Nach sechs Tagen empfing der Heiler sie nicht mehr, nach acht Tagen hörte kein Priester ihr Flehen mehr. Tage und Nächte verbrachte sie daheim, pflegte den Leib so gut es ihr beschieden war, verkaufte alles von Wert für Heilkräuter und Tinkturen. Trotz und allem - besser wurde sein Siechtum nicht. Immer blasser seine Farbe, immer leiser sein Atmen, immer weniger seine Reaktionen. Am zehnten Tage brach sie die Gesetze der Götter und Menschen.

„Geister, Irrlichter und Gespenster sind nicht die einzigen Fährnisse, welche in den dunklen Tiefen auf unvorsichtige Sterbliche warten. Die Necker sind den Menschen keine Gefahr, wenn sie nicht im Rausch euren Leib in die Tiefe ziehen und euch zu einem der ihren machen. Schlangentau und Batzenmuscheln mögen euren Leib verwunden und gar euer Leben beenden. Eure Seelen jedoch, eure Seelen sind in gänzlich anderer Gefahr. Wenige Berichte sind es nur, einzelne Fischer allein haben den Schrecken geblickt und vermögen davon zu schildern. Der wandelnde Wirbel!“ Keine Reaktion bei den beiden Männern. „Ohne Warnung, ohne Ursache oder Grund, der ihn erklären oder rechtfertigen könnte, beginnt und endet der wandelnde Wirbel. Weder Ort noch Zeit lassen sich von Sterblichen bestimmen, aber Sterbliche sind es, die in ihm verschwinden. Sterbliche sind es, die er hascht und für alle Zeit verschlingt. Ob der nasse Griff jedoch die Seele freigibt, sie fliegen lässt übers Nirgendmeer zu Rethon, der Seelenwaage, dies können wir nicht wissen. Scheint der Wirbel doch direkt aus den Niederhöllen zu wurzeln und eine Pforte und ein Tor dorthin zu sein.“ Der Jüngere lugte zu Isora, die weiterhin in Ausschau nach der Krähe war, und dann weiter zu seinem Begleiter, der nun ebenfalls seinen Blick ins Boot gerichtet hatte. Beide lächelten sich zu und bemühten sich, einander ihre Beherztheit und Unbekümmertheit zu versichern.
Vorsicht jetzt! Isora ging ein Wagnis ein, die düsteren Geschichten auszuführen. Ohne etwas Beklemmung jedoch, könnte Fadheit übernehmen und die Fahrt vorzeitig dem Ende zuführen. Gleiches drohte auch, sollte Angst die beiden übermannen. Es galt die Balance zwischen Furcht und Langeweile zu halten. Der Turm der Zauberin, die alten Tempel, verrufene Wracks, der Ferdokbogen – die Unterstadt hatte einige bekannte und berüchtigte Orte und versunkene Mysterien. Von einigen erzählte Isora kurz, soweit sie etwas wusste oder glaubhaft erfinden konnte. Die Geister, Monster und Gefahren jedoch, waren die wahren Objekte der Neugierde. Für Furcht waren die Männer gekommen. Für jenes einzigartige Gefühl der Bedrohung, des Herzklopfens, der unbestimmten Angst, der Zuversicht, dass ja kein wirkliches Unheil drohte und schließlich Freude über den eigenen Mut. Ein schneidender Schrei des Vogels deutete die weitere Richtung.

Kein Gebet half. Kein Kraut und kein Mittel schenkten Linderung. Ihr Liebster entschwand mit jeder Stunde, mit jedem Tag, weiter aus der Mitwelt. Bald würden sie getrennt sein, würde sie sein Gesicht nicht mehr blicken können, seine Wärme nicht mehr spüren dürfen und in Einsamkeit zurückbleiben. Bald würde der peinvolle Griff um ihr Herz auf ewig sein, denn nur seine Liebe konnte ihn zerschlagen, allein sein Lächeln, seine Berührung, sein Leben vermochte dies zu tun. Aber noch gab es eine Hoffnung, die unberührt war. Isoras Elend war gewachsen auf ein Maß, dass alles Zögern und jedes Bedenken überwand. Magie. In Magie lag noch Hoffnung.
Die strikten Strafen für Anwender und Nutznießer waren nicht länger ein Hindernis. Allein die Hoffnung hatte noch Bedeutung.
Ein Kräuterweib war tags darauf gefunden. Die Begutachtung dauerte nicht lange. Befremdlich klangen die gemurmelten Worte des Weibes, die Isora vernahm, aber nicht begreifen konnte. Schlimmer aber waren die Worte, welche sie verstand. Ein Fluch. Die Herrin hatte ihren Mann verwunschen und nun müsse er sterben. Weshalb könne sie nicht sagen, aber ohnehin, wer vermöge schon den Willen der Unsterblichen zu deuten. Vielleicht jedoch, ließe sie sich besänftigen, mit einer Gabe, mit einer Tat. Mit einem Opfer. Ein kleines Tier müsse sie töten, dann müsse sie der Herrin ihr Bitten vortragen. Noch am Abend des elften Tages drang Rauch aus der Schale, in der das Blut einer Ratte sich mit der letzten Hoffnung der Frau vermischten.

Das Boot war nun wirklich verloren. Isora war geflissentlich der Nebelkrähe gefolgt, leise übers Wasser gleitend. Der Nebel öffnete sich vor ihnen, schloss seine Hand dann geradewegs wieder. Alle Wahrnehmung reduziert auf eine Kuppel von wenigen Schritt. Wohin führst du mich, Federvieh? „Sorgt Euch nicht, meine Herren! In diesem Lichte vermögen Euch die Augen leicht zu täuschen. Wir sind am richtigen Orte, sorglich bin ich dem unseren Pfad gefolgt. Andere Sinne mögen Euch ein besserer Führer in der Unterstadt sein. Ein vermeintlich hilfreiches Licht kann Euch in Euer Verderben führen, ein vorgeblich freundlicher Ruf eine arglistige Falle sein!“ Einzig Feder und Schnabel kannten den Pfad, so es einen gab. Isora hatte alsbald die Orientierung verloren, folgte nur artig Schrei und Schatten. Ohne Wissen über Weg und Ziel. Zeit und Raum verloren Geltung, wichen Wänden, die die Wirklichkeit abschotteten.

Isora müsse nach dem Opfer ihre Bitte stellen, hatte das Kräuterweib erklärt. Voller Achtung, ohne Umschweif um eine Gunst bitten und die fällige Gegenleistung erfragen. Wie sie die Herrin heißen solle, hatte sie gefragt. Zahlreiche Namen gäbe es, Kryptor in Al'Anfa, die Sumpforks in Norden rufen sie Ranagh, die Hummerwesen im Osten kennen Globomong. Isora aber solle den Namen der Waldmenschen wählen: Nachtschwarze Herrin. Wie geheißen tat sie, legte all ihre Verzweiflung und Hoffnung in die Bitte, bereit jeden Dienst zu erfüllen. Nicht einem Gebet unähnlich, verließ der Wunsch ihren Mund, erfüllte das Zimmer und trug das Gesuch in die Welt und darüber hinaus. Anders als ihre Gebete, blieb diese Fürbitte indes nicht unbeantwortet. Fordernd, gleichgültig, zornig, sanft, erhaben und spottend. Solcherart Stimme hatte sie zuvor nie vernommen, fremd und falsch, so dass es ihr nicht möglich war den Klang zu bestimmen. Von einer vordem ungehörten Zunge, konnten die Wörter keinen Sinn in ihr stiften. Unnütz waren sie dennoch nicht gewesen, das kundige Weib wusste die Begriffe zu deuten und unterrichtete Isora über den Wunsch der Herrin. Eine Fahrt in stille Gewässer, zwei Seelen solle sie geleiten, folgend dem Flug von schwarzen Schwingen. Erbringe diese Schuldigkeit und der Griff soll von deinem Gemahl fallen. Weigere dich, so wird sein Leib zerfallen und eure Seelen euch nimmermehr finden, nicht hier und nicht woanders.

Jeder Stoß der Stake schob das Boot weiter seiner Bestimmung entgegen. Langsam, aber stetig ging die Fahrt von dannen, ohne Änderung in Tempo oder Kraft. Nun aber wurde ihr gewahr, dass der Schwung der Bewegung sich erhöhte – die Fahrt nahm zu und auch der Kurs wurde nun von des Wassers Hand geführt. Die Männer schienen dies nicht zu bemerken, oder machten keine Anmerkung dazu – beide schienen allemal tief in Gedanken und Eindrücken verloren zu sein. Der Aufprall war nicht zu erahnen. Isora wurde nach vorne geworfen und fiel – gleich den beiden Männern – ins Wasser. Einer Hand gelang noch Halt, fest war ihr Griff um das feuchte Holz des Kahns, jedoch war ihr ganzer Körper und auch der Kopf vollständig unterhalb im Wasser. Nach den ersten Herzschlägen, von Schreck, Kälte und Schmerz beherrscht, öffnete sie die Augen und wendete den Blick nach unten. Ihre Instinkte drängten sie an die Luft, heraus aus dem Nass, doch spürte sie eine Kraft, eine Macht gar, die von herab nach ihr zerrte. Weit unter ihr, in der schwärzesten Tiefe sah sie Farben. Grün, Blau und Violett, blass zwar, wie hinter einem Schleier aus Grau und Schwarz, aber so deutlich, dass es keine Täuschung sein konnte. Die Farben schwirrten im irren Tanz umeinander, strömten im Kreise. Isora sah mit Unglauben in den Strudel, dessen Entstehung sie schaute. Das grausige Dunkel ließ keine Einschätzung des Wirbels zu, nicht die Tiefe in der er begann, konnte sie im Geiste vermessen, noch vermochte sie dessen Maße einzuordnen. Grauen und Faszination zugleich hielten ihre Aufmerksamkeit gefangen. Ersteres überragte und nun wurde sie auch den beiden Männern gewahr. Einer war bereits so weit gesunken, dass sie nur einen Schemen erblickte, der sich vor dem gräulichen Spektakel unter ihr befand. Sein Gesicht blieb ihr verborgen, seine nach oben gestreckten Arme waren kaum noch zu erkennen. Er schien sich wie im Veitstanz um sich selbst zu drehen, beständig tiefer sinkend und war bald von Dunkelheit verborgen. Wie eine Feder im Orkan.

