[MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

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Dark-Chummer
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

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Kapitel IV - Kampf um die Mark

Die Kaiserin des Krieges

Puleth, verheerte Perle Garetiens

Puleth, 02. Phex, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Stolz wehte das Banner mit dem Reichsgreifen in Blau, Rot und Gold über den Mauern von Puleth, das im Norden der Grafschaft Hartsteen lag, und kündete den selbstherrlichen Kriegstreibern und Thronräubern der Wildermark: Die Kaiserin höchst selbst ist gekommen, um eurem schändlichen Treiben ein Ende zu bereiten und um das Kaiserheil zu bringen!
Rohaja von Gareth war zuvor bis weit in den Herbst hinein durch den Streit zwischen den Söhnen des verstorbenen Herzogs Jast Gorsam vom Großen Fluss gebunden gewesen. Sicherlich hatte sie schon zu dieser Zeit Kunde aus der Wildermark erhalten. Aber die drohende Krise mit dem mächtigen Herzogtum hatte die empfindliche Balance im Kaiserreich erheblich gestört, so dass sie diese zuerst hatte beilegen müssen. Als dann der Winter aufzog, hatte sie die Kaiserpfalz Weidleth bezogen um dort ihre Truppen zu sammeln. Und nun mit Beginn des Frühlings hatte sich der reisende Kaiserhof schließlich in Bewegung gesetzt und die Pfalz Puleth am Saum der Wildermark Anfang Phex erreicht. Von hier aus galt es also das weitere Vorgehen im Krieg um die Wildermark zu planen.
Schon eine Woche vor ihrer Ankunft hatte sie Boten zu den kaiserlichen Soldaten in der Mark Wehrheim und zu den ihr treu ergebenen Adligen entsandt. Aber auch ohne diese Boten hatte sich die Ankunft der Kaiserin schnell herumgesprochen. Das Eingreifen der Kaiserin in den Krieg stellte nun für viele wieder ein Gleichgewicht der Kräfte dar.
Ein frisch ernannter Hauptmann der kaiserlichen Armee, namens Wulf Falkenhag begrüßte die berühmten Helden von Zweimühlen, die mitsamt ihren Truppen von Hallingen direkt hier her gereist waren. Der junge Hauptmann erinnerte ein wenig an Ungolf Ferdoker in seinen jüngeren Jahren.
Das ehemals so saubere Puleth mit seinen zahlreichen Obstplantagen und seinen neunhundert Einwohnern hatte sich im Laufe der Jahrhunderte zu Füßen der mächtigen Pfalz entwickelt, über die Kaiser Hal einst sagte: „Ich liebe mein Puleth. Es ist eine der schönsten Perlen auf meiner Krone.“ In der Fülle der fruchtbaren Goldenen Au, die hier in sanften Wellen auslief, lebten die Menschen für Generationen wohlhabend und sicher – so sicher, dass die Pulether nicht einmal eine Mauer errichteten. Dies rächte sich im Jahr des Feuers und in den folgenden Jahren der Wildermark, die hier in das Königreich Garetien hineinragte.
Durch das Kriegsleiden und die hier oft wechselnden Kriegsfürsten, verlor die beschauliche Stadt seinen Glanz. Puleth und seine Bewohner hatten sich jeweils dem Stärksten, darunter auch mehrmals Varena von Mersingen, angedient, bis dieser Wochen oder Monate später von einem anderen Kriegsfürsten vertrieben wurde.
Unübersehbar war die Bauruine des so genannten Siegestempels, den der garetische Adel einst im Gedenken an die Dritte Dämonenschlacht im Jahre 1021 nach Bosparans Fall errichten wollte. Begonnen doch nie vollendet wurde das Trollpfortenmahnmal zu einem Monument der Hoffnungslosigkeit…
Da das Hotel ‚Füllhorn am Quintianplatz’ und auch das Gasthaus ‚Kronjuwel’ voll belegt war, machten sich die Helden ohne ihre Truppen, die sie in der Schänke ‚Bors Most’ unter Bashots Aufsicht ließen, direkt weiter auf den Weg hoch zur Kaiserpfalz. Über diese einstige Sommerresidenz der garetischen Könige befahl seit drei Jahren der Kronvogt Hadrumir Lechmar von Schwingenfels. Der Kronvogt, der bei Ankunft der Helden zu diesen gerufen wurde, hatte kurze blonde Haare, eine schlimme Narbe am Hals und betrachtete sie mit arrogantem und grimmigem Blick. Nach dem Verlust seiner Gardetruppen durch die Drachenmeisterin, die diese abgeschlachtet hatte, befahl der Kronvogt nun Mietschwerter in Form von zwanzig Sappeuren der Garether Maulwürfe um die großzügig angelegte Burg zu verteidigen und gebärdete sich mitunter sogar schon selbst wie ein Kriegsfürst. Da die Kaiserin die Helden von Zweimühlen aber bereits erwartet hatte, ließ er diese ein und wies ihnen eines der noch wenigen freien Zimmer zu, das wohl extra für sie freigehalten worden war.

Der reisende Kaiserhof

Im Burghof standen Planwagen und Reisekutschen, und in den Ställen gutmütige Nordmähnen und elegante Warunker. Auffällig waren auch die vielen schwarz und grün blasonierten Ferdoker Gardereiterinnen mit ihren Lanzen und Reitersäbeln, die wirklich ausschließlich aus Frauen bestanden, was besonders Rhulana von Kurkum gefiel.
Hunderte von Menschen tummelten sich auf der Kaiserpfalz: Knechte, Mägde, Diener und Zofen, Schreiber und Zeugwarte, nicht zu vergessen spezielle Posten wie Vorkoster, Quartiermeister, Hofbarbier und Oberjäger. Darunter befand sich auch der alte Hofnarr und Schelm Flarach, der nur eineinhalb Schritt maß und bunte Haare, sowie zwei unterschiedlich farbene Augen hatte.
Aber auch die Hofkämmerin, der Hofzeremonienmeister, und der große elfische Hofmarschall Eorlariel Zirillion Silbersee mit seinem silbernen Haar und violetten Augen, der sein Amt schon seit über achtzig Jahren begleitete und angeblich über dreihundertachtzig Jahre alt sein sollte, befreiten die Kaiserin von den Pflichten der Hofhaltung und stolzierten umher. Hinzu kamen Höflinge, Gäste wie Adelssprösslinge mächtiger Familien oder Mitglieder der Kaiserfamilie selbst, Gesandte von Provinzherren und ferner Länder, Legaten der Reichsstädte, Künstler, bekannte Helden wie Xandros von Rabenmund j.H., der ein treuer Gefolgsmann der Kaiserin war, bei Kriegszügen gefangene Adlige, die noch nicht ausgelöst worden waren, und unvermeidliche Schnorrer und Mitläufer.
Die Helden trafen auch die landlosen Prinzen, darunter der kräftige fünfzehnjährige Knappe der Kaiserin und zukünftige Herzog Tobriens Jarlak Kunibald Geldor von Ehrenstein, den gerade Mal zwei Jahre älteren streitlustigen und jähzornigen Tsayan Godefried von Rabenmund, der als Mündel der verstorbenen Reichsregentin Emer an den Hof gekommen war, und den der verräterische Baron Goswin von Rabenmund anstatt Swantje zum Fürsten von Darpatien machen wollte. Der Dritte im Bunde war der einundzwanzigjährige rotblonde und ehrgeizige Folkwin von Darbonia, der Erbe der Grafschaft Mendena war und erst jüngst die Schwertleite empfangen hatte. Ihn gierte es besonders danach sich zukünftig im Kampf gegen die dunklen Mächte in seiner Heimat zu beweisen, wie er den Helden von Zweimühlen berichtete, die jedoch aufgrund ihrer Erfahrungen mit seinem Nachnahmen, den auch die Windkönigin in Gallys trug, etwas reserviert waren.
Trotz dieser vielen Personen schien der Hofstaat übersichtlicher als einst in der Neuen Residenz, in Gareth, die seit dem Jahr des Feuers in schwelenden Trümmern lag. Die Zeiten rückratloser Bücklinge und gepflegter Dekadenz waren wohl vorüber. Kaiserin hatte das Zweckmäßige vor- und das Prätentiöse zurücktreten lassen. Das Rittertum wurde in hohen Ehren gehalten. Falknerei, Reitkunst, Minnesang, Göttersagen und Heldenepen beherrschten die Mußestunden vieler anwesenden Höflinge – darunter auch die Heldensagen über den Streiter des Reiches und Barbarenprinzen Rogar vom Blute, den die Kaiserin selbst in den Adelsstand erhoben hatte. Aber man sprach auch von Telor dem Zauberer, der angeblich von einem Verhüllten Meister ausgebildet worden war und die unterschiedlichsten Zauber die er beherrschte, und ebenfalls von Rohaja in den Adelsstand erhoben worden war. Die übrigen Helden von Zweimühlen waren weniger bekannt aber auf einem guten Wege.
Manch einer der Höflinge war auch der Schrift kundig und konnte gar des heiligen Ascandears Sieben Anzeichen der Schönheit aufzählen. Manche Frauen und Männer des Geistes diskutierten, erforschten die Geheimnisse der Welt und schrieben die Herrschaftsannalen der Chronica Rohaja fort: gelehrte Medici, wie die lebenslustige und fromme Therbûnitin Theofanja von Bregelsaum, die dem alten aus Altersgründen entlassenem Leibmedica Wyben Berlind nachgefolgt war und sich nur durch eine abgewandelte Form des Atak verständigen konnte, da sie durch einen Reitunfall in ihrer Jugend ihre Stimme verloren hatte, Mathematiker, Orakeldeuter und Magier – allen voran der große, aber in die Jahre gekommene und ergraute Meister Melwyn Stoerrebrandt, der das Amt des ersten Hofmagiers und Hofalchemisten des Kaiserhauses zu Gareth innehatte und in dieser Funktion den Reisenden Kaiserhof begleitete. Melwyn, der ein Spezialist der Illusionsmagie und Luftbeschwörungen war, und einen mit Wachs gesteiften Alchemistenbart trug, wirkte auf Telor aber etwas abgelenkt und verschroben. Es gab bereits erste Vermutungen, welcher erfahrene Magus ihm nachfolgen sollte, wobei Telor von Randolphsforst bereits zumindest als zweiter Hofmagus der Kaiserin gehandelt wurde, da Sal Quensel in der Nacht des Schreckens in Zweimühlen gefallen war. Telor versuchte zwar derartige Gerüchte zu ignorieren oder zu endkräftigen, aber das machte ihn nur interessanter. Nur seine zweifelhaften Beziehungen zu den Gilden und einige seiner Ansichten sprachen gegen ihn.
Geweihte Hofkapläne aller zwölf großen Kulte und mancher Halbgötter riefen den Beistand Alverans herab. Darunter befand sich der namhafte und diskussionsfreudige Mystiker und Illuminatus Arrius von Wulfen, der ebenfalls wie der Hofmarschall violette Augen besaß und der der bedeutendste Kaplan an Rohajas Hof und zugleich ihr wichtigster Berater war. Aber auch der Kaplan der Rondra Grassus Iralyncis von Rhodenstein, der als Novize noch von der Hofkaplanin Herzogin Walpurgas von Löwenhaupt ausgebildet worden war, und den die Kaiserin noch aus ihrer Zeit als Knappin in Weiden kannte, fiel Reichsbaron Rogar und Rhulana auf.
Gemunkelt wurde aber auch vom Orden vom Auge, einem halb geheimen Zirkel von Ermahnern und Beratern. Die den Helden nicht bekannten weisen Frauen und Männer dieses Ordens sollten gar ein Geschenk der Sterne hüten, ein altes Schwarzes Auge, welches den Blick an ferne und geheime Orte erlauben sollte. Vielleicht konnte man damit sogar den genauen Aufenthaltsort von Lutisana oder des Schwarzen Schwertes sehen, aber das wagte keiner der Helden zu fragen.
Nicht in die Kaiserpfalz gelassen wurden: Schaulustige, Gaukler, Marketender, Bettler, Bittsteller und Glücksritter, die dem Zug der Kaiserin mal mehr, mal weniger zahlreich folgten und auf Brotsamen vom herrschaftlichen Gabentisch hofften. Aber dieser Anhang war nicht zu unterschätzen, denn manche behaupteten, dass so manch mitreisender Quacksalber oder manche Hure einflussreicher sein sollte, als ein Hofamt.
Aber natürlich drohten unter den vielen Personen und Einflussgruppen bei Hofe auch Konflikte und Intrigen. Hinter vorgehaltener Hand fragten sich wohl einige alteingesessene Hochadlige ob der ehemalige Kriegsfürst und jetzige Reichsbaron von Zweimühlen trotz seines Heldenstatus auch wirklich aufrichtig und loyal oder in Wahrheit einer der Renegaten, oder gar ein zukünftiger Verräter wie Lutisana, Leomar oder Haffax sei. Arrius von Wulfen, der Illuminatus zu Gareth erklärte den Helden: „Aber wo die Kaiserin weilt, gilt für den ganzen Hof, die ganze Pfalz der Kaiserfriede: In der Kaiserin Domäne dürfen Hader und Zwist nicht mehr gelebt werden, die Fehde ruht. Recht und Frieden liegen in der Hand Rohajas. So ist der Hof gleichsam Vorwegname von Praios’ Himmelsreich der Illuminierten, wo Ordnung und Gerechtigkeit bis in Ewigkeit walten.“
Die Panthergarde, das I. Banner des Eliteregiments Löwengarde, und zugleich Leibgarde der Kaiserin, war mit ihren dunkelblauen Waffenröcken mit aufgenähtem rotem Greif auf gelbem Wappenschild allgegenwärtig. Da sie hier nicht zum Feste, sondern zur Schlacht gewappnet auftraten, trugen alle Panthergardisten zusätzlich Garether Platte und Helm neben ihren Hellebarden, Zweihändern, Schwertern und Schilden. Nur hochtalentierte Kämpfer und ruhmreiche Veteranen wurden in die Leibgarde aufgenommen, die für ihre hohe Moral und Treue zum Herrscher berühmt war. Vielleicht war unter ihnen auch einer der die Waffenmeisterschaft mit dem Andergaster beherrschte, die Bashot Grim anstrebte.

Kaiserin des Raulschen Reiches

Puleth, 03. Phex, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Der reisende Kaiserhof wurde auch von diversen Rittern aus allen Teilen des Reiches begleitet, die den Bannerdienst ausübten. Diese Gefolgschaft verstärkte die Bewachung des Trosses und der Kaiserin und leistete nicht selten einen Gegendienst für ein vorgebrachtes Anliegen. Ortskundige Edle wie Gerin von Sturmfels würden den Zug und die kaiserlichen Truppen durch das ehemalige Darpatien führen und erläuterten dem Hof die lokalen Gegebenheiten.
Das Zentrum des Kriegsrates war natürlich die Kaiserin. Rohaja von Gareth war in einer blitzenden Kriegsbrünne gepanzert und trug einen schwarzen Zweihänder, den Rogar nur zu gut kannte – das Reichsschwert Alveranstreu aus dem seltenen Endurium. Sie verkörperte mit Krone, Schwert und Harnisch das Idealbild der ritterlichen Herrscherin, deren Anmut und Würde von Barden besungen wurde, auch wenn Rohaja nicht ganz an die Schönheit einer Emer in jungen Jahren heranreichte. Die Kaiserin war von stolzem Wuchs, hatte seidiges blondes Haar, die samtbraunen Augen ihrer Mutter, die Rogar das letzte Mal auf der Goldenen Pyramide gesehen hatte, und den entschlossenen Blick Kaiser Retos.
Alle waren vor der Kaiserin auf die Knie gegangen – alle bis auf Bastan von Erlgau, der ihr einfach nur unverschämt zunickte und die Augenbrauen hochhob (Etikette-Doppel-20)! Damit hatte der Junker schlagartig die Aufmerksamkeit der Kaiserin und auch der Panthergarde auf sich gezogen. Bevor es zum Eklat kam, zog Rogar seinen Gefolgsmann hinunter auf die Knie. Bastan hatte gerade willentlich oder unwillentlich als Junker von Zweimühlen die Gerüchte und Zweifel an Rogars Loyalität und Aufrichtigkeit noch gesteigert. Die Kaiserin fixierte den Niederadligen, von dem sie offenbar nicht wusste, um wen es sich überhaupt handelte, ganz genau. Aber sie erkannte unmissverständlich, dass Bastan zu den Helden von Zweimühlen und zu Rogars Leuten gehörte.
Nachdem der Hofmarschall endlich seine unfassbar lange Ankündigung der Kaiserin auswendig aufgesagt hatte, vernahm jeder ihre kräftige Stimme, die weit durch den Rittersaal und auch in die Flure der Pfalz drang. Rohajas Ausstrahlung entfachte im Streiter des Reiches wieder neuen Mut und galt auch auf dem Schlachtfeld als schärfste Waffe gegen den Feind.
Die Erstgeborene war nach Retos Gattin Rohaja Damaris und Rohal dem Weisen benannt worden, auch wenn der Name ihrer verbannten Zwillingsschwester, die Rogar im Ehernen Schwert persönlich sehr gut kennen gelernt hatte, viel besser zu ihr passen würde – Yppolita, der Name einer Amazonenkönigin. Im Jahre 1014 nach Bosparans Fall war nach über eintausend Jahren wieder die weibliche Thronfolge bestätigt worden – zu Ungunsten ihres jüngeren Bruders Selindian Hal, der vor einem Jahr den Tod gefunden hatte.
Als das Jahr des Feuers über das Mittelreich damals hereinbrach ging sie - so sagt man – durch ihre persönlichen Niederhöllen. Katastrophen, Thronfolgekämpfe und Wunden an Körper und Seele hatten alles Kindliche aus ihr heraus gebrannt.
Wenn sie die Wildermark befrieden würde, würde diese Tat noch größeren Respekt für sie bedeuten. Rogar hielt sehr viel von dieser mächtigen Frau…
Es würde sich zeigen, ob Rohaja zu großem Ruhm emporsteigen und das Reich aus der Asche heben würde, oder ob sie mit dessen Resten letztlich ins Dunkel stürzen sollte.

Der kaiserliche Kriegsrat

Im Kriegsrat saßen außer Marschall Bunsenhold von Ochs und Oberst Alrik von Blautann und vom Berg, die zusammen fünfhundertfünfzig Greifen- und Löwengardisten befehligten: Gilborn Hal von Bregelsaum und Geldor von Bregelsaum, die die Helden nach Puleth begleitet hatten und vierzig Ritter mitgeführt hatten, Danos von Luring der ‚König der Ritter’ und sein bekannter Barde Geldar von Zweistetten, die zwanzig Pfortenritter und zwanzig Waffenknechte der Pfortenritter mitgebracht hatten, Swantje von Rabenmund und Hagrobald vom Großen Fluss mit fünfzehn Ritterlanzen, einhundert Waffentreuen und zwanzig Schützen, Luidor von Hartsteen samt fünfundvierzigköpfigen Hartsteener Ritterbann der mittlerweile von Rohaja als Graf von Hartsteen bestätigt worden war, und erstaunlicherweise Answin der Jüngere von Rabenmund, der offenbar die Zeichen der Zeit erkannt hatte und jegliche Ambitionen aufgegeben hatte. Er war mit fünfzig Waffenknechten angereist und hatte diese sogar dem Banner der Kaiserin unterstellt! Das waren zwar nicht alle seine Männer, aber es waren jene die er vorgab entbehren zu können. Seine zwanzig answinistischen Ritter hatte er wohlwissentlich auf Burg Rabenmund gelassen. Hoffte er mit diesem Manöver seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen?
Die Helden von Zweimühlen, die natürlich auch anwesend waren, befahlen siebenundzwanzig Hartsteener Söldner, achtzehn Trollzacker Barbaren, fünfzehn Todesfänger, zehn Zweimühler Bluthunde und noch sechsundvierzig Löwengardisten, fünfundzwanzig Greifengardisten, zwölf Zweimühler Torgardisten, und einen Troll, neben dem Heerbann der Zweimühler Niederadligen (der aber dieses Jahr nicht mehr ausgerufen werden darf) die sich noch in der Baronie Zweimühlen direkt an der Grenze zum Feind befanden.
Die Kaiserin selbst befahl fünfzig Panthergardisten, einen Teil der Ferdoker Gardereiterinnen und ein Heerbann aus zweihundertfünfzig Schützen-Miliz.
Fehlte nur noch die Verstärkung aus Weiden, die unter der Führung der Balihoher Burggräfin Ardariel Nordfalk von Moosgrund in Form von fünfundzwanzig verbliebenen Rittern, fünfzig Söldnern des Sturmbanner und einer Handvoll Rondra-Geweihten unterwegs und nur noch nicht angekommen waren.
Keine Unterstützung hatte die Traviamark unter dem Markverweser Cordovan von Rabenmund gesandt, da dieser die Gebiete um das Ochswasser nicht entblößen wollte und ja auch sogar die Gänseritter aus Zweimühlen abgezogen hatte. Manche Adlige sahen darin eine Weigerung der Lehnsfolge, was noch nicht abzusehende Konsequenzen haben konnte.
Die Rabenmark die nur noch über etwa einhundert berittene Golgariten verfügte befand sich zurzeit mit der Drachengarde und den Untoten von Lucardus von Kémet im Krieg, so dass es diesen unmöglich war Truppen zu entsenden.
Die Greifenfurter hielten sich nach wie vor zögerlich zurück, da diese sich erst jüngst durch die Schlacht am Stein aus einer orkischen Kabale befreien mussten und befanden sich zusätzlich in einem moralischem Dilemma: Als Heerführerin des ‚Heiligen Answin wider die Orken’ war es Lutisana von Perricum, die mit ihren Söldnern Greifenfurt im Winter 1028 nach Bosparans Fall entsetzt und vor einer Niederlage gegen den Schwarzpelz bewahrt hatte. Ganz böse Zungen behaupteten gar, dass die Greifenfurter gar potentielle Verbündete von Lutisana sein könnten! Tatsache war, dass die Kriegsfürstin Thargrîn von Arpitz ein Bedrohlicher Machtfaktor im Norden der Wildermark geworden war. Es würde sehr schwer werden diese als tatkräftige Verbündete zu gewinnen.
Und die Stahlherzen, die seit Ende 1034 nach Bosparans Fall verstärkt in Erscheinung getreten waren und keine feste Ordensgemeinschaft darstellten, fanden sich in verschiedenen Parteien des Konfliktes. Unter ihnen befanden sich strahlende Ritter bis zum durchtriebenen Raubritter alle Vertreter des Standes auf die man kaum geeint bauen konnte. Im Gegenteil, denn viele von ihnen hatten das Ziel die alte Ordnung wieder zu errichten und sich gegenseitig zu schützen wo das Reich es nicht konnte.
Rohaja ließ sich genauestens von den Helden über die bisherigen Geschehnisse unterrichten, fand ein paar lobende Worte für die richtigen Entscheidungen und große Taten und wusste selbst Niederlagen, wie der Fall Zweimühlens anzuerkennen, wenn der eingeschlagene Weg in ihren Augen der richtige war. Aber Rogar bemerkte eine spürbare Distanz, die Rohaja ihnen Gegenüber ausstrahlte. War Bastans Provokation die Ursache hierfür, oder war dies nur der Tatsache geschuldet, dass sie nicht unter sich waren?
Die Kaiserin betonte als erstes die Situation der Baronie Grassing, die direkt bei Kriegsbeginn in die Hände des Falkenbundes fiel und sich nun unter der Kontrolle Lutisanas befand – die Baronie, die der riesige Trollzacker für seinen Sieg nach dem Großen Donnersturmrennen in Warunk über einen Teilleib der Vielleibigen Bestie erhalten hatte.
„Ihr habt mit der Baronie Grassing von Uns ein zusätzliches Lehen neben der Baronie Zweimühlen erhalten, Reichsbaron. Aber offenbar wart ihr mit der Herrschaft über zwei Baronien überfordert, denn ihr konntet nur eine von beiden zurückerobern. Aus diesem Grunde werden Wir den Richter des Reichsgerichtes Kenobil Ventorian von Grassing dort wieder einsetzen, sobald das Lehen von Uns befreit wurde.“
Reichsbaron Rogar schluckte. War das eine Reaktion auf die Unverfrorenheit seines Junkers, oder hatte die Kaiserin schon zuvor geplant ‚Keven’, wie Rogar ihn nannte, mit Grassing zu belehnen? Aber machte es Sinn, den Fehler bei Bastan zu suchen? Nein, denn er war es, der die Nachbarbaronie südöstlich von Zweimühlen verloren hatte. Oder hatten viele seiner zweifelhaften Entscheidungen und einige seiner weniger heldenhaften Taten in der Wildermark, dazu geführt? Waren es die ehemaligen Räuber der Todesfänger, die er schon wieder beschäftigte und sogar mit nach Puleth gebracht hatte, die Strauchdiebe und Wegelagerer der Schwarzen Garde, oder gar deren früherer Herr, der Schwarze Ritter oder auch ‚Schlächter von Eslamsbrück’ genannt, den er zu seinen Vasallen ernannt hatte? Waren es die Kurungurs Knechte unter der Führung der Hauptfrau und Werwölfin Walderia Leuendrescher, die er nach einer dortigen Kommandoaktion zusammen mit einem nekromantischen Artefakt zur Kontrolle von Ghulen aus der Warunkei mitgebracht hatte, und die spätere Gerdenfelder Werwolfsplage die daraus resultierte? Oder waren die diversen zum Teil hochadligen Kriegsfürsten aus alten Familien, die Rogar und seine ‚Helden’ einfach so in Selbstjustiz erschlagen hatten, ohne diese einem Richter zu übergeben? Wie auch immer – er hatte stets das getan, was zum jeweiligen Zeitpunkt notwendig war um einen noch größeren Schaden vom Reich abzuwenden. Dabei hatten er und seine Gefolgsleute sicherlich gewisse Grenzen überschritten, ohne dabei aber in seinen Augen wirklich eine vermeintlich andere Wahl gehabt zu haben. In der Wildermark hatte nur das Gesetz des Stärkeren Geltung – bis jetzt.
Dann kam die Frage der darpatischen Thronfolge zur Sprache: Swantje von Rabenmund teilte der Kaiserin aber mit, dass es nicht das Gebot der Stunde sein konnte, über alte Streitigkeiten zu verhandeln. „Diese Frage hat schon zu viel Leid über meine Heimat gebracht. Ich bin hier als Darpatierin und Ritterin, nicht als Prinzessin.“ Womit das Thema auch vorerst vom Tisch war und man zu anderen Punkten übergehen konnte. Rohaja schätzte die Einstellung der Kronprinzessin.
Als nächstes kam man auf die größte Kriegsfürstin von allen zu sprechen – Lutisana von Perricum: Angesichts der Erzfeindin des Reiches und Heerführerin des Rabenkaisers drohte Rohaja kurz die Maske ihrer kaiserlichen Würde fallen zu lassen und aus der Haut zu fahren. Rohaja nahm die Bedrohung durch die Söldnerführerin sehr ernst. Die Entscheidung konnte für die Kaiserin des Krieges nur in einer großen Schlacht fallen, in der sich das ‚neu erstarkte’ Mittelreich beweisen würde. Der Sieg über Lutisana war das höchste Ziel von allen – ohne einen solchen war eine Befriedung der Wildermark nicht machbar. Dies war auch einhelliger Tenor der anderen Teilnehmer. Das Schwert der Schwerter hatte nach dem Fall von Kurkum ein – von einigen von einigen Rondra-Geweihten als unrühmlich wahrgenommenes – Kopfgeld von eintausend Dukaten auf sie ausgesetzt.
Ähnliches galt für den Reichsverräter Leomar vom Berg. Nach dem Verrat Helme Haffax’ in der Borbaradkrise war er diesem als Reichserzmarschall nachgefolgt. In der Schlacht auf den Vallusanischen Weiden und in der Dritten Dämonenschlacht hatte er die Allianz gegen Borbarad geführt. Jedoch hatte Leomar sich im Jahr 1028 nach Bosparans Fall im Jahr des Feuers überraschend auf die Seite von Answin dem Älteren von Rabenmund gestellt und wurde deswegen zum Tode verurteilt, konnte dann aber mit Hilfe von Lutisana in die Wildermark flüchten, wo er sich zum Kriegsfürst von Wehrheim aufschwang und zum Herr der Söldner wurde. Auch er war Rohaja ein Dorn im Auge. Sein Kopfgeld betrug fünfhundert Dukaten.
Eine weitere große Bedrohung ging von dem riesengroßen Golem von Gallys aus, über den Arnhild von Darbonia gebietet. Dem Torwächtergolem, der vor dem Tor von Gallys stand, war auf dem Schlachtfeld mit konventionellen Mitteln kaum beizukommen. Es sollte Aufgabe der Helden von Zweimühlen sein, herauszufinden, wie man diesen im Vorfeld vernichten konnte, um so seinem Einsatz in einer Feldschlacht zuvorzukommen. Aber da dieser zurzeit hauptsächlich die Stadt Gallys bewachte, konnte diese Aufgabe noch warten.
Eine vermutlich noch größere Bedrohung waren Varena von Mersingen und Arlopir. Die Drachenmeisterin war eine wichtige Heerführerin Lutisanas und auf dem Rücken ihres Kriegsdrachens zusammen mit ihren Aranischen Säbelschwingern, Schwarzen Reitern und Raubrittern höchst beweglich. Mit diesen dunklen Reitern und Elitekämpfern brachte sie Mord und Brand über die Lande. Aus einer tobrischen Seitenlinie des Hauses Mersingen stammend, hatte sich die Sadistin als junge Kriegerin während der Invasion der Verdammten Galotta angeschlossen. Sie hatte – protegiert durch Lutisana - als Hauptfrau der Schwarzen Reiter gedient und war später Mordbrennerin während des Jahrs des Feuers. Auf Varena war ein Kopfgeld von immerhin noch vierhundert Dukaten ausgesetzt. Wie sie Arlopir kontrolliert und sich diesen Untertan machen konnte, war jedoch unbekannt. Aber in Verbindung mit diesem war sie eine ungeheure Herausforderung – selbst für einen Streiter des Reiches. Es hielten sich hartnäckige Gerüchte Varena sei gar unverwundbar, was viele kaiserliche Soldaten ängstigte. Oberste Priorität der Helden war also einen Weg zu finden sie und den furchterregenden Drachen und seine Drachenmeisterin töten konnten. Aber was wussten sie überhaupt über Arlopir und dessen Herkunft? War vielleicht gar er der Meister, der seine Reiterin kontrollierte…
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 22.04.2014 15:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Maha Vairocana »

[Ich habe die Sage (MwB S.129) überarbeitet, um den Helden von Zweimühlen die wichtigen Orte und Ahaltspunkte zu geben.
Vielleicht errät ja einer der Leser, an welchem Ort sich die Burgruine Schwarzenfels befindet :wink:
Der Erste, der richtig antwortet, bekommt die Karte des Kavernen-Dungeons.]

Die Drachenschneide

31. Spielabend: Die Graue Klinge und das Drachenmaul

Einst, als die Tannen und Kiefern noch von den Hängen der Sichel weit hinab in die Ebenen reichten und die Hügel des heutigen Darpatiens in tiefen Grün bedeckten, ward ein Recke des Geschlechts Derer von Schwarzenfels. Baergod war sein Name.
Jener Ritter nun, hatte seinen Sitz in einer Feste, die gehauen in das schwarze Gestein der Kuppen thronte. Im Rahja sah der gute Baergod den dunklen Leib der Gigantin und im Efferd erblickten seine Augen das Bett des Flusses, welcher unweit der Feste aus dem Gestein hervortrat und sich durch das Land schlängelte. Nie sollten seine Schutzbefohlenen Hunger oder gar Not leiden, denn die Wälder Derer von Schwarzenfels waren reich an wohlgenährtem Wild, von beträchtlicher Größe und Baergod focht gegen Rotpelze wie Schwarzpelze um sein Land und seine Leute zu schützen.
Im Kampfe führte Baergod von Schwarzenfels stets die “Graue Lanze“ und streckte mit dieser den gewaltigen Menschenfresser von Barken darnieder und auch der gefürchtete Rote Wolf wurde von der treuen Waffe Baergods aufgespießt. Sein Land blühte auf, denn alle Schrecken hatte der Ritter alten Schlages vertrieben.

Doch mit Ruhm und Reichtum des Einen, wächst stets der Neid eines Anderen.
So kam es, dass sich aus dem Dunkel der Schwarzen Sichel ein Neidling erhob und den Anspruch auf den Besitz Derer von Schwarzenfels erklärte – ein Drache in braungrünem Schuppenkleid!
Das Untier verheerte Felder und Dörfer und jeder der sich ihm entgegenwarf, ob Ritter oder Bauer, wurde verbrannt oder bei lebendigem Leib verschlungen. Als der Wyrm den Schwarzenfels erklomm und sich nun auch noch an den Burgbewohnern labte, trat Baergod vor das Ungetüm. Mutig stellte sich der Edle und wagte einen gar kühnen Stoß von unten durch den Rachen, der ihn gerade verschlingen wollte. Die Graue Lanze riss eine schreckliche Furche in das Maul des Drachen, doch Baergod wurde dennoch von dem Biest verzehrt. In blutiger Wut wurde das Geschlecht Derer von Schwarzenfels ausgelöscht.
Der Drache jedoch hatte einen hohen Preis gezahlt: sein Kiefer war gespalten und eine grausige Fratze entstellt den einst von braungrünen Schuppen bedeckten Schädel. Die Waffe, die dereinst seinen Körper und seine Stolz verletze, soll sich noch heute in seinem Hort in den Tiefen des Schwarzenfels liegen und von ihm gehütet werden.



-gefunden in einem alten Buch in der Zweimühler Bibliothek in der Grafenburg
"So warf ich deinen Kadaver von den blutgetränkten Klippen hinab in die schäumenden nachtblauen Wogen..."

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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

Die Suche nach der Drachenschneide

Zweimühlen, 05. Phex, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

In Puleth hatte Rogar und seine Gefährten die Sage Der Gute Baergod und wie er gegen den Drachen stritt von Geldar von Zweistetten gehört, welche sich mit der Sage, die Telor in der Zweimühler Bibliothek in der Grafenburg gefunden hatte, im Grunde übereinstimmte. Galt es nur noch herauszufinden, an welchem Ort die Ruine der Burg Schwarzenfels genau zu finden sei. War der Menschenfresser von Barken ein Hinweis? Oder eher die vage Ortsangabe mit der Schwarzen Sichel im Rahja und dem schlängelnden Fluss im Efferd, der am Fuße der Burg entsprang? War mit dem Wildreichen Wald vielleicht der sagenumwobene Wutzenwald gemeint, der in vier Baronien hinein ragte und den die Menschen abergläubig mieden?
Eyrún Blutaxt war bei ihrer Ankunft mit den Helden in Zweimühlen von Cecilia vom Blute, für ihre treuen Leibwächterdienste für Rogar mit einer Schwarzschmiede beschenkt worden, für die der vorherige Schmied nun keine Verwendung mehr hatte. Dieser war von Cordovan Weitzmann, dem Schatzmeister von Zweimühlen, der Spionage für den Feind überführt worden. So hieß es zumindest. Die Fjarningerin bedankte sich, indem sie die Schmiede, in der vorher nur Werkzeuge hergestellt worden waren, direkt einweihte und dort Rogars Molchenschnitter schärfte. Sie übergab Rogar noch am selben Tag das magische Stirnband Makhta’Bak, das sie damals dem Leichnam des Schwarzen Ritters abgenommen hatte, und tauschte es gegen das Lange Kettenhemd von Vigo von Dunkelstein ein. Das meisterliche Kettenhemd erweiterte sie noch an einigen Stellen, so dass es auch ihr wie angegossen passte.
Währenddessen kümmerte sich der Großteil der anderen Recken darum, in welcher Höhe man sich den nun beim Haus Rabenmund verschulden solle. Beergard von Rabenmund hatte ihr Wort gehalten und hatte ihren ganzen Einfluss innerhalb des Hauses in die Waagschale geworfen, nachdem der Mörder der Rabenmunds gefunden worden war.
Telor und Bastan befassten sich derweil weiter mit der Legende um die Drachenschneide. Um was für eine Art von Waffe mochte es sich wohl handeln, wen sie denn wirklich existierte? Niemand konnte das mit Sicherheit sagen. In den Texten der Bibliothek fand Telor unter anderem den Begriff Rishknar, in Bezug auf die Drachenschneide, was auf Trollisch, eine Sprache die Rogar als Trolling beherrschte, in etwa ‚Schuppenbrecher‘ bedeutete. Der Rochshaz fragte seinen halbstarken Trollknappen Bagsch, ob er diesen Begriff schon einmal gehört hatte, und hatte Glück. Bagsch erzählte seinem Schwertherrn, dass einst der ‚Trollkönig‘ Ronkhold vom Stamme der Malmartatsch, ein mehrfacher Drachentöter, dem auch die legendäre Axt Knardukas zugeschrieben wurde, ein Schwert aus Trollstahl mit diesem Namen trug! Natürlich von einer Größe einem Troll angemessen. Bagsch wusste aber ansonsten nur noch, dass Rishknar während den Trollkriegen in Menschenhand fiel, wo sich dann die Spur der Waffe als vermutlich unhandliche Kriegstrophäe verlor. Die Tatsache, dass es sich aber um ein ‚Schwert‘ handeln solle, das also für Rogar etwa einem Zweihänder entspräche, machte die Sagen über die Waffe gleich noch interessanter für den riesigen Reichsbaron, so dass er Bastan, den er zum neuen Jagdmeister ernannt hatte, eine Expedition vorbereiten ließ. Vieles deute darauf hin, dass die Graue Lanze von Baergod von Schwarzenfels, in Wirklichkeit Rishknar war – vielleicht in Form einer gewaltigen Spitze eines Drachentöters, die der Ritter alten Schlages als Kriegslanze führte, und mit dieser diverse Monster der damaligen Zeit durchbohrt hatte. Wenn die Götter mit ihnen waren würden sie vielleicht die Burgruine und somit den Hort des Drachens finden – und wer weiß, vielleicht ruhte die Klinge, die Arlopir schon einmal schwer verletzt hatte, noch immer in der Tiefe des Drachenhorts…

Baronie Schlotz, 09. Phex, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Das Ziel der achtköpfigen Heldengruppe, darunter Rogar, Telor, Eyrún, Ungolf, Rhulana, Bashot, Alrike und Bastan, war die Quelle des Gernat im Wutzenwald, ein Ort, der am ehesten mit der Beschreibung in der Sage übereinstimmen könnte. Der direkte Weg durch die Baronie Wutzenwald, war aber durch die Besetzung der Wehrheimer Waldlöwen unter Führung von Leomar vom Berg nicht gangbar, so dass Bastan einen Umweg planen musste. Nach drei kalten Frühlingstagen zu Pferd durch stetigen leichten Regen unter bedecktem Himmel, durch die Baronien Zweimühlen, Bröckling und schließlich Schlotz, sahen sie bald den Rand des Wutzenwaldes vor sich, der bis tief in das hüglige Schlotzer Land und darüber hinaus ragte. Sie hatten Geschichten gehört von Traviahold dem Bastard aus dem Wutzenwald, der hier ein Niederadliger mit nicht zu unterschätzender Macht war, die dem eines Kriegsfürsten gleich kam, vor allem, da er viele andere hiesige Niederadlige auf seiner Seite und seinem sogenannten Bund des Alten Schlages wusste. Es hieß dessen zehn Schwarze Reiter setzten sich alle aus ehemaligen Deserteuren der Reichsarmee die die Schlacht auf dem Mythraelsfeld überlebt hatten und ruchlosen Söldnern zusammen. Man sagte sogar, er habe seinem eigenem Vater, dem Baron Tsafried von Schnayttach-Binsböckel den Kopf abgeschlagen! Aber so düster der Ruf des Schattenholzers, wie man ihn auch nannte, auch war, so stritt er dennoch gegen Drachengardisten wie den Stachelwanst, Kriegsgoblins wie Chraaz den Verräter und die Söldner der Geierkinder. Manch einer flüsterte hinter vorgehaltener Hand, dass der groß gewachsene Ritter auch die Köpfe der Kriegsfürsten sammelte, denen er habhaft werden konnte, und diese in seinen ‚Sack‘ zu dem Kopf seines Vaters steckte! Da man die Loyalität des Bastards aus dem Wutzenwald aber nicht wirklich kannte, und man sich nicht in die hiesigen Machtstreitigkeiten einmischen wollte, wurden alle Dörfer auf ihrem Weg mit großem Abstand umritten, auch mit dem Ziel, niemanden ihrer anderen Feinde auf ihre Fährte zu locken.
Sie hörten auch Gerüchte, über die uralte Trutzburg Schlotz, die nicht nur der alte Baronssitz war, in dem nun der Schattenholzer hockte, sondern auch trollischen Ursprungs sein sollte, denn der gesamte Berg Schlotz war die Burg, in der es unerforschte Tiefen geben sollte! War sie vielleicht gar einst der Sitz des Trollkönigs Ronkhold? Heute so sagte man, wurde nur noch die oberen Ebenen der Trutzburg bewohnt, während die unteren Ebenen mehr und mehr in Vergessenheit gerieten. Die einzigen, die sich von unten durch die Höhlen des Berges bis ganz nach oben gearbeitet hatten, war der besagte Bastard aus dem Wutzenwald, zusammen mit seiner Schwarzen Knappin und Storko von Gernatsborn und einer Hand voll weiterer Niederadligen. Oben in der Trutzburg im trollgroßen ‚Rittersaal‘ soll es zum finalen Kampf gegen den Baron und seine verbliebenen Soldaten und Adligen gekommen sein, bis schließlich der Kopf rollte, und der Sohn den Vater erschlug...

Der Wutzenwald

Das magische Stirnband Makhta’Bak, das vor Harad eigentlich Magister Tuleyban gehört hatte, überreichte Rogar nun Bastan von Erlgau, der dieses semipermanente Artefakt, das einmal pro Woche bis zum nächsten Sonnenaufgang wirkte und seinen Träger Eins mit der Natur werden ließ, als Führer durch den Rand des sagenumwobenen Wutzenwaldes sicherlich gut gebrauchen konnte.
Der Alte Wald gehörte zu den letzten urigen Wäldern des Mittelreiches, der vor den Trollkriegen noch weite Teile des ehemaligen Darpatiens bedeckte. Im Volksmund erzählte man sich von den alten und boshaften ‚Wutzen‘, wobei aber niemand genau wusste, um was oder wen es sich dabei überhaupt handelte. Aber die alten Sagen und Legenden genügten, dass die Bewohner der umliegenden Baronien, Reisende und sogar Elfen ihn mieden. Chraaz der Verräter und Goblinheld hatte sich lange Zeit diesen Umstand zunutze gemacht und den Wald immer wieder zunutze gemacht um eventuelle Verfolger abzuschütteln, bis er und seine Kriegsgoblins in einem größeren Scharmützel in Schlotz von den hiesigen Niederadligen vertreiben worden war, nur um danach im Gerdenwald in Zweimühlen erneut zu erstarken, bis er schließlich im Kampf um die Grafenburg von dem Troll Bagsch zu Tode gebracht worden war.
Die Helden von Zweimühlen wagten sich nur wenige hundert Schritt in den Alten Wald und passierten einen ausgeraubten Holzkarren mit zerfetzter weißer Plane, dessen beide Zugtiere, wie auch der Planwagen selbst mit Dutzenden kleinen Wurfspeeren gespickt waren. War dies ein Kampfplatz, den Rotpelze hinterlassen hatten – waren es vielleicht sogar Überbleibsel von Chraaz‘ Truppen? Die zurückgelassenen Speere in den Pferdekadavern, waren eine deutliche Botschaft, an alle, die sich tiefer in den Wald wagen sollten.
Von hier aus zogen der Streiter des Reiches und sein Gefolge weiter gen Norden, bis sie Stunden später endlich die Wasser des Gernat erreicht hatten, der sich wirklich einer großen Schlange gleich, gen Efferd schlängelte. Den Rest des Tages reisten sie weiter entgegen der Fließrichtung den Gernat entlang, immer die Augen aufmerksam in den Wutzenwald gerichtet. Hier in der Nähe hatten sie schon einmal die Furt – die einzige am Oberlauf des Flusses - überquert und dort die Baronie Hallingen betreten. Diesmal jedoch führte sie ihr Weg weiter den Fluss hinauf in Richtung seiner Quelle unbekanntem Gebiet entgegen.
Rogars neuer Jagdmeister suchte gegen Abend der Gruppe einen geeigneten Rastplatz, wo sie ihr Trosszelt von ihrem zusätzlichen Packpferd nahmen und dieses zum Schutz vor dem wieder einsetzenden Regen errichteten. Rhulana übernahm die erste Wache und löste bald darauf Bastan ab, der durch einen Alptraum, in dem ihm jemand mit einer Holzfälleraxt ins Gesicht geschlagen hatte, hochgeschreckt war. Ganz allein, ohne seinen treuen Winhaller Wolfjäger und seinen Falken, die er beide in Zweimühlen gelassen hatte, hielt der Junker von Erlgau die letzte Wache, bis es am nächsten Morgen weiter entlang des Gernat gehen sollte – Tiefer in den dichten Wutzenwald, vor dem es den abergläubigen Trollzackern der Gruppe mehr und mehr bangte…
Würden sie hier die lange verlorene Waffe bergen, und diese im Kampf gegen Varenas Drachen Arlopir einsetzen können?

Die Harpyie

Wutzenwald, 10. Phex, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Plötzlich brach ohne Vorwarnung eine Chimäre, mit dem Körper eines großen Raubvogels und dem Kopf einer hässlichen Frau, durch das Dickicht, packte sich Alrike und riss diese von ihrem Streitross in die Höhe! Rhulana reagierte als erste, ließ ihren nierenförmigen Reiterschild fallen und zog so schnell sie konnte ihren kurzen Bogen, den sie nur sehr selten einsetzte. Obwohl die große Harpyie schon fast ein Dutzend Schritt mit der strampelnden Ritterin in die Höhe geflogen war, gelang ihr ein Pfeiltreffer, der das Untier menschenähnlich aufschreien ließ. Telor reagierte als nächster und verwandelte die junge Ritterin mittels Paralü Paralein einfach zu Stein. Bastan, der nun seinen Kriegsbogen gespannt hatte, verpasste der Chimäre, die eine ganz bestimmte Richtung eingeschlagen hatte, einen gezielten Plattschuss, der das Monster abstürzen ließ. Doch mit letzter Boshafter Kraft versuchte die Harpyie mit ihrer versteinerten Beute, den Zauberer zu erschlagen, verfehlte diesen aber, so dass Alrike platschend in den Gernat einschlug und die Chimäre kurz darauf am Ufer – ein Sturz, den die Kreatur nicht überlebte.
Bashot Grim sprang nun in den Gernat um nach Alrike zu tauchen, ehe der Fluss sie womöglich noch wegtragen und diese nach Ablauf der Zauberdauer irgendwo im Gernat ersaufen würde. Mit Hilfe eines Seiles, das Eyrún dem Trollzacker zuwarf, gelang es ihnen schließlich die immer noch versteinerte Ritterin zu bergen, ehe Telor seinen Zauber aufhob und sich Stein wieder zu Fleisch verwandelte.
Sie hatten Glück im Unglück, denn laut Rhulana und Rogar, die diese schon in der Vergangenheit bekämpft hatten, traten Harpyien eigentlich nur in Schwärmen auf.

Die Burgruine

Nach einer weiteren Stunde Marsch durch das waldreiche Hügelland am Oberlauf des Gernat, weit weg von jeglicher größeren Siedlung und den Sitzen der Adligen, sahen sie dann die Ruine auf einem dunklen, schroffen Felsen, um die man schon seit jeher einen großen Bogen gemacht hatte, und deren Bewohner einst von Arlopir verschlungen worden waren. Die Wege, die einst durch das dicht bewaldete Umland einst zur Burg führten, hatte sich der Wutzenwald längst zurückerobert. Lediglich der ein oder andere Wildwechsel erleichterte den Weg durch den umliegenden Forst, in dem sie aber seltsamerweise auch relativ frische Spuren von Menschen ausmachen konnten, die hier offenbar nach Nahrung und Wild gesucht hatten. Hatte die Ruine von Burg Schwarzenfels nach Arlopirs Verschwinden nun neue Bewohner?
Am Fuß des zwanzig Schritt hohen Felsens, auf dem die Überreste der Burg thronte, floss munter plätschernd der Gernat entlang, der hier in der Nähe entspringen musste. Ein Karrenweg, der einst in Serpentinen den Hang hinauf zum Burgtor führte, war noch gerade so auszumachen.
Hier wurde dann der altbekannte Fehler erneut begangen, die Gruppe aufzuteilen, diesmal zum Wohl der Pferde, die man nur fünfzig Schritt unterhalb der Ruine unter Bewachung von Alrike und Bastan zurückließ. Warum die Helden aber nicht ihre Reit- und Lasttiere in sicherem viel weiteren Abstand irgendwo in einem Unterschlupf zurück ließen, oder sie ganz einfach mitnahmen, das wussten noch nicht mal die Götter.
Aus der Nähe war für den Rest der Gruppe zu erkennen, dass die Burg teilweise in den Felsen hineingeschlagen war. Der schroffe Anblick rührte daher, dass die Nord- und die Westwand von natürlichem Gestein gebildet wurden, wie auch ein Großteil der Nordwand des Burgfriedes.
Da man aufgrund des Kampfes mit der Harpyie nicht mehr an Heimlichkeit dachte, wagte man tollkühn den Sturm der Ruine.
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 10.01.2014 15:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

[Die Helden von Zweimühlen auf der ersten Seite werden natürlich immer auf aktuellem Stand gehalten, und werden mit jedem Abenteuer erfahrener]

Kampf um die Mauerbresche

Neben dem Burgfried im Nordwesten, der alles überragte, gab es noch einen weiteren intakten, einstmals mit Zinnen gekrönten Turm mit Schießscharten im Südwesten der Burgmauer, der nur wenig unter Satinavs Hörnern gelitten hatte, und das Torhaus im Südosten. Da der Norden und Westen der Burg durch die Felsen geschützt war, in die sie gebaut war, hielten die Helden von Zweimühlen direkt auf das Torhaus der Ruine zu. Ganz vorne die Schildträger Ungolf und Rhulana, dahinter die Barbaren Rogar, Bashot und Eyrún in zweiter Reihe und Telor ganz hinten. Das Torhaus offenbarte beim näher kommen aber deutliche Spuren des Verfalls. Zwar gab es kein Burgtor mehr, aber stattdessen türmte sich dort ein großer Haufen Mauerbruchstücke und Geröll und blockierte den Zugang, was von zwanzig schritt Entfernung schon zu sehen war.
Etwa zehn Schritt seitlich des Torhauses, befand sich eine große Bresche in der Burgmauer, für die sicher der Drache damals verantwortlich war, als er sich seinen Weg der Zerstörung durch die Burg gebahnt hatte. Neuere Spuren am Hang entlang der Burgmauer deuteten darauf hin, dass Menschen den weg vom alten Karrenweg zur Bresche regelmäßig benutzten. Ältere Spuren direkt unterhalb der Bresche zeigten ebenfalls Spuren einer Benutzung als Weg, allerdings nicht in Form von Fußspuren, sondern in abgeschliffenem Gestein, weniger dichter Vegetation und dergleichen – Spuren die nur auf Arlopir hindeuten konnten, der sich hier über lange Zeit selbst einen Weg zur Ruine gebahnt hatte. Aber irgendwer hatte die Bresche mit einer vier Schritt hohen Holzpalisade halbwegs verschlossen und nur ein kleines Mannloch freigelassen, das besser zu verteidigen war.
Telor wurde plötzlich ohne Vorwarnung in der hintersten Reihe von einem Kriegspfeil in die rechte Schulter getroffen, was diesen am Hang schmerzvoll in die Knie gehen ließ! Der unbekannte Feind hatte es offenbar ganz gezielt auf ihren Zauberer abgesehen, von dem mit Recht die größte Gefahr auszugehen schien. Während die anderen nun noch dichter gedrängt hinter Ungolfs Großschild auf dem steilen Weg vorrückten, ließ sich die Amazone zurückfallen und deckte den zerbrechlichen Zauberer mit ihrem großen nierenförmigen Schild vor weiterem Beschuss, da dieser vorerst nicht weiter mithalten konnte. Der unbekannte Bogenschütze feuerte nun weiter vom südwestlichen Wachturm aus auf die anrückenden Helden, wurde dann aber von einem einzigen gezielten Schuss von Bastan, der von ganz unten nachgerückt war, durch die Schießscharte hindurch niedergestreckt!
Kurz bevor sie Öffnung der Palisade erreichten, trat ein Kämpfer mit speckigem Lederharnisch und mit einer Streitaxt bewaffnet in die Öffnung, wodurch er diese blockierte. „Ramoxosch, sie sind an der Bresche und unseren Mann im Wachturm hat‘s erwischt!“ Bashot Grim brach nun aus ihrer Formation und preschte ohne Rücksicht mit seinem Andergaster direkt in den einzelnen Gegner hinein, wobei er zwar einen Axthieb einstecken musste, jedoch auch seinen Feind mit seinem riesigen Zweihandschwert schwer am Schildarm verletzte. Mit aller Kraft drückte er den noch nicht Besiegten, aber schwer blutenden Verteidiger einen Schritt zurück, indem er diesem sein Zweihandschwert einfach durchs rechte Bein bohrte und betrat dann als Erster den Burghof.

