[MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

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Dark-Chummer
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

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Kampf um die Heimat

9. Spielabend: Wege der Helden

Hartsteen, 29. Efferd, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Nachdem die Natterndorner Fehde nun ein für alle Mal beendet war und auf Festung Feidewald wieder das Banner des Hauses Hartsteen wehte, waren die Helden von Zweimühlen zusammen mit ihren versprochenen Truppen zur Reichsstadt Hartsteen zurückgekehrt. Baron Rogar hatte ganz klar zur Eile aufgerufen, so dass für Reparaturen beim Schmied keine Zeit war, obwohl ihre Klingen und Panzer vom Kampf sehr mitgenommen aussahen. Von den Kaiserlichen hatten sie für über zweihundertzwanzig Mann Proviant für insgesamt zwei Wochen bekommen. Weitere Rationen würde der Reichsbaron aus eigener Tasche bezahlen müssen. Hinzu kam, dass sie über keinen festen Stützpunkt in der Wildermark verfügten und der Herbst schritt immer weiter voran. Der Großteil der in der Grafschaft Hartsteen verbliebenen Greifengardisten und Löwengardisten waren nach der Schlacht um Feidewald noch versehrt, und somit nicht einsatzbereit. Sie würden bis zu ihrer vollständigen Genesung bei Feidewald und Hartsteen verbleiben. Die Helden aber hatten keine Zeit zur Rast.
Marschall Ludalf von Wertlingen hatte Rogar vom Blute berichtet, dass angeblich auf Burg Rabenmund das Testament der letzten Fürstin Irmegunde von Rabenmund aufgetaucht sei, das am 12. Travia von Answin dem Jüngeren verkündet werden sollte. Dazu hatte der selbsternannte Fürst von Darpatien alle Rabenmunder zu seiner Burg in die Baronie Bröckling eingeladen. Ein Rat des Hauses sollte die Echtheit des Dokumentes prüfen, und Marschall Ludalf wollte, dass sich die Helden von Zweimühlen dort ebenfalls einfanden. Ludalf selbst, würde man nicht in die Burg lassen, auch wenn er der kaiserliche Marschall der Wildermark war. Answin der Jüngere von Rabenmund, der als Kriegsfürst galt, störte dessen Rang recht wenig. Die Helden aber hatten zumindest zeitweilig einen Waffenstillstandvertrag mit dem selbsternannten Fürst und Baron von Bröckling, der erst kurz nach der Schlacht von Berler von Answin aufgehoben wurde. Aber die Helden von Zweimühlen waren es auch, die Ende 1033 BF den so genannten Finstermann, den Schrecken der Mark endgültig vernichteten – einem ehemaligen Adligen der Rabenmunds. Damals war man ihnen dafür dankbar, aber galt das auch heute noch? Als Vasall von Ludalf von Wertlingen wurde Rogar damals in den Kampf um Burg Rabenmund zu Hilfe gerufen. Rogar, der damals nicht selbst den Angriff auf die Burg geführt hatte, verlor durch Ludalfs mangelnde Kriegskunst einen Großteil seiner Trollzacker Barbaren gegen die Ritter und Waffenknechte Answins des Jüngeren. Wenn überhaupt würde man sie nur in Begleitung eines Angehörigen des Hauses Rabenmund dort einlassen. Dafür kamen nur zwei Adlige in Frage: Beergard von Rabenmund und Mariella von Rabenmund. Beergard hatte aber ihr Bündnis mit Rogar beendet, als diese dem Falkenbund beitrat. Bei der Schlacht um Berler, war Rogar im Grunde dafür verantwortlich, dass Beergard zumindest zeitweise in Ludalfs Gefangenschaft geriet, aber Beergard war schon immer um den Frieden bemüht gewesen. Aber darauf allein konnte und wollte Rogar nicht bauen. So blieb ihm nur Mariella von Rabenmund, Hochmeisterin der Gänseritter, die für die Traviamark stritt. Laut Ludalfs Informanten befand diese sich zufällig in Hartsteen, da Ludalf ihr einen Geleitschutz in die Wildermark versprochen hatte.
Rogar traf sich mit der Hochmeisterin nördlich der Reichsstadt. Mariella war Ende Zwanzig und trug einen dunkelbraunen geflochtenen Haarkranz. Mit dunklen und funkelnden Augen betrachtete sie den mächtigen Barbarenprinzen. Sie war die Tochter von Cordovan von Rabenmund ä.H. dem Kronverweser der Traviamark. Rogar versprach ihr, dass er und seine Truppen sie rechtzeitig und unbeschadet nach Burg Rabenmund bringen würde, wenn diese mit einem ‚kleinen’ Umweg einverstanden war. Um genauer zu sein, ein Umweg, zur Rückeroberung von Zweimühlen!
Kurz vor ihrem Aufbruch erinnerte sie ein Laufbursche ihrer Unterkunft des Hotels ‚Zum Rat’ in Hartsteen an einem alten Begleiter – das Schwein! Seit ihrem Zug gen Feidewald hatte das sonderbare Schwein im Stall des Hotels verbracht und verharrte auf die Rückkehr der Helden. Der Bursche wollte wissen was nun mit dem Schwein sei, das sie vergessen hatten? Der Hotelbesitzer würde es schlachten, wenn sie keine Verwendung mehr dafür hätten. Der Baron entschied sich aber dafür, dass sich Telor nun dem vermutlich verwandelten Tier annehmen solle, nachdem Travine dieser Aufgabe nun nicht mehr nachkommen konnte. Und genau wie bei Travine erkannte das Schwein den Magier der Gruppe auf Anhieb und wich diesem nicht mehr von der Seite…

Der Waldläufer

Bugenhog, 30. Efferd, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Reichsbaron Rogar fuhr wie immer mit seiner Frau Cecilia und seinem Sohn Dakor auf seinem archaischen Eisenschläger Streitwagen. Die restlichen Helden waren zu Pferde unterwegs und die drei Banner bestehend aus Greifengarde, Löwengarde, Hartsteener Söldner und die nicht mehr ganz zwei Halbbanner starken Waffenknechte der Pfortenritter und Trollzacker marschierten zu Fuß hinter Pfortenrittern, die natürlich auch beritten waren. Von Hartsteen aus bis Zweimühlen waren es voraussichtlich eine Woche.
Sie trafen einen Tag hinter Hartsteen auf einen etwa fünfundvierzigjährigen Waldläufer namens Kariel Kummersfeld, der in grüner Jagdkleidung gewandet war und neben einem Langbogen eine prächtige Eberhalskette um den Hals trug. Er stellte sich als ehemaliger Zweimühler vor, und bot den Helden aktuelle Informationen über Zweimühlen an. Rogars Waffenknecht des Blutes, Ungolf Ferdoker, hörte sich alles sehr genau an, und gab das Wissen dann an seinen Baron weiter. Der Waldläufer berichtete, dass Lutisana von Perricum immer noch in der Stadt war, aber offenbar bis spätestens Mitte Travia vorhatte, ihren Eroberungsfeldzug mit unbekanntem Ziel weiterzuführen. Vigo von Dunkelstein, ein erfahrener Angehöriger ihres Stabes und Wehrheimer Offizier alter Schule, den sie nach dem Fall Zweimühlens kennen gelernt hatten, fungierte als Stadthalter, der dort hart aber gerecht herrschte. Im Gegensatz zu vielen anderen Kriegsfürsten vor ihm, presst er die Zweimühler nicht unnötig aus, erwartet aber, dass sich die Einwohner seiner Herrschaft beugen und hart arbeiten. Er sorgt dafür, dass es der Bevölkerung gut geht, und zu besonderen Anlässen spendiere dieser schon mal Korn, Bier und Brot, und morgen dem 1. Travia, dem Tag der Heimkehr, spendiert er dem Volk sogar zwei Ochsen. Kummersfeld berichtete weiter, dass Vigo drei zusätzliche Wehrtürme errichten ließ, sowie neue eisenverstärkte Stadttore und zusätzliche Todeslöcher! Die Alten Hornissen, die noch aus den Beständen des Finstermanns stammten, wurden repariert und auch neue Munition rangeschafft. Aber das wichtigste war wohl, dass Vigo von Dunkelstein jedes der drei Tore mit einer Zugbrücke und Eisenstacheln versehen hatte. Die alten Übergänge über den wasserlosen Graben, seinen weggeschaufelt worden, so dass man nur noch in die Stadt könne, wenn die Zugbrücken unten seien. Außerdem soll Vigo einige durch den Angriff zerstörten Gebäude wiedererrichtet haben und baufällige Baracken wurden abgerissen. Zudem hat Lutisana nach der Eroberung der Stadt viele Vorräte eingelagert, die deren Heer offenbar zu genau diesem Zweck mit sich geführte. Auch aus dem eroberten Umland wurden Vorräte in die Stadt gebracht. Der Baron und dessen Hauptmann dankten dem Waldläufer aus Zweimühlen und nahmen dessen Angebot, als Kundschafter die unmittelbare Umgebung vor der Armee auskundschaften zu dürfen, gerne an.

Händler in Not

Nördlich von Rankaraliretena, 01. Travia, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Auf der Alten Silberstraße nördlich von Rankaraliretena, das sie diesmal umgangen hatten, begegneten sie einem Händler in Not. Sein schwer beladener Karren voller Kisten war in den Straßengraben geraten und das Zugtier war außerstande, den Karren wieder zurück auf die Straße zu ziehen. Rogar gab Ungolf einen Wink und dieser wiederum befahl Bashot hier tätig zu werden. Dieser holte sich mit der bärenstarken Eyrún Blutaxt und den Ork-Söldnern, weitere Tatkräftige Verstärkung. Gemeinsam drückten sie den Wagen aus dem Dreck, woraufhin sich der Händler nervös bedankte. Der Waffenknecht des Blutes verlangte aber nun von diesem zu erfahren, was er da eigentlich transportiere und wo sein Geleitschutz sei. Ausweichend antwortete der reich gekleidete Händler, dass es sich lediglich um Stoffe handele die er in Gareth verkaufen wolle, und dass seine Wächter von Wölfen gefressen worden seien. Mit dem Feuer seiner Fackel und seinem Schwert habe er sie dann vertreiben können, nachdem sie eines seiner beiden Pferde gerissen hatten. Aber einigen Helden fiel auf, dass der Händler etwas verbarg und viel mehr wie ein Adliger sprach und sich gebärdete. Ungolf Ferdoker öffnete einfach ohne Erlaubnis einige der Kisten und brachte gänzlich anderes zum Vorschein. In den Kisten befand sich neben luxuriösem Mobiliar, Teppichen und Gobelins, auch eine große Kiste voll mit reinstem Silber Geschirr und Besteck! Das alles sah mehr aus wie Raubgut aus der Wildermark. Nachdem seine Lüge offenbar wurde, knete der Mann seine Mütze und gab zu, Tatsächlich ein Junker aus der Baronie Dergelsmund zu sein, der vor Angst geflohen war, nachdem er erfahren hatte, dass Baron Wulfbrand von Rosshagen und dessen letzten Waffenknechte bei der Schlacht um Zweimühlen gefallen seien. Er gab auch zu, dass er seine Schutzbefohlenen zurückgelassen hatte, um in Gareth unter neuer Identität als ein Bürgerlicher, ein sicheres Leben anfangen wollte.
Der Reichsbaron überlegte wie in dieser Situation Recht zu sprechen und im Normalfall verfahren wurde. Eigentlich war das die Aufgabe des Barons von Dergelsmund, aber offenbar war Dergelsmund nun nach Wulfbrands Tot herren- und schutzlos. Für gewöhnlich hätte er in diesem Fall dem feigen Junker und seiner Familie, wenn es seine Baronie gewesen wäre, das Junkerngut entzogen, aber er hatte ja eh nicht mehr vorgehabt zu diesem zurückzukehren. Rogar entschied daraufhin einfach gegen dessen Willen, ihn wieder mit zurück in die Wildermark zu nehmen, um dort weiter zu sehen. Trotz der Widersprüche des Junkers wurde dieser gezwungen ihnen zu folgen und sein Familienbesitz konfisziert, was nicht unbedingt rechtens war. Rhulana die nun neben dem schwächlichen Junker ritt, während eine Handvoll Gardisten direkt hinter dem Wagen marschierten, sah, dass das Gefährt jedoch wirklich Kampfspuren und Kratzer aufwies. Vielleicht war nicht alles von seiner Geschichte gelogen…

Frische Gräber

Alte Silberstraße, 02. Travia, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Kariel Kummersfeld berichtete den Helden von frischen Gräbern nahe einer abgelegenen Hütte, wo ein Kind gerade offenbar eigenhändig seine eigenen Eltern bestattet. Der zwölfjährige Junge namens Boswin, der die Armee des Reichsbarons nun auch von weitem auf der Straße gesehen hatte, bat die Helden ihn mit nach Horeth zu nehmen, wo er mit seinem Bruder, einem Gardisten, seinen letzten lebenden Verwandten weiß. Er erzählte, dass seine Eltern krank geworden seien und auch auf seinem Gesicht und Körper waren bereits blasse erbsengroße Pocken zu sehen. Gerade als Eyrún den jungen Mittelreicher verscheuchen wollte und ihm schon Angst machte, ritt Ritterin Alrike heran, und sagte, dass es natürlich ihre Pflicht sei, den Schwachen zu helfen, und dass er natürlich mit könne, was Graf Danos von Luring beobachtete. Harad von Winterkalt beachtete den kleinen noch nicht einmal und ritt einfach weiter. Aber bevor Alrike sich dem Jungen annehmen konnte kamen Ungolf Ferdoker und Bashot Grim dazu, die das ganze unterbanden, und dass er sich davon scheren solle. Hauptmann Ungolf war klar, dass was auch immer die Eltern des Jungen dahingerafft hatte, auch Boswin haben konnte, und dass er eine Gefahr für die Truppe darstellte. Nun kam auch noch Rhulana hinzu, die Alrike beistand. Rogar setzte dem Ganzen ein vermeintliches Ende indem er den Jungen mit auf seinen Streitwagen nehmen wollte, doch nun meldete sich Baronin Cecilia vom Blute und fragte, ob es Rogars Ernst war, den kranken Jungen mit auf den Streitwagen zu nehmen, auf dem unter anderem auch noch auch sein zweijähriger Sohn Dakor saß. Cecilia stellte klar, dass es auf keinen Fall in Frage kam, dass dieser dahergelaufene Boswin ihr Kind anstecken könne. Nach längerem hin und her, hatte es der kleine Rotzlöffel es doch tatsächlich geschafft, dass der ganze Trupp zum Stehen kam. Rogar entschied diplomatisch, dass sein Peraine-Priester Pyglaion dyll Garen, der die Zorganpocken-Krankheit erkannte, bei dem kranken Boswin bleiben solle, bis dieser gesund gepflegt sei. Zum Schutz des Geweihten meldete sich Emer Alara von Rallerspfort von den Pfortenrittern, die diese Krankheit entweder unterschätzte oder einfach nur ihren Prinzipien treu war – koste es was es wolle. Rogar, der eigentlich Rhulana die Amazone dafür bestimmt hätte, wogegen sich Hauptmann Ferdoker aber entschieden sträubte, da es militärisch keinen Sinn machte, dadurch nicht nur ein Schwert weniger zu haben, sondern gleich noch die Truppführerin der Löwengardisten zu verlieren, sah, dass Graf Danos nickte und Emers Bitte zustimmte. Die Helden und ihre Truppen zur Befreiung von Zweimühlen reisten weiter die Alte Silberstraße entlang und näherten sich der der Grenze der Wildermark – ihrer Heimat…
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 08.04.2013 11:17, insgesamt 2-mal geändert.
"Er ist voller Blut, warum ist er immer voller Blut?"

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Maha Vairocana
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

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Dergelsilber

Dergelfurt, nördlich von Gassel, 04. Travia, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Erneut erreichte der Tross an diesem Tage die Furt, welche über den Dergel führt. Allerdings war der Wasserstand sichtbar höher als sie, vor mehr als einem Monat, das von Lutisana eroberte Zweimühlen verlassen mussten. Während sich die einzelnen Truppen bereit machten die Furt zu passieren, trabte Harad von Winterkalt heran und preschte mit seinem Tralloper Riesen Balios durch den breiten Flusslauf. Wesentlich vorsichtiger durchquerten nun auch die Fußtruppen nassen und die adlige Familie auf Rogars Streitwagen trockenen Fußes den Dergel. Dann passierte das Unglück. Der feige Junker, ob beabsichtigt oder nicht, lenkte seinen schweren Karren abseits der Furt in das tiefere Wasser und blieb stecken! Eine weitere Verzögerung, die die ohnehin schmal bemessene Zeit Rogars um weitere Stunden beschnitt. Wieder wurden die Hartsteener Ork-Söldlinge abkommandiert um den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Doch Eyrún packte sichtlich genervt den Junker am Kragen, zog ihn unwirsch vom Bock und ließ ihn in das kalte Wasser plumpsen, wonach sie selbst auf den Karren stieg. Doch der Fjarningerin gelang es nicht das überladene Gefährt wieder auf die Furt zu manövrieren. Der Gaul fand keinen rechten Halt auf den glitschigen Steinen und zu allem Übel rutschte ein Hinterrad nun noch tiefer in den Dergel. Entgeistert schrie der durchnässte Junker auf. Diese ungehobelte Nordfrau war gerade kurz davor sein ganzes Hab und Gut in den Fluten zu versenken. Nun ließ sich Reichsbaron Rogar vom Blute zu Zweimühlen tatsächlich dazu herab, gefolgt von ungläubigen Blicken und Kopfschütteln seitens Harad von Winterkalt und Ungolf Ferdokers, den Karren höchst selbst aus dem Fluss zu steuern. Ohne zu zögern machte die Söldnerin dem Trollzacker Platz um den Gewinner des Großen Donnersturmrennens bei diesem Unterfangen zu beobachten. Doch die Götter waren scheinbar nicht gewillt das Silber der Baronie Dergelsmund ebendiesen überqueren zu sehen. Rogar riss an den Zügeln als wollte er das Gespann selbst aus dem Wasser ziehen, doch der Karren rutschte weiter in das Flussbett und begann schließlich umzukippen! Schnell schnitt Rogar das Zugpferd los, da es bereits zu ertrinken drohte und sprang vom Bock. Durch die Kraft des Wassers wurde der Holzkarren noch ein Stück den Stromstrich entlang geschoben und versank unwiederbringlich mit all dem Silber in den bräunlich-grünen Fluten des Dergel. Der große Baron blickte angesichts seines Eigenen Versagens ungläubig den wenigen, auf den Wellen tanzenden Überresten des luxuriösen Mobiliars hinterher, während seine Schlagadern anschwollen. Mit Sicherheit würde schon bald die Mär des Dergelsilbers umgehen und aus den silbernen Messern würden bald Schwerter…

Scheideweg

Neue Silberstraße, 05. Travia, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Einen Tag später traf der Heerzug auf die Neue Silberstraße und Rogar stand nun vor der Entscheidung von hier direkt nach Osten, gen Randolphsforst zu ziehen und die Bockelburg zu besetzen, oder der Silberstraße nach Norden folgen und zuerst nach Berler um die Vorräte für seine Truppen aufzustocken. Die momentane Besatzung der Bockelburg war unbekannt, doch der Vorteil war auf ihrer Seite, da Rogar und Telor einen verborgenen Weg in die Burg kannten, die auf herkömmlichem Wege kaum einnehmbar war. Aber was nutzte ihnen die Burg nahe Zweimühlen, wenn sie dort verhungern würden, denn für so viele Männer war der große ummauerte Wohnturm nicht ausgelegt. Reichsbaron Rogar entschied sich also für Berler, das seit der Schlacht um Berler in der Hand der Kaiserlichen war. Sie erfuhren auch, dass Baronin Beergard von Rabenmund schon in die Baronie Bröckling aufgebrochen war. Spätestens jetzt hätte es sich also gerächt, wenn sie auf Beergard gesetzt hätten um in die Rabenmunder Stammburg zu gelangen. An diesem Scheideweg setzten sie als ihren Marsch gen Norden fort.

Vigos Spione

Berler, 06. Travia, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

In den frühen Abendstunden des 6. Travia erreichte der Heerzug der Helden die Stadt Berler in der Baronie Königsweber. Der kleine Ort, an der Reichsstraße I gelegen und einer Einwohnerzahl von sechshundertfünfzig hatte einen Phextempel und befand sich unter Hauptmann Wulfhelm von Oppstein in der Hand der Kaiserlichen. Berler war von einer im Bau befindlichen Stadtmauer umgeben und hatte fünfundzwanzig Greifengardisten als Besatzung. Der Hauptmann empfing den Reichsbaron Rogar vom Blute zu Zweimühlen, der ihm einst in der Wildermark das Leben gerettet hatte. Der Integre Offizier mit schwarzen Haaren und Kaiser-Alrik-Bart hatte bei der Reformierung des Heeres Karriere gemacht und es mittlerweile bis zum Hauptmann gebracht. Noch immer trug dieser den Verlust seines Vaters, Inquisitionsrat Parinor von Oppstein, der vor Wehrheim fiel mit sich herum. Rogar wusste das. Auch der Schwarze Ritter hatte den damaligen Leutnant bereits aus einer brenzligen Situation in der Wildermark gerettet. Gerne kam Wulfhelm der Bitte des Reichsbarons um Vorräte für die Rückeroberung Zweimühlens nach. Die Adligen berieten sich über die neusten Geschehnisse in der Wildermark, während sich die Garden und Söldner Rogars in Berler ausruhten. Sie hatten nun seit Feidewald neun Tage Fußmarsch hinter sich und waren dementsprechend fertig. Als zu späterer Stunde ein Jäger die Stadt betrat und sich aufgeregt den Greifengardisten und Rogars Streitwagen näherte, den er offenbar erkannte, verwandelte sich Kariel Kummersfeld augenblicklich vor den Augen der Gardisten in einen Adler und flog Richtung Osten davon! Einer der Greifengardisten überbrachte Hauptmann Ungolf Ferdoker von Gerdenfelde die Nachricht, dass der Waldläufer aus Rogars Gefolge verschwunden sei, als ein Mann aufgetaucht war. Dieser wurde dem Adel als Jäger Ugdalf vorgestellt. Der Jäger mittleren Alters, mit einem leichten Bauchansatz, stammte aus dem Zweimühler Umland und entpuppte sich bald als redseliger und abergläubiger Geselle. Es stellte sich heraus, dass er schon seit Wochen im Auftrag von Haselwulf Weitzmann die Baronie auf der Suche nach den Helden durchstreifte. Die junge aber wahnsinnige Seherin Rovena, die dem Baron noch als „Botin des Schreckens“ bekannt war und damals einen Überfall des Finstermanns überlebt hatte, habe Rogar und seinen Schwarzen Ritter kommen ‚sehen‘. Ugdalf erzählte aufgeregt, dass er den Waldläufer aus Rogars Gefolge draußen wiedererkannt habe, und dieser auch offenbar ihn. Er erzählte, dass Kariel Kummersfeld, ein Magiedilettant, zwar ein Zweimühler wie er sei, aber schon im Jahr des Feuers für Lutisana von Perricum gearbeitet habe! Seine überstürzte Flucht konnte nur bedeuten, dass er immer noch in deren Diensten steht und dieser nun in Zweimühlen Bericht erstattet. Damit wurde allen klar, dass sie Tagelang einen Spion in ihren eigenen Reihen hatten. Mit allem was Kariel den Helden berichtet hatte, wollte dieser offenbar nur deren Vertrauen wecken. Hauptmann Ferdoker war es schon gleich seltsam vorgekommen, dass der Waldläufer keine Bezahlung verlangte, da er ja schließlich ein Zweimühler sei. Insgesamt gab es laut Ugdalf zehn teilweise auch berittene Waldläufer, die in der Baronie verteilt waren und die Umgebung beobachteten. Kariel Kummersfeld der Anführer dieser Waldläufer, war offenbar sogar ein außerhalb der Baronie eingesetzter Spion, der wahrscheinlich gezielt die Helden von Zweimühlen ausgekundschaftet hatte und so Lutisana und Vigo immer auf dem Laufenden gehalten hatte, wo diese sich gerade befanden. Dieser hatte die Helden vortrefflich getäuscht. Doch Ugdalf konnte den Helden noch mehr Informationen geben, die der Spion, ihnen mit Sicherheit vorenthalten hatte.
Vigo von Dunkelstein hatte die Bettler und Vagabunden aus der Stadt verscheuchen und sowohl Maline Ochsenbrecher, deren zehn Zweimühler Schützen, sieben Zweimühler Schlachtreiter, als auch die acht Meeltheuer Geschwister in den Kerker werfen lassen. Diese hatten während Lutisanas kurzweiliger Abwesenheit zusammen mit den Todessuchern versucht einen Aufstand anzuzetteln, welcher aber fehlschlug, da Maline in Blutrausch geriet und vom Fetten Ron und dessen Söldnern schändlich verraten wurde! Im darauf folgenden Kampf innerhalb der Zweimühler Grafenburg wurde sie vom mittlerweile über hundertvierzig Stein wiegenden Ron niedergestreckt und schwer verwundet. Alle Aufrührer erhielten die Todesstrafe und sollen bald wie dreckige Hunde erschlagen werden! Der Fette Ron wurde für seine ‚Treue‘ Vigos gegenüber reich belohnt und saß nun mit seinem fetten Arsch in der Grafenburg unter Vigos Gefolge, zu dem ihm Übrigen nun auch Thorwulf der Rote gehörte, der Despot und Bastard des Ehemanns von Ragnar der Roten, der Baron Wulfbrand von Rosshagen erschlagen hatte!
Doch das war noch lange nicht Alles. Ugdalf berichtete weiter, dass Circaya „Die Rote Hand“ Galahan ya Badrese, Hofheroldin des Fürstkomturs Helme Haffax, in Zweimühlen gesehen wurde! Lutisana befand sich immer noch in der Stadt, war aber kurz davor Zweimühlen mit unbekanntem Ziel zu verlassen, nachdem nun die Ernte eingebracht worden war und die Vorratskammern der Stadt bestens gefüllt waren.
Und noch weitere Gerüchte kursierten in der Baronie. So soll eine Werwolf-Plage in Gerdenfelde ausgebrochen sein und die Bewohner litten unter der Tyrannei von Hauptfrau Walderia Leuendrescher, die einst zu Rogar in der Warunkei übergelaufen war, und deren dreiundzwanzig Knechte, die sich selbst nun Wer-Knechte nannten. In ihrem Gefolge soll sich auch ein namenloser, irrer Kobold befinden. Hauptmann Ferdoker schüttelte den Kopf. Walderia, die einst mit ihren Kurungurs Knechten dem Nekromantenrat gedient hatte, und der Rogar in Zweimühlen eine zweite Chance gegeben hatte, bedanke sich nun nicht nur mit einem derartigen Verrat, sondern hatte sich offenbar selbst zur Kriegsfürstin von Gerdenfelde ausgerufen. Ungolf und Rogar hatten um deren Lykanthropie, der Werwolfs-Krankheit gewusst, oder diese zumindest vermutet. Rogar hatte Ungolf damals aufgetragen, sich um dieses Problem zu ‚kümmern‘. Aber Ungolf, der auf die Hauptfrau der ehemaligen Söldner nicht verzichten konnte, oder wollte, verschonte diese und nahm ihr lediglich das Versprechen ab, bei Vollmond außerhalb von Zweimühlen zu ‚jagen‘ – vorzugsweise in verfeindeten Baronien. Er hatte sie also wider besseren Wissens am Leben lassen und Rogar in dem Glauben gelassen er hätte sich um sie ‚gekümmert‘. Rogar schaute seinen Hauptmann fragend und überrascht an, doch dieser schwieg und sagte nichts. Rogars Gnade in der Warunkei und Ungolfs Gnade in Zweimühlen hatte nun furchtbare Konsequenzen und Folgen. Im schlimmsten Fall hatten sie es nun mit einem Halbbanner militärisch meisterlich ausgebildeten Werwolf-Söldner zu tun. Ungolf verdrängte den Torflügel aus dem schwarzen Holz der Wälder Transyliens, den diese oft in Schlachten als Setzschild vor sich her trugen, und der in Schlachten eine fürchterliche Wirkung auf feindliche Truppen hatte.
Jäger Ugdalf erzählte weiter, dass im Junkerngut Vierweiden, im Norden Zweimühlens, nun Chraaz der Verräter, ein Goblin-Kriegsfürst hause, der angeblich alle Bäuerinnen vergewaltigt habe, damit diese seine ‚Halbgoblins‘ gebären. Chraaz war Rogar in Zweimühlen und auch dem Schutzbund des Alten Schlages in Schlotz immer wieder entwischt. Er war ein Überlebenskünstler wie ihn die Wildermark noch nie gesehen hatte, der offenbar drohende Gefahr einfach spüren konnte, und so noch nie gefasst werden konnte. Dass Chraaz sogar einst zusammen mit Rogar und Telor auf einer Seite gegen andere Kriegsfürsten kämpfte, als Rogar noch nicht einmal Kriegsfürst von Eigenen Gnaden von Zweimühlen war, wussten nur wenige seiner Gefolgsleute. Doch der Drecksgoblin hatte ihn und seine Freunde für ein Kopfgeld verraten, was sie fast das Leben gekostet hatte. Chraaz verriet einfach alles und jeden, mit dem er sich zusammentat – auch Ziplim „Den Überlegenen“, ein anderer Goblin-Kriegsfürst aus der Sichel. Was würde Rogar dafür geben, diese Made endlich unter seinen Fellstiefeln zu zerquetschen?
Auch in Talf gab es Neuerungen. Die Schwarze Lanze hielt zusammen mit der Schwarzen Garde Talf besetzt und soll dort entlang der Reichsstraße I für Vigo von Dunkelstein Zölle eintreiben. Harad von Winterkalt verwunderte das nicht. Wichtiger war für ihn die Frage, ob sie sich ihm wieder anschließen würden oder nicht. Vor dem Fall Zweimühlens hatten sie vor anderen mit ihrem Herrn gar geprahlt. Vielleicht hatte der Mythos um ihn immer noch bestand, so dass er seine alten Kämpfer wieder auf seine Seite holen konnte. Der Schwarze Ritter nahm sich vor alsbald seinen ehemaligen Truppen einen Besuch abzustatten. Notfalls musste er wohl wieder ein paar Dutzend Ohren abschneiden!
Der Jäger erzählte weiter, dass die verbliebenen zehn Elite-Todesfänger nun als Unterführer im Sold von Chayka Gramzahn standen und dort Gerüchten zufolge deren Menschenjäger in ihrer umherziehenden Armee befehligten. Rogar hatte ja von Einigen Verrat erwartet, aber nicht von seinen Elite Truppen, die ihm schon seit Jahren in der Wildermark dienten. Er hatte deren Loyalität, genau wie die der Tiefschwarzen Parder offenbar ganz gewaltig überschätzt. Rogar hatte sie ausgerüstet und sie in unzählige Schlachten geführt. Alle ihre Siege hatten sie ihm zu verdanken, der sie stets bezahlte, auch wenn er die Mittel eigentlich nicht mehr dazu hatte und sie weiter in Sold behalten. Und nun wurde es ihm so gedankt. Wem konnte er überhaupt noch trauen? Verrat, überall nur noch Verrat! Aber hatte er wirklich anderes erwarten können, wenn er ehemalige Räuber, warunkische Kriegsknechte und goldgierige Söldner in seiner Armee aufnahm? All dies rächte sich nun. Die Zeit der Rache würde kommen.
Die Waldlöwen Armbruster von Harad hatten laut Ugdalf Talf verlassen und sich den Waldlöwen in Neu-Wehrheim im Südwesten von Zweimühlen angeschlossen, wo sie unter dem Kommando von Colonella Ghulsheva angeschlossen hatten. Ghulsheva war einst Mitglied im Schwarzen Bund des Kor und nun eine Gefolgsfrau von Leomar vom Berg, dem Reichsverräter in Wehrheim und Herr aller Waldlöwen. Aber dass diese sich nach dem Verschwinden ihres Soldherrn, dem Schwarzen Ritter, wieder einem größeren Verband der Waldlöwen anschlossen, war nicht verwunderlich. Aber die Wehrheimer Waldlöwen in dem Dorf Neu-Wehrheim wurden immer zahlreicher. Es stellte sich die Frage auf wessen Seite sie standen, und ob sie erneut in Sold genommen werden konnten.
Die letzte Information des erfahrenen Jägers ließ Rogar aber wieder hoffen. Ein Troll hielt sich seit über einer Woche die Alte Brücke nördlich von Zweimühlen besetzt und beobachte von dort aus, kopfschüttelnd die Stadt. Bis jetzt haben sich Vigos Männer noch nicht getraut, dem mit einem silbernen Zweihänder bewaffneten und in archaischer Trollrüstung gepanzerten Trollkrieger entgegenzutreten. Aber das war sicher nur eine Frage der Zeit, bis Vigo diesen vertreiben oder töten ließ. Aufgrund der Beschreibung des Trolls wusste Rogar, der sich zum Volk der Trolle sehr verbunden fühlte, dass es sich nur um den neugierigen, halbstarken Bagsch Sohn des Torfkompf handeln konnte. Der vierundfünfzig Jahre junge Troll hatte, vor über einem Jahr, von Rogar selbst den silbernen Zweihänder als Geschenk erhalten. Eine gute Nachricht, denn Bagsch könnte ein wertvoller Verbündeter für die Helden von Zweimühlen sein.
Die Zeit lief aber davon, denn bis zur Testamentsverkündung blieben ihnen nur noch sechs Tage. Mit Sicherheit wusste Vigo und Lutisana bald, dass die Helden mit einer Armee in die Baronie zurückgekehrt waren. Vermutlich würde die Kriegsfürstin mit großer Übermacht nach Berler ziehen um den Helden und ihren Männern nun endgültig der Gar aus zu machen. Es war wohl ein Wunder, dass diese Berler mit seiner halbfertigen Steinmauer noch nicht eingenommen hatte. Nun aber hatte sie vermutlich genug Nahrung aus der Region gehortet, um mit ihrer Armee weiter zu ziehen. Dank ihres Spions wusste sie nun auch über die genaue Stärke und Zusammensetzung von Rogars Truppen Bescheid. So oder so musste sie weiterziehen um ihre Armee durch Plünderungen in Sold zu halten, denn eine Armee dieser Größe war mit dem Einkommen einer oder auch mehrerer Baronien alleine nicht zu unterhalten. Vielleicht war das ihre Chance Zweimühlen zurück zu erobern und ihren Stadthalter Vigo von Dunkelstein zu stürzen. Zusammen mit den Helden und Adligen endschied er sich für die Bockelburg, nahe Zweimühlen als vorübergehende Basis. Noch in derselben Nacht befahl er seinen erschöpften Truppen den Gewaltmarsch…
"So warf ich deinen Kadaver von den blutgetränkten Klippen hinab in die schäumenden nachtblauen Wogen..."