Es musste der Jüngere gewesen sein, denn der Ältere hatte eine Hand an Isoras Fuß und vermochte so dem Sog noch widerstehen. Entsetzen bestimmte seinen Todeskampf, sein Antlitz in panischer Grimasse verzogen, denn es gelang ihm nicht, seinen Körper aus eigener Kraft aus dem Zug der entsetzlichen Kräfte unter sich zu reißen. Ihre Blicke trafen sich und für einen Moment erkannte Isora Zuversicht in seinen Augen. Neues Entsetzen, nun gepaart mit Empörung, Erstaunen und Verrat blickte sie an, denn ihr Fuß zuckte und zappelte und stoß die Hand des Mannes ab. Auch er begann nun den wilden Tanz, die Arme zu den Göttern gestreckt. Mit jeder Drehung vervielfachte sich das Tempo und auch sein Bild verlor sich im fürchterlichen Schauspiel. Ihr wurde nun schmerzhaft und plötzlich gewahr, dass ihr Atem verbraucht und ihr Arme in Pein waren. Ein Instinkt, ein verborgener Wille, versuchte ihren Körper aus dem Wasser zu ziehen. Mittlerweile waren beide Hände an der Seite des Bootes und zogen mit panischer Kraft nach oben. Ihr Kopf war kaum mehr als die Tiefe einer Pfütze von der rettenden Luft entfernt und doch gelang es ihr nicht, auch nur dieses Körperteil durch die Oberfläche zu hieven. Ein furchtbarer Schrecken erfasste ihr Herz. Auch ein weiterer Versuch, durch Willen und Stärke aus dem Wasser zu stoßen, blieb ohne Erfolg. Die Kraft des Wirbels hatte auch sie gefangen und ohne Unterlass und Ermattung verlangte er nach ihr. Sie, die Lungen voller Pein, der Geist gefüllt von einem Rausch aus Gedanken, die Muskeln schmerzhaft entkräftet, hing mit ihren Fingern an ihrem Leben. Aller Glaube verließ sie, ersetzt durch Hilflosigkeit und fassungsloses Begreifen. Isora war allein und der unablässige Griff des Strudels würde obsiegen.

In die tobende Brandung ihrer Gedanken fiel ein klarer Gedanke. Ist das der Preis? Verlangt die Herrin nach mir? War ihr Leben der nötige Preis, dasjenige ihres Mannes zu retten? War der Dienst erbracht, sollte der Schlund des Trichters ihrer Habhaft werden? Der enorme Druck in ihren Lungen, das stechende Verlangen nach Atem forderte eine Entscheidung. Sie schloss ihre Augen und suchte in ihrer Erinnerung nach einem Bild, seinem Bild. Einen Herzschlag spürte sie sein Gesicht, seine Berührung, war sein Wesen bei ihr. Sie öffnete die Hände und gab sich den höheren Mächten hin. Nichts geschah und in Seelennot blickte sie nach oben. Wie im Krampfe pressten ihre Finger weiterhin ins Holz, wollten sich dem Schicksal nicht fügen. Eine neue Furcht umklammerte sie, als ihre Muskeln erneut versuchten - wider allen Schmerz und ohne ihr Gebot – den Leib ins Boot zu tragen. Muss er sterben weil ich es nicht kann? Bestürzt strebte sie danach, das Donnern der Gedanken zu ordnen, ihren Körper wieder zu beherrschen. Durch eine Urkraft aus Verzweiflung und Schrecken öffnete Isora ihren Mund und gab dem immensen Drang nach ihre Lungen zu füllen. Fluten spülten in ihren Körper, füllten ihr Inneres, dass sie fürchtete zu bersten. Der Schmerz übertraf allen Kummer, alles Leid. Ein Reiz drängte das Wasser mit einem Erbrechen aus ihrem Körper, nur um daraufhin erneut Wasser einzusaugen und das Elend noch weiter zu vergrößern. Leid und Pein waren unermesslich. Ihr Körper bebte und all ihr Sein sehnte sich nach Erlösung, die nicht kommen wollte. Außer Stande, ihren Leib zur Rettung zu ziehen oder in die Tiefe gleiten zu lassen, unfähig den quälenden Wechsel des Wassers in ihrem Körper – rein und raus, rein und raus – zu beenden, verloren in Agonie und Tortur, war sie nicht einmal mehr in der Lage eine höhere Macht um Gnade zu bitten. Ihr Geist wurde von tausend glühenden Zangen gefoltert, ihre Seele von Marter zerschlagen und ihr Leib gepeinigt von Schmerz, der aller Vorstellung spottete.

Unvermittelt war es vorbei. Ein kräftiger Ruck zog sie nach oben, sie brach aus ihrer Folterkammer und rollte sich ins Boot. Sie spie Wasser auf das Holz, keuchte und hechelte nach Luft, tobte, schrie, jammerte und blieb schlussendlich auf dem Rücken liegen. Kein anderer weilte im Boot, bis auf ein leichtes Schaukeln der Barke spürte sie keine Bewegung. Um sie herum Stille, sich legender Schmerz und Entsetzen in einer Größe, die ihr Verstand nicht fassen konnte. Alles war dumpf, ihre Sinne waren taub und überlastet. Instinkt und Intuition trieben sie weiter. Es wurde ihr bewusst, dass ihr eigener Wille sie gerettet hatte. War die Kraft des Wirbels schlagartig geendet? War es ein letzter Akt der Verzweiflung, der die Tat ermöglichte? Nichts war geblieben von den beiden Männern und dem Schicksal, dass ihnen auferlegt wurde. Das Flattern und der Schrei machten ihr den rätselhaften Führer gewahr. Gewohnheit und Reflex lenkten den Körper. Ist der Dienst erfüllt? Habe ich gefrevelt? Habe ich die Niederhöllen geblickt? Bin ich tot? Wird er leben? Weiter folgte sie der Nebelkrähe, erdrückt von Angst, Scham und Verwirrung.

Aus ihrer Mitte wuchsen zwei Gemüter, die sich die Waage hielten. Hoffnung und Furcht. Sobald sie wieder zurück bei ihrem Manne war, würde sie die endgültige Wahrheit erfahren. Leben oder Tod. Sie verbarg sich vor der Hoffnung, als könne diese einen Makel bedeuten oder das Ergebnis ungünstig beeinflussen. Auch die Furcht durfte nicht erstarken, spürte sie doch dahinter einen Abgrund, noch tiefer und schwärzer als der Wirbel, dem sie entronnen war. In diesem Stupor, gefangen auf der schmalen Brücke ihrer Gedanken, folgte sie dem Flug des Führers. Ihres Daseins wurde sie erst wieder gewahr, als das Boot mit einem leichten Ruck an den Gestaden ihrer Heimat anlegte. Langsam öffnete sich der Schleier um ihren Geist und die Wirklichkeit des Lebens entfaltete sich. Isora verließ die Entrückung und steuerte ihr Heim an. Eigene Schritte leiteten sie nun, vom einstigen Führer nichts mehr zu sehen.
Sie schwor tausend Schwüre, würde fürderhin kein schlechtes Wort mehr sprechen, keine falsche Tat begehen. Wenn er nur leben dürfe! Der Kräuterweibe, würde sie die Hände küssen und für ihr Wohl an jedem Tage, bis zum ihrem letzten Tage, ein Gebet sprechen. Wenn er nur leben dürfe! Fortgehen würden sie zusammen, weit weg von schrecklicher Erinnerung und böser Tat. Neues Glück in neuem Leben suchen. Wenn er nur leben dürfe! Unversehens stand sie vor der Türe. Hinter dieser Pforte lag nicht nur ihr Mann, wartete nicht nur die weise Frau, ihren Gemahl behütend, dort wartete all ihr Glück und all ihr Leid. Sie klopfte um Einlass.

