Hesindian Fuxfell hat geschrieben: ↑17.06.2020 13:17
Wobei ich bei Norbarden immer mehr eine positiv-fröhliche Betrachtungsweise/Darstellung angetroffen habe. Also nichts Negatives an der Art der Anleihe finden kann. Schwierig wäre es, wenn man die Vorurteile negativ "rein geschrieben" hätte. Selbst im norbardischen Geschäftssinn habe ich immer mehr die freundlich-kompetitive Sichtweise heraus gelesen. Kann aber auch geprägt sein durch die Darstellung diverser NSC durch den jeweiligen SL...
Nein, ich würde auch sagen, dass das von Beginn an bei den Norbarden genauso angelegt war, und dass sie damit auch dem Bild entsprechen, das zum Beispiel das damals kulturell recht einflussreiche Musical Anatevka/Fiddler on the Roof vom jüdischen Leben im zarischen Russland gezeichnet hat: Die jüdischen Auswanderer beziehungsweise Vertriebenen der Diaspora als einerseits zwar etwas schwermütige Menschen, die aber dem Leben immer noch etwas positives abgewinnen können, einen verschmitzten Spruch oder ein Lied auf dem Lippen haben, und auf diese Weise der feindlichen Umgebung trotzen.
Und jetzt vergleiche man das mal mit dem allerersten Absatz aus der DSA2-Spielhilfe "Das Bornland", als die Norbarden erstmals in Aventurien erwähnt wurden:
Das Bornland (Ulrich Kiesow, 1989) hat geschrieben:Die nächsten menschlichen Einwohner unserer Heimat waren die Norbarden, das Händlervolk des Bornlands, doch sie sind ganz eindeutig nicht hier entstanden: Wenn man ihren recht eindeutigen Überlieferungen Glauben schenken darf, lebten sie ursprünglich am Radrom und wurden durch die Güldenländer nach den Trollkriegen in nördlicher Richtung abgedrängt, um während des Dunklen Zeitalters im heutigen Tobrien zu leben, von wo sie durch die neuerliche Expansion unter den Kusliker Kaisern ins Bornland kamen, dort aber nicht mehr seßhaft werden konnten.
Die äußerliche Ähnlichkeit der Norbarden mit manchen Völkern des Südens wird von einigen Gelehrten mit der Abstammung von den Tulamiden begründet, die irgendwann einmal von Nebachot aus die Trollzacken überstiegen und rasch jeden Kontakt mit der Heimat verloren - bis auf einige Bräuche, manche Tulamidyaworte im Alaani und die allgemein lockerere Art, wie sie etwa ihre heiter-komischen Fabeln im Vergleich zum Fatalismus der Nivesen ausdrücken.
Auch seine wichtigste Göttin Hesinde hat das Händlervolk geprägt: Das Streben nach neuem Wissen, neuen Wegen und neuen Künsten ist nur die gelehrte Seite einer Frömmigkeit, die sich genauso in der urtümlichen Verehrung von Schlangen und magischen Kräften zeigt. Als Tochter der Hesinde und des Ingerimm gilt ihnen auch ihre Schutzgöttin Mokoscha, die mit den ewig schwärmenden und sammelnden
Bienen verbunden wird.
(Hervorhebung von mir)
Man sieht an dieser Stelle übrigens auch eines sehr schön: Der Punkt, an dem DSA von Anfang an immer die Möglichkeit hatte, etwas kreativ zu sein und sich tatsächlich markant von unserer realen Welt und der realen Historie etwas abzusetzen, waren die Zwölfgötter, also die Idee, dass diese ganzen mittelalterlichen und frühneuzeitlichen und sonstigen Kulturen niemals den Monotheismus angenommen haben, sondern nach wie vor ein altgriechisches Pantheon verehren. Das war, neben der Existenz von Magie, die aber eigentlich auch relativ stark an historische Vorbilder angelegt wurde (Hexen, Druiden sowie die Magier als "Akademiker) einer der wenigen echten Punkte, wo man sich erlaubt hat, eine Was-Wäre-Wenn-Welt zu denken.