Der Burghof tränkt sich mit Blut

Der recht große Innenhof war ein Trümmerfeld. Im Norden erhob sich die gesamte Anlage dominierend, der an den Felsen gebaute, zweistöckige Palas mit einem gähnenden Loch als Zugang, das auch damals durch den Drachen entstanden sein musste. Der Burgfried schloss sich im Westen an. Linkerhand neben Bashot schmiegte sich ein kleines Steingebäude mit einem Schornstein an, wobei es sich vermutlich um die ehemalige Schmiede handelte. Von den Stallungen im Westen, die fast bis auf die Grundmauern verfallen waren, war nicht mehr viel übrig. Fast hatte es den Anschein, als hätte sich jemand Zwecks Feuerholz an den Überresten der hölzernen Stallungen bedient um den beschwerlichen Weg in den Wald zu meiden. Die Reste eines gemauerten Brunnens waren in der Nordostecke zu erkennen.
Kaum hatte sich Bashot orientiert, schlug auch schon ein gehärteter Kriegsbolzen in seinem Bauch ein, was ihn Blut spucken ließ. Rogar machte einfach einen Satz über den in die Knie gegangenen Verteidiger der Palisade und baute sich im Burghof auf, nur um zwei Augenblicke später ebenfalls einen Bolzen in die Brust zu bekommen, der ihm fast durch die Rippen gegangen wäre. Jetzt bereute er, dass er seinen Kaiser-Nardes-Harnisch in Zweimühlen gelassen hatte. Ungolf stach den Feind an der Palisade nun endgültig ab und verschafften sich zusammen mit den nun nachrückenden Kampfgefährten ebenfalls einen ersten Überblick über den Burghof. Ungolf rückte mit seinem Schild wieder vor und deutete auf den zwergischen Eisenwalder-Armbrustschützen mit grauen Bart und Kettenhaube, der sich im ersten Stockwerk des Palas verschanzt hatte und sie hier unten unter Beschuss nahm. Der Reichsbaron befahl wieder den geordneten Vormarsch über das schwierige Gelände vor ihnen, um die etwa vierzig Schritt bis zum Palas zu überbrücken.
Aber der Schweinehund von Zwerg, der vermutlich der besagte Ramoxosch war, traf den riesigen Rochshaz, der Ungolf und dessen Schild weit überragte, ein weiteres Mal in die Brust. Die beiden Barbaren rissen sich dennoch einfach die Kriegsbolzen mit den Widerhaken aus ihren Wunden, wodurch diese noch mehr bluteten und bewegten sich unbeirrt weiter vor, wobei von Stürmen nicht die Rede sein konnte, da das Gelände wirklich tückisch war.
Der Zwerg oben im Palas schrie: „Los ihr verdammtes Räuberpack, hebt endlich eure faulen Ärsche hoch und schlagt die verdammten Eindringlinge in Stücke – das ist unsere Burg!“
Daraufhin traten sechs Räuber aus dem zerstörten Eingang des Palas und machten sich Kampfbereit mit Äxten und Klingen um die Angreifer zu erwarten.
Während Rhulana außerhalb der Ruine versuchte Telor von seinem Kriegspfeil zu befreien, womit sie diesen fast umbrachte, entbrannte im Burghof ein wildes Hauen und Stechen, so dass es den trümmerübersäten Boden nur so in Blut tränkte.
Bashot versenkte seinen Andergaster zuerst im rechten Bein seines Räubers, dann in dessen rechten Arm, und durchbohrte dann den mit Leder gepanzerten Torso dieses Feindes, nur um sich dann auch noch Ungolfs Gegner vorzuknöpfen.
Dieser konzentrierte sich mehr auf die Defensive und kam seinem Baron zu Hilfe, weshalb er froh war, dass Bashot sich dann um seinen Halunken kümmerte.
Rogar vom Blute machte seinem neuadligen Namen alle Ehre und schlug seinem Widersacher den Zweihänder einfach mitten durch die Fresse und öffnete mit einem zweiten Schlag dann dessen Brustkorb, was eine riesige Sauerei verursachte! Der Zwerg mit den scharfen Augen im Palas hatte es aber auf ihn abgesehen und schoss einen Bolzen nach dem anderen aus seinem Eisenwalder-Magazin in den Trolling. Ein Eisenwalder besaß zwar nur die Hälfte der Durchschlagskraft einer Windenarmbrust, konnte dafür aber umso schneller feuern. Rogar, der von allen das größte Ziel darstellte, und auch noch am wenigsten gepanzert war geriet nun arg in Bedrängnis, da sein muskelbepackter Leib von mehr und mehr Bolzen gespickt wurde, während der Zwergenschütze dreckig lachte.
Eyrún verwundete ihren ersten Räuber zuerst am Schwertarm, schlug ihm dann einfach den kompletten Schildarm ab und setzte noch einmal mit einem dritten Hieb in dessen Torso nach, womit sie ihn direkt in Borons Reich beförderte. Ihr zweiter Gegner schlug ihr derweil mehrmals in die gepanzerte Flanke, was die Söldnerin aber einfach ignorierte, nur um sich dann diesem zweiten Gegner mit noch mehr Hass zuzuwenden, nachdem sie dessen Gefährten getötet hatte.
Rogar ließ sich nun zurückfallen und war froh Alrike zu Pferde und Bastan zu Fuß beim Palisadendurchgang zu sehen. Seinen zweiten Gegner, der ihn auch zweimal mit seiner Streitaxt verletzt hatte, während er versucht hatte, den Geschossen des Zwerges auszuweichen, überließ er seiner Leibwächterin.
Der Junker von Erlgau legte auf den Zwerg an, und zerfetzte diesem mit einem Kettenbrecher-Pfeil das halbe Gesicht hinter seiner Deckung, woraufhin dieser sich in den Schutz des Palas zurückzog. Hier hatten sich zwei ebenbürtige Schützen gefunden, deren Kampf noch nicht entschieden war.
Während Alrike und Ungolf den Rückzug ihres schwer verletzten Barons deckte, behielt Bastan mit seinem Kriegsbogen die Fenster des Palas im Auge und lauerte nur darauf, dem in Kette gepanzerten Zwerg den Rest zu geben, aber tat ihm diesen Gefallen nicht.
Eyrún hatte ihrem zweiten Gegner die Doppelaxt in den Pans gewuchtet und verpasste diesem, dann mit einem Gletschersplater-Manöver den Rest. Wie ein Berg wandte sie sich nun zu ihrem dritten Gegner, den Rogar ihr überlassen hatte und parierte dessen viel kleinere Axt. Der Räuber, der einen Augenblick später dann den Hieb der Eisbarbarin abwehren wollte, brach sich dabei fast den Arm und verlor seine Waffe. Chancenlos gab der waffenlose Räuber auf. Nur der über den Kampfplatz rufenden Ritterin, die Eyrún um Einhalt bat und der Amazone, die nun ebenfalls den Burghof betreten hatte, verdankte der Wegelagerer sein Leben, das die gefühlskalte Frau, nur zu gerne auch noch beendet hätte.
Auch Bashots zweiter Gegner war nach zwei Treffern besiegt und ließ seine Waffe fallen. Der Burghof war erobert!

Der Palas ohne Boden

Während Rogar sich außerhalb der Mauerbresche von Telor mittels eines Balsamzaubers heilen ließ, wofür dieser aber aufgrund seiner Schmerzes, durch seine eigene Bolzenverletzungen, zwei Versuche benötigte, rückten Ungolf, Bashot und Eyrún in den alten Palas vor, indem sie noch irgendwo Ramoxosch vermuteten.
Das doppelflügelige Tor in den Palas war zerstört, ebenso wie der halbe Boden des Rittersaales und eine Wand im Osten. Sie entzündeten eine Fackel, da von außen nur spärliches Licht in den Rittersaal viel und hier Gefahr drohte in den Keller darunter abzustürzen. Der Saal war offenbar von Arlopir seinen Bedürfnissen angepasst worden. Der Boden bestand wohl vor langer Zeit aus massiven Holzbohlen, da der Fels unter der Burg teilweise sehr uneben war. Der Höhlendrache hatte wohl einfach den Boden fast komplett rausgerissen und sich so einen direkteren Zugang zu den natürlichen Kavernen unter der Burg verschafft. Diverse Brand- und Kratzspuren an den Steinwänden deuteten klar auf dessen Werk hin. Die zwei abgeschnittenen Köpfe links und rechts neben dem Eingang in den Pals, die wohl die Räuber hier deponiert hatten, waren wohl als Warnung zu verstehen. Aber wahre Helden ließen sich von so etwas nicht aufhalten.
Über eine intakte Wendeltreppe gelangten sie in das erste Stockwerk des Palas. Von dem Zwerg fanden sie jedoch keine Spur. Neben ein paar durchwühlten Gesidekammern mit einigen morschen Betten und verwanzten und verflohten Strohsäcken zur Polsterung darauf, fanden sie auch noch die ehemalige Kammer des Burgherrn.
Ein zerschmetterter Thron lag in der Ecke der hohen Kammer. Zwei alte Rüstungsständer links und rechts davon hatten wohl einst je eine schwere Rüstung getragen, die aber schon lange geplündert worden waren. Die Überreste einer zerschmetterten Truhe brachten keine weiteren Erkenntnisse. Dafür war aber ein mehrteiliger, angekokelter Wandteppich umso interessanter. Dieser ging um alle vier Wände und zeigte einen bulligen Streiter mit grauer Lanze! Nun bestanden keine Zweifel mehr. Dies war die besagte Burg Schwarzenfels geschlagen in das dunkle Gestein der Vorgebirge der Schwarzen Sichel, an der Quelle eines Flusses, der sich nach Westen schlängelte.
Der Teppich erzählte in gestickten kaum noch erkennbaren Bildern die Geschichte von Baergod von Schwarzenfels und zeigte wie dieser einen gewaltigen Oger und eine roten wolfsartige Bestie durchbohrte. Auch der Kampf gegen Orks und Goblins war abgebildet.
Im zweiten Stockwerk fanden sie weitere Kammern, in denen wohl die Räuber üblicherweise nächtigten und eine weitere größere Kammer mit einem alten Schild mit stabilen Beschlägen hoch oben an der Wand. Er zeigte einen Schwarzen Felsen auf weißem Grund, wobei der Felsen Ähnlichkeiten mit einem Auge hatte…
Eyrún holte den Schild mit einem gezielten Wurf eines ihrer Wurfbeile herunter und hängte sich den noch immer robusten großen Schild über die Schulter.

Der unberührte Burgfried

Während die einen den Palas durchsuchten, und die anderen die beiden gefangenen Räuber in der Schmiede verhörten, sah sich Bashot Grim den etwa sechszehn Schritt hohen Burgfried im Nordwesten genauer an. Der Zugang zu diesem befand sich jedoch auf der Höhe des ehemaligen Wehrgangs, der zu großen Teilen eingestürzt war. Da also weder der Wehrgang, noch die hölzerne Treppe, die einst zur Tür in den Burgfried führte, noch existierte, gab es keinen Zugang mehr in den wuchtigen Turm. Der Trollzacker betrachtete die eisenbeschlagene, schmale Pforte, die immer noch intakt war und überlegte wie er hinein gelangen konnte. Er nahm sich eine Leiter, die er im acht Schritt hohen Wachturm fand, in dem ansonsten nichts von besonderem Interesse war, außer dem toten Räuber, den Bastan von außerhalb der Burgruine erschossen hatte. Neugierig stellte er die Leiter auf, nur um festzustellen, dass der Zugang natürlich von innen verriegelt war.
Mutig kletterte der Stammeskrieger vom hieraus nun weiter nach oben, wobei er sich in die alten Mauerritzen krallte und Schritt für Schritt hochzog. Er hatte mit Rogar das Eherne Schwert bereist, und dort viel Erfahrung im Klettern gesammelt.
Endlich auf der Turmspitze angekommen, hatte er einen guten Blick über das gesamte Umland und fand einige große verlassene Nester. Nur in einem fand er noch unberührte kaum ausgekühlte, große Eier – Harpyieneier! Ohne zu zögern, warf er diese den Burgfried herunter, so dass diese unten im Hof aufplatzten und so die Harpyienföten zum Vorschein kamen.
Durch eine halb verrottete Luke kletterte er nun in den Burgfried, den er in unberührtem Zustand vorfand. Seit mehr als zweihundert oder gar dreihundert Jahren war niemand außer ihm mehr hier drin gewesen. Er öffnete die Verriegelung des eisenbeschlagenen Zugangs von Innen, so dass auch die anderen ihm folgen konnten, sobald sie mit den Gefangenen fertig waren.
Er fand verrottete Nahrungsmittelvorräte, die wohl für den Fall einer Belagerung hier bereitgehalten worden waren und andere Dinge, die Satinavs Hörner der Zeit zum Opfer gefallen waren. Ganz unten wurde er aber dennoch fündig.

Das Schwarze Auge

Eine Art verschlossene Truhe, die aber mehr eine Abdeckung war, offenbarte ihm nach einer brutalen Öffnung einen schwarzen Felsen in Form eines primitiven Optolithen, der alles Licht seiner Fackel verschluckte und nicht reflektierte. Das Gebilde schien unverrückbar und war wie aus dem natürlichen Fels gewachsen. Eine Berührung brachte ihm blutende Fingernägel ein, woraufhin er Telor den Zauberer in den Burgfried rief.
Dieser identifizierte das dunkle Gestein als Meteoreisen. Langsam dämmerte dem Magier, dass es sich um ein Al Satafri – ein Schwarzes Auge handelte! Eines der legendären mächtigen Artefakte, mit denen man in die Vergangenheit und die Zukunft sehen konnte. Aber seine magischen Ladungen waren offenbar verbraucht, denn es offenbarte ihm nichts…
Glücklich über ihren Fund und enttäuscht zugleich, da die Macht des Artefaktes aufgebraucht und es selbst unverrückbar war, verließen sie wieder den Turm. Dennoch konnte dieser Fund Telor vielleicht Zugang zum Orden vom Auge gewähren – selbst wenn es nicht mehr funktionierte, wie die meisten dieser Artefakte. Sein Posten als zweiter Hofmagus der Kaiserin wäre ihm hiermit sicher! Aber zunächst musste er sich auf die Suche der Drachenschneide konzentrieren, denn ohne diese hatten sie im Kampf gegen Arlopir vermutlich keine Chance. Vielleicht hatte sogar die damalige Benutzung des Schwarzen Auges den Drachen aus der Schwarzen Sichel gelockt, und ihn dazu bewogen hier in der Burgruine seinen neuen Hort zu errichten. Hatten die Mitglieder des Hauses Schwarzenfels und Baergod überhaupt gewusst was sie hier in ihrem Burgfried hatten? War dieser schwarze Fels der Ursprung für das Wappen des erloschenen Hauses? Weder Varena von Mersingen noch die Räuber konnten hiervon gewusst haben, da der Bergfried unangetastet war. Der Zauberer ließ seine Gefährten größtenteils im Unklaren, wusste aber auch selbst zu wenig über diesen magischen bedeutenden Fund. Mit sich überschlagenden Gedanken verließ er mit dem Streiter des Reiches und Bashot den mächtigen Turm…

Die Keller der Burg

Gemeinsam machte man sich nun an die Erforschung der Keller der alten Ruine. Mit Hilfe der Leiter, die Bashot aus dem Wachturm genommen und beim Burgfried eingesetzt hatte, gelangten die Helden von Zweimühlen durch den aufgerissenen Holzboden drei Schritt nach unten. Von hier aus führte eine natürliche Höhle tiefer in den Berg. Aber zunächst widmeten sie sich den Kellern der Burg, nicht dass sich Ramoxosch hier unten irgendwo versteckte und ihnen in den Rücken fallen würde.
In einem Vorratskeller fanden sie die Überreste von hier eingelagerten Kisten und Fässern, wovon die meisten aber längst geplündert oder mit Schimmel überzogen waren. Im Weinkeller dahinter fand sich zwar kein Wein mehr, aber dafür einige noch intakte Fässer von eindeutig neuerem Datum mit frischem Schwarzbier als Inhalt, was Bashot ein Lächeln in sein unansehnliches Gesicht zauberte. Aber auch Telor wurde im Weinkeller unter einem umgestürzten Regal fündig. Der Zauberer zog eine verstaubte alte Phiole aus dem Dreck die als Zaubertrank gekennzeichnet war, den er sich sogleich einsteckte. Der Inhalt hatte nach mehr als zweihundert Jahren zwar sicher eine fragwürdige Wirkung, aber dennoch besser als nichts. Da seine Zauberkraft durch die Heilzauber auf sich und Rogar bereits beträchtlich vermindert war, trank er seinen eigenen Zaubertrank der besten Qualität, der aber auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel hatte und spürte sogleich, wie seine astrale Macht schlagartig zurückkehrte. Welche Gefahren auch immer die Tiefen der Schwarzenfels Kaverne noch für sie bereithalten würden, er war magisch gewappnet und hatte zur Not noch einen Paralysis auf sich selbst und einen Armatrutz in seinem Stab.
Bastan, hatte mittlerweile Tuleybans magisches Stirnband mit den Worten: „Fahimir el tariga al amul wahstarw“ aktiviert und verfügte nun bis zum nächsten Sonnenaufgang über einen meisterhaften Gefahreninstinkt, neben noch ausgeprägteren Naturtalenten. Im Gegensatz zum Rest der Gruppe, hatte der adlige Freischärler einen Umweg in den Keller über einen vorstehenden Sims genommen, und sprang oben mit zwei Sätzen vom Rittersaal in die im Dunkeln liegende Küche, durch die durchgebrochene Wand.
Um einen halb verrotteten Tisch neben einem Kamin standen vier alte Stühle, die nicht besser aussahen. Auf dem Tisch lagen beinerne Würfel und vergilbte Pergamente mit unleserlichen Zahlen und Aufzeichnungen, in denen es wohl um eine Schwarzbierlieferung an einen nahegelegenen Ort ging, die offenbar von den Räubern abgefangen worden war. Außer den Fässern waren auf dem Pergament auch zwei Flaschen exquisiter Rosenwein namens Tharf aus dem Horasreich und ein Liebestrunk namens ‚Herzensbrecher‘. Aber fast noch interessanter waren fünf Steckbriefe in denen der Räuberhauptmann und seine Unterführer aufgeführt waren:

Gesucht - Tod oder lebendig!

Lederschienen-Goswin Bachenthal
Belohnung: 30 Dukaten
Vergehen: Wegelagerei, Auspressen der Armen, Kinderentführung und Kindermord
Beschreibung: Der unansehnliche Räuberhauptmann Goswin Bachenthal, der mit seiner Bande in den umliegenden Wäldern haust, ist Anfang vierzig, hat eine normale Statur, dichtes graues Haar, einen Schnurrbart, Knopfaugen und konsumiert übermäßigen Tabak. Goswin ist ein wilder Axtschwinger und fällt neben seinen Äxten besonders durch seine speckigen Lederarmschienen auf, die aus der Haut seiner Opfer sein sollen, die sich anstatt für ihr Gold für ihr Leben entschieden. Am liebsten soll er Kinder entführen, Lösegeld für diese erpressen und diese bei Nichtbezahlung erschlagen!

Bodar der Hammer
Belohnung: 15 Dukaten
Vergehen: Wegelagerei, Mord, Totschlag, schwere Körperverletzung und Vergewaltigung
Beschreibung: Kampf und Blutvergießen scheint der einzige Lebensinhalt dieses Schlagetods zu sein. Der Glatzkopf mit fleischigen Oberarmen ist Mitte dreißig und liebt es seinen Opfern nach einem Kampf sämtliche Knochen zu brechen, auch wenn diese schon lange tot sind. Gerüchte besagen er soll einen Kriegshammer mit nur einer Hand führen können!

Ramoxosch der Zwerg
Belohnung: 15 Dukaten
Vergehen: Wegelagerei, Mordbrennerei, Wiederholte Körperverletzung, Ruhestörung, Wilddiebstahl und Wilderei
Beschreibung: Dies sind nur einige der Verbrechen, die dem durchtriebenen graubärtigen Zwergenschützen Ramoxosch aus dem Finsterkamm zur Last gelegt werden, der schon über einhundertzwanzig Jahre alt sein soll. Die Tatsache dass der Zwergenveteran seinen Vaternamen verschweigt, lässt darauf schließen, dass er von seiner Sippe verstoßen wurde und innerhalb seines Volkes noch schlimmere Verbrechen begangen hat.

Maus aus Drosselfurt
Belohnung: 15 Dukaten
Vergehen: Wegelagerei, Wiederholter kleiner und großer Diebstahl, Einbruch, Verdacht auf Schmuggelei, Spionage für den Feind, Giftmischerei und Götterfrevel
Beschreibung: Kaum mehr als Gerüchte sind über die Maus bekannt, wobei ‚Ratte‘ wohl bezeichnender wäre. Der Dieb aus Drosselfurt mit dunkelgrauem, dichtem, kurzem Haar, der auf Anfang vierzig geschätzt wird soll mit verschiedenen Schmugglern der Gegend gemeinsame Sache machen, sogar Auftragseinbrüche durchführen und wird wegen mutmaßlicher Spionage für den Feind gesucht. Besonders auffallend ist, dass ihm wohl beide Ohren fehlen, die ihm der Schwarze Ritter von Talf persönlich abgeschnitten haben soll, worauf vermutlich sein besonderer Hass auf Adlige zurückzuführen ist. Bisher konnte er immer wieder seinen Kopf aus der Schlinge ziehen und entkommen.

Leti Schweinsköpfer
Belohnung: 15 Dukaten
Vergehen: Wegelagerei, Meuchelmord, Lästerliche Reden, Erregung öffentlichen Ärgernisses, Unsittlichkeit, Unzucht, Schwerer Betrug, Volksverhetzung, Verdacht auf Hochstapelei, Verführung zum Ehebruch
Beschreibung: Die verwitwete dunkelblonde Wirtstochter Ende zwanzig aus der Schenke Rostiger Becher der Grenzstadt Barken ist viel gefährlicher als sie aussieht. Sie ist es meist, die die lohnenden Ziele der Räuberbande auskundschaftet, kurz bevor diese zuschlägt. Mit ihren schönen großen Augen verführt sie Unschuldige zu schlimmen Taten, und schneidet anderen nur so zum Spaß die Kehlen auf und die Köpfe ab, um sie dann frevlerisch zur Schau zu stellen. Leti scheut auch nicht davor zurück sich als Adlige auszugeben!

Nachdem Bastan sich noch mit drei angriffslustigen Wolfsratten herumgeschlagen hatte, schloss er wieder zu seinen Gefährten auf und zeigte ihnen seinen Fund. Die Helden die lesen konnten, überflogen kurz die Steckbriefe, wobei ihr Augenmerk mehr auf den ausstehenden Kopfgeldern lag, als auf den Informationen die ihnen die Steckbriefe lieferten, die sie für sich behielten.
Dann nahmen sie all ihren Mut zusammen und traten mit einer Fackel durch die natürliche Höhlenöffnung, die tiefer hinab in die Dunkelheit in den ehemaligen Hort des Drachen führte, der nun von Räubern besetzt war. Zweifelsohne würde man sie dort unten in einem Hinterhalt erwarten, da der verdammte Zwerg entkommen war und seinen Räuberhauptmann sicher gewarnt hatte...
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

[Bastan von Erlgau ist nun auch ganz vorne auf der ersten Seite mit Vorgeschichte und Werten beschrieben.]

Die Schwarzenfels Kavernen

Knochen, überall bleiche abgenagte Knochen! Die riesige dunkle Höhle, die sie mit ihrem Fackelschein nur spärlich erleuchteten, lag voller unzähliger Knochen und Gerippen großer und kleiner Tiere. Aber es fanden sich auch Knochen von Goblins, Menschen und sogar Trollen. Das ganze wirkte wie eine grausige Speisekammer der ganz besonderen Art, deren Wände sich außerhalb des Lichtkegels befanden und in der man genau darauf achten musste, wo man hintrat, da der Boden alles andere als eben war. Telor trank zur Beruhigung einen Schluck seines Einbeertrankes, der schon seit Monaten bei ihm keine Wirkung mehr zeigte und eigentlich nur noch sein Verlangen danach befriedigte. Rhulana von Kurkum, die seit ihrer Begegnung mit den Geistern von Wehrheim große Probleme mit Toten hatte, hatte sich außergewöhnlich gut unter Kontrolle.
Von einem der gefangenen Räuber wussten die Helden, dass die Bande noch eine junge Frau in den Kavernen festhielt und diese bereits mehrfach missbraucht worden war. Sie durften keine Zeit verlieren, mussten aber dennoch mit Bedacht vorgehen und blickten sich um.
Rechterhand war das Plätschern eines unterirdischen Baches zu hören. Vielleicht der Gernat, der hier irgendwo im Berg entsprang und an dem der Drache bis vor kurzem noch seinen Durst gestillt hatte? In etwa vierzig Schritt Entfernung schien in einer Höhe von etwa dreißig Schritt en ein anderes Fackellicht, das eine Erhebung, zu der eine natürliche Stiege hinaufführte, beleuchtete.
Der Stabshauptmann, die Amazone und die Ritterin mit ihren sehr großen Schilden gingen ganz vorne in enger Formation, während in der zweiten Reihe Rogar Ungolfs magischen Ersatzschild trug, den Ungolf aufgrund seiner geringeren Größe fast nie benutzte, Bashot hielt Alrikes verstärkten Zweitschild mit dem Heeresabzeichen des XXII. Banners des I. Kaiserlich Darpatischen Garderegiments, und Eyrún trug den alten Schwarzenfels-Schild mit den stabilen Beschlägen, den sie oben im Palas gefunden hatte. Die Barbaren in der zweiten Reihe konnten mit ihren Schilden zwar ihre schweren Waffen nicht mehr einsetzen, aber so hatten sie zur Not einen besseren Schutz vor feindlichem Beschuss, den sie aufgrund der verhörten Räuber, hier unten vermuteten. Nur Bastan, der seinen Kriegsbogen mit eingelegtem Pfeil schussbereit trug, und Telor, der die Hände für Zaubergesten frei haben musste, waren ohne Schild. Der Zauberer sprach: „Flim Flam Funkel – Licht ins Dunkel!“ und schnipste mit seinen Fingern eine strahlendhelle Lichtkugel herbei, die sich mit ihm bewegte und die Kaverne in fünfzehn Schritt Umkreis um sie herum taghell machte – ein Zauber, der im Jahre 620 nach Bosparans Fall zum ersten Mal von Tamara von Gerasim gewirkt worden war, und den er in Vollendung beherrschte als Zauberer von Licht und Dunkelheit. Dann vernahm Bastan als einziger ein mechanisches Geräusch und schrie Geistesgegenwärtig zur Warnung: „SCHILDE HOCH!“
Aus der Dunkelheit irgendwo vor ihnen, schlug ein überschwerer langer Bolzen in der Abenteurergruppe ein, traf Rhulana durch ihren Schild in den Schildarm und warf diese Nieder (1 Schildarmwunde), wobei das verdammte Belagerungsgeschoss sie glücklicherweise nicht richtig getroffen hatte! Dann prasselten zwei Pfeile und ein Armbrustbolzen gegen die Schilde der vordersten Reihe der Helden, die nun wie die Legionäre aus den Dunklen Zeiten in einer sehr stabilen Testudo-Formation, einer Riesenschildkröte gleich, Schritt für Schritt vorrückten.
In der Dunkelheit vor ihnen mussten sich die Schützen auf einer erhöhten Position befinden, die füchsicherweise nicht beleuchtet war, so dass die Räuber nicht selbst Ziel von Zaubern oder Beschuss werden konnten. Und der Eisenwalderbolzen in einem der Schilde deutete darauf hin, dass auch Ramoxosch unter ihnen war.
Die Löwin hatte blutend wieder zu ihnen aufgeschlossen und sich in die Formation vorne eingereiht. Je näher die acht Helden an die spärlich beleuchtete Stiege heranrückten, desto gezielter trafen die feindlichen Projektile aus Kriegspfeilen und gehärteten Kriegsbolzen, zu denen sich auch unmittelbar vor der Stiege noch gekrümmte, vermutlich vergiftete Wurfdolche gesellten. Bald glichen sie mehr dem Igelkönig aus dem Feidewald als einer Riesenschildkröte, so hart wurden sie hier unten bekämpft. Vereinzelte Geschosse, vor allem die des Zwerges hatten ihnen schwer zugesetzt und sie immer wieder verletzt, trotz ihrer guten Deckung. Der Gegner hatte in der Dunkelheit auf vermutlich zwei unterschiedlichen Kampfplattformen außerordentlich gute Positionen eingenommen, die sie mit wenigen Männern gut verteidigen konnten. Telor zauberte eine zweite Lichtkugel, die sich weniger hell, aber dafür einem Irrlicht gleich nach oben schnellte und somit endlich die Verteidiger beleuchtete, die sich etwa siebzehn schrittüber ihnen befanden.
Lederschienen-Goswin, der Anführer der Bande den sie an seinen Armschienen aus Menschenhaut erkannten, stand in Lederharnisch, Streifenschurz, Fellumhang, einer Holzfälleraxt auf dem Rücken und einer Streitaxt an der Seite neben Ramoxosch und schoss mit einem Kurzbogen auf sie, während der im Gesicht verwundete Zwerg außer seiner Kettenhaube ein langes Kettenhemd über wattierter Unterkleidung trug und einen Bolzen nach dem anderen abfeuerte. Neben ihnen war die Leichte Ballista zu sehen, die sie zu zweit aber offenbar nicht mehr nachladen konnten, und die nach dem Kampf sicher eine fette Beute darstellen würde. Die über ihnen liegende und mit einer Fackel beleuchtete zentrale Plattform war unbemannt und zeigte einen Durchgang der dort wohl weiter in den Hort führte. Rechts auf der dritten Plattform stand Bodar der Hammer im Eisenmantel und Fellumhang mit einem Kriegshammer an der Seite und ebenfalls einem Kurzbogen in der Hand. Unterstützt wurde er von Maus aus Drosselfurt, der einen regelrechten Eisenhagel an Wurfdolchen auf sie nieder gehen ließ. Bodar war aber offenbar genauso dumm wie stark, denn er schaffte es wirklich Maus versehentlich von hinten im Halbdunkeln in den Rücken zu schießen, so dass sich dieser fluchend zurückziehen musste (Fernkampfpatzer)! „Verdammter Narr, dafür steche ich dich ab, wenn wir das hier überleben!“
Rechterhand sahen sie einen kleineren Höhlendurchgang, der behelfsmäßig mit einem robusten Holzgitter versperrt war, aus dem der Bach zu fließen schien. Neben dem Gewässer war theoretisch genug Platz um die Seitenhöhle zu betreten, wenn das Gitter nicht gewesen wäre. Aber Rogar entschied sich für die Stiege, die aus etwa dreißig großen Stufen bestand, die hier irgendwer vor langer Zeit in den Fels gearbeitet haben musste. Im Licht von Telors Flim Flam war die Stiege aber gut zu erklimmen, die sie nun hintereinander so schnell wie möglich nach oben stapften, wobei Bashot an Ungolf vorbei voranstürmte. Die Räuber nahmen den Wahnsinnigen Trollzacker nun von beiden Seiten oben ins Kreuzfeuer. Einen Peil im Bauch, einen im linken Bein und einen im Schwertarm, ließen den Stammeskrieger dann auf der Stiege blutend zusammenbrechen (insgesamt 3 Wunden, LeP -3)! Nachdem Ungolf einen Schritt über seinen Kameraden machte, und weiter nach oben vordrang, befahl Lederschienen-Goswin dem einfältigen Bodar: „Los Glatze, verteidige die mittlere Plattform mit deinem Hammer! Lass niemanden vorbei und zerschmettere sie einen nach dem anderen!“ woraufhin dieser in einen Tunnel verschwand, der vermutlich genau zu der mittleren Position führte.
Bastan feuerte jetzt wo er den vermeintlich fähigsten Schützen unter den Gegnern recht genau sah, diesem einen Kettenbecher direkt in das kleine Zwergenbäuchlein, so dass dieser Blut kotzte, aber dennoch weiter die Zähne zusammen bis und weiterkämpfte. Der Zwerg aus dem Finsterkamm nahm nun ihn ins Ziel, und traf den Junker von Erlgau in die Brust, verfehlte aber dessen Herz (1 Brustwunde, LeP 8).
Telor antwortete: „Reversalis Reviduum – Zauberwirkung dreh dich um! Suanih Hcuar dnu Buats Ehew – Suarbegdniw Sutiloea!“ und sog die Luft durch einen mit seiner Hand geformten Trichter womit er einen einen widernatürlichen Windzug beschwor, der Lederschienen-Goswin und Ramoxosch zugleich einfach nach vorne die Plattform siebzehn Schritt hinunter schreiend in die Tiefe zog! Beide stürzten Telor, der den Mund nun voller Staub, Steinchen und Kleintiere hatte, wie befohlen vor die Füße, und brachen sich beim Sturz alle Knochen und waren sofort tot! Alrike, die den Zauberer derweil mit ihrem Großschild unten geschützt hatte, musste den beiden noch nicht mal den Todesstoß versetzen – Telors Magie und die Gesetze der Schwerkraft hatten ihr diese Arbeit abgenommen. Das Blatt hatte sich durch Telors Eingreifen gewendet!
Eyrún hatte nun Bashot erreicht und warf Rhulana einen eiskalten Blick hinterher, da diese trotz des Hinweises der Söldnerin ihren verblutenden Kameraden passiert hatte, ohne diesem zu helfen. Missmutig machte sich die Fjarningerin ans Werk und rettete mal wieder einem der Helden das Leben.
Ungolf, der dicht gefolgt mit dem von Pfeilen gespickten Rogar und der Amazone oben fast angekommen war, stand nun direkt vor Bodar, der seinen Kriegshammer mit nur einer seiner fleischigen Händen hielt. Ungolf, der Waffenknecht des Blutes, rammte dem Fleischberg sein meisterliches Bastardschwert mit der Waffenglyphen einfach gezielt an dessen Deckung vorbei, bis zur Parierstange in den Pans und tötete so den Räuber mit nur einem einzigen Schwertstich! Der Weg war frei…
Während Rogar, zusammen mit Ungolf und Rhulana die Position hielten, da sie Maus nicht so einfach ohne Licht in die Dunkelheit folgen wollten, versorgte die Leibwächterin weiter die Wunden von Bashot Grim (Erste Hilfe) und schlug diesem einfach immer wieder so lange ins Gesicht, bis er wieder zu sich kam. Sterben konnte er woanders, aber nicht hier – sie verachtete Schwäche. Bashot öffnete die Augen und stellte mit grimmigem Lächeln fest, dass er noch am Leben war. Ungolf plünderte oben Bodar, von dem sich Rogar noch den Kriegshammer einsteckte und unten durchwühlte Telor die aufgeschlagenen Überreste des Räuberhauptmanns und des verdammten Zwerges. Bei Ersterem fand er neben ein wenig Dukaten, die speckigen Armschienen aus mehrteiliger Menschenhaut, einen Mondstein-Anhänger, den er später noch magisch untersuchen konnte, und bei Letzterem wurde er in Form eines kostbaren zwergischen Schmuckstücks und über einem Dutzend Silbertalern fündig. Laut den Steckbriefen waren nun noch zwei Räuber übrig. Maus aus Drosselfurt, der von Bodar in den Rücken geschossen bekam und somit bereits verwundet war, und Leti Schweinsköpfer…
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

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32. Spielabend: Alte Folter- und Wohnhöhle des Räuberhauptmanns

Aus der Dunkelheit der Schwarzfels Kaverne war ein seltsamer einstimmiger Endreim-Singsang in Form eines unverständlichen schaurigen Gedichtes zu hören, dessen Sprache noch nicht einmal Telor zuordnen konnte! Ungolf - der noch einzige kaum verletzte Schildträger - ging voran, dicht gefolgt von Eyrún, Alrike, dahinter Rogar und Bastan, den Telor noch mittels eines Balsams geheilt hatte. Der schwer verletzte Rest hielt auf der mittleren Kampfplattform zunächst einmal die Stellung, in der Hoffnung so schnell keinen weiteren Feindkontakt zu bekommen.
Die anderen drangen weiter im Licht einer Fackel tiefer in die Kavernen vor. Sie fanden zwei Tunnel nach Norden, wovon der erste ein weiterer Weg zur nördlichen Kampfplattform darstellte, und der zweite, etwas breitere Tunnel, führte sie über eine weitere natürliche Steintreppe etwa eineinhalb Schritt nach oben in eine ehemalige Folterhöhle. Viele der Geräte waren verrostet und nicht mehr zu gebrauchen. In letzter Zeit schien die Höhle aber eher als eine Art Wohnhöhle umgewandelt worden zu sein.
Auf dem Boden lag ein wertvoller roter Teppich mit goldenen Strickereien, der so gar nicht in diese Höhle passen wollte und sicher auch von einem der Raubzüge stammte. Eine schwere metallbeschlagene Truhe im Osten barg sicher einige Schätze, aber ohne Schlüssel, Dietrich oder Gewalt war sie nicht zu öffnen - von letzterer sah man noch ab. Im Norden der Höhle befand sich noch eine brennende Feuerstelle, die den Raum angenehm wärmte und ausreichend Licht spendete. Daneben befanden sich aufgetürmte Holzscheite und ein Sack voll Kohle. Im Nordosten befand sich ein Holztisch mit einem Stuhl davor und im Westen ein stabiles gutes Bett mit roter Wolldecke und sogar einem richtigen Kissen unter dem Eyrún einen Dolch fand.

Die große Stalagmitenhöhle

Von der Höhle die vermutlich dem Räuberhauptmann gehört hatte, ging es dann wieder auf den vier Schritt breiten Haupttunnel weiter nach Osten, wobei man sich nicht wirklich sicher war, ob die Himmelsrichtungen überhaupt stimmten. Grünlich schimmernde Phosphorpilze tauchten die nun vor ihnen liegende große Höhle mit ihren riesigen Stalagmiten, die sich der Decke entgegen reckten, in ein schummriges Licht. Das fingerdicke Pilzgeflecht, das von der großen Feuchtigkeit profitierte, die hier spürbar war, bedeckte den Boden, Wände und auch die Stalagmiten. Im hinteren Teil der großen Höhle, war ein Wasserfall, der das Wachstum der Pilze begünstigt haben musste, mehr zu erahnen und zu hören, als er wirklich zu sehen war. Der kleine Wasserfall stürzte dort oben von der Decke und floss in ein Becken, in dem das Wasser offenbar irgendwohin ablief. Die Ränder des niedrigen Beckens zeigten, dass das Wasser hier schon mal höher gestanden hatte. Im Norden weit hinter den Stalagmiten deutete sich ein Tisch mit zwei Holzbänken und drei Holzstühlen ab, wobei der am Kopfende stehende Stuhl eindeutig besser gearbeitet war, und sicher Lederschienen-Goswin gehört hatte. Eine Kerze auf dem Tisch war erloschen, so dass außer dem Licht ihrer Pechfackel nur noch die Pilze ein wenig zusätzliches Licht spendeten.
Im Osten dieser vermutlichen Haupthöhle waren zwei Ketten mit Hand- und Fußfesseln angebracht, mit denen Gefangene angekettete werden konnten. Die besagte gefangene Frau, die die Räuber sich hier unten angeblich gefangen hielten war aber nicht aufzufinden. Dafür waren aber an den Felswänden weitere Kratz- und Schleifspuren zu sehen, die Bastan dem Höhlendrachen zuordnete. Arlopir hatte direkt an der Quelle des Gernat gehaust – sein Hort konnte also nicht mehr weit sein.
Rogar wies Ungolf an, an der linken Wand entlang zu gehen, da die vielen Stalagmiten im Zentrum der Höhle zu viel Örtlichkeiten für einen Hinterhalt für den Dieb aus Drosselfurt boten, der hier irgendwo sein musste. Plötzlich ertönte ein lautes Geräusch und Ungolf ging in einem Nebel aus Blut, von einer Sensenklingenfalle getroffen, die aus der Wand neben ihm geschnellt war, zu Boden! Die üble rostige Klingenfalle hatte ihm fast das Bein abgetrennt und war erst durch seinen Beinknochen aufgehalten worden. Der Stabshauptmann, war somit außer Gefecht und wurde von seinen Gefährten nach hinten über das Phosphorgeflecht gezogen, das sein Blut aufsog wie ein Schwamm.

Der Rattenkönig

Sie vernahmen nach Ungolfs kurzem Aufschrei ein nun immer lauter werdendes Dribbeln und Fiepen, das sich ihnen eindeutig näherte. Und dann sahen sie ihn im grünlichen Leuchten der Pilze – den Rattenkönig!
Eine Aberration von dreizehn an den vielfach gebrochenen Schwänzen zusammengewachsenen, verknoteten und verklebten Wolfsratten von stattlicher Größe. Manche der Tiere, waren durch Blut Schmutz und Exkremente zusätzlich an Beinen und Flanken verklebt. Hatte Maus aus Drosselfurt eben diese Unkreatur gerufen und hetzte er sie nun auf sie? Oder war Maus, mit den abgeschnittenen Ohren nur ein Diener des Rattenkönigs? Rogar vernahm ein finsteres Flüstern: „Stirb Räuber der Krone!“ oder hatte er sich das nur eingebildet?
Der gewaltige Streiter des Reiches zuckte zurück vor diesem äußerst Bösen Omen in Fleischgewordener Ungestalt. Fast sah es so aus, als ob eine der etwas größeren Wolfsratten auf ihren Artgenossen „thronte“ – ein Tierkönig wie der Igelkönig aus dem Feidewald!
Die zuckenden und ziehenden Leiber der Wolfsratten, die die Größe von kleinen Hunden hatten, warfen sich auf den gewaltigen Rochshaz und begannen ihn bei lebendigem Leib zu fressen! Dreizehn kleine Mäuler mit kleinen Nagezähnen bissen sich in das Fleisch des Reichsbarons, der angeekelt und abergläubig vergebens versuchte zurückzuweichen. Eyrún schlug im Halbdunkel mit ihrer großen Doppelaxt auf den wuselnden Rattenwurf und erschlug so das erste Tier. Alrike ließ ihre Fackel fallen, zog ihre Klinge und zerteilte die zweite Ratte, während ihr Lehnsherr, dem eine tief verwurzelte Abscheu und Angst anzusehen war, sein Leben bereits aufgegeben zu haben schien. Rogar wirbelte den Molchenschnitter in einem Befreiungsschlag umher, verfehlte aber aufgrund der schlechten Sichtverhältnisse seine beiden Ziele, während die Brut weiter an dem Helden fraß! In Todesangst rief er auch die anderen Helden von Zweimühlen herbei, die kurz darauf herangeeilt kamen um ihrem Anführer beizustehen. Von allen Seiten stachen und hackten sie nun auf die Ratten auf seinem Leib ein, was den Rattenkönig zur Raserei trieb und nur noch wilder zubeißen ließ.
Währenddessen schossen gekrümmte Wurfdolche aus dem Schutz der Dunkelheit, so dass sich Rogar noch weiter zurück in den nördlichen Seitengang Richtung Wohnhöhle des Räuberhauptmanns bewegte. Die Ritterin versuchte verzweifelt das Rattenknäul mit ihrem Umhang einzufangen, was ihr aber aufgrund der Masse der verwachsenen Tiere misslang.
Eine Wolfsratte nach der anderen viel unter den Hieben der Helden von Zweimühlen, bis die letzte und fetteste Ratte von einem von Bastans Pfeilen durchbohrt wurde und der Rattenkönig erstarb…
Die Maus aber hatte sich in der Dunkelheit versteckt, wo Alrike und Eyrún sie aufstöberten und schließlich in die Ecke einer mittigen Stalagmiten-Formation drängen konnten. Der Dieb wehrte sich mit zwei Schweren Dolchen zugleich und ging nun gegen die Ritterin im Halbdunkeln in die Offensive, die fast alle Dolchstiche mit ihrem Schild abwehrte. Die Garether Platte hielt stand, so dass die einäugige, junge Ritterin vor dem Gift des Schurken verschont blieb. Derweil hatte die Fjarningerin die Stalagmiten umgangen und tötete Maus, der noch von Bodars Fehlschuss am Rücken verwundet war, mit einem einzigen Gletschersplater-Hieb, der den Hinterkopf und das Wieselgesicht der Maus in zwei Hälften teilte.
Von seinem Leichnam plünderte die Söldnerin dessen Diebeswerkzeuge, einen Tiegel mit irgendeinem konzentrierten Gift, ein wertvolles Götteramulett aus Gold, das einen Wald darstellte, und eine geraubte Depesche der Beilunker Reiter.
Der Reichsbaron bestand nach dem Lesen der Depesche darauf zu Rasten, da es ihm sichtlich schlecht ging und legte sich dazu in die Wohnhöhle des Räuberhauptmanns im Norden. Währenddessen hielt Bastan auf dem Hauptkorridor Wache…bis die Fackel aus war, wonach er sich zum wärmenden Lagerfeuer zu allen anderen in die Höhle zurückzog. Ein schwerer Fehler wie sich später herausstellen sollte, denn der Haupttunnel der Schwarzenfels Kaverne war so für viele Stunden unbewacht…

Die geheime Waffenkammer

Schwarzenfels Kavernen, 11. Phex, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Alrike erwachte am nächsten Morgen in den Schwarzenfels Kavernen mit den üblichen Auswirkungen ihrer Schlafstörungen, die sie für die nächsten Stunden ungenießbar und unkonzentriert machten. Wie alle anderen hatte sie in ihrer unbequemen Rüstung geschlafen und andauernd war sie aufgeschreckt, das sie dachte irgendetwas gehört zu haben. Sie machte sich Vorwürfe, dass sie nicht darauf bestanden hatte, gestern Nacht weiter nach der Gefangenen zu suchen. Sie befürchtete nun das schlimmste.
An diesem Morgen stieß Rogar auf einen natürlichen, kaum zu erkennenden und leicht zu übersehenden Durchgang in eine geheime Waffenkammer. Über gehauene Stufen gelangten sie in die drei Schritt tiefer gelegene Höhle voller alter Waffen im verrottetem und verrosteten Zustand. Nur zwei Dutzend zugstaubte Sturmhellebarden mit Schäften aus Steineichenholz, in einem Waffenständer an der der Nordwand und eine am Boden liegende meisterhafte Partisane, die sie fast für die Drachenschneide gehalten hatten, waren noch intakt.
Der unterirdische Bach des Gernat, der weiter oben durch das Becken hierhin ablief, ergoss sich rauschend in ein natürliches Loch im Boden der Höhle, das das Wasser hier im Laufe der Jahrtausende aus dem Fels gespült haben musste. Das Loch im Boden war jedoch mit einem Eisengitter neueren Datums gesichert, womit man wohl einem Sturz in die Tiefe vorbeugen wollte. An einer Aussparung befand sich eine Holzplattform die mit einer Kette und einer Kurbel verbunden war. Vermutlich diente diese als eine Art Aufzug um in die dunkle Höhle darunter zu gelangen, aus der sie seltsame nichtmenschliche Geräusche hörten.
Eine Ecke der Waffenkammer war mit einem weiteren Gitter abgesperrt und diente wohl als behelfsmäßige Zelle in der fauliges Stroh lag. Beim durchstochern des Strohs durch die Gitterstäbe fanden die Helden Kinderspielzeug in Form von zwei schönen geschnitzten Figuren – ein kleiner Säbelzahntiger und ein Wollnashorn aus Holz. Aber sie fanden auch kleine Knochen, die vermutlich von Kindern stammten, deren Lösegeld nicht bezahlt werden konnte. Besonders Alrike machte die Vorstellung zu schaffen, was sich hier wohl abgespielt haben könnte.
Eine am Boden liegende erloschene Laterne wurde wieder angezündet und in die Tiefe gelassen, nachdem klar wurde, dass niemand von ihnen die mechanische Konstruktion bedienen konnte. Nach mehr als zehn Schritt Tiefe hatte irgendetwas das Bastan als Höhlenspinne identifizierte, die Laterne gepackt und diese abgerissen. Immer noch ohne Spur nach der Gefangenen oder Leti Schweinsköpfer, der letzten noch fehlenden Räuberin, machte man sich wieder auf den Weg zurück auf den Haupttunnel der Kavernen. Aber gab es diese Gefangene überhaupt, oder war das nur eine letzte Lüge vor dem Tod der beiden gefangenen Räuber, die sie oben in der Schmiede verhört hatten?

Große Pilze und Kochhöhle

In den Höhlen südlich des Wasserfalls wuchsen sehr große, vielleicht sogar essbare Pilze zwischen denen fünf behelfsmäßige Betten standen, was ihre Vermutung in Bezug auf die Zahl der Räuberbande bestätigte – außer Leti dürfte niemand mehr übrig sein. In einem der Strohsäcke, die als Matratze gedient hatten, fand Bastan noch ein einzelnes Goldstück, das aber sicher nur der Rest einer größeren Menge Goldes war, welches hier jemand versteckt hatte. War dieser jemand bereits weg? War das das Bett der Schweinsköpferin?
Im Osten der Höhle fanden sie eine Kochnische aus der es verbrannt roch. In einem großen Kessel, der über einer noch klimmenden Feuerstelle hing, war eine Pulether Pilzsuppe eingebrannt. Der ehemalige Freischärler fand hier ein Säckchen mit luxuriösen Gewürzen, die in der Menge wohl einst einem Händler gehört haben müssen, der wohl ebenfalls zu den Opfern der Räuber gehört hatte. Neben einem Stalagmiten waren, wie in der Höhle des Räuberhauptmanns, wieder säuberlich ein Haufen Holzscheite aufgetürmt.
Im Süden der Höhle fand sich eine weitere längliche bereits erloschene Feuerstelle, über der ein verbrannter Braten hing, der seit einer Nacht von niemandem mehr gedreht worden war. Daneben stand ein Tisch, auf dem wohl immer die Mahlzeiten zubereitet worden waren. Ein Fleischermesser lag auf dem Tisch und Zwiebeln hingen von der Decke.

Der Räuberschatz und das Vorratslager

Eine Explosion in der Vergangenheit hatte der Höhle im Norden des Wasserfalls stark zugesetzt. Die Wände waren Schwarz von Ruß und auf dem Boden lagen überall Reste von Asche. Im Osten dieser verbrannten Höhle standen diverse Sachen, die wohl erst nach dem Feuer hier herein geräumt worden waren. Eine kleine offene Kiste, in der sie nur noch einen farblosen Turmalin und einen grünblauen Türkis fanden, deutete darauf hin, dass ihnen hier jemand zuvorgekommen war. Eine verschlossene Truhe, die Rogar mit dem erbeuteten Kriegshammer brutal öffnete, offenbarte neben einer Giftnadelfalle noch ein paar Hände voll Kreuzer, Heller, Silbertaler und Dukaten, die aber kaum der Rede wert waren. Zwei Fässer mit weiterem Schwarzbier, ein großer Sack mit grünen frischen Äpfeln und Unmengen an Speck und Schinken, das hier an einem Holzgestell sicher vor Ungeziefer hing, machte das unterirdische Versteck zu einer wirklich guten Basis für jeglichen Kriegsfürsten. Aber außer einem uralten männlichen Bronzeharnisch, der am Boden lag fanden sie hier keine weiteren Schätze. Hatte hier kürzlich jemand die Kiste mit den Edelsteinen schon vor ihnen ausgeräumt und nur die schwere einst verschlossene Truhe mit den Münzen zurück gelassen? Ein Verdacht, der sich auch bei den Helden von Zweimühlen mehr und mehr breit machte. Aber wo war nun der Hort des Drachen, oder die Graue Lanze, wegen der sie schließlich hier waren?
Sie suchten die ganzen Schwarzfelskavernen noch einmal gründlich ab, wobei sie fast eine weitere Sensenklingenfalle ausgelöst hätten, wenn Bastans Sinn für Gefahren sie nicht im letzten Moment gewarnt hätte. Aber ohne das magische Licht von Telor hatten sie kaum eine Chance eine weitere verborgene Höhle oder gar eine Geheimtür zu finden.
Da der Zauberer seine magischen Kräfte weiter erholen musste und auch viele der Helden noch schwer verletzt waren, gönnte man sich eine weitere Rast. Leti war offenbar über alle Berge und hatte vermutlich den Schatz der Räuber mitgenommen, den sie nun mit niemandem mehr teilen musste.

Geschmolzener Stein

Schwarzenfels Kavernen, 12. Phex, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Nachdem sie am Tag darauf mittels Telors Lichtmagie endlich eine mögliche Stelle in der Kaverne gefunden hatten, die anders aussah, als die restlichen Wände, standen sie nun vor einem neuen Problem. Offenbar hatte der Höhlendrache das Gestein mittels Magie westlich der Vorratshöhle, zum Schmelzen gebracht und so hinter der verrußten Wand einen Durchgang versiegelt. Hier half nur Magie oder das richtige Werkzeug, das sie nicht hatten – das sie aber oben in der intakten Schmiede in der Schwarzenfels Ruine mit dem dortigen Stahl herstellen konnten.
Während Telor sich in der Räuberwohnhöhle weiter ausruhte, und Bashot über ihn wachte, verließen alle anderen die Kavernen und begaben sich zur Schmiede im Burghof, wo sie eine grausige Entdeckung machen mussten…
"Er ist voller Blut, warum ist er immer voller Blut?"