Das Weib war nicht untätig gewesen. Gerade betrachtete sie ihr Werk, schien unzufrieden und nestelte noch etwas herum, als sie ein Flattern vernahm und den gefiederten Freund auf dem Fenster erblickte. Jener krächzte drei Mal, zwei kurze und einen langen Laut stieß er in den Raum. Sie lebt! Die Frau war nun nicht mehr lange entfernt. Die Kräuterkundige entschied ihr Schaffen für ausreichend und warf einen Blick zu dem Mann. Ruhig lag er auf seinem Krankenbett, nein, vielmehr Totenbett. Seines Lebens Ende hatte sich ereignet, da hatten die Frau und ihre Begleiter just ihre Reise begonnen. Nun lag er still auf dem Rücken, die Augen geschlossen, wie vor seinem Ende. Sie hatte ihn erneut gedreht, nachdem er den Tode auf dem Bauch erlitten hatte. Es war einfach gewesen ihn dieser Position zu ersäufen. Den Eimer mit Unwasser hatte sie lediglich unter den Kopf stellen müssen und sein Haupt solange drücken, bis die schwachen Zuckungen geendet hatten.
Besagten Kübel schüttete sie nun über den Fünfstern aus halbvergorenen Algen, der als Zentrum des Rituals diente. Die Details waren von hoher Bedeutung, daher hatte dieses banale Symbol viel Zeit beansprucht. Die Paraphernalien waren verteilt und die Hexe stimmte urtümliche Gesänge und beschwörende Worte an. Diesmal würde sie die Herrin tatsächlich anrufen und kein falsches Schauspiel darbieten. Anstatt der eigenen, von Zauberkraft geschaffenen Worte, würde sie die Antwort der Herrin vernehmen. „Allesverschlingende Gebieterin, erhöre meine Ruf! Empfange mein Bitten und gewähre mir Gehör!“ Sie kniete nun vor dem Pentagramm und nahm den Opferdolch, eine spannlange Waffe beinernem Griff. „Ich bin eine treue Dienerin und habe deine Ehre gepriesen. Dem wandelnden Wirbel habe ich geopfert! Mutter von Kraken und Schlange, deinen Ruhm will ich mehren und deinem Willen gehorsam folgen!“ Während sie die Worte mit Verzückung sprach, tauchte das Weib den Dolch in die kleine Schale und vollführte das Reinigungszeremoniell. Der Opferdolch, das Instrument des Vollzugs, im Blute eines Delphins zu waschen war der Herrin sehr gefällig. „Herzogin der Nachtblauen Tiefen, für deinen Ruhm bringe ich dir dies Opfer dar. Erhöre mich und aus seinen Innern will ich dir eine Devotionale kreieren und dein Zeugnis darlegen!“ Das Aroma eines faulig-abstandenen Gewässers umschmeichelte ihr Gesicht. Eine nicht sichtbare, aber für ihre bewanderten Sinne deutlich spürbare Präsenz näherte sich dem Diesseits. „Herrin von Gal'k'zuul, dir allein will ich dienen, nur deine Erhabenheit preisen!“
Es war nun nahezu soweit. Die Tat musste bald vollbracht werden. Unsterbliche waren oft überraschend ungeduldig. Sie legte den Dolch zurück auf das Tuch. Sobald die Frau den Raum betrat, war es soweit. Sie würde direkt zu ihrem Gemahl gehen, unwissend und ahnungslos würde sie sich über ihn beugen, versuchen seine Zuwendung zu wecken. Irgend eine Reaktion zu wecken. Die Klinge war scharf, der Schnitt in die Kehle würde tief sein. Kein Schrei könne so ihren Hals verlassen und an ihrem eigenen Blute würde sie ertrinken. So wie es der Herrin Wohlgefallen bereitet. „Herrin aller Wasser, für deine Gunst will ich dir ein weiteres Opfer darbieten. Ein sündiges Weib, voller Hoffnung und zugleich in völliger Verzweiflung. Es soll dir würdig sein und den Pakt besiegeln.“ Ein Klopfen zog das Kräuterweib aus der Trance. Sie blickte sich um, versicherte sich erneut, dass alles bereitet war und verbarg den Dolch im Tuch. Sie sammelte sich einen Moment, erhob sich langsam und legte ein falsches Lächeln auf ihre Lippen. „Tritt ein, mein Kind!“

Mit Inspiration von Edgar Allen Poe und dem wunderschönen Bild einer Nebelkrähe von Fenia Winterkalt.

Fenia_Winterkalt
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Padir hat geschrieben: 20.10.2020 21:00
Mit Inspiration von Edgar Allen Poe und dem wunderschönen Bild einer Nebelkrähe von Fenia Winterkalt.
Awwww :heart:

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Tiger
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Das Guhlkind

Auf einem Leuchtturm vor düsterem Strand
ist in stürmischer, mondloser Nacht,
des Wärters Kind als Guhl erwacht,
und wurde vom Vater mit Schrecken erkannt.

Die Augen voll Hunger und doch so bekannt,
nähert das Kind sich dem Vater sacht,
hat in diesem Verzweiflung entfacht,
und greift ihn voll Gier mit kindlicher Hand.

Der findet die Armbrust, bereit zum Schuss,
das Kind zeigt die Zähne zum tödlichen Kuss.
Er muss dies Leben beenden, doch wie?

Er bringt die Tat nicht über sein Herz,
beendet das eigene Leben voll Schmerz.
Seinen Körper jedoch, den fand man nie.

- frühes Werk des tobrischen Dichters A. Gruftius
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Bosper Praiotin Sonnental, Bruder Hesindian, Nana Minze, Nikaju Frostwind, Radrik Baernhoff, Sulvaya aus Baliho

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Vom ewigen Reichtum

In den tiefen Wäldern Garetiens findet sich ein seit langer Zeit von der Menschheit vergessenes Anwesen. In der Vergangenheit war es der Stammsitz einer einflussreichen und vermögenden Händlerfamilie. Als die Geschäfte schlechter liefen und das Vermögen Jahr für Jahr schmolz, entschlossen sich zwei Söhne, mit Hilfe von Magie für Glück und Erfolg im Geschäftsleben zu sorgen. Auf ihren Reisen in die Tulamidenlande, nach Thorwal und in die Länder der Nivesen hatten sie vielfältige Erlebnisse mitgebracht und Geschichten, Sagen und Legenden zu magischen Rituale. Über die Jahre ersannen sie ein - ihrer Einschätzung nach - einzigartiges Ritual, welche für ewigen Reichtum sorgen sollte.
Nach Beendigung ihres Rituals bebte die Erde auf dem gesamten Gelände des Anwesens. Jede Frau und jeder Mann, welche sich zu diesem Zeitpunkt im Haus befand, wurde vom Haus eingeschlossen. Es heißt, dass sie seitdem im Inneren in Reichtum und Luxus leben, ihnen aber ein Verlassen des Hauses unmöglich sei.

Der Vater der beiden Söhne, ein stattlicher, Praiosgläubiger Händler, kehrte just in der Nacht des Rituals zurück - unfähig, das versiegelte Haus zu betreten und ohne Möglichkeit, zu seiner geliebten Familie Kontakt aufzunehmen....

Einheimische Jäger, Hirten und Händler berichten immer wieder davon, in der Nähe des verfallenen Anwesens nächstens eine riesenhafte Gestalt gesehen zu haben, welche an den Mauern kratzt und verzweifelt um Einlass fleht. Es heißt, wer sich ihr nähere würde von ihr gezwungen werden, mit ihr um das Anwesen zu streifen und einen Einlass zu suchen.
Wer weiß, vielleicht sind göttergefällige, aufrechte Recken notwendig, um den Fluch vom Anwesen zu nehmen und die Gestalt zur Ruhe zur bringen zu können?

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These things are romanticized, but in the end they're only colorful lies.

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Alecto
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Zwei Fragen

Schwer atmend wischte sich Praiodan das Blutrinnsal aus den Augen das über seine Stirn lief, ließ seinen kaputten Streitkolben fallen und sah sich im Halbdunkel der Grotte um. Mittlerweile herrschte Ruhe - Nur gelegentlich durchbrach das Tropfen von Wasser die Stille. Sein wandernder Blick streifte seine toten Kameraden - Alrik, Celissa, Selindis, Durin, Ellayoe,... und die zerschmetterten Überreste der steinernen Kreaturen die sie angegriffen hatten. Zerschmetterte dämonische Fratzen aus Stein lagen zu seinen Füßen - Dort zusammengekrümmt in einer großen Blutlache Selindis, etwas weiter Alrik in einer bizarr verbogenen Körperhaltung,..... "Bei Praios, ich wünschte ich könnte noch irgendetwas für euch tun. Möge er euch aufnehmen in sein ewiges Licht! Nun bin ich wohl alleine. Aber weiter, die Zeit eilt..." Er nahm die noch brennende Fackel aus Durins Hand, umklammerte sein Sonnensymbol und begann vorsichtig die glitschigen Stufen zu einem Plateau in der Ferne der Grotte hinaufzusteigen. Bizarre Runen waren in Stalagmiten geritzt, welche von merkwürdigen Lichterscheinungen umtanzt wurden. Immer wieder musste er über Knochen, verrostete Waffen und Rüstungsteile hinwegsteigen. Der Geruch von Moder und Verfall lag in der Luft. Die Dunkelheit wurde allmählich von einem grünlichen Leuchten erhellt. Die Stufen führten um eine letzte Kehre, dann lag das Plateau vor ihm. Die Wände waren über und über mit Runen übersät - Alleine das Betrachten bereitete Kopfschmerzen. In der Mitte des Plateaus stand ein kunstvoll gearbeitetes, flaches Wasserbecken, welches von einem Sockel, welcher in Form einer skelettierten Hand gearbeitet war, gestützt wurde. Dies war die Quelle des grünlichen Lichtes, vor dem sich die Silhouette von vier Gestalten abzeichnete, die das Becken umstanden. Praiodan erschrak zutiefst und löschte schnell die Fackel - Aber keine der vier Gestalten rührte sich. In der Ferne hörte man das regelmäßige Tropfen des Wassers, ansonsten war es totenstill. Langsam schlich Praiodan näher. "Es sind nur Statuen" stellte er schließlich erleichtert fest. Mit neuem Mut ging er näher. Der grüne Schein aus dem Becken zeichnete die Statuen in scharfem Kontrast: Nur entfernt humanoide wirkend, teilweise amorph, schienen alle vier gebannt in das Becken zu blicken. "Was sind das nur für Kreaturen?" sagte Praiodan leise und ging langsam näher. Endlich konnte er in das Becken hineinsehen. Von einer dünnen Schicht Wasser bedeckt lag hier eine ca handtellergroße, kupferfarbene Scheibe in Form eines stilisierten Auges. Statt einer Pupille sah man dort eine leuchtend grüne Rune, welche in sich selbst die Realität zu verzerren schien - Deren feine Linien schienen Raum und Zeit zu durchbohren. Praiodan wendete seine Augen ab, da ihn der Anblick körperliche Schmerzen bereitete und er fürchtete den Verstand zu verlieren. "Das ist es also..." murmelte er und tauchte mit abgewendetem Blick seine Hand vorsichtig ins eiskalte Wasser des Beckens. Zögerlich tastete er sich vor, bis er mit seinen Fingerspitzenschließlich den Rand der Scheibe berührte, welche merkwürdig warm war.
"WAS WILLST DU?" Eine Stimme aus den Urzeiten der Schöpfung, noch bevor es Götter und Dämonen gab pulsierte durch Praiodans Körper. Sie war nicht zu hören, er fühlte sie durch die letzte Faser seines Körpers.
"We.. Wer bist du?" stammelte er.
"STELL KEINE DUMMEN FRAGEN, DU WEISST WER ICH BIN! ICH BIN DER WEGEN DEM DU HERGEKOMMEN BIST! WELCHE WÜNSCHE SOLL ICH DIR ERFÜLLEN? BRINGEN WIR ES HINTER UNS!"
Praiodan atmete mehrmals tief durch. "Die Orks sind in unser Land eingefallen. Sie stehen mordend und plündernd vor den Toren unserer Hauptstadt. Vertreibe sie für uns und sorge dafür dass sie nie mehr wiederkehren!"
"UND WEITER?" Die Stimme klang fast gelangweilt.
"Sorge dafür dass niemand im Land mehr Not leiden muss!"
"IST DAS ALLES?"
"Sorge dafür dass niemand mehr die Toten des Krieges betrauern muss!"
"DAS SIND DEINE WÜNSCHE?"
"Ja..."
"DANN SOLL ES SO SEIN. BEANTWORTE MIR ABER ZWEI FRAGEN: WARUM WÜNSCHST DU DIR DAS?"
"Ich möchte Gutes für meine Mitmenschen...."
"DIE WAHRHEIT!!!"
Praiodan seufzte "Es macht keinen Sinn zu Lügen, nicht wahr? Ich möchte meinen Rang bei den größten Helden und Heiligen des Praios erlangen. Und die zweite Frage?"
"SPÄTER! UND JETZT GEH!"