BB
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von BB »

Toll! Habe atemlos die Spielberichte gelesen und mich sehr gefreut, wie lebendig die Geschichte geworden ist!

BB

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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

(Vielen Dank BB für deine positive Kritik. Und wenn diese vom Garetischen Kanzler selbst kommt, dann hat diese für mich ein noch mehr Gewicht. Ich hab versucht so gut es ging zu recherchieren, um da auch keine oder möglichst wenige Fehler zu machen. Und auch hier nochmal ein Dank an den User Hartsteen)

10. Spielabend: Heimaterde

Baronie Zweimühlen, Junkergut Ost-Berler, 07. Travia, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Der Gewaltmarsch führte die Helden und deren Armee auf der Reichsstraße I, die an vielen Stellen nicht mehr die Kriterien einer solchen Straße erfüllte, durch die mondhelle Nacht. Mit jedem Jahr, in der die Wildermark bestand hatte, verfiel diese zusehends. Besonders im Jahr des Feuers hatte diese durch Galottas Fliegende Festung gelitten. Reichsbaron Rogar hatte zwar einige Abschnitte wieder instand setzten lassen, aber das änderte am Gesamtzustand der Straße nicht wirklich viel. Schließlich hatten sie die westliche Grenze ihrer Baronie Zweimühlen überquert. Das Junkerngut Ost-Berler war vor dem Fall Zweimühlens unter der Kontrolle des Söldnerhauptmanns Hartwig von Rabenmund ä.H. und drei Handvoll Schwarzer Parder. Hauptmann Hartwig hatte bei der Schlacht um Zweimühlen mit seinen fünfzehn Pardern auf ihrer Seite gekämpft. Ob dieser immer noch die Herrschaft innehatte, war unbekannt, aber niemand bemerkte sie, als das Dorf Klein-Berler und bald darauf die einstige Handelsstadt Avesheim weiträumig umgangen wurden. Dies kostete sie Zeit – Zeit die sie nicht hatten. Wie ein Heer aus Geistern, mit nur wenigen entzündeten Fackeln zogen sie weiter gen Osten, in der Hoffnung, dass sie nicht gesehen wurden. Hoffentlich hatte Jäger Ugdalf und Luidor der Vagabund, die sich wahrscheinlich irgendwo weit vor ihnen wie Raubgesindel durch die Dunkelheit schlichen, Erfolg beim Ausschalten von Lutisanas Waldläufern, die die Baronie ausspähten.

Zwiespältige Verbündete

Baronie Zweimühlen, Junkergut Gerdenfelde, 07. Travia, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Außer Atem erreichten sie das Junkergut Gerdenfelde, in dem laut Ugdalfs Bericht die Werwolfs Plage ausgebrochen sei. Und die Tatsache, dass das volle Madamal hoch am Firmament stand ließ die Männer immer langsamer marschieren, die aber auch ohne ihre Furcht vor den Werkreaturen schon außer Atem waren. Aber sie hatten keine Wahl, sollte ihr Alveranskommando mit dem mehr als knappen Zeitplan von Erfolg gekrönt sein.
Ungolf Ferdoker überlegte, ob er nicht einfach zum Hauptsitz seines Junkerngutes aufbrechen sollte, um dort die Gefolgschaft seiner ehemaligen Kriegsknechte wieder einzufordern. Aber das würde er vermutlich nicht überleben. Er erinnerte sich noch genau an das Kommando Die Nacht der Krähen (Abenteuer aus dem Aventurischen Boten Nr. 139), im Jahre 1032 BF, in der die alten Zweimühler Helden, von denen heute nur noch er, Rogar und Telor lebten, mit Hilfe von Elixieren der erhellenden Finsternis in der Warunkei operierten, mit dem Ziel, den berüchtigten Rochshaz Orestar Knochentreiber zu Fall zu bringen und dessen warunkisches Heerlager aufzulösen. Rogar hatte eine erstaunliche äußerliche Ähnlichkeit mit dem Knochentreiber, weshalb er auch zusammen mit seinem Gefolge damals von Gernot von Mersingen, dem Markgraf der Rabenmark für diesen Auftrag ausgesucht wurde. Orestar diente sogar einst in der kaiserlichen Panthergarde und galt als loyaler Kämpe, bis die vernichtende Schlacht auf dem Mythraelsfeld ihm den Glauben an die Macht und Güte der Zwölfgötter raubte. Als Drachengardist folgte der Knochentreiber nach der Schicksalsschlacht dann dem Schwarzen Drachen von Warunk, ehe er sich Lucardus von Kémet anschloss und rasch zu einem seiner Vertrauten aufstieg.
Jedenfalls diente diesem Orestar das Söldnerbanner Kurungurs Knechte unter der Führung von Hauptfrau Walderia Leuendrescher, eine gedrungene Mittfünfzigerin mit rotem Zopf. Walderia war einst eine Weidener Straßenräuberin, die sich unerkannt 1021 BF dem Weidener Heerbann gen Ysilia angeschlossen hatte. Nachdem der damalige Schwertzug gescheitert war und sie aufflog, bestritt sie ihren Lebensunterhalt in den verschiedensten Einheiten Schwarztobriens, ehe sie ihren Weg zu Kurungurs Knechten fand. Nach dem Fall des Knochensammlers und der Auflösung seines Heeres, das hauptsächlich aus ‚kalten Alriks’ bestanden hatte, wollte Walderia nur noch in ihre Heimat zurück, oder zumindest ins ehemalige Darpatien, und trat mit diesem Wunsch damals an die Helden heran. Rogar stimmte dem zu und ahnte nicht welche Konsequenzen dies in dieser Nacht für ihn haben sollte. Zusammen mit Walderia Leuendrescher schlossen sich auch die Hälfte der Kriegsknechte den Zweimühler Helden an, die genug von Belagerungen, elendiger Verpflegung und verrottenden Untoten hatten. Reichsbaron Rogar wies die übergelaufenen Kriegsknechte Ungolf damals als zukünftige Gardetruppe zu. Was Rogar noch aus der Warunkei mitbrachte, behielt Ungolf und Telor besser für sich, denn das zu jener Zeit erbeutete Artefakt Radoran Totenmaskes Knochengürtel, verlieh Rogar Macht über Ghule, mit dem er die so genannte Ghulengarde nach Zweimühlen führte, oder zumindest in dessen Nähe, wo sie im Verborgenen auf dessen Befehle warteten. Auch wenn er diese gegen den Finstermann einsetzte, und diese auch dessen Horde aus Untoten, Drachengardisten und Schattenwandlern zum Opfer fielen, waren diese zwölf Kriegsghule wohl der absolute Tiefpunkt aller Verbündeten, die der Trollzacker je um sich geschart hatte. Aber es war nun mal Krieg, und Rogar hatte allen Abschaum um sich geschart, den er nur habhaft werden konnte, da reguläre Truppen nicht verfügbar, und andere anständige Söldner einfach zu teuer waren. Dass Rogar aber mit Walderia Leuendrescher noch etwas anderes mit nach Zweimühlen gebracht hatte, sollte er erst ein Jahr später erfahren.
Ungolf Ferdoker der Waffenknecht des Blutes und Junker von Gerdenfelde hatte die bis dato durchschnittlichen Söldnerknechte zu einer meisterlichen Gardetruppe Leichten Fußvolkes geformt, die auch über Kenntnisse anderer Truppengattungen verfügten. Er tauschte ihre alten Holzschilde gegen bessere Großschilde und zeigte ihnen als Schildwaffenmeister auch den richtigen Umgang damit. Er formte die Kurungurs Knechte zu einer schlagkräftigen Schar, die fast mit Rogars Trollzackern, Zweimühler Schlachtreitern, Tiefschwarzen Pardern, und den Elite-Todesfängern mithalten konnten. Dann aber häuften sich die Gerüchte über einzelne verschwundene Bauern in Gerdenfelde, bis schließlich deren halbgefressene offenbar von einem großen Wolf getötete Leichen gefunden wurden. Die Spuren verdichteten sich zusehends und bald war klar, dass in Ungolfs Junkerngut nichts Geringeres als ein Werwolf umging – Walderia Leuendrescher, seine Hauptfrau! Der Waffenknecht des Blutes wusste, dass Rogar nur vermutete, dass es jemand von den Kriegsknechten sein musste, aber mit Sicherheit wusste sein Herr nicht wer es genau war. Hauptmann Ferdoker sicherte seinem Baron zu, dass er sich um das Problem kümmern würde und es aus der Welt schaffe. Aber er brachte es einfach nicht über sich, seine bis dahin immer getreue Gefolgsfrau, die so viel Leid in der Warunkei und Schwarztobrien erfahren hatte, zur Strecke zu bringen. Vielleicht hegte er sogar noch tiefer gehende Gefühle für seine rothaarige Walderia, auch wenn er sich das niemals zugestehen würde…
So verschonte er ihr Leben und sah in ihrer Lykanthropie eine überaus seltene Krankheit, für die die einstige Straßenräuberin nichts konnte. Er verhandelte mit ihr einen düsteren Pakt, der besagte, dass sie nur außerhalb der Baronie Zweimühlens, bevorzugt aber in verfeindeten Baronien unter der Herrschaft von Kriegsfürsten auf die ‚Jagd’ gehen dürfe. Walderia willigte ein, und weitere Vermisste blieben aus. So hatte Ungolf das Problem aus der Welt geschafft, zumindest aus ihrer unmittelbaren, und er konnte seine Hauptfrau, der die Knechte treu ergeben waren, behalten. Baron Rogar fragte aber auch niemals mehr nach, fast so als würde er ahnen, dass er die Antwort nicht wissen wollte. So legte sich ein Schleier der Vergessenheit über Walderias bestialisches Geheimnis – bis zum Fall Zweimühlens!
Die Gerüchte über eine Werwolfs Plage in seinem Junkergut, warfen Fragen auf, die Ungolf nicht beantworten konnte und wollte. Nach dem die Helden die Baronie laut Lutisana verlassen mussten, und Walderia und ihre Kriegsknechte sich ergeben mussten, hatte Ungolf keinen Einfluss mehr auf das was in Gerdenfelde geschah. Und nun mussten sie alle die Konsequenzen für deren Entscheidungen tragen – Rogar, als er die Kurungurs Knechte in seine Armee aufnahm, und Ungolf als er Walderia verschonte.

Wer-Knechte

Als eine Stunde später das Madamal am höchsten stand, hörten sie zum ersten Mal das Heulen! Zuerst über eine Meile entfernt, dann aber nur noch hunderte Schritt in der Dunkelheit nördlich abseits der Reichsstraße. Ein unnatürliches Heulen, das Urängste hervorrief. Rogars Truppen verlangsamten unsicher ihren Gleichschritt. Unruhig blickten die Männer und Frauen in die vom Madamal erhellte Finsternis. Schilde wurden höher gehalten und Waffen gezogen. Hauptmann Ferdoker, der rief: „Männer weiter Schritt halten! Nicht anhalten!“ Graf Danos von Luring befahl nun seinen Pfortenrittern, nach der Zustimmung des Heerführers Rogar, weitere Fackeln zu entzünden, um die Dunkelheit zu vertreiben. Die Adligen Ritter taten wie befohlen und bildeten das sprichwörtliche ‚Schlusslicht’. Abermals ertönte das grauenvolle Geheul, während die Kampfmoral ihrer Truppen weiter sank. Die Gerüchte waren also wahr. Reichsbaron Rogar fuhr mit Zordan von Elenvina, Cecilia vom Blute und seinem Sohn Dakor auf seinem Eisenschläger-Streitwagen im Zentrum neben seinen Trollzacker Barbaren, südlich der der Straße. Telor ritt auf seinem Magierponny in seiner Nähe und der Schwarze Ritter befand sich auf gleicher Höhe, aber nördlich der Reichsstraße, dem vermeintlichen Feind am nächsten. Furchtlos senkte Harad von Winterkalt von Talf seine Kriegslanze und ritt sogar selbstlos einige Dutzend Schritt in Richtung des Geheuls. Er wurde schon von einem Vampir mitten ins Gesicht gebissen, was konnte ihm da schon ein Werwolf anhaben? Rhulana von Kurkum versuchte ihre Unsicherheit vor der Löwengarde zu verbergen und Ungolf Ferdoker senkte einfach das Visier seines Schallers. Alrike von Zweimühlen von Östlich-Ochsenwacht war mit der Situation sichtlich überfordert, versuchte aber dennoch Haltung zu bewahren. Rogars zweijähriger Sohn, den Cecilia in einem Tuch vor der Brust trug, fing an zu weinen. Die Baronin suchte sich auf dem Streitwagen einen festen Stand, krallte sich mit der Linken fest und zog das Geisterschwert. Bashot ballte sein unansehnliches Gesicht zur Faust, zog seinen gewaltigen Andergaster aus der Rückenscheide und trieb die Hartsteener Söldner weiter an. Telor ritt an den Streitwagen heran und besprach nun das weitere Vorgehen mit seinem Herrn. Dann fixierte er dessen Frau samt Kind und sprach die Zauberworte: „Paralü Paralein - seid starr wie Stein!“ Und genau so geschah es! Eigentlich hatte Rogar Cecilia das gerade eben passierte vorher noch erklären wollen, doch der Zauberer verlor keine unnötige Zeit mit Diskussionen. Rogars Heer hatte ihn nun nötiger, als seine Frau, die nun unverletzbar aber auch unbeweglich aus hartem Gestein, einer tragischen Statue gleich neben ihm stand. Selbst die fanatischen Trollzacker erkannten dass es nun erst wurde und zogen ebenfalls ihre Zweihandschwerter und machten sich Kampfbereit. Das Geheul kam näher, aber nun deutlicher von Osten, dem Verlauf der Straße folgend. Hauptmann Ferdoker brüllte Bewegungsbefehle und begann die Truppen so zu positionieren, wie es Strategisch am sinnvollsten war, wobei die beiden schweren Elitengarden des Raulschen Reiches im Zentrum blieben. Alle Helden bis auf Harad waren bei ihrer jeweiligen Truppe, deren Moral immer mehr einbrach. Dann sahen sie vor sich in sechzig Schritt Entfernung endlich den verdammten Feind, den Ungolf eindeutig an seiner Ausrüstung erkannte!
Fast zwei Dutzend aufrecht gehende Werwölfe in Lederpanzern, mit Streitkolben am Gürtel und mit Großschilden auf dem Rücken, mit schussbereiten Kurzbögen in ihren vertierten Klauen! Die Leitwölfin in rotbraunem Fell überragte alle anderen Wer-Knechte. Die in menschlicher Gestalt nicht unansehnliche Walderia glotzte mit ihren tierhaften Augen Richtung Zweimühler Armee. Ihr massiger starker Leib war in einen bis fast zum Bersten geweiteten Gambeson gehüllt und in ihrer rechten Klaue hielt sie ihren charakteristischen Brabakbengel. In ihrer Linken aber hielt sie kein gewöhnlichen Schild sondern gleich einen ganzen Torflügel aus dem schwarzen Holz transysilischer Wälder, mit der Hälfte einer skelettierten Drachenfratze ‚verziert’! Rogar, Telor und Ungolf erkannten direkt einen von zwei verzauberten Torflügeln, die sie damals dem Heerlager des Knochentreibers als Tor gedient hatten. Ungolf hatte die verdammten Artefakte oft als Setzschilde zweckentfremdet und so feindliche Heere schon vor dem eigentlichen Kampf in die Flucht geschlagen oder demoralisiert. Nun setzte Walderia diese ausgerechnet gegen sie selbst ein und hielt ihnen den turmschildgroßen Torflügel entgegen. Dann gab die Hauptfrau in Wergestalt den unverständlichen Befehl zum Feuern! Gehärtete Kriegspfeile schlugen nun im Schnellfeuer in die Pfortenritter ein, die Hauptmann Ungolf nach vorne zum Sturm geschickt hatte. Die verbesserten kostbaren Pfeile durchbohrten mühelos ihre Garether Plattenpanzer. Die Schussfrequenz war unglaublich, und für herkömmliche Schützen schnell erschöpfend – nicht aber für die Wer-Knechte, die über eine schier unendliche Ausdauer zu verfügen schienen. Graf Danos, der die Pfortenritter anführte zögerte im Angesicht des unheiligen Torflügels, der das Antlitz des Schwarzen Drachen Rhazzazor zeigte. Auch alle anderen Ritter seines Halbschwadrons hielten verstört inne, unfähig den Ansturm zu beginnen. In Ungolfs Magengrube verkrampfte sich alles, als ihm klar wurde, dass sie gerade schutzlos dem stetigen Beschuss der tödlichen Pfeile ausgesetzt waren. Dann brüllte Telor von hinten: „Ignisphaero Feuerball - Gleißend Brandt und Donnerhall!“ Die hervorgerufene Feuerkugel flog durch den Pfeilhagel und schlug direkt auf dem verfluchten Torflügel ein, der sogleich in lodernde Flammen gehüllt wurde, die auch Walderia und alle umstehenden Werwölfe verbrannte. Aber Walderia stand halb brennend und dampfend immer noch und warf noch nicht mal den brennenden ‚Schild’ weg, der sie vor der Hauptwucht des Feuerballs geschützt hatte. Drei umstehende Wer-Knechte gingen jedoch mit verkohltem Fell sterbend zu Boden. Telor, der nun durch die zwei Versteinerungen und den Ignisphaero den Großteil seiner Zauberkraft aufgebraucht hatte, musste feststellen, dass die Lykanthropen resistent gegen seine schadhafte Magie waren, ansonsten hätte er mindestens doppelt so viele Werwölfe mit diesem Zauber in den Tod gerissen. Aber der Rauch und das Feuer verdeckte nun die Fratze auf dem Torflügel, wodurch sich ihre Schwere Reiterei wieder fasste und nun endlich mit gesenkten Lanzen nach vorn galoppierte. Und es war unverkennbar, dass auch die Moral der abergläubigen Kurungurs Knechte unter dem Feuerzauber gelitten hatte. Ungolfs ehemalige Einheit wusste, dass man Rogars Zauberer auf dem Schlachtfeld zu fürchten hatte. Dennoch schafften sie es insgesamt sechs Pfeilsalven auf die Pfortenritter abzufeuern, die diese teilweise zumindest mit ihren Reiterschilden abwehren konnten. Dann bohrten sich die Lanzen endlich in die tierhaften Leiber der Wer-Knechte, wo diese auch stecken blieben, ohne zu bersten. Dann zogen die Ritter ihre Langschwerter und hieben in die Kreaturen, die sich mit Zähnen, Klauen und Streitkolben wehrten. Ungolf und Rogar brüllten Bewegungsbefehle, aber auch ihr Schweres und Leichtes Fußvolk zögerte, als ihre Herren sie gegen diese Ausgeburten in die Schlacht schicken wollten, wusste doch jeder, dass ein Biss die Ansteckung bedeutete, und sie zu dem machen würde, was sie da vorne sahen. Die Werwölfe sprangen die Pfortenritter an, und rissen diese fast von ihren gepanzerten Rössern. Graf Danos, der mit Schwert und Schild unter dem Feind wütete, rief: „ROGAR, WIR BRAUCHEN VERSTÄRKUNG!“ und der Baron brüllte: „MÄNNER VOR ZUM ANGRIFF, LASST SIE UNS ZERSCHMETTERN!“ Er machte seinen Männern Mut und setzte seinen Streitwagen in Bewegung, und sein Heer folgte ihm im Sturmschritt in den Kampf. Die Pfortenritter hielten noch so lange Stand, bis die Fußtruppen heran waren, ohne aber nennenswerten Schaden beim Feind angerichtet zu haben, der fast jede Attacke mit seinen Großschilden parierte. Der Vorteil ihres Ansturms war verflogen und die Wer-Knechte kämpften nun wieder in Formation.
Das Halbbanner Waffenknechte der Pfortenritter zu Fuß stürmte als zweites in die gegnerische Formation, und die schwere Löwengarde mit ihren Zweihändern, zusammen mit den Trollzackern viel dem Feind in die Flanken, was spätestens jetzt jede herkömmliche Truppe hätte einbrechen lassen. Rogars Heer war dem Feind an Anzahl zehn zu eins überlegen, weshalb für die Hartsteener und die Greifengarde kein Platz mehr zum Angriff blieb. Aber die Werwölfe waren umzingelt und eingekesselt. Viel zu selten durchdrangen die Waffen der Angreifer die Verteidigung der Wer-Knechte, die von niemand geringerem als einem Schildwaffenmeister ausgebildet waren. Ungolf hätte kotzen können! Er und Rogar befehligten von außen die tobende Schlacht und sahen mit Entsetzen, dass sich die meisten Wunden der Wer-Knechte binnen Augenblicken wieder schlossen, wie beim Kampf gegen den Vampir! Ihre unfassbare Übermacht bewirkte gerade mal, dass die meisterlichen Werwölfe nur Wolf für Wolf zu Boden gingen und sich dort sterbend in ihre menschliche Gestalt zurückverwandelten. Noch niemals in der gesamten Wildermark hatten sie gegen stärkere und fähigere Gegner kämpfen müssen, als in dieser Nacht, die ihre Sicht einschränkte. Aber Rondra war mit ihnen, denn ein gegnerisches Großschild nach dem anderen barst unter den wuchtigen Hieben der Trollzacker und Löwengardisten. Der Kampfeslärm schwoll immer mehr an, der vom schrecklichen Geheul der Wer-Knechte dominiert wurde, und die Männer immer wieder mit Furcht erfüllte. Die vertierten Knechte griffen abwechselnd mit Streitkolben und ihren gefährlichen Bissen zu. Jeder ihrer Angriffe riss das jeweilige ziel zu Boden, so unglaublich stark waren ihre Hiebe. Dreiundzwanzig Werwölfe kämpften gegen zweihundertzwanzig Mann, die von allen Seiten wieder und wieder auf den Gegner einschlugen.
Dann brachen einige der Wölfe unter Führung ihrer Leitwölfin in wilder Raserei aus, und sprangen einfach über die Köpfe der Kämpfenden hinweg, gezielt auf die jeweiligen Heerführer zu, ganz so, als hätte diese das zuvor mit ihnen abgesprochen. Sofort wurde aber der jeweilige Wer-Knecht beim Kampf gegen die Helden von Soldaten, Barbaren und Waffenknechten umringt, die versuchten ihren Truppführern beizustehen.
Alrike kämpfte defensiv und konzentrierte sich nur darauf jeden der Bissattacken mit ihrem Schild abzuwehren, ohne dabei selbst nennenswerten Schaden auszuteilen. Sie wollte auf keinen Fall zu einer solchen rauschenden Bestie werden. Bashot wuchtete seinen Andergaster immer wieder in seinen Werwolf, dessen Fell an immer mehr Stellen aufgeplatzte, an denen der Stammeskrieger einen Treffer landen konnte. Rhulana rief die Kriegsgöttin selbst im Kampf an und focht einer Löwin gleich gegen ihren monströsen Wolf. Harad jedoch kämpfte im Gegensatz zu allen anderen ganz allein gegen seinen Wer-Knecht, der ihn nun mit voller Wucht von seinem Trallopper Riesen riss. Die Leitwölfin versuchte sich den riesenhaften Baron selbst zu krallen, und sprang mit einem gewaltigen Satz mit brennendem Schild, Brabakbengel und geiferndem Maul auf den großen Helden zu. Und nun geschah das unfassbare…Rogar hieb Walderia mit nur einem einzigen und seinem aller ersten Hieb in dieser Schlacht den Werwolfskopf ab (Kritischer Kopf-Treffer mit 4 Wunden), der in hohem Bogen über die Kämpfenden flog! Wieder einmal stellte er den einstigen Schwertkönig einfach in den Schatten. Alles was so wahnsinnig war, und dem Rochshaz im Nahkampf begegnete, musste sterben. Er war der Held der Schlacht, der Herr dieses Landes, und er würde all jene töten, die ihm dieses Recht streitig machten. Aus mehreren umstehenden Trollzacker Kehlen dröhnte es: „DIE RUDELFÜHRERIN IST TOT! DER BARBARENPRINZ VOM BLUTE HAT SIE GEKÖPFT!“
Der Tod ihrer Heerführerin ließ die Wölfe aber nur kurz schwanken. Die Wolfserker kämpften wie im Wahn weiter wo gewöhnliche Soldaten längst die Waffen gestreckt hätten und vergolten den Fall ihrer Leitwölfin mit Blut! Telor verwandelte sich im letzten Moment, bevor das Maul zuschnappte und ihn von seinem Magierponny riss, selbst zu unbeweglichem Stein und rettete so sein Leben, das nun sein treues Ross an seiner statt aushauchen musste. Aber auch Ungolf wurde nach einer Schildparade umgerissen und kämpfte einfach kniend weiter. Er vollführte eine Meisterparade nach der anderen (setzt 1 Schicksalspunkt ein, um eine Glückliche Attacke zu parieren) und trieb seinem Gegner das magische Bastardschwert wieder und wieder tief in den Leib, ohne dass seine Klinge mehr ausgerichtet hätte, als die Hellebarden der umstehenden Greifengardisten, die aber auch den Werwolf nun niederwarfen und von allen Seiten auf diesen einstachen, während einer sich mit aller Gewalt auf seine Stangenwaffe stützte, um den Werwolf weiter festzunageln bis Ungolf und die anderen Gardisten die Bestie abstechen konnten.
Harad, der bereits schwer gestürzt am Boden wurde zuerst vom Streitkolben so hart am schwarzen Topfhelm getroffen, dass sich die Kolbenstacheln durch den Stahl in seine Schläfe trieben, und dann schnappte das übergroße Maul des Werwolfes nach seinem Kopf, ganz so als wolle er den Schwarzen Ritter in einem Stück verschlingen. Der Stahl seines Helmes hielt den Reißzähnen genau einen kurzen Augenblick stand, dann bohrten sie sich in seinen Kopf. Der Schlächter von Eslamsgrund verlor nun jegliche Initiative und schaffte es gerade noch sich loszureißen, nur um kurz darauf am linken schwarzen Plattenarm erneut durch einen gezielten Biss, verletzt zu werden! Mit seinem Schwert in der Rechten gelang es ihm nur noch weitere Treffer des Streitkolbens abzuwehren, aber die Bestie verbiss sich immer weiter in seinem Schildarm. Schwer am Kopf und Arm blutend wurde ihm klar, dass er diesen Kampf verloren hatte, und keiner seiner Gefährten war in der Nähe um ihm beizustehen.
Auch Rhulana wurde von ihrem Werwolf fürchterlich zugerichtet! Beide Arme waren durch Hiebwunden bereits in Mitleidenschaft gezogen (trotz Einsatz ihres einzigen verbliebenen Schicksalspunkt), als der Werwolf ihr direkt in den Hals biss und sie schreiend und Kampfunfähig aber noch bei Bewusstsein zu Boden ging, bis die umstehenden Löwengardisten den Wolf endlich in Stücke hackten. Blutend stemmte sie sich langsam unter dem Leichnam hoch, als ihr klar wurde, dass sie sich gerade infiziert hatte. Nun hatte sie nichts mehr zu verlieren. Mit einem „FÜR RONDRA!“ stürzte sie sich halbtot auf den nächsten Werwolf. Wenn sie schon sterben musste, dann wenigstens im Kampf.
Bashot war von allen Helden am schwächsten in der Defensive, dafür aber umso stärker im Angriff. Er blutete bereits aus dem Bauch (muss 1 Schicksalspunkt einsetzten um Kampfunfähigkeit abzuschütteln) und sein linker Arm war fast gebrochen (Einsatz eines weiteren Schicksalspunktes um den Arm nicht zu verlieren). Aber keine seiner Verletzungen rührten von Bissattacken. Der Zähe Hund spürte wie ihm nun schwarz vor Augen wurde. Im Fallen und mit seinem letzten Angriff riss er seinen Werwolf jedoch noch mit, und trieb seinen Andergaster bis zur Parierstange in dessen Leib, wo er die Klinge dann seitlich rausriss, bis sein Gegner sich sterbend zurückverwandelte. Wenigstens hatte er noch einen mit geholt.
Rogar versuchte derweil Alrike zu Hilfe zu eilen, kam jedoch nicht schnell genug durch die dicht stehenden Kämpfer. Alrike hielt jedoch den Angriffen ihres Werwolfs so lange stand, auch wenn sie ebenfalls schon am Boden lag, bis die Umstehenden ihren Wer-Knecht getötet hatten.
Der Schwarze Ritter, dessen stählerner Panzer noch nie so leicht von einem Gegner durchschlagen und durchbissen wurde, lag sterbend in seinem eigenen Blute und rief nach seinem Schweren Schlachtross. Doch auch Balihos scheute vor dem übernatürlichen Wesen und versagte seinem Reiter die Loyalität. Der Wer-Knecht fraß sich immer noch durch seinen Plattenarm und war kurz davor diesen einfach komplett abzubeißen. So würde er also sterben. Als Fraß für einen Werwolf (um diese Situation zu überleben setzt er alle seine 3 Schicksalspunkte ein, kurz bevor seine LeP auf -22 sinken). Dem Tod ins Auge blickend sieht er wie eine große Doppelaxt aus Grassodenerz, geführt von Eyrún Blutaxt über ihm durch den Leib seines Werwolfes fährt. Kurz bevor er das Bewusstsein verliert hört er noch den Sturmschritt der Greifengarde, die unter Ungolfs Befehl den letzten Werwolf aufspießt.
Rogar zertrümmert den verdammten, verkohlten Torflügel mit der Drachenfratze, und blickt zu Telor, der gerade Stein in Fleisch zurückverwandelt und dann zu Rhulana, die von zerhackten Feinden umgeben und mit klaffender Bisswunde am Hals auf der Reichsstraße kniete. Rogar flößte dem Schwarzen Ritter den Rest eines seiner beiden verbliebenen Einbeertränke ein, und wartete auf die heilende Wirkung.
Erschöpft gehen viele Soldaten zu Boden oder stützen sich auf ihre Stangenwaffe. Die Pfortenritter, die die Hauptlast während des Gemetzels trugen, hängen von gehärteten Kriegspfeilen gespickt auf ihren Schlachtrössern. Ihre Waffenknechte helfen ihnen aus den Sätteln und kümmern sich um ihre adligen Herren, die als erste den Ansturm auf die Bestien gewagt hatten. Den Großteil der Verletzungen bei ihnen und den anderen stammen jedoch von den Streitkolben der Lykanthropen. Auf Rhulana und Harad jedoch ruhen viele verstörte Blicke, als Telor von Randolphsforst auf Rogar vom Blute zutritt: „Euer Hochwohlgeboren, Ihr habt in der Warunkei Euren ersten Fehler mit der Aufnahme der Kriegsknechte begangen, und mit dem Verschonen von Walderia Leuendreschers Leben, euren Zweiten.“ Dann deutete er auf die gebissene Amazone und den noch schlimmer zugerichteten Schwarzen Ritter. „Wollt Ihr nun Euren Dritten begehen? Ihr wisst was zu tun ist…“
Rogar blickte Richtung Trollzacken. Seinen Gefährten einen schnellen Tod zu gewähren, war in der Kultur seines Volkes das Schlimmste. Ein schmerzvoller und langwieriger Tod jedoch was jedem großen Krieger zustand. Wenn sie sich verwandeln, würde er ihnen ihren letzten Kampf bescheren, und sie so langsam wie möglich töten. Das hatten sie sich verdient. Vorher jedoch würde er alles Erdenkliche tun, um ihre Leben vielleicht doch noch vor dem Fluch zu retten. Er stieß seinen Zauberer und Eyrún Blutaxt, die bereit war, beide kaltblütig zu töten, bei Seite und half beiden infizierten Heroen auf.
Die Werwolfsschlacht von Gerdenfelde war gewonnen, doch zu welchem Preis…
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 27.08.2014 23:24, insgesamt 2-mal geändert.
"Er ist voller Blut, warum ist er immer voller Blut?"