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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

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Eis, Blut und Stahl

Rogar betrat mit seinen fünf Gefährten den trümmerübersäten Burghof, während Telor und Bashot in den Kavernen zurückgeblieben waren um sich auszuruhen. Das Wetter hatte sich seit ihrem Einstieg in die Kavernen sehr stark verschlechtert. Heftiger Schneefall und sehr kalte Temperaturen begleiteten einen ausgewachsenen Schneesturm, der über der Burgruine und das Umland tobte. Der Winter war zwar noch nicht lange her, aber für den Frühling war derartiges Wetter wirklich schlecht.
Dann erst sahen sie das gefrorene Blut, das die vielen Trümmer am Boden bedeckte. Im Zentrum des Burghofes hatte jemand eine überaus abscheuliche Botschaft hinterlassen, eine Botschaft die nur von der verbliebenen Räuberin Leti Schweinsköpfer stammen konnte.
Sieben abgetrennte Pferdeköpfe, die im Kreis aufgerichtet nach außen blickten, trieben den Helden einen Schauer über den Rücken, die der Kälte des Schneesturms um sie herum Konkurrenz machte, denn es waren die Köpfe ihrer Pferde! Die gesuchte Wirtstochter aus der Grenzstadt Barken hatte fast alle ihre Reittiere abgeschlachtet, anschließend geköpft, aufgebahrt, und war mit den letzten beiden Pferden, dem Packpferd und der Nordmähne von Eyrún, entkommen. Sie musste in der Dunkelheit, vermutlich während ihrer Rast, an den Helden vorbeigeschlichen sein um mit dem Schatz der Schwarzenfels-Räuber zu entkommen. Eine Verfolgung ohne Pferde und bei diesen Wetterbedingungen war ausgeschlossen. Die Überreste der eisigen kopflosen Pferdeleiber waren größtenteils geplündert, darunter auch all ihre Essensrationen und Winterausrüstung. Besonders Alrike nahm der Tod ihres treuen Streitrosses sehr mit. Die Vorstellung, dass ihr Pferd hier oben qualvoll gestorben war, während sie sich unten in den Kavernen zusammen mit den anderen ausgeruht hatte, brachte sie fast um den Verstand. Einmal mehr musste sie und die anderen erfahren, was Verlust in der Wildermark bedeutet – ein Verlust der zu vermeiden gewesen wäre und der nur ihrer sorglosen Rast im Schwarzenfels zu verschulden war.
Auch Eyrún Blutaxt ärgerte der Verlust ihres Rosses, dem sie sogar einen Namen gegeben hatte. Im Gegensatz zu den anderen hatte sie aber vielleicht noch eine Chance ihr Pferd wieder zu bekommen, falls diese verdammte Räuberin ihnen noch einmal über den Weg laufen sollte. Sie würde Leti mit den bloßen Händen den Kopf abreißen und ihn ebenso aufbaren wie ihrer vorherigen menschlichen und tierischen Opfer.
Nachdem man die Dinge an sich genommen hatte, die Leti zurückgelassen hatte, machte man sich mit einem flauen Gefühl im Magen daran, die Schmiede wieder in anzufachen und das benötigte Werkzeug in Form von zwei Spitzhacken zu schmieden. Die Fjarningerin und der ehemalige Freischärler verbrachten fast den gesamten Tag in der Schmiede, bis die beiden Werkzeuge endlich fertig waren, wobei das Schmiedefeuer sie wärmte, während Rhulana und Ungolf abwechselnd Wache hielten und die Umgebung außerhalb der Ruine im Auge hatten, soweit der Sturm dies zuließ. Die Kohle und der Stahl, den sie schon vorher hier oben gefunden hatten, kamen ihnen dabei sehr gelegen. Vermutlich hatte Ramoxosch, der Zwergenräuber die Schmiede immer wieder für Reparaturarbeiten verwendet und diese in Stand gehalten, was ihnen nun zugutekam. Bastan, der sein Gold vor der Erkundung der Kavernen hier oben im Kohlehaufen versteckt hatte, war froh dass dieses noch da war. Er zog den gut gefüllten Goldbeutel aus der Kohle und band ihn sich an den Gürtel.
Gegen Abend bedienten sie sich der Strohsäcke und Decken aus dem Palas, die einige Tage zuvor noch die gemeinen Räuber als Schlafstädte gedient hatten. Sie übernachteten im kalten Wachturm, wobei Eyrún trotz ihrer zurückliegenden anstrengenden handwerklichen Arbeit Wache hielt.
Das Ungeziefer, in Form von Wanzen und Flöhen, das die toten Räuber den Helden in ihren Decken und Strohschlafsäcken überlassen hatten, bemerkten diese erst am Tag darauf…(Ungezieferbefall)

Die Spinnenhöhle

Schwarzenfels Kavernen, 13. Phex, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Nach einem kühlen aber vergeblichen Bad von Alrike und Eyrún im Gernat in der großen Knochenhöhle, machten sich die Helden juckend und kratzend zurück auf den Weg zurück zu Telor und Bashot. Rogar fand unterwegs in der Knochenhöhle zufällig die Überreste eines skelettierten Maultieres, das Satteltaschen mit einem ihm unbekannten göttlichen Symbol darauf aufwies. Ein Kreis mit einem Punkt darin, und auf dem Kreis ein Strich mit einem Dreieck als Dach. Leider fand er in der Satteltasche nur einen kleinen Lederbeutel mit einem einzigen alten Silbertaler, den vor ihm noch niemand entdeckt hatte.
Bevor sie nun aber erneut nach oben über die steinerne Stiege klettern würden, erregte die mit Holz vergitterte Seitenhöhle ihre Aufmerksamkeit, die ihnen schon beim Kampf um die Treppe aufgefallen war. Die Eisbarbarin zerschmetterte die Holzkonstruktion mit einem Hieb ihrer gewaltigen Axt der Furcht, wodurch der Weg frei war.
Ohne zu zögern ging sie vorraus und deutete auf diverse Spinnennetze am Boden und an den Wänden. Während Bastan von Erlgau, der direkt hinter ihr ging, sich aber mehr auf die Netze am Boden konzentrierte, ließen sich zwei dicke Höhlenspinnen mit zwischen ihren acht Beinen gespanten Netzen und ihren kräftigen Beißzangen voran, aus der Dunkelheit von der Decke auf den Junker fallen! Die acht Spann großen Viecher mit ihren Dutzenden Augen verfehlten den Freischärler nur aus Zufall, so dass diesem ein lähmender Spinnenbiss erspart blieb. Rogar und Eyrún hackten den Gifttieren mit jedem Streich ihrer schweren Waffen mehrere Beine ab, und töteten die ausgehungerten Höhlenspinnen genauso schnell, wie sie aus dem Hinterhalt angegriffen hatten. Angewiedert wischten sie sich die Sekrete und Beine der Riesenspinnen vom Leib und von der Ausrüstung.
Vorsichtig gingen sie weiter in die Dunkelheit und brannten sich mit einer Fackel einen Weg durch die Netze vor ihnen. In der Finsternis der Höhle fanden sie außer dem hier entlang fließenden Gernat, der sich von oben an der Holzplattform vorbei hier herunter ergoß, die eingesponnenen Überreste eines Kindes, das hier wohl irgendwann den Spinnen zum Fraß vorgeworfen worden war. Außer dem Kadaver es Kindes fanden sie noch das Skelett eines Erwachsenen und ein paar Kreuzer und Heller, für die sich wohl noch nie jemand gebückt hatte. Der Freischärler war sich dafür aber nicht zu schade.
Alrike musste sich erst einmal übergeben, wobei nicht die Überreste des Kindes der Grund dafür waren, sondern ihr eigenes, das seit wenigen Monaten langsam in ihr heranwuchs.

Das Versteck der Drachenschneide

Mit den beiden neuen geschmiedeten Spitzhacken im magischen Schein von Telors Flim Flam Funkel machten sich die Helden abwechselnd ans Werk. Aber das verdammte geschmolzene Gestein wollte ihrer brachialen Gewalt ohne Kenntnisse des Bergbaus einfach nicht wirklich weichen. Eher würden sie ihre Werkzeuge am Fels zerschmettern, als das dieser nachgeben würde. All ihre Arbeit am Tag zuvor war umsonst.
Nun verblieb ihnen nur die Magie ihres Zauberers vom Randopfsforst, die dieser eigentlich nur als aller letztes Mittel einsetzen wollte, da diese auch gewisse Gefahren barg. Der Objekt- und Umweltmagier wies die anderen an zurückzuweichen, spreizte seine Finger der linken Hand, deutete auf die Wand und sprach: „Desintegratus Pulverstaub – Lös‘ dich auf wie welkes Laub!“ Ein Strahl der Auflösung verwandelte einen großen Teil der Struktur der lediglich ein Schritt dicken Wand in Staub, und das was danach noch übrig blieb, zertrümmerte der Magier mit seinem Stabzauber Hammer des Magus!
Als der Staub sich legte, und Telors Finger vor verbrauchter Macht zuckten, war der Weg frei. Sie hatten Glück das der Schatz, den sie nun erblickten, weit genug von der aufgelösten Wand entfernt lag, denn sonst wäre auch dieser durch Telors Zauber in Staub verwandelt worden – ein Grund, warum er diesen Zauber nicht schon vorher hatte anwenden wollten.
Eine dichte rote Schimmelschicht, die niemand identifizieren konnte, bedeckte alle Schätze in dieser letzten verborgenen Höhle. War dies eine weitere natürliche Falle, die den Finder befallen sollte?
Überall auf dem Boden verstreut lagen Dukaten aus der Zeit der Klugen Kaiser. Eine verschlossene Truhe und eine weitere geöffnete Truhe aus der Halsketten, Ringe und Armreifen aus Gold, Greifensterne längst gefallener Helden und sogar ein Junkerreif mit vier Perlen und wertvolle Diamant herausquollen, zogen zuerst ihre Blicke auf sich. Ein Amboss aus massivem Gold und eine Schlange aus Smaragd waren sicherlich seit langem verschollene Kultgegenstände des Ingerimm und der Hesinde. Verrottete einst sicher wertvolle Tücher und ein zusammengerollter grüner Teppich - vielleicht ein weiterer fliegender Teppich, befanden sich an den Seiten der Höhle. Fast achtlos auf dem Boden im Zentrum der Schatzhöhle lag eine großen Klinge aus grauem Stahl – bei den Göttern, die Drachenschneide! Die Schwertlanze hatte zwar keinen Griff mehr und man war sich auch nicht sicher was für eine Art von Waffe diese darstellte aber sie würden sicher noch einen Weg finden diese zu gebrauchen, wenn sie erst einmal geborgen war.
Doch Bastan mahnte direkt zur Vorsicht, und Rogar musste Telor gewaltsam mit einer Umklammerung davon abhalten, einfach voller Goldgier, in das Versteck der Drachenschneide zu treten. Es dauerte eine kurze Weile, bis Telor seine Gier überwunden hatte und zunächst einen Odem Arcanum Senserei – Weht da ein Hauch von Zauberei? wirkte. Und wirklich, Telor erkannte uraltes magisches Wirken, in der Höhle als auch außerhalb und zwar genau dort wo sie gerade standen. Eine Magie, die sie aber den Zwölfen sei Dank noch nicht ausgelöst hatten, und die von Arlopir selbst stammen musste. Weitere magische Hellsichtmagie offenbarte dem Zauberer eine drachische Variante des Zaubers Brenne, toter Stoff! mit dem selbst nichtbrennbare Materialien in einem Flammeninferno in Brand aufgehen und vermutlich auch einen Teil des Schatzes verbrennen würden. Telor war sich nicht sicher, ob es sich um Magie aus der Hexalogie der elementaren Umformung oder schlicht um dämonische Magie agrimothischen Ursprungs handelte. Aber auch in der Borbaradianischen Repräsentation, die seit der Invasion der Verdammten Verbreitung gefunden hatte, war dieser Zauber bekannt. So oder so, war dieser Zauber, der an gleich zwei Stellen zur Wirkung kommen würde, tödlich für jeden Sterblichen. Aber sie waren nicht so weit gekommen um hier nun aufzugeben.
Da sich niemand traute den drachischen Zauber bei Betreten des Raumes auszulösen, und da Telor den Motoricus Motilitich – Leblos Ding bewege dich!, nicht beherrschte und ein reversalisierter Aeolitus Windgebraus hier aufgrund des roten unbekannten Schimmels nicht in Frage kam, trat Rogar vom Blute vor ließ sich von Telor letzte Anweisungen geben. Der gewaltige Reichsbaron übergab Alrike von Zweimühlen seinen Baronsreif, den diese im Fall seines Ablebens an seinen Erstgeborenen Dakor vom Blute weitergeben sollte. Er schickte alle seine Gefährten aus der Kaverne, um dieses so in Sicherheit zu wissen und ging nocheinmal in sich. Rogar verfügte zwar über das Schutzamulett der namenlosen Anhängerin Ehrgard von Binsböckel, der Kerkermeisterin des Junkers, aber Telor konnte nicht beschwören, dass dieses gegen die Magie des Drachens auch wirkte.
Alle anderen Schätze außer Acht lassend, stürmte der Trollinger in die Schatzhöhle und griff nach den Überresten der Drachenschneide am Boden.
Wie von Telor befürchtet, entbrannten nun schlagartig zwei Flammeninfernos, die alles um ihn herum in Feuer aufgehen ließen – alles, nur ihn nicht! Sein Schutzamulett hielt stand! Aber er wusste von seinem Hofmagier, dass auch die Schutzwirkung seines Amulettes nicht ewig anhalten würde. Zudem schützte es nur vor dem Feuer, nicht aber vor dem nun entstehenden Rauch, der ihm die Sicht und die Orientierung raubte! Er tastete sich mit seinen Händen an verschimmelten nun brennenden Felswänden und mit den Fellstiefeln durch schmelzendes Gold am Boden. Für einige Augenblicke dachte der Trollinger dass er mit der Waffe des legendären Trollkönigs Ronkhold in dieser Höhle sein Ende finden zu müssen, aber dann schließlich fand er den Ausgang und rannte fast dreißig Schritt durch die Flammenhölle am kochenden Wasserfall entlang, bis die Kraft seines Schutzamulettes fast erschöpft war (noch 5 Gardianum-Punkte übrig), und er wieder normal atmen konnte. Der Geruch der nun brennenden Schinken und des Specks aus der Vorratshöhe drang ihm in die Nase. Er hatte es geschafft, er der Streiter des Reiches und Reichsbaron von Zweimühlen. Mit einem Stück der brennenden, spärlichen Inneneinrichtung in der einen, der Drachenschneide in der anderen Hand und den Köpfen der erschlagenen Rüber am Waffengürtel seines Streifenschurzes, kletterte er die steinerne Stiege hinab und durchquerte die große Knochenhöhle. Das Tageslicht hatte ihn wieder.
Triumphierend reckte er die erbeutete Klinge vor seinen Gefährten in die Höhe, die ihm anerkennend zunickten und ihm zujubelten.
Eyrún und auch Bastan erkannten, dass es sich bei dem grauen Stahl der Waffe nur um kaltgeschmiedeten Trollstahl handeln konnte, von dem Eydur der Vater der Fjarningerin dieser schon erzählt hatte und von dem der Niederadlige aus Erlgau schon in Sagen und Legenden gehört hatte. Dieser Stahl, der nur noch vom Trollstamm der Malmartatsch hergestellt werden konnte, war gegenüber Umwelteinflüssen wie Rost, Drachenspeichel, Feuchtigkeit und Feuer vollkommen unempfindlich.
Die Fjarningerin, die im letzten Jahr und mit den Vorkenntnissen durch Eydur dem Schmied, selbst beinahe zur Meisterschmiedin geworden war, und durch die unzähligen Reparaturen an den Waffen und Rüstungen der Helden von Zweimühlen, würde Rogar aus dem Trollstahl sicher eine für Trollzacker passende Waffe schmieden können. In Zweimühlen in ihrer neuen Schwarzschmiede und zusammen mit ihrem fast fertig gestellten außergewöhnlich hochwertigen Schmiedewerkzeug, würde sie dem Rochshaz entweder einen gewalteigen Zweihänder, einen überschweren Stoßspeer, einen Wurmspieß oder gar einen Drachentöter schmieden können. Rogar entschied sich natürlich für einen Zweihänder, eine Waffenkategorie, in der er ein Waffenmeister war. Der Trollstahl würde sicher schwer zu schmieden sein, aber mit ihrem neuen Werkzeug, und ihrer verbesserten Technik aus dem Hohen Norden würde sie die schärfste nichtmagische Schneide schmieden, die Dere je gesehen hatte – Rishknar, den ‚Schuppenbrecher‘!
Arlopir würde sich wieder daran zurückerinnern, was wahre Furcht ist…
"Er ist voller Blut, warum ist er immer voller Blut?"

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Der Herr von Brücksgau

33. Spielabend: Auf nach Brücksgau

Baronie Hallingen, 14. Phex, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Nach einer ausgiebigen Rast, hatten sich Telor, Ungolf, Bashot und Bastan vom Rest der Helden von Zweimühlen verabschiedet und waren nun auf dem Weg Richtung Brücksgau, während Rogar, Eyrún, Alrike und Rhulana mit den Überresten der Drachenschneide und den erbeuteten Sturmhellebarden zurück nach Zweimühlen reisten. Die Aufgabe der ersteren Gruppe war, das ausstehende Kopfgeld in Brücksgau einzukassieren und danach der gefundenen Depesche der Beilunker Reiter im Norden der Wildermark nachzugehen. Die Fjarningerin würde in Zweimühlen in ihrer neuen Schwarzschmiede mindestens einen Monat mit dem Schmieden des Trollstahls für Rogar zu tun haben, während Rhulana sich Rondra weiter annähern würde und Alrike eine wichtige Entscheidung zu treffen hatte.
Telor, Bashot und Ungolf folgten Bastan durch die Wildnis des Wutzenwaldes, diesmal nördlich des Gernat entlang, bis sie schließlich den unheimlichen Wald hinter sich gelassen hatten. Rechts von ihnen befanden sich die letzten Ausläufer der Schwarzen Sichel, bis es langsam wieder etwas ebener wurde. Wenn sie dem Lauf des Flusses folgen würden, lag der Ort Hallingen noch vor Einbruch der Nacht vor ihnen, den sie mit Pferden sicher schneller erreicht hätten. Aber zuvor begegneten sie der jungen Niederadligen Gunelde von Aschenstiege, die ausgezehrt, blutbespritzt und übermüdet, ein Schwert in der Hand haltend, vor ihnen stand. Als Verbündete der Rabenmunds waren sie und ihre Familie vor etwas mehr als drei Wochen die letzten Opfer der Ritter der Eisenfaust geworden. Die gerade einmal fünfzehn Sommer alte Tochter des Junkers hatte als einzige das Massaker an ihrer Familie überlebt und bat die Helden sie zur Knappin zur nehmen, damit sie später Vergeltung an den Mördern ihrer Eltern üben könne. Bastan erklärte ihr aber, dass die Eisenfaust bereits Gilborn Hal von Bregelsaum übergeben worden sei, und dass die Morde nun ein Ende haben würden. Aber das genügte der jungen Frau nicht und sie bezweifelte zu Recht, dass das neue Oberhaupt der Bregelsaums alle Ritter der Eisenfaust zur Rechenschaft ziehen würde. Besonders das Azzo noch am Leben sei und nicht von ihnen gerichtet worden war, bestürzte sie zutiefst und erfreute sie zugleich, da sie sich so noch selbst an diesem würde rächen können, wenn sie erst einmal eine große Ritterin war. Sie lief den Helden einfach weiter mit ihrem erbeuteten Schwert hinterher, auch wenn sie Mühe hatte diesen zu folgen.
Sie hatte den Helden von Zweimühlen nichts von dem Schwarzen Mann erzählt, dem sie im Schneesturm begegnet war. Sie war am Ende ihrer Kräfte, fast erfroren und ganz allein gewesen. Der Schwarze Mann aber hatte sie mit einer wabernden Lohe gewärmt, ihr das Schwert gegeben und ihr Mut zugesprochen…

Pfalzgrafschaft Brücksgau

Pfalzgrafschaft Brücksgau, 15. Phex, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

In Hallingen übernachtete man lediglich um von dort aus auf der Landstraße weiter gen Westen Richtung Reichsstraße und Brücksgau zu reisen. Gunelde war den vier Helden einfach in einem gewissen Abstand weiter gefolgt und ließ sich nicht abschütteln. Bastan hatte ihr empfohlen sich in Hallingen hilfesuchend an Gilborn Hal zu wenden, aber Gunelde hatte andere Pläne.
Ihre Reise durch das in weiten Teilen hügelige und bewaldete Land, führte sie an etlichen geplünderten, gebrandschatzten oder verlassenen Höfen und Weilern vorbei. Je mehr sie sich aber der Mitte der Pfalzgrafschaft näherten, desto besser wurde das Weide – und Ackerland, das hier auch wieder bewirtschaftet wurde. Gegen Abend erreichten sie den adretten Markt Brücksgau an der Reichsstraße zu Füßen der auf dem Hügel thronenden gleichnamigen Kaiserpfalz.
Der Markt mit seinen nur noch dreihundert von einst sechshundertfünfzig Einwohnern, hatte neben einer neuen hölzernen Palisade mit zwei Toren die von fünf pfalzgräflichen Bütteln bewacht wurden, einen Travia-Tempel und einen Rondra-Schrein zu bieten, denen man aber fern bleib. Hier lebte der für die Region übliche Menschenschlag, der vom Ackerbau und der Viehwirtschaft lebte. Ihr einstiger Wohlstand hatte ihnen die Wildermark aber schon lange in Form von Räuberbanden im Osten, wie etwa die Schwarzenfels-Bande, geraubt. Viele Menschen waren aus Brücksgau in den Norden geflohen in der Hoffnung so dem Krieg entkommen zu können. Die Helden von Zweimühlen konnten nur erahnen, wie viel Leid die versteckten Räuber in den Wäldern den Brücksgauern zugefügt hatten. Nun wachten die Brücksgauer die sich zusammengeschlossen und geblieben waren misstrauisch über ihren Besitz. Viele blickten unsicher in die Zukunft.
Eine Besonderheit in Brücksgau, war die Tatsache, dass es sich um eine Pfalzgrafschaft handelte, in deren Grenzen es keine Junker gab. Bis auf wenige Rittergüter fanden sich hier vor allem Edlengüter, die in der Vergangenheit vom Kaiserhaus an verdiente Recken und Diener des Reiches vergeben worden waren. Die meisten besuchten ihr Gut jedoch selten bis nie, ein Umstand, den die Wildermark noch verschlimmert hatte. Von den schlimmsten Auswirkungen des Jahrs des Feuers und den Zuständen der Wildermark war man hier nördlich von Wehrheim und nahe einer wehrhaften Burg aber verschont geblieben, im Gegensatz zu vielen anderen Städten in der Mark die auf lange Zeit an Kriegsfürsten gefallen waren, war Brücksgau nur wenige Male in Feindeshand.
Ungolf Ferdoker wählte eines der beiden Gasthäuser namens Zur Brücke, in dem sie einkehrten, wo sie ihre restlichen Verwundungen auskurierten und sich auch ein heißes Bad gönnten, das ihnen die schwachsinnige Tochter des Gastwirtes eingoss.

Ein tragischer Unfall

Pfalzgrafschaft Brücksgau, 16. Phex, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Am nächsten Morgen gönnte sich Ungolf und Telor neue angemessene Kleidung bei der hiesigen Krämerin, die ein gutes Sortiment führte. Der örtliche Kräuterhändler empfahl ihnen die Alge Sansaro gegen ihre hartnäckigen Parasiten aus der Ruine Schwarzenfels, die aber nur im Perlmeer vorkamen und so weit im Inland eher selten zu kaufen waren. Er wies sie darauf hin, ihr Glück vielleicht einmal in der Grenzstadt Barken zu versuchen, in der man womöglich fündig würde. Aber zuerst einmal galt es das Kopfgeld zu kassieren, so dass man den Weg zum Burgberg hinauf wählte, da die Steckbriefe hier ausgestellt worden waren.
Das Wappen der Pfalz war ein Geviert in Gold und Rot, wobei sich im ersten Viertel ein roter Greif, im zweiten Viertel eine silberne zweibogige Brücke über blauem Fluss, im dritten Viertel eine silberne Zinnen bewehrte Mauer mit geöffnetem Tor und Fallgatter, und im letzten Viertel ein rotes hersehendes Ochsenhaupt zeigte. Die Pfalz besaß eine große Vorburg mit einer altersschwachen Rotze auf dem Torhaus, die sie an die Ballista in der Schwarzenfelskaverne erinnerte, deren Beschuss Rhulana nur knapp überlebt hatte. Die Kaiserpfalz, die schon deutlich bessere Zeiten gesehen hatte, war früher der ehemalige Sitz einer Schwadron Schatzgarde, was der Stabshauptmann noch aus seiner Zeit in der Greifengarde wusste. Neben den zwanzig Burgwachen des Burgvogtes die hauptsächlich in der Hauptburg und dem gewaltigen Bergfried Dienst taten, lagerten in der Vorburg die Waffenknechte der wohlbekannten und verbündeten Pfortenritter, die die Helden mit denen sie schon viele Kämpfe bestritten hatten, begrüßten. Sie sahen unter anderem den Ritter Reto von Luring-Mersingen und Ritterin Emer Alara von Rallerspfort die sehr erfreut über den Besuch der Recken war.
Ungolf bat einen der Brücksgauer Burgwachen, sie zum Burgvogt zu geleiten, der hier wohl das Sagen hatte, auch wenn dies die Machtbasis der reichstreuen Pfortenritter war, die von hier aus in der ganzen Wildermark operierten. Die Burgwachen waren mit ihren Kettenhemden, Schallern, Plattenschultern, Panzerhandschuhen, stählernen Arm- und Beinschienen und Beintaschen neben ihren Schwertern, Hakenspießen und Warunker Hämmern recht gut ausgestattet. Ihr dunkelroter Wappenrock zeigte aber nicht wie gewöhnlich das Wappen der Kaiserpfalz, weshalb es sich vermutlich um Söldlinge handelte, die hier aber wohl schon längere Zeit Dienst taten.
Kurz vor der Treppe in den Palas zu der sie gerade emporsteigen wollten, barst plötzlich über ihnen das Fenster im zweiten Obergeschoss und eine Waffenmagd die während ihres Sturzes „VOLTAN!“ schrie, stürzte mit brechenden Knochen direkt vor ihre Füße auf die Treppe! Telors neue graue Magierrobe aus Taft wurde von Blutspritzern zugesaut, während Ungolf sich mit seinem Großschild instinktiv vor herabregnenden Glassplittern von oben geschützt hatte. Während Burgwachen und Waffenknechte herbeirannten, erkannte Ungolf die Waffenmagd mit dem vernarbten Gesicht als Angehörige der Waffenknechte der Pfortenritter. In ihrer Linken hielt die Tote mehrere Wechselscheine der Nordlandbank im Wert von einhundert Dukaten, die Telor erst einmal an sich nahm und sie als Eigentum der Pfalz identifizierte. Reto von Luring-Mersingen, der herbeigeeilt war, betrachtete seine tote Untergebe recht teilnahmslos, blickte nach oben und dann wieder auf die Leiche vor ihnen. Aber der aschblonde riesenhafte Ritter aus dem Gefolge des Königs der Ritter hatte noch nie großartige Emotionen gezeigt, so dass seine Teilnahmslosigkeit auch niemanden verwunderte. Die Helden aber eilten zusammen mit ihrer ihnen zugeteilten Wache, den Palas hinauf bis in das Arbeitszimmer des Burgvogtes in dem auch schon fünf andere Wachen vor ihnen angekommen waren.
Die Tür zum Arbeitszimmer war aufgebrochen und das Zimmer verwüstet. Vor dem geborstenem Fenster stand Gerdan von Moorweiher der Burgvogt der Kaiserpfalz. Der Mann im kostbaren Pelzumhang, Leichter Platte, Hohen Stiefeln, dunkelbrauner Lederhose und dunkelbraunem Wams über seinem Panzer, hatte ein ansprechendes Gesicht und recht kurze zur Seite gekämmte hellbraune Haare. Seine kostbaren Broschen und sonstiges Geschmeide waren wie von einem kurzen Kampf verrutscht. Trotz des „tragischen Unfalls“, wie Gerdan das Bezeichnete, was gerade eben geschehen war, behielt dieser die Fassung und begrüßte die Helden auf Brücksgau im Namen des Raulschen Reiches und reichte den Streitern die Hand zum Gruß, während er sich noch ein paar Glassplitter aus dem Pelzumhang schüttelte.
Gerdan erklärte, dass er die hinterlistige Waffenmagd beim Stehlen seiner Wechsel ertappt hatte, und dass diese beim anschließenden Gerangel unbeabsichtigter Weise aus dem Fenster gestürzt sei. Telor überreichte ihm die besagten Scheine der Nordlandbank und vergewisserte sich, dass der Burgvogt keine Verletzungen davon getragen hatte. Gerdan zeigte sich besorgt, aber betonte auch, dass die Verbrecherin wohl ihre gerechte Strafe erhalten habe. Fast schon etwas spöttisch merkte er an, dass er gewöhnlich seine Gäste nicht mit aus dem Fenster stürzenden Waffenmägden begrüßen würde. Er führte die Helden auf ihre Einzelzimmer und lud sie zum Mittagessen in den Rittersaal der Burg ein. Der nun hinzustoßenden verdutzen Emer Alara von Rallerspfort machte er klar, dass er aufgrund des Ereignisses zukünftig keine Waffenknechte mehr weiter als in der Vorburg auf der Pfalz sehen mochte und ließ diese einfach im Korridor stehen.
Bastan von Erlgau befragte aber die Ritterin mit den roten Locken, die sie kürzlich zusammen mit Geldor von Bregelsaum aus dem brennenden Junkerngut befreit hatten. Sie erzählte, dass es sich bei der Toten um Hitta Kornteuer handelte, die auf einem Botengang vor einigen Tagen von Danos von Luring hier her gesandt worden war und ihr Bericht erstattet hatte, dass die Baronie Ochsenweide von Lutisanas Truppen angegriffen worden sei und dort nun heftige Kämpfe tobten, woraufhin sie die Pfortenritter dorthin entsandt hatte. Emer Alara erzählte, dass Hitta sich im Rittersaal seltsam verhalten habe, in dem sie und Reto zu der Zeit gerade mit dem Burgvogt diniert hatten. Sie hatte von einem alten Freund gesprochen, der sein Glück mit ihr teilen müsse.
Einige Stunden später hatten sich alle von Stand im Rittersaal eingefunden und präsentierten Gerdan von Moorweiher die noch recht frischen Köpfe der Schwarzenfels-Räuberbande. Gerdan erklärte sichtlich erfreut, dass das Kopfgeld auf diese noch vom Pfalzgraf Ugdalf von Löwenhaupt-Hauerbach ausgesetzt worden war, der bei der Schlacht von Berler im Rahja 1034 BF schwer verwundet worden war. Die Helden, die unter Rogar vom Blute zu Zweimühlen auf der Seite der Kaiserlichen in dieser Schlacht gegen den Falkenbund unter Ucurian von Rabenmund gekämpft hatten, bestätigten dies. Als dessen Schlachtross damals donnernd die Wehr der Söldlinge des Falkenbundes getroffen hatte, musste sich das Gewinde gelöst haben, das seine Halsberge mit seiner Rüstung zusammen gehalten hatte. In der Schlacht war keine Zeit geblieben dies zu richten, so dass ihn schließlich ein Bolzen in den ungeschützten Hals getroffen hatte. Sein anschließender Sturz vom Pferd soll sehr schlimm gewesen sein, wie Danos von Luring damals erzählte.
Beergard von Rabenmund, die zu dieser Zeit noch auf der Seite Ucurians gestanden hatte, war in kaiserliche Gefangenschaft geraten, war aber von Ludalf von Wertlingen später wieder freigelassen worden um danach als Vermittlerin zwischen den Kriegsparteien zu agieren. Eine seiner wenigen guten Entscheidungen wie sich später herausstellen sollte.
Gerdan lobte die Teilnahme der Helden an der Schlacht von Berler und bedauerte, dass sein Pfalzgraf seitdem in den Nordmarken verweile um sich von seiner Verletzung zu erholen. Aber Gerdan erwähnte auch, dass er während dessen langen Abwesenheit die ganze Zeit auf sich allein gestellt sei, was die Verwaltung der Kaiserpfalz anging, und dass er langsam das Gefühl bekomme, dass Ugdalf sich mehr Zeit zur Genesung nahm, als er sich das erklären könne. Immerhin sei ein Mann von seiner Position nicht auf profane Wundheilung angewiesen, und ein magischer Heiler wie zum Beispiel Telor hätte seine Verletzung sicher schon kurz nach der Schlacht heilen können. Er glaubte schon fast, dass Ugdalf sich absichtlich aus der gefährlichen Wildermark fernhielt und sich lieber Monate der Ruhe in den Nordmarken gönnte. Eine gewagte These, die aber niemand dementierte und die den Pfalzgraf vermutlich zu Recht in einem schlechten Licht dastehen ließ.
Gerdan erzählte weiter, dass er vor Ugdalf bereits dem berüchtigten Fenn Weitenberg von Drôlenhorst gedient hatte oder besser gesagt dienen musste. Davor hatte er als Korporal in der Reichsarmee gedient und fügte hinzu, dass er ein Bastard adliger Herkunft sei. Er fragte die Helden gerade heraus ob sie mit ihren guten Beziehungen bei der Kaiserin und der zukünftigen Fürstin Darpatiens ein gutes Wort für ihn einlegen könnten. Im Gegenzug würde er sie in Zweimühlen so gut unterstützen wie er könnte. Ungolf stimmte dem bedenkenlos zu und kassierte nun das Kopfgeld wegen dem sie eigentlich hier waren. Es fehlten zwar zwei Köpfe, der von Maus aus Drosselfurt, dessen Leichnam im Flammeninferno verbrannt war, und der von Leti Schweinsköpfer die noch lebte. Aber Gerdan glaubte den Helden, dass sie den Dieb namens Maus wirklich getötet hatten und übergab ihnen insgesamt fünfundsiebzig Dukaten und versprach einen zusätzlichen Maulesel der ihre Ausrüstung schleppen konnte. Vielleicht würde es den Helden ja noch gelingen der Wirtstochter aus Barken habhaft zu werden, so dass er ihnen die letzten fünfzehn Dukaten auch noch ausbezahlen konnte. Nur zu gerne hätte er den Recken Pferde gegeben, aber leider verfügte er auf der Pfalz über keine mehr.
Wohlgesättigt und zufrieden ließ man daraufhin den Tag langsam ausklingen. Nur Bastan übte sich noch im Kampf mit seinem Streitkolben, da der Nahkampf immer noch eine seiner Schwächen war, im Gegensatz zum Rest der Gruppe die im Kampf Mann gegen Mann fast unbezwingbar war.

Auf der Spur des Mörders

Pfalzgrafschaft Brücksgau, 17. Phex, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Am nächsten Tag wartete man darauf, dass die zuvor beim Schmied abgegebenen Rüstungen und Waffen von Bashot und Ungolf fertig repariert würden und sah sich derweil die Pfalz noch etwas genauer an. Bastan erfuhr vom Schmied, der ihm ironischer weise einen Pferdeharnisch andrehen wollte, dass sich der Burgvogt seltener in der Vorburg und dem Markt blicken ließ, seitdem die Männer und Frauen aus Luring auf der Burg verweilten. Was ja aber nichts heißen musste. Gerdan war eben ein viel beschäftigter Mann, der viele Verwaltungsaufgaben hatte.
Bashot Grim erfuhr von Ritterin Emer Alara, die ihm unterstellte, dass er immer noch ein Auge auf sie geworfen hatte, dass die tote Hitta Kornteuer aus Luring stammte, aber in ihrer Truppe nicht sonderlich beliebt war. Sie galt zwar als gute wenn nicht gar meisterliche Kämpferin, aber zugleich auch als durchtriebene Unruhestifterin. Aber über Tote sollte man besser nicht schlecht reden.
Ungolf Ferdoker hörte sich noch ein wenig unter den Waffenknechten um, erfuhr aber kaum etwas, außer hinter vorgehaltener Hand, dass Gerdan eigentlich der bessere Kandidat für das Amt des Pfalzgrafen war, was den Stabshauptmann nur darin bestätigte, dass er den Burgvogt bei nächster Gelegenheit als solchen bei der Kaiserin und der Kronprinzessin vorschlagen würde.
Telor von Randolphsforst kümmerte sich gar nicht um irgendwelches Geschwätz und konzentrierte sich voll und ganz auf seine Zauberspeicher, was ihm nicht so recht gelingen sollte. Aber er war Pech bei vor allem machtintensiven Zaubern und auch generell ja gewöhnt.

Die Scharade hat kein Ende

Nachdem der Schmied seine Arbeit beendet hatte, verabschiedete man sich höflich, denn schließlich hatte man noch eine andere Aufgabe hier oben im Norden der Wildermark. Zusammen mit dem neuen Maultier verließen die Helden von Zweimühlen die Pfalz Brücksgau und folgten dem Inhalt der Depesche der Beilunker Reiter, die sie der Leiche von Maus abgenommen hatten, in der die Stahlherzen um Hilfe baten. Rogar hatte der Depesche eigentlich eine größere Priorität beigemessen, als dem Kopfgeld, aber nun konnten sie sich ja mit gefüllten Taschen dann auch diesem Punkt widmen. Gold war nun mal wichtiger als verschwundene Untertanen.
Gunelde von Aschenstiege hatte bereits auf sie gewartet um den Helden einfach wieder zu folgen wie sie es die Tage zuvor auch schon getan hatte. Irgendwann würden diese schon einsehen, dass in ihr eine fähige Ritterin stecken würde. Und mit dem Schwert des Schwarzen Mannes war sie voller Zuversicht.
Der Burgvogt blickte den ‚Helden‘ von oben aus dem Palas durch sein zerstörtes Fenster im Arbeitszimmer hinterher und sagte kaum hörbar zu sich selbst: „Ich habe zu lange unter Dilettanten dienen müssen.“ Dann drehte er den Helden, die gerade das Torhaus mit der alten Rotze passierten und sich auch noch von seinen treuen Söldnerschergen verabschiedeten, den Rücken zu und lachte boshaft. Voltan Hornbold, der Sohn einer gewöhnlichen Handwerkerfamilie aus Luring fläzte sich gemütlich in den Sessel seines Vorgängers und legte die Füße auf den Tisch. Ugdalfs Tage als Pfalzgraf waren gezählt…
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 22.04.2014 13:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

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Den Tod zu heilen

[Die Spielhilfe Krieger, Krämer und Kultisten inspirierte mich in diesem Spielbericht ganz besonders zu einem Zufallsereignis der feuchtfröhlichen Art, das ich hier eingebaut habe und meine Spieler sehr begeisterte]

34. Spielabend: Ein Hilfegesuch

Stadt Barken, 18. Phex, Basiliskentag, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Die Depesche der Beilunker Reiter, die sie in den Kavernen unter den Ruinen der Burg Schwarzenfels bei den Räubern gefunden hatten, enthielt ein Hilfegesuch, das sich die Helden schon vor Tagen durchgelesen hatten. Eigentlich war die Bitte in dem Schreiben wichtiger als das Einkassieren des Kopfgeldes in Brücksgau, aber Gold war nun mal Gold. Nun hatten Ungolf Ferdoker von Gerdenfelde, Telor von Randolphsforst, Bastan von Erlgau und Bashot Grim endlich die Zeit sich darum zu kümmern, während die restlichen Helden vermutlich schon lange in Zweimühlen angekommen waren.
Seit einiger Zeit verschwanden im Norden der Wildermark, vor allem in den Baronien rund um Meidenstein und in der Stadt Barken, vermehrt Menschen. Die Verschwundenen waren vor allem Untertanen der Stahlherzen, einem Ritterbund, von dessen Mitgliedern sie schon einige hatten kennen lernen können, und die die Helden nun offenbar um Unterstützung baten. Unterzeichnet war das Dokument von der Baronin von Rappenfluhe, Erdemunde von Ockenheld, Ritter Reto von Nierenfeld und der Stadtvögtin und Stadtritterin Hitta von Nierenfeld. In der Depesche hieß es, dass sich Baron Bernfried Toste von Nierenfeld-Schlegelstein die Baronie zunehmend vernachlässigte und Hitta größtenteils die Geschicke der Stadt überlassen hatte. Die drei hatten zusammen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten Nachforschungen angestellt, jedoch ohne nennenswerten Erfolg. Der Empfänger des Schreibens war eigentlich der alte Landedle Gerin von Sturmfels, der ebenfalls zu den Stahlherzen gehörte und die Helden von Zweimühlen, zu denen dieser einen besseren Kontakt hatte, kontaktieren sollte. Über Umwege hatte die Depesche, die von den Räubern abgefangen worden war, die Helden aber ja doch noch erreicht, so dass diese sich nun diesem Problem annehmen konnten. Die Stadt Barken sollte ihr erster Anlaufpunkt werden.

Grenzstadt Barken

Das Wappen der Stadt war auf Rot ein silberner, steigender Bulle mit gesenktem Haupt über einer goldenen Burg mit zwei zweistöckigen, einfenstrigen bezinnten Wehrtürmen, welche durch eine ebenfalls bezinnte Mauer mit offenem Tor verbunden waren.
Die Mauer um die Grenzstadt mit den hohen Fachwerkhäusern war aber größtenteils zerstört, genau wie die südliche Torburg Krämerschreck, die vollkommen ausgebrannt war. Aber immerhin wurden die Überreste der Ruine noch von zehn Waffenknechten mit dem Wappen der Stadt besetzt, die hier die Durchreisenden auf der Reichsstraße II kontrollierten. Früher war Barken sicher ein Ort von einigem Wohlstand, den man der Reichsstraße und dem‚ Stapelrecht zu verdanken hatte. Die Auswirkungen des Jahrs des Feuers hatten aber offensichtlich auch vor der nördlichsten Stadt Darpatiens nicht halt gemacht. Aber auch in diesen dunklen Zeiten war Barken immer noch ein wichtiger Handelsplatz und eine wichtige Station für jeden, der die Wildermark von Nord nach Süd durchqueren wollte. Einige der Handelshäuser waren noch übrig geblieben, darunter eine Niederlassung des Hauses Kolenbrander, die Falle eines Angriffs durch zehn Stadtbüttel, fünfzig Zunft- und Gildenschützen beschützt wurde und Verstärkung durch Söldnerschergen vom hiesigen Söldnermarkt zu erwarten hatte. Die reiche Familie Kolenbrander verdiente ihr Geld mit Fuhrwerken und Handel vor allem im Herzogtum Weiden, hatte aber wie im Falle von Barken Niederlassungen in ganz Aventurien.
Die mittlerweile durch Flüchtlinge auf über eintausendeinhundert Einwohner angewachsene Stadt, mit einem Tempel der Travia, der Peraine und der Rahja, hatte es aber auch nach dem Fall von Darpatien nie geschafft sich aus der Herrschaft der Meidensteiner Barone zu lösen. So gab es neben dem Rat der Stadt mit seinen vierundzwanzig Ratsfrauen und Ratsherren, die in guter Tradition von den angesehenen Meistern der Zünfte, den Stadtrittern, Tempelvorstehern und ähnlich angesehenen Bürgern gestellt wurden, immer einen Stadtvogt. Dieser wurde von den Baronen benannt und stammte seit vielen Jahren aus dem in der Stadt ansässigen Rittergeschlecht der Junker von Nierenfeld zu Barken, die zugleich Verwandte des Barons waren.

Der Wettstreit um das Schwarzbier

Als erstes galt es Informationen zusammenzutragen und diese auszuwerten. Aber die meisten Barker waren - obwohl es ihnen insgesamt wesentlich besser ergangen war, als den Menschen im Süden der Wildermark - wachsam und Fremden gegenüber stets misstrauisch. Die Helden erfuhren recht schnell, dass die Stahlherzen im Adel und bei der einfachen Bevölkerung überwiegend geachtet wurden, und auch sie, als deren ‚Gesandte‘ behandelte man meist respektvoll. Nur Menschen, die sich vom Ritterbund übervorteilt fühlten – immerhin erhoben diese Zölle und ahndeten Verbrechen recht selbstherrlich – reagierten weniger Hilfsbereit. Das schwierige war die hilfreichen Hinweise und die abenteuerlichen Räubergeschichten, die hier – wie überall – den Zweck hatten, Konkurrenten zu schaden oder Rachegelüste zu stillen, zu trennen.
Auf dem Weg von einer Taverne zur nächsten fand man sich schließlich mitten in einem alljährlichen Wettstreit der hiesigen Schenken und ihrer Wirte wieder, die um das alleinige Recht zum Ausschank des Schwarzbieres kämpften.
Die Schenke war bis zum Bersten gefüllt und die Vorfreude war den Menschen deutlich anzumerken. Es war offenbar stets ein besonderes Spektakel, wenn die örtlichen Wirte um das Bierrecht stritten. Eine Welle des Jubels und der Schmährufe brandete über die Menge als der erste Wirt das Podest betrat, welches man in der großen Schenke aufgebaut hatte und das unter dessen Masse klagend ächzte. Der Wirt des Rostigen Bechers und Vater der verdammten Leti Schweinsköpfer, die ihnen entkommen war, sah genauso aus, wie man sich einen Wirt in der Wildermark vorstellte: groß, dick und fett. Ohne seine speckige Lederschürze, in der ihn Bastan einige Stunden zuvor schon gesehen hatte, wirkte er seltsam herausgeputzt, obwohl er nur ein einfaches Hemd und eine Leinenhose trug. Kurz darauf betrat ein weiterer Wirt der Stadt das Podest und der Jubel und das Buhen kehrten sich um. Dieser war aber eher dürr, knurrig, griesgrämig und verhärmt. Seine wunderschöne Frau – Rahja allein wusste, wie dieses Wunder gekommen war – und seine zwei ebensolche Töchter begleiteten ihn und warfen den Helden ein Lächeln zu. Der dritte Wirt hatte wieder eher die Ausmaße des Schweinsköpfers, nur dass dieser noch etwas bulliger und bereits angetrunken wirkte.
Eine der unzähligen Stadträtinnen, eine stämmige ältere Frau, deren Züge nie Liebreiz ausgestrahlt haben mochten; dafür fühlten sich Aufrichtigkeit und Mitgefühl darin wohl, weshalb die Leute ihr wohl vertrauten, breitete die Arme aus und kündigte den Beginn des Wettstreits an.
„Es ist wieder einmal so weit. Die wohlfeinen Schankmeister wollen um das Privileg buhlen, des Barons köstliches Schwarzbier ausgeben zu dürfen!“ sie winkte den beiden Schankhelfern zu die daraufhin die Fässer mit Freibier anschlugen, die der Baron Bernfried von Nierenstein dem Fest gestiftet hatte. Unter dem Jubel der Menge und auch der Helden wurden die ersten Krüge geschöpft und man begann mit dem Verteilen. Auch die Zweimühler stürzten sich in das Gewühle, das daraufhin in Richtung der Fässer entstand. Es dauerte eine Weile bis die gierigsten Trinker versorgt waren und genug Ruhe eingekehrt war, so dass die Stadträtin wieder gehört werden konnte. „Wie in jedem Jahr sollen auch heuer wieder fünf Wettbewerbe entscheiden, wer auf ein Jahr und ein Tag das Recht hat, das Bier des Barons zu verkaufen. Wer als erster drei Wettbewerbe für sich entscheidet hat gewonnen.“ Erneut wurde gejubelt. Und man konnte nur erahnen wie lange es diesen Brauch schon gab. Sicher war nur: Wer das Schwarzbier ausschenkte konnte sicher sein, in seiner Schankstube die Boten und Kutscher sowie deren Fuhrgäste zu finden, von denen jeden Tag mehrere vor Ort Rast machten und einkehrten. Die Reichsstraße lag direkt vor der Tür und jeder kam unweigerlich an den Schenken von Barken vorbei. Der jeweils andere Wirt konnte nur seine Preise senken und Barden laden, um Gäste zu locken, und sich mit den Alten der Stadt durchretten, die den Trubel in der jeweiligen „Schwarzschenke“ nicht mochten. Bis zum nächsten Jahr.
Eine Schankmaid namens Garethia aus Barken grüßte die Helden: „Travia mit Euch! Macht es euch bequem. Was kann ich den berühmten Herrschaften bringe?“ Der fette Schweinsköpfer viel seiner extra für diesen Tag neu angestellten Schankmaid ins Wort: „Den besten Tisch und das beste Essen für die werten Herren Abenteurer!“ was diese gerne annahmen.
„Freunde!“ donnerte die Stimme des Schweinsköpfers durch die Schenke. „Nur so viel: Wer vom Freibier nichts mehr abbekommt, braucht nicht zu weinen. Er kommt einfach morgen in den Rostigen Becher, dort wird er auch im kommenden Jahresrund köstliches Schwarzbier bekommen!“
„Hört, hört“, klang es aus der Menge und Gelächter wurde von Buhrufen untermalt. Die Stadträtin wandte sich den Wirten zu, winkte mit der Hand geringschätzig in Richtung des Schweinsköpfers und schnarrte: „Bringen wir es hinter uns, ich muss noch Platz für die Schwarzbierfässer im Keller schaffen.“ Nun lachten die anderen und die Freunde des Schweinsköpfers stimmten Schmährufe an, die sie stimmgewaltig und jahrelang geübt, sicher vortrugen.
Dann aber machte irgendwer den Vorschlag, warum nicht auch einer der Helden von Zweimühlen mitmachen sollte, und kurz darauf saß Bashot Grim ebenfalls auf dem Podest, dem nun alle zujubelten, auch wenn total unklar war, was passieren würde, sollte dieser wirklich gewinnen sollte, da er ja hier keine Schenke besaß. Der Stammeskrieger konnte den Beginn des Gelages kaum erwarten und war verwundert, als er bemerkte, dass der erste Wettstreit nichts mit Wettsaufen zu tun hatte, sondern mit Armdrücken, was ihm aber natürlich auch zusagte, solange er den Anwesenden im Anschluss zeigen konnte, wie man in Zweimühlen saufen konnte.
Bashot, der als erster antreten durfte hatte als ersten Gegner direkt den Schweinsköpfer, der ihm seine fette Hand reichte. Dieser war zwar nicht so muskulös und groß wie der Trollzacker, auch wenn er zu den größten Menschen in Barken zählte, aber dafür war er mindestens doppelt so breit und massig wie Bashot. Telor versuchte sich sogar noch illegaler Weise an einem Muskelstärke, Körperkraft – Mächt‘ger Leib der Neues schafft, um seinen Gefährten zu stärken, versagte aber bei dem Zauber, den er nur sehr selten anwandte. Zum Glück hatte aber niemand den Zauberversuch des Hofmagiers aus Zweimühlen bemerkt. Genauso wenig wie dieser bemerkte, dass die neue Schankmaid ihm gerade den Geldbeutel stahl.
Zunächst sah es wirklich gut aus, für Bashot Grim, der sich schon als Sieger wähnte, aber dann legte der Wirt des Rostigen Bechers einfach sein Gewicht in die Waagschale und klatsche den Handrücken des Trollzackers einfach auf den Tisch. Ausgerechnet in dieser Disziplin hatte das fette Schwein den Helden besiegt, der seine Niederlage kaum fassen konnte.
Das anschließende Rätselspiel, bei dem er den ‚Weg des Schwerts‘ lösen musste, indem er eine gewisse Anzahl an Metallplättchen in der richtigen Reihenfolge drücken musste, verlor Bashot ebenfalls, der eigentlich zum Saufen angetreten war. Sieger bei dieser Disziplin wurde diesmal der dürre und knurrige Wirt, der wohl der klügste von allen Kontrahenten war.
Als nächstes war dann Axtwerfen an der Reihe, nur dass man während des Wurfes in der Linken einen randvollen Krug mit Schwarzbier halten musste, das nicht verschüttet werden durfte. Ausgerechnet in diesem Wettkampf gewann nun Bashot, was sogar seine Gefährten verwunderte. Auch wenn Bashot nie mit Wurfbeilen ausgestattet war, so wusste er dennoch rudimentär wie man diese ins Ziel brachte. Hatte er wirklich eine Chance auf einen Sieg?
Als vierte Disziplin war dann das Ferkelfangen an der Reihe, was Bashot schmunzeln ließ. Alle Gäste und Zuschauer bildeten einen Kreis bei dem sie ihre Beine so eng wie möglich stellten und bildeten schließlich eine Gasse durch die das Ferkel in die schenke getrieben wurde. Bashot, der natürlich wieder als erster an der Reihe war, und sich so nicht die Tricks der Wirte anschauen konnte, verlor aber diesen Wettstreit, weil das kleine Schwein durch die Beine der umstehenden huschte und er einem Stier gleich hinterher sprang und dabei diverse Leute versehentlich umriss. Erst sehr spät gelang es ihm das Ferkel zu schnappen, das ihm auch ausgerechnet bei triumphierenden hochhalten wieder entwischte. Der dürre Wirt brauchte ebenfalls zu lang und der angetrunkene Wirt zertrat sogar das arme Ferkel versehentlich unter seinen breiten Stiefeln, so dass ausgerechnet der ungelenke Schweinsköpfer seinen zweiten Sieg einfahren konnte, so dass ihm nur noch ein weiterer fehlte um zu gewinnen. Das tote Ferkel fand derweil seinen Weg in die Küche wo man es für die Helden zum Essen vorbereitete.
Die Menge jubelte, denn nun kam die letzte und ‚edelste‘ Prüfung, und was könnte diese anderes sein, als … Zechen! Endlich konnte der Stammeskrieger auf dem Podest zusammen mit den anderen Wettkämpfern Schwarzbier um Schwarzbier die Kehle herunterlaufen lassen. Nach fünf extra großen Krügen war nur noch Bashot und der fette Schweinsköpfer übrig, mit dem er bis zum achten Krug soff und diesen schließlich unter Jubelschreien und Gegröle unfassbarer Weise unter den Tisch soff! Mit einem siegreichen Rülpser präsentierte er sich den Barkern. Er und der Wirt des Rostigen Bechers hatten nun beide jeweils zwei Siege, obwohl man drei zum Sieg benötigte und eigentlich alle Wettkämpfe bestritten waren. Aber es musste ein Sieger her, also entschied man sich kurzerhand erstmals für einen letzten und sechsten Wettkampf, bei dem aber auch die anderen beiden antreten durften, obwohl sie schon nicht mehr gewinnen konnten und auch eigentlich schon viel zu besoffen waren.
Der letzte Wettkampf war nichts Geringeres als eine ordentliche Kneipenschlägerei, was Bashot bösartig grinsen ließ! Der Trollzacker hämmerte seinen ersten Gegner, der der schon vor dem Zechen betrunken war, der sich aber dennoch lange auf den Beinen hielt, auf den Boden der Schenke. Bashot sah wie der Schweinsköpfer kurz darauf den dürren Wirt in eine Ecke schleuderte, in der dieser bewusstlos liegen blieb. Nun traten sich die beiden letzten noch stehenden gegenüber, wobei Bastan, Ungolf und Telor ihrem Gefährten zujubelten, ohne zu bemerken, dass gleichzeitig noch ein ganz anderer Wettstreit im Verborgenen ablief, bei dem Garethia bisher eindeutig vorne lag. Bashot Grim und der Wirt des Rostigen Bechers schenkten sich nichts und schlugen mit Fäusten, Ellenbogen, ja sogar mit Kopfstößen, Bierkrügen und Möbelstücken auf sich ein! Der Trollzacker, der kurz davor war, im Zorn zu Rasen und sich seinem Blutrausch hinzugeben, in dem er seinen Gegner und vermutlich auch die Hälfte der Zuschauer getötet hätte, konnte sich aber gerade noch so beherrschen. Das fette vom Schwarzbier bereits torkelnde Schwein schlug so hart auf ihn ein, und brüllte sogar: „Ich schlage dich so hart wie meine missratene Tochter Leti!“ und verpasste Bashot einen Seitenschwinger mit der flachen Hand, der ihm fast das Bewusstsein raubte, und ihn beinahe zu Boden gebracht hätte. Dem Stammeskrieger und auch seinen Gefährten wurde nun klar, wer Leti ‚geschaffen‘ hatte. Er bäumte sich wieder auf und spürte dass es eher der Alkohol war, der in seinem Blut rauschte. Der grimme Bashot boxte dem letzten noch stehenden Wirt so lange in sein fettes Gesicht, bis dieser nur noch unkontrollierte um sich schlug, wobei er noch zwei der Umstehenden versehentlich niederschlug. Dann pfefferte der Trollzacker dem Wirt des Rostigen Bechers eine Hammerfaust in den Bauch, so dass dieser kotzend zu Boden ging.
Bashot hatte es wirklich geschafft und drei der Wettkämpfe gewonnen! Die Menge jubelte und weitere Freibierrunden wurden ausgegeben. Wenig später war Bashot ‚Schwarzbier‘ Grimm in ganz Barken bekannt und wurde bis tief in die Nacht als Sieger gefeiert, nach der er schließlich mit den beiden jungen hübschen Töchtern des einen Wirtes im Bett landete – im selben Zimmer in dem natürlich auch Ungolf, Telor und Bastan lagen und ihren Rausch ausschliefen, aber das störte ihn und die beiden Mädchen nicht…
Garethia aus Barken, die die meisten Leute um ihre Dukaten und ihre Silbertaler erleichtert hatte musste im Morgengrauen feststellen, dass letzten Endes auch sie bestohlen worden war. Leti Schweinsköpfer, deren Gesicht die Helden nicht kannten, war die wahre Siegerin. Sie hatte nicht nur den Wettstreit der Diebe gewonnen, sondern sich nun auch ein Bild von den 'Helden von Zweimühlen' und vor allem von Bashot gemacht, die ihre Räubergefährten Goswin, Bodar, Ramoxosch und Maus umgebracht hatten. Sie konnte es kaum erwarten ihrem Nachnamen alle Ehre zu machen...
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