Beschwingt eilte Praiodan den Bergpfad hinunter. Der Weg nach Hause war nicht mehr weit. Die Erinnerungen an die Grotte und der Tod seiner Freunde verfolgte ihn noch in seinen Albträumen, selbige waren nach knapp drei Wochen aber dabei allmählich zu verblassen. Noch bevor er um die letzte Kehre bog merkte er, dass ein merkwürdiger Geruch in der Luft lag. Er erstieg noch ein Anhöhe, dann fiel sein Blick auf das Tal vor ihm. Rauch stieg von der Hauptstadt auf und ein grünlicher Odem lag in der Luft. Das Heerlager der Orks war verwüstet, Getreide und Feldfrüchte verrotteten auf den Feldern. Rings um die Stadt loderten vor den Toren grosse Scheiterhaufen. Als Praiodan näher eilte sah er in der Ferne weiß gekleidete Personen mit Pestmasken, welche zahlreiche Leichen von einem Ochsenkarren in die Flammen warfen.
Plötzlich durchfuhr ihn wieder die Stimme: "WARUM SO VIELE WÜNSCHE, WO ES EIN EINZIGER DOCH AUCH GETAN HÄTTE?"
祇園精舎の鐘の聲、
諸行無常の響あり。
娑羅雙樹の花の色、
盛者必衰のことわりをあらはす。
おごれる人も久しからず、
唯春の夜の夢のごとし。
たけき者も遂にほろびぬ、
偏に風の前の塵に同じ

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ledaeth
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Dünnes Holz knarrt, als es entlastet wird.
Stuhlbeine scharren über Parkett.
Dickes Holz knackt einmal, als es sich setzt, um dem ungewohnten Gewicht zu widerstehen.
Dann Stille.
Dann unterdrücktes Würgen, Rascheln von Stoff.
Dann Stille.


Er schluckt.
Weiter zurück.

„Zum letzten Mal, Vater: Mein Herz gehört Larecio – für immer!“
„Aber Liebes, lass uns doch vernünftig ...“
„Vernünftig?! Findest du es etwa vernünftig, mir mit Enterbung zu drohen? Als ob es da noch was zu holen gäbe. Nicht mal mit einer Mitgift kann ich rechnen, also erzähl mir nicht, er hätte es nur darauf abgesehen!“
„So war das doch gar nicht gemeint. Hör mal, Liebes, ich habe im Moment wirklich andere Sorgen. Können wir unseren Streit nicht ruhen lassen? Du verschiebst die Hochzeit, nur um ein paar Tage, und wir ...“
„Ich soll meine Hochzeit verschieben, weil du gerade keine Zeit hast, sie mir auszureden?! Ich fasse es nicht. Wenn du mich schon nicht unterstützt, dann halte dich wenigstens raus!“
Eine Tür knallt.
Ein Mann weint leise.


Er wird Vantessa befragen müssen. Armes Ding.
Weiter zurück.

„Keine Spur von ... Mit tiefem Bedauern ... Verbleib ungeklärt, hochachtungsvoll ... VERDAMMT!“
Mehrere Objekte beschleunigen entlang einer glatten Oberfläche, dann zersplittert Glas an der Wand. Pergamentblätter rascheln im Flug.
„Ist es denn zu viel verlangt, einmal eine gute Botschaft zu erhalten?“
Feste Absätze laufen in Richtung Fenster.
Schließlich, kaum hörbar: „Ich bitte dich, Phex, schenke mir noch einmal deinen Segen, ein letztes Mal! Ich werde mich revanchieren, du weißt, dass ich das immer getan habe ... Lass mich nicht hängen ...“


War das der Moment gewesen, in dem diese starke, befehlsgewohnte Stimme zum ersten Mal brach?
Er hat sie viel zu lange nicht mehr gehört. Und wird sie auch nie mehr hören.
Eine einsame Träne stiehlt sich aus seinem Augenwinkel. Er lässt sie gewähren.
Weiter zurück.

Angenehmer Druck. Frische, umfließende Kühle. Heimat.
Luftblasen steigen auf.
Ein mehrfüßiger Nachbar stakst über den Sand.


Zu weit. Er hat die Schritte zu groß gewählt. Ob er noch einmal von vorn beginnen soll?
Wahrscheinlich gibt es nichts Relevantes mehr zu ...

Der Boden vibriert. Kleine Leiber flitzen davon. Etwas Großes und unfassbar Böses schwebt vorbei. Es nimmt das Licht, schluckt Geräusche, drückt Schwärze in alle Sinne. Seine Aura spricht von Greifarmen, die dich packen, Saugnäpfen, die deine Schale aufbrechen, Mündern, die dein Innerstes schlürfen ...

„Geht es Euch gut, hochgelehrter Herr?“
Hatte er geschrien?
Ja, der Nachhall lag noch in der Luft.
Mühsam brachte er seine Stimme unter Kontrolle. „Es ist alles in Ordnung, danke. Wartet bitte draußen.“
Mit bleichem Gesicht und zitternden Fingern stellte Connar Helmhard Derofried von Fuchsfell zu Eisenteich – Magus der Accademia Contramagica Cusliciensis und Absolvent eines Zweitstudiums an der Akademie des Magischen Wissens zu Methumis – die Muschel zurück ins Regal.
Das düstere Dachgeschoss schien jetzt mehr Dunkel zu bergen, aber das war sicher nur der späten Stunde geschuldet.
Er blickte zum Balken hinauf, von dem vor fünf Tagen der Strick abgeschnitten worden war.
Die Analyse der Muschel hatte letztlich nur die bisherigen Untersuchungsergebnisse bestätigt: verschollene Schiffe, Schulden, die Tochter in Schande verheiratet. Gute Gründe. Ausreichende Gründe, könnte man denken, wenn man den Alten nicht kannte.
Andererseits, dieses Gefühl von dräuendem Unheil ...
Nein, undenkbar! Sein Freund war bestimmt labiler gewesen sein, als er all die Jahre gedacht hatte. Und in die Thesis seines OBJECTOVITA musste sich ein Fehler eingeschlichen haben. Nach all den Jahren des Forschens nun doch noch ein Fehler, der den Erfolg des gesamten Projekts in Frage stellte! Solange der Zauber verfälschte Erinnerungen übermittelte, konnte er ihn unmöglich seinen Kollegen vorstellen.
Er würde alles noch einmal gründlich überprüfen müssen. In seiner Studierstube in Kuslik. Ja. Sobald hier alles erledigt war, würde er wieder am heimischen Schreibtisch Formeln wälzen. Noch einen Tag oder zwei, dann war er hier fertig und konnte ein Schiff zurück nehmen. Oder vielleicht eine Kutsche? Ja, eine Kutsche schien angemessen, schließlich hatte er es diesmal nicht eilig. Und das Landesinnere bot dem Auge mehr als nur Wellen, immer nur Wellen, ewige Wellen ...

Connar stand noch lange am Fenster.
Draußen senkte sich langsam der Abend auf den Havener Hafen, während die Angestellten in den Etagen unter ihm weiter den Schriftverkehr des Kontors sichteten.

In den Tiefen des Meeres vor Havena regten sich unförmige Schatten.
Denn wie ein sehr weiser Mann einmal sagte: „Da, wo du hingehst, da bist du dann.“

Aussprachehilfe zu "ledaeth": [​liːdai:θ]

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Vanni Fucci
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Forenaktion - Grusel, Spuk und Halloween, vom 01.10.2020 bis zum 31.10.2020

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"Es fing als ganz normale Expidition in die Tiefen an. Wir hatten Ausrüstugn und Proviant für einige Tage, einfach damit wir nicht von vorn herein zu tief gehen und uns verlaufen. Mit Bedacht und Ruhe sollten die unbekannten Teile erkundet und kartografiert werden. Wir waren zu sechsen: vier unserer Magier und die zwei Gäste, die aktuell auf Einladung des Großmeisters hier verweilen. Ich war erstaunt das sie beide so viel Neugier und Wissendurst mitgebracht haben, so eine Expedition überhaupt von sich aus in Bewegung zu setzen.