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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Maha Vairocana »

11. Spielabend: Ungesehen durch die Heimat

Baronie Zweimühlen, Junkerngut Gerdenwald, 08. Travia, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Nach dem schrecklichen Kampf gegen die Wer-Knechte, setzte sich der Zug wieder in Bewegung. Baron Rogar wollte den Schutz der Dunkelheit solange wie möglich nutzen um seine Armee zu ihrem Ziel zu führen. Nur Hauptmann Ungolf Ferdoker blieb mit den Waffenknechten der Pfortenritter im nun einsetzenden Nieselregen zurück um die Leichen der Werkreaturen zu beseitigen, denn eine offensichtlichere Spur würden sie auf der Reichsstraße I nicht hinterlassen können.
Rogar änderte ihren ursprünglichen Plan und endschied die Reichsstraße vor Schönhausen gen Praios zu verlassen um den direktesten Weg zur Bockelburg einzuschlagen, die sie als vorübergehende Basis zu nutzen gedachten. Harad war in seinem aktuellen Zustand sicher nicht in der Lage seine Schwarze Garde in Talf wieder auf seine Seite zu bringen, da er sich aufgrund seiner schweren Verletzungen gerade noch auf seinem Schlachtross halten konnte. Doch dieser neue Weg abseits der bekannten Straßen barg weitere Hindernisse für ihren Heerzug. Der kleine Fluss, der aus dem Gerdenwald ins Zwergmoor floss hatte sich tief in die Erde eingeschnitten und war so für den großen Eisenschläger Streitwagen und die Schweren Fußtruppen des Raulschen Reiches unpassierbar. Als auf der Suche nach einer Furt, in Richtung Schönhausen, in der Ferne bereits die Lichter der Kleinstadt sichtbar wurden, die sich im Einflussbereich von Thorwulf dem Roten und dessen Roten Haufen befand, befahl Rogar den Fluss nahe dem Zwergmoor zu überqueren. Doch dies stellte sich als Fehlentscheidung heraus. Während sogar der Baron selbst versuchte einen passierbaren Weg durch dieses tückische Sumpfgebiet nördlich der Stadt Zweimühlens zu finden, fielen ihm die Spukgeschichten wieder ein und auch unter den übermüdeten Truppen wurde das Gemurmel über Geister und Irrlichter lauter, was besonders der sonst so tapferen Fjarningerin zusetzte (Aberglauben 1 gewürfelt!). Hinter jeder Nebelschwade im Morgengrauen glaubte Eyrún, die ruhelose Seele eines Verstorbenen zu sehen und erinnerte sich an das erlebte Grauen in den Totensümpfe vor drei Jahren.
Nachdem sich die Armee fünf Stunden durch Morast und mit Wasser getränkten Boden gequält hatte, zehrte ihre Erschöpfung immer mehr an ihrer Moral. Sie wichen mehr schlecht als recht den Sumpflöchern und Mooraugen aus, in denen fauliges, schwarzes Wasser dräute und aus deren Tiefen von Zeit zu Zeit Blasen stinkendes Sumpfgas aufstiegen. Rogar musste einsehen, dass weder sein Streitwagen, geschweige denn die Schwere Reiterei noch das Schwere Fußvolk hier durchkommen würden. Er selbst und seine Getreuen hatten in der Vergangenheit meist nur die befestigten Wege ihrer Baronie genutzt, und auch schon Trak von Keckrach, die Faust Sokramurs, scheiterte vor mehr als zwei Jahren an einem einzigen Fluss. Am nun bereits helllichten Tag bewegte sich der von Regen und Moorwasser durchnässte Zug wieder Richtung Firun, um nach zwei weiteren Stunden wieder die Reichsstraße zu erreichen. Insgesamt hatten sie sieben Stunden an wertvoller Zeit verloren und befanden sich nun wieder am selben Punkt, wo sie in der Nacht gegen die Wer-Knechte gestritten hatten. Rogar bereute nun bitter, dass er seine Kundschafterin Rhana Rôhaschta damals mit Tuleyban zur nächsten Magierakademie geschickt hatte. Es war schon viel zu lange her und die Trollzackerin hätte schon längst zurücksein müssen. War dem tulamidischen Magier vielleicht die Flucht geglückt? Er wusste es nicht, vermisste aber die Fähigkeiten seiner Gefolgsfrau schmerzlich.
Ihr neuer Weg führte nun nördlich von Schönhausen am südlichen Rande des Gerdenwald vorbei, wo sie denselben verdammten Fluss mit nassen Füßen passierten um sich dann wieder gen Praios zu wenden, über die Reichsstraße, in das Junkerngut Bockel, vorbei an den Siedlungen Tollsheim und Bockel zum Randolphsforst. Als das Licht des Tages zu schwinden begann, zeichneten sich im Efferd die aus dem Wald ragenden Grauzähne und die Umrisse der Bockelburg ab. Endlich lag ihr Ziel, hoffentlich ohne feindliche Besatzung sichtbar vor ihren Augen.

Die Bockelburg

Baronie Zweimühlen, Junkerngut Bockel, Bockelburg, 08. Travia, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Der große ummauerte Wohnturm, der auf einer Felsnadel der Grauzähne auf den Überresten einer uralten Troll-Ruine, von der nur noch die längst vergessenen und zugemauerten Katakomben existierten, erbaut worden war, hob sich dunkel gegen das Firmament ab. Auf dem Turm hing nass das gold-rote Banner von Zweimühlen. Wieder kam in den Truppen Gerede auf, das es auch an diesem Ort spuken solle und nachts hier die Geister vieler Soldaten und Söldner umgehen, die sich damals ein heftiges Gefecht lieferten und dabei so grausam und hinterhältig aufeinander einschlugen, dass sich selbst die Frau Rondra abwandte und die Kämpfenden verfluchte. Ohne magische Unterstützung oder aufwendige Belagerung war die Bockelburg praktisch nicht einzunehmen. Bis vor kurzem wurde sie von Rogars Elite-Todesfängern als Basis genutzt, die nun jedoch, wenn man den Gerüchten Glauben schenkte, als Unterführer in Chaykas Wilder Horde dienten.
Reichsbaron Rogar vom Blute versteckte seinen Streitwagen Blutrausch im Unterholz des Randolphsforstes und sammelte seine Helden. Die Verletzten, Harad von Winterkalt, Rhulana von Kurkum und Bashot Grim, sowie Hauptmann Ungolf Ferdoker blieben mit den Truppen unten und hielten die Stellung. Die restlichen Helden von Zweimühlen folgten ihrem Anführer einer nach dem anderen, den kaum einen Schritt breiten Pfad durch den Wald hoch auf die Felsnadel, auf der die Bockelburg thronte. Wie alt mochten diese Felsnadeln wohl sein, die wirklich aus dem Erdreich starrenden Zähnen ähnelten? Endlich öffnete sich der Wald und gab den Blick auf den schmalen Eingangsbereich der Burg frei. Die beiden hintereinander liegenden Tore, welche Rogar in der Vergangenheit hatte errichten lassen, standen offen. Langsam bewegten sie sich die in den ummauerten Hof, vorbei an dem kleinen Torhaus, welches unbemannt war und blickten sich dabei vorsichtig nach allen Seiten um. An den Seiten des hoch ummauerten Burghofes lagen die zerfallenen Schutthaufen längst eingestürzter und vergessener Bauten, die gute Versteckmöglichkeiten bargen. Dann trat eine Gestalt aus dem befestigten Wohnturm vor ihnen und blieb oben auf der halbrunden Treppe stehen. Erleichtert winkte Rogar seinem verkrüppelten Burgoffizier Luidor zu, hinter dem nun Ugdalf, der Jäger ebenfalls hervortrat. Den Zwölfen sei Dank, die Bockelburg war in ihrer Hand.
In kürzester Zeit waren die restlichen Truppen in den Burghof gezogen und selbiger wurde zu einer wahren Zeltstadt. Die meisten Soldaten schliefen nach ausreichender Sicherung auf der Stelle ein oder überprüften ihre Ausrüstung. Der nächtliche Gewaltmarsch, der sich bis zum Abend des darauffolgenden Tages hingezogen hatte und der harte Kampf gegen die Werwölfe, forderten ihren Tribut. Rogar hatte seinen Männern einfach zu viel abverlangt, was sich sicher schon in der Minderung ihrer Kampfkraft niederschlug. Während zwischen den Zelten nur noch das regelmäßige Geräusch eines Schleifsteins zu hören war, mit dem Eyrún ihre Barbarenstreitaxt aus Grassodenerz bearbeitete, war im Wohnturm noch reges Treiben.
Ugdalf berichtete im Turm, dass es ihm gelungen war den von Lutisana hier positionierten Waldläufer mit einem einzigen gezielten Schuss auszuschalten, so dass er und der Vagabund Luidor die Bockelburg im Handstreich einnehmen konnten. Ugdalf erzählte weiter, dass etwa die Hälfte der übrigen Waldläufer in der Baronie von ihnen und den Bettlern und Vagabunden unschädlich gemacht wurden. Ihre Truppenbewegung war mit hoher Wahrscheinlichkeit dem Feind verborgen geblieben. Varena von Mersingen war außerdem mit ihrem Teil der feindlichen Streitkräfte ausgerückt und hatte das schutzlose aber größtenteils verlassene Berler vermutlich bereits eingenommen. Arnhild von Darbonia und deren vierhundert Tulamidischen Reiter hatten schon lange zuvor Zweimühlen wieder Richtung Gallys verlassen. So blieben von den einstmals vier Kriegsfürstinnen noch zwei in Zweimühlen – Chayka Gramzahn und Lutisana von Perricum.
Achzul, Rogars umstrittener Hofschamane, kümmerte sich um die Verletzungen seines Stammesgenossen Bashot. Der Trollzacker-Schamane begann den Körper des Verletzten mit wilden Zeichen zu bemalen und verteilte Kräuter um und auf ihm. Dann rief er in derber trollischer Zunge die Namen der Wundgeister und forderte sie auf den Körper von Rogars Gefolgsmann zu verlassen. Seine schwere Knochenkeule schwingend tanzte Achzul singend mehrmals um den Körper des Stammeskriegers, griff schließlich einen brennenden Holzscheit aus dem Kamin und entzündete einen Büschel diverser Pflanzen, um Bashot mit deren Rauch einzuhüllen. Das Ritual zeigte Wirkung, die Wundgeister flohen mit dem Rauch und so wiederholte der Schamane es ein weiteres Mal, bis der Krieger sich sichtlich erholt und mit geschlossenem Fleisch aufrichtete. Dann befahl der Reichsbaron dem Schamanen auch Harad von Winterkalt auf diese Art und Weise zu heilen und verließ den Turm. Er übergab seine beiden Zweihänder der scheinbar in der Schmiedekunst bewanderten Fjarningerin zur Ausbesserung und sah derweil im Hof noch einmal nach dem Rechten.
Der Schwarze Ritter hatte sich erschöpft aus seiner Rüstung geschält und sich auf einer Bank mit Schafsfell niedergelassen. Als nun dieser wilde, bemalte Scharlatan, den Rogar einen Schamanen schimpfte auf ihn zutrat, richtete er sich auf und weigerte sich Achzul ihn auch nur anfassen zu lassen. Nach einem Machtwort des Barons, der nun im Turm zurück war, ergab sich der Vasall aber seinem Schicksal und legte sich wieder auf die Bank. Wieder erfolgte das Ritual und zeigte seine heilende Macht. Auch bei Harad war eine zweite Geistheilung vonnöten. Jedoch musste die Kopfwunde, die er durch einen Streitkolbentreffer erlitten hatte anders geheilt werden. Ohne zu zögern griff Achzul mit seinen bemalten Fingern durch die Wunde auf den Schädelknochen des Ritters, der sich vor Schmerzen schreiend aufbäumte. Doch dem kräftigen Griff des Trollzackers konnte er nichts entgegensetzen, der seinen Kopf so fest wie in einem Schraubstock hielt. Auch diese Wunde schloss sich nach Abschluss des archaischen Rituals, wonach Achzul erschöpft auf den Boden sank.
Derweil kümmerte sich Mariella von Rabenmund um Rhulana. Die Amazone wurde im Kampf am schwersten verletzt und die Halswunde, die ihr der Werwolf gerissen hatte, wollte einfach nicht aufhören zu bluten. Ihre Lebenskraft verließ ihren Körper zwar nur langsam, aber dafür stetig. Die Gänseritterin rief ihre Göttin Travia an und sprach einen Heilungssegen über ihre restlichen Armwunden: „O, meine Herrin Travia, Herrin Peraine und ihr anderen Herrscher Alverans, schenkt dieser Sterblichen von der Lebenskraft, für die die uranfängliche Sumu gestorben ist. Denn dieser Leib ist geschlagen mit Bitterkeit und Schmerzen und bedarf der Heilung in eurem Namen. Sprecht mir nach Rhulana und ihr anderen auch.“ So wiederholten die anwesenden Helden die ihnen vorgesprochenen Worte, bis sich wirklich auch auf diesem Wege eine heilende Wirkung offenbarte. Rhulana fühlt sich ein wenig besser und dankte der Hochmeisterin der Gänseritter. Da alle Helden wieder bei Bewusstsein waren, gedachte Rogar über das weitere Vorgehen zu beraten, als Eyrún Blutaxt das Erdgeschoss des Wohnturms betrat und auf Rogar zuschritt: „Herr, Eure Waffen. Ich habe die Scharten in den Schneiden ausgebessert und die Klingen geschärft. Mittelgrat und Ort bilden wieder eine Linie. Hätte mir eine Schmiede zur Verfügung gestanden, so wäre mir meine Arbeit mit Sicherheit weit mehr zu Eurem Wohlgefallen gelungen.“ Der gewaltige Trollzacker, der die Fjarningerin sogar noch um sieben Finger überragte, bedankte sich und sprach ihr die Vergütung für ihre Arbeit später zu. Just in diesem Moment kam Larissa Goschner, die neue Schreiberin hinzu, die kurz vor dem Fall Zweimühlens in Rogars Dienste trat. Die neugierige junge Frau bot an, nach Aufforderung Harads, die Karte der Baronie Zweimühlen, die damals Travine die Zauberin angefertigt hatte, zu kopieren. Das weckte Eyrúns Interesse, die noch nie sah wie die Schrift der Zitterer, wie sie die Mittelländer nannte, geschrieben wurde und sie beobachtete genau wie diese Larissa mit ihren unruhigen Händen begann die neue Karte anzufertigen. Mehr und mehr nahm die Baronie aus Tusche auf dem Pergament Gestalt an, doch etwas stimmte nicht. Die Schreiberin zeichnete die Gebietsgrenzen der Baronie ungenau, und unterschlug so unauffällig Teile, die den umliegenden Baronien Gallys oder Ochsenweide zufielen und auch die Grenzen der Junkerngüter innerhalb Zweimühlens entsprachen nur noch subtil denen derer auf der original Karte. Als sie mit ihrer Arbeit fertig war und sie dem Baron präsentieren wollte, folgte Eyrún ihr auf dem Fuße. Plötzlich packte sie die zierliche Frau an der Schulter, dass diese die Zeichnungen vor Schreck vor Rogar auf den Tisch fallen ließ. Die Fjarningerin forderte den Prinz des Blutes auf sich die Karten genauestens anzusehen und wies auf die in ihren Augen absichtlichen Fehler hin. Auch Rogar erkannte die Ungenauigkeit der neuen Zeichnung. Barsch wies er die Schreiberin zurecht. Vor Angst zitternd und noch nervöser und unruhiger werdend, versuchte sie dem Blick des Trollzackers auszuweichen und stammelte etwas von „Schreiberin und keine Kartographin.“ Baron Rogar befahl Luidor die vermeintliche Spionin in einer fensterlosen Kammer im Wohnturm festzusetzen und sie zu bewachen. Nachdem Telor die Vermutung geäußert hatte, dass es sich bei der Schreiberin vielleicht gar um eine Paktiererin des Lolgramoth handelte, wurde Larissa Goschner weggeführt. Ihre unruhigen Hände konnten Anzeichen für ein Dämonenmal sein. Das mochte weit hergeholt sein, aber Telor hatte schon Zuviel gesehen und der jungen Schreiberin mit dem Pagenschnitt von Anfang an nicht getraut.



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Junkerngut Bockel, Bockelburg, 9. Travia, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Am Morgen des 9. Travia sollte sich Harad ihrer annehmen, um mehr heraus zu finden. Während der Schwarze Ritter die Kammer betrat in der die gefesselte und vollkommen aufgelöste Frau anfing zu beten, bemerkten die Helden, dass Rhulana nicht mehr da war. Von ihrer Schlafstätte aus verlief eine Blutspur zu einer Wendeltreppe, die in den verbotenen Keller der Bockelburg führte. Einst, vor vielen Jahren stiegen Rogar, Telor und die gefallenen Helden Ladril und Durgin in die Tiefen der Bockelburg hinab, wo Schrecknisse aus Dunklen Zeiten versehentlich geweckt worden waren. Die letzten beiden noch Lebenden schwiegen seit dem still über die damaligen Vorkommnisse und versperrten die alte Wendeltreppe mit Unmengen an Schutt aus dem Hof der Bockelburg. Aber irgendwer hatte im letzten Monat den Weg wieder freigeräumt, was Rogar und Telor beunruhigte. Der Baron befahl Bashot und zwei Trollzackern zusammen mit Eyrún und ihren Orken in das Gewölbe hinab zu steigen und nach der Amazone zu suchen. Aus dem oberen Stockwerk hörte man derweil, wie Larissa Goschner in ihrer Furcht die Herrin Travia um Hilfe anrief. Mariella von Rabenmund konnte nun nicht mehr tatenlos bleiben. In ihrer Gegenwart würde Niemand, der Travia um Hilfe anflehte ungehört bleiben. Wutentbrannt stürmte sie die Treppe hinauf zur Kammer, vor der Luidor der Vagabund immer noch Wache hielt. Energisch schob sie den einbeinigen aber dennoch schwer gepanzerten Krüppel beiseite, der verwundert Baron Rogar ansah, der ihr gefolgt war. „Wie könnt Ihr es wagen in meiner Gegenwart einen Menschen zu foltern? Diese Frau hat um den Beistand Travias gefleht, wie könnt Ihr das außer Acht lassen? Welche Beweise habt Ihr überhaupt für ihre Schuld vorzubringen, Reichsbaron?“ Nun entbrannte zwischen den Adligen eine wilde Diskussion, über Recht und Unrecht, die Mariella von Rabenmund schlussendlich gewann und zumindest bewirkte, dass der Schwarze Ritter von der Schreiberin abließ und diese lediglich in ein behelfsmäßigen Kerker gesteckt wurde, ohne dass der Schlächter von Eslamsgrund ihr beide Ohren abschnitt.
Während den Ereignissen im oberen Stockwerk, machten sich Bashot Grim, Eyrún Blutaxt und deren Gefolge sich daran, im Fackelschein die gewundene Treppe hinunter zu steigen, um Rhulanas Blutspur zu folgen. Telor hatte sie noch mit einem „Seht Euch vor!“ gewarnt, aber das schreckte den Stammeskrieger nicht. Wachsam folgten die Streiter Rogars den Blutstropfen ihrer Gefährtin in die Tiefe. Am Ende der Wendeltreppe schritten sie durch einen Mauerdurchbruch an der Südwand des Raumes. Offenbar hatte auch hier vor langer Zeit jemand versucht den Zugang in diesen Bereich zu verwehren. Die Fährte führte von dort durch einen dunklen Korridor nach Osten. Dieses Gewölbe war eine wahre Fundgrube für Eyrúns Orks, die sich in einer alten Waffenkammer mit unterschiedlichsten Mordwerkzeugen eindeckten. Am Ende des Ganges öffnete sich ein wesentlich breiterer Gang nach Norden dem die Gruppe folgte. Dann führte Rhulanas Spur zu einer großen Halle, die von einem riesigen massiven Holztisch dominiert wurde. Rhulana lag mehr auf der Tischplatte, als das sie auf einem der wertvollen Polsterstühle saß, die hier so gar nicht her passten und war scheinbar bewusstlos. Im nordwestlichen Bereich der Halle lagen auf dem Boden steinerne Bruchstücke einer großen Monsterstatue verstreut. Von dieser waren der zum Teil zerborstene Kopf mit wiederhackenartigen Hörnern besetztem Helm und die zertrümmerten Überreste eines steinernen geflammten Schwertes und einer Peitsche zu erkennen. An einem großen Rumpfstück war ein mit Totenköpfen gezierter Gürtel zu erahnen, neben dem sich ein Stück befand, das eine fledermausartige Schwinge dargestellt haben musste. Handelte es sich hierbei um den großen Gargoyle-Kriegsfürsten Verag, den Rogar einst erschlagen hatte? In der Tischplatte selbst war eine Karte von der Baronie eingeschnitzt und dort wo die Stadt Zweimühlen eingeritzt war, ragte ein schwerer Dolch. Während Eyrún versuchte Rhulana zu wecken und die Amazone nach kurzem Protest auf den Arm nahm, war Bashot‘s Neugier geweckt. Er betrachtete die Karte genauer und fand an der Stelle der Bockelburg Kusliker Zeichen, die aber ein Wort ergaben, das für ihn keinen Sinn machte. Nun sah er sich genauer um und fand tatsächlich auf einem Steinbogen über dem großen Kamin an der Nordwand, der fast schon eher einem Torbogen glich weitere Schriftzeichen in einer anderen Sprache. Er würde Rogar danach fragen, schließlich waren er und der Zauberer schon einmal hier unten gewesen.
Als die Gruppe wieder im Erdgeschoss des großen Wohnturms ankam und Eyrún die wieder bewusstlose Rhulana behutsam auf einen Tisch gelegt hatte, bat Rogar die Hochmeisterin der Gänseritter erneut um einen Heilungssegen für seine langjährige Begleiterin. Was hatte die infizierte Amazone dazu bewegt in die Dunkelheit hinab zu steigen? Hatte sie sich zum Sterben zurückgezogen und wollte der Gruppe nicht länger zur Last fallen? Rogar wusste es nicht, aber er beauftragte den Jäger Ugdalf damit nach der seltenen rötlichen Pflanze namens Drachenkraut oder Drachenwurz zu suchen (gemeint ist Roter Drachenschlund), die nach vielleicht die Einzige Heilungsmöglichkeit ihrer Lykanthropie darstellte. Er, Rhulana und Rhana hatten in der Gegend um Notmark, am Fuße des Ehernen Schwertes schon einmal von diesem Heilmittel gegen die Werwolfs Krankheit gehört, die Pflanze jedoch nie gefunden. Ugdalf kannte die Pflanze jedoch nicht, versprach aber sein bestes zu versuchen.

Brechende Lanzen

Harad, der nach Achzuls Geistheilung wieder ausreichend genesen war, brach am Mittag nach Talf auf, um die Reste seiner Schwarze Garde und seiner Schwarze Lanze für sich zurück zu gewinnen. Zusammen mit Alrike von Zweimühlen von Östlich-Ochsenwacht und seinem Beutel voll Gold und Silber ritt der Schwarze Ritter Richtung Markt Talf. Kurz vor der befestigten Stadt versperrte den beiden ein Trupp von zehn Schwarzen Gardisten den Weg. Harad kannte die Stelle gut, von seinen eigenen 'Wegzöllen', die er gelegentlich früher hier an der Reichsstraße eingetrieben hatte. Ein Reiter der Schwarzen Lanze, der die Schar anführte, schob sein Visier auf: „Harad von Winterkalt? Seid ihr es wirklich?!“ Der Ritter alten Schlages erkannte seinen ehemaligen Knappen. „Wir nahmen an Ihr seid mit den andern Helden von Zweimühlen gefallen, so hörte man es zumindest in der gesamten Baronie.“ Auch die Schwarzen Gardisten, alles ehemalige Wegelagerer und Strauchdiebe konnten es kaum fassen, dass ihr legendärer Herr zurückgekehrt war. Harad überzeugte sie davon, dass er es wirklich war und fragte: „Wem folgt ihr?“ Der Reiter seiner Lanze antwortete: „Ihr seid zurück! So folgen wir nur noch Euch, Euer Wohlgeboren!“ Seine ehemaligen Männer geleiteten Harad und Alrike in Zentrum seiner Stadt, in der sich die Ankunft des Schwarzen Ritters wie ein Lauffeuer verbreitete. Auf dem von Fachwerkhäusern umgebenen Marktplatz der Kleinstadt traf Harad auf seinen Kontrahenten, der während seiner Abwesenheit von Vigo von Dunkelstein in Talf eingesetzt worden war. Kedio von Dunkelfarn, ein Raubritter adliger Abstammung aus dem ehemaligen Darpatien, der auch vor Waffengewalt, Erpressung und Attentaten nicht zurückschreckte. Noch bevor dieser seine Lanze greifen konnte, um dem Schwarzen Ritter im Lanzengang zu begegnen, preschte Harad mit gesenkter Lanze auf ihn zu. Erstaunlich schnell brachte von Dunkelfarn sein Streitross in Position und schaffte es ebenfalls noch mit gesenkter Lanze auf Harad zuzureiten, sodass dieser seinen geglaubten Vorteil verlor. Krachen schlugen die beiden schwer Gepanzerten ineinander, wobei Harad seinen Gegner gekonnt am Kopf erwischte und seine Lanze zerbarst. Doch auch der Schwarze Ritter wurde schmerzhaft am Waffenarm getroffen, doch dessen schwerer Panzerarm fing einen Großteil der Wucht ab und auch diese Lanze zersplitterte. Die beiden Ritter ließen sich neue Lanzen reichen und setzten zu einem zweiten Mal aufeinander an. Diesmal verfehlte Kedio von Dunkelfarn sein Ziel, wurde aber von Harad am Bein getroffen, nachdem dessen Kriegslanze an Kedios Schild abglitt. Ohne weitere Zeit zu verschwenden brachten beide ihre Streitrösser wieder in Position und preschten ein drittes Mal los. Die Lanze zerbarst an Harads Topfhelm und ein feister Splitter fand seinen Weg durch den Sehschlitz und riss eine schmerzhafte Wunde nahe seines Auges. Kedios Arm wurde zeitgleich von der anderen Lanze verletzt, als sich die Spitze samt splitterndem Schaft unter den Panzer bohrte. Noch stand kein Sieger fest und von Dunkelfarn zog sein Langschwert und hatte vor sich Harad im Reiterkampf zu stellen. Dieser zog sich schallernd lachend den Splitter aus dem Helm und griff seinen Zweihänder Zadik‘s Tod. Harad wusste, das er in dieser Situation kaum eine Chance gegen den alten Veteran haben würde. Doch bevor der Schwertkampf wirklich losging, brachte der Schwarze Ritter füchsisch Balios in eine günstige Position und der schwarze Tralloper Riese stieg mit der Vorderhand auf. Schwer schlugen die beschlagenen, kindskopfgroßen Hufe gegen den großen Schild des Raubritters. Die gewaltige Kraft des Tritts warf Kedio aus dem Sattel und er schlug unsanft auf den Pflastersteinen des Marktplatzes auf. Sofort setzte Harad von Winterkalt nach. Bevor Kedio aufstehen oder sein Knappe ihm zu Hilfe eilen konnte, verschwand er förmlich unter den Hufen des Tralloper Riesen. Balios zerstampfte den Raubritter so leicht, wie eine Dirne die reifen Weinbeeren, aus denen Harads geliebter vergorener Rebsaft gewonnen wurde.
"So warf ich deinen Kadaver von den blutgetränkten Klippen hinab in die schäumenden nachtblauen Wogen..."