Hitta von Nierenfeld

Stadt Barken, 19. Phex, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Am Morgen danach traf man unten im Schankraum die Stadtvögtin von Barken – Hitta von Nierenfeld. Hitta, die laut ihren Informationen eine Absolventin des Rechtsseminars in Beilunk und eine ehrgeizige und fähige Verwalterin war, schien etwa Mitte dreißig, hatte rotes langes Haar, trug eine schlichte Garether Platte und ein Langschwert an der Seite. Sie beglückwünschte Bashot Grim zu seinem gestrigen Sieg, und sei durch diesen darauf Aufmerksam geworden, dass die Helden in ihrer Stadt waren, was sie sehr erfreute.
Nachdem dann auch klar war, dass sie aufgrund des Hilfegesuchs hier waren erörterte sie mit den Helden noch einmal ihre bisherigen Erkenntnisse, die sie diesen bereitwillig mitteilte. Alle Vermissten verschwanden entweder abends oder nachts und seitdem fehlte von diesen jede Spur. Vornehmlich waren die Opfer von niederem Stand und überdurchschnittlich häufig handelte es sich um ältere Frauen zwischen fünfzig und siebzig Wintern. Die Patrouillen der Stahlherzen hatten entlang der Straße wiederholt verlassene Lagerplätze gefunden, darunter auch eilig gelöschte Lagerfeuer, nur unzureichend verborgenes und durchwühltes Gepäck. Aber derartige Spuren konnte man überall in der Wildermark finden. Kampfspuren waren jedoch eher selten zu finden. Hitta erzählte weiter von einem nahegelegenen Gasthaus am Wegesrand außerhalb der Stadt, das vor etwa einer Woche von ihrem Bruder Reto von Nierenfeld total menschenleer vorgefunden wurde. Eine Tatsache, die die Stadtvögtin sehr beunruhigte.
Auf Nachfragen stellte sie den Zweimühlern ein Schreiben aus, das ihnen eine Audienz bei ihrem Baron, der auf Burg Meidenstein residierte, ermöglichen sollte. Sie erzählte, dass der ledige und kinderlose Baron leider ein eher verweichlichter Ritter und Herrscher war. Meist handelte er sehr zögerlich, lebte sehr zurückgezogen auf seiner Burg und scherte sich kaum um sein Lehen. Damals nach dem Tod seines Vaters Luchbald von Nierenfeld-Schlegelstein, der im Jahr des Feuers gefallen war, war Bernfried seinem Vater als Baron nachgefolgt. Dazu hatte man diesen aber erst kurz vor seinem Antritt als Baron den Ritterschlag verpasst. Die Mutter des neuen Barons soll bald darauf wahnsinnig geworden und angeblich verstorben sein, wobei Hitta als Base von Bernfried aber nie deren Leichnam zu Gesicht bekommen hatte. Jedenfalls trauerte der Baron seit dem Tod seiner Eltern und hatte sich ganz dem Boronkult zu- und von der Welt abgewandt. Er hatte den Schrecken dieser Zeit wenig entgegenzusetzen und flüchtete sich vor der Realität in schwärmerische Liebesbeziehungen und redete sich sein zögerliches Verhalten vor seinen Junkern und Rittern immer wieder mit neuen Ausflüchten schön. Sie machte im Grunde klar, dass von ihm keine Hilfe zu erwarten sei, weshalb sie, Reto und Erdemunde nun die Sache in die eigene Hand genommen hatten.
Zusätzlich arrangierte sie für den Abend des nächsten Tages ein Treffen zwischen den Helden und ihrem Bruder, den sie am besagten Gasthaus außerhalb der Stadt treffen sollten, und der sie dann zur Burg begleiten solle.
Sie berichtete weiter von den Rotpelzen, die den nördlichen Bauern zusetzten, wodurch geschütztere Wehranlagen wie Barken mit den Überresten von Burg Krämerschreck, Burg Okenlug, Gut Donnersfelden aber auch das kleine Kloster Perainenweil regen Zulauf erhalten hatten. Die meisten Meidensteiner schlugen sich irgendwie durch, wobei das Wort „Schlagen“ manchmal wirklich zutraf. Die Ereignisse um die verschwundenen Menschen beunruhigte aber immer mehr.

Der Junker vom Schweigenfels

Hitta erzählte ihnen aber auch vom sogenannten ‚Junker vom Schweigenfels‘, Szechmun dem Schrecklichen, der kein geringerer als ein junger Riesenlindwurm war, mit dem ihr Baron einen ‚Pakt‘ geschlossen hatte! Szechmun war das erste Mal Ende Travia im Jahre 1029 BF aufgetaucht, nachdem der junge Riesenlindwurm vermutlich von anderen Drachen und Drachentötern aus den Amhallassih-Kuppen vertrieben worden war. Ende des besagten Jahres hatte der Baron Bernfried über fremdländische Helden versucht mit dem Drachen Kontakt aufzunehmen um mit diesem zu verhandeln, bis es Mitte 1030 BF zu besagtem Pakt zwischen Szechmun und dem Baron kam, der ihn zum Junker vom Schweigenfels ernannte.
Der Pakt beinhaltete, dass Szechmun den Baron weitgehend in Ruhe lassen würde, solange dieser ihn ab und an mit ‚Futter‘ versorgen würde. Der Riesenlindwurm hatte dem Baron aber in keiner Art und Weise Gefolgschaft zugesichert und nahm auch keine Befehle von diesem an, auch wenn das nach außen hin natürlich anders kommuniziert wurde, um potentielle Kriegsfürsten abzuschrecken.
Gerüchten zufolge soll der Drache vor zehn Jahren einen Kopf im Kampf gegen Drachen, und vor acht Jahren seinen zweiten Kopf im Kampf gegen eine Meute Abenteurer verloren haben. Beide Köpfe sollen dem über acht Schritt großen Untier, das auf die korrekte Anrede seines Adelsstandes sehr empfindlich bestehe würde, aber nachgewachsen sein. Seit dem Pakt mit dem Baron hatte Szechmun auch „nur“ ein einziges Dorf in Brand gesteckt, und alle Einwohner zerfetzt und gefressen. Sie riet dringend davon ab, sich auf das Junkerngut des Drachen zu begeben, um keinen weiteren derartigen ‚Zwischenfall‘ zu provozieren…

Feenkind, Höllenhund und Hexengeist

Die Helden, die immer noch nicht fassen konnten, was ihnen die Stadtvögtin erzählte, mussten bald feststellen, dass es außer Zweimühlen auch noch andere Baronien gab, in denen es sehr wild und wunderlich zuging.
Hitta berichtete weiter von dem ‚Feenkind‘ Nedime, der Tochter des Ritters Jergan von Okenlug, das sich vor einem Karmanath geschützt haben soll, indem es sich in ein Feentor rettete, das sie auf Burg Okenlug geöffnet haben soll! Kurz darauf soll Ritter Jergan den Höllenhund auf der Burg getötet haben, der jedoch wiedergekehrt sein soll.
Bevor die Helden sich aber sicher waren, ob sie das gerade wirklich richtig verstanden hatten, erzählte die Stadtvögtin vom sogenannten ‚Geist vom Kliessee‘, einer zum Schutz der Anwohner verfluchte Hexe aus Urzeiten, die im Örtchen Schwarzweil ihrer Aufgabe äußerst gewissenhaft nachgehen solle.
Telor schüttelte nur den Kopf über die hiesigen Zustände, wobei die Baronie Zweimühlen locker mit dieser Baronie mithalten konnte. Der Zauberer vermutete, dass es sich bei den Höllenhunden eher um die Überbleibsel eines Rudels handelte und nicht um einen einzigen Niederen Dämon, denn für gewöhnlich wurden Karmanthi aus dem Gefolge des Belshirashs immer zu mehreren beschworen. Nicht dass er dies selbst vermochte, aber zumindest aus der Magietheorie kannte er diese niederen Dämonen.

Stadtgespräch

Nach ihrem Gespräch mit Hitta von Nierenfeld hörten sie sich noch in der Stadt um und erfuhren von einem einarmigen Bettler namens Alrik, der angeblich früher ein Held war dem Szechmun den Arm abgebissen hatte, dass es hier direkt nach der Schlacht in den Wolken Probleme mit einer Ghulhorde gab, die in Meidenstein, Rappenfluhe, Rosenbusch und Hallingen ihr Unwesen getrieben haben soll. In diese Zeit fiel auch die Schändung einiger Boronanger in der gesamten Region. Dieses Unheil endete erst mit der Ankunft des Boron- und jetzigen Hofgeweihten des Barons Bernfried.
Jener junge Borongeweihte Portius mit Namen, der vorher den Norden der Wildermark bereiste, soll es angeblich geschafft haben einen treuen Gefolgsmann des Barons „wiederbelebt“ zu haben! Nach seinen eigenen Angaben könne er den Tod heilen!
Bastan und auch die restlichen Helden konnten kaum glauben, was ihnen erzählt wurde. Sie verstanden natürlich nicht so viel von den Göttern, wie ein Geweihter, aber der Tod war sicherlich nicht so etwas wie eine Krankheit, welche man heilen konnte. Aber konnten sie sich da wirklich so sicher sein? Zumindest die hohen Diener der Göttin Tsa, sollen wirklich über derartige Kräfte verfügen - zumindest den Gerüchten nach. Auch Albuin ‚der Ketzer‘ von Bregelsaum, der von sich selbst behauptet hatte, der Sohn des Götterfürsten zu ein, und frühere Illuminatus von Wehrheim, hatte Wunder wirken können, obwohl er einem ketzerischen Praiosglauben verfolgt hatte. Vielleicht waren die Wege der Götter unergründlicher als sie dachten. Aber wenn sie sich derartige Fragen hätten beantworten können, würden sie vermutlich in irgendeinem Tempel hocken, anstatt sich über die Gerüchte eines Bettlers und anderer wilder Gestalten Gedanken machen zu müssen.
Beim Kräuterhändler deckten sie sich noch mit ausreichend Sansaro-Sud und Sansaro-Paste ein, einem Heilmittel das ihnen hoffentlich gegen ihre Parasiten half, die sie seit den Nächten in der Ruine Schwarzenfels plagten. Im Tausch gegen die Kräuter übertrug Bashot dem Kräuterhändler kurzerhand das Recht zukünftig Schwarzbier in seinem Kräuterladen auszuschenken…

Das verlassene Gasthaus

Gegen Nachmittag desselben Tages erreichten sie das besagte Gasthaus, in dem vor kurzem einfach alle Bewohner spurlos verschwunden sein sollen und an dem sie Reto von Nierenfeld treffen wollten, den Bruder der Stadtvögtin.
Das im Schatten eines nahe gelegenen Waldes liegende Wirtshaus lag direkt an der Straße neben einem verfallenen alten Wachturm, auf dem kein Banner mehr wehte. Niemand vermochte zu sagen, wie alt diese Turmruine schon war. Schnell mussten die Zweimühler Recken aber feststellen, dass das Gasthaus um das viele Krähen kreisten, gar nicht so verlassen war, sondern nun neue Bewohner in Form von drei Wegelagerern hatte, die sich hier häuslich eingerichtet hatten!
Nach einem blutigen Gemetzel, das die vier nahkampfstarken Helden schnell für sich entschieden und bei dem keiner der Räuber lange überlebte schaut man sich, im Blut der Schurken stehend, die Kampfspuren an, die sie hier vorfanden. Waren vielleicht die Räuber selbst die Ursache für die verschwundenen Menschen, oder hatten die lediglich die Situation ausgenutzt, die sich ihnen hier geboten hatte?
Man wärmte sich am noch im Kamin brennenden Feuer, während sich draußen die Krähen an den Augen der Wegelagerer labten, bevor größere Tiere ihnen die Kadaver, die man hinters Haus geschafft hatte, streitig machen konnten. Boronian Angermacher hätte sicher dafür gesorgt die Toten zu begraben, aber dieser war seit der Rückeroberung von Zweimühlen ebenfalls verschollen. Außerdem wo kämen sie den hin, wenn man alle Leichen begraben würde, die man zuvor erschlagen hat?

Reto von Nierenfeld

Gegen Abend und mit einigen Stunden Verspätung erreichte Reto von Nierenfeld das ‚verlassene‘ Gasthaus in dem Bastan, Ungolf, Telor und Bashot rasteten. Der strebsame Ritter hatte eine gedrungene, kräftige Statur und eine rotblonde Prinz Brin-Frisur und war in voller Platte gepanzert. Sie erklärten dem Ritter, der unterwegs ebenfalls von Raubgesindel aufgehalten worden war, was sie hier vorgefunden hatten, und dass hier auf jeden Fall einiges nicht stimmte in dieser Baronie. Und genau das war auch der Grund, warum auch er sich dafür stark gemacht hatte, zusammen mit Hitta und Erdemunde die Zweimühler Helden zu benachrichtigen. Den Zwölfen sei Dank, hatte ihre Botschaft die Helden auf Umwegen doch noch erreicht.
Reto bestätigte viele der in Barken gehörten Geschichten und auch das Portius wirklich einen getreuen besonders hübschen Gefolgsmann des Barons, der von Lederschienen-Goswin Bachental erschlagen worden war, wieder zum Leben erweckt hatte. Er hatte es mit eigenen Augen gesehen. Auch wenn der Getreue wieder lebte, sah er nach der Begegnung mit Goswins Holzfälleraxt aber nicht mehr so ansehnlich aus, weshalb der Baron seinem Gefolgsmann aufgetragen hatte, den jungen charismatischen Borongeweihten in Zukunft zu beschützen. Reto bestätigte, dass sein Baron mehr als nur Schwärmerei für den jungen Portius empfand und dass dieser sich nach dessen Begegnung mit dem, der den Tod heilen konnte, in den Boronglauben regelrecht hineingesteigert hatte. Der Ritter war sich aber sicher, dass Bernfried ihnen zusammen mit ihm eine Audienz gewähren würde.

Meidenstein trägt schwarz

Burg Meidenstein, 20. Phex, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Nahe der Reichsstraße an der Weidener Grenze ragte die Baronsburg Meidenstein hoch hinauf. Die Bewohner der alten Festung und des nicht weit weg gelegenen Dorfes ließen augenfällige Fröhlichkeit vermissen trugen nach dem Willen des Barons alle schwarz! Aber man merkte den Menschen an, dass sie dem Diktat ihres Herrschers nur so weit folgten, wie unbedingt nötig, so dass auch nicht boronische, wohl aber travia-, peraine- und ingerimmgefällige Symbolik zu sehen war. Die Helden von Zweimühlen hielten sich jedoch nur kurz mit den Anwohnern auf, und machten sich im nun einsetzenden Regen direkt an Aufstieg hoch zur norddarpatischen Höhenburg, die im Laufe der Jahrhunderte immer wieder ausgebaut worden war. Genau wie die Burg Weidleth in den Nordmarken, die ähnlich aufgebaut war, war auch diese Burg im Sturm vermutlich uneinnehmbar aufgrund ihrer Höhenlage.
Nach einer kurzen Kontrolle am Torhaus, wo sie im Beisein des Nierenfelder Ritters ihr Audienzschreiben vorzeigten, betraten sie die Festung mit einem unsicheren und mulmigen Gefühl. Vor allem Ungolf Ferdoker erinnerte sich noch an die Ereignisse auf der Galbenburg, aus der sie nur durch Rogars Kampfgeschick wieder herausgekommen waren, nachdem dieser die Eisenfaust bezwungen hatte. Diesmal waren sie aber auf sich gestellt.
Die Innenwände der Burganlage waren mit schwarzen Stoffen behangen und die große Halle nur spärlich durch Fackeln und zwei Feuerschalen am Thron des Barons erleuchtet. Ein seltsamer Geruch, wie man ihn aus Tempeln des Borons kannte, lag in der Luft. Auch waren in der ganzen Burg Statuen und Bildnisse von Raben und mit anderen borongefälligen Symbolen aufgestellt. Die Bewohner und die Burg selbst wirkten durch ihre ausschließlich schwarze Kleidung mehr als unheimlich.
Der Herr und Baron Meidensteins saß in dunkle Gewänder gekleidet auf seinem Thron, wo er die Helden aus Zweimühlen bereits erwartete. Seine Gesichtsfarbe war ungewöhnlich blass und wenn die Gerüchte stimmten, die man sich so erzählte, dann verließ Bernfried Toste von Nierenfeld-Schlegelstein die Burg nur noch selten. Sein Wappenschild neben dem Thron zeigte schräggeteilt ein rotes Mauerwerk und einen schwarzen Ritter über silbernem mit roten Blüten besäten Grund, ein Wappen das nach dem Jahr des Feuers vom Baron abgeändert worden war. Das rote Mauerwerk, wie Ungolf erkannte, symbolisierte das Blut der Vielen die Meidenstein verloren hatte und der Schwarze Ritter aus dem Wappen seines Vaters ritt nun auf silberner Ebene über die blutroten Flachsblüten, die das fruchtbare Jahr ankündigten.
Außer dem Baron waren noch fünf schwarz gepanzerte Ritter in der unmittelbaren Nähe. Darunter befand sich der Ritter Jergan von Okenlug mit einem Wappenschild neben ihm abgestellt der ein schräg geteiltes blutroten Mauerwerk und einem ebenso rotes Schwert auf silbernem Grund zeigte, das er auch an seiner Seite in einer roten Schwertscheide trug. Der direkte Lehenmann Barons war etwa Mitte dreißig und machte einen recht kampfstarken Eindruck. Die Geschichte mit dem oder den Höllenhunden, könnte sogar der Wahrheit entsprechen. (Absatz)
Neben diesem stand die etwa zehn Jahre ältere Junkerin von Gut Donnersfelden, Ritterin Waliburia von Stannitz-Schnattermoor. Deren Wappen war auf ihrem Schild in grün gespalten, belegt mit drei goldenen Schrägrechtsbalken und grün, erniedrigt belegt mit drei silbernen Leisten im Wellenschnitt, daraus wachsend drei goldene Schilfgräser mit schwarzen Rispen und goldenen Blüten. (Absatz)
Ansonsten war Ungolf noch der Schild des Junkers von Gut Schwarzweil, Ritter Valerius von Weidenstein-Nierenfeld bekannt, der vielleicht vierzig Winter erlebt haben mochte. Im Gegensatz zu den anderen Rittern und Ritterinnen, war der schwarzhaarige Valerius mit seinem kantigen bis spitzen Gesicht, eher von hagerer Gestalt und fast unscheinbar, genau wie seine Rüstung. Dennoch entstammte er nicht nur der Familie Nierenfeld wie Bernfried, Reto und Hitta, sondern auch angeblich aus der ehemaligen Baronsfamilie derer von Meidenstein. Er besaß die größten Rinderherden der Meidensteiner Lande und zählte zu den reichsten Personen der Baronie. Ein Mann, der womöglich Baron Rogar Geld leihen konnte, und den man sich besser merkte.
Der andere Ritter und die Ritterin und deren Wappenschilde waren den Helden nicht bekannt. Neben ihren Schilden auf dem Rücken und einem Langschwert an der Seite trugen diese beiden noch zusätzlich einen Zweihänder. Aber außer dem Baron trug nur noch Reto von Nierenfeld eine schwarze Schärpe, das Bundeswappen der Stahlherzen.
Der Baron hörte sich die Rede der tapferen Helden an, die versuchten ihn auf die Missstände in seiner Baronie aufmerksam zu machen. Aber dieser antwortete nur: „Uns trifft alle der Verlust, die einen früher, die anderen später. Die Sterne kündeten mir davon – auch von eurem Kommen.“ Seine blasse Hand deutete ihnen näher zu kommen, auf dass er die Ankömmlinge besser in der Düsternis erkennen konnte. Die Zweimühler traten näher und kamen nun auch auf die verschwundenen Menschen zu sprechen kamen, was Reto bestätigte. Aber der Baron fiel diesem und den Helden ins Wort: „Es verschwinden keine Menschen in meiner Baronie!“ Bastan entgegnete daraufhin, dass sie dies dann so ihrem Baron und auch den anderen Baronen der angrenzenden Baronien mitteilen und dann eben diese um Rat fragen würden.
Bernfried von Nierenfeld erhob sich nun und ballte seine bleiche Hand zur Faust: „Nirgendwo werdet ihr hingehen. Ritter setzt sie fest!“ Dann wurden Schwerter gezogen und die Audienz wandelte sich binnen Augenblicken in ein Gemetzel aus Blut und Stahl. Nur die Sterne wussten wen von ihnen allen in diesen Momenten der endgültige Verlust treffen würde, vom dem der Baron noch kurz zuvor gesprochen hatte...
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35. Spielabend: Meidensteiner Totentanz

Nun entbrannte der Kampf im Großen Saal der Burg Meidenstein! Klingen wurden gezogen und die Wappenschilde hochgerissen. Ritter gegen Helden. Die Wildermark wurde in den nächsten Augenblicken ihrem Namen einmal mehr gerecht.
Ungolf Ferdoker von Gerdenfelde versuchte Telor mit seinem Schild abzuschirmen, was bei gleich zwei Rittern, die es auf den Zauberer abgesehen hatten, aber ein recht schwieriges Unterfangen war.
Ritter Jergan von Okenlug brach durch und verletzte den Magier mit seinem Schwert am Bauch, was diesen nun seinerseits zum Handeln zwang. Sein Gambeson hatte zumindest einen Teil des Treffers abfangen können.
Telor von Randolphsforst aktivierte seinen Duplicatus Doppelbild-Matrixgeber und erschuf so innerhalb von einem Augenaufschlag vier weitere illusionäre Ebenbilder von sich, die den Feind verwirrten, und die tödlichen Schwerthiebe von seinem wahren Körper fernhielten. Er hoffte nur, dass das Artefakt nicht im falschen Moment instabil werden würde, aber der Matrixgeber hielt stand und sog seine astrale Macht förmlich in sich auf um den Zauber aufrechtzuerhalten mit der Macht seines damaligen Erschaffers. So geschützt würde sich Telor auf weitere Zauber konzentrieren können und überschlug im Kopf die ihm zu Verfügung stehenden magischen Optionen.
Bastan von Erlgau zog seine Fledermaus vom Gürtel, wich einem auf seine Beine gezielten Zweihänderhieb aus, der ihn bei einem Treffer zum Krüppel geschlagen hätte, ließ die Wurfwaffe über seinem Kopf rotieren, und fesselte die Ritterin, die es ganz eindeutig auf ihn abgesehen hatte, mit einem gekonnten Wurf. Bewegungslos ging die gepanzerte Frau daraufhin zu Boden und versuchte sich zu befreien, was in ihrer schweren Rüstung so gut wie unmöglich war.
Bashot Grim widmete sich Waliburia von Stannitz-Schnattermoor, der anderen weiblichen Ritterin und trennte ihr mit einem einzigen Schlag seines Andergasters das rechte Bein ab! Der Stammeskrieger grinste bösartig aufgrund seines schnellen Sieges über die Junkerin von Gut Donnersfelden, die kurz darauf auf dem Boden liegend ihr Leben aushauchte und verblutete. Sicher war auch sie eine Heldin, wie er – aber sie hatte im Entscheidenden Moment einfach auf der falschen Seite gestanden.
Reto von Nierenfeld konnte nicht fassen, was hier gerade passierte. Sein Baron hatte ihm und den anderen Meidensteiner Adligen den Befehl gegeben die Helden von Zweimühlen festzusetzen, was nun in einem regelrechten Gemetzel ausartete. Er hatte seinem Baron einen Eid geschworen, gleichzeitig konnte er sich aber auch nicht einfach gegen die ruhmreichen Zweimühler richten, die er doch hier hergeführt hatte um seinen Baron umzustimmen. Er zögerte und hielt sich vorerst aus dem Kampf heraus - möge Rondra ihm bei dieser Entscheidung beistehen.
Ritter Valerius von Weidenstein-Nierenfeld, griff nun auch zögerlich in den Kampf ein. Gleichzeitig wurde ihm klar, was sich ihm hier gerade für eine einzigartige Gelegenheit bot. Er hielt sich an den Befehl seines Barons, dessen Titel er zu gerne selbst innehaben würde und wartete erst einmal den Verlauf des Kampfes ab. Der reichste unter allen Meidensteiner Adligen suchte sich Bashot als Gegner aus, der gerade eben Waliburia erschlagen hatte. Er war selbst erstaunt über seinen Mut im Angesicht des gewaltigen Hünen, der halbnackt vor ihm stand. Einen Andergastertreffer später bereute er aber auch schon seine Entscheidung und begann sich nach einer Fluchtmöglichkeit umzusehen. Er musste bei diesem Kampf nur überleben und hoffen, dass Bernfried den Tod finden würde.
Der Baron selbst stieg nun von seinem Thron auf – und begann zu tanzen! Amüsierte ihn etwa das Blutvergießen in seinem Großen Saal? Offenbar war der Hochadlige wirklich von allen guten Geistern verlassen. Dann aber befahl er seiner eben gefallenen Ritterin Waliburia weiterzukämpfen, obwohl diese bereits leblos am Boden lag. Nun kam aber wieder Leben in ihren Leichnam und auch ihr abgetrenntes Bein begann einige Schritt weiter zu zucken, während Bernfried Toste von Nierenfeld-Schlegelstein einfach weiter tanzte und dabei sein Schwert zog. Der Baron hatte seine getreue Ritterin gerade einfach wieder zum Leben erweckt!
Telor kam das Tanzen irgendwie bekannt vor. Auch der verfluchte Bethanier hatte während der Dritten Dämonenschlacht auf dem Feldherrenhügel getanzt. Er hatte dies zwar nicht mit eigenen Augen gesehen, aber Telor erkannte in dem Tanz durchaus ein magisches Muster. Auch Ungolf, der schon den ein oder anderen höfischen und gemeinen Tanz gesehen hatte, erkannte die Tanzschritte – der Meidensteiner Totentanz. Nur hatte dieser noch nie eine derartige Wirkung bei diesem beobachten können. Der Stabshauptmann bemerkte, dass Telor sich mittels Magie bereits selbst geschützt hatte und konnte sich so auf seinen Ritter mit Zweihänder konzentrieren, während Telor hinter ihm ein magisches Flim Flam Funkel-Licht beschwor, das den Großen Saal nun endlich in ausreichendem Licht erhellte. Ungolf parierte jeden Angriff seines schwergepanzerten Gegners und traf seinerseits immer wieder mit Finten seines Bastardschwerts das mit einer Amdelem-Glyphe besetzt war. Dann ging er zu gezielten Stichen über und durchbohrte die Garether Platte des Ritters durch eine kleine Schwachstelle zwischen den Panzerplatten und umging so einfach dessen Rüstung. Einen Augenblick später ging auch dieser Meidensteiner Ritter mit durchbohrter Lunge zu Boden – nur um kurz darauf ebenfalls wieder aufzustehen! Welche finstere Macht hier auch immer am Werke war, es war nicht der Gott Boron, dessen Symbole und Statuen überall in der Burg zu sehen waren.
Das erkannte nun auch Reto und griff endlich auf Seiten der Helden von Zweimühlen in den Kampf ein, indem er Ritter Jergan gegenübertrat und diesen zum ritterlichen Zweikampf herausforderte, und so gleichzeitig Telor mehr Zeit zum Zauberwirken verschaffte.
Der kampferprobte Jergan nahm den Kampf an. Er würde Reto erschlagen wie damals die Höllenhunde auf seiner Burg. Jemand der seinen Schwur dem Baron gegenüber gebrochen hatte, hatte von Jergan keine Gnade zu erwarten. Die beiden Meidensteiner schlugen nun heftig aufeinander ein und schenkten sich nichts. Nur einer von beiden würde diesen Saal wieder lebendig verlassen.
Während die Helden von Zweimühlen nun gegen die wiederauferstandenen Leichname der Ritter kämpfen mussten, versuchte Valerius sein Heil in der Flucht, bei der ihm Bashot noch mit einem Passierschlag hart im Rücken traf. Halb tot stolperte Valerius die Treppenstufen hinunter, nur um kurz darauf ebenfalls von einem Fledermausgeschoss gefesselt zu Boden zu gehen, das Bastan ihm hinterher geschleudert hatte. Der Erlgauer, dem nun die Wurfgeschosse ausgegangen waren, wechselte zu seinem Kurzbogen und verschaffte sich einen neuen Überblick über den tobenden Kampf.
Telor setzte nun dem seltsamen Totentanz des Barons ein Ende, indem er auf diesen einen „Paralü Paralein – Sei starr wie Stein“ wirkte. Der Zauber durchbrach die Magieresistenz des Barons und verwandelte dessen Körper zumindest vorübergehend in eine unbewegliche Statue aus massivem Stein. Zumindest erhoben sich nun keine weiteren Toten.
Die bereits bestehenden wandelnden Leichen waren aber überaus zäh und schienen durch eine alptraumhafte Macht, die nur von Nephazzim stammen konnte, zusätzlich geschützt. Während Reto und Jergan immer noch in ihren Zweikampf verwickelt waren, gelang es Ungolf nach einer halben Ewigkeit endlich seinen Ritter mit dem Zweihänder ein zweites Mal zu ‚töten‘, indem er diesem gezielt den Kopf abgetrennt hatte, während Bashot wie ein Wahnsinniger weiter auf die tote Waliburia einschlug, bevor auch diese endlich in blutigen Stücken aus Metall, Knochen und Fleisch zerteilt war.
Der Stabshauptmann griff nun einfach ehrlos in den Zweikampf zwischen Reto und Jergan ein, und durchbohrte letzteren einfach von hinten mit seinem Bastardschwert. Der Herr von Burg Okenlug sank tot auf seine gepanzerten Knie und verharrte regungslos in dieser Position.
Reto blieb keine Zeit für einen Protest, denn nun stapften mehr als ein halbes Dutzend Burggardisten mit Hellebarden, Zweihändern und schussbereiten Armbrüsten die Treppe hoch und gingen sofort in Formation. Reto versuchte zwar, die Burggardisten die Situation zu erklären, aber er verstand diese ja selbst nicht einmal richtig.
Als dann Telor die Wirkung seines Paralü-Zaubers vor Ablauf der Wirkungsdauer beendete, hatte er Baron Bernfried dadurch unbedacht die Möglichkeit gegeben, seinen hinzugekommenen Burggardisten Befehlen zu geben. Bernfried forderte diese auf, alle Nichtmeidensteiner einschließlich Reto zu töten, wodurch die Situation erneut eskalierte.
Reto warf sich erhob nun aber erneut heldenhaft sein Schwert und seinen halbgeborstenen Schild und rannte einfach in die Formation der Meidensteiner Burgwachen. Er brüllte: „Springt durch die Fenster in den Burghof und flieht! Rettet euer Leben, ich werde sie Aufhalten!“
Ungolf packte den verdammten Baron, hielt diesem seine Klinge an den Hals und zog sich mit diesem und den restlichen Helden zu den verglasten Fenstern zurück. Telor, formte seine beiden Hände zu einem Trichter und rief: „Ignisphaero Feuerball – Gleiß, Brand und Feuerhall!“ Eine Kugel aus elementarem Feuer flog nun in Richtung der neuen Angreifer und explodierte dort krachend in Retos Rücken in einem allesverzehrenden Feuer! Bis auf zwei der Wachen gingen alle brennend zu Boden und waren dadurch sofort ausgeschaltet. Aber auch Reto stand vollkommen in Flammen und kämpfte verwirrt und brennend aber heldenhaft weiter gegen die verbliebenden Feinde. Telors rücksichtsloses Feuer unterschied nicht zwischen Freund und Feind und würde den Ritter so Letzten Endes auch verbrennen, aber das war dem Zauberer aus Andergast egal. Das Feuer verbrannte auch die Fledermaus von Bastan, die Valerius gefesselt hatte, so dass dieser mit letzten Kräften aus den Flammen kroch und weitere Wachen herbeibrüllte.
Telor, der nun alle seine Zauberkraft aufgebraucht hatte, hob mit seinen verbrannten Händen eine neben dem Fenster stehende Holzbank an, und warf diese durch genau jenes in den Burghof hinunter, wo das Mobiliar zufällig noch einen weiteren Burggardisten erschlug. Dann sprangen alle Helden mitsamt dem Baron durch das Fenster vier Schritt in die Tiefe und schlugen dort hart auf dem gepflasterten Boden auf. Am Burgtor angekommen stemmten sie zu Dritt den hölzernen Riegel aus der Arretierung, während die Armbrustbolzen um sie herum einschlugen und sie nur knapp verfehlten. Dann rannten sie zusammen mit dem Meidensteiner Baron, mit der Klinge in dessen Rücken drohend, unter dem sich absenkenden Eisengitter hindurch in die Dunkelheit…

Den Baron entführt

Grenzstadt Barken, 21. Phex, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Mit dem verhüllten und geknebelten Baron passierten sie einen Tag später die niedergebrannte Torburg Krämerschreck und betraten die Stadt Barken wo sie auf schnellstem Wege Hitta von Nierenfeld ausfindig machten und ihr die prekäre Situation erklärten. Sie berichteten auch von dem Meidensteiner Totentanz und den Leichnamen, die daraufhin auferstanden waren und von dem Schicksal von Reto. Hitta schlug vor den Baron erst einmal nach Burg Auraleth zu überführen, wo die Bannstrahler Recht über den Frevler sprechen sollten. Sie stellte den Helden noch ein halbes Dutzend Gildenschützen als Bedeckung zur Seite und legte den Zweimühlern nahe, sich abseits der Reichsstraße gen Süden zu bewegen.
Hitta und auch die Helden vermuteten, dass Portius der 'Borongeweihte' hinter allem steckte, da erst Bernfrieds Liebe zu diesem ihn verändert hatte. Die Stadtvögtin noch wies darauf hin, dass sich der Hofkaplan meist im Südosten der Baronie im Junkerngut Schweigenfels in der dortigen Ruine aufhielt. Eine wahrlich götter- und menschenverlassene Gegend, in der aber auch Szechmun der Schreckliche hauste, mit dem der Baron einen Packt geschlossen hatte.

Zu den Bannstrahlern

Burg Auraleth, 25. Phex, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Bevor sie auf Burg Auraleth ankamen, hatten die vier Helden von Zweimühlen in Barken noch einen Beilunker Reiter losgeschickt, der ihrem Baron Rogar in Zweimühlen eine Botschaft überbringen sollte. In dieser erklärtem sie diesem die Situation und baten um Verstärkung in Form ihrer anderen Gefährten die auf Burg Auraleth zu ihnen stoßen sollten. Mit etwas Glück würden diese in spätestens drei Tagen bei den Bannstrahlern eintreffen.
So oder so, das Schicksal von Bernfried Toste von Nierenfeld-Schlegelstein war besiegelt.
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 22.04.2014 13:42, insgesamt 1-mal geändert.
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36. Spielabend: Auf zum letzten Akt

Dorf Sonnenfelde, 28. Phex, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Da Telor sich natürlich nicht in die Burg der Bannstrahler wagen konnte, trafen sich die Helden von Zweimühlen im kleinen Dörfchen Sonnenfelde im Schatten der Burg Auraleth. Man hatte den Helden hier nicht vergessen, dass sie es waren, die einen Großteil der Dorfbewohner damals das Leben gerettet hatten. Das Landtor war damals lange genug offen gehalten worden um den Flüchtlingen den Rückzug in die Burg zu ermöglichen. Dennoch fühlte Telor von Randolphsforst hier nicht wirklich wohl, hörte er doch wieder das Lied von der ‚Brennenden Hex‘, wobei man darauf achtete, dass er es auch wirklich hörte.
Seit dem Ungolf, Bashot und Bastan den Meidensteiner Baron den Bannstrahler übergeben hatten, hatten diese auch nichts mehr von diesem gehört. Ungolf Ferdoker hatte dem Beschirmer der Ordnung Mittellande die Vorfälle genauestens erklärt und sich eine Unterstützung der Praioskirche erhofft. Die einzige Unterstützung, die er bekam, war jedoch ein Schützendes Ornat. Der weiße, mit Symbolen der Kirche verzierte Umhang, schütze den Stabsoffizier laut Hagen von Föhrenstieg einmalig vor beeinflussender Magie. Natürlich war das besser als nichts, aber er hatte sich eher einen Trupp Bannstrahler oder eine Hand voll Greifengardisten erhofft, die auf der Burg stationiert waren. So musste er und die anderen mit der Verstärkung aus Zweimühlen vorlieb nehmen, die sich ihnen nach drei Tagen in Form von Eyrún Blutaxt und Rhulana von Kurkum anschloss.
Durch Bastans Schreiben, das den Reichsbaron durch die Beilunker Reiter erreicht hatte, waren die beiden Frauen gut im Bilde und drängten auf eine sofortige Abreise. Rogar vom Blute hatte eigentlich schon lange mit der Rückkehr seiner Streiter gerechnet und duldete keinen weiteren Aufschub der Meidensteiner Probleme. Sein Ziel war ein Bündnis mit den Stahlherzen. Und durch die hoffentlich erfolgreiche Hilfe seiner Helden im Norden der Wildermark, rückte dieses immer näher. Dennoch konnte er diese nicht ewig für derartige Nebenaufträge entbehren, denn es gab noch viele weitere Aufgaben – kriegswichtige Aufgaben. Am allerwichtigsten war für ihn aber die Fertigstellung der Drachenschneide, und dadurch dass er Eyrún hatte aussenden müssen, würden sich die Arbeiten an seinem meisterlichen Zweihänder aus Trollstahl noch weiter hinauszögern. Der Streiter des Reiches hatte seiner Frau fürs Grobe befohlen dort oben alle Probleme auf ‚ihre Art‘ zu lösen. Und solange er oder andere Hochadlige nichts davon erfuhren interessierte es ihn auch nicht ‚wie‘ das Problem gelöst wurde. Er hatte keine Zeit mehr – Lutisanas Strategie trug immer mehr Züge des Schwarzen Krieges, auch wenn sie noch weit hinter den Gräueltaten der borbaradianischen Invasion zurückblieb. Aus irgendwelchen unbekannten Gründen hatte sie einen gnadenlos geführten Zerstörungsfeldzug bisher nicht wirklich begonnen, obwohl sie die Mittel und auch die Erfahrung dazu hatte. Rogar konnte aber nicht darauf vertrauen, dass die gegnerische Feldherrin weiterhin so zögerlich Siege errang. So oder so, zog sich die Schlinge um Zweimühlen weiter zu und sie erhöhte den Druck – ganz so, als wartete sie auf etwas…

Die Ruine Schweigenfels

Junkerngut Schweigenfels, 01. Peraine, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Schweigenfels, das Junkerngut, des ‚adligen‘ Riesenlindwurmes, war eine Ruine im Südosten Meidensteins. Auf dem Weg tiefer in das Junkerngut passierten die Helden ein verfallenes und verlassenes Dorf indem es noch nicht einmal mehr streunende Hunde gab. Viele Dächer waren eingestürzt und gelegentlich waren auch verkohlte Überreste von Mensch und Tier zu finden. Was Szechmun von seinem ‚Pakt‘ hielt, war sehr deutlich.
Urwüchsiges und hügeliges Waldland umgab den zu zwei Seiten schroff abfallenden Burghügel. In besseren Tagen, so behauptete Bastan, war dies ein beliebtes Jagdgebiet des Nordwehrheimer Adels, inzwischen verirrte sich aber kaum noch jemand hierher. Gleichzeitig war dies somit das ideale Terrain für Portius‘ boronlästerliche Umtriebe. Aber wie hatte sich der Geweihte mit dem großen Wurm arrangiert, denn der Hofkaplan befand sich hier unmittelbar auf dessen Jagdgebiet? Hatte auch er einen ‚Pakt‘ mit diesem?
Bastan von Erlgau hatte sich über eineinhalb Stunden zuvor abgesetzt um in aller Heimlichkeit den Schweigenfels zu erkunden, aber er war schon lange überfällig. Außer dem Lindwurm, den sie durch das Blätterdach einmal wahrhaft erblicken konnten, und sahen, dass er offenbar in die Ferne davon geflogen war, hatten sie nichts Besonderes gesehen oder vernommen. Immerhin wussten sie nun, dass der Lindwurm wirklich existierte. Gleichzeitig hofften sie, dass er nichts mit dem Verschwinden von Bastan zu tun hatte. Dann nahmen auch die anderen ihren Mut zusammen, und stiegen den bewaldeten Burghügel hinauf. Sie konnten nicht ewig warten.
Die eigentliche Anlage bildete etwa ein unregelmäßiges Viereck, an dessen Nordwest, Südost- und Südwestecke sich ehedem Steintürme erhoben hatten. Bis auf den Nordturm waren sie aber inzwischen verfallen, wie stumme Zeugen einer anderen, einer dunklen Zeit.
Genau wie Burg Schwarzenfels bestanden auch die Überreste des Schweigenfels ganz aus massiven Schiefersteinen der nahen Schwarzen Sichel und wiesen auch in der Architektur und vor allem aber in den sparsam angebrachten Zierornamenten Ähnlichkeit zu der Burg auf, die Arlopir sich vor langer Zeit als Ort für seinen Hort auserkoren hatte.
Der Schweigenfels war jedoch ungleich verfallener, so dass nur noch der Nordturm überhaupt als solcher zu erkennen war. Also machte man sich in geschlossener Formation auf zum einzigen noch intakten Gebäude. Ungolf ließ seine Begleiter erneut wissen, dass er Befestigungen jeglicher Art zu Hassen gelernt hatte in den letzten Monaten.
Auf dem Weg dorthin, entdeckte Bashot einige Schleifspuren Richtung Nordturm aber nur sehr wenig bis gar kein Blut. Was auch immer Bastan erwischt hatte, es war kein Riesenlindwurm, sondern eher stiefellose Humanoide.
Im Nordturm selbst, den sie kurzerhand einfach betraten, trafen sie auf eine Art Diener, der sich mit dem Namen Giso vorstellte. Er schien recht alt, blickte sie mit abgestumpften Augen an und fragte sie tatsächlich nach ihrem Begehr und ob sie jemanden ‚vom Tod heilen wollten‘! Natürlich trauten sie ihm nicht, spielten das Spiel aber vorerst mit.

Hinab zu den Toten

Die Zweimühler folgten dem alten Diener eine steinerne Treppe hinunter in den Keller des Nordturmes. Giso trug als Lichtquelle lediglich eine halb abgebrannte Kerze, so dass erste eine zusätzlich entzündete und von Telor getragene Fackel das düstere und feuchte Gewölbe erleuchtete. Übelkeit drohte die Zweimühler vor lauter Gestank zu überkommen, als sie plötzlich von allen Seiten angegriffen wurden – ein Hinterhalt!
Drei Grüngrauhäutige mit Warzen und Fisteln übersäte weibliche Monster, die wohlgenährt, feist und in vollem Fette stehend aus dem Halbdunkeln mit ihren Klauen auf sie einschlugen! Die Kreaturen hatten einen krummen und buckligen Rücken, und eine kräftige Nackenpartie, auf der ein schwerer Kopf mit ausgeprägtem Kiefer saß - Ghula! Eine von ihnen hatte sogar eine Kette mit Fingerknochen umhängen. Hinzu stießen zwei dürre überaus flinke, männliche Ghule, die leichter gebaut waren und über fünf Schritt durch die Dunkelheit auf sie zusprangen, woraufhin das Gemetzel begann!
Besonders Eyrún und Bashot an den Flanken wurden stark bedrängt, während Rhulana Telor in der zweiten Reihe beschützte und Ungolf vorne das Zentrum ihrer Formation bildete.
Die Ghulspäher, die direkt in ihre Reihen sprangen, bissen wild um sich und erwischten dabei Bashot am Bein, das wenigstens mit seiner neuen Bronzebeinschiene nicht ungeschützt geschützt war, und die Fjarningerin am Arm, wo die Zähne des Leichenfressers ihre Panzerung durchdrangen! Das Ghulengift kroch in ihre Venen und begann ihre Körper langsam aber stetig zu schwächen und zu lähmen. Die Fjarningerin und der Trollzacker, die nun zurecht eine Infektion mit der Ghulenkrankheit fürchteten, brachten aber vorher ihre Gegner noch zur Strecke und schlachteten alles was ihnen vor die Doppelaxt und den Andergaster kam. Aber aus den toten Ghulen spritzte kein Blut sondern vielmehr eine dunkelbraune schleimige Galle, die nach faulem Gemüse roch!
Währenddessen beschwor der Zauberer von Licht und Dunkelheit hinter ihnen einen Flim Flam, der den großen Keller in taghelles magisches Licht tauchte und so seinen Gefährten einen Vorteil verschaffte.
Ungolf, der wie immer sicher hinter seinen großen Schild kämpfte, böse Zungen würden behaupten versteckte, konnte nur mit viel Glück einem lähmenden Biss der Ghule entgehen und stach die Ghule mit gezielten Stichen ab, die Bashot bereits schwer verletzt hatte.
Einer der Untoten, wobei sie sich nicht sicher waren, ob Ghule in diese Kategorie passten oder nicht, schlug sogar so hart zu, dass er sich den eigenen Arm an Bashots Verteidigung brach, während letzterer kaum noch einen Andergaster heben konnte, vor lauter Gift, das durch seine Adern pulsierte.
Auch Rhulana, die die meiste Zeit vor lauter Totenangst, die seit der einen Nacht in Wehrheim plagte, hinter der Eisbarbarin blieb, fing sich einen der verdammten Bisse ein, deckte aber den Zauberer sicher vor jedem der Gegner.
Telor versuchte derweil mittels eines „Klarum Purum Kräutersud – Frei von Gift wird alles Blut“, seine Gefährten vor der Wirkungen der Ghulenbisse zu bewahren – was ihm eher schlecht als recht gelang. Eigentlich war es eher Glück, dass ihm der Zauber in dieser Situation gelang. Nur die Zukunft selbst würde wohl zeigen ob sie auch noch einen ihrer eigenen Freunde erschlagen mussten oder nicht. Die Scheußlichkeit einer drohenden Verwandlung in einen Leichenfresser hatten sie seit dem Mythraelsduell in Form von Junivera von Seshwick nur zu gut in Erinnerung. Gerüchte besagten, dass ihre Verwandlung aufgehalten aber nicht völlig rückgängig gemacht werden konnte…
Zu dritt töteten sie das fünfte und letzte Monster, wobei Bashot die Brust der Ghula regelrecht zerteilte und ihr so den Todesstoß verpasste. Dann sank die Fjarningerin durch die Wirkung des Ghulengiftes auf die Knie. Telor versuchte den Zauber bei Eyrún zu wiederholen – sogar mehrmals, und er ließ sich auch dabei Zeit, aber es war vergebens. In den Augen seiner Begleiter sah er schon fast vorwurfsvoll, dass sie derartige Hilfe einfach von ihm erwarteten. Er sah ihre Zweifel an seiner Macht. Aber er war ein Umweltzauberer, kein verdammter Heilmagier.
Die kräftige Amazone schleppte daraufhin die bewegungsunfähige Fjarningerin und deren Axt die Treppen hinauf, wo sie über ihre Gefährtin wachte. Offenbar war es ihr nur Recht hier oben bei dieser wachen zu dürfen, was sie natürlich niemals zugeben würde. Dadurch waren die zwei Heldinnen und auch der Zauberer aufgrund seiner Machtlosigkeit ausgeschaltet.
Giso, der während des Kampfes von einer der Klingen der Helden im Rücken verletzt worden war, wurde nun von Ungolf zum Reden gezwungen, wo sich Bastan befände. Zunächst versuchte es der alte Diener mit Lügen, die der Stabshautmann jedoch durchschaute. Bald darauf hatte der Landsknecht des Blutes, wie man ihn früher genannt hatte, die Wahrheit aus dem lebendigen Stück Dreck herausgequetscht, ließ ihn aber am Leben. Zusammen mit dem durch Magie geretteten Bashot stapften gen Efferd in eine ehemalige Vorratskammer, in der sich Bastan angeblich befinden sollte. Wenn nicht würde er den Diener bei seiner Rückkehr erschlagen, aber das hatte er sowieso vor. Und wäre Eyrún nicht durch das Gift gelähmt, würde der Kopf des Dieners sicher schon über den Kellerboden rollen.
In der ehemaligen Vorratskammer fanden sie ein halbes Dutzend offenbar ebenfalls gelähmte und vermisste ältere, weibliche Untertanen der Stahlherzen, die hier in ihrem Todesschlaf fast planvoll präpariert gelagert auf dem Boden lagen. Für sie kam vermutlich jede Hilfe zu spät, denn ihre Körper waren von diversen Bisswunden übersät. Aber sie waren auch hier ansonsten nicht allein. Ein mit baumelnden Wirbelknochen behängter Ghul nagte an einer der vermissten Untertaninnen, die bereits schon am verwesen war. Ein weiterer Ghul lag bewegungsunfähig und vollgefressen in den Überresten von blutigen Lungen, Galle und Nieren. Beim ruckartigen Aufstehen, als dieser die Eindringlinge entdeckte, riss ihm sein geschwollener Bauch jedoch auf, woraufhin er qualvoll verendete! Aber neben diesen beiden Leichenfressern erblickten die beiden Streiter in Telors beweglichen magischen Licht, zwei weitere Ghule, die hier von Toten einzelne Leichenteile auflasen und sich diese in Fleischtaschen in ihren eigenen Leib steckten! Diese Sammler sahen kräftiger aus, als die bisherigen Ghule schienen auch über eine härtere Haut zu verfügen. Zum Glück waren sie aber auch langsamer.
Geschickt bewegten sich Ungolf und Bashot, die im hinteren Teil des Kellers ihren vermissten Gefährten entdeckten, durch die erleuchtete Dunkelheit. Überall lagen mächtig große und tückische Exkrementhaufen auf dem Boden die Kuhfladen ähnelten und sie fast ausrutschen ließen. Zusammen versperrten sie taktisch sinnvoll eine Engstelle des Kellers, so dass Ungolf mit seinem Großschild ganz vorne stand und die drei Ghule ihre Überzahl nicht ausnutzen konnten. Den ersten kräftigen Ghul mit Fleischtaschen hieb der Stabshauptmann mit drei Schlägen seines Bastardschwertes nieder. Und dem zweiten Sammler trennte Bashot nach einem Schlag in die Brust einfach den rechten Krallenarm ab. Der letzte, mit den baumelnden Wirbelknochen behängte, Fresser viel wiederum dem Bastardschwert zum Opfer, das ihn mit einem wuchtigen Schlag in die linke Schulter zu Boden schickte, wo er in seinem eigenen stinkenden Blut, sofern man dies als solches bezeichnen konnte, liegen blieb.
Dann schritten sie über die gelähmten Meidensteiner Untertanen hinweg durch die Exkremente zu Bastan, den sie zusammen mit seiner Ausrüstung zurück in den Keller des Nordturmes und dann die Treppe zu den anderen hinauf schleppten.
Den ihnen einzigen bekannten Eingang zu dem Ghulenbau verbarrikadierten sie mit allem an Mobiliar, was sie oben noch finden konnten. Wenn die verfluchte Kelleranlage die gesamte Fläche der Burg einnahm, dann hatten sie noch sicher dreiviertel der unterirdischen Anlage vor sich, ohne zu wissen, wie tief es noch hinab gehen mochte. Aber ohne die hünenhafte Leibwächterin und eine Wache, die sie bei ihr zurück lassen mussten, waren sie nur noch halb so stark. Auch ihr Zauberer, der nur noch über seine Stabzauber verfügte, musste seine astrale Macht dringend zurückgewinnen. Möge Boron ihnen beistehen…
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37. Spielabend: Hinab zu den Toten II

Ruine Schweigenfels, 02. Peraine, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Gerade einmal vier Stunden hatte ihre Rast angedauert und ihre Barrikade standgehalten. Zwei mit Dreck bedeckte, blinde Ghule, mit ausgeprägten harten Klauen wühlten sich regelrecht durch das Mobiliar, mit dem die Helden von Zweimühlen den Treppenaufgang zuvor versperrt hatten! Ungolf ganz vorne und Bashot hinter ihm in erhöhter Position, erwarteten die beiden Leichenfresser, während Telor hinter ihnen wieder ein taghelles magisches Licht in Form eines erneuten Flim Flam Zaubers beschwor. Sie machten den Angreifern, die ihre Rast gestört hatten, einen kurzen Prozess und waren froh, dass vorerst keine weiteren Ghule versuchten die Treppe zu erstürmen.
Aber Eyrún und auch Bastan waren immer noch teilweise gelähmt von dem Ghulengift durch die Angriffe in den Stunden zuvor. Der Junker von Erlgau konnte noch nicht mal mehr seinen Kriegsbogen spannen, so geschwächt war er.
Den Streitern wurde klar, dass man ihnen hier keine Ruhe lassen würde, so dass ihre Optionen nur ein Rückzug oder ein letzter Vorstoß hinab zu den Toten war – sie entschieden sich für letzteres, auch wenn Telors taghelles Licht nur noch für eine Viertelstunde reichen würde.
Die Fjarningerin griff mit noch teilweise tauben Fingern ihre Axt der Furcht, während Bastan neben einer Fackel in der Linken, den Streitkolben Orkentod in der Rechten wählte. Abgesehen davon, dass er für seinen Bogen eh zu schwach war, schienen ihm Schüsse ins Kampfgetümmel eh zu riskant in dem verwinkelten Keller. Ihre Strategie war klar. Ungolf Ferdoker und Bashot Grim ganz vorne, Telor von Randolphsforst und Bastan von Erlgau mit dem Licht im Zentrum, und Rhulana von Kurkum und Eyrún Blutaxt hinten um ihnen den Rücken zu decken. In dieser Formation betraten sie erneut die verdammten Kellergewölbe der Ruine Schweigenfels, in der Hoffnung, dass Szechmun der Schreckliche, in dessen Junkerngut sie sich befanden, nicht so bald wiederkehren würde

Gebeinraum

Vom Keller des Nordturmes ging es zunächst einmal Richtung Rahja in einen Gebeinraum, der voller abgenagter und abgekauter Knochen war. Eine wüste Grabstädte mit unzähligen Gebeinen die so kunstvoll bis zur Decke aufeinander gestapelt waren, dass der Anblick schon fast eine morbide Schönheit erweckte. Es waren sicherlich die Knochen von mehreren hundert Menschen und anderen Wesen, die sich hier auftürmten. Diese waren zu Skulpturen verbunden, manche bizarr und verwirrend, andere von solcher Kunstfertigkeit, dass Bashot und Ungolf kurz vor Ehrfurcht wie gebannt waren, während der Rest der Gruppe den Raum erst gar nicht betrat. Nur wenige werden dies vor ihnen wohl je zu Gesicht bekommen haben. Und vor allem die Amazone wollte gar nicht wissen wessen Knochen das wohl einst alles gewesen waren.