Wir stiegen unter dem Konzilssaal hinab, dort wo bereits eine Menge an Kammern, Gängen, Kavernen und Räumen gefunden und untersucht wurden. Wir nahmen dann einen Gang, dessen 'Türbogen' mit einigen Runen verziert war und folgtem dem Fackelschein stehts gerade aus. Nach einigen Meter viel der Weg ab und mit jedem Schritt wurde die Luft etwas muffiger. Es schien noch genug in den Gängen, um atmen zu können, aber etwas in den folgenden Räumen schien zu wachsen. Ein Djinn wäre hilfreich gewesen, um klare Luft zu atmen. Aber man weiss da unten nie, was einen erwartet.

Wir kamen am ersten Tag gut vorran, die Karte nahm Gestalt an und wir machten sogar einige alte Funde: Tongefäße und Reste von Einrichtung, die auf Bewohner schliessen lassen, die dann zu einer anderen Zeit starben oder die Katakomben erließen. Das wird die Analyse und zeitliche Katalogisierung ergeben.

Am zweiten Tag dann begann wir voran zu schreiten. Schon kurz nach dem Aufstehen hätten wir wohl umdrehen sollen; die Zeichen waren da! In der Ferne waren immer wieder Geräusche zu hören. Wir taten es mit dem Pfeiffen des Windes in den Ritzen und Gängen ab. Die Luft wurde tatsächlich besser. Wir taten es mit dem Plätschen des Wassers und dem Tropfen der Stalaktieten ab. Wir passierten einen Quellfluss und fanden ein Stockwerk tiefer auch Reste einer Kanalisation. Oh wir armen Tropfe.

Das Kratzen an den Wänden hätte unserem Meister des Erzes eine Warnung sein sollen. Kein Stein klingt so, wenn er auf den Anderen reibt. Kein Sand rieselt so aus der Decke auf den Boden. Dochwir waren leichtgläubig und liessen uns von usneren guten Funden treiben. Es muss gegen Mittag gewesen sein, als wir eine Kaverne fanden, in denen Reste einer Kultstätte fanden: eine Treppe hinab erreichte man einen Raum, den man zu 2/3 betreten konnte und an dessen Ende ein Altar, genauer seine Reste, stand. Satinavs Zahn hat dem Stein bereits ordentlich zugesetzt. Im letzten Drittel des Raumes war ein kleiner Teich oder See.

Das Schlurfen und Klopfen hätte uns bereit fahren lassen müssen. Doch war es letztlich erst das Gurgeln und Stöhnen, das kehlige Geifern und Knirschen von Zähnen. Aus dem Wasser vor mir erhob sich eine aufgeqollene gestallt mit trüben Pupillen, dann noch eine und noch eine. Zum Teil trugen sie noch kultartige Roben, zum Teil aber nur noch Fetzen ehemaliger Kleidung. Auf den kurzen Blick war kaum zu erkennen, wie viele verschiedene 'Menschenklassen' wohl diesem Fluch der Dämonsphäre anheim gefallen waren.

Aber diese Wiedergänger kamen unbeirrt auf uns zu. Auch von der Treppe. Wir vernahmen Rufe unserer Begleiter, hörten das Knallen der Peitsche der einen und metallisches Klirren der Waffe des Anderen. Unsererseits kämpfen wir mit zerstörerischen Sprüchen und versuchten den Bissen und Hieben auszuweichen. Und es schien kein Ende zu nehmen.

Der Rauch des Feuers legte sich und der Gestank des Todes stieg in die Luft doch der See schien nicht leer. Und von der Treppe hörten wir weitere echoende Schritte und Stöhner. So konzentrierten wir uns auf den Weg vor uns. Mit vereinten Kräften räumten wir die Treppe abermals frei und suchten unser Heil in der Flucht. Wir waren in der Lage kommende Gruppen dieser Monstern zu umgehen. Es war spät Abends, als wir die Akademie wieder erreichten. Unser Meister des Erzes versiegelte den Gang und wir markierten ihn mit einer eingehenden Warnung: Tote in den Katakomben!

Ich tat im Anschluss mein möglichstes, die Wunden zu versorgen und schlimmeres zu verhindern. Bei den Elementen es gelang mir. Kein Wundbrand oder andere Krankheit und auch keine magischen Veränderungen, die meine werten Collegae hätte holen können. Doch dies sollte uns eine weitere Lehre sein. Der Untergrund unter den Hallen ist gefährlich. Uns es verbergen sich alte Geheimnisse von Jahrhunderten und Hunderten alter Kulturen dort. Seid euch dessen immer gewahr!"


- Expeditionsbericht von Orphelia Wintreu, Meisterin des Humus, Fakultät des Humus, TRA 1033 BF
- Hart wie Stein, scharf wie Stahl. -
Mercutio Mervollo Micheangello da Kuslik bei den Theaterrittern
Meister der Drachenchronik

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Ylara Windmut
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Das Monster in mir

Das Blut tropfte aus Tsarias Mundwinkel - entsetzt starrte sie auf das, was sie vor sich sah - einen Bettler, im Todeskampf, dem er bald erliegen sollte. Sie hatte ihn gewürgt, sie hatte mit unmenschlicher Kraft seine Arme gebrochen und sich dann über seinen Wehrlosen Körper gebeugt um ihre Fänge in ihn zu schlagen.

Sie hatte sich aufhalten wollen, doch der Hunger trieb sie in den Wahnsinn. Egal was sie gegessen hatte - Brot, Kartoffeln, sogar einfache Gemüsesuppe - alles hatte sie wieder hervor gewürgt. Sie vertrug es nicht mehr, seit sie in der letzten Traviasnacht mit ihm in ihr Kämmerchen gegangen war.

Charismatischer mann war er gewesen, hatte sie überzeugt doch das Bett für die nacht mit ihm zu teilen. Doch Rondra sollte ihr eine Wahnung schicken, die sie gekonnt ignorierte - war Rahja doch gerade dabei ihr eine schöne Nacht zu bereiten. Während das unwetter nun also draußen mit Donner und Blitz über das Himmelsrund hereinbrach, brachen sich ganz andere Dinge bahnen in ihrer kleinen Stube. gerade als sie meinte im SChoße der heiteren Göttin angekommen zu sein passierte es.

Er überstreckte ihren Hals und eiseskalt durchfuhr es sie, als er anfing ihr Blut in schnellen und gierigen Züngen aus ihr zu trinken. Sie konnte spüren wie die Kälte erst in ihren Brustkorb wanderte und dann in die Arme, schließlich zu ihren Beinen und dann an den Füßen ankam.
"Süßes Blut, bei solch einem süßen Mädchen, ich hab es nicht anders erwartet", konnte sie dumpf wahrnehmen, dann aus der Kälte war ein segender Schmerz geworden. Sie wollte schreien, doch sie bekam kein Laut heraus. Sie wollte ihm den Hals zudrücken, doch ihre Arme gehorchten ihr nicht.
"Ce la vie" - mit diesen Worten überließ der Mann sie ihrem Schicksal.

Sie blickte noch einmal zu dem bettler und schüttelte den Kopf "Nein, du wirst nicht das gleiche Schicksal erleiden." - Mit einem gezielten Tritt flog sein Kopf von seinem Rumpf und die junge Vampiren verschwand lautlos in der Nacht.

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Aryador
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Urwaldtrommeln

Trommeln, immer wieder Trommeln.

Jedes Jahr am 30. Travia waren sie draußen im Urwald zu hören. Der junge Karydor warf sich in seinen seidenen Bettlaken hin und her. Schon am Vorabend war er nervös gewesen, ob die Trommeln wieder seinen Schlaf stören würden. Jedes Jahr.

Karydor stand auf und ging auf die Veranda hinaus. Die Familienvilla seiner Eltern lag im Dunkeln, im Tümpel quakten ein paar Frösche, Zikaden brummten, irgendwo, weit draußen im Urwald, schrie ein Tier. Und von noch weiter draußen dröhnten die Trommeln. Wie ein Ruf. Bumm. Bumm. Babababumm.

Schlimm war nicht, dass die Trommeln Karydor aus dem Schlaf rissen. Sondern, dass nur er sie zu hören schien. Er hatte seine Familie gefragt, seine Offiziersfreunde in der Armee, sogar die alte Wahrsagerin Zelaymaida, die manchmal hier im Villenviertel von Mirham auftauchte. Niemand hatte die Trommeln gehört. Die meisten hatten gelacht. Nur Zelaymaida hatte die Augenbrauen hochgezogen und geflüstert: »Wudu, mein Sohn. Wudu! Die Geister der versunkenen Stadt. Halte dich fern!«

Karydor kannte natürlich die Geschichten. Er war erst 20 Götterläufe alt, und die Historiae nun wahrlich nicht seine Lieblingsdisziplin, aber jedes Kind in Mirham kannte die Geschichte über den alten Ruhm und die alte Größe der Stadt, die alle anderen Städte beherrscht hatte und so reich war, dass selbst das Khunchom der Diamantenen Sultane neben ihr verblasste. Dann war die Seuche gekommen und nach der Seuche die Wudu, die in Mirham Menschenopfer dargebracht hatten, so abscheulich und gotteslästerlich, dass die Eroberer aus dem Mittelreich die gesamte Stadt hatten niederbrennen lassen. Und es hieß, als Mirham wieder aufgebaut wurde, Jahrhunderte später, dies hier sei gar nicht der ursprüngliche Standort gewesen. Irgendwo im Dschungel standen die Ruinen eines zweiten Mirhams, des ursprünglichen Mirhams, mit all seinen Schätzen und all seinen dunklen Geheimnissen.