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Kapitel II - Das Nahen des Winters

Der Fürstin letzter Wille

Die Raben kommen zusammen

Baronie Bröckling ,nördlich der Reichsstraße I, 10. Travia, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Ein Tage zuvor, war Harad von Winterkalt von Talf siegreich, wenn auch nach Alkohol stinkend, auf die Bockelburg, ihrer vorläufigen Machtbasis zurückgekehrt. Es war ihm gelungen, die Herrschaft über die verbliebenen dreißig Mann seiner Schwarzen Garde und die neun Reiter seiner Schwarzen Lanze, wiederzuerlangen. Um vorerst beim Feind in Zweimühlen kein Verdacht zu wecken, beließ er aber seine neuen alten Truppen in Talf, wo diese verharren sollten, bis der Schwarze Ritter sie zum Sturm auf Zweimühlen rufen würde. Harad glaubte aber nicht an das Vorhaben seines Barons, da die Zeit viel zu knapp für die Befreiung Zweimühlens und die Befreiung von Rogars Elite-Truppen war. Und er sollte Recht behalten. Unabhängig davon, dass sie auf ihrem Marsch durch die Baronie Zweimühlen zu viel Zeit verloren hatten, blieb die Nachricht vom Ausmarsch von Lutisanas Hauptheer aus der Stadt aus. Oder war ihr Bote vielleicht abgefangen worden? Die Helden von Zweimühlen hätten zwar ein gewagtes Befreiungsmanöver der zum Tode verurteilten wagen können, doch an eine gleichzeitige Rückeroberung ihrer Heimat war nicht zu denken, auch wenn sich zwei der vier Kriegsfürstinnen nicht mehr in Zweimühlen befanden. Noch immer waren Lutisanas und Chaykas Truppen vor Ort. Reichsbaron Rogar war bewusst, dass sie wenn überhaupt, nur eine Chance gegen einen geringen zurückgelassenen Teil unter dem Kommando des Stadthalters Vigo von Dunkelstein gehabt hätten. Die Gerüchte, dass Lutisana Zweimühlen bald verlassen würde, um ihren Eroberungsfeldzug fortzuführen, waren entweder eine Finte der Kriegsfürstin, oder der entkommene Spion Kariel Kummersfeld, den sie bei Berler entlarvten, und der Lutisana mit Sicherheit Bericht erstattet hatte, ließ die Söldnerführerin zögern. Zudem hatten sie sicherlich auch nur einen einzigen Versuch über den Geheimgang im Phextempel in die Zweimühler Grafenburg zu gelangen um Vigo von Dunkelstein dort zu bezwingen. Würden sie diese eine Chance lediglich nutzen um die Gefangenen zu befreien, würde dieser Weg beim Sturm auf Zweimühlen kein zweites Mal nutzbar sein. Zumindest würde er, wenn er Vigo wäre, diesen geheimen Tunnel danach versiegeln oder sonst wie unpassierbar machen. Hauptmann Ungolf Ferdoker, der Waffenknecht des Blutes hatte ihn auf diesen Umstand aufmerksam gemacht. Die Rückeroberung ihrer Heimat musste gezwungener Maßen warten, wenn sie bei Testamentseröffnung auf Burg Rabenmund verweilen wollten. Ludalf von Wertlingen, der Marschall und höchste Instanz der Wildermark, hatte ihnen aufgetragen auf jeden Fall bei der Verlesung dieses wichtigen Testaments vor Ort zu sein.
Seit Mitte Efferd war in der Wilder- und Traviamark zu vernehmen, dass Answin der Jüngere von Rabenmund die Familie und ihre engsten Vertrauten nach Burg Rabenmund rief, um dort Rat zu halten. Angeblich hätte er das verschollene Testament der Fürstin Irmegunde gefunden. Schnell waren allerorts Gerüchte kursiert und auch Mariella von Rabenmund hatte sich zusammen mit Quellina von Oppstein Rogar vom Blute und dessen Heer angeschlossen, um sicher gen Baronie Bröckling zu reisen. Die achtundsiebzig jährige, gichtige Quellina war einst Irmegundes Leibzofe und enge Vertraute. Die sympathische ältere, leider auch schwerhörige Dame verfügte über vollendete Umgangsformen, trug einen grauen Dutt, verdeckt durch eine strenge Haube und kleidete sich in teure Gewänder. Vielleicht war sie eine der Wenigen, die heute noch Irmegundes Handschrift identifizieren konnte, was bei der Echtheitsprüfung des Testaments sicher von Vorteil sein würde. Mariella hatte Rogar dabei viel Zeit gewährt und hätte auch nur zu gerne eine Rückeroberung Zweimühlens abgewartet, aber die Zeit dafür wurde immer knapper und knapper, bis sie schließlich vor einem Tag zum Aufbruch gezwungen waren, da die Hochmeisterin der Gänseritter und Tochter von Cordovan von Rabenmund ä.H., dem Kronverweser der Traviamark, mindestens ein Tag vor Testamentsverlesung anwesend sein wollte. Die meisten, wenn nicht gar alle Mitglieder ihres zerrütteten Hauses, waren mit Sicherheit schon in der Stammburg der Rabenmunds.
Rogar hatte all seine unberittenen Truppenteile in der Bockelburg zurückgelassen, wo diese sich unter dem Kommando seines einbeinigen Zweimühler Burgoffiziers Ludalf dem Vagabunden, verschanzten und ihre vorübergehende Basis weiter ausbauten, für den Fall eines Angriffs von Lutisana. Seine Frau Cecilia, seinen Sohn Dakor und die infizierte Rhulana hatte er in der Bockelburg ebenfalls zurückgelassen. Letztere war eh nicht wirklich reisefähig, und eine unzumutbare Gefahr bei einem solch wichtigen diplomatischen Auftrag. Harad hatte der erkrankten Amazone seinen letzten Einbeertrank, der noch von seiner gefallenen Hofzauberin Travine stammte, dagelassen, damit die Heldin nicht an ihrem langsamen aber stetigen Blutverlust durch die immer wieder aufbrechende Bisswunde starb. Rogar, Mariella und Quellina waren also nur in Begleitung von Rogars Hofmagier Telor, der die magische Analyse der Werwolfs-Krankheit aufgegeben hatte, Harad von Winterkalt und Bashot Grim, die sich beide seit dem Angriff der Wer-Knechte gut erholt hatten, Eyrún Blutaxt, der herausragenden Fjarninger Söldnerin und Leibwächterin, und Alrike von Zweimühlen. Als Bedeckung folgte dem Eisenschläger Streitwagen und den berittenen Adligen, die Pfortenritter unter Danos von Luring. Ungolf Ferdoker sollte sofort zu ihnen stoßen, falls sich die Situation in Zweimühlen änderte und Truppenbewegungen des Feindes melden, falls diese erfolgten. Rhana Rôhaschta, seine Kundschafterin und Hofheroldin, die der Baron nun gut hätte gebrauchen können, um ihr Kommen anzukündigen, war nach wie vor verschwunden und von ihrem Auftrag den Magier Tuleyban zu überführen, nicht zurückgekehrt. Langsam zweifelte Rogar daran, ob er damals die richtige Entscheidung getroffen hatte, und nicht besser den feindlichen Magier an Ort und Stelle höchst selbst erschlagen hätte. Irgendetwas musste schief gelaufen sein, sonst wäre die Trollzackerin schon lange wieder da gewesen. Sein Tempelmeister Boronian Angermacher war nach wie vor im Noioniten-Kloster Sancta Noiona in Hartsteen, wo er ihm, seinem Herrn nicht von Nutzen war.

Die Bedeutung des Testaments

Der Letzte Wille der verstorbenen letzten Fürstin konnte nicht nur die Frage nach Irmegundes Erbe klären, sondern hatte vielleicht auch die Macht die Hierarchien innerhalb der zerstrittenen Familie wieder herzustellen, die seit Jahren ohne wirkliches Oberhaupt war. Rogar hatte die Stärke, der äußerst erfahrenen, wenn auch wenigen verbliebenen Truppen der Rabenmunds schmerzhaft kennen gelernt, als er und seine Trollzacker zusammen mit vielen Waffentreuen, vor Jahren Burg Rabenmund belagern mussten. Ludalf von Wertlingen hatte damals alle noch verfügbaren Adligen und deren Truppen zusammengerufen, um die legendäre Burg zu belagern. Reichbaron Rogar, war einer der wenigen, der dieser damaligen Aufforderung als pflichtbewusster Baron gefolgt war. Nur wusste er zu dieser Zeit noch nicht, welch katastrophaler Ausgang die Belagerung von Burg Rabenmund unter dem Oberkommando von Ludalf damals haben würde. Die Erkenntnis, dass Ludalf bestenfalls ein durchschnittlicher Stratege war, hatte ihn damals einen Großteil seiner treuesten Truppen gekostet, die an den Mauern der finsteren Burg ihr Leben lassen mussten. Ein Schlag, den der Trollzacker nicht vergessen konnte. Umso bedeutender war es, dass ein geeintes Haus, unter der richtigen Führung ein starker Verbündeter gegen Lutisana von Perricum darstellen konnte. Sein Ziel sollte also sein, sich mit Answin dem Jüngeren von Rabenmund oder dem neuen noch ungenannten Führer des Adelshauses zu verbünden. Ein falscher Führer konnte aber auch alles noch schlimmer machen, und sich vielleicht gar mit der Kriegsfürstin verbünden, was nicht auszudenken war.
Rogars für Außenstehende überraschenderweise, immenses Wissen über die Staatskunst besagte, dass eigentlich die Primogenitur in Darpatien galt, nach der Ucurian von Rabenmund eigentlich der rechtmäßige Fürst wäre – aber nur dann, wenn in einem Testament kein anderer genannt wurde. In der Vergangenheit, so hatte Zordan von Elenvina, der ihm alles über Staatskunst beigebracht hatte, oft berichtet, dass ein Testament wiederholt die darpatische Thronfolge geändert hatte. So hatte Fürst Helmbrecht von Rabenmund nach dem Tod seines Sohnes und Erben Egilmar von Rabenmund, dessen Tochter Hildelind von Rabenmund, anstelle von Answin dem Älteren von Rabenmund, als seine Nachfolgerin bestimmt. Answin, Egilmars Sohn hatte sich mit seinem Großvater noch zu dessen Lebzeiten überworfen und wurde deshalb in Helmbrechts Testament in der Thronfolge übergangen. Rogars einarmiger Baroniehofhalter hatte dem Barbarenprinz auch erklärt, dass Darpatien mit der Ochsenbluter Urkunde faktisch aufgelöst wurde, auch wenn das viele alteingesessene Adlige so nicht wahr haben wollten. Das Fürstentum ruhte de jure bloß. Einige Baronien wurden befristet der Kirchlichen Obhut der Travia- und Boronkirche anvertraut, was in den heutigen Gebieten der Travia- und Rabenmark der Fall war, beziehungsweise unter Kaiserliche Protektion von Marschall Ludalf von Wertlingen gestellt, was alle Baronien der Wildermark betraf, auch wenn sich kaum ein verbliebener Hochadliger wirklich darum scherte. Fast würde man meinen zu Recht, so hatte Rogar doch erfahren welch Folgen es hat, wenn man Ludalf im Kampf folgte. Aber der hünenhafte Rochshaz hatte der Kaiserin die Treue geschworen und war auch ein blühender Verfechter derselben, genau wie Marschall Ludalf, weshalb ihm keine andere Wahl geblieben war, als damals zu folgen und auch in der Gegenwart seiner Bitte nachzukommen musste, um der Testamentseröffnung beizuwohnen. Ludalf selbst hätte man niemals in die Burg herein gelassen und ihn wohl eher angegriffen. Früher hätte das auch für Rogar und seine Gefolgsleute gegolten, aber mit seinem Sieg über den Finstermann, und der Tatsache, dass er Mariella von Rabenmund Geleitschutz gab, änderte das. Dennoch konnte sich Rogar aufgrund des kürzlich aufgehobenen Waffenstillstandes zwischen ihm und Answin dem Jüngeren da nicht ganz so sicher sein. Aber was war in der Wildermark schon sicher?

Auf Burg Rabenmund

Baronie Bröckling, Burg Rabenmund, 11. Travia, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Es gab viele Legenden die um die Burg Rabenmund kursierten, die vor über tausend Jahren unter dem Namen Orkentrutz in den Dunklen Zeiten erbaut wurde. Angeblich soll die trutzige Wehranlage vom Heiligen Hlûthar von den Nordmarken erbaut worden sein. Achzul, sein Hofschamane behauptete, Trolle, die einst ganz Darpatien besiedelt haben sollen, hätten das wuchtige Bauwerk errichtet, lange bevor Menschen in diesen Landstrich gekommen waren. Jedenfalls befand sich das Bollwerk seit über vierhundert Jahren im Besitz der altehrwürdigen Familie Rabenmund, seit der ruhmreiche Merwan von Rabenmund und damalige Reichsmarschall und Graf von Wehrheim sie als Belohnung für treue Dienste am Reich von Kaiser Eslam zum Geschenk erhielt. Ob die Herrschaft seines Hauses vom Blute auch vierhundert Jahre über die Zweimühler Grafenburg andauern würde? Das alles hing zunächst von seinem bisher einzigen Sohn Dakor ab, und ihm wurde bewusst, dass nur ein Sohn nicht ausreichen würde, um sein neues Adelsgeschlecht über die kommenden Jahrhunderte zu bringen. Er nahm sich fest vor, das bald möglichst zu ändern und diesmal nicht die Geburt seiner hoffentlich zukünftigen Kinder zu verpassen.
Das Wetter war in den letzten Tagen immer unerfreulicher geworden, da der immer stärker werdende Regen nun von Hagel und Sturmwind abgelöst wurde. Hoffentlich hatten die Bauern der Wildermark genug Zeit gehabt die Wintersaat auszubringen, ansonsten würde die Winterfrucht bei der nächsten Ernte ausbleiben.
Missmutig blickten die Helden von Zweimühlen auf das triste Gemäuer vor ihnen, das sich vor dem Gewitter abzeichnete. Burg Rabenmund. Was würde sie in diesen trutzigen Mauern wohl erwarten? Angesichts des plumpen und abweisenden kreisrunden Baus aus groben schwarzen Basaltquadern, der sich zwölf Schritt aus einem bis zu sechs Schritt breiten Burggraben erhob, der mit trüben Wasser gefüllt war, und dessen Ufer an beiden Seiten schräg abfiel, mochte Rogar nur zu gerne glauben, dass diese Burg einst von Trollen errichtet wurde, da war er sich ganz sicher. Mit über fünfzig Schritt Durchmesser und drei Stockwerken, war Burg Rabenmund nicht wirklich groß, aber auf jeden Fall größer als seine Zweimühler Grafenburg. Der einzige Eingang war ein wuchtiges, drei Schritt breites Torhaus, ein mit Balustraden versehener Vorbau, in den ein massives Eichenholztor mit Eisenbeschlägen eingelassen war. Eine sechs Schritt lange Zugbrücke bildete den einzigen Weg über den Burggraben. Zwei schwere Eisengatter, die oben im Torhaus gerade noch zu sehen waren, konnten den Weg ins Innere zusätzlich versperren. Die von außen schon düstere Festung besaß keine Fenster im üblichen Sinne, sondern nur zahlreiche anderthalb Spann breite, dafür zwei Schritt hohe Schießscharten, die die Burg im Inneren sicherlich noch dunkler machte. Kein gewöhnliches Geschütz konnte die dicken Mauern zertrümmern, die tief in den Eingeweiden der Erde wurzelten, und vor Magie, so war es überliefert, schützten uralte Zaubersprüche der Trolle. Rogar war selbst Zeuge geworden, dass dies der Wahrheit entsprach als er damals sah, wie die schweren Onager Ludalfs so gut wie keine Wirkung gezeigt hatten. Der hochadlige Rochshaz hatte vor dieser uneinnehmbaren Festung aus Trollhand höchsten Respekt und würde niemals mehr einen zweiten Angriff wagen, auch wenn die Kaiserin selbst es ihm befahl. Festung Feidewald mit seinen vielen Toren war zwar viel größer und weit reichender als Burg Rabenmund, aber im Gegensatz zu dieser Anlage profan, was einen bedeutenden Unterschied machte.
Die wenigen Schäden, die Mirona ya Menarios Belagerung im Jahr des Feuers und Marschall Ludalfs Belagerung vor mehr als zwei Jahren angerichtet hatten, waren mittlerweile behoben. An diesen Stellen fanden sich von kundiger Hand eingefügte kleinere Basaltquader.
Vor der Burg hatte sich ein kleines Lager gebildet, in dem Teile des Trosses der angereisten Rabenmunds sowie fahrende Barden, Gaukler und Händler untergekommen waren. Eben alle, die nicht herein gelassen wurden. Über ein Dutzend Zelte und Wagen bildeten ein farbenprächtiges Durcheinander. Der auffälligste Wagen hatte auf dem Dach einen glänzenden kupfernen Weinkrug, der im Sturmwind wild hin- und her schwang. Offenbar handelte es sich um eine fahrende Schenke, die trotz des schlechten Wetters von Waffenknechten und Gesinde gut besucht war. Harad und Bashot blickten sich gegenseitig an, und lachten sofort hämisch, ohne dass einer der beiden etwas sagen musste, und Rogar wurde klar, wo er die beiden in den nächsten Tagen nötigenfalls auffinden würde.
Der Reichsbaron stellte sein eindrucksvolles Gefährt an der Seite des Lagers ab, wo auch das Halbschwadron Pfortenritter verblieben, die man mit Sicherheit in dieser Zahl nicht hereinlassen würde. Rogar ermahnte sein Gefolge, vor allem sein Unadliges, im Beisein von hohen Adligen innerhalb der Feste stillzuschweigen und stapfte über die Zugbrücke auf das Torhaus zu. Nur Mariella von Rabenmund ritt auf ihrem edlen Reittier vor allen anderen. Die Hufe ihres Rosses klapperten auf dem Kopfsteinpflaster des Torhauses, wo frierende Burgsoldaten mit Kapuzen über ihren Eisenhüten und Hellebarden jedem erst einmal das Tor versperrten, während vier große, gescheckte Jagdhunde die fremden mit einem gefährlichen Knurren begrüßten. Der Wind pfiff regelrecht durch den Torweg und peitschte den Regen waagerecht vor sich her. Über ihnen im Torhaus waren kleine Löcher zu sehen, deren Ränder Pechverklebt waren und auf eine darüber liegende Pechkammer hindeuteten.
Giara von Dunkelweiher, die neue Hauptfrau von Burg Rabenmund, trug einen dunkelbraunen Pagenschnitt und machte eine recht athletische Figur. Neben ihrer Hellebarde trug sie noch ein Schwert in der Scheide und einen Schild auf dem Rücken. Energisch bat sie die ihr bekannte Mariella von Rabenmund zu erklären, wer in ihrer Begleitung war. Für die Helden von Zweimühlen ein kritischer Moment, den Mariella aber entschärfen konnte und die auch dafür sorgte, dass sei ebenfalls eingelassen wurden. Bashot Grim und Eyrún Blutaxt mussten jedoch ihre Waffen hier abgeben, da sie weder Adlig waren, noch einen Kriegerbrief vorweisen konnten. Fast die Hälfte von Rogars Gefolge war somit unbewaffnet was ihre Chancen in einem eventuellen Kampf im Inneren der Burg ungemein verschlechterte. Eyrúns versteckte Klinge blieb unbemerkt. Sie passierten das Torhaus und betraten den kreisrunden, ebenfalls von Kopfsteinpflaster bedeckten Innenhof, der einen Durchmesser von etwa zwei Dutzend Schritt hatte. Auch hier waren einige Wagen und Zelte aufgestellt worden, um die Bediensteten der anwesenden Adligen unterzubringen. Es herrschte ein emsiges Treiben, in dem Proviant aus den Vorratsräumen im Osten und Nordosten in die nordwestlich gelegene Burgküche gebracht wurden, in der der Koch mit seinen drei Gehilfen, sicherlich rund um die Uhr beschäftigt waren. Unter den Küchengehilfen war ein viel zu gemütlicher sechszehnjähriger Bursche mit strohblondem Haar und dicken Pausbäckchen, den der Koch Mukus die Maus nannte, ein Spitzname, der irgendwie gar nicht zur Statur des Jungen passen wollte. Zofen holten Wasser am Brunnen auf der nördlichen Seite des Hofes und Knappen betraten oder verließen ihre Kammer im Osten des Hofes. Schon kam eine junge brünette Stallmagd, ein tatkräftig zupackender Wildfang, die Mariella mit dem Namen Tanria Hufstetter begrüßte herbei, und nahm das Pferd der Rabenmunderin entgegen, das sie in die südwestlich gelegenen Stallungen führte, in denen Pferde für mindestens zwanzig Ritter Platz hatten. Erstaunlicherweise trug sie einen Kurzbogen um die Schulter und einen Hüftköcher an der Seite. Kurz darauf begrüßte sie der recht alte, hoch gewachsene, aber hinkende Haushofmeister mit weißem Haarkranz in schwerem Wollmantel, der sich als Harvis von Friedwang vorstellte. An seiner Seite trug er eine griffbereite Streitaxt, mit der er einen sehr wehrfähigen Eindruck machte. Hatte Rogar diesen Mann nicht damals sogar auf den Balustraden dieser Burg kämpfen sehen, als seine Trollzacker vergebens versuchten den Wall zu stürmen? Dieser Mann war sicherlich mehr als nur ein Haushofmeister. Generell fiel ihnen auf, dass viele der Rabenmunder Bediensteten bewaffnet waren. Der Haushofmeister nahm Mariella ihren nassen Mantel ab, reichte ihr einen silbernen Pokal mit heißem Würzwein und bot ihr an, sogleich ein heißes Bad für sie einzulassen um die Kälte aus ihren Gliedern zu vertreiben, was die Hochmeisterin der Gänseritter gerne annahm, aber ein Dienst auf den die anderen verzichten mussten.
Zunächst aber wurden sie alle in den zwielichtigen Rittersaal der Burg im ersten Obergeschoss gebracht, der nur ungenügend von Kerzen erhellt war. Aufgrund der runden Form der Burg, waren die Innen- sowie Außenwände gekrümmt und alle Räume außen länger als auf der Innenseite. Das wenige zusätzliche Licht viel durch viel zu kleine Fenster durch die Innenwand aus Richtung des Hofes.
Der Enkel des Rabenkaisers, Baron zu Bröckling und Burggraf der Burg Rabenmund, Answin der Jüngere von Rabenmund ä. H., hieß seine Verwandte in seiner Burg mit gewählter Ausdrucksweise willkommen. Answin der etwa vierzig Sommer alt war, trug einen schwarzen Pagenschnitt und brünierte Garether Platte, was ihm wie so oft, als Rogar ihm begegnet war, ein sehr kämpferisches Aussehen verlieh und eine gewisse Stärke ausdrückte. Der große, aber schmächtige Burgherr, der sich als eigentliches Oberhaupt seiner Familie ansah, jedoch unter seinen Verwandten bekanntermaßen sehr umstritten war, stand angesichts der kinderlosen Kaiserin weit oben in der Thronfolge. Answin der Jüngere hatte sich zuvor schon zum selbsternannten Fürst von Darpatien erklärt und galt im Grunde somit als Kriegsfürst innerhalb und außerhalb der Wildermark. Der Leibdiener an seiner Seite, ein adrett gekleideter Mann, mit blondem Pferdeschwanz, der für seine kräftige Statur noch recht agil war, begrüßte die restlichen adligen Anwesenden unter den Helden mit Titel und Namen. An seiner Seite trug er ein Kurzschwert.
Mariella von Rabenmund fragte ihren Verwandten und Herrn dieser Burg herausfordernd, was er denn glaube, wer als Fürst oder Fürstin gut für Darpatien wäre, und was er von Kaiserin Rohaja hält. Die Antwort folgte augenblicklich und ohne zu zögern: „Ihr fragt euch doch nicht ernsthaft, wer gut für Darpatien ist? Meine kindliche Base oder der stumme Pfaffe? Oder gar mein Vater, der sich kriecherisch der Henkerin Darpatiens andient? Denkt darüber nach. Die Zukunft Darpatiens bin ich.“ Mit keiner anderen Antwort hatte Rogar gerechnet. Auf die Frage nach Rohaja antwortete Answin: „Die Kaiserin wird das Reich noch weiter in den Niedergang führen. Sie folgt offenbar der der fehlgeleiteten Tradition von Hal und ernennt Gemeine zu Hochadligen, aufgrund von Einzeltaten, womit sie dem alteingesessenen Adel ins Gesicht schlägt.“ Und deutete dabei auf den Trollzacker Baron, der aber selbstbeherrscht blieb und Mariella sprechen ließ. Wollte er doch nicht riskieren, noch vor der Testamentseröffnung aus der Burg geworfen zu werden, auch wenn Answin der Jüngere gerade seine Kaiserin geschmäht hatte.
Auf diese klare Antwort entgegnete Mariella: „Wir sind uns wohl nur darüber einig, dass das alte Fürstentum in seinen alten Grenzen wiederhergestellt werden muss – aber mit Swantje als Fürstin. Und was Kaiserin Rohaja angeht – sie ist eine Heldin und ein Vorbild für uns alle.“ Letzterem konnte Rogar nur still zustimmen. Zu ersterem hatte er noch keine feste Stellung bezogen. Ihn interessierte mehr, wie Answin in den Besitz des angeblichen Testamentes gelangt war, das er morgen gedachte zu eröffnen. Ihm und den Helden von Zweimühlen blieb also gerade mal ein Tag um dies und eventuelle andere Dinge herauszufinden.
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

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Wann folgt der nächste Bericht ? ^^

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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

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12. Spielabend: Verstümmelte Bettler und Vagabunden

Baronie Zweimühlen, Bockelburg, 10. Travia, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Ein Tag zuvor, wurde Hauptmann Ungolf Ferdoker auf der Bockelburg vom einbeinigen Veteran Luidor ’dem Vagabunden’, darüber informiert, dass die Bettler der Umgebung, die Vigo von Dunkelstein aus Zweimühlen verstoßen hatte, sich im Schatten der Burg gesammelt hätten. Der Veteran der dritten Dämonenschlacht, der das Vertrauen von Reichsbaron Rogar besaß berichtete dem Hauptmann weiter, dass die Bettler und Vagabunden einen Anführer neben ihm bestimmt hatten. Diesen bezeichneten sie als den Erwählten, ein wirklich alter Bettler und Versehrter, der wie Luidor am Wall des Todes gekämpft und ihm damals das Leben gerettet hatte. Luidor warnte Ungolf, schon mal vor, dass er aufgrund des körperlichen Zustandes des Erwählten nicht erschrecken solle. Rogars Burgoffizier, der die Bettler und Versehrten einst nach Zweimühlen geführt hatte, sagte, dass sie bereit wären ihre neue Heimat Zweimühlen, notfalls mit Gewalt zurückzuerobern und ihnen gar in einer Feldschlacht oder einem Sturm auf die Stadt zur Verfügung stehen würden. Aber das hatte seinen Preis…
Der Erwählte humpelte gebeugt am Stock in den Wohnturm. Er trug einen löchrigen hellbraunen Kapuzenumhang und hatte zwei unterschiedliche Stiefel an. Unter der Kapuze schauten grauweiße lange Haare und ein ebensolcher Bart hervor. Doch dann sah, Hauptmann Ferdoker, dass der alte Mann alle Fingerglieder außer dem ersten Glied eingebüßt hatte, und nur mit seinen Stumpen gerade noch so seinen Gehstock mehr oder weniger umklammerte. Des Weiteren fehlte nicht nur sein rechtes Auge, sondern auch seine komplette Oberlippe, so dass er mit seiner verbliebenen Unterlippe versuchte, seine fauligen Zähne zu verbergen. Das ärmste Schwein, das Ungolf je gesehen hatte! Aber der Gestank dieses Lumps sollte sein Aussehen fast noch übertreffen. Ungolf ahnte woher die gelblichen und braunen Flecken an der Unterseite seines Gewandes stammten. Dennoch begrüßte er den Bettler in einem Anfall von Edelmut wie einen Bürger Zweimühlens, der für die anderen insgesamt hundertvierunddreißig Ausgestoßenen sprach. Der Erwählte ohne Namen grüßte den Waffenknecht des Blutes im Namen der Zwölfe zurück und setzte sich erst einmal nach vorherigem Fragen und verschnaufte einige Augenblicke. Er gab Ungolf mit etwas schwer verständlichem Nuscheln zu verstehen, dass seine Bettler und Vagabunden, die erfahrener als jede Landwehr seien, zwar nur mit Knüppeln, Dolchen und nur wenigen Wurfbeilen bewaffnet waren, dafür aber mit umso mehr Steinen ausgestattet und viele an der Zahl waren. Natürlich waren sie im besten Fall als Ablenkung oder als Plänkler zu gebrauchen. Der Erwählte gab an, dass ihm klar war, dass sie in einem richtigen Scharmützel wohl den höchsten Blutzoll entrichten würden, wofür er im Namen seiner Männer nur eine einzige Gegenleistung verlangte. Ungolf war gespannt, was dies denn sein konnte und erklärte, dass er in dem ihm zu Verfügung stehenden Rahmen gewisse Zugeständnisse machen konnte. Der Erwählte kam direkt zur Sache und verlangte dafür das Schwarze Schwert
Die Rede war von der Waffe Götterschlag, dem im Kampf schwarz flammenden Hacksäbel des gefallenen Recken namens Blutfaust. Dieser hatte mit dieser Waffe, die Ewige Wunden schlug, an Rogars Seite in der Blutkerbe, einem Unheiligtum des Belhalhar gekämpft. Nach dessen Tod war die unheilige Waffe in Rogars Schatzkammer verstaubt, nachdem Telor nicht in der Lage gewesen war, die Klinge mittels Destructibo Arcanitas, zu entzaubern. Denn die Wahrheit war, dass Telor diesen Zauber gar nicht beherrschte, den Baron aber in dem Glauben ließ. Nun war sie vermutlich in den Händen des Feindes, und würde im schlimmsten Fall bald gegen sie selbst geführt werden. Was konnten diese Bettler mit dieser einzelnen Waffe wollen? Der Erwählte, der diese öfter Klinge des Schmerzes nannte, erklärte, dass sie diese Waffe natürlich niemals zu nutzen gedachten, aber dass man ihnen vielleicht mit dieser etwas mehr Respekt entgegen bringen würde, und dass man es sich sicher zweimal überlegte sich mit ihnen anzulegen. Der Erwählte betonte dass sie außer diesem Artefakt keine andere Gegenleistung verlangten, neben Unterkunft in der Bockelburg natürlich, bis der Kampf um die Heimat beginnen sollte. Der Hauptmann, sagte, dem Herrn der Bettler, dass das eigentlich nicht in seiner Macht stand, und sie die Klinge ja noch nicht einmal besaßen. Aber dem Sprecher der Bettler genügte das Versprechen dass er oder seine verlumpten Männer die Waffe erhalten würden, sobald sie in die Hände der Helden von Zweimühlen viel. Schließlich seien sie die Helden von Zweimühlen die von keinem Schrecken aufgehalten werden konnten, so betonte der alte Mann.
Ungolf Ferdoker stimmte schließlich zu, aber verlangte vom Erwählten noch einen Eid, der nach einem Eidsegen der greisen Travia Geweihten Erlgunde Ganslieb gesprochen wurde. Der Erwählte gab sein Blut in eine Schale und bezeugte mit erhobenem Fingerstumpf, dass er im Namen der Travia niemals die Klinge gegen die Helden, Zweimühlen, das Kaiserreich oder die Zwölfe einsetzen würde, und wenn er diesen Eid je brechen sollte, würde er fortan nur noch stotternd sprechen können. Der Waffenknecht des Blutes hatte also sein Versprechen gegeben…wofür die verstümmelten Bettler und Vagabunden zukünftig in der Schlacht folgen würden. Mit seinem verbliebenen Auge blickte der stinkende Alte dem Hauptmann tief in die seinen und gemahnte diesen daran sich auch an sein Versprechen zu halten, bei dem Luidor der Vagabund Zeuge war.

