Weil hier im Thread vorher mal zur Illustration der Problematik der Eskalationsdynamik die Orks erwähnt wurden, die (reichlich weit hergeholt) von Aktivisten als Hebel genutzt werden, um Rollenspielhersteller moralisch und politisch unter Druck zu setzen (vergleichbar zu diesem Thread hier), wollte ich mal als Gegenbeispiel ein Fantasyvolk anbringen, auf die die Vorwürfe, wie sie hier geäußert werden,
tatsächlich zutreffen: Die Vistani aus dem DnD-Setting Ravenloft.
Bei der Vistani handelt es sich um ein Volk mysteriöser, magischer Zigeuner, das häufig als Plottreiber herhalten darf und dessen Charakterisierung an den Gothic Horror des viktorianischen Zeitalters angelehnt ist.
In diesem Kontext durchaus passende Beschreibungen findet man hier:
https://www.fraternityofshadows.com/wik ... ry:Vistani
https://1d4chan.org/wiki/Vistani (ja, 1d4chan ist eher satirisch als eine "seriöse" Wiki, aber interessanterweise macht gerade dieser etwas flapsige Aspekt diesen speziellen Artikel aussagekräftiger als eine bemüht neutrale Wiki)
Wie der zweite Wiki-Artikel andeutet, sind die Vistani tatsächlich nicht unproblematisch - sie sind diebisch, betrügerisch, haben eindeutige soziopathische Tendenzen (Außenstehende sind
fair game für ihre Missetaten; umgekehrt verfolgen sie rachsüchtig jede echte oder vermeintliche Beleidigung oder Untat gegen einen der ihren), sind magiebegabt und werfen nach allen Seiten mit üblen Flüchen um sich.
(auf DSA übertragen: Man stelle sich vor, alle Zahori wären gleichzeitig Hexen inklusive der Rachsucht/Jähzorn-Mechanik sowie in der Regel
bestenfalls moralisch grau - eher schlimmer - dann bekommt man eine ganz gute Vorstellung von den Vistani in Ravenloft.)
Warum ich auf diese komme? Nun,
hier kann man tatsächlich sagen, dass sie vielleicht nicht antiziganistisch gemeint sind (ich glaube kaum, dass die Designer von Ravenloft was gegen Sinti & Roma hatten oder mit dem Setting Ressentiments gegen diese befördern wollten), aber sie dann doch antiziganistische Vorurteile nutzen und ein entsprechendes Bild vermitteln - und vor allem: Hier auch wirklich Zigeuner dargestellt werden sollten und das nicht bloß eine Unterstellung von Dritten ist. Dass es dabei weniger um die realen Sinti & Roma geht sondern vielmehr um deren Zerrbilder aus der Belletristik u.ä., ändert ja nichts an dieser grundlegenden Tatsache.
Und das ist es auch, was sie fundamental von Orks, Grolmen etc. aus DSA unterscheidet.
Ich meine, wenn man will, kann man die DSA-Orks auch mit Indianern vergleichen (für Wild West-inspirierte Plots im Svelltland erfüllen sie ja eine vergleichbare Rolle), das ändert aber nichts daran, dass die Orks beim schlechtesten Willen kaum als Indianer interpretiert werden können und auch nicht wirklich gezielt kulturelle Elemente von diesen übernehmen - die "Indianer"-Kulturen von DSA findet man in den Dschungeln Meridianas.
Und auch hier gilt: Der einzige Weg eventuellen in diese Richtung gehenden Vorwürfen (also bezogen auf die Orks, nicht die Waldmenschen) entgegenzuwirken würde darin bestehen, vollständig auf diesen Archetypen zu verzichten. Und dann wäre man auf dem Weg, den ich schon vor ein paar Seiten angerissen habe - man ist nur noch am entfernen und entfernen, weil
irgendjemand sich immer an irgendwas erinnert fühlen und unterschwelligen Rassismus sehen will.