Waren die Trommeln ein Zeichen? Sprachen die Götter zu ihm, Karydor, junger Offiziersanwärter der Armee von Mirham, einer kläglichen Armee unter der Fuchtel von Al’Anfa? War es ihm vielleicht vergönnt, Mirham zu neuer Blüte zu führen, mit Hilfe von unermesslichen Schätzen und den Zaubergeheimnissen seiner Vorfahren?

Er wusste nicht genau, was ihn trieb, die Hoffnung, die Gier, die Abenteuerlust, aber nur kurz darauf saß Karydor auf seinem Pferd, seinen Offizierssäbel an der Hüfte, und ritt in Richtung Dschungel. Das Madamal stand hell über den Bergen, die Zikaden summten und brummten, Tiere schrien im Wald. Irgendwann wurde der Pfad zu schmal, Karydor musste absteigen, aber er wusste, dass er auf dem richtigen Weg war. Die Trommeln waren lauter geworden. Bumm. Bumm. Babababadumm. Babumm.

Der Säbel diente ihm als Hackmesser, schlug Ranken und Zweige entzwei, auf dem Weg in den Wald. Der Boden schmatzte unter seinen Füßen, und einmal glaubte Karydor das Zischen einer Schlange zu hören, aber sein Weg war unbeirrt. Er wusste, dass er geführt wurde. Die Trommeln riefen ihn. Sie riefen ihn.

Bumm. Bumm. Babababumm.

Zu spät merkte Karydor, dass er völlig erschöpf war, vom Weg und dem Dickicht. Trotzdem hackte er unbeirrt weiter, es war, als ziehe etwas an ihm. Die Trommeln. Ihr Ruf drang durch seinen ganzen Körper, erfüllte ihn mit Verlangen. Mit Leben. Karydor stolperte auf eine Lichtung, wo ein großes Feuer brannte. Am Rande des flackernden Flammenscheins standen Menschen mit Speeren. Ihre Oberkörper waren nackt, mit weißer Farbe bemalt in Zeichen, die sich zu winden schienen, wie Würmer oder Schlagen. Sie packten ihn, nahmen ihm den Säbel ab. Karydor war viel zu müde, um sich zu wehren. Warum auch? Er war am Ziel. Hier gehörte er hin.

Bumm. Bumm. Babumm. Babumm.

Die Unbekannten führten ihn zu einem großen Stein und fesselten Karydor an den scharfkantigen Felsen. Im Hintergrund sah er eine goldene Pyramide leuchten, hinter den Flammen. Die Trommeln klangen schmerzhaft laut. Schlugen gegen die Innenseite seines Schädels.

Bumm. Bumm. Babumm. Babumm.

Vor seinem Gesicht tauchte ein Mann auf, mit einem Dolch in der Hand. »Die Trommeln!«, krächzte Karydor und sah den Mann flehend an. »Die Trommeln!« Das Leben. Alles würde gut werden, wenn er nur die Trommeln sehen könnte. Die Trommeln waren der Quell des Lebens. Die Trommeln waren der Tod. Der Schmerz. Das Leben war Schmerz.

Der Fremde blickte ihn still an und hob den Dolch.

»Keine Angst. Was du gehört hast, war dein Herz.«
»Sie dröhnen in meinem Kopf«, flüsterte Karydor.
Der Fremde nickte. »Ich werde sie zum Schweigen bringen. Dein Opfer verlängert unser Leben.«
Karydor lächelte und nickte dankbar.
Als der Dolch mit wuchtiger Kraft in seine Brust gestoßen wurde, spürte Karydor nur kurz einen Schmerz. Dann Erleichterung.
Die Trommeln hatten aufgehört zu schlagen. Er war am Ziel.

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Rosencrantz
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Direkt als die Ankündigung herauskam, wollte ich eigentlich mal wieder meinen kreativen Schmalz reaktivieren und ein Kompendium von 2-Sentence-DSA-Horrors aufschreiben. Leider ist dann doch viel Privatleben dazwischen gekommen, sodass die Liste eher kurz ausfällt. Sie kommen ein wenig unpoliert daher (weil sie es sind), teilen möchte ich sie hier trotzdem noch:


Er ruhte nur kurz seine Augen aus;
das reißen von Papier begleitete ihn in den Schlummer.


Sie wusste gleich, sie würde ihn nicht wiedersehen.
solche Augen bringen einen guten Preis in den richtigen Händen.


Die Figur auf der anderen Seite hatte keinen Schatten.
Der neue Spiegel war keine gute Idee.


Nur über meine Leiche, sagte der Ritter.
Das ließe sich einrichten, sagte der Nekromant.


Die Spitzen der Speere kamen immer näher.
Er wusste was passieren würde, werde sein Körper wieder weich.


Als sie sie ihm nahmen, wollte er schreien.
Als sie sie ihm zurückbrachten, verstummte er jedoch.


Cheers!

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chizuranjida
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Kurz vor dem Schließen der Gruft auch noch was von mir, das diesmal hoffentlich zählt. Ich will dieses Badge. Soooo ein schönes, blutiges Messer ...

Tsantsa

"Auf die Kopfjagd zu gehen braucht bei den Mohas, oder Mohaha, wie sie selber sich nennen, lange und aufwendige Vorbereitungen. Zunächst muss Vulkanglas beschafft werden; bei den Flachlandsippen meist durch Handel mit weit entfernten Bergbewohnern. Denn zum Abtrennen des Kopfes braucht man lange dünne Klingen, welche frisch und scharf sind. Diese aber brechen leicht, so dass ein Krieger, wie der erwähnte Catcatka, ohne weiteres eine ganze Gesteinsknolle, frisch zu Klingen gehauen, an einem einzigen seiner Mordopfer verbrauchen kann. Es wird nämlich mit größter Sorgfalt weit unten am Hals zwischen die Wirbel geschnitten, um so viel Haut als möglich unbeschädigt zu erhalten.

Aus dem gleichen Grund bereiten sie auch ihre Waffen anders vor als sie das sonst nach meiner Kenntnis tun: Für die Kopfjagd tragen sie ein Gift auf, das bei der Jagd auf Wild keine Verwendung findet. Dabei kann es sich um Kukris handeln, oder um das Hautgift eines kleinen zitronengelben Fröschleins. Das Gift wird auf die Blasrohrpfeile aufgetragen. Andere Waffen verwenden sie zur Kopfjagd ohnehin nicht, denn sie wollen nicht riskieren, die begehrte Trophäe durch Speerstiche oder Keulenhiebe zu beschädigen. Catcatka hatte seine Pfeile von Huka übernommen, die bei der Herstellung gestorben war. Ein bereits mit Gift präparierter Pfeil, der noch zum Trocknen beim Feuer lag, war ihr in den Fuß gedrungen. Ein elender, ein widerlicher Tod! Zuerst fühlt es sich an wie ein Wespenstich. Der Schmerz nimmt mit der Zeit zu, bis man schreien muss, was dem Kopfjäger natürlich gelegen kommt, der sein angeschossenes Opfer ja im Dschungel finden will. Nach wenigen Minuten setzen die Krämpfe ein, auch diese überaus schmerzhaft, und breiten sich über den ganzen Körper aus, bis sie Brust- und Bauchmuskeln erfassen und den Atem lähmen, so dass man verstummt und angsterfüllt, noch immer voller Schmerzen, ersticken muss. Immerhin hat der Mörder so die Mühe, durch die hart verkrampfte Nackenmuskulatur schneiden zu müssen, um den Kopf zu lösen.

Ich wollte aber auch den dritten Teil der Vorbereitungen noch erwähnen, nachdem ich hier nun schon vorgegriffen habe: und zwar muss ein Nest wilder Bienen gefunden und das Wachs geplündert werden. Dazu ersteigen sie turmhohe Urwaldbäume, wo in irgendeinem Spalt oder Aststumpf ein Bienenvolk haust. Mit nichts als einer rauchenden Fackel im Mund zum Schutz, von wütenden Bienen umschwärmt, müssen sie die Waben ernten, und auch dabei hat sich schon manch einer zu Tode gestürzt. Wachs ist nötig, um die Beutel aus Rinde oder Blättern abzudichten, in denen ein abgetrennter Kopf befördert wird, so dass kein Blut hindurchtropft. Von allen Tieren des Waldes am meisten fürchten sie nämlich die Wanderameisen, die einer Blutspur folgen könnten. Ach ja, und ein neuer Topf aus fein geschlämmtem und gebranntem Ton wird außerdem benötigt. Mehr dazu später.

Kommen wir zur Auswahl, gegen wen sie auf die Kopfjagd ziehen. Mit Leuten aus ihrem eigenen Stamm machen sie das nicht, selbst wenn es eine erbitterte persönliche Feindschaft geben sollte. Nachbarstämme sind geeignet, Zivilisierte umso mehr. Man nimmt nur Köpfe von Erwachsenen, und sie sollten lange Haare haben, denn an diesen wird die Trophäe nachher aufgehängt. Ihre Gnaden Korazón ließen sie darum unbeachtet liegen. Den alten kahlen Sergeante Valdemaro ebenfalls.