Ehemaliger Vorratskeller

Vor der Gebeinkammer war vorher aber noch ein Gang gen Praios abgezweigt, der aber nach einem halben Dutzend Schritt vor einer verstärkten Holztür endete. Man entschied sich dafür, diese Tür zunächst nicht zu öffnen, und begab sich gen Efferd in den ehemaligen Vorratskeller, aus dem sie auch vor vier Stunden Bastan gerettet hatten. Von dort aus, so erinnerte sich Ungolf und Bashot, ging ebenfalls ein Korridor gen Praios, tiefer in den Ghulbau und vermutlich zu Portius, der sich auch laut Giso hier unten aufhalten sollte und womöglich sogar über die Ghule gebieten konnte. Vielleicht war er sogar selbst einer…
Aber bevor sie besagten Gang betreten konnten, vielen ihnen sechs weibliche ehemalige Untertanen der Baronie Meidenstein in die Flanke, die sich in den letzten Stunden zu Leichenfressern verwandelt hatten! Für diese armen alten Frauen kam jede Rettung zu spät. Wie zuvor, hielten der Stabshauptmann und der Stammeskrieger den engen Durchgang und erschlugen eine Ghula nach der anderen, während sie Knöcheltief in den stinkenden Exkrementen um nicht zu sagen Ghulscheisse standen.
Aus der Richtung des Korridors, die sie eigentlich auch einschlagen wollten, stapfte ihnen ein weiterer Gegner entgegen, dem sich nun Rhulana und Eyrún entgegenstellten, während der Rest der Gruppe sich um die Fresser der Vorratskammer kümmerte. Der schwarzhaarige Mann mit ungewöhnlich grauer, ledriger Haut und pupillenlosen, milchig weißen Augen griff die beiden Frauen sofort an! Er hatte den Corpus eines halb infizierten Waffenknechtes, der mit einem Langschwert nach ihnen schlug. Er trug ein Halbarm-Kettenhemd, eine Brustschale mit Totenkopfwappen darüber, einen aufgerissenen Kettenkragen, löchrige Kettenbeinlinge, darüber einen Streifenschurz, und stählerne Beinplatten. Ein schwergepanzerter Gegner, der die Heldinnen genauso lange beschäftigte, wie die sechs Ghule ihre restlichen Gefährten. Die Fjarningerin schaffte es jedoch diesem eine klaffende Wunde am Schwertarm beizubringen, was dessen Kampfstärke herabsetzte und ihn nach acht Hieben schließlich laut scheppernd zu Fall brachte.
Nachdem die Zweimühler ihr blutiges Handwerk vollendet hatten, schritten sie über die stinkenden Überreste des Semi-Ghuls hinweg und drangen weiter in den Keller des Schweigenfels vor. Ungolfs Großschild war bei der Verteidigung gegen die Ghule arg in Mitleidenschaft genommen worden, hielt aber noch stand. Er betet innerlich zu Praios, dass es weiter halten würde.
Der Gang gen Praios endete ebenfalls vor einer Tür und ein weiterer Korridor führte hier gen Rahja. Nur sehr schwer behielten sie die Orientierung und Bastan ermahnte sie immer wieder einen kurzen Horchhalt einzulegen um eventuelle weitere Ghule vorher kommen zu hören. Sie entschieden sich auch hier die Tür zunächst verschlossen zu halten und folgten erst einmal dem neuen Gang. Dieser führte etwa dieselbe Richtung und denselben Raum, wo sie die erste Tür vermuteten, auf die sie nach der Gebeinkammer gestoßen waren. Auch dieser Gang endete vor einer verstärkten Holztür, die Bashot neugierig im Blick hatte. Da Ungolf ganz den Lehren der Wehrheimer Akademie zufolge sich nicht den Rückweg abschneiden lassen wollte, ließ er die beiden Kämpferinnen, die seinen Befehlen erstaunlicherweise sehr gut Folge leisteten, zusammen mit Telor und Bastan, an der eben passierten Tür zurück, und ging mit Bashot langsam vorwärts. Dieses dunkle Kellergewölbe hatte eindeutig viel zu viele Wege und Korridore, die die Ghule mit Sicherheit zu ihren Gunsten auszunutzen wussten.

Die Mutter des Barons

Bashot hatte nicht vor auch die nächste Tür geschlossen zu halten. Entgegen dem Vorschlag des Stabshauptmanns, stürmte der Stammeskrieger einfach ungestüm mitten durch die Tür, deren Überreste in das dahinterliegende große Gewölbe flogen – ein Gewölbe voller Ghule! Es stank in dieser unterirdischen Halle, deren Boden mit abgenagten Knochen und verwesenden Extremitäten übersät war, so abartig, dass seine Gefährten, Rhulana und Ungolf, hinter ihm erst einmal mehrere Augenblicke lang übergeben mussten!
Neben vier Ghul-Fressern, hauste hier eine fünfte, weit über zwei Schritt große, aufgedunsene Ghula, die sich ihren aufgeblähten fetten Wanst hielt. Diese Mutter aller Ghule wurde hier mit zwei Ketten aus Knochenblei offenbar gefangen gehalten, während die anderen Ghule sie bewachten und fütterten.
Im Zorn stürmte der grimme Trollzacker an den Fressern vorbei, die ihm beim Passieren die Haut mit ihren Klauen aufrissen, und hielt genau auf die fette Ghula zu. Sein Sturmangriff verwundete sie fürchterlich am Waffenarm. Ätzende Säure geifernd riss sich die Ghul-Würgerin nun los und sprengte vor Schmerzen ihre Ketten. Während die umstehenden Ghule nun von allen Seiten auf Bashot einschlugen, nutzte die große Ghula die Überreste ihrer Ketten als improvisierte Kettenwaffe und schlug nun ebenfalls auf den Eindringling ein. Da die Hälfte seiner Gefährten draußen auf dem Gang noch am Kotzen waren, und die Ghule ihn hier im Inneren ihres Baus innerhalb von Augenblicken zerreißen würden, hatte er keine andere Wahl als einen Rückzug, den Eyrún deckte. Sie ließ den schwerverletzten Barbaren an sich vorbei und versperrte den Korridor, durch den sie gekommen waren. In dem Erbrochenen ihrer Gefährten stehend, hielt sie den Angriffen der großen Ghula stand und bewegte sich standfest Schritt für Schritt zurück. Aber während zwei der vier anderen Ghule hinter der Ghul-Würgerin blieben, die sie nicht vorbei ließ, da sie offenbar alle Eindringlinge alleine fressen wollte, machten sich die übrigen zwei Leichenfresser auf, die Helden durch eine der anderen Ausgänge in der Halle zu umgehen, um ihnen in den Rücken zu fallen.
Spätestens im Bereich der ehemaligen Vorratskammer waren die Zweimühler zum zweiten Mal eingekesselt und kämpften dort Rücken an Rücken in der von Telor beleuchteten Finsternis. Rhulana schlug der großen alten Ghula mit ihrem Amazonensäbel eine ihrer fetten Hängebrüste ab und schützte sich so gut es ging mit ihrem Schild vor dem spritzenden, stinken Blut und dem ätzenden Speichel der Unholdin. Die Ghula biss der Amazone einmal in den Rücken, als diese sich umdrehen musste, um einen anderen Ghulangriff von hinten abzuwehren. Und auch Eyrún spürte zweimal, wie sich die Zähne der ekelhaften Ghula durch ihre Kettenpanzerung fraßen. Fast hatten sie das Gefühl, ihre Gegnerin würde sogar noch während des Kampfes wachsen und mit jedem Biss stärker werden!
Dann aber, nasch fast einem Dutzend Treffern, gelang es der Fjarningerin die fette Ghula mit einem besonders wuchtigen Schlag ihrer Doppelaxt so schwer zu treffen, dass diese erst einmal kampfunfähig zusammensackte. Die Helden von Zweimühlen nutzten diesen Umstand um sich den Rückweg freizuschlagen und schafften es so, sich bis zur Treppe im Keller des Nordturms zurückzuziehen. Oben angekommen brachen Eyrún und Bashot von den Ghulbissen gelähmt zusammen, wo Rhulana und Bastan sie erst einmal aus dem Turm raus schleppten. Nur noch Ungolf versperrte mit den Überresten seines Schildes den Treppenaufgang, wo er die zwei verbliebenden Ghul-Fresser mit gezielten Stichen niederstreckte. Dann hörte er den gellenden Schrei der Ghula, die sich offenbar wieder aufgerafft hatte und immer noch nicht genug hatte! Mit scheppernden Schlägen auf seinen Schild, machte er sich bemerkbar, damit sie auch ja wusste, wo sie gleich ihren Tod finden würde. Hinter ihm standen nur noch der halbgelähmte ehemalige Freischärler für den Fall, dass sie durchbrechen sollte, und dahinter der Zauberer mit dem letzten Funken seines magischen Lichtes, das jeden Moment erlöschen würde. Bastan Erlgau warf seine fast niedergebrannte Fackel auf die hölzernen Überreste ihrer Barrikade auf der Treppe und entzündete diese um ihre Gegnerin gebührend zu empfangen.
Dann trat das Monster in den Schein des Flim Flam und der Flammen und rannte brennend durch das Feuer die Treppe hinauf - direkt in Ungolfs Bastardschwert hinein und gegen seinen Schild, der abermals knackend aufstöhnte. Die Glyphen besetzte Klinge, die der Offizier der Greifengarde in der Vergangenheit oft mit Waffenbalsam gepflegt hatte, fuhr ihr tief in den überfetten Leib, welcher nun platze wie der eines gestrandeten Olportwahls, der eine Woche lang gärend in der Sonne gelegen hatte! Ein Inferno aus fauligem Fleisch und Knochensplittern explodierte regelrecht in seine Richtung und riss ihn, Bastan und Telor nach hinten von den Beinen…

Boron steh uns bei!

Langsam kamen die Recken, in stinkenden Innereien und Gedärmen liegend wieder zu sich. Die abartige Ghul-Würgerin und ihr Leichenfresser-Gefolge waren besiegt, aber sie wussten – es war noch nicht vorbei. Noch immer musste Portius, irgendwo dort unten sein. Zumindest hofften sie das. Notgedrungen machten sie wieder ein paar Stunden Rast und versorgten all ihre Verletzungen und Wunden, wobei Telor sogar eine seiner kostbaren Einbeertränke unter seinen Gefährten kreisen ließ. Auch er nahm gierig einen guten Schluck von dem Saft der Vierblättrigen Einbeeren, gegen dessen heilsame Wirkung er schon lange immun, dafür von diesem aber umso abhängiger war. Er hatte es mit seinen Vorräten über den Winter geschafft und nun im Frühling würde er sicher wieder mehr von diesem köstlichen Saft brauen können.
Nach der Versorgung der Wunden seiner Gefährten zog er sich in eine abgelegene Ecke des verfallenen Turmes zurück, und begann zu meditieren. Telor, der ein Meister der Regeneration war, wandelte einen Teil seiner kostbaren Lebenskraft in astrale Kraft um – eine Technik, die alle Gildenmagier beherrschten und die es ihm ermöglichen würde, weitere Zauber zu sprechen. Er kannte auch noch andere Pforten, denen er sich im Notfall bedienen konnte – Verbotene Pforten. Aber dies waren alles magietheoretische Dinge, von denen seine Gefährten eh nichts verstanden. Dinge über die sie auch gar nichts wissen mussten…oder durften.
Dann machten sie sich ein drittes Mal auf, hinab zu den Toten.

Arbeitskeller des Todes

Sie fanden eine Art Arbeitszimmer in dem sogar ein Schreibtisch aus dunklem Mahagoni-Holz stand. Brennende Fackeln in extra dafür vorgesehenen Wandhalterungen, spendeten ihnen hier zusätzliches Licht. Wer auch immer hier arbeitete, benötigte Licht. Portius konnte nicht mehr weit sein.
Telor fand mehrere Behälter mit gallenartiger dunkelbraun bis moosgrüner Flüssigkeit, die mit „Liquidum“ beschriftet waren. Außerdem fand er mehrere Knochenwerkzeuge, zweiunddreißig beschriftete Ghulzähne, Ghulschweiß, Ghulauswurf und Ghulfisteln – alles aufgeführt unter dem Begriff „Ingredenzien der Todesalchimie.“
Der Zauberer steckte sich mehrere handgeschriebene Notizen ein. Darunter viele Informationen über Ghule: „Von der Herkunft“, „Von der Erscheinung“, „Resultate der Clarobservantia“, „Von den Affinitäten“, „Von den Geisteskräften“ und „Von Schlaf und Versteck“. Ein wahrer Wissensschatz – für jeden Schwarzmagier und Nekromanten!
Oft fanden sich an den Seiten der Schriften handgeschriebene Notizen, wobei ihm eine ganz besonders auffiel:
„Da ich dem Baron Trost spendete und andeutete, ich könne die Ghulkrankheit seiner Mutter heilen, werde ich mich ganz der Suche nach einem Heilmittel widmen. Mir Portius ist es gegeben, zu Ehren des Dunklen Vaters, sogar den Tod zu heilen!“
Die alte Mutter von Bernfried Toste von Nierenfeld-Schlegelstein, die von ihm selbst als Tod erklärt worden war, war eine Ghula? Womöglich sogar, die, die im großen Gewölbe angekettet war und die sie zur Strecke gebracht hatten? Jetzt machte es für den Zauberer auch Sinn, dass der Baron die Machenschaften seines Hofkaplans gedeckt hatte. Deshalb hatte er auch versucht, eine Einmischung der Helden zu unterbinden. Und dem Zauberer wurde auch klar, wessen dunklen Einflüsterungen der Hochadlige letzten Endes erlegen war. Aber er konnte das Geschriebene nur überfliegen, zu sehr drängten ihn seine Gefährten weiter zu gehen – tiefer in diese Gewölbe des Todes, um den Urheber all dieser Schrecken endlich zur Rechenschaft zu ziehen.

Ehemaliger Kerker

Sie fanden einen ehemaligen Kerker, dessen rostige Eisentür Bashot nicht lange aufhielt. Umso erstaunlicher stellten sie fest, dass die Zellen mit weiblichen Ghulen besetzt waren, an denen offenbar experimentiert worden war!
Eine, bezeichnet als Specimen 19, versuchte andauernd nach einer Ghula in der Nachbarzelle zu greifen. Offenbar um diese vor lauter Hunger kanibalistisch zu verzehren. Specimen 20 in der besagten Nachbarzelle hatte gelähmte Beine, während Specimen 21 teilweise verbrannt, und Specimen 22, eine ältere gebeugt stehende Dame, die wohl erst kürzlich gebissen worden war, sehr ausgezehrt und matt aussah. Ihre Bisswunde am Arm hatte sich bereits grünlich verfärbt. Das Licht des Flim Flams schien sie zu blenden und mit geringem Wortschatz verlangte sie flehend nach Fleisch!
In drei weiteren Käfigen sahen sie ein Schwein, einen Hund und eine Katze. Allen drei Tieren hatte man offenkundig stinkendes Ghulfleisch in die Käfige geworfen, wobei nur das Schwein die verwesenden Fetzen hinunterschlang.
Sie machten jedem Wesen in diesem ehemaligen Kerker ein schnelles Ende und stachen sie durch die Gitterstäbe hindurch ab – auch die kleine Katze. Nichts Infiziertes sollte diesen Keller jemals wieder verlassen und eventuelle eine Ghulplage auslösen.

Portius

Das zentrale, ebenfalls von Fackeln erhellte Labor war voller weiterer menschlicher Versuchsobjekte, die sich in unterschiedlichen Stadien des Lebens oder der Verwesung befanden. Sezierte und offene Kadaver – einige davon auch von unheiligem Leben erfüllt, die sich madengleich windeten. Und in Mitten all seiner ‚Forschungen‘ stand ein schmächtiger, charismatischer Mann in schwarzer Robe mit blassblauer Haut, schütterem weißem Haar und schwarzen, pupillenlosen Augen. Um seinen Hals hing wie zum Hohn ein Gebrochenes-Rad-Amulett und in der Hand hielt er einen Rabenschnabel. Er begrüßte die entkräfteten Recken mit einem „In vitam et mortem oboedimus“, was nur Telor verstand, der sich gerade auf seinen nächsten Zauber konzentrierte, mit dem er den angeblich Geweihten seinerseits 'begrüßen' würde. Telor fürchtete kein Mal des Frevlers, für den Fall, dass Boron Portius noch immer zu seinen Geweihten zählte. Für ihn gab es nur den Dualismus bestehend aus Licht und Dunkelheit.
Umgeben war Portius von zwei angezogenen und mit Leichenteilen und Sehnenbändchen ‚geschmückten‘ Ghulknechten die ihm offenbar zu Diensten standen und sogar seine Befehle verstanden und diese mit einem Schmatzen und Grunzen bestätigten. Aber Portius hatte genug Zeit gehabt sich vorzubereiten. Und ihr nicht gerade subtiles Vorgehen musste ihn schon vor Stunden gewarnt haben.
Außer den beiden Ghulen standen fünf gepanzerte Lebende Leichname vor ihm. Bewaffnet mit Langschwert, Säbel, Morgenstern und Kriegshammer. Steif, blass, ohne jede Mimik, die Augen dunkel, glasig und völlig teilnahmslos wankten diese nun in Formation wie selbstverständlich unter der Führung eines Untoten Anführers mit Bastardschwert auf die Eindringlinge zu. Diese Gefallenen Krieger existierten nur um zu vernichten, oder um vernichtet zu werden!
Der nun tobende Kampf verlangte noch einmal alles von den Zweimühler Helden ab, die so weit gekommen waren und nicht vorhatten hier aufzugeben. Telor setzte all seine astrale Macht auf eine Karte und schleuderte dem mutmaßlichen Paktierer einen Ignifaxius Flammenstrahl entgegen, der dessen schwarze Robe sofort in Flammenaufgehen ließ. Während seine Untoten sich den Helden entgegenstemmten, entledigte sich der Hofkaplan eiligst seiner brennenden Kleidung und verleibte sich durch finstere Mächte die letzten noch verbliebenden Lebenskräfte seiner ihn umgebenden Experimente ein. Dann rannte er außer Sichtweite und versuchte durch einen Tür zu entkommen.
Bastan schleuderte dem Untotenanführer seine Fledermaus entgegen, die sich sogleich um dessen gepanzerte Gliedmaßen wickelte und ihn somit gegen die Angriffe von Eyrún und Ungolf wehrlos machte. Der nun folgende Kampf gegen die beiden Ghulknechte und immer noch vier Lebenden Leichname dauerte lange – zu lange.
Erst nach einer kleinen Ewigkeit hatten sie alle Untote im Laboratorium erschlagen um sich nun an die Verfolgung des finsteren Schurken zu machen. Dieser war über eine steinerne Wendeltreppe mit geheimem Ausgang in die oberirdische Ruine der Burg Schweigenfels entkommen. Bastan aber setzte nun die Macht von Makhta’Bak ein, einem semipermanenten Artefakt, das sie von Magister Tuleyban erbeutet hatten. „Fahimir el tariga al amul wahstarw!“ und schon offenbarten sich dem Junker die geheimen Pfade der rätselhaften Natur. Jede noch so kleine Spur, die Portius hinterlassen hatte fiel Bastan nun ins Auge (Fährtensuche steigt auf 19 an)! Und nur zwei Stunden später, nachdem sie das Junkerngut von Szechmun dem Schrecklichen fast verlassen hatten, fanden sie ihn. Portius fiel dem grimmen Bashot zum Opfer, der sich angeschlichen und diesen von hinten mit einem einzigen gewaltigen Hieb seines Andergasters der zweiten endgültigen Weihe zuführte. Vielleicht hatte Portius wirklich den Tod heilen können, aber entkommen konnte er ihm nicht...

Meidenstein legt sein Schwarz ab

Baronie Meidenstein, Anfang Peraine, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Nach dem Tod des Meidensteiner Barons, der sein Ende einige Tage später auf dem Scheiterhaufen im Hof von Burg Auraleth fand, verschwand die aufgezwungene Boronverehrung der Meidensteiner sehr schnell. Die Menschen legten ihr Schwarz ab und sahen in Hitta von Nierenfeld, der Stadtvögtin von Barken eine neue Herrin. Die Stahlherzen dankten es den Helden von Zweimühlen. Zwar hatten sie keinen der verschwundenen Untertanen befreien können, aber sie hatten dafür gesorgt, dass nun keine weiteren Menschen mehr verschwinden würden. Das Volk Meidensteins sollte niemals die Wahrheit über ihren einstigen Baron und dessen Hofkaplan erfahren, um deren Glaube an den Adel und die Geweihten nicht grundlegend zu erschüttern.
Ritter Valerius von Weidenstein-Nierenfeld, der angeblich der Baronsfamilie derer von Meidenstein entstammte, und der den Kampf auf Burg Meidenstein überlebt hatte, schaffte es nicht den angestrebten Titel des Barons zu erlangen. Aber er sollte den Zweimühlern fortan ein Feind und ein Störer des Bündnisses der Stahlherzen mit den Helden bleiben.
Leti Schweinsköpfer, deren Gesicht die Helden nach wie vor nicht kannten, machte sich auf den direkten Weg in die Heimat derer, die ihre Gefährten getötet hatten. Sie würde sich den Kopf des Reichsbarons holen - zuerst aber den seiner Frau und den seines Sohnes...
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 22.04.2014 13:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Borbarad-Moskito »

Ich les' nur immer mal ein bisschen mit, aber ein Lob kann ich mir nicht verkneifen. Wirklich sehr schön geschrieben und ein Wahnsinns-Bericht :)

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ThorDorne
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von ThorDorne »

Wirklich Klasse zu lesen! Gibt ein gutes Gefühl, um als Spielleiter die Wildermark "authentisch" darzustellen.
Schade nur das die Sielhilfen nicht mehr abrufbar sind :cry:

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Dark-Chummer
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

(Danke für euer Lob Borbarad-Moskito und ThorDorne. Dann lasse ich euch doch mal gleich weiter lesen.)

Kampf um die Heimat IV

38. Spielabend: Ochsenwacht

Junkerngut Ochsenwacht, 09. Peraine, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Ein Halbbanner Todesfänger, angeführt von Bashot, Ungolf, Rhulana, Telor und Eyrún hatten die Grenze des Junkerngutes Talf hinter sich gelassen, und betraten nun das besetzte Junkerngut Ochsenwacht, das ebenfalls zur Baronie Zweimühlen gehörte. Ein Wolkenbruch hatte das Leichte Fußvolk und die Helden von Zweimühlen überrascht und die kalte, steife Brise tat ihr übriges.
Ochsenwacht, das im Nordosten der Baronie lag, hatte eine bewegte Geschichte hinter sich. Zuerst hatten die Goldjungen, eine lokale marodierende Söldnerschar, die Macht des Gutes an sich gerissen ohne diese wirklich auszunutzen. Diese hatten sich aber bald darauf dem Reichsedlen Durgin Sohn des Dergam angeschlossen, der bis zu seinem Tod an Rogars Seite gekämpft hatte. Der Zwergenheld hatte das Gut in der Zeit seiner Herrschaft stark geprägt und den einzigen erwähnenswerten Weiler kurzerhand in Dwar Runedar umbenannt. Unter seiner Herrschaft waren auch fast zwei Dutzend Ambosszwerge und zehn Hügelzwerge hinzugekommen, die sich damals im Weiler niedergelassen hatten und verschiedene Geschäfte betrieben – darunter auch eine Grobschmiede, ein Schwarzschmiede, der Waffenhändler ‚Zur Ochsenherde‘ und natürlich die Waffenschmiede ‚Durgins Waffenstarre‘, die dieser selbst geleitet hatte.
Die Grassodenerzmiene, die in der Mitte des Weilers lag, lieferte den nötigen, wenn auch etwas minderwertigen, Stahl. Gleichzeitig war das Grassodenerz aber weit und breit das einzige Erz, so dass man hier nicht wählerisch sein konnte. Man konnte nur erahnen wie viele Waffen der Wildermark in Wahrheit aus Ochsenwacht stammten.
Unter der damaligen Führung von Durgin, den alle nur ‚den Zwerg‘ nannten, und unter dessen Haushofmeister Aromir Sohn des Gondak war der Weiler auf einem guten Wege zu einem Dorf heranzuwachsen, auch wenn es mit den Einwohnern nur sehr schleppend vorrangegangen war. Nach Durgins leider elendigen Tod, der einem besonders gefräßigen Riesenschröter zum Opfer gefallen war, war das Junkerngut wieder dem Baron also Rogar vom Blute zugefallen, der es dann weiter von Aromir verwalten ließ. Dann jedoch nach dem Fall Zweimühlens hatte der Goblinkriegsfürst und Goblinheld Chraaz „Der Verräter“ zusammen mit seinen Kriegsgoblins das Gut übernommen, bis dieser schließlich in der Zweimühler Grafenburg von dem Troll Bagsch erschlagen worden war und die Stadt der Baronie zurückerobert werden konnte. Nach dem Tod von Chraaz war natürlich erneut ein Machtvakuum entstanden, das schließlich von einem neuen Kriegsfürsten gefüllt wurde.
Sein Name war Martan Kindervater, ein junger Menschenschmied der viele Kinder der umliegenden Dörfer in den naheliegenden und als verflucht geltenden kreisrunden Wald namens Höllngrund in Sicherheit geführt hatte, nachdem die Menschenjäger aus Chaykas Horde überall in der Baronie unzählige Menschen verschleppt hatten.
Seit dem damaligen Fall Zweimühlens hatte sich der Schmied den Gerüchten zufolge weiteren Waisen des Krieges angenommen und sie mit selbstgeschmiedeten Waffen zu einer Miliz von Kindersoldaten ausgebildet, die vor allem den Adel ablehnten und angeblich sogar bekämpften. Natürlich leisteten Martan und die Einwohner Dwar Runedars seit der Rückeroberung der Baronie keine Abgaben - ein Umstand, den es nun ein für alle Mal abzustellen galt.
Der Reichsbaron war sich natürlich der prekären Situation bewusst und hatte eine Klärung des Problems so lange wie möglich heraus gezögert. Er wusste, dass er in Ochsenwacht moralisch nur verlieren konnte, denn eine Armee von Kindern und Halbwüchsigen niederzuschlagen, die gezwungenermaßen ihren Schutz selbst in die Hand genommen hatten, würde seinem guten Ruf vermutlich massiv schaden. So stellte er Bashot Grim, seinem Stammeskriegergefährten, einen Titel als Edler und die Herrschaft über Ochsenwacht in Aussicht, wenn er das ehemalige Junkerngut ‚befreien‘ und sich um das Problem ‚kümmern‘ würde. Natürlich waren das Absprachen, die er nur mit Bashot selbst getroffen hatte, umso notfalls kein politisches Ansehen zu verlieren, falls die Situation eskalieren würde.
Rogar hatte Bashot im Grunde freie Hand gelassen und wollte auch nicht wissen wie dieser das Problem gedachte zu lösen. Rogar wollte von ganz Ochsenwacht am liebsten überhaupt nichts wissen, weshalb er selbst, Alrike von Zweimühlen und Bastan von Erlgau, Bashot auch nicht begleiteten. Dass ausgerechnet Rhulana die äußerst rechtschaffene Amazone nun den Trollzacker begleitete, konnte nur zu weiteren Problemen führen. Aber Bashot hatte sie selbst um Unterstützung gebeten – eine Entscheidung, die er schon bald bereuen würde…

Weiler am Rande des Höllngrund

Der kleine Weiler, am Rand des verfluchten Waldes, lag einige Meilen nördlich der Reichsstraße. Ein zwei Schritt hoher Erdwall mit einem dazugehörigen zwei Schritt tiefen Graben wiegte die etwa einhundert Bewohner in einer trügerischen Sicherheit. Die meisten abergläubigen Räuber und Schlagetots mieden Dwar Runedar aufgrund des direkt angrenzenden Waldes, aber für einen entschlossenen Angreifer stellte dies kein wirkliches Hindernis dar. Die Todesfänger jedoch waren im Grunde aber auch nicht viel mehr als ehemalige Räuber die schon bald ihre Angst vor dem verfluchten Wald zeigten. Man hoffte einfach diesen nicht betreten zu müssen.
Das hervorstechendste Merkmal des Ortes war der stetig aufsteigende Rauch der Schmieden, in denen man das abgebaute Grassodenerz verarbeitete. Eine Lücke im Wall stellte offenbar den einzigen Zugang dar, auf den nun Bashot, Eyrún, Telor und Rhulana in der Abenddämmerung zugingen. Das Halbbanner Todesfänger unter Ungolfs Führung hatten sie vorerst eine Meile südlich in einer Senke versteckt, um so kein Misstrauen zu erwecken.
Aber nachdem sich die Helden von Zweimühlen Martan Kindervater vorgestellt hatten, kippte die Stimmung sehr schnell als dem jungen Schmied und seinen Kindersoldaten klar wurde, dass der Zauberer ein Reichsedler war und auch die Amazone ein ‚von‘ im Namen trug.
Die beiden adligen Helden wurden kurzerhand des Weilers verwiesen, so dass nur noch der Trollzacker und die Fjarningerin die Verhandlungen führten, was natürlich nicht allzu erfolgsversprechend war…
Martan, der auffallend gütige Augen besaß, verweigerte weiterhin die Abgaben an den Adel und zeigte sich wenig einsichtig mit den Helden zumindest auf andere Art und Weise zusammenzuarbeiten. Aber immerhin konnte die Leibwächterin von Togan dem Grobschmied und Calrissa seiner zwergischen Lehrmaid in Erfahrung bringen, dass sich die Zwerge des Weilers aus eventuellen Kämpfen mit Sicherheit heraushalten würden. Seit Durgins Tod folgten sie niemandem mehr, und das würde auch so bleiben. Mit Martan hatten sie lediglich ein Zweckbündnis, dem sie den Stahl lieferten, mit dem er seine Kinder mit selbstgeschmiedeten Waffen versorgte.
Zurück in der Senke bei den Todesfängern schmiedeten die Zweimühler offenbar einen Plan, der in der Niederschlagung der Kindermiliz mit Waffengewalt enden sollte. Rhulana konnte die Situation zunächst nicht richtig einschätzen und wollte eigentlich unbedingt den Gerüchten Glauben schenken, dass die bewaffneten Kinder Mörder sein sollten. Zumindest versuchte sie sich das einzureden. Erst im letzten Moment siegten offenbar ihr Moralkodex und ihre Prinzipientreue, so dass sie Martan und dessen Kindermiliz vor der drohenden Gefahr warnte!
In diesem Moment hatte sie ihre Gefährten hintergangen, die wirklich kurz darauf den Weiler von Westen her über den Graben und den Erdwall bestürmten. Aber Martan und seine Miliz hatte sich wie schon oft zuvor in den Höllngrund zurückgezogen, in den ihnen bisher noch nie jemand gefolgt war. Bis jetzt!
Ungolf, der Rhulana nun zur Rede stellte, beleidigte die stolze, männerverachtende Amazone dabei so sehr, dass dies zuerst in einer handfesten Schlägerei ausartete, bis Rhulana dann auch noch ihren Amazonensäbel zog und auf den Stabshauptmann einschlug, mit der Absicht diesen offenbar auch wirklich zu verletzen und vermutlich endgültig zu erschlagen!
Währenddessen marschierte Bashot mit den Todesfängern in den Höllngrund und geriet dort in einen Hinterhalt der Kindermiliz! Zunächst flogen Steine, dann vereinzelte Wurfbeile und Speere, und dann rannten die Halbwüchsigen, die in der doppelten Überzahl waren, unter der Führung des jungen Schmieds von den Flanken in die Todesfänger, die allein schon durch den verfluchten Wald schon sehr verängstigt waren in den Bashot sie gezwungen hatte.
Die Miliz schaffte es sogar einen der Todesfänger zu töten und einige andere ernsthaft zu verletzen, dann aber zogen sich die bewaffneten Kinder so schnell wie sie aufgetaucht waren ohne Verluste auch wieder in den Wald zurück, während die Todesfänger ihr Heil ebenfalls in der Flucht suchten.
Nur Bashot und Martan blieben stehen um Andergaster und Schmiedehammer zu kreuzen. Der Trollzacker versprach dem Schmied im Falle seiner Niederlage eine angemessene Bestattung und eröffnete dann ihren Zweikampf!
Martan der immerhin eine hochwertige Kettenrüstung trug hatte aber im Grunde keine Chance gegen den kampferfahrenen Barbaren. Dennoch gelang ihm ein Hammertreffer gegen den linken Arm des Trollzackers, bevor er von Bashots Zweihandschwert durchbohrt wurde!
Derweil hatte Telor den Kampf zwischen Rhulana und Ungolf mit einem Versteinerungszauber, den er auf die zornige Amazone gesprochen hatte, beendet, während sich Eyrún aus dem Kampf herausgehalten hatte. Ihre nicht versteinerten Waffen, wurden der Löwin so gut es in ihrem Zustand ging, abgenommen oder im Falle ihres Amazonensäbels gar zerstört.
Ungolf war selbst nach dem Kampf noch außer sich und konnte es nicht fassen, dass seine Gefährtin ihn wegen diesem halbwüchsigen Lumpenpack mit Waffengewalt angegriffen und ihr Vorhaben verraten hatte. Hier war das letzte Wort noch nicht gesprochen! Nach dem Ende der Zauberwirkung ließ er seine ehemalige Gefährtin festsetzen, während diese ihn mit ihren Blicken zu töten schien.
Der Kriegsfürst im Höllngrund war bezwungen und nun würde Bashot den Bewohnern von Dwar Runedar zeigen, was eine angemessene Bestattung für einen Kriegsfürsten war – er ließ den Leichnam des jungen Schmieds mit den gütigen Augen, mitten im Weiler an einem Baum aufknüpfen, was Ungolf sogar noch begrüßte und Bashot einredete, dass er so seine Stärke vor allen unter Beweis stellen würde, was Eyrún und Telor nur wortlos mit ansahen! Welche Konsequenzen dieses Handeln nach sich ziehen würde, sollte der zukünftige neue ‚Edle‘ sehr bald erfahren…
Bashot verblieb mit fünfzehn Todesfängern im Weiler, während die anderen neun Todesfängern zusammen mit den restlichen Helden gen Zweimühlen zurück marschierten um ihrem Reichsbaron von einem weiteren ‚siegreichen‘ Kampf um ihre Heimat zu berichten.
Die entwaffnete Amazone, die man wie eine Gefangene nach Zweimühlen zurückbrachte, zweifelte daran ob dieser Landstrich überhaupt jemals wieder befriedet werden könne. Sie zweifelte auch an ihren Gefährten, die sie solange begleitet und an deren Seite sie geblutet hatte. Sie wusste nicht, ob sie diesen ‚Helden‘, wie sie immer genannt wurden, nicht einfach den Rücken kehren sollte...

Hochzeit in Zweimühlen

Stadt Zweimühlen, 10. Peraine, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Zurück in Zweimühlen erwartete sie eine geschmückte Stadt und überaus fröhliche Bewohner, die ihnen überraschenderweise von der bevorstehenden Hochzeit ihrer Gefährtin Alrike von Zweimühlen und Gilborn von Talf berichteten. Offenbar war das auch der Grund, warum Alrike sie nach Ochsenwacht nicht hatte begleiten können. Ausgerechnet an diesem Tag mussten sie Rogar nun mit der Streitigkeit zwischen Ungolf und Rhulana behelligen, der die Amazone in Zweimühlen eiskalt erst einmal in der Alten Wachstube hatte einsperren lassen!
Der Reichsbaron nahm sich gezwungenermaßen dem Problem an und erfuhr so auch ungewollt, was sich in Ochsenwacht abgespielt hatte. Er kam Ungolfs Bitte nach einer körperlichen Bestrafung Rhulanas natürlich nicht nach, und hatte Mühe hier schlimmeres zu verhindern. Rhulana, die bald darauf wieder aus dem Gefängnis der Zweimühler Torgarde geholt wurde, dachte nicht einmal im Traum daran, sich bei dem Stabsoffizier zu entschuldigen. Dieser sprach ihr daraufhin das Vertrauen ab, was vermutlich auf Gegenseitigkeit beruhte.
Unmittelbar danach sollte auch schon die Hochzeit beginnen, so dass der Reichsbaron die beiden Kontrahenten zur Besinnung gemahnte um ihrer Gefährtin Alrike diesen besonderen Tag nicht zu ruinieren. Rogar redete noch einmal allen seinen Streitern ins Gewissen, dass sie alle Gefährten waren die zusammenhalten mussten, bei all den Widrigkeiten der Wildermark.
Gemeinsam schlossen sich nun alle Helden der Prozession zu Traviatempel an, die auch von gefühlt allen Einwohnern der Stadt begleitet wurde. Die über vier Dutzend Waisenkinder die unter Erlgundes Obhut standen, streuten Blüten auf den Weg des Brautpaares das sich für diesen Tag ganz besonders herausgeputzt hatte.
Alrike die ja sonst meist ihre Garether Platte getragen hatte sah an diesem Tag in ihrem lindgrünen Kleid, das Cecilia vom Blute ihr geliehen hatte, so ganz anders aus. Nur ihr fehlendes linkes Auge, das sie versuchte mit ihren langen braunen Haaren zu verdecken, erinnerte noch an ihr eigentliches 'Handwerk'.
Gilborn von Talf war in kostbare Pelze gekleidet, trug wertvollen Schmuck zur Schau und machte ein sehr gutes Bild als Bräutigam. Seine Freude war ehrlich. Monatelang hatte er am Reichsbaron herumgesprochen bevor dieser einer Heirat der beiden Adligen zugestimmt hatte. Letzten Endes war Alrike es, die aufgrund ihres 'Umstandes', den sie nach wie vor geheim hielt, ja gesagt hatte. Sie hatte aber auch eigentlich keine andere Wahl gehabt, wollte sie ihr Ansehen durch ein uneheliches Kind, das sie ungewollt mit Alrik vom Blautann und vom Berg gezeugt hatte, nicht verlieren. Gilborn war von allen die in Frage kamen immer noch die beste Wahl. Er war in einem guten Alter, war sehr ansehnlich und stattlich, und was noch wichtiger war, er war der mächtigste Niederadlige der Baronie, da er nach dem Fall des Schwarzen Ritters sein rechtmäßiges Lehen wieder zugesprochen bekommen hatte und ihm so durch den Markt Talf, einem Lehen direkt an der Reichsstraße, über fünfhundert Einwohner unterstanden. Blieb nur zu hoffen, dass er das kommende Kind, von dem man noch nichts sah, als sein eigenes ansehen würde und dass die Wahrheit nie ans Tageslicht kommen würde...
Im Tempel der Travia gaben die beiden Eidschwörenden einige Tropfen Blut, die sich in einer geweihten Schale vermischten. Über der Schale sprach Erlgunde Ganslieb den Eidsegen und nahm beiden ihr Ehegelübte ab. Das neue Paar trank zusammen aus dem heiligen Kelch der Travia und brach das Brot um zu symbolisieren, dass sie in der Zukunft alles gemeinsam teilen würden. Und zum Schluss überreichte man den beiden eine kleine Schale mit einem niedrigen Feuer darin, mit dem sie das Herdfeuer in ihrem zukünftigen Heim in Talf entzünden sollten. Der neue Name der beiden Niederadligen sollte von nun an 'von Zweimühlen-Talf' lauten, wobei es der Ritterin wichtig war, dass ihr älterer Name vorne stand.
Nach einem abschließenden liebevollen Kuss der beiden, jubelten alle Zweimühler und begleiteten das Hochzeitspaar zurück in die Grafenburg wo bereits ein großes festliches Mahl vorbereitet war und Barden aufspielten. Gilborn, der die gesamten Kosten der Hochzeit übernommen hatte, hatte an nichts gespart. Alrike koste zum ersten mal sündhaft teure Koschammerzungen und auch viele andere feinen Dinge.
Dann kamen die Hochzeitsgeschenke, wobei zwei ganz besonders hervorstachen. Rogar hatte Alrike das stärkste und größte Streitross der ganzen Wildermark zum Geschenk gemacht - Balihos, der ehemalige Trallopper Riese ihres gefallenen Schwertherrn, das sie als Knappin jahrelang gepflegt und gehegt hatte, und das außer Harad von Winterkalt und ihr auch sonst niemanden würde aufsteigen lassen. Und als wäre dieser besondere Besitz nicht schon genug, schenkte ihr Gemahl ihr auch noch gleich den passenden Rossharnisch dazu, der sicherlich weit über fünfhundert Dukaten wert sein musste.
Eine stählerne Stirnplatte zum Schutz vor Kopftreffern, eine stählerne Halskrause, der über den Mähnenkamm gezogen und am Kopfstück befestigt war, der die Mähne und einen Teil der Halsseite schützte. Am beeindruckensten war jedoch die Metallbrustplatte mit dem Wappen der Baronie Zweimühlen, die man extra an die Statur von Balihos angepasst hatte, genauso wie die Metallkruppe, die die Kruppe und Oberschenkel des schweren Streitrosses umschloss. Dazu eine Wattierte gelbrote Rückendecke in den Farben der Baronie, die über die Kruppe und die Schenkel reichte. Der Anblick, den das riesige Pferd so darbot, war wahrhaft beeindruckend und Alrike war sichtlich erfreut, besonders nachdem ihr vorheriges Streitross bei Burg Schwarzenfels von Leti Schweinsköpfer getötet worden war. Zugleich war Balihos auch eine stetige Erinnerung an ihren gefallenen Gefährten, der bei der Rückeroberung der Grafenburg, beim Kampf gegen Thorwulf dem Roten, ums Leben gekommen war.
Aber das war der Geschenke noch nicht genug. Telor überreichte der Ritterin einen kostbaren Mondsteinanhänger, Bastan einen teuren und seltenen Wein und Eyrún schenkte ihr eine ihrer beiden runenverzierten bronzenen Armreifen.
Dann wurde getanzt und gezecht als gäbe es kein Morgen mehr. Telor beeindruckte mit seinem Mut Rogars hünenhafte Leibwächterin Eyrún zum Tanz herauszufordern, die dem sogar zustimmte und mit einer bis dato ungesehenen Balance überzeugte, wobei sie natürlich die Führung übernahm. Auch Rogar und Cecilia waren ein körperlich sehr ungleiches Tanzpaar, wobei der Trollzacker offenbar vorher heimlich geübt haben musste. Am besten aber tanzte Alrike und Gilborn die für den Rest des Abends eindeutig im Mittelpunkt standen. Zum krönenden Abschluss sang ein Auelf aus dem Harpyiensumpf den man auch A’ravijen-Bog nannte, ein wundervolles zweistimmiges Friedenslied, bei dem dann sogar Rhulana und Ungolf zusammen tanzten und ihren Streit augenscheinlich vergessen hatten...
"Er ist voller Blut, warum ist er immer voller Blut?"

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Die Klinge der Königin

39. Spielabend: Die Bitte einer Löwin

Stadt Zweimühlen, 12. Peraine, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Keine geringere als Junivera von Seshwick war nach Zweimühlen gekommen um die Helden zu treffen und um sie bei etwas sehr wichtigem um Hilfe zu bitten. Die Rondrakirche hatte ihren Zustand als Semi-Ghula bisher mehr oder weniger erfolgreich totgeschwiegen, so dass sie aus dieser Richtung keine Hilfe zu erwarten hatte. Genau genommen hatte sie auch keiner der Helden nach dem Mythraelsduell wiedergesehen. Eigentlich hatten Rogar und seine Streiter das Schlimmste befürchtet. Vor allem Rhulana war froh, dass ihre Lehrmeisterin nun wieder aus den Schatten getreten war.
In knappen, von tiefem Ernst geprägten Worten berichtete sie ihnen, dass sie seit einigen Wochen von Visionen Mythraels, dem erzenen Walkür‚gesegnet‘ sei, die sie auf die Suche nach „der Klinge, die das Schicksal dieses Landes entscheiden soll“ schickten. Auch die äußerst rondragläubige Rhulana hatte diese Visionen, von denen sie Rogar bereits einen Tag zuvor schon berichtet hatte.
Junivera, die mit ihrem Gerede von Visionen einen sehr entrückten Eindruck machte und ihr widerwärtiges Antlitz unter einem langen Kapuzenmantel versteckte, berichtete, dass sie lange darüber meditiert habe und zu dem Schluss gekommen sei, dass die Helden von Zweimühlen sie begleiten sollen. Die bisherigen Taten, darunter auch ihr Sieg gegen die Verlorene Löwin Rondriana Siebenstreich von Eisenstein, hätten sie davon überzeugt, dass es ihnen bestimmt sei, Großes zu vollbringen und die Herausforderungen des Heldenzeitalters zu meistern.
Rogar und Rhulana stimmten natürlich sofort bedenkenlos zu. Eyrún musste als Rogars Leibwächterin diesen eh begleiten und auch Bashot würde sie begleiten. Ungolf, der für derlei spirituelle Geschichten aber nicht zugänglich war, musste jedoch vom Reichsbaron überzeugt werden, dass wenn auch Rhulana, unabhängig von Junivera, ebenfalls diese Visionen hatte, an diesen etwas dran sein müsse. Eigentlich kümmerte den Stabshauptmann nur die Verteidigung der Stadt Zweimühlen. Dass die Kriegsfürstinnen noch keinen zweiten Angriff auf die Stadt gewagt hatten, war eigentlich schon fast ein Wunder. Er hatte nicht bemerkt, wie weit er sich in den letzten Jahren bereits von den Zwölfen entfernt hatte. Für ihn zählten nur eigene oder militärische Erfolge. Als Held hatte er sich noch nie gesehen, und er war auch keiner - auch wenn man ihn zu den ‚Helden von Zweimühlen‘ zählte.
Telor jedoch sträubte sich, diese Missgestalt von einer Rondra-Geweihten auch nur einen Tag lang zu begleiten. Er bezeichnete die infizierte, einarmige Geweihte als ‚Dämonengezücht‘ und gab an, dass er mit deren ‚Visionen‘ nichts zu tun haben wolle.
Aber auch Bastan und natürlich auch die frisch vermählte Alrike blieben zusammen mit dem Zauberer in Zweimühlen.

Auf gemeinsamen Pfaden mit Junivera

Noch am selben Tag reisten die fünf Helden mit der verkleideten Geweihten ab, die klar machte, dass sie die Anführerin in dieser Gruppe sei, was Rogar und Rhulana auch so problemlos annahmen. Die anderen und vor allem Ungolf waren von dieser Entscheidung aber nicht sehr begeistert. Der Stabshauptmann ließ keine Gelegenheit aus, an der Führung der alten Geweihten zu zweifeln, deren Ideale so gar nicht zu seinen passen wollten.
Junivera war sich aufgrund ihrer Visionen recht sicher, dass die Klinge im Osten der Wildermark, vielleicht auch jenseits davon zu finden sei. Sie erklärte ihre gewählte Entscheidung über die eingeschlagene Richtung aufgrund schroffer Gebirgskämme, die sich in ihren Visionen zuweilen in Wasser gespiegelt hätten. Nach ihrer und Rhulanas Meinung konnte es sich bei dem Gewässer nur um das Ochswasser oder den Golf von Perricum handeln. Letzteres hielten beide jedoch eher für unwahrscheinlich.
Mit Junivera zu reisen war für die Helden eine besondere Erfahrung, denn alltäglichen Dingen – wie Lagersuche oder Bevorratung – begegnete sie mit Ungeduld, oft auch mit Unverständnis. Zwar achtete sie ihre Gefährten als Auserwählte, diese bedurften ihrer Meinung nach aber der Anleitung durch sie. Sie beharrte standhaft darauf über mehr Weitblick als alle zusammen zu verfügen, obgleich sie über Zweifel an ihrer Deutung nachdachte und meditierte. Sie verfolgte ein Ziel, das fast nur sie selbst vor Augen hatte.
Aber sie hatte auch die Marotte, immer auf die letzte Nachtwache zu bestehen, bei der sie jedoch sehr oft, um nicht zu sagen immer, einnickte. Der Umgang mit der alten Dame, die in der Gunst Rondras und Mythraels stand, war so für die Zweimühler schwierig und auch oft anstrengend. Dennoch schätzte vor allem die Amazone ihre Gegenwart, da sie von der brillanten Kriegerin und weisen Ratgeberin noch vieles lernen konnte.