Feindbewegungen

Nach diesem unheimlichen Handel berichtete der Erwählte, dass seine Kinder des Unrats beobachtet hätten, wie neben der Kriegsfürstin und Meisterin von Feuer und Chaos, Varena von Mersingen, die mit ihren verbliebenen Mordbrennern, Irrhalkengardisten, Aranischen Säbelschwingern, Schwarzen Reitern, Raubrittern und Schützen, auch die Kriegsfürstin und Frevlerin Lutisana von Perricum Zweimühlen verlassen hatte! Eine Nachricht die von kriegswichtiger Bedeutung war. Varena von Mersingen hatte Berler, auf ihrem Kriegsdrachen Arlopir reitend, kampflos erobert, da Rogar die dortigen fünfzig verbliebenen Greifengardisten unter Hauptmann Wulfhelm von Oppstein zum Verlassen der Kleinstadt überredet hatte. Eine Verteidigung der dortigen neuen bestenfalls zu drei Viertel fertigen Steinmauer, gegen eine solche Stärke des Feindes wäre eh nur eine Verschwendung von Menschenleben gewesen. Die Drachenmeisterin hielt in Berler, südlich der der Baronie Bröckling, nun die Stellung. Und würde sie die Mauer fertig stellen, würde das eine sehr starke Stellung.
Lutisana war überraschenderweise von Zweimühlen aus nach Süden aufgebrochen. Mit sich führte sie laut dem Erwählten, der recht präzise Angaben machen konnte, drei Banner „Mauerwölfe“, Svelltländische Schwertschwinger, mehr als achtzig Ferkina Barbaren, über siebzig Ferkina Schleuderer und etwa vierzig Sappeure der Finsterzwerge. Außerdem war einer ihrer beiden Bannmagier in ihrem Gefolge und der Ungolf bis dato namentlich noch nicht bekannte bullige Nekromant Nephrog von Yar’Dasham, zusammen mit seinen beiden großen Skelettogern und dem Prügelknaben, einem mächtigen Untoten aus Ritterknochen. Aber auch der Angroscho Cratosch Stahlhand und der grangorische Offizier Diriago Valadez, waren im Gefolge der legendären Söldnerführerin, die bereits drei Kaisern und einem Gott gedient hatte. Welche Ziele mochte Lutisana wohl im Süden verfolgen? Er musste seinen Baron schnellstmöglich von diesen Feindbewegungen in Kenntnis setzen. Lutisanas Stadthalter Vigo von Dunkelstein waren etwa dreihundert Verteidiger in Zweimühlen geblieben. Eine Zahl, die sie nun zusammen mit den hinzugewonnenen Vagabunden um etwa ein Banner überbieten konnten. Vorausgesetzt sie verhungerten nicht bis dahin in diesen zugigen Mauern, in denen es angeblich spukte. Hauptmann Ferdoker übertrug dem Zweimühler Burgoffizier Luidor das Kommando über ihre vorübergehende Machtbasis, die Bockelburg, quartierte die Bettler und Vagabunden im geräumigen Keller der Burg und ritt dann so schnell er konnte allein gen Burg Rabenmund.
Wie ihm zuvor geheißen, ließ der Erwählte über zwei Dutzend seiner Vagabunden im Umland der Bockelburg Stellung beziehen, wo diese als Späher fungierten, und betrat dann zusammen mit seiner Verstümmelten Garde, sich die Stümpfe seiner Finger reibend, den eigentlich von Rogar und Telor verbotenen Keller der Bockelburg unter dem die Katakomben der Finsternis lagen…

Tag des Zwists

Baronie Bröckling, Burg Rabenmund, 11. Travia, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Baron Rogar hatte sich im Laufe des Tages hauptsächlich in Answins Rittersaal aufgehalten und sammelte Informationen über die Rabenmunder Adligen. Hauptsächlich interessierte ihn wen sie als zukünftiges Oberhaupt des Hauses Rabenmund sahen, wer Darpatien ihrer Meinung nach, von ihnen regieren solle, was sie über Answin den Älteren von Rabenmund dachten, wie sie zur Kaiserin Rohaja und Lutisana von Perricum standen, und was sie über das Haus Bregelsaum dachten. Wann immer es ihm möglich war, machte er sich Notizen, die bald schon über ein ganzes Pergament füllten. Und je mehr er erfuhr, desto klarer wurde ihm, in welch einem Rabennest er sich hier befand. Telor von Randolphsforst hatte schon bald aufgegeben sich die ganzen Namen der Adligen zu merken, was sich sicher irgendwann rächen sollte.
Bashot Grim und Harad von Winterkalt von Talf besoffen sich derweil in der fahrenden Taverne außerhalb der Burg und ’sammelten’ dort Informationen unter den Waffenknechten und dem Gesinde. Aber schon bald sangen sie dort trotz des Regens und der Kälte feuchtfröhliche Lieder über abgeschnittene Ohren und nackte Kriegsfürstinnen.
Eyrún Blutaxt kümmerte sich um ihre Waffen und den zerrissenen Fellumhang des Reichsbarons, der durch vorherige Kämpfe arg lädiert aussah. Alrike von Zweimühlen von Östlich-Ochsenwacht beobachtete derweil Ritter Paske Gernot von Rabenmund m.H. bei seinen Wettkämpfen mit den anwesenden Knappen. Ucurians ehemaliger Knappe war nicht gerade unattraktiv mit seinen über eins neunzig Schritt, seinem dunkelblonden Kurzhaar, blauen Augen und seiner kräftigen Statur, war er eine gute Partie. Paske war in etwa ihrem Alter, vielleicht ein oder zwei Jahre älter, und kämpfte wirklich gut mit seinem Zweihänder. Paske war besonnen und ließ sich von seinen Gegnern nicht zu waghalsigen Manövern hinreißen. Er achtete die Regeln des ritterlichen Kampfes und zog nie einen Vorteil daraus, wenn einer der Knappen seine Waffe verlor, oder am Boden lag. Der Ausdauernde Ritter in seinem langen Kettenhemd war für sie wohl unerreichbar als Rabenmunder, einem altehrwürdigen wenn auch verrufenem Adelshaus. Wer würde sich schon für die zwar junge, aber einäugige Ritterin alten Schlages interessieren, die ihr letztes Turnier so entstellt hatte. Sie wagte nicht mit ihm die Klingen zu kreuzen und übte lieber mit dem König der Ritter Graf Danos von Luring, von dem sie noch ungemein viel lernen konnte. Der alte Graf verbrachte wirklich viel Zeit mit der Zweimühler Ritterin, ganz so, als sehe er vielleicht wirklich in ihr gar seine Nachfolgerin.
Telor unterhielt sich derweil mit Answins berüchtigter Hofmagierin Cathalis der Abtrünnigen, die aber erst in den Jahren der Wildermark in dessen Dienste trat. Die Feuerelementaristin vom Konzil der Elemente zu Drakonia war eine schlanke Maga mit blonder Hochsteckfrisur und grauen Augen, gehüllt oder besser gesagt gepanzert in einer Hartlederrobe und Lederzeug an Armen und Beinen. Offenbar scherte sie sich ebenso wenig um Gildenrecht und Kleidervorschriften, wie er, was sie gleich sympathisch machte. Aber er musste sich in Acht nehmen vor dieser gefährlichen Maga. Cathalis fragte ihn, was er tun würde, wenn die Wildermark wirklich befriedet werden würde, durch wen auch immer? Sie gemahnte ihn daran, dass für Magier wie sie und ihn, die fortwährend Gildenrecht brachen, in einem neuen Darpatien sicher kein Platz mehr wäre. Sie fragte ihn, ob er sich sicher sei, dass Reichsbaron Rogar ihn im Angesicht eventueller Pfeile des Lichts oder Bannstrahler, nicht fallen lassen würde wie eine zu heiß gewordene Kartoffel? Answin der Jüngere hatte ihr gegenüber auch schon derartige Andeutungen gemacht, gestand sie. Solange sie beide ihren Herren mehr nutzten als ihnen zu schaden, waren sie gerngesehene Angestellte in ihren Baronien. Aber eine befriedete Wildermark würde vieles ändern – und für sie nicht gerade zum Besten. Die Abtrünnige bot ihm seltene Alchemika zu Kauf an, darunter Bannstaub, Purpurwasser, ein Unsichtbarkeitselixier, und gar Borbarads Hauch! Aber er hatte nicht mal mehr ein Goldstück in seiner Robe, wobei ihm auffiel, dass er schon lange keinen Lohn mehr von Rogar erhalten hatte. Sie bot ihm auch magische Artefakte wie eine Tenobals Feder für einen Pfeilschaft, eine magische Schreibfeder, die eigenständig gehörte Sätze niederschreiben konnte und sogar einen Endurium Reif mit Mondsilberfäden, mit einer Nadel darin, der das Navigieren im Limbus ermöglichte, zum Kauf an. Sie bot ihm letzteres Artefakt zusammen mit dem Wissen über einen Limbus-Reisezauber zum Tausch gegen sein legendäres Magisches Zepter, das er neben seinem Zauberstab trug. Und er musste zugeben, dass das Angebot sehr verlockend war. Aber noch hielt er an seinem einzigartigen Zepter fest, auch wenn er sich merken musste, dass er in Cathalis vielleicht eine Maga gefunden hatte, mit der er Zauber austauschen konnte. Aber solange nicht klar war, auf wessen Seite sich Rogar schlagen würde, oder wen er auf seine Seite zog, war das zu gefährlich, wenn auch verlockend. Sie streichelte ihm sanft über die Schulter und verabschiedete sich mit den verheißungsvollen Worten: „Es gibt an geeignetem Ort und zur geeigneten Zeit nur einen einzig relevanten Zauber.“ Dabei warf sie ihm verführerische Blicke zu. „Wenn all dies hier vorbei ist, findet ihr mich in der Baronie Rammholz im Sichelhag, dort wird niemand nach mir oder Euch suchen…“ Worte die sich der Zauberer gut merkte.
Derweil beobachtete Rogar im Rittersaal, wie sich der unabhängige und rohajatreue Xandros von Rabenmund j.H., ein durch die Wildermark streifender Glücksritter und Veteran der Schlacht der Drei Kaiser, mit kurzen schwarzen Locken, Adlernase und zwei Morgensternen am Waffengürtel und verzierter Garether Platte, sich mit Rondrik von Rabenmund j.H. aus dem Gefolge des Ucurian anfreundete. Der lebenslustige, Hundertzwanzig Stein schwere und blonde Rondrik mit wohlklingender Stimme war wohl ein Ritter wie Xandros, und teilte mit diesem dessen Liebe für Heldenepen. Der in ein enges langes Kettenhemd gezwängte Rondrik trug ein Schwert in seiner Scheide neben einer Balestra und einen Schild auf dem Rücken, während er seinen Morion unterm Arm hielt.
Der in der Traviamark gesuchte, hagere und ruhelose Goswin der Jüngere von Rabenmund m.H., Baron von Bohlenburg, der nun hinzutrat, warf Mariella verächtliche Blicke zu und schimpfte über die Traviamark, was Rogar nicht wirklich wunderte. Dennoch stellte er sich vorsichtshalber hinter die Adlige, die es ihm überhaupt ermöglicht hatte hier zu sein. Goswin hatte Answin dem Älteren im Jahr des Feuers die Gefolgschaft auf Burg Rabenmund verweigert und schlug sich damals nach Rommilys durch um dort die damals noch lebenden Fürstin Irmegunde zu warnen. Auch er war in Garether Platte gepanzert und schleppte neben einem Schaller einen Anderthalbhänder mit. Seit dem Tod seiner Frau und Kindern war Goswin, der auf der Seite von Ucurian stand, ein harter und zu allem entschlossener Mann, der die Traviamark zutiefst hasste. Er machte keinen Hehl daraus, dass er es war, der die Wachgänse bei Zwerch Ende 1034 BF köpfen und ins Ochsenwasser hat werfen lassen. Vielleicht hatte er ihnen gar selbst die Köpfe abgerissen – zuzutrauen war es ihm.
Arnôd von Eulenberg der ’Sonnenritter’ mit Glatze und mit einer durch einen Schwerthieb gespaltenen Oberlippe, mischte sich ein und verwickelte Mariella in eine Diskussion über die Rechtmäßigkeit der Traviamark. Der Sonnenritter aus Ucurians Gefolge, der aber schon bald mit Telor ein ganz besonders Ziel seiner Vorurteile gefunden hatte, war von allen Anwesenden am schwersten gepanzert und war passenderweise mit Morgenstern und Schild ausgestattet.
Generell viel auf, dass fast ein jeder Adliger in der Burg Waffen trug und sich in Platte oder Kette panzerte, ganz so, als war man jederzeit bereit für eine zweite Blutnacht von Rommilys oder dergleichen. Die Spannung zwischen den Parteien war jedenfalls fast greifbar. Rogar hieß seinen Zauberer und auch sein restliches Gefolge acht zu geben, und warnte sie, dass die Situation hier jederzeit eskalieren konnte.

Festbankett

Endlich waren alle erwarteten Gäste bis auf den Answinisten und Söldnerhauptmann Hartwig von Rabenmund ä.H. angereist, so dass im Rittersaal ein großes Festbankett abgehalten werden konnte, dem ein gemeinsamer Travia-Dienst unter der Leitung von Mariella voran ging. Die angereisten Barden und Gaukler sorgten für teilweise ausgelassene Stimmung und Rondrik trug sogar mit seiner wohlklingenden Stimme alte Heldenepen vor.
Paske und der schüchterne Fredo Answin von Rabenmund m.H. begossen ihr Wiedersehen. Der rundliche Fredo mit dunkelblondem Pferdeschwanz, war ein Abgänger der Akademie der Magischen Rüstung zu Gareth. Der Weißmagier gehörte zwar zum Gefolge von Answin, stand aber aufgrund seines Bruders Paske, Ucurians Schwertsohn, zwischen den Stühlen und las gar während dem Essen in einem seiner Zauberbücher. Telor konnte Gildenmagier wie ihn nicht ab und lachte ihn einfach über den Tisch hinweg aus, wahrte aber gerade noch die Etikette. Fredo bemerkte zwar die Anfeindung von Seiten des mächtigen Zauberers aus Zweimühlen und hatte von dessen Fehlverhalten in Bezug auf Gildenrecht gehört, zog es aber vor, sich besser nicht mit dem ’Held’ anzulegen.
Außer Fredo und Erlgard Gragelsfort, der Schwert und Stablerin von Graf Danos war neben Cathalis der Abtrünnigen noch eine weitere Vollmagiebegabte anwesend. Die bekennende Hexe Syrina von Fuxfell-Rabenmund trieb wohl die Neugier zum Familienrat. Die blonde Schöne der Nacht, Mitte dreißig, war eine uneheliche Tochter des ältesten Sohnes Answins des Älteren.
Auf letztere hatte Telor aus unerfindlichen Gründen ein besonderes Auge - vermutlich gefiel sie ihm einfach sehr gut - aber auch die anderen Magier bis auf Erlgard beobachtete er sehr genau. Zumindest so lange, bis er dann doch etwas zu viel Wein getrunken hatte und zwischendurch auch noch versehentlich Rogars Pokal austrank. Baron Rogar zwar versuchte zwar, seinem Zauberer den Alkohol wieder wegzunehmen, aber nachdem Telor mit irgendetwas darin herumgerührt hatte, wie in einem alchemistischen Gebräu, wollte der Trollzacker daraus nicht mehr trinken. Telor griff im Suff an seinen Gürtel und bemerkte offenbar erneut, dass sein magisches Alicorn nach seiner Versteinerung in Zweimühlen verloren gegangen war. Irgendwie vergaß er das immer. Sonst jedenfalls hatte er immer aus dem Einhorn-Horn getrunken, was dann stets wie ein Antidot wirkte, weshalb er die Wirkung von Alkohol im Grunde nicht gewöhnt war.
Aber auch der Schwarze Ritter war schon wieder breiter als sonst, und Bashot hatte es gar nicht erst aus der fahrenden Taverne zum Festbankett geschafft, womit nun schon drei aus Rogars Gefolge über den Durst getrunken hatten und nicht mehr wirklich zu gebrauchen waren. Nur Alrike und Eyrún waren noch bei Sinnen. Die Fjarninger Söldnerin besaß zwar kaum Tischmanieren und aß mit den Händen, aber immerhin trank nur klares Wasser, da ihrer Kultur Alkohol nicht bekannt war.
Xandros stellte den Mägden nach und erzählte von der Belagerung von Rommilys, während Roderich von Rabenmund m.H. sich über bildende Kunst und Malerei unterhielt. Roderich, der kurzatmige Vogt von Wolkenried, der damals in der Blutnacht seine Eltern verlor wofür er die Bregelsaums abgrundtief hasste, wirkte in seinen dunklen Stoffen sehr düster und war der jüngere Bruder der Hohen Mutter der Travia-Kirche. Dennoch stand er auf der Seite von Ucurian, dem in seinen Augen zukünftigen Gewinner der Kämpfe in der Wildermark. Gerüchte besagten, dass er bereits seit Jahren an der Blauen Keuche litt, ohne daran zu sterben. Mittags war er Rogar und den anderen gar nicht richtig aufgefallen, und nur wer genau hinschaute, bemerkte, dass der Vogt neben einem Langschwert unter seinen Gewändern noch ein langes Kettenhemd trug. Von ihm wusste Rogar nur sehr wenig.
Während der ganzen Zeit musterte Ucurian von Rabenmund ä.H. den Gastgeber und Kriegsfürsten Answin den Jüngeren, der sich im Jahr des Feuers gerade noch rechtzeitig von seinem Großvater Answin dem Älteren losgesagt, und somit der Anklage des Hochverrats entkommen konnte, sehr misstrauisch. Ucurian, der Goldene Rabe und Führer des Falkenbundes, war genau wie bei den gescheiterten Verhandlungen in Hartsteen, in Garether Platte gepanzert. Und mit seinem Federbuschhelm aus Rabenfedern, der neben ihm auf dem Tisch ruhte, seinem poliertem Vollmessing-Rundschild hinter seinem Stuhl und seinem Langschwert ‚Strahl’, sah es eher aus, als sei er hier auf einem Kriegsrat, was aber auch für viele andere hier galt. Einst war Ucurian Burggraf der Festung Hohenstein und Vogt von Darpatien, bis die Kaiserin Darpatien auflöste. In der Folge widersetzte er sich diesem Beschluss und der Herrschaft der Travia-Kirche in der Traviamark. Von kürzlich verstorbenen ’Kaiser’ Selindian Hal von Gareth bekam er den Titel ’Kronverweser Darpatiens’ verliehen, was von Rohaja aber natürlich nie anerkannt wurde, womit auch er genau wie Answin der Jünger, als Kriegsfürst von Eigenen Gnaden galt.
Seine Leibwächterin Alandra Greifenklau, mit kurzem braunem Haar, die nur eine leichte Brigantina trug und sich darin sehr geschmeidig bewegte, wich ihrem Herrn in Burg Rabenmund nie von seiner Seite. Ihre diversen Wurfmesser und ihren Säbel, waren ihr am Torhaus abgenommen worden, da sie weder einen Adels- noch Kriegerbrief vorweisen konnte und auch nicht zum Haus gehörte. Aber diese Tatsache schien sie nicht zu stören.
Die Spannung stieg, als Goswin, der durch die Usurpation des Rabenkaisers Angehörige verloren hatte, mit Alwan von Unterallertissen-Rabenmund m.H., dem Baron von Immlingen aneinander geriet, der dem Usurpator als Herold gedient hatte und zuvor Knappe an dessen Hof war. Der Answinist war 1028 BF aus dem Kerker entkommen und hatte sich in seine Baronie in der Wildermark geflüchtet. Rogar zählte ihn natürlich zum Gefolge von Answin. Beergard von Rabenmund ä.H. die Baronin von Ochsenweide und ‚Braut der Blutnacht’ konnte gerade noch zwischen den beiden vermittelnd eingreifen. Baron Rogar, der bis zur Schlacht von Berler mit Beergard verbündet gewesen war wusste nicht allzu viel über die Blutnacht im Jahr 1022 BF, in dem sie auf Geheiß der Fürstin Irmegunde mit Wahnfried von Bregelsaum vermählt werden sollte. Ansonsten wusste er nur, dass Beergard am Fürstenhof aufwuchs, aber wohl offenbar nicht für das Kämpferhandwerk geeignet war, weshalb sie einige Jahre das renommierte Rechtsseminar zum Greifen zu Beilunk absolvierte, und einige Zeit unter dem Kanzler der Grafschaft Ochsenwasser von Hirschfurten tätig war. In Rogars Augen hatte sie einen Fehler begangen, als sie ihr damaliges Bündnis mit ihm aufkündigte und sich dem Falkenbund anschloss. Nach ihrer Freilassung aus der Gefangenschaft gab sie sich aber immer unabhängiger. Sie und Mariella waren im Grunde die einzigen, die hier wirklich versuchten diplomatisch zwischen den unterschiedlichen Familienparteien der Alt-Answinisten, Rohajatreuen, Traviaten und denen zu vermitteln, die eigene Ziele verfolgten.
Dann aber eskalierte das Fest völlig, als Xandros anfing Witze über Almada zu reißen und der betrunkene und streitlustige Dom Raimundo Ingeniosus von Agum, ein Bastard Leomars vom Berg und Gefolgsmann Ucurians, diesem dafür einfach aufs Maul schlug! Der Magnat mit guten Kontakten nach Almada, der auch Ucurian damals zum Bündnis mit Selindian Hal geraten hatte, ließ Travia sei Dank seinen Raufdegen stecken, griff dann aber zu seinem Vollmetallbuckler, den Xandros noch gerade so abwehren konnte. Viele, die Ucurians Söldnerhauptmann kannten bangten nun, dass dieser gleich in Kampfrausch verfiel und hielten den Bastard fest, nicht aber ohne dass Xandros ihm noch eine mit geben konnte. Erst ein Wink von Ucurian stellte Raimundo ruhig, so dass dieser sich mit einer vollen Karaffe Wein zurückzog. Es kam einem göttlichen Wunder gleich, dass das ‚Fest’ nicht noch weiter ausartete – von wegen ’Haus und Blut, höchstes Gut’…
Freundlicherweise erinnerte Ucurian Rogar, kurz bevor er sich vom Fest zurückzog, an die zweihundert Dukaten Kopfgeld, die er auf den Trollzacker Barbarenprinzen hatte aussetzen lassen, und dass er nur hier auf Burg Rabenmund sicher sei, da Answin ihm das Gastrecht gewährt hatte. Von irgendwelchen Bündnissen mit den Rabenmundern gegen Lutisana war Rogar jedenfalls meilenweit entfernt.
Nachdem Telor sturzbetrunken nachts noch durch Burg Rabenmund geisterte, weil er den Abort nicht fand und eigentlich auch gar nicht mehr wusste, wo er hier überhaupt war, und dann letzten Endes den Weg in Rogars Zelt im Burghof doch noch fand, legte sich der Zauberer einfach auf seine von Rogar durchtrennten Überreste des fliegenden Teppichs und schlief dann endlich ein.
Bashot Grim, der lieber mit den Waffenknechten und dem Gesinde draußen vor der Burg gesoffen hatte, zog den schwer gepanzerten Schwarzen Ritter noch aus dem Burggraben, der beim Kotzen vornüber gefallen war und legte sich dann einfach auf Rogars Streitwagen, wo er davon träumte an Rogars statt das Große Donnersturmrennen zu fahren…

Eröffnung des Rats

Baronie Bröckling, Burg Rabenmund, 12. Travia, Tag der Treue, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Am nächsten Morgen hatte Telor einen Werwolf, eine irgendwie unpassende Bezeichnung, wenn er daran dachte, dass eine ihrer Gefährtinnen vielleicht wirklich zu einem Werwesen werden konnte. Nach und nach erwachten die Helden von Zweimühlen und auch der Rest der Burg Rabenmund zum Leben.
An diesem Vormittag erreichte auch der Waffenknecht des Blutes die Burg und erstattete seinem Baron Bericht über die Feindbewegungen und den Handel, den er in ihrem Sinne mit dem Erwählten der Bettler geschlossen hatte. Der Rochshaz war gar nicht überfreut darüber, dass sein Hauptmann die Bettler im Keller der Bockelburg einquartiert und diesen seltsamen Handel geschlossen hatte, den er so nicht gut heißen konnte, geschweige denn erfüllen wollte. Sobald er die Klinge Götterschlag wieder in Händen hielt, würde er sie dem nächst besten Praiosgeweihten in die Hände drücken, damit er von der Last des verdammten Schwertes endlich befreit sein würde. Rogar erklärte seinem Gefolgsmann hier die Situation und offenbarte ihm, dass er gerade noch rechtzeitig zur Testamentseröffnung angekommen war.
Die eine Stunde später stattfindende Eröffnung des Rates, begann Answin der Jüngere jedoch mit der Frage des Familienoberhauptes – eine Würde, die ihm für die Wiedererschaffung von Irmegundes letzten Willen und der damit vollzogenen Einigung des Hauses ihm selbstredend zustehe – was zur Folge hatte, dass der Rat schon zu Beginn eskalierte. Bevor die Frage des Familienoberhauptes nicht geklärt war, wollte Answin der Jüngere das Testament nicht eröffnen. Stimmen wurden laut, dass er, Answin der Jüngere, im Grunde die Stammburg der Rabenmunds nur als Kriegsfürst besetzte.
Es folgten hitzige Diskussionen, bei denen Alwan und Rondrik derart aneinander gerieten, dass sie sich gegenseitig zum Duell herausforderten, das auch sogleich im Innenhof der Burg stattfinden sollte. Die Raben eilten den Streitenden hinterher um dem Ausgang des Kampfes beizuwohnen, und nicht etwa um sie von diesem abzuhalten. Der fettleibige Rondrik unterlag jedoch aufgrund einer Tollpatschigkeit, als er sich während des Duells auf dem nassen Kopfsteinpflaster regelrecht aufs Maul legte. Immerhin verschonte Baron Alwan sein Leben.
Aber kurz nachdem sich die Raben wieder zusammengefunden hatten, folgte der nächste Zwist.
Raulwine von Luring-Rabenmund, eine betörende, aber auch einschüchternde Frau von über vierzig Sommern, war die ehemalige Vögtin der Halsmarkt, Witwe von Arnwulf von Rabenmund, der im Jahr des Feuers sein Leben ließ und darüber hinaus Nichte von Graf Danos. Raulwine diente im Gefolge des nicht anwesenden Barnhelm von Rabenmund ä.H., dem einzigen noch lebenden Kind Answins des Älteren, und der somit einer eventuellen Thronfolge noch näher war, als Answin der Jüngere. Barnhelm hatte als Knappe am kaiserlichen Hof gedient und war nach der Answinkriese zum Graf von Ochsenwasser aufgestiegen. Er und Ucurian waren Vettern, die jedoch in der Frage um die Thronfolge Darpatiens miteinander in Konflikt gerieten. Barnhelm war es damals gelungen sich mit der Kaiserin Rohaja zu verbünden, die ihn damals zum Marktvogt der Kaisermark Gareth erhob. Er und sein Sohn Answin der Jüngere hatten sich jedoch miteinander überworfen und waren seitdem arge Kontrahenten. Raulwine verkündete eine Botschaft Barnhelms, in der er seinen Sohn Answin den Jüngeren als „ungezogen und missraten“ bezeichnete.
Ludian von Rabenmund m.H., der jüngste Bruder Goswins und beste Freund Answins des Jüngeren, stand daraufhin auf, und verpasste Raulwine eine schallende Ohrfeige, die die große blonde Frau fast zu Boden geworfen hätte! Ein Schlag, von solcher Härte, wie man ihn dem eher schwächlichen und häufig kranken Ritter nicht zugetraut hätte. Offenbar war das Gesagte zu viel für den Anhänger Answins, der diesem oft nach dem Mund redete.
Raulwine beantwortete die Ohrfeige damit, dass sie ihren Handschuh auszog, ihn Ludian vor die Füße warf und Rache schwor. Rogar und auch viele andere waren nun auch auf den Beinen und Answins Ritter griffen bereits nach ihren Schwertern! Telor konzentrierte sich bereits auf einen Zauber, während Ungolf Ferdoker sich dazu bereit machte, seinen Herrn notfalls mit seinem Großschild abzuschirmen. Auch Eyrún, die zweitgrößte im Rittersaal, neben Rogar, die leider ohne Waffen war, spannte ihre Muskeln an.
Dann zischte Ucurian ein tödlich ruhiges „Es reicht jetzt!“ woraufhin er sich erhob und einfach wortlos den Raum verließ. All seine Gefolgsleute, also fast die Hälfte des Raumes, folgten ihm nur wenige Augenblicke darauf, so dass der Rat im Grunde beendet war, bevor das Testament überhaupt verlesen werden konnte…
Die Fortsetzung des Rates gestaltete sich überaus schwierig, da Ucurian dazu nur bereit war, wenn Ludian sich bei Raulwine entschuldigen würde. Dieser jedoch war dazu wiederum nur bereit, wenn sein Herr Answin das anordnete. Die Helden von Zweimühlen versuchten zwischen den Streitenden zu vermitteln, was schwerer war, als waffenlos einen Tatzelwurm zu bezwingen und den ganzen Rest des Tages dauerte. Letzten Endes gelang es Rogar, der seit den Jahren seiner Herrschaft als Baron von Zweimühlen immer redegewandter geworden war, die ernst gemeinte Entschuldigung von Ludian Raulwine gegenüber zu erhalten. Dennoch war für die rachsüchtige adlige Botin Barnhelms hier das letzte Wort noch nicht gesprochen. Aber Ucurian war zumindest nun wieder bereit dem Rat weiter beizuwohnen.
Angesichts der Umstände war die anfangs gestellte Frage, nach der Führung des Hauses zweitrangig. Answin der Jüngere vertagte lediglich die die Antwort darauf, wonach wieder alle bereit waren ihm zuzuhören.