Ist das Mordkomplott geglückt, die ausgewählten Opfer aus dem Hinterhalt beschossen, am Gift verreckt und aufgefunden, werden wie gesagt die Köpfe abgetrennt, in gewachsten wasserdichten Beuteln verstaut und zum Mohadorf getragen, so leise wie möglich und ohne Spuren zu hinterlassen. Gern waten sie dafür ein Stück durch Bäche, damit Fußabdrücke und Geruch sich verlieren. Bevor sie jedoch aufbrechen, vernähen sie bei den Köpfen noch die Augenlider, Lippen und die Nasenlöcher. Dazu verwenden sie Fäden aus Sehnen des Boronsäffchens, rot eingefärbt, in der Farbe des Lebens. Nur Schamanen stellen diese Fäden her, und belegen sie mit einem Cantus, den zu analysieren mir aus naheliegenden Gründen nicht möglich war, der aber zweifellos Ähnlichkeit mit dem
Geisterruf aufweisen muss. Der Zweck ist offensichtlich, den Geist des Getöteten im Kopf gefangen zu halten.

Im Dorf zurück werden die Krieger in der üblichen Art und Weise der Wilden gefeiert, mit Tänzen, Trommeln, Gesang und indem sie sich bunt anmalen. Wer zum ersten Mal einen Kopf erbeutet hat, darf auch erstmals vom Rauschkraut rauchen, das sie Hahatonwan nennen. Am nächsten Tag beginnt, sei der Kopf auch noch so schwer, das Präparieren. Ein Schnitt vom Scheitel aus den Hinterkopf entlang wird gemacht und die Haut sonst unversehrt vom Schädel gezogen. Dieser Schnitt wird anschließend vernäht. Die Kopfhaut wird sodann in ein neues Gefäß mit frischem Flusswasser gegeben und vorsichtig erhitzt, jedoch nicht bis zum Sieden, denn dann könnten die Haare sich lösen. Dem Wasser setzen sie Orazal zu, und vom Weihrauchharz des Ebenholzbaums, den die Boronkirche heilig hält. Die Verwendung altoumschen Schwefels, wie von Bastan Munter postuliert, kann ich nicht bestätigen. Wo sollten sie den auch her haben? Wenn die Haut ihnen hinreichend gesotten scheint, urinieren sie unter Triumphgeheul in den Topf hinein.
Nun kommt die schwierige Aufgabe, in der schwülen Feuchte des Dschungels die präparierte Haut zu trocknen. Dazu wird zunächst Sand erhitzt. Die Kopfhaut wird in Form gebracht und mit trocken-heißem Sand immer wieder befüllt und ausgeschwenkt, bis sie etwa auf die Größe einer Männerfaust geschrumpft ist. Durch Räuchern wird der Konservierungsprozess abgeschlossen. Der Schrumpfkopf oder Tsantsa, wie sie ihn nennen, kann nun noch mit weiteren roten Fäden, Bambusspießen oder Nadeln vom Baumstachler dekoriert werden, was aber keinen weiteren magischen Zweck erfüllt. Der Schamane gibt den vollendeten Schrumpfkopf nun frei, und sein Besitzer hängt ihn neben seine Hüttentür, wozu die langen Haare Verwendung finden.

Es war an dieser Stelle, als ich wieder zu vollem Bewusstsein gelangte. Das Augenlicht war mir versagt – ich erwähnte ja das Vernähen der Lider. Als erstes hörte ich helle Kinderstimmen, Lachen und Händeklatschen. Der frischgebackene Schrumpfkopfbesitzer zeigt voll Stolz, so erfuhr ich später, seine Trophäe seinen Kindern oder kleineren Geschwistern, die ihn dafür bewundern und ihm nacheifern werden.
Nun, damit sollte die Nützlichkeit des Studiums der Magica Daimonologica auch dem eingefleischtesten Zweifler deutlich werden, stünde ich doch nicht hier vor euch ohne meine Kenntnis der Domäne Tijakool. Dieser Körper wird selbstverständlich noch durch einen attraktiveren ersetzt. Für das weitere Studium anempfehle ich euch insbesondere die
Einführenden Betrachtungen zu Minderpakten, ihren Bedingungen und ihrer Lösung, sowie De Magica Sanguinae Infantiorum mit Auszügen aus dem Nekronomicon. Ich danke für eure Aufmerksamkeit. Wir sehen uns wieder für Die Alchimie der Orazal-Liane am kommenden Wassertag im unteren Labor."

- aus einem Vortrag an der Dunklen Halle der Geister, Brabak
"Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Al'Anfa wieder eins drauf kriegen wird."
- Alrik der Ältere

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Skalde
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Kurz vor Schluss werfe ich dann auch noch was ein:

Das Buch

„Warnung“, stand auf der ersten Seite. „Wenn du dieses Buch vollständig gelesen hast, wirst du ein Messer nehmen und es dir in die Brust stechen. Lege es weg und lebe – lies es und stirb.“ Hesindian musste lachen und erschrak ein wenig über das Echo in der geräumigen Bibliothek. Das schien ja doch noch interessant zu werden. Die Götter wussten, er hatte schon befürchtet, sich zu Tode langweilen zu müssen hier auf Burg Gnaracaor, wo ihn der Schneesturm hin verschlagen hatte. Was hatte ihn bloß geritten, um diese Jahreszeit noch die Drachensteine überqueren zu wollen? Jetzt würde er wohl bis zum Frühjahr oder zumindest bis zum Einsetzen des Tauwetters hierbleiben müssen. Der Baron war zwar ein gastfreundlicher Mann, doch wahrlich kein interessanter Gesprächspartner, wenn man nicht endlos über Hirschjagd oder Turniere reden mochte. Seine Bibliothek, deren Größe in geradezu groteskem Missverhältnis zu der Anzahl der tatsächlich darin vorhandenen Bücher stand, hatte kaum etwas zu bieten als horasische Talerromane, einige theologische Werke, die Hesindian schon in seinem ersten Jahr in Methumis auswendig hatte herbeten können – und dieses alte, schwere Buch, gebunden in seltsam helles Leder und ohne Titel, das in einem Winkel des düsteren Raumes in einer Nische gelegen hatte. Hesindian hatte es vorsichtig zum Lesepult gebracht, das nah an dem gemauerten Schornstein stand. Hier strahlte etwas Hitze aus der Küche in den Raum und sorgte dafür, dass man zumindest beim Lesen nicht unter dieser erbärmlichen Kälte leiden musste.

„Der Autor hat ja einen makaberen Sinn für Humor“, dachte der junge Gelehrte amüsiert, während er auf die nächste Seite umblätterte. Kurz zögerte er. Irgendwie war ihm dieser Folio doch nicht ganz geheuer. Hieß es nicht, dass manche Bücher tatsächlich gefährlich für ihre Leser waren? Ihnen ketzerische Gedanken eingaben, sie zum Pakt mit den Herzögen der Niederhöllen lockten, ihnen gar die Irrlehren des Namenlosen zu vermitteln suchten? Doch dann schalt Hesindian sich für seine Furcht. Er war ein treuer Anhänger der Allweisen, klug genug, Ketzerei und Dämonenwerk als solches zu erkennen und zu meiden. Und was auch immer in diesem Buch stand, es konnte wohl kaum so furchtbar sein wie die Aussicht, noch einen dieser Hamarro-Romane zu lesen. Also rückte Hesindian die Kerze ein wenig zur Seite, damit kein wachs auf das kostbare Pergament tropfte und er dennoch genug Licht zum Lesen hatte. Und dann begann er zu lesen.

„Was wandelt den Frommen zum Sünder?
Was lockt den Seemann aufs Meer?
Was bewegt Ohren und Münder?
Was führte dich wohl hierher?
Was entlarvt den Betrüger?
Was beendet die Not?
Was allein macht dich klüger?
Was bringt dir den Tod?
Bedenke die Antwort lange und gut
Sie kostet dich Leben, Seele und Blut“


Hesindian überlegte. Dann zuckte er die Achseln und beschloss, weiter zu lesen. Über das Rätsel konnte er sich ein andermal den Kopf zerbrechen. Auf der nächsten Seite fuhr das Buch damit fort, die Geschichte eines Zauberers zu schildern, der in einem einsamen Turm in den Bergen lebte. Da er lange Zeit keinen Menschen gesehen hatte, langweilte er sich und wünschte sich, er hätte jemanden, mit dem er sich die Zeit vertreiben könnte. Und tatsächlich entdeckte der Mann eines Tages ein Buch, das ihm zeigte, wie sich mit Magie einen Bruder schaffen könnte. Das tat er, und endlich hatte er einen Gefährten, mit dem er in dunklen Wintertagen sprechen konnte. Doch bald begann der Zauberer, seiner Schöpfung zu misstrauen. Der Erschaffene schien ihn zu beobachten, wenn er in seinem Labor arbeitete. Er schrieb oft stundenlang an einem seltsamen Buch, in das er den Zauberer keinen Blick werfen lassen wollte. Er schlief nicht, sondern blieb die ganze Nacht wach, und oft erschien er seinem Schöpfer im Traum, höhnisch lachend und ihm den baldigen Tod verkündend. Was schließlich geschah – hier brach der Text ab und der unbekannte Autor verkündete, dass würde sein Leser am Ende des Buches erfahren. An dieser Stelle sei nur wichtig, dass der Turm nach dem Ende seines Besitzers verfiel und schließlich eine Burg an der Stelle errichtet wurde.

„Sei noch einmal gewarnt, Unglücklicher, der du diese Zeilen liest“, stand mit roter Tinte auf dem gelblichen Pergament. „Hast du das Rätsel gelöst, so weißt du, was besser für dich ist. Manches Wissen gehört nicht in die Hände der Sterblichen.“ Hesindian schnalzte verärgert mit der Zunge. Die seltsame Geschichte hatte seine Neugier geweckt und natürlich würde er weiterlesen – er hatte ja nicht einmal ein Drittel des Buches hinter sich gebracht. Aber er fühlte sich müde. In einer Ecke der Bibliothek entdeckte Hesindian einen Lehnstuhl, den er zum Feuer herüberschob und sich hineinsinken ließ, bevor er das Buch auf seinen Schoß legte und die nächste Seite aufschlug.