Seltsame Begegnungen

Baronie Grassing, 13. Peraine, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

In den Nächten in der Baronie Grassing, die vom Feind besetzt war, hatten sie Hundegebell gehört und feindliche Patrouillen vermutet. Aber seltsamerweise hatte man trotz der Hunde ihre Fährte nicht gefunden.
Gleichzeitig hatte Bashot wieder mit seinem Fluch zu kämpfen, über den er nach wie vor die Kontrolle behalten konnte. Junivera vermutete, was das Problem des Trollzackers war. Sie teilte seinen Hunger nach Fleisch – auf eine ähnliche Weise. Nur dass sie auch bereit war Aas zu sich zu nehmen. Aber sie verurteilte ihn nicht. Sie beobachtete ihn nur, genauso wie sie von den anderen beobachtet wurde. Sie beide waren Monster. Aber sie mussten mit ihrer Situation leben und diese ertragen. Sie hatten keine andere Wahl.
Irgendwann waren sie einem hoch beladenen Ochsenkarren begegnet, der ihnen auf einem Trampelpfad entgegengekommen war. Sie zogen es aber vor, sich vor diesem zu verstecken.
Die Familie darauf sah zwar harmlos aus, aber sie wollten lieber noch kein Risiko eingehen und einer vorzeitigen Entdeckung entgehen. Aber einen Tag später, tiefer in der Baronie Grassing, gingen sie einer weiteren Begegnung mit einem Wanderer schon nicht mehr aus dem Weg. Der Fremde hatte sie im Namen der Zwölfe gegrüßt, und ihnen von etwas Seltsamem berichtet. Er erzählte, dass er in der vorherigen Nacht gesehen hatte, wie eine Ritterin in halsbrecherischer Flucht über die Wiesen gehetzt war und dabei von Nebelschleiern verfolgt wurde! Er war sogar so freundlich, sie zu dem Ort des Geschehens zu führen, wo sie schließlich auf den Leichnam einer Frau stießen.
Sie war etwa vierzig und trug einen zerfetzten weißen mit Blut verschmierten Wappenrock, und einen Lederharnisch. Das Wappen identifizierte Rhulana als Zeichen des Zornesordens.
Der Orden des Heiligen Zorns der Göttin Rondra, die auch Zornesritter genannt wurden, war ein eher kleiner Orden, der innerhalb der Rondrakirche sehr umstritten war, und zum Großteil aus Laien, aber auch aus Magiebegabten und Geweihten bestand, die auch den Sulataristen nahe standen. Einst waren sie aus dem Freiwilligenbanner Rondras Zorn entstanden, die sich heute als weltliche Wächter gegen Dunkle Mächte sahen.
Die Frauenleiche war von Krallen bis zur Unkenntlichkeit zerfetzt worden. Keines der hier vorkommenden Raubtiere war jedoch groß genug, um solche Spuren zu hinterlassen und zudem schien das Tier mit seinem Opfer gespielt zu haben, ehe es der Frau die Kehle aufgerissen hatte.
Junivera hatte auf eine rondrianische Feuerbestattung bestanden und zusammen mit Rhulana ein letztes Gebet gesprochen, das sie die Amazone auf diesem Wege nebenbei lehrte. Danach hatten sie aber darauf geachtet, schnell weiter zu kommen, da das Feuer sicher Aufmerksamkeit erregt hatte.

Acht Väterchen

Traviamark, 14. Peraine, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Etwa zwanzig Meilen nördlich der Zollburg im Dergel, überquerten sie mit Hilfe einiger freundlicher Flößer den Fluss im Nebel und erfuhren so nebenbei noch einige interessante Informationen. Die Flößer berichteten davon, dass in der Stadt Rankaraliretena seltsame Zustände vorherrschten. Alles hatte damit begonnen, dass die Hunde eines Nachts zu heulen begannen und durch nichts mehr zu beruhigen waren. Nach zwei Tagen waren sie dann verschwunden. Davongelaufen meinte der eine, von den Ordensleuten erschlagen und verspeist, sagte der andere.
Der Herrscher der Stadt, Rondrastolz von Travinianshall, der einer der Mitbegründer des Ordens der Zornesritter war, wurde immer sonderbarer. Seit dem der Nebel aufgezogen sei, der aber eigentlich für diese Jahreszeit gar nicht so unüblich war, solle er und seine Getreuen angeblich im Imgerimm-Tempel der Stadt wohnen und diesen kaum noch verlassen.
Die Flößer erzählten weiter, was sie sich mit weiterem Silber bezahlen ließen, dass eine Gruppe Zornesritter in Begleitung eines Zwerges mit weißgrauem Bart, vor dem eigenartigen Benehmen der Hunde und dem seltsamen Nebel, in der Nähe des Klanadosch gesehen worden waren.
Der Berg Klanadosch war einer der Zwercher Hügel, die südöstlich von Rankaraliretena lagen und nach ihren Stammvätern ‚Acht Väterchen‘ benannt worden waren. Der besagte größere Hügel, war dem Höhenzug im Norden vorgelagert und wurde eigentlich von den Zwergen gemieden. Dass also ein solcher die Zornesritter begleitet haben soll, war sehr ungewöhnlich.
Junivera entschied die besagten Hügel südwestlich des Ochswassers aufzusuchen, in der Hoffnung dort vielleicht weitere Anhaltspunkte ihrer Visionen zu finden.
Das Hügelland, das sie am späten kalten Nachmittag bereits erreichten, war dünn besiedelt. Neben den Bauernhöfen und Bergweiden mussten sich laut Ungolf hier auch strategisch wichtige Silberminen befinden, die Lutisana von Perricum bereits unter ihre Kontrolle gebracht haben soll. Der Nebel, der ihre Bewegungen verschleierte, kam ihnen deshalb sehr gelegen.
Nahe dem Klanadosch stießen die Helden dann auf eine weitere Leiche. Die Verletzungen des Mannes waren die gleichen wie bei der einen Tag zuvor gefundenen Zornesritterin. Auch bei dieser Leiche handelte es sich wohl um einen Ordenskrieger. Unerklärlich war aber, dass der Tote keinerlei Wildfraß aufwies. Fürchteten die Tiere etwa diese menschlichen Überreste?
Innerhalb der Hügel fiel es Junivera offensichtlich zunehmend schwerer, sich zu orientieren, so dass sie den Gipfel des Hügels erklomm um ihre Perspektive mit der ihrer Visionen in Übereinstimmung zu bringen. Sie suchte den Punkt, an dem Traum und Wirklichkeit übereinstimmten, und fand ihn auch wirklich auf genau jenem Hügel, an dessen Hängen auffällig viele Rotluchse lebten.
Die Tiere zeigten wenig Scheu vor den Eindringlingen in ihrem Revier, mieden aber eine direkte Konfrontation. Ein altes Luchsweibchen unter ihnen, schien aber Juniveras besondere Aufmerksamkeit erregt zu haben.
Sie folgten dem Luchsweibchen zu einer Art Felsspalte nahe des Klanadosch Gipfels, die die Luchse vermutlich als Wurfhöhle nutzten. Ungolf konnte nur noch den Kopf schütteln. Die entrückte Alte folgte wirklich einem Tier und sie tappten ihr einfach hinterher, als ob das Luchsweibchen sie zu dem Schwert führen konnte, das vermutlich einfach nur Juniveras und Rhulanas Fantasie entstammte. Hoffentlich würden die anderen Offiziere der Greifengarde niemals hiervon erfahren.
An den Spalt schloss sich eine niedrige Höhle an, von der aber ein weiterer Spalt in die Dunkelheit führte.

In den Hallen der Todbringerin

Ohne Telor mussten sie auf gewöhnliche Fackeln als Lichtquelle zurückgreifen, was das Klettern erheblich erschwerte. Die Kletterpartie war sogar so Anspruchsvoll, dass sich Rogar eine schwere Kopfverletzung bei einem Sturz zugezogen hatte. Und auch einige der anderen zogen sich mehr oder weniger schlimme Schürfverletzungen zu. Unten lag auch das Skelett eines Bären, der sich wohl hier auf der Suche nach Futter zu Tode gestürzt hatte.
Schließlich endete der Weg vor einem übermannshohen Riss, hinter dem sie eine Wendeltreppe aus schwarzem Marmor erblickten. Felsbrocken lagen überall auf den Stufen, die Treppauf noch zunahmen bis eine unüberwindliche Wand aus Geröll den weiteren Weg nach oben versperrte. Also nahmen sie den letzten verbliebenen Weg – nach unten in die Tiefe.
Auf den Stufen der Wendeltreppe fanden sie ein verstreut umherliegendes Menschenskelett. Unter dem sie ein interessantes Beutestück fanden: ein geschwungenes Jagdmesser, dessen Leder am Griff inzwischen verrottete war. Das Metall jedoch, das Eyrún als eine Legierung aus Stahl und dem magischen Mindorium identifizierte, war sehr gut erhalten. Schwarze Diamanten zierten den Knauf! Nur Satinav selbst wusste, wie lange diese Waffe den Hörnern der Zeit getrotzt hatte und welchem Zweck sie einst gedient haben mochte.
Die Fjarningerin steckte die aufgrund des Metalls definitiv magische Klinge ein. Sicher konnte sie den Griff bei der nächsten Gelegenheit reparieren und das Jagdmesser eventuell ihrem Zauberer zur Analyse übergeben. Aber da dieser sich mit so etwas immer sehr lange Zeit ließ, war es vielleicht doch besser eine eventuelle arkane Wirkung durch einfachen Gebrauch herauszufinden, sofern das Jagdmesser noch zusätzlich verzaubert war.
Sie stiegen weiter hinab, bis sich das Geröll auf den Stufen verlor und fahles Licht von unten hinauf schien – unnatürliches Licht! Die Treppe endete schließlich auf einem Absatz, von dem aus linkerhand eine weiße und rechterhand eine schwarze Treppe zu einem Portal führte. Der Reichsbaron entschied sich natürlich für die weiße Marmortreppe, der sie bis zu einem Durchgang weiter nach unten folgten. Dieser Durchgang wurde von den Nachbildungen zweier Bäume gebildet, deren kahle Äste elegant ineinander verschränkt waren. Das Licht schien hier sogar heller, als ihre Fackeln, von denen sie nun alle bis auf eine löschten.
Die wenigen Stufen führten in eine Halle, die von zwei lebensgroßen, lauernden Jaguaren aus schwarzem Marmor flankiert wurde. Das gelbe Licht stammte aus Gwen-Petryl-Steinen, die die Augen der Statuen bildeten! Weitere Leuchtsteine waren nahe dem staubigen Boden angebracht, auf dem Spinnweben, Gerippe und Kadaver kleiner Tiere davon zeugten, dass die Städte lange verlassen sein musste.
Gut versteckt in den tiefen Nischen im Durchgang zur nächsten zentralen Halle standen zwei Schritt große Statuen weißer Luchse mit Bernsteinaugen. Die Wände waren aus weißem, und der Boden aus schwarzem Marmor mit goldenen Einschlüssen. Harte Kanten waren kaum zu finden, stattdessen wiesen die Wände glatte, weich geschwungene Oberflächen auf. Kunstvoll angebrachte Fugen erinnerten nicht von ungefähr an Knochennähte, was Rhulana etwas beunruhigte.
Nachdem die erste Faszination der Helden überwunden war obsiegte die Goldgier und so machte man sich mit Messern und Dolchen daran, die leuchtenden, wertvollen Gwen-Petryl-Steine aus den Augenhöhlen der Statuen und aus dem Boden zu brechen! Viele Jahrhunderte wenn nicht gar Jahrtausende, hatte diese Städte beinahe unbeschadet überdauert und sogar mindestens einen Schatzjäger vor ihnen überstanden – bis zur Ankunft der Helden von Zweimühlen…
Von drei möglichen Durchgängen wählten sie den äußerst linken und betraten nun eine große Kammer, in der sich vier keilförmige verschüttete Fensterschächte über Steintischen erhoben. Ihnen gegenüber befand sich ein Wandbild aus dem schwarzen Marmor des Bodens. Es zeigte eine dahinwelkende Welt, deren Darstellungen so kunstvoll und ästhetisch waren, dass sie anziehend und schön wirkten – eine ähnliche Faszination die sie an den kunstvollen Gebeinraum unter der Ruine Schweigenfels erinnerte. In der Mitte erhob sich ein Abbild deren golden schimmernden Augen jeden Punkt der Halle fixierten, bis Eyrún dem Abbild den gesamten Kopf herausriss und ihn auf dem Boden zerschmetterte, um an die goldenen Augen zu kommen! Sie bereicherten sich nicht einfach nur, sie schändeten diese alte Städte regelrecht.
Vier Säulen standen in einigem Abstand vor dem nun zerstörten Halbrelief. Sie waren geformt wie Bäume, deren Äste die Hallendecke trugen. Die abgerückte Position der Säulen verlieh dem Wandbild so eine gewisse Tiefe. Die Decke an sich war mit zahllosen etwa spannbreiten Löchern durchbrochen, durch die vielleicht irgendwann einmal sogar Licht gefallen sein mag. Einige der Löcher ließen auch heute noch kleine Lichtfinger der untergehenden Sonne hindurch.
Ein Raum dahinter wies steinerne Regale und Kommoden auf, die filigrane Instrumente aus edlen Metallen trugen. Die meisten jedoch waren verrottet oder mussten bereits vor ihnen gestohlen worden sein. Zwei keilförmige Steintische dienten als Arbeitsfläche. Die Decke der Kammer war größtenteils eingestürzt und hatte Teile der Einrichtung unter sich begraben. Sie schreckten nebenbei einen hier heimischen Schwarm Fledermäuse auf, die sieverscheuchten oder erschlugen.
Rogar viel danach auf, dass das Geröll an einigen Stellen jüngst bewegt worden sein musste. Ein weißer gefundener Stofffetzen deutete vermutlich auf den Wappenrock eines Zornesritters hin, die ja laut der Augenzeugen in den Hügeln gesehen worden waren – seitdem ja auch der mysteriöse Nebel aufgetaucht war.
Dann betraten sie voller Mut eine gewaltige Halle, die an einen Tempel erinnerte. Überall an der Decke leuchteten weitere Steine, von denen jeder mindestens fünfzig bis hundert Dukaten Wert war! Auch hier waren die Steinwände mit Bildern bedeckt, wobei die rechte und linke Wand einen unbekannten Schriftzug trug. Das erste Bild zeigte eine luchsköpfige Göttin, wie sie einigen spitzohrigen Gestalten einen Speer überreichte, sowie gegen Echsen kämpfende oder einander an den Waffen unterweisende … Elfen.
Die Stirnwand war schmucklos. Stufen führten zu einem Podest, von dem sich keilförmig ein Altar in den Raum schob. Obenauf erhob sich eine Statue, in der Rhulana Rondra Höchstselbst erkannt haben wollte!
Zwei Schritt hoch, aus ganz schwarzem Gestein gefertigt, war die luchsköpfige Elfe zum Sprung bereit. Die Kriegsgöttin, vor der die Amazone nun niederkniete, trug rechts einen Speer und Rüstungsteile aus Mondsilber, einer Legierung aus Stahl und Mindorium, wie die Fjarningerin erklärte. Links jedoch schien irgendwie ein gepanzerter Handschuh zu fehlen.
Die geweihte Semi-Ghula zog die Löwin wieder auf die Beine und überzeugte sie, dass man in der Statue zwar gewisse Gemeinsamkeiten mit Rondra erkennen und hineininterpretieren konnte, wenn man dies wollte, aber sie versicherte Rhulana, das dies ganz sicher nicht Rondra darstellen sollte. Leicht beschämt schenkte die Amazone ihrer Lehrmeisterin Glauben, war aber dennoch sichtlich erleichtert, da ihr in diesem Moment klar wurde, was es bedeutet hätte, wenn sie Recht gehabt hätte, beim Anblick der geplünderten Beutestücke ihrer Gefährten.
Das wiederum kam den anderen Helden und natürlich der Söldnerin aus dem Hohen Norden natürlich sehr gelegen, da die Statue fast ihre Größe hatte, und sie nun anfing die komplette Mondsilberrüstung zu plündern, während Bashot sich an weiteren Gwen-Petryl-Augen verging, die er nun sogar versuchte mit seinem Andergaster herauszubrechen, nachdem alle ihre Messer und Dolche bereits abgebrochen waren.
Bevor sie diese Halle betreten hatten, fehlte der Götzenstatue nur der linke Panzerhandschuh – wenige Momente später, war sie nackt! Die Fjarningerin verstaute alle erbeuteten Rüstungsteile in ihrem Rucksack und schaute sich mit den Anderen nach weiteren Schätzen um, die sie aufgrund ihrer Blutrune in Form eines nordischen Bären, die ihren Rücken und ihre Tragkraft stärkte auch problemlos von hier fortschaffen konnte.
Vor dem Altar stand eine Kohlenpfanne, deren Eisen ebenfalls aus magischem Stahl sein musste, oder aber sie war erst vor kurzem hier aufgestellt worden. Eyrún versicherte leider, dass letzteres der Fall war.
In der Kohlepfanne lag Asche und verkohltes Holz. Rogar erkannte bei genauerem Hinsehen sogar getrocknete Blutstropfen vor der Pfanne auf dem Boden, ganz so, als hatte hier kürzlich jemand sein eigenes oder gar fremdes Blut geopfert.
Südlich dieser größten aller Hallen schloss sich eine weitere nur minimal kleinere Halle an, in die sie gekommen wären, wenn sie den mittleren Durchgang am Anfang gewählt hätten. Diese Halle war aber bis aus seine Friese, schmucklos. Nur die obligatorischen Luchsstatuen mit den wertvollen Augen, die natürlich ebenfalls nicht gerade zimperlich geplündert wurden, standen in dieser Halle. Schriftband um Schriftband zierten hier die knochenfarbenen Wände, die nur von Darstellungen der Luchsgöttin unterbrochen wurden. Wäre doch nur Telor bei ihnen. Er hätte diese fremde Schrift sicher entziffern können. Aber so mussten sie auch nicht mit ihm teilen.
Von der vorherigen großen Halle aus, gingen sie in eine weitere Kammer. Diese wies eine Art Wandschrank auf, indem Ungolf neben weitgehend zu Staub zerfallenen Kultgegenständen noch einen schwarzmetallenen Helm in Form eines Luchskopfes fand, von dem er dachte, es könnte sich um das magische Metall Endurium handeln. Schnell schnallte er den kostbaren Helm an seinen Gürtel. Mit nur wenigen Unzen dieses Metalls wäre er nicht nur seine neuen Schulden bei den Rabenmunds los, sondern er würde auch neue Söldner auf Jahre einstellen können! In Gedanken begann er schon seine ganzen Möglichkeiten durchzugehen, die ihm dieser Fund eröffnen würde. Aber noch waren sie nicht wieder heraus, oder hatten das gefunden, weshalb sie eigentlich hier waren – die klinge, die das Schicksal dieses Landes Entscheiden sollte…
Auch hier erstrahlte ein schwarzmarmornes Wandbild in alter Pracht, dem man sich nur noch nicht widmete, weil ein Tisch aus grauem Stein den Raum dominierte, auf dem die Mumie eines Kriegers lag! Die Mumie trug eine metallene Rüstung samt Helm. Die über der Brust gefalteten Hände waren aber leicht verrutscht, ganz so als hätten sie zuvor ganz klassisch ein Schwert gehalten - vielleicht das Schwert, das sie suchten? Die Handrücken waren mit gekreuzten Blitzen aus angelaufenem Silber geziert – dieselben gekreuzten Blitze aus Rhulanas Vision!

Die Wut des Heermeisters

Plötzlich begann die Kriegermumie von innen heraus zu leuchten. Zunächst sacht, dann aber immer stärker, bis sich schließlich abrupt der durchscheinende, grünlich schimmernde Geist des Toten über den Plünderern erhoben hatte und den nächstbesten einfach angriff!
In den Händen führte der Geist ein geisterhaftes, altertümliches Breitschwert mit muschelförmigem Griff.
Während der Geist um sich schlug beschimpfte er die Eindringlinge in wüstem Bosparano, das aber bis auf Junivera niemand wirklich verstand. Ausgerechnet der riesenhafte Reichsbaron wich vor dem Geist am meisten zurück, während seine Gefährten versuchten diesen zu verletzen, was zumindest Ungolf gelang. Sein meisterliches Bastardschwert mit der magischen Waffenglyphe setzte der Gefesselten Seele stark zu. Der Geist wiederum schlug blindwütig seine Angriffe einfach durch dessen Großschild hindurch, ohne dass diese für ihn auch nur im Geringsten ein Hindernis darstellte. Der Stabshauptmann ließ daraufhin seinen Schild fallen und führte sein Bastardschwert wie einen Zweihänder, während der Geist weiterhin auf die Helden ein brüllte und weiter um sich schlug.
Kurz bevor Ungolf und Eyrún den Geist mit ihren magischen Waffen in geisterhafte Fetzen schlugen, legte Junivera demonstrativ ihr Schwert nieder, entschuldigte sich für die Ruhestörung und forderte die Helden auf auch ihrerseits die Waffen abzulegen. Auch Bashot, der kurz davor gewesen war, den weltlichen Leichnam der Kriegermumie mit seiner Fackel in Brand zu stecken, hielt inne. Junivera erzählte, dass der Heermeister sie für Diebesgesindel hielt, womit er in Anbetracht der mit Schätzen gefüllten Taschen der Helden nicht ganz Unrecht hatte. Es war sehr schwer den Geist, der sich Isiderius nannte, von der Lauterkeit der Helden zu überzeugen. Und er betonte mehrfach, dass Pacifer der Friedensbringer, womit er wohl die gesuchte Klinge meinte, nur denen bestimmt sei, die seines Wesens würdig waren – also jenen, die Frieden stifteten. Junivera und Rhulana berichteten von ihren Visionen und ihrer aller Bestrebungen die Wildermark zu befrieden. Es dauerte eine Weile, bis der Heermeister den Eindringlingen endlich vertrauen schenkte. Als Vertrauensbeweis bestand er darauf, dass sie alle ihre geraubten Schätze auf der Stelle zurücklassen sollten, was die Zweimühler schließlich schweren Herzens auch taten. Nur das außerhalb der Tempelhallen gefundene Jagdmesser aus Mindoriumlegierung verheimlichte die Fjarningerin dem Heermeister und behielt zumindest diesen Schatz, obwohl es sicher war, dass dieser auch aus diesen Hallen stammen musste.

Geistweisung

Nachdem der Geist die Berichte der Helden und vor allem von Junivera, einige Zeit auf sich wirken gelassen hatte, teilte er ihnen seine Überzeugung mit, dass Pacifer von Rondra erneut bestimmt wurde, seinem Namen zu entsprechen. Isiderius forderte die Helden von Zweimühlen auf, die Waffe dem Frevler abzunehmen und einen Träger zu finden, der zukünftig über die Rommilyser Mark herrschen sollte und ihr – wie einst Königin Svelinya die Befriedende – den Frieden bringen würde.
Die besagte Königin des Heermeisters, die der Sage nach ihren Neffen Isegrein den Alten nach Norden ausgesandt haben soll, um das Ende der Welt zu finden, hatte in den Dunklen Zeiten über das Antike Königreich der Rommilyser Mark geherrscht. Sie selbst hatte das Schwert als Geschenk ihres Onkels Olruk-Horas erhalten, der sie damals in dieses Land entsandt hatte, um es zu befrieden. Sie selbst aber war es, die dem Schwert seinen Namen gegeben hatte um nie aus den Augen zu verlieren, in welchen Ansinnen sie es damals getragen hatte. Nach der Neuordnung ihres Reiches und nachdem er, ihr Heermeister, in einer der letzten Schlachten gefallen war, hatte sie ihn hier in diesem fremdartigen Rondra-Tempel in den Hügeln beigesetzt. Als symbolische Wehr hatte sie ihren Heerführer damals zusammen mit ihrem persönlichen Schwert Pacifer bestattet und die Städte, die sehr viel älter sein musste, verschließen lassen.
Der Heerführer gab den Helden eine vage Beschreibung des Grabräubers, der ihn beim Kampf sehr geschwächt hatte und seiner ebenso kampfstarken Gefährten. Er beschrieb den Räuber als Knapp zwei Schritt groß, muskulös, mit vielen Kriegernarben, den Rogar als Rondrastolz von Travinianshall, den Mitbegründer des Ordens des Heiligen Zorns der Göttin Rondra wiedererkannte!
Kurz bevor seine Erscheinung verblasste, sprach er ein letztes Mal mit durchdringender Stimme: „Geht und besänftigt des Waldlöwen Zorn. Sagt ihm, nur im Schatten des Greifen wird er seine Bestimmung finden.“
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 02.05.2014 13:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Kumari Xenophero »

Bitte.Hört.Niemals.Auf.Zu.Spielen. *.*
erscheint mir fast wie ein Sakrileg hier "reinzuposten" aber ich muss einfach mal sagen wie genial das zu lesen ist!! weiter so!

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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

(Danke Kumari, so ein Lob liest man natürlich besonders gerne, vielen Dank)

40. Spielabend: Mitten im Sturm

Stadt Rankaraliretena, 15. Peraine, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Es hatte eine kleine Ewigkeit gedauert, bis die Helden von Zweimühlen es wieder aus dem verfluchten Berg Klanadosch geschafft hatten. Die anspruchsvolle Kletterpartie hatte ihnen mehr zugesetzt als die Wut des geisterhaften Heermeisters im Inneren des Berges.
Mit den Gedanken noch bei der Geistweisung Isiderius‘ waren sie aus dem Spalt der Wurfhöhle der Rotluchse gekrochen, nur um von einem starken Sturm und Wolkenbruch begrüßt zu werden. Durch das Wetter, das die Sturmherrin ihnen geschickt hatte, waren sie gezwungen den Rest des Tages in der Höhle zu verbringen, während Rhulana und Junivera sich in heiligen Chorälen übten, die sie hinaus in den Sturm riefen. Die Alte vertiefte das Wissen der Amazone über Mythrael und den Letzten Großen Kampf, Wissen dass die Löwin auch bereitwillig aufnahm um ihrer Weihe näher zu kommen. Das widerwärtige Antlitz ihrer Lehrmeisterin störte sie dabei nicht im Geringsten.
Junivera beschrieb den Erz-Walkür als einen tigerköpfigen Herold Rondras mit eisernen Flügeln und bewaffnet mit einem Flammenschwert, der nach jeder Schlacht zusammen mit den vierundzwanzig ihm unterstehenden Walkürjas die Helden auswählte, die in Rondras Hallen einziehen durften um in besagtem Letzten Großen Kampf als alveranische Heerscharen, von Mythrael befehligt, in die Schlacht zu ziehen. Junivera erzählte davon wie die Seelenwählerinnen auf den Scheiterhaufen der Priesterkaiser klaglos ihr Leben gelassen hatten, ohne ihre Treue zu ihrer Herrin in Wort oder Gedanken gebrochen zu haben. Einigen von ihnen sollen Flügel aus den Schultern gesprossen sein, gleich denen der Gryphonen aus der Vorzeit, andere sollen auf geflügelten Rössern schnell und sicher durch die Lüfte geritten sein. Unfehlbar wie der Blitz der Göttin, sollen sie die finden, die Mythrael ihnen anzeigt, und niemals ruhen, bis sie ihre Aufgabe erfüllt haben. Das Rondrageleit, wie die Walküren auch genannt wurden, sollen früher bei Gewitter dem Donnersturm vorangeeilt sein, stets Ausschau haltend nach würdigen Seelen. Allein ihr Anblick, ihre Huld und ihre Pracht, solle jeden Menschen die Kraft geben, die Herausforderung des Lebens erneut anzunehmen.
Rhulana hatte in ihrer Zeit damals in der Amazonenfeste Kurkum gelernt, dass Ayla Al’Yeshinna die erste der Walkürja war und dass viele Achmad‘Sunni ihr nachfolgten. Auch ihr hatte man damals von geflügelten Rössern erzählt und dass keine Amazone den Weg in Rondras Hallen antritt, ohne dass eine Walkürja sie geleitet.
Die Semi-Ghula erzählte auch von Mythraels Sternbild des Helden, das von allen Völkern gleich erkannt wurde und das viele Stunden nach dem Sturm bei ihrer Nachtwache gut am Nordhimmel zu sehen war. Die Amazone lauschte ihrer einarmigen Meisterin, bis diese mal wieder bei ihrer Wache eingeschlafen war und sogar noch im Schlaf hier und da weiter redete. Die Alte war wirklich sonderbar, aber sie hatte unbestreitbar viel in ihrem Leben gesehen, erfahren und erlebt. Rhulana hatte ihr gesamtes Leben stets nach der Sturmherrin ausgerichtet, aber Junivera würde sie noch näher an Rondra heranführen. Sie wusste, dass ihre heilige Prüfung bald bevorstehen würde – sehr bald…

Stadt in Angst

Am späten Nachmittag erreichten sie die Stadt Rankaraliretena, die am südlichen Dergelufer lag. Früher eine geschäftige Handwerkerstadt, in der vornehmlich grobe wie feine Schmiedewaren hergestellt wurden, war Rankaraliretena aber seit dem Jahr des Feuers umkämpft, worunter der Handel stark gelitten hatte. Besonders nach dem Fall der Baronie Grassing herrschte in der Stadt ein rauer Ton.
Die drei Stadtgardisten am Osttor, die mit Hellebarden bewaffnet und mit Kettenhemden gepanzert waren, und die Neuankömmlinge argwöhnisch musterten, warnten davor, dass kleine wie große Vergehen ohne Nachsicht von Rondrastolz‘, dem Herr der Stadt, geahndet wurden. Leibstrafen wurden öffentlich vollstreckt, Schuldner und Aufrührer kompromisslos in den Kerker gesteckt. Zudem merkten die Gardisten an, dass von Abend- bis Morgendämmerung in der gesamten Stadt Ausgangssperre herrschte. Die Torgardisten befragten die Helden misstrauisch nach deren Begehr und fingen an diese genauestens zu durchsuchen, wobei der Schmierigste der Wächter Rhulana sogar zwischen ihren strammen Schenkeln begrabschte. Die männerverabscheuende und jähzornige Amazone donnerte der Wache daraufhin ungeniert mit der flachen Hand ins Gesicht, so dass dem Schuft der Helm vom Kopf flog!
Die anderen beiden Gardisten hielten Rhulana daraufhin ihre Stangenwaffen vors Gesicht, was nun wiederum die nicht minder zornige und starrsinnige Junivera dazu veranlasste ihre Waffe zu ziehen, mit der sie beide Hellebarden auf einmal wegschlug. Dann erkannte einer der Wachen sie als eine Ghula und brüllte seine Erkenntnis lauthals heraus was daraufhin in einen Kampf am Stadttor ausartete!
Der kurze und ungleiche Kampf gegen die Zweimühler Streiter war schnell vorbei und zumindest hatte man diesmal darauf geachtet, niemanden in Borons Hallen zu schicken. Zwei der drei Gardisten lagen nach dem kurzen Waffengang kampfunfähig am Boden und dem dritten Gardist warf der gewaltige Reichsbaron einfach einen Beutel mit zwanzig Dukaten hin, in dem glauben, dass sich die Konfrontation damit erledigt hätte. Ungehindert ließ die letzte verbliebene und schwer verletzte Wache die Fremden passieren – zumindest für den Moment, denn sie hatte nicht wirklich eine andere Wahl.

Der Ingerimm-Tempel

Die Heldengruppe passierte den Peraine Tempel zu ihrer Linken, die Schenke Sankt Travinian, eine von insgesamt acht Schenken in der Stadt, vorbei am Gasthaus Fürstin Ehr, bis man sie schließlich den Markplatz erreicht hatte, der von einem gewaltigen Baum in der Mitte des Platzes dominiert wurde. Im Osten aus Richtung des Tores durch das sie gekommen waren, hallten nun erneute Alarmrufe auf den Platz, die aus Westen und Süden beantwortet wurden. Es war nicht wirklich verwunderlich, dass sich die zusammengeschlagenen Wachen nicht an die Abmachung gehalten hatten, so dass die Zweimühler in kurzer Zeit sicherlich die gesamte Stadtwache auf ihren Fersen haben würden. Die riesigen Barbaren waren einfach viel zu auffällig und es war nur eine Frage der Zeit, bis man ihnen habhaft werden würde.
Doch dann erblickten sie durch den nun deutlich aufziehenden Nebel, der vom Flussufer heran kroch, in der südwestlichen Ecke des Markplatzes den besagten Ingerimm-Tempel, indem sich die Zornesritter angeblich einquartiert hatten.
Da ein phexgefälliger Weg noch nie eine Stärke der Helden von Zweimühlen war, trat man einfach auf die Veranda des Tempels zu, und ging ohne Umwege hinein, ohne zu wissen, was sie dort erwarten würde. In einem Korridor trafen sie auf zwei weitere Stadtgardisten, die ihnen aber nicht den Zutritt verwehrten, sondern hier wohl lediglich nach dem Rechten sahen. Offenbar hatten sie die Alarmrufe draußen im Inneren des Tempels jetzt erst vernommen. Einer der Gardisten machte sich auf den Weg nach draußen, um zu erfahren, was auf dem Marktplatz los war, während die verbliebene Wache die Helden nach ihrem Begehr fragte. Auffällig war die Abwesenheit von jeglichem Geweihten des Ingerimm oder seiner Novizen. Reichsbaron Rogar verlangte ohne Umschweife, ein Treffen, mit dem Herrn der Stadt, der angeblich hier zu finden sei. Die nun misstrauische Wache, wies die Helden an, in der sich anschließenden Tempelhalle zu warten, und verschwand durch eine Seitentür und dahinter vermutlich ins Obergeschoss der Tempelanlage. Die Zeit der Abenddämmerung war nun angebrochen – und der Nebel, der sich wie ein Leichentuch draußen über die Straßen legte, zog auf…
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Der Herr der Stadt

Nachdem der Streiter des Reiches und seine Gefährten einige Zeit gewartet, und die alte Junivera sich von Augenblick zu Augenblick mehr empört hatte, trat nun endlich der Herr der Stadt, der sich offenbar im Obergeschoss aufgehalten hatte, zusammen mit sechs Zornesrittern und einem Wächter in den Ingerimm-Tempel im Erdgeschoss.
Rondrastolz von Travinianshall traf genau die Beschreibung des geisterhaften Heermeisters. Der knapp zwei Schritt große, muskulöse und mit Narben gezeichnete, charismatische Ordenskrieger, war gepanzert in ein langes Kettenhemd, Plattenschultern und Plattenrüstung an Armen und Beinen. In seiner Linken hielt er einen Rondrakamm kampfbereit, was vielleicht darauf schließen ließ, dass er Linkshänder war. Gleichzeitig wirkte der Kriegsfürst aber auch irgendwie abwesend und sehr nachdenklich und nicht entrückt wie Junivera.
Rogar kannte alle Zornesritter zumindest vom Sehen her, hatte doch der Zornesorden zusammen mit vielen weiteren Verbündeten damals mit dem Reichsbaron an der Ogermauer den legendären Finstermann in einer letzten und endgültigen Feldschlacht besiegt. Der Reichbaron erinnerte sich sogar an ihre Namen, denn es waren die tapfersten und besten Kämpfer des Rondraordens, die hier leider mit gezogenen Waffen vor ihnen standen.
Thyrja Ehrwald, die groß, breitschultrig und wortkarg in Garether Platte und Zweihänder neben Rondrastolz stand, war die ehemalige Burgherrin von Burg Travianshall und eine Frau der Tat. Eigentlich freute sich der Rochshaz sie endlich widerzusehen, auch wenn er sich dies unter anderen Umständen gewünscht hätte.
Asgrimm Robarskil, der im Gegensatz zu Rondrastolz und Thyrja nur mittelgroß war, trug seine maßangefertigte verstärkte Lederrüstung, Lederzeug, einen Streifenschurz und natürlich seinen Kusliker Säbel mit dem der fast fünfzig jährige Veteran meisterhaft umzugehen wusste.
Ragnhild Castanyeda war Anfang zwanzig, blond, blauäugig und hatte schon damals Rondrastolz verehrt. Sie war in einer vollen Kettenmontur gepanzert und trug neben ihrem Langschwert einen Großschild mit dem Wappen des Zornesordens. Eine sehr attraktive Kämpferin.
Chounrat Timerlan, ein in sich gekehrter Albernier, der etwa Ende zwanzig war, trug ebenso wie Asgrimm einen Kusliker Säbel und war wie Ragnhild in schwere Kette gepanzert. Nur er selbst wusste, was er schon alles in der Wildermark hatte ertragen müssen ohne den Verstand zu verlieren.
Rupert Okdarn, der introvertierte Novize mit den rotblonden Locken und den braunen Augen, der vielleicht gerade einmal sechszehn Sommer erlebt hatte, war in einen Kurbul und Lederzeug gerüstet und war mit Morgenstern und Schild bewaffnet, wobei letzteres ebenfalls das Wappen des Ordens trug. Rogar erinnerte sich noch vage an seine Gefährtin Myrica, die aber hier nicht zugegen war.
Und Rondrastein Tauzwang ein weiterer Novize, der vielleicht ein Jahr älter als Rupert, dafür aber etwas schmächtiger war, trug ein langes Kettenhemd und ein Schwert mit dem er äußerst talentiert umzugehen vermochte. Wenn er die Wirren der Wildermark überleben sollte, konnte noch ein wirklich Großer Krieger aus ihm werden. Rogar befürchtete nur, dass ihre Begegnung hier schlimm ausgehen würde.
Acht zu Fünfwareigentlich nochein recht ausgeglichenes Verhältnis, in Anbetracht ihrer kämpferischen Fähigkeiten, aber der Trollzacker wusste, dass er die hiesigen Zornesritter nicht unterschätzen durfte. Hinzukam, dass er und alle seine Gefährten zumindest leicht bis mittel verletzt waren, durch die anspruchsvolle Kletterei im Berg Klanadosch. Sein linkes Bein war aufgeschlagen und auch Bashots rechter Arm war verwundet. Der riesige Reichsbaron hoffte einfach nicht mit seinen ehemaligen Kampfgefährten die Klingen kreuzen zu müssen, zumal sie diesen Kampf ganz sicher nicht ohne Verluste überstehen konnten, in ihrem jetzigen Zustand.
Junivera sah das offenbar aber anders und beschimpfte den Rondrageweihten und Mitbegründer des Ordens als Fanatiker, der über Leichen gehen würde und zudem ein Plünderer sei, der sich einfach Pacifer bemächtigt hatte. Eine Anschuldigung, die genauso gut auf sie alle selbst zutreffen konnte.
Rondrastolz bekräftigte, dass er auf Geheiß von Travinia von Firunslicht, der Vertrauten des Kronverwesers der Traviamark, Cordovan von Rabenmund, die Herrschaft über Rankaraliretena übernommen hatte, wobei eine eindeutige unterschwellige Drohung in seinen Worten mitschwang. Rondra selbst habe ihm eine Vision gezeigt, „eine schartige Klinge in der Hand eines Löwin, die im Herzen der Wildermark neu geschliffen werden muss und deren Spitze gen Osten weist“. Überzeugt davon dieser Löwe zu sein hatte er sich zusammen mit seinen Gefolgsleuten auf die Suche nach dem Schwert gemacht – und es schließlich gefunden.
Aber die einarmige Junivera ließ sich von seiner angeblichen Legitimierung nicht beirren und behauptete, dass er zusammen mit seinen Handlangern hier, seine eigene Ordensburg Travinianshall im Handstreich genommen hatte, nachdem er aus dem Orden ausgeschlossen worden war! Sie betonte sogar, dass er alle Ordensritter, die sich ihm wiedersetzt hätten, in den Kellern der Burg eingekerkert hatte! Informationen, die Junivera den Zweimühlern zuvor noch nicht offenbart hatte, und die vieles änderten, falls die Geweihte die Wahrheit gesprochen hatte.
Aber Rondrastolz konterte die Vorwürfe einfach mit einem Abbruch des Gesprächs und der Aufforderung an die Helden von Zweimühlen mit der ‚wirren Alten‘ bis spätestens morgen früh seine Stadt zu verlassen! Außerdem verbat er sich eine Einmischung in seine Angelegenheiten, die die Zweimühler nichts anzugehen hatten.
Die zornige Ghula ließ sich aber von diesem typischen ignoranten Vertreter des Schwertbundes nicht einfach so abweisen und verlangte nun einen Göttinnen-Entscheid!Hierfür schlug sie den ihrer Meinung nach stärksten Kämpfer vor – Rhulana von Kurkum!
Eine Wahl, die den Streiter des Reiches dann doch überraschte. Offenbar maß die Alte mit anderen Maßstäben, als pure Körpergröße, Muskelkraft und vollendete Kampfeskunst. Oder hatte sie einfach bedenken Aufgrund seines verkrüppelten Beines und seiner Verletzungen, die nicht zu übersehen waren? Aber auch Rogar konnte sich eigentlich keine geeignetere Streiterin vorstellen, da es hier schließlich um eine eher mystische Queste der Rondra ging.
Junivera wartete kurz ab, bis die Löwin zustimmte und machte dieser klar, dass dieser Kampf ihre letzte Prüfung vor ihrer Weihe sein würde. Der Sieger in diesem Kampf bis aufs zweite Blut, sollte Pacifer den Friedensbringer erhalten, dessen Besitz Rondrastolz zugegeben hatte.
Rondrastolz überlegte keinen Augenblick und stimmte dem Kampf gegen die Amazone natürlich ebenfalls ohne zu zögern zu. Beide Seiten würden so ihre Kräfte und Leben schonen und der Sieger würde letzten Endes die Klinge der Königin erhalten.
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Kampf um Pacifer

Die beiden Kontrahenten traten auf den zentralen Markplatz der Stadt unter den großen Baum, während ihre Gefährten jeweils eine Seite eines Halbkreises bildeten. Derweil kroch vom Dergel der Nebel heran, der dazu führte, dass der Markplatz bald bis auf die Zweimühler und die Zornesritter leer war. Dabei wurden besonders letztere zusehends unruhiger, ganz so als ginge von dem Nebel wirklich eine Gefahr aus, die sie nur zu gut kannten.
Neben dem Choral der Heiligen Ardare, den die Helden von Zweimühlen bereits vom Mythraelsduell her kannten, mit dem Junivera ihre Liturgie des Ehrenhaften Zweikampfes anstimmte, bete Rondrastolz von Travinianshall eines der Hausgebete des Ordens vom Heiligen Zorn:

Heil dir Rondra, Sturmleuin!
Zaudere ich in meinem Kampf,
sende mir den Mut des heiligen Hlûthar.
Drohe ich zu verzweifeln im Angesicht der Übermacht,
sende mir die Tapferkeit des heiligen Hlûthar.
Blenden mich Falschheit und Lüge
Sende mir den Rat des heiligen Hlûthar.
Wanke ich angesichts des übermächtigen Feindes,
sende mir die Kraft des heiligen Hlûthar.
Entleihe mir, o Göttin, die heilige Flamme deines göttlichen Zorns,
auf das ich streite zu deinem Wohlgefallen allein.
Angefüllt mit dem Geist des heiligen Hlûthar bleibe ich standhaft und Halte Wacht!
So sei es – bei meinem Blute!


Junivera bete daraufhin zusammen mit Rhulana die Segnung der Stählernen Stirn um der Löwin Mut und Trost zu spenden für den bevorstehenden Zweikampf:

Himmlische Leuin!
Wir, die wir dir dienen, führen mit Stolz und Demut den Rondrakamm in deinem Namen.
Wir, die wir ausziehen, deine Feinde zu bezwingen,
opfern dir freudig Blut und Leben.
Doch siehe: Schwer wiegt die Last auf den Schultern dieser Dienerin.
Mächtig ist der Feind, unbezwingbar schier in seiner Größe.
So höre mich an, o Himmlische: Gib dieser Dienerin Stärke und Mut,
auf das auch sie das Brüllen der Löwin in ihrem Herzen verspüre und
mutig streite auf dem Schlachtfeld, das du für sie erkoren hast.
So sei es!


Dann wickelte die einarmige Alte aus einem länglichen vor Öl triefenden Bündel, dass sie die ganze Zeit bei sich getragen hatte, Rhulanas alten Rondrakamm aus und übergab ihn der nun zuversichtlichen Heldin, die durch Juniveras Kampftraining eine wahre Waffenmeisterin im Umgang mit diesem Zweihandschwert geworden war.
Dann trat die Alte Geweihte mit einer bereits zuvor entzündeten Fackel zwischen Rhulana und Rondrastolz, denen sie nun bedeutete über ihrer Fackel ihre Rondrakämme zu kreuzen. Voller Konzentration auf das Bevorstehende folgten sie den rituellen Handlungen der Achtzigjährigen, als plötzlich die Klinge von Rhulanas Rondrakamm von lodernden Flammen umhüllt wurde, wie das Flammenschwert des Erz-Walkürs Mythrael - und der Kampf begann!
Rondrastolz, der sich nicht sicher war, ob die flammende Klinge seiner Kontrahentin ein Trick mittels Brandöl, oder ein wahrhaftes Zeichen des Erzalveraniers war, kämpfte zunächst voller Zweifel aus der Defensive heraus. Das Flammenschwert erhellte die Dämmerung und spendete der Amazone als auch dem Zornesritter ausreichend Licht im nun immer dichter werdenden Nebel, in dem alle Umstehenden nun die Fratzen verstorbener Bekannter sahen!
Die Helden von Zweimühlen erblickten die in Flammen stehende Travine, die Zauberschülerin Telors, die durch Magister Tuleybans Flammenstrahl im Feidewald den Tod finden musste. Sie sahen das von einer Barbarenstreitaxt gespaltenen Gesicht Harads von Winterkalt, dem Schwarzen Ritter, der im Kampf um die Zweimühler Grafenburg gegen Thorwulf den Roten fiel. Und sie erkannten das ausgemergelte und verrottete Antlitz von Boronian Angermacher, der in den Tiefen einer ihnen unbekannten Gruft verrottete, in die ein Verräter ihn eingesperrt und zum Sterben zurückgelassen hatte! Hatte der Geisterhafte Nebel ihnen etwa gerade einen Hinweis auf den Verbleib von Rogars Hofkaplan gegeben?
Aber ehe Rhulana weiter darüber nachdenken konnte musste sie den Rondrakamm ihres Gegenübers parieren, nur um kurz darauf im Nebel die schmerzverzerrte Fratze des Zwerges zu sehen, der sich ihnen erst kürzlich mehr oder weniger angeschlossen hatte, während im Hintergrund eine weibliche Silhouette das Quieken eines Schweines nachahmte.
Leti Schweinsköpfer? Die Erkenntnis über die Mörderin von Xoresch dem Zwerg, der erst vor kurzem gestorben sein musste, ließ die Löwin einen kurzen Augenblick zögern, was Rondrastolz mit einem schwerer Treffer gegen ihren kaum gepanzerten rechten Arm ausnutzte. Das ‚Erste Blut‘ - die erste Wunde!
Rhulanas Waffenarm zitterte vor Schmerz und ihr Blut rann ihren Arm herunter. Rondrastolz hatte mit diesem Treffer wieder Mut und Zuversicht gefasst und seine Zweifel, die ihn plagten, zumindest kurzfristig besiegt. Der Rondrianer konterte nun weitere Angriffe der heldenhaften Amazone indem er einfach Gegenhielt und eventuelle Verletzungen einfach in Kauf nahm, und seine Gegnerin im besten Falle schwerer Verletzte als ihn.
Zur gleichen Zeit näherte sich eine fast vollkommen erschöpfte Ritterin aus Richtung Westen dem Marktplatz durch den Nebel. Ihr Ross und die Ritterin waren im kalten und klammen Wabern kaum zu erkennen, das Schnauben ihres gewaltigen Streitrosses und die schweren Schritte des Trolls, der ihr folgte, waren aber kaum zu überhören – Alrike von Zweimühlen und Bagsch, der Trollknappe von Rogar! Was hatte ihr Erscheinen hier in Rankaraliretena zu bedeuten? Oder waren sie auch nur Trugbilder des Geisternebels?
Das Gesicht der einäugigen Ritterin alten Schlages, war von Tränen und Schmerz gezeichnet - zu echt um nur eine Illusion zu sein. Offenbar war sie von Zweimühlen aus bis hier her durchgeritten, während der halbstarke Troll sie offenbar als Bedeckung begleitet hatte. Irgendetwas Schreckliches musste in ihrer Heimat während ihrer Abwesenheit dort vorgefallen sein, sonst hätte sich Alrike niemals einfach so auf den Weg gemacht. Zudem hatte sie noch Glück gehabt die Helden in Rankaraliretena überhaupt anzutreffen, da über das Ziel der Helden lediglich bekannt war, dass es in der Nähe des Ochswassers lag, mehr hatte Alrike nicht gewusst. Die Ritterin war zu sehr außer Atem und zu erschöpft, um sofort zu antworten und der heilige Zweikampf, den ihre Gefährtin Rhulana hier gerade gegen einen Rondrianer austrug, raubte ihr zusätzlich den Atem, da diese gerade schwer getroffen worden war. Der Reichsbaron betrachtete seine Ritterin und ahnte das Schlimmste.
Rhulana gelang nun mittels einer Finte zwar ebenfalls ein Treffer, der aber aufgrund der schwereren Rüstung ihres Gegners weniger Wirkung erzielte, als erhofft. Dann traf Rondrastolz sie mit einem schnellen unvorhersehbaren Hieb mitten im Gesicht, so dass das Blut nur so an ihr herunter lief. Der Treffer würde sie nicht nur fürchterlich entstellen, wenn sie diesen Kampf überleben sollte, er stellte zugleich auch das ‚Zweite Blut‘ – ihre zweite Wunde dar! Nach den zuvor vereinbarten Regeln des Kampfes, hatte sie verloren! Aber eine Niederlage konnte die Stolze Amazone nicht einsehen, nicht gegen einen Mann.
Obwohl ihr Rondrastolz nun die Zeit zur Aufgabe gegeben und nicht weiter angegriffen hatte, schlug sie einfach weiter auf den Zornesritter ein, der daraufhin gezwungenermaßen weiterkämpfte. Rhulana kämpfte einfach weiter, genauso wie es Junivera auch getan hätte, dessen war sich die zornige Amazone sicher. Eine weitere Niederlage konnte sie einfach nicht ertragen. Und außerdem brauchten sie Pacifer! Nach einer Niederlage wäre ihnen jegliche ehrenhafte Möglichkeit verwehrt, das Schwert doch zu erlangen.
Rondrastolz hieb der Löwin seine zwölffach geflämmte Klinge, die er von einem Kriegsfürsten der Wildermark erbeutet hatte, Schlag um Schlag in die Beine, bis Rhulana von Kurkum sterbend zusammenbrach.
Rondrastolz von Travinianshall rammte seine Waffe neben der Amazone in die Erde, kniete sich erschöpft neben die Kriegerin und wartete bis sie verblutet war - dann vernahm er das Schlagen eiserner Flügel im Nebel…
Junivera sank auf die Knie und auch Rogar, Ungolf, Bashot und die hinzugekommene Alrike als auch Bagsch senkten ihre Blicke bei dieser Niederlage. Rhulana von Kurkum war gefallen. Nur Eyrún Blutaxt war der Tod der Amazone, die zu schwach war, egal. Von der eisigen Kriegerin aus dem Hohen Norden, hatte niemand, noch nicht einmal ihre Gefährten, Mitleid oder Mitgefühl zu erwarten.
Langsam erhob sich der Herr der Stadt, der die Amazone mit dem brennenden Rondrakamm besiegt hatte, drehte sich zu den restlichen Zweimühlern um, und deutete mit dem aus den Hallen der Todbringerin geraubten Panzerhandschuh zu einem der drei Ausgänge seiner Stadt und griff nach dem Schwert Pacifer, das am Rande des Kampfplatzes lag.
Genau in diesem Moment stürmten sich ein halbes Dutzend geisterhafte Lyncide aus dem Nebel und stürzten sich auf den Sieger! Der Geweihte nahm sein nun folgendes Schicksal beinahe erleichtert an. Die Mehrzahl seiner Getreuen Zornesritter versuchte ihm im nun folgenden Kampf gegen die geisterhaften Luchs beizustehen, die nur für die Frevler sichtbar waren, während die Zweimühler erschrocken einige Schritte zurück traten.
Die Schreie der Zornesritter wurden vom Nebel gedämmt und als dieser sich verzog, waren nur noch die bis zur Unkenntlichkeit entstellten Überreste der Zornesritter erkennbar und der geraubte Panzerhandschuh verschwunden. Nur Pacifer blieb aus ihnen unbekannten Gründen an Ort und Stelle zurück, den Rogar nun zögernd an sich nahm.