Der Fürstin letzter Wille, zum Ersten

Baronie Bröckling, Burg Rabenmund, 13. Travia, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Erst am Abend des nächsten, ausgerechnet dreizehnten Tages sollte das Testament nun endlich eröffnet werden. Alle Rabenmunder mitsamt Gefolge und auch die Helden von Zweimühlen waren anwesend, um diesem besonderen Moment beizuwohnen. Nur Mütterchen Quellina hatte sich schon zur Nachtruhe begeben, da ihr das alles zu viel wurde.
Answin ließ sich die Lederrolle bringen und durch Mariella und die Helden bestätigen, dass das Siegel intakt war. Der Kriegsfürst der Burg Rabenmund brach das Siegel und ein einzelnes Blatt edlen Pergaments fiel auf den Tisch vor ihm. Es war gesiegelt mit dem goldenen Siegel der Rabenmunds und mit Irmegundes persönlicher Signatur unterzeichnet. Mariella hatte die Ehre vorzulesen…

Ihre Allertraviagefälligste Durchlaucht Irmegunde Miria von Rabenmund ä.H.,
Fürstin Darpatiens. Gegeben im Fürstenpalast zu Rommilys von eigener Hand im Tsamond des 1028ten Götterlaufs nach dem Falle Bosparans

Die Heiligen und Unteilbaren Zwölfe seinen meine Zeugen, die milde Travia, Eidherrin ihnen allen voran!

Eingedenk des Mottos unserer Familie, die seit jeher das Fürstentum für die Könige und Kaiser zu Gareth verwaltet, „Haus und Blut – höchstes Gut“, muss ich in diesen schwierigen Zeiten und weil Tsa mich nicht mit eigenen Nachkommen gesegnet hat, von meinem seit Fürst Randolph verbrieften Recht Gebrauch machen, kraft meines Willens einen Nachfolger für das Fürstentum zu benennen. Denn nur durch diesen Akt erscheint es mir möglich, mein geliebtes Darpatien, dieses traviagesegnete Land, in Einigkeit zu halten und sowohl die Ordnung des Götterfürsten wie auch die Tugenden der Heiligen Mutter trefflich durchzusetzen.

Sollten wir den Tode finden, so bestimmen Wir, Irmegunde aus dem älteren Hause Rabenmund, rechtmäßige Fürstin von Darpatien, zu der Brin der Reichsbehüter uns bestallte, zu Unserem Nachfolger den erstgeborenen Sohn Unseres Vetters Barnhelm, denn allein in ihm sehen wir die Zukunft Darpatiens in sicheren Händen. Durch die Kirche der Gütigen Mutter ist Answin der Jüngere als erbfähig bezeugt und wir empfehlen Unseren Neffen dem Segen des Götterfürsten und der Herdmutter, auf dass er besonnen, gerecht und milde herrsche, so wie Wir uns bemüht haben, es stets zu tun. Mögen die guten Götter Unsrer Seele gnädig sein und sie in ihre Paradiese aufgenommen haben, wenn Ihr dies lest.

I M R

Bezeugt durch die gütige Mutter und
Seine Ehrwürden Herdfried von Albenhus


Noch während der Verlesung schrie Answin der Jüngere triumphierend auf, wobei Rogar auffiel, dass er nicht so überrascht war, wie er sich gab. Nun entbrannte ein Tumult unter allen Adligen und Ucurian rief immer wieder kreidebleich: „Fälschung, FÄLSCHUNG! Das Testament ist eine plumpe FÄLSCHUNG!“ Alle vorherigen Eskalationen im Rittersaal schienen nur wie Vorgeplänkel zu dem was nun in der Halle entbrannte. Die Raben plärrten sich lauthals und diesmal mit gezogenen Waffen und teilweise in Schildformation, gegenseitig an! Magier sprachen bereits heimlich Schutzzauber und man schaute sich bereits nach besseren Kampfpositionen um, und vor allem wer links und rechts neben einem stand.
Plötzlich trat Mariella unbewaffnet und ohne Rüstung zwischen die Waffenstarrenden, rief die Göttin Travia selbst um Hilfe an, und verkündete warum sie die alte Quellina, die Leibzofe der Irmegunde, die Zeugin der Testamentsschreibung gewesen war, mitgebracht hatte. Langsam senkten sich die Waffen und die Stimmen wurden gesenkt. Am nächsten Morgen solle ihr das Testament vorgelegt werden, ein Vorschlag, dem alle Adligen zustimmten.

Ein Testament zu prüfen

Zunächst einmal verglichen sie aber am gleichen Abend noch die Handschrift, mit alten Texten Irmegundes, die sich auf der Rabenburg fanden. Und diese stimmten überein, was sogar Ucurian zugeben musste. Seltsam war aber, dass das Testament nur einen Zeugen nannte, und von Quellina gar keine Rede gewesen war. Die Leibzofe hatte Mariella zuvor gesagt, dass die Fürstin das Dokument mit ihrem persönlichen Siegelring gesiegelt hatte, was aber hier nicht der Fall war. Dann wurde Answin dazu befragt, wie er überhaupt in den Besitz des Schreibens gekommen sei. Dieser nannte Barduon Orwin von Sturmfels als den Überbringer, der ebenfalls anwesend war, sich aber die ganze Zeit zurückgehalten hatte. Der Ritter mit kurzen blonden Haaren und gepflegtem Vollbart, zuckte nervös mit den Augen, als er erzählte, wie er Anfang Efferd auf der Burg eintraf. Er gab an, das Testament in Rommilys gefunden zu haben, wo die Travia-Kirche höchst selbst ihm das Schreiben aushändigte, um es dem ’Oberhaupt’ des Hauses Rabenmund zu überbringen! Er hätte sich dann für Answin den Jüngeren entschieden, da dieser schließlich die Herrschaft über die Stammburg innehatte und auch immer noch hat.
Dagegen sprach aber Quellinas vorherige Angabe, die sie Mariella mehrmals gesagt hatte, dass das Testament „an einem Mann von großer Ehre“ übergeben wurde, wobei das die Travia-Kirche ja nicht unbedingt ausschloss. Aber einige Tage zuvor hatte sie erwähnt, dass das Testament aus Rommilys fortgeschafft worden sei, wohin konnte sie Mariella an dem zurückliegenden Tag nicht sagen, nur dass es innerhalb Darpatiens blieb und an keine Kirche übergeben wurde. Mariella meinte sich erinnern zu können, dass es ein Bote aus dem Haus Hauerndes war, aber die alte hatte im Laufe ihrer Reise hierher vier unterschiedliche zukünftige Fürsten und Fürstinnen genannt, die im Testament stehen sollen, je nach aktuellem Geisteszustand der alten Frau. Und das behielt sie erst einmal für sich, obwohl sie wusste, dass die arme Leibzofe niemals einem Kreuzverhör standhalten würde und sich ja noch nicht einmal daran erinnern konnte, was es am Tag zuvor zum Frühstück gab, geschweige denn, welcher Tag denn aktuell gerade war. Mariella fürchtete, dass Quellina ihnen nicht wirklich weiterhelfen würde, aber es wäre morgen früh ein Versuch wert. Telor traute Ritter Barduon nicht, und war sich sicher, dass das nervöse Augenzucken nur ein Dämonenmahl sein konnte, was er seinem Herrn auch direkt mitteilte. Rogar, der aber derartigen Anschuldigungen langsam überdrüssig war, drückte seinen Zauberer weg, wusste er doch, dass dieser sich auch schon beim letzten Mal diesbezüglich bei Larissa Goschner getäuscht hatte.
Verzweifelt fragte Ucurian immer noch am selben Abend, während er sein goldenes Praios-Amulett umklammerte, ob denn hier Magie weiterhelfen könne? Telor überlegte kurz und gestand dann, dass es einen Zauber gab, mit dem man das Pergament selbst befragen konnte, nur beherrschte er den Objectovoco nicht. Rogar fragte in die Runde der insgesamt fünf Magiebegabten, als Fredo schüchtern die Hand hob, und gestand, dass er dem Objekt vielleicht drei Fragen entlocken konnte. Stundenlang wurde daraufhin hin und her überlegt, welche drei Fragen das sein könnten, unter der Berücksichtigung, dass das Pergament vermutlich ’dumm wie ein Stuhl’ war. Letzten Endes brachte es ihnen nichts, außer dass das Pergament sich offenbar sicher war, dass es von einer Frau geschrieben wurde, aber auch, dass zuvor Magie auf es angewandt und mit ihm interagiert wurde. Telor, der zuvor einen Hellsichtzauber auf das Schriftstück gesprochen hatte, als es sich noch in der Hülle befand, behielt seine Vermutung, dass er derjenige gewesen sein ’könnte’, aber für sich.
In dieser Nacht kamen sie nicht weiter, so dass Rogar wohlgemerkt erst nach Stunden des Rätselns befahl, dass die Leibzofe von Hauptmann Ferdoker bewacht werden solle, wobei sich Graf Danos noch anschloss. Sie traten in den Burghof, zu den Zelten, die dort notdürftig für sie aufgeschlagen waren, aber Quellinas Schlafstädte war leer!
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 27.08.2014 23:36, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Maha Vairocana »

Eine Tote Zeugin

Baronie Bröckling, Burg Rabenmund, 14. Travia, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Nachdem die alte Dame abgestochen auf dem Abort des ersten Obergeschosses gefunden wurde, war die gesamte Burg, deren Tor nachts geschlossen war, noch vor dem Morgengrauen wach! Mit dem Fund der Leiche wurden sofort Verdächtigungen gegen Answin den Jüngeren laut, die dieser entrüstet von sich wies. Seine standesbewusste Gemahlin Sylpurga von Mersingen-Rabenmund bestätigte, dass ihr Mann sich die ganze Zeit, als noch Stunden die Echtheit des Testaments angezweifelt wurde, in ihrem Gemach befand. Die etwas prüde wirkende Frau, mit dunkelbraunem Zopf, und schmalen Lippen, wirkte sehr überzeugt, in dem was sie sagte. Mariella bat die Helden darum, ihr bei der Aufklärung des feigen Mordes zu helfen, einer Bitte der diese natürlich direkt nachkamen.

Falsche Fährten und ein überführter Mörder

Im Laufe des Vormittags verbreitete sich das Gerücht, dass die alte Quellina zusammen mit Raulwine gesehen worden sei, die kein Alibi für die Mordzeit vorweisen konnte. Aber schnell überführten die misstrauischen Helden den Gardisten der Lüge, und erfuhren, dass dieser auf Geheiß von Giara Dunkelweiher, dieses Gerücht verbreitet hatte. Auf Nachdruck ihres Herrn Answin dem Jüngeren wurde dann auch bald klar, dass Ludian sie dazu angestiftet hatte, das Gerücht mit Quellina und Raulwine zu streuen. Im Beisein von Answin wurde Ludian zur Rede gestellt und nach seinem Dolch gefragt, aber die Dolchscheide war leer. Er erzählte, dass Raulwine ihm den Dolch vor zwei Tagen gestohlen hätte. Eyrún erinnerte sich jedoch mit absoluter Sicherheit daran („1“ bei KL-Probe), dass der Adlige den Dolch einen Tag zuvor noch bei sich hatte – sie interessierte sich sehr für die Bewaffnung der Adligen und Wachen. Die Fjarningerin packte daraufhin den besten Freund des Burgherrn am Hals und schlug ihn gegen die Wand. Ein Griff, mit dem sie bereits in jungen Jahren einen ausgewachsenen Firunsbären erwürgt hatte! Gleichzeitig redet Hauptmann Ferdoker von der Seite auf den Rabenmunder ein und nimmt ihn ins Kreuzverhör. Kurz vorm Ersticken, gesteht Ludian von Rabenmund die Tat und sackt in sich zusammen! Er gibt an, dass er die alte Leibzofe nachts zur Rede stellen wollte und sie dann im Streit, im Affekt niederstach. Den Dolch, die gesuchte Tatwaffe, habe er den Abort geworfen. Answin der Jüngere war außer sich, dass ausgerechnet sein Freund Ludian der die Tat begangen hatte, und ließ ihn kurz darauf von seinen Burgwachen in das Burgverlies werfen – ein über drei Schritt tiefer lichtloser Schacht, der feuchte und glatte Wände aufwies und von einem dicken Eisengitter abgeschlossen war, vor dem die Treppe abrupt endete…

Quellinas Wissen und wohin es führt

Für die Helden von Zweimühlen, Mariella und viele anderen war klar, dass das Testament ein Fälschung sein musste. Und die einzige ’Zeugin’ war nun in Borons Hallen. Dass der junge Ritter aus dem Hause Hauerndes sein sollte, behielt sie weiter für sich, da sie sich nicht wirklich war, ob die Alte hier nicht geirrt hatte. Mariella befragte zusammen mit den Helden vier der auf der Burg anwesenden Adligen, die auch bei der Belagerung von Rommilys dabei waren: Baron Goswin, Ritter Rondrik, Paske und Xandros.
Goswin betonte, dass er sich während der Belagerung mehr um seine Kinder sorgte, die sich zu dieser Zeit auch in der Stadt befanden und eingeschlossen waren. Fast keines hatte den damaligen Winter überlebt.
Rondrik wusste nur etwas von einem Dienstritter mit roten Haaren, namens Ofran von Hauerndes, auf dessen Dienste seine Schwester öfter zurückgriff. War das der Gesuchte? Rondrik war sich aber nicht sicher, ob Ritter Ofran die Belagerung überlebte. Jedenfalls hatte er ihn seit über sechs Jahren nicht gesehen.
Paske war damals sechzehn Jahre alt und noch Knappin bei der Fürstin, bis nach deren Tod Ucurian seine Ausbildung übernahm. Paske erinnerte sich an Ofran, da er oft mit ihm zusammen übte und gab an, dass er immer sehr lebendfroh und vor allem pflichtbewusst war. Was aus ihm wurde, wusste Paske nicht, jedenfalls weilte er nach der Befreiungsschlacht nicht mehr in Rommilys.
Xandros der oft an der Seite von Ofran gekämpft hatte, erinnerte sich noch gut an den Dienstritter. Anfang Tsa, als 1028 BF als Schatten und Zweifel zunahmen, wurde Ofran von der Fürstin mit einem offenbar wichtigen Auftrag betraut. Mit einer Hand voll Getreuen sollte er den Belagerungsring durchbrechen und sich nach Hallingen begeben um dort um Entsatz zu bitten. Von einem Testament war aber keine Rede, zumindest erwähnte Ofran es nicht. Xandros selbst gehörte zu den Streitern, die den Dienstritter mit einem Ausfall deckten. Fast alle außer ihm mussten damals ihr Leben geben, damit Ritter Ofran von Hauerndes damals durchbrechen konnte.
Aber was machte es für einen Sinn, dass Fürstin Irmegunde ihr Testament ausgerechnet dem Haus Bregelsaum bringen sollte, einem verfeindeten Haus? Doch zum Hallinger Burggraf Wolfhelm von Pandlarin-Bregelsaum passte die Aussage Quellinas, dass das Testament einem „Mann mit großer Ehre“ anvertraut werden sollte. Für viele Rabenmunder war es wie ein Schlag ins Gesicht, wenn es stimmte, dass die Fürstin ihrem alten Kontrahenten mehr vertraute als der eigenen Familie. Aber selbst wenn es stimmte, warum hat Burggraf Wolfhelm das überaus wichtige Schreiben zurückbehalten? Nur in Hallingen würde es darauf eine Antwort geben…
Zuletzt geändert von Maha Vairocana am 22.03.2013 00:30, insgesamt 1-mal geändert.
"So warf ich deinen Kadaver von den blutgetränkten Klippen hinab in die schäumenden nachtblauen Wogen..."

Adalbert
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Adalbert »

Vielen Dank für diese wunderbaren Abenteuergeschichten. Davon sollte es viel mehr geben!
Wird jeder der Hauptcharaktere durch einen Spieler geführt oder sind es immer mehrere Charaktere die pro Person dargestellt werden?

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Dark-Chummer
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

(@: Adalbert, danke für dein Lob und sorry, dass es immer ein wenig dauert, bis ich antworte, da ich meist den nächsten Spielabend immer noch darunter setzen möchte. Um deine Frage zu beantworten: Nein, alle Charaktere, also die Gefolgsleute des Spielerbarons, werden auch von jeweils nur einem Spieler geführt. Ich hab insgesamt zehn (!) Spieler am Tisch sitzen, und bin froh, dass die nicht immer alle gleichzeitig Zeit haben :-). Alle anderen NSC werden natürlich von mir geführt. Wenn ein Spieler mal nicht da ist, dann kann man das meist rauslesen aus den Spielberichten. Die Spielerin, die sich bei den Wer-Knechten infiziert hat, muss aktuell durch die Lykanthropie gezwungenermaßen aussetzen. Wenn es den Spielern nicht gelingt sie von dem Fluch zu befreien, wird der Anführer der Gruppe sie töten müssen, um keine zweite Werwolfsplage zu riskieren. Die Zeit und eine verschollene Pflanzenkundige Trollzacker-Kundschafterin arbeiten gegen sie...)


13. Spielabend: Auf nach Hallingen

Baronie Bröckling, 15. Travia, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Rogar reiste zusammen mit Harad, Bashot, Telor und Eyrún gen Hallingen, während Alrike, Ungolf und Danos auf Burg Rabenmund verblieben um dort eventuell schlimmeres zu verhindern. Rogar, der immer noch keine Nachricht seiner Kundschafterin hatte, oder überhaupt deren aktuellen Aufenthaltsort kannte, führte selbst seinen Trupp durch die Wildnis. Sie wählten die siebzig Meilen querfeldein durch die Baronie Bröckling, Schlotz und Hallingen. Die zweihundert Meilen über die Reichsstraße durch die Ruinen von Wehrheim und durch die Baronie Brücksgau, waren ihnen zu lang.
Unterwegs redete Telor immer wieder auf seinen Baron ein, und versuchte ihm klar zu machen, dass eine Befriedung der Wildermark für alle und hauptsächlich ihm seinem Hofmagus nur Nachteile einbrachte. Er fragte den neuadligen Rochshaz, warum er nicht einfach seine Stadt zurückerobern, und sich dann eine Baronie nach der anderen unter den Nagel reißen würde? Wie früher in den guten alten Kriegsfürsten-Zeiten, in denen Rogar, Ladril, Durgin und er ihre Stärke und Macht zeigten, und einfach jeden erschlugen, der sich ihnen in den Weg stellte. Telor vermisste diese Zeit. Er fragte seinen Herrn und Freund, wie er sich verhalten würde, wenn die Pfeile des Lichts ihn finden würden. Rogar gab ihm darauf keine wirkliche Antwort, sondern hielt ihn einfach weiter hin. Der riesige Reichsbaron machte seinem Hofmagier klar, dass er den Pfad der Kaiserlichen und der Kaiserin nicht mehr verlassen würde und dass Telor der Zauberer sich diesem Weg anzupassen habe. Worte die Telor den ganzen Weg über beschäftigten.

Lichtsucher

Am selben Tag noch begegneten sie einer neunköpfigen, pilgernden Heldengruppe, die sich, wie sie sagten, auf der heiligen Quanionsqueste befanden. Sie nannten sich selbst die Lichtsucher. Angeführt wurden sie von einer alten, adligen Praiosgeweihten in Toschkril-Harnisch mit doppelköpfigem Kriegsflegel und einem schwergepanzerten geweihten Bannstrahler mit verziertem Warunker Hammer. Der Rest der Heldengruppe bestand aus einem Krieger mit Schwert und Schild in mit stählernen Greifenfedern verzierter Garether Platte aus dem Haus der Hohen Kriegskunst zu Eslamsgrund und einer grimmig dreinblickenden erzzwergischen Handwerkerin mit Schmiedehammer und Lindwurmschläger. Dahinter folgte ein großer und stämmiger Henker mit ortlastigem Richtschwert, das mit praiosgefälligen Motiven und Wahlsprüchen verziert war. Vier weitere Gestalten, darunter ein Weißmagier, ein Grenzjäger, und zwei Verhüllte, bildeten das Schlusslicht.
Während der Bannstrahler natürlich direkt ein weit geöffnetes Auge auf Telor warf, und seinen Hexenhammer bereits fester packte, hatte die Alte Geweihte an der Spitze der Gruppe, diesen jedoch gut im Griff und grüßte alle Helden von Zweimühlen im Namen von Praios. Die mystische Alte erzählte Rogar, dass sie in ihren Visionen einen Hünen sah, der sich zwischen ’Drachenwut’ und ’Wolfskrallen’ entscheiden werden müsse.
Während der gewaltige Trollzacker noch über die Prophezeiung nachdachte, berichtete die gebeugte Praiosgeweihte von einer Meisterin von Feuer und Chaos, auf einem Kriegsdrachen reitend, mit einer kleinen beweglichen Streitmacht aus Aranischen Säbelschwingern, die Richtung Mittnacht ritt! Zu gerne hätten sich die fremden Helden dieser Übermacht entgegengestellt und im vermutlich hoffnungslosen Kampf auf weitere Visionen gehofft, aber die Feinde der Ordnung und des Lichts waren beritten einfach zu schnell und verfolgten offenbar ein wichtigeres Ziel, als sich mit ihnen rum zuschlagen. Die adlige Geweihte bat die Helden von Zweimühlen darum, den Süden Weidens zu warnen und machte sich mit ihren Lichtsuchern weiter auf Richtung Burg Auraleth – dem Stammsitz des Ordens vom Bannstrahl Praios’.

Der Wutzenwald

Baronie Schlotz, 16. Travia, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Die Zweimühler Helden durchquerten die freien Hügelzüge der Baronie Schlotz zwischen Kahirswalden und Sokramshain, die nur von kleinen Wäldchen und Weiden unterbrochen wurden. Viele Reisestunden später sahen sie den berüchtigten und sagenumrankten Wutzenwald vor sich, in dessen Zentrum irgendwo der Gernat entsprang. Der Großteil der Landschaft war nicht urbar gemacht und unberührt. Ein kaum sichtbarer Trampelpfad führte sie vorbei an einem düsteren Gut namens Schattenholz, dem Herrschaftsbereich von Traviahold von Schnayttach, „dem Bastard“ aus dem Wutzenwald. Reichsbaron Rogar hatte schon von dem berüchtigten Ritter alten Schlages und seiner schlagkräftigen Lanze gehört. Sie umrundeten das Rittergut in sicherer Entfernung und bewegten sich entlang des großen Waldrandes gen Nordwesten. Den kleinen Wutzenbach überquerten sie beim gleichnamigen Dorf mit seinen schätzungsweise hundertsiebzig Einwohnern und ritten hier direkt in den Wutzenwald ohne es zunächst zu bemerken. Die mit Kriegssensen bewaffneten Bewohner des letzten Dorfes hatten sich nicht gezeigt, und auch den kleinen Schrein vom Gott des Waldes, bemerkten sie nicht einmal – wohl zum Glück der Wutzenbacher, denn Harad von Winterkalt wusste sehr wohl, wer sich hinter diesem ‚Gott’ verbarg, da er mit dem ‚Kult’ schon einmal aneinander geraten war…
Langsam ritten sie weiter in den Wald, den die meisten Schlotzer abergläubig mieden, ohne zu merken, dass ihnen jemand gefolgt war. Sie wagten sich weiter in den Wald als jeder Jäger oder Fallensteller und Regen durchweichte wieder einmal ihre Kleidung und Ausrüstung. Irgendwann stießen sie endlich auf den Gernat, der eine Breite von fünf bis sechs Schritt hatte, aber nicht besonders tief war. Sie folgten weiter dem Oberlauf des Flusses und suchten nach einer günstigen Stelle um diesen zu durchreiten.
Kurz vor der Überquerung gerieten die Helden in einen Hinterhalt eines Fallenstellenden Baumdrachens, dessen Schlagbaum-Falle Bashot schwer verletzte und dessen Gladiatorenschulter zertrümmerte. Telor gelang es schließlich den schwererkennbaren Baumdrachen, der über messerscharfe Greifklauen verfügte, mittels eines Paralü Paralein temporär zu versteinern. In einem hohen Baum fanden sie noch eine Art Nest, in dem bis auf ein silbernes Amulett aber nur wertloser Tand versteckt war – das richtige Nest, mit seinen beachtlichen Schätzen, die der Drache in seinen bisher über neunzig Jahren angesammelt hatte, blieb den Helden jedoch verborgen…

Kaiserlich Hallingen

Kaiserlich Hallingen, Ort und Burg Hallingen 17. Travia, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Einen Tag darauf betraten sie das Stammland der darpatischen Bregelsaums – das kaiserliche Lehen Hallingen, indem laut Zordan von Elenvina, der Burggraf immer als Baron fungierte. Die mächtige Trutzburg thronte über einem Ort gleichen Namens, in dem unauffälliges, aber geschäftiges Treiben herrschte und der drei Tempel aufwies – Rondra, Praios und Travia. Das Wappen der Baronie, ein grüner Schild mit goldenem Bord, darauf die goldener Scheibe, der ‘Sonnenapfel‘ des Hauses Bregelsaum, belegt mit einem steigenden, roten Greif, wechselte sich oft mit dem Wappen des Kaiserreiches ab. Es hatte den Anschein, dass der Burggraf zumindest die kaiserlichen Lande zurzeit gut im Griff hatte. Die Helden teilten sich zunächst einmal auf und erkundeten den Ort um eventuelle Informationen über den Verbleib des Testamentes zu erfahren, und um ihre Ausrüstung aufzubessern.
Bashot und Eyrún suchten den örtlichen Grobschmied auf, bei dem sie ihre schweren Waffen, den Andergaster und die Barbarenstreitaxt reparieren ließen. Auch Bashot’s Schulterplatte wurde von dem Schmied wieder hergerichtet. Während die Stunden vergingen, erzählte Eyrún dem Schmied von der heißblütigen Angara, der unbeherrschten Göttin, des Herdfeuers und der Schmiedekunst, die im Frühjahr kommt, den Winter vertreibt und sich mit ihrem Gatten dem grimmen Frunu vereint. Die Fjarningerin mit ihrer Axt aus Grassodenerz machte dabei wohl eine so beeindruckende Erscheinung, und erzählte so intensiv von einem ihrer beiden Götter, dass sie den Handwerker ungewollt kurzerhand zu Angara bekehrte.
Währenddessen fand Telor einen Medicus, der nebenher diverse Heilkräuter zu gutem Preis verkaufte. Der Zauberer erstand mit dem Gold seines Barons unzählige Vierblättrige Einbeeren und Wirselkräuter. Der Medicus überließ ihm freundlicherweise einige Apparaturen mit denen Telor seine alchemistischen Künste nutzen konnte. Der Hofmagier zerstampfte zweimal je vierzig Beeren, kochte sie kurz auf, und goss all dies durch ein Sieb ab. So erschuf er zwei Einbeertränke, mit stärker und vor allem haltbarer Wirkung. Die Gefahr an der von Helden gefürchteten Einbeersucht zu erkranken, blieb natürlich, wenn man mehr als ein Viertel des Trankes innerhalb eines Tages zu sich nehmen würde. Dann widmete Telor sich seinen Wirselkräutern, die er fein zerrieb und mit Salbenfett vermengte, das er ebenfalls beim Medicus gekauft hatte. Insgesamt stellte er so sechs Wirselheilsalben her, die auf Verbände aufgestrichen Blutungen stoppen konnten, und nebenher natürlich auch noch heilende Wirkung hatten. Viel zu selten hatte Telor Zeit für derartige Alchemie. Er nahm sich vor, es bei Gelegenheit mal mit schwierigeren Wundermitteln und Höllentinkturen zu versuchen.
Baron Rogar und der Schwarze Ritter suchten derweil den Rondratempel auf und befragten den dortigen Geweihten nach einem Ritter namens Ofran von Hauerndes, der vielleicht vor vielen Jahren hier im Ort gewesen sei. Der Name sagte dem Rondrageweihten aber nichts. Aber es war wohl auch einfach viel zu lange her, als dass dieser sich an den Ritter hätte erinnern können. Nach einer Spende des riesigen Trollzackers bedanke sich der Geweihte noch mit einem Segen, der den beiden Mut machte, ihre Queste nicht aufzugeben und weiter zu suchen.
Nachdem alle Helden bis auf Telor, der sich weiter seiner Alchemie widmete, wieder beisammen waren, stiegen sie zur Burg hinauf. Dort stellten sich ihnen eine Handvoll Wächter in blauen Wappenröcken mit dem Reichsgreifen in den Weg, die die Zweimühler argwöhnisch nach dem Grund ihres Besuches fragten. Da sie kein Geleitbrief der Hochmeisterin der Gänseritter oder ähnliches vorweisen konnten, wurde erst einmal der Kastellan gerufen. Sonnfried von Schnayttach, vielleicht ein Verwandter der uralten Schlotzer-Herrscherfamilie, von dem Rogar bisher noch nie etwas gehört hatte, stellte ihnen zunächst weitere Fragen. Der Kastellan war mit seinen halblangen schwarzen Haaren und seinem Schnurrbart recht gutaussehend, aber sehr klein gewachsen. Ihre fehlende Legitimation bewirkte offenbar, dass sie hingehalten wurden, jedenfalls ließ sich der Kastellan alle Zeit der Welt, ihnen Einlass zu gewähren. Rogar pochte zwar mehrmals auf seinen Stand als Reichsbaron, aber man mag sich vorstellen, was der gewaltige Rochshaz neben dem Schwarzen Ritter, einem weiteren Trollzacker und einer Fjarningerin für einen Eindruck gemacht haben mussten. Die Helden sahen für Außenstehende eher aus, als wollten sie gleich die Burg einnehmen, und Rogars Ruf als ehemaliger Kriegsfürst entschärfte die Situation nicht gerade. Kurz bevor der Barbarenprinz das Hallinger Burgtor eingetreten hätte, ließ man die drei Barbaren und den Schwarzen Ritter schließlich unter Bewachung herein.