„Als der Keller der Burg gegraben wurde, entdeckten die Arbeiter den Zugang zu einer alten Kaverne, in der der Zauberer seine Bücher gelagert hatte. Hier lag auch das Buch, das der Erschaffene einst geschrieben hatte. Es war mit blutiger Tinte geschrieben und die Geschichten darin kündeten von Wahn und Tod. Der Baron, der es zuerst las, schnitt sich die Adern an den Armen auf und schrieb mit seinem Blut Rätsel an die Wand seines Schlafsaals, bevor er starb. Seine Frau stach sich die Augen aus und sprang vom Bergfried in den Tod, nur die Tochter der beiden floh entsetzt nach Vallusa. Jahre später kehrte sie zurück und ließ die Spuren jeder grässlichen Nacht beseitigen.“ Hesindian rieb sich die Augen. Er war wirklich furchtbar müde. Aber er wollte weiterlesen. „Sie wusste nicht, was es mit dem Buch auf sich hatte, also ließ sie es einfach in die Bibliothek schaffen. Und dort lag es, bis eines Tages ein junger Wanderer daherkam. Er war im Schnee vom Weg abgekommen und hatte auf Burg Gnaracaor Schutz gesucht. Sein Name war Hesindian, und dieses Buch sollte das letzte sein, was er in seinem Leben las.“
Hesindian schrak hoch. Das war nicht möglich. Woher sollte das Buch seinen Namen kennen? „Warum nicht? Ich kenne ihn doch auch.“ Ein höhnisches Lachen schallte durch den Wald. Den Wald? Hesindian blickte sich erschrocken um und sah, dass der Sessel nicht mehr in der Bibliothek, sondern in einem finsteren Wald stand. Über ihm an einem Ast hing eine Laterne un spendete trübes Licht. Ein junger Mann in der Kleidung eines Gelehrten, der ihm selbst bis aufs Haar glich, trat zwischen zwei Bäumen hervor. Hesindian wollte aufspringen und davonlaufen, doch seine Füße gehorchten ihm nicht. Es war, als wäre er im Sessel festgewachsen. „Los. Lies weiter.“, befahl sein Doppelgänger. „Du willst doch wissen, wie es weitergeht.“

Wie unter einem Zauberbann wandte Hesindian sich wieder dem Buch zu. Das hier konnte nicht real sein. Es durfte nicht real sein. „Der Erschaffene stieg aus dem Buch, wie er es schon vorher getan hatte. Hesindian hatte ihn hervorgelockt, und nun würde er den unvorsichtigen Gelehrten seinem Herrn und Meister Iribaar zum Opfer darbringen. Er würde ihn lebendig schinden, aus seiner Haut neue Seiten für das Buch machen und mit Hesindians Blut darauf schreiben“ Das Buch beschrieb, dass der Erschaffene seine Opfer in einer Alptraumwelt fing, wo sie langsam zugrunde gingen, bis ihre Seelen in Iribaars Spiegelhallen fuhren und ihre Körper das Buch wachsen ließen. Voller Grauen wurde Hesindian klar, dass genau das passierte. Er war beim Lesen eingeschlafen und hatte dem Dämon – denn nur ein solcher konnte es sein – damit ermöglicht, sein Bewusstsein in diesem fürchterlichen Traum einzusperren. Er musste aufwachen! Mit großer Willensanstrengung hob er den Kopf. Der Erschaffene blickte ihm höhnisch ins Gesicht. „Aufwachen? Das kannst du nicht. Du gehörst schon längst dem Vielgestaltigen Blender, ob du es weißt oder nicht.“ Er griff in den Gürtel und zog den Dolch, den er dort wie Hesindian selbst trug. „Jetzt halt still, damit ich…“ Weiter kam das unheimliche Wesen nicht. Mit einem Schrei hatte Hesindian seinen eigenen Dolch gezogen und stach damit nach dem Erschaffenen. Die scharfe Klinge traf den Dämon an der Hüfte. In seinen Jubel und das wütende Aufkreischen des Wesens mischte sich ein stechender Schmerz. Hesindian blickte an sich herunter und sah, dass er plötzlich selbst eine Wunde hatte, gleich der, die er seinem Doppelgänger zugefügt hatte. De wiederum erwiderte jetzt den Angriff und fügte Hesindian einen Schnitt über die Brust zu, nur um gleich darauf wieder zu schreien, als auch die Haut des Doppelgängers dort aufklaffte. Der Dämon wich zurück.

Hesindian nutzte die Gelegenheit, um einen schnellen Blick in das Buch zu werfen. Wenn dieses Höllenwerk die Geschichte bereits kannte – vielleicht stand dort auch, wie er ihn besiegen konnte. Mit der Waffe würde es nicht gehen, da er in diesem Traum wohl dazu verdammt war, stets dieselben Verletzungen wie sein Gegenüber zu erleiden. Schnell blätterte er um – stand dort etwas von Dolchen? – und las auf einer der letzten Seiten, wie die Geschichte des Zauberers weiterging: „Der Zauberer aber wusste, um zu erwachen, musste er im Traum sterben, und vielleicht würde sein Tod auch den Dämon bannen, den er leichtsinnig erschaffen hatte. Also gürtete er sich mit einem Dolch und ging schlafen.“

Das, das musste die Lösung sein. Hesindian schauderte. Würde es wehtun? In diesem Traum gab es immerhin Schmerzen. Aber bei Hesinde, er musste aufwachen. Mit zitternden Händen hob er den Dolch. „Nein!“, fauchte der Dämon. „Tu das nicht!“ Er sprang vor, aber Hesindian kam ihm zuvor und stieß sich mit einem gellenden Schrei den Dolch in die Brust. Der Schmerz durchfuhr ihn, schlimmer, als er sich je zuvor gefühlt hatte. Die Welt zerbrach in ein Kaleidoskop aus wirbelnden Farben, und während Hesindian zu Boden stürzte, konnte er den Dämon gellend lachen hören.

Der Boden war hart. Hesindian schlug die Augen auf und sah, dass er neben dem Lehnsessel auf dem Boden der Bibliothek lag, das aufgeschlagene Buch neben sich. Der Wald, der Doppelgänger, all das waren nur Trugbilder gewesen, die jetzt verschwunden waren. Nur der Dolch war real, er steckte in Hesindians Brust und mit jedem Schlag des durchbohrten Herzens ergoss sich ein Schwall Blut auf den steinernen Boden. Hesindian wusste, dass er starb, aber er verstand nicht, warum. Mühsam drehte er den Kopf zum Buch. Es war auf der letzten Seite aufgeschlagen, und die Tinte, die dieselbe Farbe wie sein überall verspritztes Blut hatte, enthüllte ihm das letzte Geheimnis des Buches.

„Der Zauberer und sein von ihm erschaffener Zwilling waren so eng aneinander gebunden, dass jede Verletzung, die der eine erlitt, sofort auch beim anderen auftreten musste. Das hatte der Zauberer mit Bedacht so eingerichtet, um sich zu schützen, falls seine Schöpfung bösartige Züge entwickeln würde. Doch der Zwilling war ebenso klug wie der Zauberer, und so band er seine Lebenskraft in langer und mühsamer Arbeit an das Buch, dass er mit dem eigenen Blut schrieb. Wenn er starb, dann kehrte seine Seele nur in das Buch zurück, bereit, jederzeit wiederzukehren, wenn ein Neugieriger zu viel darin lesen würde. Als nun der Zauberer wieder einmal im Traum vor seinem Zwilling stand und dieser ihn mit Erzählungen von bösartigen Foltern im Reich des Iribaar ängstigte, da zog der Zauberer einen Dolch und erstach sich selbst, um aufzuwachen. Doch diesmal war es kein Traum, auch wenn er es geglaubt hatte, und so tötete sich der Zauberer selbst. Sein Leib verrottete im Turm, seine Seele aber nahm Iribaar mit sich als Teil des Handels mit dem bösen Zwilling. Und so erging es dem Baron, so erging es Hesindian und so wird es noch vielen ergehen. Denn sie lesen die Warnung, aber sie können das Rätsel nicht lösen und seinen Rat nicht beherzigen.“


Die roten Buchstaben verschwammen vor Hesindians Augen. Jemand trat in sein Blickfeld. Es war der Baron, sein Gastgeber, doch in dem trüben Licht verwandelte er sich und wurde zu einer vierarmigen Mumie mit einem dritten Auge auf der Stirn. In Hesindians Ohren dröhnte es, und es schien ihm, als höre er ein glockenhelles Kinderlachen, als das Wesen sich zu ihm herabbeugte. „Neugier“, dachte er noch, bevor sein Bewusstsein erlosch. „Neugier ist die Antwort. Ich verstehe jetzt…“
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Aryador
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Drei Minuten vor Mitternacht? Respekt! :ijw:

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ist doch ne gute Leistung *gg*

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Wow, vielen Dank für all die tollen Werke. Genau das richtige um die Stimmung etwas zu heben! :6F:

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@Skalde Hier reicht es nicht, wenn ich einfach nur klicke, dass ich den Beitrag "Das Buch" gut finde.

Sondern ich finde ihn wirklich sehr, sehr gut und möchte das mit diesem Post kundtun! :6F: Ganz großes Lob von mir! :)
Neugier bringt den Magier um.
... ach ja: Und Hochmut kommt vor dem Pakt.

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Muss ich @Fenia_Winterkalt stupsen?

*versteck*

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Was wie?
Ohje! Ich habe noch etwas nachzuholen sehe ich :D Sorry und jaja stubbs nur :D

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Skalde
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@Irike Danke, das hört man gern. Übrigens kann ich das Kompliment zurückgeben: "Der goldene Mysob" gefällt mir auch richtig gut. :cookie: Wenn du da ein Buch draus machst, lese ich das auf jeden Fall.
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