Kunde aus Zweimühlen

Nachdem der Reichbaron die Klinge der Königin an sich genommen hatte, wohl wissend, wem er diese demnächst übergeben würde, wandte er sich seiner Ritterin zu, der der Atem stockte.
Sie sagte: „Herr, Eure Frau, die Baronin Cecilia vom Blute und Euer ungeborenes zweites Kind sind entführt worden!“ Rogars Schmerz durch den Verlust einer Langjährigen Gefährtin Rhulana wurde genau in diesem Moment durch Alrikes Kunde vervielfacht.
Sie berichtete weiter:„Cecilia war auf dem Rückweg, innerhalb der Stadt, von der Villa Weitzmann zur Grafenburg. Xoresch der Zwerg, der sie begleitet hatte, hat bei der Verteidigung Eurer Frau sein Leben gelassen.“ Er war zwar keiner der Helden von Zweimühlen, aber dennoch traf den Reichsbaron auch den Verlust dieses tapferen kleinen Mannes, der ihm sicher bald eine guter Freund geworden wäre.
„Es tut mir Leid mein Herr. Ihr habt mich mit dem Schutz Eurer Familie beauftragt und ich habe versagt.“ Sie senkte ihren Blick. Sie und er wussten, dass genau das niemals hätte passieren dürfen. Es war nicht auszudenken, welche Forderungen die Entführer nun stellen konnten. Man hatte seine Schwachstelle getroffen – härter als es jeder Schlag je vermocht hätte.
Alrike kamen nun während des Sprechens die Tränen: „Ich habe einen Tag lang in der Stadt nach Hinweisen suchen lassen und auch alle Zweimühler Torwachen persönlich befragt, aber niemand hat Eure Gemahlin oder die Täter gesehen. Selbst Rovena, die sehr junge und wahnsinnige Seherin und damalige ‚Botin des Schreckens‘, die damals den Angriff des Finstermanns vorhergesehen hatte, konnte mir keine klaren Antworten geben. Daraufhin bin ich zusammen mit Eurem Knappen so schnell wie möglich Richtung Ochswasser geeilt um Euch zu suchen, und Euch von dieser furchtbaren Kunde zu berichten.“

Die Feuerbestattung

Junivera von Seshwick kam ihrer Pflicht nach dafür zu sorgen, dass alle Toten bestattet wurden, denn den Zwölfen war es ein Gräuel, den Leib eines Toten auf Dere verrotten zu sehen.
„Es ist uns verheißen, dass Rondra ein ehrenvolles Leben belohnt, in dem wir mit einem makellos schönen Leib in ihre Hallen eingehen.“ Ein Umstand, der für Rondrastolz und seine Zornesritter nun sicher nicht mehr zutraf.
Die entrückte Junivera wies den ihr bekannten Troll an, die große Eiche auf dem Markplatz mit seinem Zweihänder zu fällen und aus dem Baum einen großen Scheiterhaufen zu errichten. Wie lange dieser Baum hier schon zuvor gestanden haben mochte, war für die Semi-Ghula nicht von Bedeutung.
„Entfachen wir also ein Feuer und überantworten die sterbliche Hülle der Gefallenen dem Feuer. Aber bevor die Gefallene eingeht in Rondras Hallen, soll sie von all dem befreit werden, was ein derisches Dasein ihr auferlegt hat.“
Dies verstand Eyrún als Aufforderung den Leichnam von Rhulana von ihren Dukaten ‚zu befreien‘, wobei Alrike natürlich protestierte. Als dann aber Rogar seiner Fjarninger Leibwächterin Rhulanas Ring des Lebens abnahm, ihn seiner Ritterin hinhielt und sagte: „Nimm diesen Ring. Rhulana hätte gewollt das du ihn bekommst, Alrike. Sei du ihre Stimme in dieser Gruppe. Sie war ein wichtiges Mitglied der Helden von Zweimühlen und sie war ein moralischer Anker für uns alle. Vielleicht sollten wir alle mehr so sein, wie sie es war.“, war auch die Ritterin alten Schlages sich nicht zu schade vom Ableben ihrer Gefährtin in Form dieses Artefaktes zu profitieren…
Junivera fuhr fort: „Schmerz und Last sollen ihr vom Feuer genommen werden, das alles an ihr, was nicht vom Hauch der Göttlichkeit erfüllt ist, vergehen lässt, bis nur noch die unsterbliche Seele vorhanden ist.“
Bagsch entzündete nun auf Geheiß der Geweihten den großen Scheiterhaufen, die dann weiter fortfuhr: „In den Flammen wird der Leib der Toten ein letztes Mal geprüft und gereinigt. Eure Gebete weisen der in Hitze und Glut geläuterten Gefallenen den Weg nach Alveran, wo sie in Rondras Hallen einer neugeschmiedeten Klinge gleich aus der Asche ihres Leibes ersteht.“
Die Geweihte hielt die ganze Nacht Wache am Feuer ihrer Akoluthin, der es zu Lebzeiten nicht mehr vergönnt gewesen sein sollte, ihre Weihe zu erfahren. Was die zerfetzten Überreste der Frevler anging, so kümmerte sie sich auf andere Art um diese – auf eine ganz besondere Art, bis nichts mehr von ihnen übrig war…

Offene Fäden

Rogar übergab vorerst die Klinge der Befriedenden an Alrike weiter, die das Schwert bis zu ihrer nächsten Begegnung mit Swantje von Rabenmund nutzen sollte.
Rondrastolz Herrschaft über Rankaraliretena war gebrochen. Zwar verfügte die Stadt noch über eine Garde, da diese jedoch den Zornesrittern gedient hatte, wurden die meisten Gardisten von Junivera davongejagt. Die entrückte Alte Rondrianerin entschied in der Stadt zu bleiben und in dieser solange für Recht und Ordnung zu sorgen, bis jemand der dazu von der Kaiserin oder Swantje legitimiert war, sie abzulösen. Sie betonte für den Rest des Krieges und darüber hinaus, mit Zweimühlen einen verstärkten Handel anzustreben und bat im Gegensatz darum, dass Zweimühlen Rankaraliretena beistand, wenn Gefahr drohen würde.
Die einarmige Alte befreite in den Tagen darauf die eingekerkerten Zornesritter auf der kleinen und nur leicht bewachten Wasserburg Travianshall am Ochswasser, die Rondrastolz die Gefolgschaft verweigert hatten. Diese dankten es Junivera, indem sie sich ganz und gar in den Dienst Rankaraliretenas stellten, um so einen Teil ihrer Schuld abzuleisten. Dabei unterwarfen sie sich klaglos der neuen Herrin der Stadt.
Der Löwenbund, der damals unter dem Segen der Rondrakirche gegründet worden war – hauptsächlich von Mitgliedern des Ordens des Heiligen Zorns der Göttin Rondra und des Ordens der Schwerter zu Gareth –, um die Wildermark zu befrieden und um eine neue Rondramark einzurichten, wurde aufgelöst, nachdem die Ordensführung von Rondrastolz' Umtrieben erfahren hatte.
Daraufhin heuerte Junivera ein Halbbanner Zwergensöldner an, die neben den befreiten Zornesrittern in Zukunft zusätzlich als waffenstarrende Kämpfer über die Stadt wachen sollten. Die Kosten dieser Söldlinge bezahlte sie aus den Einnahmen Rankaraliretenas.
Junivera von Seshwick begab sich auch zum Landvogt und Ritter von Zwerch, Ingar von Birkenbruch, der aber schwitzend, stinkend und faulend in seinem Bett danieder lag. Der gerade so noch ansprechbare Landvogt interpretierte sein Leiden als unbekannte Krankheit. Am nächsten Tag aber war nur noch grünlicher Schleim von ihm übrig geblieben.
Junivera fiel in der Nähe seines Totenbettes eine seltsame Figurine einer nackten Frau auf, die ihm laut seiner Dienerschaft anonym zugesandt worden war. Die Semi-Ghula steckte die Figurine zu dem daumenlangen schwarzen Bruchstück einer anderen Figurine, die sie bei den Überresten von Rondrastolz gefunden hatte. Sie unternahm daraufhin zwar wirklich aufopferungsvolle Nachforschungen, wurde aber bald von schlimmen Zweifeln geplagt. Mehr und mehr stellte sie ihre moralischen Vorstellungen in Frage, bis sie sogar einen einsamen Wanderer unterwegs hinterrücks in einem Hinterhalt niederschlug um an ihm ihren Hunger auf Menschenfleisch zu stillen, der von Woche zu Woche stärker geworden war.
Kurz vor Rommilys brach sie schließlich ihre Nachforschungen voller Zweifel ab...

Zurück in Zweimühlen

Rogar, der zusammen mit seinen Gefährten und seinem Trollknappen so schnell wie möglich nach Zweimühlen zurückkehrte, fand genau wie Alrike keine Hinweise auf seine entführte Frau oder seinem ungeborenen Kind. Egal wie sehr er sich auch anstrengte, er fand nichts. Es blieb ihm nichts anderes übrig als zu warten. Zu warten darauf was die Entführer von ihm dem Streiter des Reiches fordern würden um im Gegenzug seine Frau wieder freizulassen, wenn diese überhaupt noch lebte.
Eyrún ließ von derlei Schicksalsschlägen aber nicht ablenken und schmiedete weiter an dem Zweihandschwert aus Trollstahl, so wie es der Reichsbaron ihr aufgetragen hatte. Sie würde für den Trollzacker aus den Überresten der Drachenschneide eine Waffe erschaffen, die ohnegleichen sein würde - eine Waffe mit der er alles Übel aus der Wildermark heraustrennen konnte. Pacifer der Friedensbringer? Pah! Die Dunklen Zeiten aus der Vergangenheit hatten das Mittelreich schon lange eingeholte. Wie ihr Vater Eydur es sie gelehrt hatte formte sie den uralten Stahl.
Vielleicht noch einen Monat oder weniger, dann würde sie ihr Werk vollendet haben...
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Kumari Xenophero
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

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Sende das Rondra-Geleit, schicke den Walkür!
Brennende Klinge und durchdringende Krallen
seien Schutz und göttliches Zeichen!
Der Weg nach Alveran sei aufgetan, hier kommt, Tapf're, deine Dienerin.
Gewähre ihr die Gunst deines Segens und einen Platz an deiner Tafel.

Wir bezeugen: Heldenherz und Opfermut.
Seelenstärke und Feindesschrecken!
Es kommt, leuchtend, rein und scharf,
eine neue Klinge in deine Reihen!
Zeige Gnade, Huld und Segen,
denn keine ihrer Taten war vergebens!

Horigan
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Horigan »

Wirklich schön geschrieben. Danke an alle Beteiligten.

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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

[Danke Kumari und Horigan, auf ins letzte Kapitel der großen Kampagne]

Kapitel V – Frühling der Hoffnung

Der Golem von Gallys

41. Spielabend: Einen Golem zu vernichten

Baronie Gallys, 01. Ingerimm, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Nach einem zweitägigen Gewaltmarsch unter der Wirkung von starken magischen Wachtränken, die sie von Magister Melwyn erhalten hatten, hatten sie den Artema-Berg im Zentrum der Baronie Gallys erreicht.
Der Streiter des Reiches hatte vom ersten Hofmagus der Kaiserin nun die bereits erwartete Anweisung erhalten, den legendären Golem von Gallys zu vernichten, da es für die Kriegstaktik der Kaiserlichen verheerend wäre, wenn Arnhild von Darbonia das Monstrum in die Schlacht führen sollte. Und falls ihnen selbst eine Vernichtung nicht gelingen sollte, war ihre sekundäre Aufgabe, zumindest mehr über den Golem und eine eventuelle Schwachstelle in Erfahrung zu bringen.
Ein direkter Angriff käme aller Wahrscheinlichkeit einem Alveranskommando gleich. So blieb ihnen nur eine gründliche Informationssuche in Gallys oder aber der Versuch den Kontakt zu seinem oder seiner Schöpferin direkt aufzunehmen, dessen oder deren Existenz und Aufenthaltsort natürlich auch erst mal in Erfahrung gebracht werden musste, wozu sich Gallys ebenfalls als Ausgangspunkt anbot.
Mit Magister Melwyn hatten sie im Vorfeld zuvor in Zweimühlen ausgiebig über eine Entzauberung diskutiert und diese schnell wieder verworfen. Da Melwyn selbst die Helden von Zweimühlen nicht begleiten konnte und Telor „der Zauberer“ von Randolphsforst kaum über nennenswerte Antimagie verfügte, blieb ihnen dieser Weg verwehrt.
Rogar vom Blute erzählte seinen Gefährten aber von einem Schwarzmagier namens Koragon Steinhauer, der vor drei Jahren an seiner Seite mit ihm, Telor und Ungolf, und dem gefallenen Zwergenhelden Durgin und dem Elfenhelden Ladril, die Prüfungen des Blutes bestanden hatte. Kurz bevor sie jedoch damals die Blutkerbe, ein Unheiligtum des Belhalhar betreten wollten, hatte der besagte Golembauer einen Rückzieher gemacht, woraufhin ihm Blutfaust, ein Streiter des Kor, die linke Hand mit dem Mal des Blutes abgetrennt und diese einem mutigeren Recken namens Hullheimer überreichte, mit der dieser dann Rogar und dessen Gefährten in die Blutkerbe folgen konnte. Nachdem sie damals erfolgreich im Namen Kors den dämonischen Einfluss des jenseitigen Mordbrenners auf die Wildermark beenden und die Blutkerbe schließen konnten, verbannte jedoch Rogar, der damals noch selbst als ein Kriegsfürst galt, Koragon Steinhauer aus seinem Einflussbereich, nachdem er dem Schwarzkünstler zuvor auf der Bockelburg, fern ab von Zweimühlen, freie Hand gelassen hatte. Der damals schon begnadete Golembauer hatte sich daraufhin mit hoher Wahrscheinlichkeit in Gallys niedergelassen und stelle womöglich ein erster und auch vermutlich ihr einziger Anhaltspunkt dar, auch wenn dessen Gesinnung zum Streiter des Reiches sicherlich zweifelhaft war.

Informationsbeschaffung in Gallys

Stadt Gallys, 02. Ingerimm, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Die Stadt selbst befand sich auf dem Gipfel eines steilen, etwa achtzig Schritt hohen Hügels, der als Artema-Berg bekannt war und der sich einzeln in der Baernfarn-Ebene erhob. Früher wurde die Stadt vom blutrünstigen Baron Reto Ertzel von Echsmoos aus der Schwarzen Sichel beherrscht, doch wechselte der Herrscher, wie in der ganzen Wildermark üblich, recht häufig. Im Falle von Gallys lag das aber weniger daran, dass die Stadt nicht gut zu verteidigen wäre, sondern vielmehr an der intriganten Arnhild von Darbonia, die in Wahrheit immer alle Zügel in der Hand gehalten hatte. Sie wandte sich wie eine Schlange im Mächtegewirr der Wildermark und verbündete sich manchmal mit angreifenden Kriegsfürsten, wenn ‘ihre‘ Stadt sonst Schaden genommen hätte, weshalb man sie auch als ‘Windkönigin‘ bezeichnete.
Am Tag zuvor hatte sich Rhana Rôhaschta, die Rogar erstmals wieder seit langer Zeit begleitete, nachdem sie sie bei der Rückeroberung Zweimühlens durch einen Kehlenschnitt fast den Tod gefunden hatte, bereits erfolgreich in der Stadt umgehört. Die Trollzacker Kundschafterin und Meuchlerin hatte sich als gewöhnliche Einwohnerin verkleidet und das Tor des Drachen und den besagten Golem von Gallys passiert. Das Tor stellte den einzigen Durchgang durch die sechs Schritt hohe Stadtmauer dar und bildete das Ende eines kurzen Serpentinenweges. Sie berichtete, dass die mächtigen Torflügel seit dem damaligen Angriff der Schwarzen Horden geborsten und nicht wieder ersetzt worden waren. Der Riesengolem selbst, der das Tor tagsüber bewachte und es nachts einfach mit seiner schieren Masse verstopfte, war über sieben Schritt hoch und somit sogar höher als die Stadtmauer selbst. Die Trollzackerin berichtete den Helden sichtlich eingeschüchtert, dass aus den Schulterpartien des Golems Lanzen aus Hölleneisen ragten und dass der Brustkorb und die Extremitäten des Monstrums aus verfluchten Erzen bestanden. Seine schweren Schritte wurden von niederhöllischen Winden begleitet und deformierte Wurzeln sorgten für den Stand, des dämonisch belebten Konstrukts. Rogar hatte noch nie zuvor gesehen, dass seine langjährige Gefährtin, die an seiner Seite auch das Eherne Schwert überlebt hatte, derartige Angst vor jemandem oder etwas gezeigt hatte.
Rhana berichtete vom Haus der Berge, einem prächtigen ehemaligen Tempel des Firun, in dem nun die Erdriesin Sokramur verehrt wurde. Die Hochgeweihte Nivesin Tiinana hatte ihr dort den Weg zum Schwefelviertel erklärt, das südlich des Stadtschlosses lag. Von der für eine Hochgeweihte recht jungen Nivesin erfuhr die Meuchlerin weiterhin, dass die Windkönigin jeden Neumond in ihrem Stadtschloss wie Fran- und Hela-Horas tanzte, um dem Golem neue Kraft zuzuführen.
Endlich im Schwefelviertel angelangt, hatte sie dann wirklich den von Rogar erwähnten Koragon Steinhauer in einer Golemwerkstadt ausfindig machen können. Dieser hatte aber nicht zugestimmt, sich mit seinen alten Bekannten außerhalb der Stadt zu treffen, so wie es der Reichsbaron gewünscht hatte. Auch hatte sie dessen Gesinnung nicht wirklich abschätzen können, so dass es nicht gewiss war, ob sie in der Golemwerkstadt seiner Meisterin Yolande nicht in eine Falle tappen würden. So blieb ihnen keine andere Wahl, als alle zusammen einen Weg in die Stadt zu suchen, ohne den dort patrouillierenden Tulamidischen Reitern über den Weg zu laufen.
Mittels eines „Nihilatio Gravitas – Der Schwere Fessel von dir lass!“ gelang es dem Zauberer vom Randolphsforst in der Nacht alle Helden, darunter neben Rogar auch Eyrún Blutaxt, Ungolf Ferdoker, Bashot Grim und die Kundschafterin, die achtzig Schritt in die Höhe und über die Mauer zu levitieren, ohne dass man ihr Eindringen bemerkt hatte. Ein Verkleiden wäre den großen Barbaren auch ohnehin nicht möglich gewesen, da sie jeden der Einwohner der Stadt um mindestens einen Kopf überragten und am Tage sicherlich auffielen wie bunte Khoramsbestien.
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 08.07.2014 09:43, insgesamt 1-mal geändert.
"Er ist voller Blut, warum ist er immer voller Blut?"

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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

Das Schwefelviertel und die Golemwerkstadt

Die Helden von Zweimühlen versteckten sich innerhalb der Stadt, bis zum Morgengrauen, wobei sie es wohl nur Phex zu verdanken hatten, dass keine der Reiterpatrouillen sie entdeckt hatte. Nachdem Rhana Rôhaschta ihrem Herrn gemeldet hatte, dass die Golemwerkstadt ihre Pforten geöffnet hatte, machten sie sich so heimlich und unauffällig wie nur irgend möglich durch die Straßen des Schwefelviertels auf den Weg zu ihrem Ziel.
In den stets von dem namensgebenden Schwefeldunst erfüllten Gassen dieses Stadtviertels hatten sich einige Alchemisten und Schwarzkünstler angesiedelt, die ihre Dienste jedem zahlungskräftigen Kunden ohne Ausnahme anboten. Die meisten dieser Männer und Frauen sahen sich als Kriegshandwerker, die sich keine Gedanken über den Einsatz ihrer Werke machten. Hier fanden die Zweimühler neben Giften oder auf Knallelixiere spezialisierten Alchemisten auch einige wenige Artefaktmagier, Dämonenbeschwörer, Heiler und auch endlich die gesuchte Golemwerkstadt.
Die Golemschmiede befand sich in einem zweistöckigen Fachwerkhaus mit einem weitläufigen Anbau aus Steineiche. Die Butzenglasfenster waren mit blauschwarzen Stahlgittern gesichert, so dass ihnen nur einer der beiden Eingänge blieb, von denen aber auch nur einer für Kunden gedacht schien. Über dem Eingang stand in Kusliker Lettern: „Yolandes hochwertige Helfer für Haus, Hof und Heereszug“, was darauf schließen ließ, dass jene Yolande wohl die Meisterin und Herrin jenes Hauses war.
Der scheunenartige hintere Anbau aus Steineiche glich einer hohen Giebelscheune, geschmückt mit Schnitzwerk in Form arkaner Symbole und geschreinerter Dämonenfratzen an der Seite und der Front. Ein hohes zweiflügliges Tor mit Arkaniumglyphen bildete den zweiten Eingang, aus dem sicherlich auch größere Golems die Werkstadt betreten oder verlassen konnten.
Rogar wies Bashot und Ungolf an, in kurzer Entfernung zur Golemwerkstadt Wache zu halten und sie notfalls zu warnen falls sich eine Tulamidische Reiterpatrouille nähern sollte, oder einzugreifen, falls sie aus dem Inneren Kampfgeräusche vernehmen würden.

Der Mephir

Hoch über den Helden hockte ein verborgener Mephir auf dem Dachfirst, der die auffälligen Neuankömmlinge sofort ins Auge fasste. Ihm, dem ‘Zerstörer und Verderber‘ hatte die Meisterin sogar einen Namen gegeben – Pethaar. Unruhig spielte der kleine flugfähige Golem mit seinem scharfen kleinen Barbiermesser in seinen ebenso kleinen Klauen. Pethaar hatte immerhin die Intelligenz eines wirklich dummen Bauers, aber das Konstrukt spürte, dass die Fremden Barbaren nichts Gutes bedeuten konnten. Er überlegte, ob es die Fremden nicht einfach sicherheitshalber mit seinem kleinen Messer die Flanken aufschlitzen sollte, das machte er am liebsten. Oder aber sollte er doch lieber die Meisterin benachrichtigen gehen. Er konnte sich einfach nicht entscheiden und blieb erst einmal regungslos zwischen den ganzen Dämonenfratzen hocken und grinste bösartig als ihm klar wurde, dass die großen Menschen ihn hier oben wirklich nicht entdeckt hatten. Er der große Zerstörer und Verderber, würde es seiner Meisterin noch zeigen, dass er es Wert war vielleicht irgendwann mit einer Resistenz oder gar einer Immunität gegen magische Angriffe ausgestattet zu werden. Er wartete nur darauf, dass die Menschlinge ihre Waffen zogen oder sonst wie Ärger machten um sie dann einen nach dem anderen hinterrücks niederzumeucheln. Er würde diesen anderen Mephir, den die Meisterin ihm vorgezogen hatte, schon noch übertrumpfen. Diesen verdammten Volkhaar aus seinem verdammten grünen Eternenmarmor, der immer auf der Schulter von Yolande hockte. Er würde es ihnen allen zeigen. Nachdem die Fremden die Werkstadt betreten hatten musste er erste einmal eine besonders große Taube abstechen, um sich wieder zu beruhigen.

Jasper der Gehilfe und andere Konstrukte

Mutig und voller Zuversicht traten Rogar, Telor, Rhana und Eyrún durch den offenen Eingang in das Hauptgebäude, dessen Inneres am ehesten einer abstrusen Schreinerei glich, die mit magischen Ingredienzien und Werkzeugen angefüllt war. Die vier Zweimühler Helden gelangten in einen Schauraum, in dem allerlei Exponate ausgestellt waren. Darunter ein inaktiver, menschengroßer Lehmgolem in Gestalt eines bosparanischen Legionärs aus den Dunklen Zeiten, eine Laufende Truhe, die klappernd Visitenkarten der Meisterin ausspie, ein Holzgolem mit knochigem Hirschhaupt an der Wand, sowie ein bis unter die Holzdecke ragender zweieinhalb Schritt großer Holzgolem aus grauem Knorrholz, dessen Antlitz knarzend die eingetroffenen Betrachter nachahmte.
Am auffälligsten waren jedoch vier weitere beeindruckende Golems aus dem Gestein der Schwarzen Sichel, die dieselbe Größe wie der Knorrholzgolem hatten. Sie standen im Hauptraum unübersehbar und einschüchternd an strategisch günstigen Positionen. Ihre Köpfe hatten keine wirklichen Gesichter und über ihren Körper verteilt leuchteten rote Glyphen - Zeichen des Schutzes, wie Telor vermutete. Diese vier großen Kriegsgolems standen mit Sicherheit an normalen Tagen nicht im Verkaufsraum. Vermutlich waren sie der Grund, und durch Rhanas vorherigen Besuch war die Golemschmiede vorgewarnt.
Auf einer Empore erhob sich die Verkaufstheke, auf der Konzeptzeichnungen von Mephiren, wandelnden Kriegsgolems und kriechenden Schlammgolemiden auslagen. Hier wurden sie erst einmal von einem Mann begrüßt, halb Mensch, halb Golem, der sich als Jasper vorstellte. Jasper menschliche Hälfte war etwa Mitte vierzig, hatte einen grauen Haarkranz und trug ein braunes Gewand, während seine Hüfte abwärts aus wandelnden Seilschlingen bestand! Er warb die potentiellen Kunden direkt mit der Kunst seiner Meisterin, der er nach einem Unfall, der ihm den Unterleib abgerissen hatte, sein Leben verdankte. Jasper betonte, dass die Dutzenden belebten Seile direkt aus Yol-Ghurmak stammten, die Yolande mit seinem Torso verbunden hatte. Schlurfend führte der die Helden umher, wobei er sich dank seiner Seilbeine auch demonstrativ an Dachbalken entlang schwang.

Koragon Steinhauer

Hinter der Verkaufstheke stand aber auch der gesuchte einhändige Koragon Steinhauer, den Rogar, Ungolf und Telor schon seit über drei Jahren nicht mehr gesehen hatten. Er trug eine schwarze Beschwörer Robe, die mit silbernen Zauberzeichen bestickt war und von einer goldenen Spange zusammengehalten wurde. Seine Haut war blass wie die Wand und seine Augenringe zeugten davon, dass er offenbar nur wenig schlief. Die schwarzen Haare waren nicht mehr ganz so dicht und standen ungekämmt in alle Richtungen ab. Sein zwei Schritt langer Zauberstab, der ihn nur gerade so überragte bestand aus Blutulmenholz, der ebenfalls mit magischen Zeichen verziert war. Das seltsamste an dem Schwarzmagier war jedoch die unnatürliche, vollbewegliche Prothese seiner linken Hand, die vermutlich genauso ein Konstrukt war, wie die anderen Golems hier im Raum.
Koragon begrüßte seine alten Gefährten sehr Selbstbewusst, schickte den Gehilfen nach hinten in einen kleinen Lagerraum und kam mit Rogar sehr schnell zur Sache. Der Reichsbaron benötigte die Hilfe des Golembauers bei der Vernichtung des Golems von Gallys oder zumindest Informationen, wie dieser zu Fall gebracht werden konnte. Koragon, der sich seiner vorteilhaften Stellung nun sehr schnell bewusst wurde, machte unmissverständlich klar, dass er zwei Dinge von den Helden verlangen würde, bevor er mit ihnen kooperieren würde.

Die Hand

Er verlangte als erstes nichts Geringeres als eine Hand von Rogar, Ungolf oder Telor! Wie er es nannte, als Zeichens ihrer ‘Loyalität‘, wohl aber viel eher aus purer Rache, da er damals seine Hand lassen musste, damit die Helden in voller Stärke die Blutkerbe betreten konnten. Er betonte, dass er selbst damals nicht einen Moment gezögert habe, als sie seine Hand verlangten, nun sei er gespannt, aus welchem Holz Rogars verbliebenen und restlichen Gefährten geschnitzt waren und betonte dabei, dass seine Begleiter und ihr Verhalten sehr viel über ihn aussagten. Aber bevor sich der Streiter des Reiches entscheiden würde, ob er oder einer seiner Gefährten diesen Preis bezahlen konnten oder dies überhaupt wollten, verlangte Rogar was der zweite Preis sein sollte, der Koragon verlangte.
Der Schwarzmagier blieb bei diesem zweiten Punkt sehr vage und sagte nur, dass sie ein ‚Kind‘ für ihn befreien sollten, ohne weiter darauf einzugehen um wessen Kind es sich denn handelte oder wo es gefangen gehalten wurde. Auch machte er klar, dass es nur drei Personen in Gallys gab, die das Wissen um die Vernichtung des Riesengolms besaßen. Zwei davon würden ihnen auf keinen Fall helfen, so dass er ihre einzige Möglichkeit war, den Golem zu Fall zu bringen. Die Zweimühler glaubten dem Schwarzkünstler.
Als Gegenleistung für die zwei Dinge, die er von den Helden verlangte, offenbarte Koragon den Helden von Zweimühlen jetzt schon, sozusagen als Vertrauensvorschuss, einen Teil der Informationen, die die Helden benötigten. Und zwar, dass der mächtige Golem von Gallys nur besiegt werden könne, wenn sie in den Besitz von Arnhilds Amulett gelangen würden, das diese stets um ihren Hals trug. Rogar erinnerte sich sogar an ein solches Schmuckstück, bei seinen vergangenen Begegnungen mit der windigen Kriegsfürstin, so dass in ihm kein Misstrauen auf kam. Der Reichsbaron ließ durch Rhana seinen Burgoffizier hereinrufen, um diesem Koragons Bedingungen zu erklären. Auf Ungolfs Nachfrage sicherte der Schwarzmagier auch seine persönliche Hilfe zu, beim Vorgehen gegen Arnhild von Darbonia.
In seiner Naivität, und offenbar noch mit vernebeltem Geist durch die Entführung seiner Frau und seinem ungeborenen Kind, stimmte Rogar vom Blute diesen grauenvollen Handel zu. Keiner der Helden versuchte den Reichsbaron von dieser Entscheidung abzubringen. Ein anderer Weg, als die Hilfe des rachsüchtigen Golembauers, kam ihnen nicht einen Augenblick in den Sinn. Und obwohl Telor bemerkte, dass sein Baron mit dieser Situation völlig überfordert war, sagte der Hofmagier von Zweimühlen einfach nichts, außer, dass er seine beiden Hände zur Durchführung seiner Zauberformeln benötigte, und dass es deshalb außer Frage stand, dass er seine linke Hand opfern würde. So kam es, dass nur noch der Stabshauptmann und der Baron selbst für das Opfer in Frage kamen. Rogar deutete an, dass er durchaus bereit war, seine Hand zu geben, aber er machte auch klar, dass sie und das Reich dann in ihm ihren stärksten Zweihandschwertkämpfer verlieren würden. Im Grunde ließ der Baron Ungolf keine wirkliche Wahl, da dieser einfach nicht zulassen konnte, dass sein Herr dieses Opfer bringen würde und auch weil er sich Rogar vom Blute verpflichtet hatte. Also traf der Offizier der Greifengarde eine seiner bittersten Entscheidungen, trat vor und reichte zuerst Rogar und dann Telor noch ein letztes Mal seine linke Hand, obwohl er genau wusste, dass das was hier gleich passieren sollte nur zutiefst falsch sein konnte. Aber er sah genau wie die anderen ebenfalls keine andere Möglichkeit die dringend benötigten Informationen auf anderem Wege zu beschaffen, da niemand von ihnen wirklich lange Zeit unerkannt innerhalb der Stadt derartige brisante Fragen stellen konnte, ohne früher oder später aufzufallen und letzten Endes den Tulamidischen Reitern oder noch schlimmer Arnhilds Schlägern in die Hände zu fallen. Zudem standen sie unter Zeitdruck, auch wenn Melwyns Tränke sie wachhielten. Lutisana von Perricum hatte schon damit begonnen ihre Truppen zusammenzuziehen und es würde sicherlich nicht mehr lange dauern, bis es zur alles entscheidenden Schlacht in der Wildermark kommen würde.
Koragon wies, voller Erstaunen darüber, dass die Helden seinem Preis zugestimmt hatten, einen seiner großen Steingolems an, sich ab zu knien, um so als eine Art Richtblock zu dienen, während Ungolf seinen linken Panzerhandschuh auszog und seine Schildhand auf den Golem legte. Rogar ging nun in sich, konzentrierte sich auf einen sauberen wuchtigen Hieb seines Zweihänders und schlug seinem Gefährten nach dessen Kopfnicken mit einem Schlag die Schildhand ab, so dass das Blut des Offiziers nur so über den Golem spritzte! Noch mit blutendem Stumpf, hob Ungolf mit seiner Rechten, seine abgetrennte Linke auf blickte zu Koragon und sagte: „Rache gibt einem Freiheit von der Vergangenheit auf Kosten der Zukunft!“ und warf dann dem Schwarzmagier seine blutige Hand entgegen, wobei er ihn fast im Gesicht traf. Koragon lächelte bösartig und tiefst zufrieden, und wies seinen großen Steingolem an, die Hand unter seinen Füßen zu zerstampfen, was die seelenlose Kampfmaschine ohne zu zögern ausführte.
Telor sprach kopfschüttelnd einen blutstillenden Balsamzauber über Ungolfs Stumpf und warf Rogar vor, dass er nicht selbst seine Hand geopfert hatte und dies stattdessen von seinem Untergebenen verlangt hätte. Der Zauberer konnte nicht fassen, dass sie wirklich diesen unbeschreiblichen und vermutlich total unnötigen Handel, der im schlimmsten Falle noch eine ganz bestimmte erzdämonische Wesenheit auf sie aufmerksam gemacht hatte, eingegangen waren. Hätte er doch nur vorher etwas gesagt und zusammen mit Rogar, Bashot, Eyrún, Rhana und Ungolf einen anderen Weg gesucht. Aber dafür war es nun zu spät – das Opfer war gebracht…
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 10.08.2014 10:49, insgesamt 1-mal geändert.
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Die Befreiung der Golemmaid

Stadt Gallys, 03. Ingerimm, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Koragon Steinhauer erlaubte den Helden von Zweimühlen in dem kleinen Lagerraum zu rasten, und sie dort zumindest für diesen Tag auch zu verstecken, da sie kaum in einer Herberge irgendwo der Stadt unterkommen konnten. Mit dieser Unterkunft wiegte er seine alten Gefährten in zusätzlicher Sicherheit, die ihm trotz des Handopfers offenbar immer noch vertrauten. Er weihte seine Meisterin ein, der er von den überaus fähigen Helden von Zweimühlen erzählte. Mit deren Hilfe konnte die Befreiung des Mädchens wirklich gelingen.
Koragon, der die Zweimühler in der nächsten Nacht zusammen mit seinen fünf großen Steingolems und Yolande begleitete, erklärte, dass die „Maid“ irgendwo im Gallyser Stadtschloss festgehalten werden musste. Über die weltlichen Wachmaßnahmen wusste der Golembauer kaum etwas. Dafür kannte er aber die Anzahl der Golemwächter, die er und Yolande für Arnhild gebaut hatten. Er sprach von vier hundeähnlichen Holzgolems, zwei Lehmgolems, die mit Langschwert und Schild bewaffnet waren, die mit Sicherheit im Schloss patrouillierten, und die durch die menschlichen Wachen in den Kampf befohlen werden konnten, wenn der Kommandosatz „Für Arnhild Lumanae!“ ausgesprochen wurde, und ein hölzerner Mephir mit Astralsinn, zum Aufspüren von unsichtbaren Eindringlingen. Und in Bezug auf die Golemiden hatte Koragon sogar einen Plan, der mit großer Wahrscheinlichkeit funktionieren konnte. Sie gingen diesen waghalsigen Plan noch einmal gemeinsam durch und machten sich dann in der Dunkelheit auf zum Stadtschloss, das auf dem höchsten Punkt des Artemaberges lag. Einen Weg, der Yolande nur zu gut kannte.
Telor wirkte im Schutze der Dunkelheit einen weiteren Nihilatio Gravitas, der ihn und alle seine Kampfgefährten das befestigte Schloss hinauf levitierte. Der Zauberer hoffte, dass der Golembauer seinen Plan in die Tat umsetzen konnte und wartete mit Rogar, Rhana, Ungolf, Eyrún und Bashot im Schatten die vereinbarte Zeit ab. Laut der Aussage des Golembauers benötigten sie unbedingt Arnhilds Amulett, wobei sie bei dieser Gelegenheit die Windkönigin auch gerade einen Kopf kürzer machen würden. Sie würden so nicht nur den Riesengolem von Gallys bezwingen können, sondern auch noch gleich Lutisana einer ihrer Kriegsfürstinnen berauben, ganz davon abgesehen, dass sie mit Arnhild der Verräterin eh noch wegen dem Fall von Zweimühlen eine Rechnung offen hatten. Voller Zuversicht packten sie ihre Waffen fester.
Koragon stand derweil mit seinen fünf eigenen Golems und seiner Meisterin vor dem Tor und klopfte an. Der Wache, die ihm öffnete, erklärte dieser, dass er und seine Herrin wegen der jährlichen ’Wartung’ der Wächtergolemiden hier seien. Da der Schläger von Arnhild nichts von einer Wartung wusste, rief dieser den neuen Burgoffizier herbei. Koragon erklärte diesem sehr überzeugend, dass alle er und die Meisterin alle sieben Golems des Schlosses mit in die Golemwerkstadt nehmen musste, um sie dort entsprechend zu warten. Dafür würden sie ihnen als Ersatz derweil fünf viel größeren Steingolems zur Verfügung stellen, so dass Arnhilds Anwesen in dieser Zeit nicht Schutzlos da stand.
Der Burgoffizier offenbarte, dass die Kriegsfürstin seit einigen Tagen nicht in der Stadt weilen würde, was Koragon nun innerlich etwas unruhig werden lies, sah er doch seinen Plan mit den Helden von Zweimühlen gerade überaus gefährdet. Mit geschickter Zunge machte er dem Söldner klar, dass eine Wartung der Golemiden nicht warten konnte, bis ihre Herrin ’irgendwann’ zurückkehren würde. Und da der Burgoffizier keinen Grund sah, den Golembauern zu misstrauen, schließlich hatte sie ja bei der Erschaffung der Wächtergolems mitgeholfen, ließ er den Schwarzmagier und die gildenlose Magierin ein und ließ diese sogar wirklich einen Golem nach dem anderen aus dem Schloss bringen und durch die wuchtigen schwarzen Steingolems mit den roten Zauberzeichen ersetzen. Dennoch achtete der Burgoffizier dabei darauf, dass dabei niemand der Treppe in den Keller zu nahe kam. Auch die Tatsache, dass die vier hundeähnlichen Holzgolems mit rotbrauner Färbung und Astlöchern als Augen allesamt in dem Zwischengang lauerten, in dem sich die Treppe in die Tiefe befand, sprach dafür, dass ihr Ziel genau dort unten verborgen lag.
Yolande nahm alle sieben Golems des Schlosses in ‚Empfang’ und machte sich wie vorher mit Koragon vereinbart auf den Rückweg in die Golemwerkstadt. Die niederhöllischen Golems folgten ihrer ’Mutter’ dabei bedingungslos, wie alle ihre Geschöpfe. Einer Wartung bedurfte natürlich keiner der Golemiden, denn diese waren von der Meisterin für die Ewigkeit erschaffen, sofern sie nicht durch Gewalteinwirkung vernichtet wurden. Arnhild würde diese Golems niemals wieder sehen, außer vielleicht, wenn diese deren Schläger und Reiter den Gar ausmachen würden, sollten diese es wagen ihre Golemwerkstadt anzugreifen. Arnhild hatte Yolande und ganz sicher deren begabten Schüler Koragon unterschätzt, der seine Meisterin endlich zu diesem Befreiungsversuch ihrer Tochter hatte überreden können. Yolande hatte sich von der gutaussehenden Arnhild verführen lassen. Als sie dieser aber nicht mehr hörig sein wollte, hatte die Windkönigin Yolandes Tochter als Geisel genommen – das einzige, was der Meisterin wirklich lieb war. Dafür würden ihre Diener und Wachen im Gallyser Stadtschloss während ihrer Abwesenheit nun bezahlen…

Gemetzel im Schloss

Telor wirkte nun wieder einen seiner Lieblingszauber, den „Silentium Silentille – Über allem liege Stille“, dessen Radius er so weit ausdehnte, dass das gesamte Schloss von seiner Magie betroffen war, und ab jetzt weder ihre Geräusche, die Todesschrei der Feinde noch die Befehle der Wachen zu hören waren. Dann drang er gemeinsam mit den anderen von oben in den Schlosshof ein, mit dem Ziel, jeden zu töten, der sich ihnen in der magischen Stille entgegenstellen mochte.
Der ersten Wache im kleinen Schlosshof, sprang Rhana Rôhaschta von oben direkt ins Genick und tötete diese mit nur einem einzigen Stich ihres Meucheldolches. Dies war es, was sie am besten konnte und was sie trotz ihrer monatelangen Verletzung, die sie ans Bett gefesselte, nicht verlernt hatte.
Nachdem Rogar, Ungolf, Eyrún, Bashot und Telor nachgerückt war, drangen diese lautlos in den Eingangsbereich des Schlosses ein, vom Hof kommend und metzelten alles nieder, was sich ihnen entgegenstellte. Die Hiebe ihrer schweren beidhändig geführten Waffen, das Reißen von Sehnen und das Brechen von Knochen geschah vollkommen lautlos, so dass auch keine der noch schlafenden Wachen geweckt wurde. Und dank des Plans des Steinhauers, stellte sich ihnen auch kein einziger Golem entgegen, da Yolande diese bereits alle abgezogen hatte. Die großen, schwarzen Steingolems von Koragon, die als ’Ersatz’ zurückgelassen worden waren, griffen nun auf den Fingerzeig des Golembauers ebenfalls auf der Seite der Zweimühler in den Kampf ein, bis die Korridore des Schlosses mit Leichen übersät waren. Den Helden war aufgefallen, dass keiner von Arnhilds Schlägern Koragons Golems hatte verletzen können, ganz so als seinen diese gegen die Wirkung von profanen Waffen immun, was Rogar, Ungolf und Telor noch von früher wussten. Zusammen mit den Verbündeten Golemiden war die Eroberung des Schlosses ein Kinderspiel, für die kampferfahrenen Waffenmeister unter den Helden. Aber langsam dämmerte es Rogar und Ungolf, dass Arnhild nirgendwo in ihrem Stadtschloss anzutreffen war, das in seiner Bauart Ähnlichkeiten mit dem in Zweimühlen aufwies. Aber auch vom gesuchten Kind fehlte bisher noch jede Spur.

Der Kerker

Koragon, der aufgrund der verheerenden Wirkung seiner Steingolems ein breites Grinsen im Gesicht hatte, deutete auf den einzig anderen möglichen Weg – eine Treppe ins Kellergeschoss, die zuvor von den anderen Golems besonders stark bewacht worden war. Zusammen traten sie in die feuchte Kellertreppe hinab, und standen bald vor einem seltsamen Portal, das von weißem Arkanium und Bernsteinen umschlossen und mit diversen Schutzglyphen versehen war. Ein Torschloss verschloss die Pforte.
Koragon deutete seinen Golemiden stumm die Zerstörung des Durchgangs, die sich sogleich und ohne Erschöpfungserscheinungen ans Werk machten. Als die ersten steinernen Fäuste das Tor trafen, lösten die dämonischen Dienerkreaturen diverse Zauber aus, die sie aber nicht im Geringsten aufhielten, aufgrund ihrer überaus hohen Magieresistenz und ihrer steinernen Beschaffenheit. Aber wohl ein Zauber, namens Adamantium Erzstruktur den Telor und Koragon beide erkannten, verhinderte, dass die großen Steingolems die Tür einfach nicht durchbrechen konnten, selbst nachdem diese minutenlang auf die Durchgangspforte eingeschlagen hatten. Auch Rhana schaffte es nicht mittels ihres Dietrichs das Schloss zu knacken, das vermutlich mit der Schlüsselmeister-Variante des Zaubers Claudibus Clavistibor, verzaubert war. Eine Entzauberung mittels der Zauber Erzbann oder Objekt entzaubern, schien weder Telor noch Koragon möglich zu sein. Und auch Telors Fähigkeiten seines Foramen Foraminor Zaubers reichten nicht aus, um den Clavistibor zu neutralisieren. Hinter dieser Pforte, musste Arnhild etwas wirklich Wertvolles verborgen haben, etwas, das Koragon wollte.
Die Barbaren drückten die Golemiden stumm beiseite und taten nun das was sie am besten konnten. Rogar und Bashot schlugen abwechselnd mit ihrem Zweihänder und dem Andergaster auf die verzauberte Pforte ein, wobei sie mit ihren ’Hammerschlägen’ weitaus größeren Schaden anrichteten, als die Golemiden zuvor. Ein halbes Dutzend gewaltige Hiebe später barst endlich die Tür, durch schlichte übertriebene Gewalteinwirkung, auf die sich kein Volk besser verstand, als die Trollzacker. Aber auch eine der beiden großen Zweihandwaffen zerbrach, für die es keinen Ersatz gab.
Der dahinter liegende Kerker, der sich der Gruppe nun offenbarte, war ein einzelner quadratischer Raum, der vollständig aus Koschbasaltplatten verkleidet war, die eine überaus antimagische Wirkung auf alle Zauber und jegliche Magie innerhalb diesen Raumes haben mussten, wie der Zauberer aus dem Randolphsforst wusste. Der Kerker war bis auf einige Wasserpfützen am Boden und einem grauen Granitblock mit Eisenbändern, die ein etwa zehnjähriges Mädchen mit blonden Locken banden, leer. Die Eisenketten sowie die Ringe, mit denen sie im Gestein verankert waren, bestanden aus Nordmärker Stahl und bedurften wieder schweren Geräts um diese zu zersprengen. Da die Ketten um die Handgelenke des Kindes geschmiedet waren, gab es auch keine Schlösser, die Rhana knacken konnte. Rogar und Eyrún versuchten zuerst die Ketten mit purer Muskelkraft zu zerreißen, was den Beiden, unglaublicher Weise, mit ihrer fast unmenschlichen Körperkraft tatsächlich bei einer der Ketten gelang. So machte sich Bashot mit dem verbliebenen Zweihänder ans Werk und zertrümmerte nach zwei weiteren noch gewaltigeren Hieben, als bei der Pforte, schließlich die zweite Kette aus Nordmärker Stahl wieder einmal mit purer und übertriebener Gewalteinwirkung, wobei aber dann leider auch das letzte Zweihandschwert der Barbaren zerbrach. Ein Umstand, den beide, Rogar und Bashot, später noch sehr bedauern würden.

Varessia

Das Kind, das ihnen nun befreit gegenüberstand ließ in einigen der Helden von Zweimühlen Zweifel aufkommen. Sie wirkte auf den ersten Blick wie ein puppenhaftes Mädchen, aber auf den zweiten Blick erkannten einige die wächserne seltsame Haut. Auch der Umstand, dass Varessia wohl die ganze Zeit angekettet in einem verriegelten Kerker, ohne Licht und Nahrung überlebt hatte – es gab weder Spuren von Mahlzeiten noch Exkremente -, machte zumindest eine der Heldinnen stutzig.
Jedes normale Kind wäre sicher in Tränen und Furcht ausgebrochen, hätte ein riesiger vernarbter Barbar mit gewaltigen Hieben neben ihr ihre Ketten zerschlagen. Nicht aber dieses sehr distanziert wirkende Kind. Im Gegenteil, es schien eher neugierig zu sein wer es da befreit hatte und etwas ungehalten zugleich, weil es so lange gedauert hatte.
Zusammen mit dem Kind, das Koragon Varessia nannte, flüchteten sie nun so schnell und unauffällig wie möglich aus dem Schloss, auch wenn die Bediensteten, die sie verschont hatten ganz klar ihre Gesichter gesehen und sie als die legendären Helden von Zweimühlen erkannt hatten. Auch das Stapfen der großen Golems außerhalb des Schlosses war sicher dem ein oder andern Nachtschwärmer aufgefallen war und es war nur eine Frage der Zeit, bis die Söldner der Tulamidischen Reiter bemerkten, dass ein Angriff auf die Machtbasis von Arnhild von Darbonia stattgefunden hatte.
Die Windkönigin, die eigentlich im Schloss ihren Tod finden sollte, und deren Amulett sie laut Koragon ja unbedingt benötigten um den Golem von Gallys zu zerstören, war nicht aufzufinden gewesen und somit der Plan der Helden nicht von Erfolg gekrönt – ganz anders aber der Plan des Golembauers, dem sie bis zur Golemwerkstatt im Schwefelviertel im gefolgt waren.

Mutter und Tochter

Stadt Gallys, 04. Ingerimm, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Das Wiedersehen zwischen Yolande und Varessia verlief jedoch nicht so, wie es sich gildenlose Meisterin erhofft hatte. Während sie Varessia erleichtert und den Tränen nahe in den Arm nahm, erwiderte das Mädchen ihre Zuneigung nicht und machte Yolande sogar Vorwürfe, sie im Stich gelassen zu haben. Doch die Meisterin ging darüber hinweg und dankte ihrem Lehrling Koragon Steinhauer, dem sie als Dank nun auch in die letzten Geheimnisse der Golemkunst einzuweihen gedachte.
Die nun mit leeren Händen dastehenden Zweimühler beachtete sie nicht wirklich und machte diesen klar, dass sie sich nicht erinnern konnte, mit diesen irgend einen Handel eingegangen zu sein, im Gegensatz zu ihrem Lehrling natürlich. Es dauerte eine Weile, bis die erfahrenen Recken erkannten, dass sie gerade eben unfassbar ausgenutzt worden waren, ohne dafür nun eine wirkliche Gegenleistung zu erhalten. Das einzige was sie hatten, war das spärliche Wissen um das Amulett, das sie angeblich benötigten um den Riesengolem zu zerstören. Und noch nicht mal bei genauerem Nachdenken, wurde ihnen klar, dass selbst diese Information nicht zwingend der Wahrheit entsprechen musste.
Ungolf machte noch einen letzten Versuch, Yolande um Unterstützung bei der Zerstörung des Golemiden zu beten. Aber diese machte sehr schnell klar, dass sie in keinster Weise ein Interesse daran hatte, dass ihr Meisterwerk der Golemkunst von irgendjemandem oder irgendetwas zerstört wurde. Alles was sie wollte hatte sie nun, und ging zusammen mit ihrer ’Tochter’ in das Innere ihrer Werkstatt und ließ die Zweimühler einfach stehen und durch Koragon und seine fünf Steingolems ’höflich’ hinausbegleiten, wo bereits fast das Praiosmal fast wieder aufging und der Golem von Gallys in der Ferne der Stadt bereits das Tor des Drachen wieder frei gab…
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42. Spielabend: Ein letztes Angebot und ein Versprechen

Kurz bevor sich die Helden von Zweimühlen abwenden wollten, unterbreitete ihnen Koragon Steinhauer noch ein letztes Angebot und bot Telor einen Zaubertrank nur fürs Zuhören an. Er schlug Rogar vom Blute nichts Geringeres vor, als dass dieser sich endlich von der Kaiserin loszusagen solle! Und im Gegensatz dazu stände es ihm frei, sich der Schwarzen Bruderschaft anzuschließen, um in der unvermeidlichen finalen Schlacht um die Wildermark alle noch verbliebenen Armeen unter dem Greifenbanner zu vernichten, mit dem Ziel, die Mark weiterhin in dem unbefriedeten und für ihn äußerst gewinnbringenden Zustand 'zu bewahren'. Mit Koragon selbst und ihnen als einzige nötige Stabilität um ein Chaos wie in den Schwarzen Landen zu verhindern. Auch Lutisana müsste für dieses 'höhere' Ziel aus dem Weg geräumt werden, da nicht abzusehen war, an wen sie die Wildermark 'verkaufen' würde, wenn sie erst einmal siegreich sein sollte.
Koragon verspritzte weiter sein verbales Gift und versuchte Rogar klar zu machen, dass er von der Kaiserin nur ausgenutzt würde, durch seine Abgaben, das Aufreiben seiner Truppen und Waffentreuen, und das er außer einem Titel und einer Baronskrone nichts von der Kaiserin erhalten habe. Die Zustände in einigen Teilen der Kaiserstadt Gareth seien beherrscht von dreckigem Söldnerpack wie den Waisenmachern und anderen Machthabern im Hintergrund. Er betonte mehrmals wie schwach die Überreste des Raulschen Reichs nach der Niederlage auf dem Mythraelsfeld doch seien, womit er nicht ganz Unrecht hatte. Der Golembauer endete damit, dass jeder, selbst das kleinste Kind, den bevorstehenden Untergang sehen konnte, und dass ihn und seine Gefährten im Kaisereich nur eine Hinrichtung oder zumindest eine lebenslange Kerkerhaft erwarten konnte, nach all ihren 'Taten', die sie seit Jahren in der Wildermark begangen hatten um ihr Verständnis von Ordnung aufrechtzuerhalten. Speziell Rogars Meuchlerin Rhana und seinen Hofmagier Telor, sprach er dabei ganz gezielt an, ohne dass diese ihm etwas entgegnend konnten. Auch mit diesen Worten hatte der Schwarzmagier vermutlich Recht, und die Trollzackerin bemerkte, dass sie sich darüber noch nie Gedanken gemacht hatte. Letzten Endes aber, so betonte Koragon, würde die Kaiserin ihre Gemeinschaft zerstören.
Während Rogar und alle seine Gefährten sich das Gerede von Koragon bemüht ruhig angehört hatten, zog langsam ein kühler Nebel auf, der ihre anschließende Flucht aus der Stadt Gallys sehr begünstigen würde.
Telor trank Koragons Zaubertrank der zweitbesten Qualität in einem Zug aus und erfreute sich an der schlagartig zurückkehrenden astralen Zauberkraft, die seinen Leib durchflutete. Koragon hatte im Zauberer vom Randolphsforst einen Keim gesät, den er mit dem Zaubertrank, der zum Glück kein Gift beinhaltete, noch begossen hatte. Und genau das war auch seine Absicht.
Aber bevor der Golembauer den Zauberer mit seinen Verlockungen und Teilwahrheiten wirklich noch auf seine Seite ziehen konnte, gab der Streiter des Reichs dem Schwarzmagier seine Antwort. Koragon habe nun seine Einstellung und Ansichten und somit seinen Verrat am Kaiserreich klar dargestellt. Der riesige Trollzacker machte seinem einstigen Gefährten klar, dass dies ihre letzte friedliche Begegnung sein würde, und dass er besser die Wildermark so schnell wie möglich verlassen solle, denn ein erneutes Aufeinandertreffen zwischen ihnen würde nur ein Ende kennen - das seine!
Mit diesen letzten Worten verließen die Helden von Zweimühlen die Stadt wie sie diese betreten hatten - mittels eines Nihilatio Gravitas, den Telor dank des Zaubertrankes des verdammten Golembauers nun auch wirken konnte, ohne die verbotenen Pforten zu öffnen.
Auf dem anschließenden Rückweg in ihre Baronie schwiegen alle und redeten kein Wort. Sie waren in Gallys ganz klar gescheitert. Arnhild oder Yolande geboten immer noch über den Riesengolem von Gallys und eine von beiden würde ihn auch mit absoluter Sicherheit in der Endschlacht einsetzen. Es blieb zu hoffen, dass sich diese beiden Parteien auf dem Artema-Hochplateau noch gegenseitig zusetzen würden und im besten Fall sogar zu Feinden würden. Vielleicht hatten sie ungewollt mit ihrem Vorgehen in Gallys nun eine dritte machtvolle Partei geboren, die ihre Machtbasis im Schwefelviertel hatte...