Vor dem Burggrafen

Die Helden wurden von einem Diener und den Wachen in den Palas der Feste geleitet und betraten dort einen großen Rittersaal, wo sie der übernächtigt wirkende Burggraf erwartete. Wolfhelm von Pandlarin-Bregelsaum begrüßte die Helden im Namen Travias und gewährte ihnen Gastrecht. Das Oberhaupt der Bregelsaumer und Hochmeister der Gänseritter hatte sich trotz seiner über siebzig Jahren gut gehalten. Von seinem Haushofmeister Zordan von Elenvina wusste Rogar, dass der Hallinger seit seinem Ritterschlag dem Reich diente – zunächst als Hauptmann in Weiden, dann direkt als dem Kaiser unterstellter Burggraf. Man sagte er führe sein Haus mit strenger aber kluger Hand und galt den Intriganten des Hauses Rabenmund stets als ebenbürtig. Mit den Rabenmunds verband ihn eine kultivierte Feindschaft, aber seit der Blutnacht bemühe er sich zusammen mit Irmegunde angeblich aufrichtig um die Versöhnung der beiden Häuser. Einst war der gut gekleidete Charmeur ein herausragender Kämpfer und gar der beste Ritter Darpatiens. Aber das war lange her.
Der Burggraf, der sich Travia und Praios gleichermaßen verbunden fühlte, ließ ihnen Getränke bringen und hörte sich aufmerksam die Geschichte der Helden von Zweimühlen an. Auf die Frage nach Irmegundes Testaments antwortete er, dass er damals den halben Winter auf dem Feld verbracht hatte, und erst Ende Phex nach Hallingen zurückgekehrt war. Kenntnis von einer Nachricht der Fürstin habe er angeblich nicht. Er schickte nach seinem Kastellan, der damals während seiner Abwesenheit für derlei zuständig gewesen war, der daraufhin langsam und vorsichtig den Rittersaal betrat. Die Helden übernahmen nun die Befragung, bei der sich Sonnfried immer mehr in Widersprüche verstrickte und zusehends nervöser wurde. Eine magische Prüfung der Wahrheit untersagte Wolfhelm, stimmte aber einer Aussage unter Eid zu. Nun brach das Lügengebäude des Schlotzers zusammen! Sonnfried ergriff panisch die Flucht und versuchte aus dem Rittersaal zu stürmen. Eyrún, die genau das hatte kommen sehen, versperrte ihm jedoch den Weg, schlug ihm mit ihrem Panzerhandschuh ins Gesicht und brach ihm dabei die Nase. Der Kastellan, der sich gerade noch aus ihrem Griff befreien konnte, sprang daraufhin einfach durch das Fenster in den Burghof, wo er hart auf dem Hof aufschlug. Bashot sprang ihm heldenhaft hinterher und schlug ebenso schwer auf, ohne sich abrollen zu können, während die Fjarningerin den Weg die Treppe hinunter nahm um die Verfolgung aufzunehmen. Ausnahmsweise hielt Rogar sich zurück und betrachtete die Verfolgungsjagd zusammen mit Harad und dem entsetzten Wolfhelms durch das geborstene Fenster.
Bashot hatte Glück im Unglück, da er nur aufgrund seiner zerstörten Gladiatorenschulter, die der Schmied noch reparierte, genauso schnell war wie der gewandte Kastellan. Sonnfried rannte bis in sein Gemach, riss dort eine Truhe auf, und zog eine verstäubte Lederrolle heraus, mit der er versuchte weiter zu flüchten. Der Trollzacker Stammeskrieger erwischte ihn aber nach einem Sturz am Fuß, und schaffte es schließlich den Schlotzer zu überwältigen.
Sonnfried gestand panisch, dass er es war, der 1028 BF diese Lederrolle verschwinden ließ, da der schwer verletzte Ofran damals kein verständliches Wort über die Lippen brachte und bald seinen Verwundungen erlag. Sonnfried fürchtete damals, dass Irmegunde angesichts der andauernden Belagerung seinen Gebieter zu einer selbstmörderischen Tat überreden konnte, nämlich Rommilys zu entsetzen. Sonnfried gestand weiter, dass er die Rolle an sich nahm, und in seiner Kleidertruhe versteckte. Das gesiegelte Schreiben einer Fürstin zu vernichten oder zu öffnen wagte der praiotisch erzogene nicht. Den Leichnam des Ritters ließ er damals in einem ungekennzeichneten Grab auf dem Boronsanger bestatten, noch bevor Wolfhelm nach Hallingen zurückkehrte. Aus Sorge verheimlichte er fortan die ganze Angelegenheit und mit der Zeit geriet das Schreiben in Vergessenheit.
Wolfhelm zeigte sich zutiefst enttäuscht von seinem Kastellan und ließ ihn sofort unter Arrest stellen. Der Burggraf bestand darauf, den Helden mit einer Lanze Gänseritter und einer Handvoll Kaiserlicher Soldaten nach Burg Rabenmund zu folgen und zog als Zeichen seiner Neutralität sein Ornat des Hochmeisters der Gänseritter an. Angesichts der zehn Gänseritter und der Kaiserlichen wurden sie von weiteren unliebsamen Begegnungen verschont und trafen drei Tage später in der Baronie Bröckling ein.
Zur gleichen Zeit betrat ein berüchtigter Kriegsdrache mit seiner Meisterin unbemerkt mit weiterem schnellem Gefolge die Mittnacht, ohne dass jemand die Burggräfin Balihos darüber informierte. Die Prophezeiung über die Drachenwut wart ignoriert…

Der Fürstin letzter Wille, zum Zweiten

Baronie Bröckling, Burg Rabenmund 20. Travia, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Natürlich war kaum ein Rabenmunder von der Anwesenheit und der Rolle des Bregelsaumers begeistert. Dennoch brachen die Hochmeister Wolfhelm und Mariella gemeinsam das Siegel. Der gesamte Rittersaal hielt erneut den Atem an. Ein einziger Pergamentbogen kam zum Vorschein, der zwar nicht das Zeichen des Hauses Rabenmunds trug, dafür aber mit dem fürstlichen Siegel Darpatiens gezeichnet war. Auf einem zweiten Streifen mit Siegelwachs waren die Initialen „IMR“ zu erkennen, die offenbar von einem Siegelring stammen mussten. Die Hochmeisterin der Gänseritter las laut vor:

Wir, Irmegunde Miria von Rabenmund aus älterem Hause, Tochter der Hildelind und durch das Gesetz Kaiser Rauls des Großen Fürstin Darpatiens, erklären angesichts der dunklen Schatten, die über unsere Heimat gekommen sind, hiermit vor den heiligen und unteilbaren Zwölfen, Travia ihnen allen voran, Unseren letzten Willen auf Deren:

Zum Vollstrecker Unseres letzten Willens bestimmen Wir Seine Hochwohlgeboren Wolfhelm von Pandlarin-Bregelsaum, denn Wir haben die Gewissheit, dass das Wohl Darpatiens ihm ebenso Gesetz und Pflicht ist wie Uns und er Unserem Letzten Willen Geltung verschaffen wird.

Um Unser geliebtes Darpatien nicht ungeordnet zurückzulassen, berufen Wir Uns auf das seit Fürst Randolph geltende Recht, wonach der Herrscher dieses Landes seinen Nachfolger frei bestimmen kann, solange er von Travia als würdig befunden wird. In diesem Geiste wünschen Wir Uns nicht Unserem geliebten Bruder Ucurian zum Erben, dem dies vom Geburtsrecht zustehen würde. Ohne Zweifel würde er die Bürde des Fürstenamtes duldsam auf sich nehmen, doch Wir wissen, dass er den Darpatien kein guter und milder Fürst wäre. Aus Sorge um Unsere Vasallen und sein Seelenheil ordnen Wir daher die Thronfolge neu.

Alle Tugenden und Fähigkeiten, die Wir Uns in einer Fürstin wünschen, sehen Wir in Unserer Nichte Swantje Rahjandrael. Von edlem Rabenmunder Blut und erzogen durch den mächtigen Herzog der Nordmarken erscheint sie Uns die beste Wahl, Unser Erbe anzutreten.

Bezeugt durch den Hohen Bruder Herdfried von Albenhus, sowie Unsere treue Zofe Quellina von Oppstein erklären Wir, kraft der Uns durch Brin den Reichsbehüter und die guten Götter verliehenen Autorität, dass Unsere Erbin und damit neue Fürstin Darpatiens sein soll Unsere Nichte, Swantje Rahjandrael von Rabenmund älteren Hauses, Tochter Unseres Bruders Ucurian.

Es ist Unser Wille, dass bis zum Erreichen ihrer ritterlichen Mündigkeit, Burggraf Wolfhelm Pandlarin-Bregelsaum als Kronverweser die Geschicke des Fürstentums lenkt, als Zeichen der Aussöhnung und der Buße. In diesen Tagen kennen Wir ihn als einzigen Menschen, dem Wir das Wohl Unserer Heimat vertrauensvoll in die Hände legen wollen. Herr Wolfhelm, Wir stehen für diesen Dienst in Eurer Schuld und können Euch diesen nicht mehr vergelten. Nehmt Unseren Dank und Unsere guten Wünsche, die Euch fortan und für alle Zeiten begleiten sollen.

Dir, geliebte Nichte, wollen Wir den Segen der Heiligen und unteilbaren Zwölf wünschen und Dir den wohlgemeinten Rat geben, Dich stets mit guten Freunden zu umgeben und Dich auf die Familie zu verlassen, denn die Familie ist der Kern unseres Sein und der größte Trost. Daher wünschen Wir Dir ebenfalls den Segen Tsas, auf dass Kinderlachen Deine Hallen fülle und Dich stets an deine Pflichten gemahne, Dir aber auch Freude und Kraft geben möge, die schwere Bürde die Wir Dir nun übertragen, leicht und göttergefällig auf Dich zu nehmen.

Von eigener Hand gegeben zu Rommilys, am fünften Tag des Tsamondes im eintausendachtundzwanzigsten Götterlauf nach dem Falle Bosparans,

IMR


Wendepunkt: Das Haus Rabenmund

Alle im Rittersaal anwesenden spürten, dass dies das richtige Testament Irmegundes war. Auch Ucurian, den die deutlichen Worte seiner Schwester offenbar im Herzen getroffen hatten, blickte entschlossen und offenbar neue Kraft schöpfend in Richtung des neuen Kronverwesers, während Answin der Jüngere seine Niederlage eingestehen musste. Ucurian forderte Wolfhelm nun auf, sich im Kampf gegen Lutisana auf seine Seite zu stellen, was der loyale Gefolgsmann der Kaiserin jedoch ablehnte. Allerdings versprach der Kronverweser sich für Swantjes Ansprüche einzusetzen, so wie es ihm Irmegundes letzter Wille aufgetragen hatte. Aber der Goldene Falke war mit all dem nicht zufrieden.
Kurz darauf verließ er mit all seinen Gefolgsleuten die düstere Burg um seinen so wörtlich: „Kampf gegen die Kaiserliche, die Traviamark und Lutisana fortzusetzen!“ Damit hatte er auch die Helden von Zweimühlen noch einmal deutlich zu seinen Kontrahenten erklärt.
Answin, der nun aller Argumente, seinen Anspruch auf den Fürstenthron aufrechtzuerhalten, beraubt war, ließ sich in seinen gepolsterten Stuhl fallen. Durch das falsche Testament, dem er aufgesessen war, und die Verwicklung Ludians in den Mord, stand er nun mit dem Rücken zur Wand. Reichsbaron Rogar versuchte diese Situation zu nutzen um mit dem Kriegsfürsten von Bröckling ein Bündnis zu schließen. Answin warf ihm jedoch berechtigter weise vor, dass er oder einer seiner Gefolgsleute für den Tod seines Vetters Geismar II. von Quintian-Quandt verantwortlich war. Answin stellte Rogar vor die Wahl: Entweder, er kündige sein Bündnis mit Ludalf von Wertlingen und den Kaiserlichen auf, und würde ihn somit als Verbündeten erhalten, oder aber ein Bündnis egal in welcher Form würde nicht zustande kommen. In letzterem Fall würden sie früher oder später die Klingen kreuzen. Rogars Entscheidung fiel ihm sehr leicht – er entschied sich für die Kaiserlichen und gegen Answin den Jüngeren von Rabenmund. Noch bevor Answin die Helden von Zweimühlen der Burg verweisen konnte, reichte Wolfhelm Rogar die Hand zum Bund und versprach diesem eine Lanze aus zehn Gänserittern, für die Rückeroberung von Zweimühlen. Dafür verlangte der Kronverweser nichts außer, dass Rogar die neue Fürstin Swantje von Rabenmund in ihrer Position unterstützen und auch mit ihr ein Bündnis suchen solle. Mariella trat nun zu dem alten Hochadligen, der für sie wie ein väterlicher Freund war, und dem riesigen Neuadligen. Auch sie reichte Reichsbaron Rogar die Hand und versprach ihm ebenfalls zehn Gänseritter. Außerdem bot sie an, die Ritter von Wolfhelm zusammen mit den ihren selbst in die Schlacht zu führen! Zwanzig weitere Ritter waren besser als nichts und schwere Reiterei war in diesen Tagen in der Wildermark eh kaum noch aufzutreiben. Und da er und seine Helden dem Raulschen Reich gegenüber loyal waren, und er als Streiter des Reiches für die Kaiserin sogar in den Tod gehen würde, war seine Antwort klar. Der gewaltige Rochshaz reichte Hochmeister Wolfhelm von Pandlarin-Bregelsaum und Hochmeisterin Mariella von Rabenmund die Hand und besiegelte so das neue Bündnis zwischen Zweimühlen, dem Hause Bregelsaum und der Traviamark.
Zusammen verließen sie Burg Rabenmund und sahen noch wie Ucurian mit dem Falkenbund in Richtung Reichsstraße abzog. Rogar stieg auf seinen schweren Eisenschläger Streitwagen, während auch die restlichen Helden und die Pfortenritter ihre Pferde sattelten. Wolfhelm instruierte seine Lanze vom Bund zum Schutze von Heim und Herdfeuer zur Mahnung an die Blutnacht zu Rommilys, und wies sie an, nun dem Trollzacker Baron zu folgen. Mariella verabschiedete sich nun erst einmal von den Helden von Zweimühlen um hoffentlich so bald wie möglich mit der zweiten Lanze Gänseritter zurückzukehren. Sie vereinbarten ein Treffen auf der Bockelburg, wo sich der Großteil von Rogars Armee befand. Der Kampf um Zweimühlen war nun ihr oberstes Ziel, wenn sie den kommenden Winter überstehen wollten, ohne allesamt zu erfrieren und gleichzeitig zu verhungern.

Ewige Wunden

Rogar, der bei seiner Rückkehr auf Burg Rabenmund zuvor zwei besorgniserregende Briefe von dem zurückgekehrten Pfortenritter Reto von Luring-Mersingen und dem Barden Geldar von Zweistetten erhalten hatte, sandte Harad und Alrike zur Baronie Wutzenwald. Denn dort benötigte eine endlich wieder aufgetauchte und vertraute Gefährtin dringend ihre Hilfe. Dem Inhalt des ersten Briefes, der von Leatmon Phraisop dem Jüngeren selbst kam, hatte Rogar entnommen, dass das Schwarze Schwert wieder umgehe und erneut Ewige Wunden schlage! Mit dieser Waffe meinte das Oberhaupt der Peraine-Kirche keine geringere als den schwarzflammenden Hacksäbel von seinem gefallenen Gefährten Blutfaust. Rogar hatte von der Peraine Kirche den Auftrag erhalten sich um die Zerstörung der verfluchten Klinge zu kümmern. Der Trollzacker hatte diese Aufgabe jedoch damals auf seinen Zauberer Telor abgewälzt, der wiederum die Waffe namens Götterschlageinfach in Rogars Waffenkammer verstauben ließ, da er das Studium des Zaubers Destructibo, als reine Zeit und Machtverschwendung ansah. Diese Nachlässigkeit hatte nun nach dem Fall Zweimühlens fürchterliche Konsequenzen, da die Waffe offenbar in die Hände des Feindes gefallen war! Der neue unbekannte Träger Götterschlags hatte seit dem nicht nur unzählige Menschen mit ewigen Wunden geschlagen, die nun alle bei Leatmon in der Baronie Wutzenwald um Heilung beteten, sofern sie den Weg dorthin überhaupt überlebten, nein, es war noch viel schlimmer gekommen, wie er aus dem zweiten Brief entnommen hatte. Ein glatzköpfiger transysilischer Hauptmann, offenbar aus dem Gefolge der Drachenmeisterin, hatte ausgerechnet Rhana Rôhaschta aufgelauert sie schwer mit der verfluchten Waffe verletzt und Magister Tuleyban befreit, was vermutlich nicht wirklich ein Zufall war! Seine damalige Gnade im Feidewald, dem tulamidischen Magier gegenüber, war ein Fehler, für den Rhana nun hatte bluten müssen. Der Feind hatte nun nicht nur eine überaus gefährliche Waffe, vermutlich die gefährlichste der gesamten Wildermark, sondern auch noch einen seiner machtvollsten Magier zurück, der nun sicher auf Rache aus war, nachdem die Helden von Zweimühlen ihn aller seiner magischen Schätze beraubt, und seinen Fliegenden Teppich zerstörten hatten.
Aber immer dann, wenn Rogar dachte, es könne nicht mehr schlimmer kommen, wurde er eines besseren belehrt. Die am Wundfieber erkrankte Rhana hatte ihm in dem zweiten Schreiben berichtet, dass sie Leatmon etwa zur gleichen Zeit erreicht hätte, wie der von ihm ausgesandt Pfortenritter und der Barde, die Leatmon um die Heilung von Rhulana der Amazone bitten sollten, die sich immer noch auf der Bockelburg befand. Die Trollzackerin schrieb, dass der Diener des Lebens aufgrund der vielen vorherigen Opfer durch das Schwarze Schwert nicht mehr genug karmale Kraft hatte, um beide Heldinnen zu retten. Leatmon hatte Rhana die Wahl gelassen, ob er ihr Leben retten und sie von ihren Ewigen Wunden und dem Wundfieber befreien solle, oder ob er stattdessen die Amazone von ihrem Fluch der Lykanthropie befreien solle.
Aber anstatt dass Rhana ihr eigenes Leben für ihre Gefährtin opferte, verlangte sie von dem Peraine-Priester die wenig ehrenhafte Rettung ihres eigenen Lebens! Was für Rhulana im Grunde bedeutete, dass die Trollzackerin sie der Werwolfs Krankheit überlassen hatte, die in etwa zwei Wochen zum ersten Mal ausbrechen würde. Nun schrieb die Kundschafterin in ihrem Brief, dass sie von Leatmon jedoch eine Gegend genannt bekam, in der vielleicht die äußerst seltene Pflanze Roter Drachenschlund wachsen könnte, die die Kraft hätte Lykanthropie zu heilen, sofern es noch nicht zu einer ersten Verwandlung gekommen war. Rhana betonte aber auch, dass sie schon damals, als sie es mit einem vermeintlichen Werwolf bei Notmark zu tun hatten, die Pflanze nicht hatte finden können, sie es aber dennoch im Wutzenwald versuchen wolle. Sie bat um Geleitschutz, da die Reise durch die Baronie und vor allem dem berüchtigten Wald alles andere als ungefährlich war.
Rogar hatte im Grunde keine Wahl, da Rhulana von Kurkum nun, nach Rhana’s Heilung keine andere Wahl mehr hatte. Also schickte er den Schwarzen Ritter mit dem Artefakt Makhta‘Bak und deren ehemalige Knappin in die Baronie Wutzenwald in der Hoffnung, dass Rhana mit Hilfe von Tuleybans Wildnis-Artefakt das Heilmittel vielleicht diesmal finden konnte. All das würde ihn und Zweimühlen weitere wertvolle Zeit kosten. Zeit, die die Gefangenen in Zweimühlen, die auf die Vollstreckung ihres Todesurteils warteten, nicht hatten. Im schlimmsten Fall hatte Rhana so bald nicht nur Rhulana auf dem Gewissen, sondern auch Maline Ochsenbrecher, die acht Meeltheuer-Geschwister, und die Zweimühler Schützen. Mochten die Götter ihnen beistehen…
Mit einem mulmigen Gefühl im Magen sah er Harad und Alrike noch kurz hinterher, die in Richtung Westen davon ritten. Dann wandte er sich gen Süden in Richtung Bockelburg, wo Ungolf Ferdoker den Bettlern und Vagabunden Unterschlupf im Keller uralten Burg gewährt hatte…ausgerechnet in diesem Keller…den Katakomben der Finsternis, in denen er, Telor, Durgin und Ladril vor Jahren versehentlich etwas geweckt hatten. Und wenn er an den am ganzen Leib verstümmelten und seltsamen Bettler dachte, den Ungolf ihm beschrieben hatte, wurde ihm ganz anders. Was wollte dieser Erwählte, wie er sich nannte, ausgerechnet mit dem Schwarzen Schwert, das nun so viele Probleme bereitete?
Erneut fing es an zu regnen, nur kälter als die Tage zuvor…
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 05.04.2013 05:24, insgesamt 4-mal geändert.
"Er ist voller Blut, warum ist er immer voller Blut?"

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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Maha Vairocana »

So liebe Leser. Eine weitere Karte für Euch, damit ihr wisst wo sich die kommenden Ereignisse abspielen. Hierbei handelt es sich um eine von mir modifizierte Version der "Baroniekarte von Zweimühlen" von Marno Gonralas. Vielen Dank dafür!

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Zuletzt geändert von Maha Vairocana am 08.04.2013 13:27, insgesamt 1-mal geändert.
"So warf ich deinen Kadaver von den blutgetränkten Klippen hinab in die schäumenden nachtblauen Wogen..."

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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

Kampf um die Heimat II.

14. Spielabend: Wege des Schwerts

Baronie Zweimühlen, Bockelburg 22. Travia, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Reichsbaron Rogar war zusammen mit den Helden und den Pfortenrittern auf die Bockelburg, ihrer vorläufigen Machtbasis in der Baronie Zweimühlen zurückgekehrt. Die Vagabunden, die die Bockelburg umstreunten wie räudige, aber unauffällige Köter, kündigten die Ankunft des großen Helden des Blutes an. Diese Landstreicher, die Teil seines Heeres waren, kamen aus der gesamten Wildermark und hatten wohl in der Folge des Jahrs des Feuers oder durch Kriegsfürsten ihr ganzes Hab und Gut verloren. Die Baronie Zweimühlen war für sie und viele andere Flüchtlinge eine zweite Heimat geworden, die immer noch vom Feind besetzt war. Sicher waren unter ihnen auch viele Halunken und Taugenichtse, aber der Baron benötigte jeden Mann und jedes Schwert das er bekommen konnte – also auch diese verlotterten Kämpfer von zweifelhafter Moral und Disziplin.
Im Burghof der Bockelburg standen die beiden Banner aus den Truppen des Raulschen Reiches Spalier. Die schwergepanzerten Greifengardisten mit ihren langen Hellebarden und die fanatischen Löwengardisten mit ihren Zweihändern bildeten einen schmalen Korridor um den Streiter des Reiches gebührend zu empfangen. „Für die KAISERIN – Für PRAIOS und RONDRA!“ Donnerte es aus den Kehlen des Kerns seiner Streitmacht. Der fast komplett abgeplante Burghof der Bockelburg platze fast aus allen Nähten, vor lauter Kämpfer und Soldaten. Seine Männer froren und bekamen wie angeordnet zur Zeit nur halbe Rationen, aber das Auftauchen des gewaltigen Rochshaz motivierte sie ungemein und ließ sie Kälte und Hunger für den Moment vergessen. Rogar hatte die inspirierende Wirkung eines wahren Feldherrn, und die anderen Helden in seinem Gefolge wirkten nicht minder motivierend auf alle Kämpfer.
Der einbeinige Burgoffizier und Veteran der dritten Dämonenschlacht, Luidor „der Vagabund“ salutierte vor seinem Baron und empfing die Ankommenden im Inneren der kleinen Burg. Auch Cecilia vom Blute, Rogars Frau begrüßte ihn und offenbarte ihm gleich eine neue und gute Nachricht – sie war erneut schwanger! Rogar bemerkte die ein wenig zweifelnden Gesichter seiner Gefolgsleute nicht, die sich wohl gerade fragten, ob das kommende Kind denn auch wirklich von ihrem Herrn war. Immerhin war Rogar in den letzten Monden viel unterwegs gewesen, und das auch viel ohne die Baronin. Auch Rogar war sich im ersten Moment nicht sicher, blieb aber gefasst und zeigte kühle Freude über diese frohe Kunde, nur um sich dann direkt wieder dem Schlachtplan auf dem Tisch vor ihm zu widmen, auf dem Luidor eine angefertigte Karte der Stadt Zweimühlen ausgebreitet hatte. Hauptmann Ungolf gab seinen Glückwunsch mit einem: „ACHTUNG! Auf das Wohl ihrer Hochgeboren vom Blute ein dreifaches HURRA!“ kund, auf den hin alle miteinander anstießen und Baron und Baronin ebenfalls beglückwünschten. Cecilia packte ihren Mann beim Arm und machte dem Trollzacker klar, dass sie von ihm erwartete ihre Heimat Zweimühlen nun endlich zurückzuerobern, ohne sich weiter von irgendwelchen Aufgaben von Ludalf von Wertlingen, davon abhalten zu lassen. Es war ausgeschlossen, so betonte sie, dass sie hier auf der zugigen, alten und verfluchten Bockelburg niederkommen würde. Sie ‚verlangte’ die Rückeroberung der wichtigsten Stadt der Wildermark noch vor dem Winter! Notfalls würde sie selbst, mit dem Geisterschwert in der Hand, das Tor der Grafenburg eintreten und diesen Hundsfott Vigo von Dunkelstein von seinem Thron zerren! Der gewaltige Baron nickte und vertiefte sich dann zusammen mit seinem Hauptmann und Waffenknecht des Blutes in Pläne und Strategien um genau das umzusetzen. Auch der König der Ritter Graf Danos, der Stammeskrieger Bashot Grim, der Zweimühler Jäger Ugdalf und sogar die immer noch an der Lykanthropie leidende Heldin Rhulana waren anwesend. Ihr blieben noch genau zwei Wochen. Wenn Harad und Alrike dann nicht zusammen mit Rhana der Kundschafterin, das überaus seltene Kraut gegen ihre Krankheit oder besser gesagt ihren Fluch gefunden und zu ihr gebracht hatten, dann würde Rogar sie töten müssen. Und jeder wusste, dass er das auch wirklich tun würde, und dass Rhulana das auch von ihm verlangen würde. Schweißgebadet und zittrig hielt sie sich Tisch fest und verfolgte den Schlachtplan, bei dem natürlich ihre Löwengarde neben der Greifengarde das Zentrum bilden sollte. Ihre Wunden an beiden Armen und vor allem die fürchterliche Bisswunde an ihrem Hals waren wieder einmal aufgebrochen. Nur mit der heilenden Wirkung des Vierblatttrankes hatte sie genug Kraft gesammelt, um sich überhaupt aufrichten zu können. Sie, die Löwin, die Heldin von Drakensang wollte nicht Schwach erscheinen und unterdrückte ihre fürchterlichen Schmerzen. Mit halbwachem Verstand lauschte sie Rogars Worten, dem Sieger des Großen Donnersturmrennens, dem einzigen Mann, vor dem sie Respekt hatte.
Der Plan, der von Ungolf immer wieder durchgegangen wurde, bis ihn jeder verinnerlicht hatte, war nicht der Weg der Diplomatie oder der des Streuners – nein, sie würden den Weg des Schwerts gehen! Aber dafür benötigten sie noch mehr Truppen, wenn sie Aussicht auf Erfolg haben wollten. Die Lebensmittel reichten bei halben Rationen nur bis Ende Travia, also noch eine Woche, und wirkliches Material, bis auf das was sie von den Wer-Knechten erbeutet hatten, stand auch nicht zur Verfügung. Außer ein paar Sturmleitern und Seilen hatten sie nichts. Eine Belagerung war von vorne herein ausgeschlossen, da der Feind über erheblich mehr Nahrung verfügte und sie schon bald verhungern würden. Ein Sturm der Mauern war auch ausgeschlossen, da sie dazu mindestens eine fünffache Übermacht aufstellen mussten und wenn es hoch kam, schafften sie gerade mal eine einfache Übermacht. Es dauerte Stunden, aber schließlich war allen der geheime Plan klar, dem Graf Danos nur zustimmte, weil die Kampfhandlungen erst im Morgengrauen stattfinden sollten, da er einen Kampf im Schutze der Dunkelheit strikt ablehnte. Telor, der wie so oft Hauptbestandteil ihres Planes war musste sich vorbereiten. Der Zauberer musste darauf achten, dass seine machtvollen Zauber nicht die eigenen Leute verängstigen würden.
Während der hohe und niedere Adel der Verlauf der Schlacht plante, kümmerte sich Eyrún um ihre Ausrüstung und reparierte unter anderem den Schild des Waffenknechtes des Blutes und schärfte Rhulanas Rondrakamm.