Heimaterde

Baronie Zweimühlen, 06. Ingerimm, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Wieder zurück in Zweimühlen machte sich Eyrún sofort daran, Rogars neuen Zweihänder aus den Überresten der Drachenschneide zu vollenden, während Telor seinen Zauberstab wieder mit neuer Macht und Zaubern füllte. Rhana sammelte in den kommen Tagen, derweil über vierzig Vierblättrige Einbeeren, die Telor wiederum zu zwei Einbeertränken zusammenbraute, so dass sie über insgesamt drei volle Phiolen dieser heilungsfördernden Flüssigkeit verfügten, von der Telor schon lange abhängig war. Sie alle spürten, dass eine letzte große Schlacht sehr bald bevor stand und dass es eine Entscheidung in der Wildermark geben würde, noch ehe dieser Frühsommer vorbei war. Die Feindbewegungen in den Baronien Wutzenwald, Friedwang, Gallys, und Grassing ließen keinen anderen Schluss zu.
Dann aber kündigte ein Bannerträger das Nahen der Kaiserin an, die seit drei Jahren nun ein zweites mal das legendäre Zweimühlen betreten würde. Eine Ehre und der endgültige finanzielle Ruin Rogars zugleich. Denn die Kaiserin und ihren gesamten reisenden Hofstaat angemessen zu verköstigen und unterzubringen war das teuerste, was ein Baron zu befürchten hatte. Aber vielleicht war all das eh bald ohne Bedeutung und seine neue Blutlinie ausgelöscht, bevor sie überhaubt richtig entstehen konnte. Die letzte bald bevorstehende Schlacht würde ihrer aller Zukunft bestimmen - auch die der Kaiserin...
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Auf dem Scheideweg des Schicksals

Des Löwen Bestimmung

Baronie Zweimühlen, 12. Ingerimm, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Rhana Rôhaschta, die in diesen Tagen wieder am Rand des Randolphsforstes zu Erkundungszwecken und auf der Suche nach weiteren Heil- und Giftkräutern unterwegs war und am Mittag von leichtem Niederschlag überrascht wurde, machte in Telors von Myrthalia Magna besetztem Junkerngut Randolphsforst eine überraschende und sorgenvolle Entdeckung.
Ein Banner Wehrheimer Waldlöwen unter der Flagge des roten Löwen auf schwarzem Grund befand sich auf direktem Weg zum Turm Bäreneck, Telors altem Magierturm, der nun das Zentrum von Myrthalias lokalen Magokratie darstellte. Rogar und seine Waffentreuen und Gefährten hatten die Baronie Zweimühlen Gut für Gut in den vergangenen Monaten zurückerobert und das Junkern Randolphsforst stellte das letzte Gut da, das noch nicht wieder unter der Kontrolle des Trollzacker Reichsbarons war. Und nun sah es so aus, als würde Leomar, der seine Söldner seltsamerweise sogar persönlich anführte, ihnen sehr wahrscheinlich zuvor kommen! Was aber vielleicht noch wichtiger war - sie erblickte unter den Söldnern Girion Tscheren, den glatzköpfigen Träger des Schwarzen Schwertes, oder auch Götterschlag genannt! Sie selbst hatte nur knapp einen Begegnung mit Girion und der bluttrinkenden, verfluchten Waffe, die der Feind aus der Schatzkammer der Grafenburg bei der Eroberung Zweimühlens geraubt hatte, überlebt. Die Waffe, die niemals verheilende Wunden schlug und die Perainekirche der Wildermark langsam aber stetig ausblutete, ganz so, als seien die meisten Opfer absichtlich am Leben gelassen worden, damit die wenigen Perainegeweihten der Mark auch noch ihre letzten karmalen Kräfte aufbrauchten um einigen der Todgeweihten vielleicht doch noch zu helfen.
Sie musste Zweimühlen und Rogar vom Blute so schnell wie möglich warnen. Der schwarzflammende Hacksäbel und der Reichsverräter waren zwei verdammt wichtige Ziele auf einmal! Die Trollzacker Kundschafterin schlich sich mittels ihrer angeborenen magiedilettantischen Fähigkeiten ungesehen am den Wehrheimer Waldlöwen vorbei und rannte so schnell wie der Wind zurück nach Zweimühlen, bis ihre Muskeln vor Erschöpfung schmerzten.

Baronie Zweimühlen, 13. Ingerimm, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Die Helden von Zweimühlen waren direkt nach Rhanas Entdeckung zusammen mit Rogars verbliebenen achtzehn Trollzacker Barbaren und neunundzwanzig Kämpfer der Schwarzen Garde in das Junkerngut aufgebrochen, in dem Rhana die Feindbewegungen gemeldet hatte. Mehr Truppen waren innerhalb von kürzester Zeit nicht aufzutreiben gewesen und seine Zweimühler Torgardisten hätte er gegen die Wehrheimer Waldlöwen nur zur Schlachtbank geführt. Denn die Wehrheimer waren, und das wusste jeder in der Wildermark, meisterlich begabte Söldner und ehemalige Reichssoldaten, die nach der Niederlage oder noch während der Schlacht auf dem Mythraelsfeld desertiert waren. Das hauptsächlich Schwere Fußvolk unter der Führung des verräterischen ehemaligen Reichsmarschalls Leomar vom Berg hatte bestätigten Gerüchte zur Folge fast Regimentstärke, so dass die Zweimühler von Glück reden konnten, dass hier nur ein Banner in ihre Baronie eingedrungen war, um ihnen das Junkerngut Randolphsforst vor der Nase wegzuschnappen.
Rogar hatte Rhana als Vorhut vorgeschickt, um sie vor einem eventuellen Hinterhalt zu warnen, in den sie dann auch prompt selbst hinein gelaufen war. Nach Kampfgeräuschen im Vorfeld war Stabshauptmann Ungolf Ferdoker gefolgt von Ritterin Alrike von Zweimühlen vorgeritten. Die flüchtende Trollzacker Kundschafterin schleppte sich ihnen so schnell sie noch konnte, mit einem Elfenpfeil im Rücken und im linken Bein entgegen und wurde den Zwölfen sei Dank ohne direkt darauf folgenden Feindkontakt von Ungolf aufgelesen und zurück zu ihren beiden Truppen gebracht.
Rhana berichtete davon, dass sie der Auelfin, die sie vor dem Mythraelsduell an Leomars Seite gesehen hatte versehentlich fast direkt in die Arme gelaufen war. Offenbar hatten sich beide Künstlerinnen der Heimlichkeit erst im letzten Moment gesehen, woraufhin die Trollzackerin die Elfin aus Reflex sofort ohne Erfolg mit einem gezielten Stich angegriffen hatte. Die Blonde Elfin mit den goldfarbenen Augen in ihrer robusten Kleidung hatte ihren Angriff sofort mit ihrem Jagdspieß erwidert. Bei dem folgenden blitzschnellen Kampf hatten sich beide Frauen des Zaubers Axxeleratus bedient, den Rhana nur intuitiv beherrschte und die Elfe von Geburt an, wie das bei diesem Volk üblich war. Aber der bald darauf folgende Blitz dich find der auelfischen Kundschafterin hatte der Trollzacker Kundschafterin keine Chance gelassen, so dass sich diese hatte zurückziehen müssen, wobei sie sich dann noch die beiden Pfeiltreffer ihres Elfenbogens einhandelte obwohl sie sich Mühe gegeben hatte den Geschossen auszuweichen.
Der Angriff der Waldlöwen auf Turm Bäreneck war in vollem Gange. Überall in der Umgebung des Turmes lagen sicherlich einhundert niedergemachte Waffentreue Myrthalias und mindestens ein Dutzend Reiter in ihrem Blut. Die Verteidiger waren den Angreifern etwa drei zu eins überlegen gewesen und hatten den Kampf dennoch verloren, trotz der magischen Unterstützung von der Spitze des Turmes wo Myrthalia Magna sicherlich ein halbes Dutzend Magier zur Verfügung standen, deren Zauberkraft vermutlich bereits erschöpft war.
Die Waldlöwen hatten eine provisorische aber dennoch gut gemachte, überdachte Ramme gebaut und waren nun dabei das Tor des Turmes zu bearbeiten. Was Leomar, der hinter den Schilden seiner Männer hin und wieder zu sehen war, aber offenbar nicht wusste, war dass sich der eigentliche Eingang in den Turm eine Geheimtür auf der Rückseite des Turmes befand und dass das große Tor auf der Vorderseite dahinter zugemauert war.
Rogar ließ mit Mühe und Not aus dem weißen Leinenhemd, das Eyrún unter ihrem Kettenpanzer trug, eine wirklich behelfsmäßige und eher missverständliche weiße Fahne machen, mit der er dem Reichsverräter signalisieren wollte, dass es hier nicht zwingend zu einem Kampf kommen musste, und dass er mit diesem sprechen wollte. So trafen sich die Helden von Zweimühlen und Leomar vom Berg zusammen mit seinen Gefolgsleuten etwa auf der Hälfte zwischen den beiden Truppenansammlungen.
Nur die schwangere Alrike, die schwer verletzte Rhana und Bashot Grim, der einzige auf den die Trollzacker Barbaren noch ansatzweise hörten, waren zurückgeblieben um zur Not den Angriffsbefehl zu geben und den Sturmangriff in die Reihen der Feinde anzuführen. Erst jetzt bemerkte der Stammeskrieger die dreißig Novadischen Reiter, die nun am Rande des Randolphsforstes wie aus dem Nichts erschienen. Waren sie gerade in eine Falle des Wüstenfuchses und Veteranen unzähliger Schlachten getappt? Zusammen mit den vollendeten Novadi Reitern, die Leomar anstelle der Kaiserin seit dem Khomkrieg die Treue bis zu ihrem Tod geschworen hatten, und den brillanten Wehrheimer Waldlöwen, würden die Zweimühler Truppen, die nun zahlenmäßig auch noch unterlegen waren, keine Chance haben. Bashot war zu allem bereit!
Rogar war mit seinem eindrucksvollen Streitwagen zusammen mit seiner Leibwächterin Eyrún, die nicht minder kleiner war als der Rochshaz, seinem Hofmagier Telor und Ungolf Ferdoker als Delegation zur Verhandlung vorgefahren und hoffte mit dem tollkühnen Leomar vernünftig reden zu können. Er erinnerte sich noch genau an die Worte des geisterhaften Heermeisters Isiderius, den sie in den Hallen der Todbringerin getroffen hatten.
Leomar Almaderich Sigiswild vom Berg, ehemaliger mittelreicherischer Erzmarschall und nun geächteter Söldnerführer, machte mit seinen offenen blonden Haaren, die Rogar direkt an Emer Löwenmähne erinnerten, die vermutliche Bastardtochter Leomars, und seinem stolzen Almadaner Schnauzer, und seinen Narben im Gesicht einen sehr überaus erfahrenen Eindruck auf die Zweimühler. An der linken Seite des Söldnerführers, der seit kurzem die Baronie Schlotz kontrollierte, befand sich die besagte Auelfe, die die Wälder und Hügel Darpatiens sicher wie nur wenige kannte. Sie stellte sich als Nyrociel Flechtenblüte vor, einen Namen an den sich die Helden nun wieder erinnerten. An seiner rechten Seite, wie auch Leomar hoch zu Ross, befand sich eine Kämpferin mit Überbiss in langem Kettenhemd und Sturmhaube, unter der rötliche Locken hervor schauten. Vermutlich eine ehemalige Offizierin der Reichsarmee, die zusammen mit vielen Soldaten der Kaiserin desertiert war und sich Leomar angeschlossen hatte. Ihr Name war Viridia von Schlotz, an die sich die Zweimühler ebenfalls erinnerten und die Leomar bei der Herrschaft ihrer Heimatbaronie Schlotz sicher von gutem Nutzen war. Und nach vorne drängte sich nun die dritte Person an Leomars Seite - Girion Tscheren, der schon in Transysilien unter Varena von Mersingen gedient hatte. Dieser Offizier aus den Schwarzen Landen trug eine feuerfeste Iryanrüstung und einen verstärkten Lederhelm, den er sich nun aufsetzte. An seinem Gürtel trug er eine Neunschwänzige Peitsche, die sicher unvorstellbares Leid gebracht hatte und in seiner Rechten trug er das gezogene, legendäre Schwarze Schwert. Sicher war Girion Varenas Augen und Ohren unter den Waldlöwen, der seine Begrüßung direkt mit Spott und Schmähungen eröffnete, während das Schwert in seiner Hand gierig in schwarzem Feuer brannte. Ganz so, als spürte es die immense Lebenskraft des Barbarenbarons, der sich fast in unmittelbarer Reichweite befand.
Rogar grüßte den ehemaligen Erzmarschall respektvoll und hoffte, dass das vorherige Aufeinandertreffen von Rhana und Nyrociel nicht bereits für entsprechende Feindschaft gesorgt hatte. Er offenbarte, dass er mit Leomar besser unter vier Augen sprechen wollte. Dieser machte daraufhin klar, dass er sich dieses Recht erst einmal in einem Kampf gegen Girion Tscheren und das Schwarze Schwert erkämpfen musste, wobei nicht nur die Helden von Zweimühlen das Gefühl hatten, dass sich Leomar auf diesem Wege von Girion entledigen wollte. Aber da Rogar genau das gehofft und sich schon überlegt hatte, wie er den Offizier aus den Schwarzen Landen herausfordern konnte, ohne Leomar zu verstimmen, willigte sofort zu. Girion, der von diesem Vorschlag Leomars gerade offenbar etwas überrumpelt wurde, stimmte dem Zweikampf aber auch sogleich zu und fühlte sich ob der Waffe in seinen Händen und der Lebenskraft der Dutzend Männer, dessen Lebenskraft Götterschlag ihnen geraubt und Girion zugefügt hatte, unbesiegbar. Und der Kampf begann, sobald Rogar von seinem Streitwagen und Girion von seinem Streitross abgestiegen war.
Girion war es eigentlich eher gewohnt, Gegner mittels seiner Mitstreiter gut koordiniert in die Unterzahl zu zwingen und dann niederzustrecken. Aber das hatte sich nach unzähligen Zweikämpfen seit seinem Besitz des Schwarzen Schwertes, das so viele aus ganz unterschiedlichen Gründen begehrten, von Grund auf geändert, denn durch das Schwert strotzte er vor Kraft.
Rogar, der fast nackt gegen seinen Gegner kämpfte war klar, dass ein einziger Treffer von Götterschlag den Kampf entscheiden und ihn entweder töten oder schwer verkrüppeln würde. Der Rochshaz vollführte sichere Finten und Meisterparaden und hatte schon etwas Mühe, die waghalsigen Finten seines Gegners zu parieren. Dann aber jedoch gelang Rogar der erste klaffende Treffer gegen den Waffenarm seines Kontrahenten (1 Wunde), der einen normalen Mann sicher kampfunfähig geschlagen hätte. Voller Wut und Hass kämpfte Girion weiter und wähnte sich immer noch siegessicher gegen den Streiter des Reiches, bis dieser ihn mit einem noch stärkeren am Schildarm traf (2 Wunden), der noch heftiger wie sein Waffenarm blutete. Langsam dämmerte Girion, warum Rogar diesen Titel trug, und ihm wurde klar, dass dieser ihn sehr wohl zerstückeln konnte, auch wenn seine Gliedmaßen danach weiterleben sollten. Der Träger des Schwarzen Schwertes holte zu einem weiteren angetäuschten Hieb aus, den Rogar aber vorhergesehen hatte, und trennte Girion mit dem nächsten Wuchtschlag, den er aus seiner Meisterparade vorbereitet hatte, einfach den linken Arm ab! Girion schaute wie gelähmt und voller Entsetzen seinem immer noch vor Lebenskraft zuckenden Arm hinterher und kassierte kurz darauf den letzten Treffer, der ihm eine weitere Gliedmaße abtrennte. Rogar hatte wie so oft gesiegt, und seine Männer in Hintergrund jubelten ihrem Herrn zu, in der Hoffnung, dass die Schlacht nun bereits entschieden war.
Der Reichsbaron ließ die verfluchte Waffe, die seinem Träger erzdämonische Kräfte und Fähigkeiten verlieh von einem Fell einwickeln und ließ sie von Eyrún zusammen mit Girions Kopf, der fast immer noch zu Leben schien auf seinen Streitwagen legen, was Leomar lächelnd zuließ und offenbar darüber erfreut schien, sich dieses Mannes entledigt zu wissen, der durch seine Verbindung mit Varena ein wichtiges Verbindungsglied zu Lutisana dargestellt hatte, der er in Schuld verbunden war.
Rogar wiederholte, was der tote Heerführer von Svelinya der Befriedenden aus den Dunklen Zeiten im gesagt hatte: "Geht und besänftigt des Löwen Zorn. Sagt ihm, nur im Schatten des Greifen wird er seine Bestimmung finden." Die Worte aus der Vergangenheit hatte ihre entsprechende Wirkung auf die getriebene Persönlichkeit Leomars, der sich seit langem auf einer verzweifelten Sinnsuche seiner Taten befand. Ähnlich wie Ucurian hatte er einen Pfad eingeschlagen auf dem er sich verloren hatte und den er aus eigener Kraft nicht mehr zu verlassen vermochte. Im Grunde wollte er dem Reich dienen, wusste aber dass er keine Gnade zu erwarten hatte und dass die Kaiserin ihm niemals öffentlich die Hand reichen konnte. Eine Mischung aus Stolz und Verzweiflung prägten all seine Entscheidungen und hatten ihn schließlich in die Arme Lutisanas getrieben, der er vergeblich zu entkommen versucht hatte. Sogar seine Machtbasis, die Ruinen von Wehrheim hatte er aufgegeben, aber die Söldnerfürstin hatte ihn dennoch aufgestöbert in den Wäldern von Wehrheim und letzten Endes ihre Schuld eingefordert. Aber auch Juniveras jahrelange Einflussnahme in Wehrheim hatte ihre Spuren hinterlassen, so dass er schließlich angefangen hatte, an diese Bestimmung zu glauben, die er noch nicht ergründet hatte.
Und schließlich trennten sich der Reichsbaron und der ehemalige Erzmarschall voneinander mit einem Versprechen. Einem Versprechen, das großen Einfluss auf den Verlauf der bald bevorstehenden großen Schlacht haben würde...

Myrthalia Magna

Baronie Zweimühlen, 13. Ingerimm, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Die adlige Magierin Myrthalia Magna, noch keine dreißig Sommer zählte und unter ihrem spitzem Hut die schwarzen Haare im kurzen Borstenschnitt trug, blickte Telor und Rogar mit ihren grünen Augen eindringlich an. Die Zweimühler hatten ihrem Zirkel im Grunde das Leben gerettet, und nur Rogar war es zu verdanken, dass die Wehrheimer Waldlöwen kurz vor der Erstürmung des Turmes, Telors Turmes, abgezogen waren. Telor war hoch erfreut, dass er unter den Magiern auch seinen letzten und einzigen verbliebenen Zauberschüler wieder traf, den er tot geglaubt hatte, nach dem Fall von Zweimühlen. Myrthalia hatte ihn in den letzten Monaten viel gelernt, und auch von den anderen Magiern aus Myrthalias Gefolge hatte er viel lernen können.
Myrthalia erklärte, dass Randolphsforst, ihr Erbe, ihr aufgrund ihrer Begabung vor vielen Jahren verwehrt geblieben war, nur damit die Kaiserin höchst selbst einen genauso begabten Magier, nämlich Telor, zum Reichsjunker von Gut Randolphsforst bestimmte, da alle ihre adligen Geschwister den Tod gefunden hatten. Aber eine derartige Ungerechtigkeit im Raulschen Reich war ja nichts Neues. Nach dem Fall Zweimühlens hatte sie versucht die Ordnung im einstigen Lehen ihrer Familie aufrechtzuerhalten und hatte dieses aus der Not heraus zu einer kleinen Magokratie geformt. Sie betonte, dass sie keine Schurkin sei, auch wenn sie sich natürlich jedoch im Klaren war, dass sie durch ihre direkt ausgeübte Herrschaft im Unrecht befand.
Sie ging auf Telors Vorschlag letzten Endes ein, ihm die Herrschaft über das Gut zurückzugeben und mit diesem zusammen ihren Magierzirkel noch weiter zu stärken. So kehrte das letzte Gut Zweimühlens zurück unter die Herrschaft des Reichsbarons und mit Myrthalia Magna hatten die Helden von Zweimühlen eine zaubermächtige Verbündete gefunden.

Die neue Drachenschneide

Baronie Zweimühlen, 18. Ingerimm, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Die letzte Woche hatte Eyrún wieder in ihrer Schmiede verbracht. Fast den ganzen Tag über hörte man die Hammerschläge, mit denen die Eisbarbarin den Trollstahl bearbeitete. Nach über einem Monat Arbeit war am frühen Abend die Klinge endlich vollendet. Sichtlich zufrieden betrachtete Eyrún ihre Arbeit: ein über neun Spann langer Zweihänder! Vom Ort der Klinge verlief eine Hohlkehle, die im Bereich der Fehlschärfe in den Mittelgrat überging. In diese Blutrinne war in alt-hjaldingschen Runen der Name "Rishknar" eingraviert und mit Arkanium, als helle Verzierung vom dunklen Trollstahl abgehoben. Heft und Fehlschärfe waren mit dunklem Leder umwickelt und während eine breite, stabile Parierstange das Heft schützte, war die Fehlschärfe zusätzlich von ausgeschmiedeten Parierhaken geschützt. Der verzierte Knauf des Schuppenbrechers war aus einer Legierung des weiß-grau marmorierten Arkanium gefertigt und Eyrún hatte so eine wahrlich einzigartige Waffe erschaffen.
Stolz präsentierte die Fjarningerin den Zweihänder dem Reichsbaron, der ihn mit einer Mischung aus Überraschung, Ehrfurcht und Erleichterung entgegennahm. Er betrachtete Rishknar, vollführte mehrerer Übungsschläge und Manöver und testete die Balance der besonderen Klinge, die der Schärfe des Zweihänders Alveranstreu, dem Reichsschwert der Kaiserin gleichkam. Diese Waffe war wie für ihn geschaffen worden.
Rogar vom Blute nutzte die Gelegenheit und erhob seine Gefährtin in den Adelsstand. Von nun an war die ehemalige Söldnerin und Leibwächterin eine Edle, Eyrún Blutaxt vom Eis.

Verhandlungen mit dem Feind

Baronie Zweimühlen, 19. Ingerimm, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Einen Tag bevor die Kaiserin in Zweimühlen eintreffen sollte und die Vorbereitungen in vollem Gange waren, alarmierte Zordan von Elenvina Rogar und seine Gefährten, die gerade im Rittersaal der Grafenburg dinierten, dass über der Feste ein tulamidischer Magus mit grauem Knebelbart, einem Kaftan mit arkanen Symbolen, und begleitet von diversen Mindergeistern, die ihn umschwirren sollen, fliegen solle, wie mit einem Leib aus Luft! Er Rufe nach Reichsbaron Rogar vom Blute.
Die Gefährten ließen sofort alles fallen und machten sich Kampfbereit, da sie es hier mit dem mächtigsten Magier aus Lutisanas Gefolge zu tun hatten, der sie aus unbekannten Gründen aufgesucht hatte. Telor zauberte sofort einen Gardianum Paradei - Schütze mich vor Zauberei, der Telor, Rogar und alle Helden wie eine Kuppel schützend umgab, um so dem Magier des Feindes entgegenzutreten, der über der Grafenburg fliegend auf die Helden wartete und den sie bereits im Feidewald schon einmal besiegen konnten, was jedoch Travine, die Zauberschülerin Telors das Leben gekostet hatte.
Erstaunlicherweise begrüßte Tuleyban sie nicht mit seinen Kampfzaubern, sondern offenbarte, dass lediglich zu Verhandlungen hier sei, von denen Lutisana nichts wisse. Und dass er sich dafür erkenntlich zeigen wolle, dass sie ihn damals nicht getötet und ihn am Leben gelassen hatten um ihn vergebens der Gildengerichtsbarkeit zu überführen, wobei er sich schließlich von Rhana befreien konnte, die ihn damals überführen sollte. Alleine aus diesem Grund sei er heute hier, da er diese Schuld zu begleichen gedachte.
Er machte klar, dass es Lutisana letztlich herzlich egal war, ob eine Entscheidungsschlacht stattfinden würde oder nicht, solange sie bekommen würde was sie will. Allerdings lag es an der Kaiserin allein, ihr das zu bieten. Tuleyban schätzte Rohaja jedoch so ein, dass diese sich eher den Arm abschlagen würde, als dass sie mit Lutisana Geschäfte machen würde. Daher würde die Söldnerfürstin es auf eine Schlacht ankommen lassen, um dann nach ihrem Sieg ihre Bedingungen zu diktieren. Was ihre Kriegsfürstinnen darüber hinaus für Ziele hatten, interessiere seine Herrin nicht wirklich.
Dann erklärte er den Helden von Zweimühlen genau was Lutisana wollte, was sie selbst diesen aber niemals sagen würde. Tuleyban erklärte, dass außer ihm nur noch Cratosch Stahlhand in Lutisanas Pläne eingeweiht war, und dass es nun an den ihnen lag, mit diesem Wissen eine Einigung zu erzielen und Rohaja zu überzeugen. Und natürlich müsste es ihnen danach auch noch gelingen Lutisanas Misstrauen auszuräumen. Es lag nun alles in ihren Händen. Und wenn sie ein Treffen mit Lutisana wagen wollten, Tuleyban in den nächsten Tagen, in der Nähe der Bockelburg auf sie warten würde, um ihnen ein solches Treffen überhaupt zu ermöglichen.
Mit einem unguten Gefühl und dem Verdacht auf eine Falle ließ er die Zweimühler zurück und flog einfach davon, ganz so als bestünde sein magischer Leib wirklich nur aus Luft.

Tod den Golembauern

Baronie Gallys, 20. Ingerimm, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Arnhild von Darbonia war in ihre Stadt die Rhazzazor, der Schwarze Drache, ihr als Statthalterin überlassen hatte, zurückgekehrt. Das Schicksal der Verräter und der Tod der Golembauer kamen in Form ihres eigenen und mächtigsten Golems, den sie je erschaffen hatten, über sie! Der Riesengolem von Gallys zertrat und zerstampfte die Golemwerkstatt und alle darin befindlichen Golemiden, mitsamt Yolande der Golemmutter und Coragon Steinhauer, die es gewagt hatten, sich gegen die Windkönigin aufzulehnen! Arnhild, die Kenntnis über den wahren Namen des gewaltigsten aller Golems hatte, vernichtete ihre Feinde, die es gewagt hatten, sich offen zu zeigen, ihre Machtbasis angriffen und sie sogar einiger ihrer Wachgolems beraubt hatten, mit deren eigenen Werk. Und zur Warnung an eventuelle weitere Verräter innerhalb ihrer Stadt, befahl sie ihrem erzdämonischen Monstrum auch die Vernichtung einiger weiterer Geschäfte im Schwefelviertel, in dem der Wiederstand gegen sie geboren worden war. Yolande, die sie mit ihrem Golemkind erpresst hatte und ihr Schüler Coragon hatten die Macht der Windkönigin genauso unterschätz, wie einst diverse Kriegsfürsten und auch Rogar zuvor, was im Fall von Zweimühlen damals zur Folge gehabt hatte. Das einzige noch identifizierbare, was man von Coragon in den Trümmern der Golemwerkstatt fand, war seine schwarze golemide Hand, die sie sich als Trophäe und als Warnung für alle anderen makaberer weise um den Hals hängte...
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43. Spielabend: Vorbereitungen für die Schlacht und das Nahen der Kaiserin

Stadt Zweimühlen, 20. Ingerimm, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Eyrún vom Eis, wie sie seid ihrer Adelung hieß, reparierte an diesem Tag hauptsächlich ihre Rüstung, und die ihrer Gefährten, für die bevorstehende Schlacht. Ihre Schmiede, die Cecilia vom Blute ihr kurz vor ihrer Entführung, der Fjarningerin zugewiesen hatte, wurde nun bereits seid fast zwei Wochen durchgehend befeuert. Und die steife Brise mitsamt dem Wolkenbruch schenkte der Söldnerin aus dem Hohen Norden immer wieder erfrischende Abkühlung an diesem Tag. Das elfische Jagdmesser, das sie vor den Hallen der Todbringerin auf der Treppe in die Tiefe gefunden hatte, und an dem die geisterhaften Lynciden kein Interesse gezeigt hatten, nachdem sie Rondrastolz von Travinianshall zu Fall gebracht hatten, übergab sie an Rhana Rôhaschta. Das verrottete Leder des Griffs ersetzte sie mit innerhalb weniger Stunden, so dass die Waffe, die aus einer Legierung aus Stahl und magischem Mindorium bestand, wieder Einsatzbereit war. Telor erklärte der Meuchlerin aus den Trollzacken nochmals die magische schon zuvor analysierte Wirkung, die dem schwarzen Diamanten im Knauf innewohnte, und die durch Stechen oder Schneiden ausgelöst werden konnte. Vielleicht würde Rhana damit sogar eine der verdammten Kriegsfürstinnen niederstrecken können, wenn sie nur nahe genug an diese heran kommen konnte. Mindestens eines der immensen Kopfgelder wollte sich die Kundschafterin aus den Trollzacken einstecken, auch wenn ein solches Unterfangen höchst riskant war.
Rogar vom Blute, der nach wie vor um seine Frau trauerte und das Schlimmste befürchtete, hatte das Glück, dass sich das Eintreffen der Kaiserin noch um etwa einen Tag verzögern sollte. Er hatte noch diverse entsprechende Vorbereitungen für die Schlacht wie auch den Empfang der Kaiserin zu treffen, und bat zu den Zwölfen, dass diese nur wenige Tage auf seine Kosten mitsamt ihrem Hofstaat und zusätzlich der Kaiserlichen Armee in seiner Baronie verbleiben würde, obgleich die Anwesenheit ihrer Soldaten auch ein Segen war. Dass ihre Ankunft ihn in den Bankrott treiben würde, das hatte Zordan von Elenvina, ihm bereits mehrfach vorgerechnet. Die Frage war nur, ob dies nur für die seine oder auch gleich die kommende Generation seiner Familie zutraf. Ein Umstand der ihm neben vielen anderen Dingen sehr zu schaffen machte. Aber wenn die Schlacht um die Wildermark in einer Niederlage enden sollte, waren seine Schulden auch egal. Im Falle eines Sieges konnte er sich dann immer noch um dieses anschließende Problem kümmern.
Der Ort Zweimühlen platzte schon jetzt aus allen Nähten, so dass man auf eine makabere Weise schon fast froh sein konnte, dass Lutisanas Häscher Anfang des Jahres so viele Einwohner entführt hatten. Der Reichsbaron sah aber schnell ein, dass er die ganzen Aufgaben unmöglich allein bewältigen konnte, so dass er diese unter seinen Junkern verteilte. Rogar musste nicht nur für die Kaiserin eine Unterbringungsmöglichkeit festlegen, wofür nur das alte Grafenzimmer, also sein Zimmer, in der Grafenburg gut genug war, sondern auch noch den etwa eintausend köpfigen Tross der Kaiserin beherbergen - ganz abgesehen von dem vereinigtem Heer, das sie begleiten würde, über dessen Größe er nur spekulieren konnte. Er überlegte, wer so wichtig war, dass er ein Zimmer im Schloss oder zumindest im Gasthaus benötigte? Wo sonst würde er noch Platz schaffen können? Und wo bestand die Möglichkeit das große Zeltlager aufzubauen? Fragen über Fragen und viel zu wenig Zeit.
Als Baron des Lehens der Kaiserin hatte Rogar auch für die Verpflegung des nahenden Hofes aufzukommen. Für erhöhte Abgaben einzutreiben, war es zu spät, und die Speisekammern der Stadt waren in dieser Zeit des Krieges natürlich auch alles andere als voll. Er beauftragte seine Gefährten zusammen mit Zordan von Elenvina, der total aus dem Häuschen war, einfach alles innerhalb einer Tagesreise an Nahrungsmitteln und natürlich auch an Waffen, das verfügbar war, aufzukaufen. Auch Delikatessen und Wein mussten besorgt werden, denn Rohaja von Gareth konnte er ja kaum einfacher Getreidebrei und Brot vorsetzen. Rogars Schwiegervater, Cordovan Weitzmann, der reichste und erste Bürger der Stadt, und zugleich sein Schatzmeister, war ob der Schnelligkeit, mit der sich die Schatzkammer Zweimühlens leerte, am jammern, da ihm nichts anderes übrig bleiben würde, Rogar sein eigenes Vermögen 'zu leihen', von dem dieser wenig Hoffnung hatte es jemals wiederzusehen - von den Schulden, die der Streiter des Reiches schon zuvor bei ihm hatte, ganz abgesehen.
Spielleute wurden angeheuert und der Chor der Waisenkinder unter der Führung von Erlgunde Ganslieb, lernte spezielle Lieder. Und natürlich wurde die Stadt irgendwie geschmückt, wie schon vor Jahren, als diese das erste mal Zweimühlen für zwei Tage besucht hatte. Der Unrat und die Bettler wurden aus den Straßen entfernt und die ältesten Baracken der Stadt, die eine Beleidigung für das Auge waren, kurzerhand abgerissen. Nur gut, dass die Kaiserin, ob der drohenden Gefahr, keine Jagd oder ein Volksfest erwarten konnte. Gleichzeitig investierte der Reichsbaron aber auch noch seine letzten Dukaten in letzte Instandsetzungsarbeiten und die Verstärkung der drei Tore der Stadt, denn er fürchtete, dass die letzte Schlacht der Wildermark um Zweimühlen geschlagen werden würde. Eine zweite und vermutlich endgültige Niederlage und Verlust der Stadt, konnte er politisch nicht überstehen, für den Fall, das er eine verlorene Schlacht überleben sollte - was sehr unwahrscheinlich war.

Heerschau in Zweimühlen

Stadt Zweimühlen, 21. Ingerimm, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Das endgültige Kommen der Kaiserin kündigte ein kleiner Trupp der Panthergarde mit Knechten, Mägden, dem Hofzeremonienmeister und sonstigen Bediensteten an, die dem Hof voraus gereist waren, um alles herzurichten. Das schlechte Wetter der letzten Tage hatte sie offenbar sehr mitgenommen, und erst an diesem Tage hatte sich der Wolkenbruch vom Tag zuvor, zu einem leichten Niederschlag gemildert, der kühl in ihren Knochen steckte.
Die Kaiserin selbst, die einen halben Tag später folgte und von Marschall Alrik von Blautann und vom Berg und vielen anderen Befehlshabern und Günstlingen begleitet wurde, begrüßte ihren Streiter des Reiches – Rogar vom Blute. Die Kunde, dass aber weder Golem von Gallys noch Arlopir bezwungen waren machte sich aber in ihrem Verhalten und auch späteren Verhandlungen bemerkbar.
Während Melwyn und Telor sich direkt miteinander austauschten und irgendwelche alchemistischen Vorbereitungen für die bevorstehende Schlacht trafen, versammelte sich das Heer der Kaiserlichen am Tag der Waffenschmiede im Westen, außerhalb der Stadt, auf den dafür von Stabshauptmann Ungolf Ferdoker von Gerdenfelde, vorgesehenen Markierungen.
Alle kaiserlichen Soldaten, Waffentreue der Adligen und sonstige Verbündeten waren angetreten: die Kaiserlichen mit der blauen Reichsschärpe, Barone und Junker unter ihren bunten Wimpeln und die Landwehren in eher loser Formation ohne besondere Erkennungszeichen. Man hatte sich um einen Platz von etwa fünfzig Schritt im Geviert versammelt, der von Würdenträgern gesäumt war: Befehlshaber, Edelleute, Gardeoffiziere, Geweihte, Gelehrte und Gesandte.
Stabshauptmann Ungolf Ferdoker wartete bis alle fertig angetreten waren und schrie: "ACHTUNG!", woraufhin, das gesamte Heer still stand. "Bannerwache habt Acht!" wonach die Ehrengarden ihre Waffenpräsentierten. "Armee des Reiches, richt euch! Augen gerade aus! Zur Meldung an den Marschall die Augen Links!" Alle Köpfe gingen mit einer einzigen Bewegung zur Seite, zumindest die der Berufssoldaten des Raulschen Reiches und fast aller Waffenknechte. "Herr Marschall vom Blautann und vom Berg, Stabshauptmann von Gerdenfelde meldet die Truppen zur Heerschau angetreten!"
Anschließend schritt der für diese Schlacht ernannte Marschall die Front ab, und inspizierte sein Heer, das genau zweitausendfünfhundertvierzig Mann stark war, also eine halbe Legion! Vermutlich ein Großteil dessen, was das Mittelreich noch aufzubieten im Stande war, nach der vernichtenden Niederlage auf dem Mythraelsfeld im Jahre 1027 nach Bosparans Fall.
Die Löwengarde unter rotem Löwenkopf auf blauem Grund und die Greifengarde, waren nur noch nominelle Regimenter und schon lange nicht mehr auf ihrer Sollstärke, genauso wie die Ferdoker Garde unter ihren schwarzgrünen Bannern oder die Goldene Lanze unter dem Kommando von Oberst Ugo von Mühlingen, den alle nur "den Blutigen" nannten. Lutisana von Perricum war einst sogar selbst ein Mitglied der Goldenen Lanze gewesen und hatte unter dessen rot-gold-silbernen Banner gekämpft. Bald schon würde sie diesem letzten noch bestehendem kaiserlichen Garderegiment, dem I. Kaiserlich und Königlich Garetischen Garderegiment gegenübertreten, das nur noch durch Kontributionen vieler Adliger überhaupt finanziert werden konnte. Die verhältnismäßig geringe Anzahl der hier angetretenen Kämpfer, waren ein weiteres Zeugnis dafür, wie es wirklich um das Mittelreich stand. Und wäre nicht die Kaiserin höchst selbst vor Ort, wären es sicher noch weniger gewesen, die der Söldnerfürstin und ihren Kriegsfürstinnen entgegentreten wollten. Alleine schon beim ersten Angriff auf Zweimühlen hatte Lutisana mehr als zweitausend Söldner aufbieten können. Und in der Zwischenzeit, waren es sicher nicht wirklich weniger geworden. Eher hatte ihr Söldnerheer noch an Stärke zugenommen, da sich alle kleineren Kriegsfürsten, der Wildermark, die sich nicht gegen sie gestellt hatten, nun auf ihrer Seite kämpften. Diesmal jedoch würden der Baron von Zweimühlen und die kaiserlichen Truppen vorbereitet sein, zumindest hofften sie das…

Waffenweihe

Grassus Iralyncis von Rhodenstein, der schwarzbärtige und grünäugige besonnene Traditionalist und Kaplan der Rondra, den die Kaiserin schon aus ihrer Zeit als Knappin in Weiden kannte, erklärte im Anschluss an die Heerschau, dass er vor hatte, entweder die Waffen der Helden von Zweimühlen, oder die einer besonders verdienten Einheit, im Namen der Kriegsgöttin für die kommende Schlacht zu weihen. Er überließ diese Entscheidung den Helden selbst, die daraufhin aber nicht sich selbst, sondern die Reste des Banners der Löwengarde auswählten, die als einzige mit Zweihändern bewaffnet waren, und die oft unter dem Kommando von Rhulana von Kurkum gedient hatten.
Stabshauptmann Ungolf Ferdoker ließ alle besagten Veteranen der Löwengardisten mitsamt ihren Zweihändern antreten und bedeutete ihnen vor dem Kaplan der Rondra niederzuknien. Grassus begann daraufhin mit seiner Zeremonie, wobei er sich von jedem der sechsundvierzig Männer von dessen Taten berichten ließ, die er mit seinem Zweihandschwert vollbracht hatte, und die er mit der Waffe noch zu vollbringen gedachte. Alle Soldaten leisteten stolz den heiligen Eid und empfingen daraufhin die Weihe ihrer Klinge, mit der sie in der bevorstehenden Schlacht auch Golemiden und Dämonen verletzen konnten, für den Fall, dass Lutisana wirklich auf derartige Mittel des Schwarzen Krieges zurückgreifen würde. Zusammen mit den Rondrageweihten, die sich unter den Männern der Balihoer Burggräfin Ardariel Nordfalk befanden, würden sie so auch eventuellen niederhöllischen Kräften entgegen treten können, so Rondra dies wollte.

Die Kunst der Alchemie

Melwyn und Telor richteten derweil ihre volle Aufmerksamkeit auf die Herstellung jenes berüchtigten alchemistischen Brandöles, das man Hylailer, Charyptisches oder auch Mengbiller Feuer nannte! Diese entsetzliche Waffe besaß eine klebrige Konsistenz, konnte nicht mit Wasser gelöscht werden und wurde nur von sehr wenigen militärischen Einheiten als Füllung von Granatäpfeln verwendet. Ein alchemistisches Berufsgeheimnis, das angeblich Algor Tonn aus dem Jahre 117 BF zugeschrieben wurde, aber erstmalig in der dritten Dämonenschlacht noch zusätzlich mit Astralenergie aufgeladen wurde, um damit als magische Waffe auch Dämonen verbrennen zu können! Und genau das hatte der alte Hofmagier der Kaiserin zusammen mit dem Zauberer von Randolphsforst vor, zu widerholen!
Unter Melwyns Anleitung, der aber auf gebührendem Abstand blieb, mischte Telor die seltenen Zutaten Steinöl aus der Khôm, Schwefel aus Altoum, der von Unwissenden oft als dämonischen Ursprungs erachtet wurde, Gratenfelser Vitriol, Walrat aus den Kopfhöhlen eines Pottwals, Zwergenkohle vom Südrand des Amboss Gebirges und Orazalkleber der aus der Orazal-Liane gewonnen wurde, zusammen, wobei ihm auch das Zauberbuch Die Macht der Elemente eine große Hilfe war. Das Buch, auf das er nun, nach der Rückeroberung von Turm Bäreneck wieder Zugriff hatte, war eine gute Ergänzung zum Lexikon der Alchemie und enthielt auch Hinweise auf das Berufsgeheimnis der Herstellung des besagten Hylailer Feuers.
Bei den letzten Schritten des Rezeptes bediente er sich des Zaubers Motoricus Motilitich – Leblos ding, bewege dich, mit dem er die Zutaten aus einigen Schritt Entfernung per Telekinese mit Geisterhand bewegen konnte, für den Fall, dass ihm die Substanz um die Ohren fliegen würde. Bei der Menge, die er da jedoch zusammenmischte, machte er sich mit dieser Vorsichtsmaßnahme aber eher Mut, als dass sie im Falle des Falles wirklich sein Leben retten konnte.
Während Telor mit Gedankenkraft die Zutaten bewegte, wirkte er noch zusätzlich einen Aerofugo Vakuum – Luft verflücht’ge dich ringsum! Mit diesem elementaren Umweltzauber, der vermutlich zur Hexalogie des elementaren Bannes gehörte, entzog er dem Ort um das außergewöhnlich hochwertige Reiselabor des Hofmagiers, schlagartig die Luft, so dass eine eventuelle Entzündung gar nicht erst entstehen mochte. Und wirklich, er schaffte es! Nun begann Melwyn zusammen mit Telors neuem Zirkel der Macht, darunter auch Myrthalia Magna und sein letzter verbliebener Zauberschüler, die klebrige Konsistenz mit astraler Kraft aufzuladen und erschuf so zum ersten Mal seit vierzehn Jahren wieder magisches Brandöl mit dem sie nichts Geringeres als ein Nahamah-Werfer-Geschütz bestücken würden, von dem der Feind und auch auf ihrer Seite außer den Sappeuren der Garether Maulwürfe, niemand etwas wusste. Eine Belagerungswaffe aus der Zeit der Skorpionkriege, die erst seit sechszehn Jahren wieder in Aventurien im Einsatz war. Nichts konnte weiter feuern als dieses mechanische Konstrukt, das aber einmal aufgebaut, während der Schlacht nicht mehr bewegt werden konnte und von über einem Dutzend Geschützmeistern der Garether Maulwürfe bedient werden musste.
Melwyn gratulierte Telor, zu seinem alchemistischen Erfolg, dass er noch Lebte, und dass er den Kaiserlichen Truppen damit einen großen Vorteil verschafft hatte. Wieder einmal hatte Telor damit auf sich und seine Zauberkunst aufmerksam gemacht, was ihn wieder ein Stück näher an die Position als eventueller zukünftiger Zweiter Hofmagier heranbrachte.

Ein Spitzel in Zweimühlen

Derweil vernahm Bashot Grim von Ochsenwacht Gerüchte auf dem Platz der Sonne von Zweimühlen. Angeblich soll Rhazzazors Gerippe sich wieder zusammengesetzt haben, und er solle mit seinen Untoten das Land heimsuchen, erzählte der Badilakaner-Mönch, der schon seit vielen Monaten in der Stadt um Almosen für die Hungernden bettelte! Der Stammeskrieger bemerkte, die sich anbahnenden Unruhen, die sich mehr und mehr unter den Einwohnern und auch unter den Soldaten breit machte, und schritt zur Tat.
Der Trollzacker schnappte sich den Mann mit den schwarzen Locken und den südländischen Zügen und schmetterte ihn erst zu Boden und zog ihn dann wieder hoch, so dass dieser den Boden unter den Füßen verlor. Womöglich handelte es sich auch noch um einen verdammten Tulamiden, die Bashot eh abgrundtief hasste und gegen die er schwer erarbeitete Vorurteile hegte.
Er schliff den Badilakaner, der für Unruhe gesorgt hatte, ob Wahrheit oder nicht, hinter sich her, bis zu seinem Stammesbruder Rogar, der immer in Begleitung von Eyrún vom Eis war. Doch dieser winkte direkt ab, nachdem er Bashot einen Augenblick zugehört hatte, und verwies ihn an den Stabshauptmann. Rogar ging derartigen niederen Gewissensproblemen mittlerweile schon reflexartig aus dem Weg. Sollten sich doch seine weniger zimperlichen Gefährten um derlei Moralische Probleme kümmern – so konnte er zumindest keine falsche Entscheidung treffen und es sich auch nicht noch mit dem Traviaorden der Badilakaner verscherzen, die überall ihre Armenhäuser und Suppenküchen unterhielten.
Bashot gehorchte, und schleifte den Travia-Kultist, dessen Kirche in Form des Kronverwesers der Traviamark offen der Kaiserin und Zweimühlen die Hilfe in der kommenden Schlacht verweigert hatte, zu Ungolf Ferdoker. Dieser hörte sich das Gerücht und das Problem, das er dadurch verursacht hatte an, und wollte genaueres Wissen über den Untoten Drachen Rhazzazor, den einstigen Herrscher über die Warunkei, der eigentlich ganz sicher in der Schlacht der drei Kaiser vor den Toren Gareths vernichtet worden war.
Im letzten Moment riss Ungolf plötzlich geistesgegenwärtig seine Arme schützend hoch und parierte nur durch Glück (Schicksalspunkt) den Angriff des angeblichen Badilakaners und dessen Meucheldolch! Blitzschnell zog der Offizier der Greifengarde sein Bastardschwert aus der Scheide und spaltete dem Meuchler mit einem einzigen Hieb die Stirnglatze!
Im selben Moment wurde Bashot erst klar, was hier gerade geschehen war und begriff, dass es auch genauso seinen Baron hätte treffen können, zu dem er den Meuchler auch noch zuerst geführt hatte. Und genau das war vermutlich auch die Absicht dieses feigen Attentäters gewesen. Durch sein immenses Wissen in der Kriegskunst musste Ungolf Ferdoker dem Mörder als ein ebenso lohnendes Ziel vorgekommen sein. Und nur Lutisana selbst wusste, wie viele Meuchler und Spitzel sich noch in der Stadt befinden mochten…

Geheimes Treffen mit der Kaiserin

Stadt Zweimühlen, 22. Ingerimm, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Am nächsten windstillen, kühlen und nebligen Morgen hatten die Helden von Zweimühlen kurz vor der Generalstabssitzung um ein geheimes Treffen mit der Kaiserin gebeten. Die Panthergardisten-Leibwachen der Kaiserin waren aufgrund des gestrigen Attentatsversuchs auf einen Helden von Zweimühlen verdoppelt worden. Und da Rohaja von Gareth nicht viel Zeit hatte, musste Rogar sich kurz fassen.
Der Streiter des Reiches offenbarte der Kaiserin, dass der Reichsverräter Leomar vom Berg „im Schatten des Greifen seine Bestimmung gefunden hatte“ und dass er gewillt war, auf dem Schlachtfeld, auf dem er dennoch auf Lutisanas Seite erscheinen musste, nicht seine Waffen gegen die Kaiserlichen zu erheben. Er bat außerdem darum, dass die Kaiserlichen ihn und seine Wehrheimer Waldlöwen, die immerhin fast Regimentstärke hatten, nach der Schlacht stillschweigend ziehen zu lassen.
Die erstaunte Kaiserin machte daraufhin klar, dass sie dem Reichsverräter niemals öffentlich die Hand würde reichen können, aber dass sie dem Plan der Helden zustimmen würde, wenn Leomar sich wirklich aus der Schlacht heraushalten sollte. Zumindest für diese Begegnung. Die Kaiserlichen konnten es sich nicht leisten, gleich gegen zwei der drei besten Strategen Aventuriens anzutreten, die nur noch von Helme Haffax selbst übertroffen wurden. Rogar behielt seine Bedenken bezüglich des von der Kaiserin für diese Schlacht gewählten Marschalls jedoch für sich. Alrik vom Blautann und vom Berg war zwar ein kühner und heldenhafter Reiter und konnte sicher auch ein Regiment in einer Feldschlacht befehligen, aber hier hatte er es mit fünfmal mehr Truppen zu tun, die auf seine Führung angewiesen waren. Nur zu gerne hätte sich Rogar selbst in der Position des Marschalls gesehen, was aber aufgrund seiner Herkunft und Rasse undenkbar war, dessen war er sich bewusst.
Aber der nächste Punkt, den der Reichsbaron nun ansprach ließ Rohaja fast die Fassung verlieren. Rogar sprach davon diverse Bedingungen, um nicht zu sagen Forderungen Lutisanas zu erfüllen, die nicht mal von ihr selbst, sondern von einem ihrer Gefolgsleute stammten. Bei Erfüllung dieser Umstände, würde die Söldnerfürstin angeblich einer fingierten Schlacht zustimmen, um sich und ihre Offiziere danach ins Exil auf ein abgelegenes Gut im Mittelreich zur Ruhe setzen!? Rogar müsse sich nach der Zustimmung der Kaiserin dazu nur mit Magister Tuleyban in der Nähe der Bockelburg treffen und alles weitere mit Lutisana selbst aushandeln. Wobei es Lutisana laut Magister Tuleyban angeblich egal war, was danach mit Arnhild, Varena und Chayka geschehen würde, die sie nicht zu ihren Offizierinnen zählte.
Die Kaiserin wies diese Bitte wie eigentlich schon fast von Rogar erwartet, ab. Sie begann nun sogar in der Mehrzahl von sich zu sprechen, um ihren Worten noch mehr Gewicht zu verleihen, als diese aus ihrem Mund eh schon hatte. "Wir befehlen Euch, nicht mit der Söldnerfürstin in Kontakt zu treten, da es sich hierbei nur um eine Falle handeln kann! Wenn es Lutisana auf diese Weise gelingen sollte, schon vor der Schlacht die legendären Helden von Zweimühlen zu beseitigen, hätte das fatalste Folgen für die Moral Unserer Männer. Habt ihr Unseren Befehl verstanden, Streiter des Reiches? Mit Lutisana von Perricum wird nicht verhandelt! Ihr werdet zur Stelle sein, wenn jemand von Stand auf der Seite des Gegners so unverfroren sein sollte, Uns während der Schlacht zum Zweikampf herauszufordern. Außerdem gelten meine Befehle bezüglich des Golems von Gallys und Arlopir immer noch. Schafft diese beiden gewaltigen Gegner, sollten sie auf dem Schlachtfeld erscheinen, zusammen mit euren Gefährten aus dem Weg, Reichsbaron! Und nun habt ihr die Ehre Uns zur Generalstabssitzung, wo ihr Swantje von Rabenmund in Unserem Namen 'Pacifer den Friedensbringer' überreichen werdet. Die Kronprinzessin hat sich in der bevorstehenden Schlacht genauso zu beweisen wie ihr." Der gewaltige Trollzacker verneigte sein Haupt vor der Kaiserin, die ihm gerade mal bis zu muskulösen Brust reichte. Womöglich hatte er zu schnell aufgegeben und der Kaiserin nicht zur Genüge die Bedeutung einer fingierten Schlacht klar gemacht. Aber wer konnte es schon wagen der Kaiserin zu widersprechen?
"Er ist voller Blut, warum ist er immer voller Blut?"

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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Xoltax »

Hallo, habt ihr noch Karten und Spielhilfen die ihr noch hochladen könntet?

Danke

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