Sammeln aller Kräfte

Baronie Zweimühlen, Bockelburg 02. Boron, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Viele immer kälter werdende Tage gingen ins Land, in der die Helden weitere Truppen sammelten und bis Harad von Winterkalt und Alrike von Zweimühlen zusammen mit Rhana Rôhaschta endlich ankamen. Ungolf brachte den Umstand, dass Rogar zwei ihrer wichtigen Helden zur Bedeckung von Rhanas Kräutersuche im Wutzenwald abkommandiert hatte, fast um den Verstand. Er machte seinen Unmut darüber gegenüber Rogar keinen Hehl und sagte dem Baron, im Kreise seiner Gefolgsleute, seine Meinung hierzu direkt ins Gesicht. Außerhalb dieses Kreises verlor der Hauptmann darüber aber kein Wort. Hegte der Baron etwa wirklich Gefühle für die Trollzackerin, die so lange verschollen war, so dass er sie nicht allein mit der Kräutersuche beauftragte? Wie auch immer, sie hatten weitere kostbare Zeit verloren.
Rhana, die die Heldengefährten knapp begrüßte, und allen gestand, dass Magister Tuleyban entkommen sei, überbrachte der Amazone den Roten Drachenschlund, von dem sie mit Hilfe des Artefaktes Makhta’Bak gleich drei Pflanzen gefunden hatte. Ohne das schwarz- und golddurchwirkte Lederband wäre ihr der Fund auch nur einer einzelnen dieser Pflanze kaum möglich gewesen. Die Trollzackerin, der Ritter alten Schlages und die junge Ritterin schwiegen sich darüber aus, was sie im mysteriösen Wutzenwald alles erlebt hatten. Sie wussten nun, was sich wirklich hinter den sagenumwobenen Wutzen verbarg.
Rhana erklärte, dass der Rote Drachenschlund, der wirklich an das geöffnete Maul eines Lindwurms erinnerte, mithilfe eines Wundverbandes auf die Wunde aufgebracht werden musste, und empfahl sicherheitshalber auch Harad, der ja ebenfalls von einem Wer-Knecht gebissen worden war, mit einer der sonderbaren Heilpflanzen zu behandeln. Telor, der in der Wundheilkunde sehr bewandert war, übernahm die profane Heilung und verband Held und Heldin. Die verbliebene Pflanze behielt er zu Studienzwecken, solange sie noch nicht verwelkt war, was sicher in einigen Tagen der Fall sein würde. Die Amazone danke dem Zauberer und vor allem der Kundschafterin, der sie nun wohl ihr Leben verdankte. Dass Rhana aber in Wirklichkeit ihr eigenes Leben dem der Amazone vorgezogen hatte, verschwieg sie der Kämpferin aus Kurkum.
Auf ihrem Rückweg aus der Baronie Wutzenwald, hatte Harad seine Furchteinflößende Schwarze Lanze und die nicht minder berüchtigte Schwarze Garde aus Talf mitgebracht, die er zuvor wieder auf seine Seite gebracht hatte, und seit dem auf seinen Befehl gewartet hatten.
Auch Jäger Ugdalf hatte es geschafft, die Greifengardisten, aus Berler in der Wildnis der Mark zu finden. Das Halbbanner unter Hauptmann Wulfhelm von Oppstein hatte sich auf, Rogars und Ungolfs drängen damals von dort zurückgezogen, und so die Stadt kampflos der Drachenmeisterin überlassen. Im Grunde hatte Hauptmann Wulfhelm damals den Befehl vom abwesenden Marschall der Wildermark verweigert, indem er die Stadt Berler mit der fast fertigen Mauer nicht bis zum letzten Mann verteidigt hatte. Aber vielleicht konnten er und seine Männer wenigstens noch die Rückeroberung Zweimühlens ermöglichen, auch wenn sein damaliger Rückzug den Oppsteiner sichtlich zu schaffen machte. Vielleicht hatte er damals wirklich vielen Einwohnern das Leben gerettet, aber zu welchem Preis? Rückzug hatte immer einen faden Beigeschmack, der einen Mann brechen konnte. Aber das bereits anwesende Banner, das Ludalf Rogar für den Kampf um Zweimühlen zur Verfügung gestellt hatte, begrüßte ihre Kampfgefährten und den zusätzlichen Hauptmann in ihren Reihen.
In der Zwischenzeit war auch Mariella mit der zweiten Lanze Gänseritter aus der Traviamark zurückgekehrt um sich mit nun insgesamt zwanzig Gänserittern, mit geweihten Waffen, Rogars Heer anzuschließen. Der Göttliche Beistand der Hochmeisterin des Traviaordens, war mehr als willkommen. Auch hatte sie und die Ritter Eiserne Rationen mitgebracht, mit denen Rogars Armee wenigstens noch die nächsten Tage überstehen konnten. Generell war Mariella stets darum bemüht auch allen Kämpfern vor der Schlacht gut zuzusprechen und segnete viele der Kämpfer in Travias Namen um Heim und Herd zurückzuerobern.
Rogars Bote hatte auch Boronian Angermacher in Sancta Noiona, nördlich des Feidewald erreicht und den Geweihten des Todes zur Bockelburg geleitet. Der wortkarge Priester und Held von Zweimühlen berichtete Rogar unter vier Augen von Besorgnis erregenden Neuigkeiten, die er auf dem Weg zu seinem Baron erfahren hatte, um die auf der Burg versammelten Kämpfer nicht zu demotivieren. Boronian berichtete, dass er auf seinem Weg hier her, viele Soldaten aus Ucurians Heer begraben hatte, die offenbar den Kriegsfürstinnen Varena und Chayka in mehreren Scharmützeln unterlegen waren. Es gab außerdem Gerüchte, dass sich Ucurian Wehrheim ‚zugewendet’ hatte. Mehr sagte Boronian dazu nicht, denn er hatte an diesem Tag schon zu viele Worte gesprochen und die Stille des Totengottes gestört.
Rogars wichtigstes Ziel war und blieb aber nun Zweimühlen, von dem er sich auch nicht mehr ablenken ließ, so dass er sich sogar persönlich mit seinen Trollzacker Barbaren auf den Weg machte, um einen ganz besonderen Verbündeten für sich zu gewinnen, der den Gerüchten zufolge in der Nähe der Auenbrücke, nördlich von Zweimühlen schon öfter gesichtet wurde.
Der Reichsbaron kehrte bald darauf mit einem echten wenn auch halbstarken und noch nicht ganz ausgewachsenen Trollkrieger zurück! Der Troll namens Bagsch trug Rogars alten Silber-Zweihänder, geschmiedet in der Ingra-Esse in Notmark, den dieser dem Troll nach der Verteidigung von der trollischen Wachburg Traschmalgor gegeben hatte. Der Troll der eine der letzten archaischen Trollvollrüstungen trug, die er vermutlich von Strotromm Sohn des Römpeldasch bekommen hatte, war für Feinde mit Sicherheit ein schreckenerregender Anblick, in seinem schweren Panzer und dem Bidenhänder, für den er natürlich nur eine Hand benötigte.
Noch am gleichen Tag vollführte Rogars Hofschamane Achzul das Großritual der Farben des Kriegers. Er verbrannte einen von Rogars Wurfspeeren zu Asche und vermengte diese mit dem Blut eines gefallenen Helden. Dazu gab er dann noch Knochenmehl und etwas Trollspucke von Bagsch. Währenddessen schien es, als würde er längst vergessene Ahnengeister aus vergangener Zeit rufen und formulierte ihr Kriegsziel – die Rückeroberung Zweimühlens! Mit dieser blutroten Paste bemalte er nun die Krieger, die dieses Ziel erfüllen sollten: Rogars Muskelberge wurden von Kopf bis Fuß mit archaischen Zeichen gezeichnet; dann Bagsch, bei dem die Zeichen aber nur bis zu den Hüften reichten, da Achzul nicht höher kam; Rhulana die Amazone, deren breite Schultern, Brustausschnitt und stramme Oberschenkel besonders großzügig bemalt wurden; Rhana, die eh meist mit derartigen Zeichen verziert war, ließ die ihren Erneuern; dann Bashot, dessen farbige Zeichen besonders grimmig aussahen; und schließlich die junge Alrike, deren Garether Platte besonders einfallsreich besudelt wurde. Ungolf und Harad verzichteten auf das Gepinsel des Wilden Hofschamanen. Die so gezeichneten Krieger traten am Abend vor ihre jeweiligen Truppen und erklärten den Männern, die nun ihre letzten Rationen aufzehrten, den Schlachtplan, wobei besonders Ungolf Ferdoker noch einmal alle Marsch und Schlachtformationen festlegte. Eine Niederlage würde ihr Ende bedeuten. Sieg oder Tod! Einen anderen Weg gab es nicht. Mochten die Zwölfe, die Rogar mehr und mehr verehrte ihnen beistehen…
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 08.04.2013 20:34, insgesamt 5-mal geändert.
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Walter von Nordeck
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Walter von Nordeck »

Die Karten sind echt der Hammer und ich freu mich jedes Mal aufs Neue, wenn ich einen weiteren Kommentar in diesem Thread finde :-)

Weiter so! Ganz großes Kino!

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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

(@Walter von Nordeck: Danke mein Freund, dann lasse ich dich und die anderen Leser mal nicht so lange warten und gehe gleich zur großen Schlacht um Zweimühlen weiter, in der wir die von mir überarbeiteten Regeln für Massengefechte und Scharmützel im Aventurischen Arsenal ab S. 134 genutz haben. Wer sich für diese Interessiert kann mir ja hier Bescheid geben. Und nun auf in die Schlacht!)

Jeder starke Arm und jedes scharfe Schwert

Baronie Zweimühlen, Waldrand des Randolphforstes 03. Boron, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Mitten in der Nacht war Rogars Heer, bestehend aus über vierhundert Kämpfern, aus der Bockelburg ausgerückt und hatte sich langsam Stunde um Stunde im Waldrand des Randolphforstes entlang bewegt. Der Kern des Heeres bildeten mittlerweile fünfundsiebzig Greifengardisten unter den Hauptmännern Ungolf Ferdoker und Wulfhelm von Oppstein, und fast fünfzig fanatische Löwengardisten unter dem Kommando der Heldin Rhulana „der Löwin“ von Kurkum. Alles Kampferfahrene und professionelle, selbstbeherrschte Soldaten des Kaiserreiches. Graf Danos von Luring, der König der Ritter und seine zweiundzwanzig verbliebenen vollendeten Pfortenritter und deren zwanzig schwere Waffenknechte, die ihren Rittern überallhin folgten und die erneut Alrike von Zweimühlen befehligen durfte. Weitere vierundvierzig Hartsteener Söldner, leider eher schlecht ausgerüstetes Fußvolk, in dem auch der ein oder andere Ork zu finden war, die Luidor von Hartsteen Rogar nach seinem Sieg über die Festung Feidewald und Geismar II. von Quintian-Quandt zur Verfügung gestellt hatte. Harad „der Schwarze Ritter“ von Winterkalt führte seine zehn Ritter starke Schwarze Lanze aus Talf und seine berüchtigte Schwarze Garde, die noch etwa dreißig Mann zählte. Seit neustem begleiteten nun zwanzig Gänseritter unter Mariella von Rabenmund Rogars Heer und dann waren da noch die bestenfalls zwielichtigen Vagabunden in Bannerstärke unter Luidor, Rogars Burgoffizier und vierundachtzig Bettler und Lumpen, die bestenfalls als Leichtes Fußvolk und Plänkler durchgingen. Die einzigen anderen leichten Fußtruppen bildeten achtzehn Trollzacker Barbaren mit riesigen Zweihandschwertern, die unter dem Trollzacker Bashot Grim die wohl die erfahrensten Männer der gesamten Wildermark darstellten. Diese einzelgängerischen Hünen waren übersäht mit Kampfnarben und hatten mehr Schlachten gesehen als jeder Berufssoldat. In der Wildermark überleben nur die Stärksten, und diese korgläubigen Stammeskrieger waren der Schrecken eines jeden Kriegsfürsten. Und an Rogars Seite schritt Bagsch, der junge Trollkrieger, der in dem Baron eine Art Vorbild sah und zur Not auch als lebender Rammbock dienen konnte.
Wenn alles nach Plan lief, hatte Ugdalf, der Zweimühler Jäger, ihre Kontaktleute in der Stadt benachrichtigt, um ihnen im Morgengrauen, sobald Praioslicht über die Hügel trat, das Wehrheimer Tor zu öffnen. Cecilias Bruder Haselwulf Weitzmann und die heimliche Phexgeweihte Pervalia Hungertuch hatten nun Gelegenheit an diesem Morgen zu Helden zu werden. Von ihnen würde alles abhängen.
Cecilias Vater Cordovan Weitzmann, der Reichste Bürger der Stadt hatte laut Plan die ehemalige Zweimühler Torgarde in der alten Wachstube versammelt. Von dort aus würde er dem Feind innerhalb der Stadt in den Rücken fallen können, sofern auch er nicht zuvor Opfer von Verrat werden würde, wie Maline Ochsenbrecher vor ihm.
Es gab zwar noch einen Notfallplan, der viel mit Ablenkung zu tun hatte, aber allen Truppführern, außer Hauptmann Ungolf, war klar, dass dieser zweite Schlachtplan eine Niederlage nur herausgezögert hätte. Entweder die Tore würden sich im Morgengrauen öffnen und die Zugbrücke über den breiten Graben herabgelassen, oder die feindlichen bornländischen Armbruster und Hornissengeschütze, würden sie gnadenlos niederschießen.
Es war ein unglaublicher Akt, Graf Danos und die Pfortenritter davon zu überzeugen durch die Dunkelheit bis hier her zu reisen. Der König der Ritter fürchtete die Dunkelheit wie die Niederhöllen selbst, und das war mittlerweile kein großes Geheimnis mehr. Rogar musste ihm in Praios Namen schwören, dass er erst im Sonnenlicht den Angriffsbefehl geben würde. Alles andere war in Danos’ Augen unritterlich. Mehrmals betonte der Hohe Herr von Luring, dass ihm eine ordentlich angekündigte Schlacht auf offenem Felde lieber gewesen wäre, aber auf so einen militärischen Unsinn würde nur ein Schwachsinniger eingehen, wenn er in einer befestigten Stadt sitz.
Jäger Ugdalf warnte noch einmal vor Luftaufklärung durch den Spion Kariel Kummersfeld, der sich vor seinen Augen in Berler in einen Königsadler verwandelt hatte. Mit auf der Sehne aufgelegtem Pfeil ging er dem Heer voraus und beobachtete den dunklen Himmel so gut er konnte.
Die Vagabunden, die am Ende ihres Heerzuges eher schlenderten, als zu marschieren, waren die lautesten von allen. Während alle anderen vor ihnen still und heimlich voran schritten, waren sie es, die sich sogar laut unterhielten, oder gar lachten, bis Rogar sich hatte zurückfallen lassen. Er baute sich bedrohlich vor dem disziplinlosen Haufen auf, und drohte ihnen allesamt, dass er, Bagsch und alle Trollzacker sie fressen würden, wenn nicht sofort ihre Schandfressen hielten! Er sagte das mit solch einer Überzeugung (Doppel-Eins), dass sie schlagartig Grabesstill waren. Niemand von ihnen zweifelte daran, dass Rogar das Gesagte nicht ernst gemeint hatte.
Am Waldrand, der der Stadt am nächsten war, reichte Rogar vom Blute jedem seiner Gefolgsleute und Helden persönlich die Hand und blickte ihnen entschlossen in die Augen. Eine motivierende und donnernde Rede vor der Schlacht war aufgrund ihrer List nicht möglich und hätte sie womöglich verraten. Der große Trollzacker schaute in Richtung seiner Stadt. Es war sein Zweimühlen, für das er und die seinen geblutet hatten. Er schwor sich, lieber zu sterben, als diesen Ort, seine neue Heimat, erneut aufgeben zu müssen. Es sah nach baldigem Regen aus, was nur zum Vorteil für sie wäre, da sie keine Schützen oder Geschütze mit sich führten, deren Reichweite oder Mechanik durch das kühle Nass in Mitleidenschaft gezogen werden konnte. Er bete still zu Rondra und ihrem Sohn Kor. Dann gab er Telor den Befehl zu zaubern.
Dieser beschwor nun einen gewaltigen Nebel, der langsam aus dem Erdreich gekrochen kam und sich über das Land vor ihnen ausbreitete. Man sagte, dass der Zauberer sogar über das Wetter gebieten konnte, wenn er konnte, und über viele weitere ungeahnte Kräfte verfügte. Respektvoll hielten alle Soldaten und Kämpfer Abstand von dem Umweltmagier, der nun den Nebel zielgerichtet aber so langsam und natürlich wie möglich gen Zweimühlen bewegte. Er bedeutete der kompletten Armee ihm so leise wie möglich zu folgen. So trat Rogars Heer langsam und eng gedrängt in den Nebel der über das Land kroch. Telor der neben seinen Baron trat scherzte, und sagte: „Handelsüblicher Nebel, ganz ohne Schreckensfratzen oder Mäuler die nach euch schnappen, ganz so wie ihr es wolltet. Ihr wisst, dass mein Angebot immer noch steht. Ich entvölkere euch die komplette Stadt wenn ihr wollt, mein Herr. Eure Armee wird vermutlich aber auch die Beine in die Hand nehmen, wenn ich meiner Macht freien Lauf lasse.“ Der Trolling schüttelte stumm den Kopf, und folgte seinem jahrelangen Freund und Gefährten durch den magischen Dunst.
Nach über zwei Stunden sahen sie dann die Schüttwerkmauern der Stadt und wie sich Praios Antlitz langsam über den ersten entfernten Hügel schob, ganz so als wolle er selbst Zeuge dessen werden, was nun diesen tapferen Herzen bevorstand.

Stahl und Blut

Baronie Zweimühlen, Stadt Zweimühlen 03. Boron, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Selbst im Nebel hatte Hauptmann Ungolf peinlich genau auf die Formationen der Truppen geachtet. Jetzt war bereits der Boronsanger rechterhand und der große Trolltisch linkerhand des Weges zu erkennen, auf dem Blutfaust damals einen Harpyien Kadaver im Namen Kors mit neun Schnitten opferte, und die Tugenden seines Herren gepriesen hatte. Rogar erinnerte sich daran, als wäre es erst gestern gewesen. Er befahl Rhana Rôhaschta, seine Kundschafterin und Meuchlerin zu sich, und befahl ihr in den Wirren der gleich entbrennenden Schlacht, heimlich durch den Geheimgang im Tempel des Ehrlichen Goldes, in den Keller der Grafenburg einzudringen, um dort die Gefangenen zu befreien. Die Trollzackerin nickte und zögerte nach Erhalt dieses Alveranskommandos keinen Augenblick. Kurz darauf verschwand sie seitlich im Nebel Richtung Firunstor. Er hätte sie auch genauso gut gleich in den Tod schicken können.
Dann hörte Rogar und die anderen einen gedämpften Aufschrei hinter dem Wehrheimer Tor und die Zugbrücke sauste herab. Donnernd schlug sie über den breiten Graben und bildete den erhofften Übergang, während nun deutlich Kampfeslärm im Torhaus zu vernehmen war und sich gleichzeitig ein Flügel des verstärkten Tores öffnete. Haselwulf und Pervalia hatten es offenbar geschafft!
Anstatt aber nun so schnell wie möglich durch die Öffnung zu stürmen und seinen beiden Spionen zu helfen, befahl der Waffenknecht des Blutes unbedingt die Formation zu halten und hinter der Greifen- und Löwengarde zu bleiben. Rogar und die anderen Truppführer vertrauten dem Junker von Gerdenfelde und bewegten sich weiter in Formation und in Schrittgeschwindigkeit auf das Tor zu, obwohl offenbar hinter dem Tor schon verzweifelt gekämpft wurde. Dann hörten sie den Todesschrei der Phexgeweihten Pervalia Hungertuch, die nun aufgrund ihres Zögerns den Heldentod sterben musste! Mariella von Rabenmund brach nun mit ihren Gänserittern aus der Formation aus, und preschte mit ihren Reitern einfach durch das Tor, um dort dem letzten Kämpfenden Haselwulf Weitzmann zu Hilfe zu eilen, der dort bereits von einer Übermacht umzingelt war. Auch der Schwarze Ritter brach jetzt, Travia sei Dank, aus der Formation aus und Ritt durch das Tor mit gesenkten Kriegslanzen direkt in den kurzdarauf aufschreienden Feind.
Endlich sah Hauptmann Ungolf ein, dass kurz vor und hinter dem Torhaus unmöglich eine Formation zu halten war, und schickte die restlichen Truppen nach vorn und die Bettler, die Eyrún Blutaxt anführte auf den Boronsanger seitlich von ihnen, um dort eine Art Rückzugsstellung zu halten, die der Feind sicherlich nur zögernd beschießen würde. Gleichzeitig bewegte Telor den Nebel über die Wehrmauer, bis zu den ersten beiden Hornissentürmen links und rechts, womit er den Geschützen die wertvolle Sicht auf die Angreifer nahm. Während nun hinter dem Torhaus die Schlacht begann und der Großteil ihrer Truppen in einem engen Flaschenhals beim Tor fast stecken blieb, und es kaum noch ein vor oder zurück gab, sprach Telor seinen nächsten Zauber, während er den einzelnen Trollkrieger fixierte: „Dupplicatus Doppelpein, verflucht soll das Auge sein!“ Der Zauberer speiste seinen Matrixgeber, den er von Magister Tuleyban erbeutet hatte, mit Astraler Kraft und erschuf so vier illusionäre Troll-Doppelgänger von Bagsch!
Rogar, der zusammen mit seinem Standartenträger die bestenfalls entschlossenen Hartsteener nun zu kühnen Taten anspornte, brüllte: „VOR, VOR! NEHMT DAS TORHAUS EIN UND DANN AUF DIE MAUERN!“ wobei er mit letzterem Befehl die Vagabunden und die Waffenknechte der Pfortenritter meinte, während er selbst gut sichtbar im Zentrum der Schlacht blieb. Während die Reiterei der Pforten- und Gänseritter heldenhaft ihre Lanzen in den Feind bohrten, rückte das Schwere Fußvolk der Greifen- und Löwengarde nach und nach in die Stadt ein, wo sich Svelltländische Schwertschwinger in Halbbannerstärke mit Andergastern gegen die Eindringlinge stemmten.
Der Schlachtenlärm alarmierte nun die restlichen Besatzer der Stadt und von allen Mauern schossen nun schwere Armbrustbolzen durch den Nebel und trafen dabei viel zu oft ihr Ziel. Die Mauerwölfe, die Lutisana damals mit in die Stadt gebracht hatte, waren kompetente Söldner aus dem fernen Bornland und dem Svelltland, die für Gold und Beute offenbar für alles und jeden kämpfen. Nachdem das Halbbanner Schwertschwinger, die das Wehrheimer Tor bewacht hatten so gut wie niedergemetzelt war, liefen von allen Seiten weitere Söldlinge heran und brachen überall in die Formationen der Befreier. Vereinzelte Fachwerkhäuser wechselten sich mit kleineren Äckern ab, die nun mit dem Blut der Besatzer getränkt wurden! Rogar versuchte auf seinem schweren Streitwagen so gut es ging die Übersicht zu behalten, aber in dem nun folgenden Chaos der Schlacht war das so gut wie unmöglich. Von der östlichen Flanke her ritten zwei Halbschwadronen Raubritter in ihre Seite und sorgten nun endgültig für eine wahrhaft korgefällige Schlacht, die den Halbgott sicher in ein irres Gelächter hätten verfallen lassen.
Weitere Alarmrufe hallten durch die Stadt im Zentrum der Wildermark, während der Nebel einer unnatürlichen Linie gleich ins Innere der Stadt waberte, und so den feindlichen Armbrustern die Sicht nahm, die von allen Seiten, von ihren erhöhten Türmen aus, in Richtung des Wehrheimer Tores schossen. Auf der Schüttwerkmauer kämpften nun Vagabunden und Waffenknechte gegen Sappeure der Finsterzwerge, die in kleinsten Kampfgruppen ganze Mauerabschnitte standhaft verteidigten, und so die Bewegungen der heldenhaften Angreifer auf den Mauern schnell stoppten.
Der halbstarke Trollkrieger Bagsch, der von vier illusionären Ebenbildern umgeben war, schlug einem rotierenden Mühlenrad gleich in die Mauerwölfe und sorgte so für Angst und Schrecken. Erste Einheiten des Feindes begannen nun zusammenzubrechen und die Panik der Fliehenden griff rasch auf weitere Söldner über, denen die Schwarze Lanze gnadenlos hinterher jagte. Auch die feindlichen Raubritter wurden Schlag um Schlag niedergemacht, als vom Süden der Stadt Thorwulfs Roter Haufen, bestehend aus Thorwaler Flusspiraten, Schlägern und Berserkern auf die Befreier zuliefen, während die Zweimühler Torgarde aus der alten Wachstube nun ebenfalls unter Cordovan Weitzmann das Schlachtfeld betrat und unsicher nach dem Feind und ihrem Verbündeten Rogar Ausschau hielt.
Wer in diesem tobenden Gemetzel nicht Rücken an Rücken kämpfte, wurde kurz darauf von hinten erschlagen und überrannt. Und dann passierten gleich zwei unfassbare Ereignisse zugleich. Die Vagabunden auf der Westmauer, die dort ebenfalls auf Finsterzwerge trafen, begingen plötzlich Verrat und wechselten einfach die Seiten! Ausgerechnet Luidor, der König der Vagabunden, Rogars langjähriger Zweimühler-Burgoffizier rief: „ROGAR UND UNGOLF WERDEN IHR WORT BRESCHEN UND EUCH DIE KLINGE DER SCHMERZEN NICHT ÜBERLASSEN, BRÜDER! VERSTÜMMELTE GARDE VERSCHLIESST DAS TORHAUS UND KESSELT SIE EIN – FÜR VIGO DEN STADTHALTER DER FREVLERIN!“ Zur selben Zeit, wie Rogars Heer nun fast all sein Plänkler verlor, lief aber auch eine Einheit des Feindes plötzlich zu ihnen über! Thorwulfs Berserker, von denen niemand gewusst hatte, dass sie überhaupt in der Stadt waren, liefen nun mit ihren Streithacken geradewegs in den Rücken der feindlichen Schwertschwinger und brüllten: „FÜR ROGAR VOM BLUTE, DEN WAHREN HERR UND BARBARENPRINZ VON ZWEIMÜHLEN!“ Die fünfundzwanzig Thorwaler in ihren blutroten Krötenhautpanzern prallten mit einer solchen Wucht in den Feind, dass deren Leiber regelrecht durch die Luft flogen. Sie hinterließen eine Schneise der Vernichtung und ließen nun auch das Zentrum der Besatzer in Panik verfallen. Was bei allen Göttern war gerade geschehen? Folgten diese Berserker nicht blind dem Bastard des Ehemannes der gefallenen Ragnar der Roten? Die Wahrnehmung wer Feind und Freund war, begann in blutigen Wogen aus Leibern zu verschwimmen. Das Chaos war perfekt und fatal zugleich. Nun waren auch noch die ehemaligen Torgardisten unter Cordovan in Kampfreichweite und viel den Mauerwölfen ebenfalls in den Rücken, während sich die Söldner der Todessucher unter dem Kommando des alten Leutnants Radulf Bergdorf östlich der Grafenburg in der Schenke Blutgrube das Gemetzel aus sicherer Entfernung ansahen und sich offenbar noch nicht so recht entscheiden konnten auf welcher Seite sie in den Kampf eingreifen sollten. Sie bestellten erst einmal noch eine Runde Mühlenbräu und feuerten die Kämpfenden hohnlachend an!
Der König der Vagabunden und seine Verstümmelte Garde hatten das Torhaus nun wieder erreicht und fielen den dortigen Waffenknechten der Pfortenritter in den Rücken, die nun wirklich eingekesselt waren. Dann aber rannte Bashot mit seinen Trollzacker Barbaren, die sich bisher noch eigenwillig außerhalb der Stadt aus der Schlacht heraus gehalten hatten, mit ihren Zweihandschwertern unter die Verstümmelten und hackten ihnen ab, was diese an Gliedmaßen noch aufzubieten hatten! Nun sahen sich die Vagabunden ebenfalls in einer Kesselschlacht mitten im Wehrheimer Tor und konnten weder vor noch zurück. Das Blut floss in Strömen über die Zugbrücke in den Burggraben.
Rogar fuhr derweil mit seinem Streitwagen durch eine gebildete Gasse aus Greifengardisten, dicht gefolgt von den Hartsteener Söldnern an die Spitze der Schlacht, während ihn nur knapp verfehlende Hornissengeschosse um die Ohren flogen. Die Sichelräder seines Wagens namens Blutrausch schnetzelten sich in das Gedärm der fliehenden Besatzer, während sein Standartenträger, der sich mit auf dem Wagen befand mit Leibeskräften festhalten musste, um nicht den Stand zu verlieren, so hart prallte der Reichsbaron in Vigos Schergen. Rogar inspirierte so die eher mäßigen Hartsteener zu Höchstleistungen genau wie alle anderen Verbündeten in der Stadt.
„FÜR DIE KAISERIN! FÜR PRAIOS!“ riefen die Greifengardisten, gefolgt von einem donnernden „FÜR DIE KAISERIN! FÜR RONDRA!“ der Löwengardisten. Bagsch selbst wurde zwar immer wieder beschossen und von vereinzelten Mauerwölfen bekämpft, aber sie schlugen nur wirkungslos in seine magischen Doppelgänger. Der Troll stapfte einem Rammbock gleich durch die Gassen auf der Suche nach versprengten feindlichen Söldnern, wurde aber schlussendlich durch konzentrierten Bolzenbeschuss doch noch in Deckung gezwungen.
Die zum Feind übergelaufene Verstümmelte Garde wurde im Torbogen regelrecht zerschlagen und stürzte sich fliehend die Zugbrücke in den Graben hinab, während der König der Vagabunden in seinem Prunkpanzer ebenfalls Hals über Kopf das Weite suchte und es sogar schaffte, sich humpelnd bis zum Trolltisch zurückzuziehen, wo Eyrún Blutaxt bereits nach ihm Ausschau hielt, um den Verräter und Krüppel einen Kopf kürzer zu machen, ihn aber übersah.
Die Schwarze Garde, die Zweimühler Torgarde und die Pfortenritter kämpften gegen die letzten Svelltländer Schwertschwinger die eingeschlossen tapfer mit einer Mauer im Rücken bis zum Ende kämpften und noch über ein Dutzend Torgardisten mit sich in den Tod rissen. Der letzte von ihnen, offenbar ein Waffenmeister, der mit seinem Andergaster blutige Ernte hielt, wurde schließlich ausgerechnet von einem verirrtem Armbrustbolzen getroffen, der eigentlich Cordovan gegolten hatte, und ging sterbend zu Boden.
Der Kampf am Boden war nun größtenteils vorbei, und hundertfünfzig Feinde waren entweder Tod oder geflohen. Aber die noch etwa hundert bornländischen Armbruster und fast zwanzig Finsterzwerge an den insgesamt fünf Hornissen schossen weiter ununterbrochen von der Stadtmauer nach Innen in die Stadt. Als sich der Nebel vollends verzogen hatte, da Telors Zauber nun aufhörte zu wirken, sahen die Befreier den Platz der Sonne und an dessen Rändern die erst erschlagenen und dann zur Mahnung aufgeknüpften acht Meeltheuer Geschwister, die einen Aufstand gegen Vigos und Lutisanas Herrschaft gewagt hatten. Rogar hatte zu viel Zeit verstreichen lassen, die die Gefangenen schon längst mit ihrem Leben bezahlt hatten!
Dann trat ein großer, athletisch gebauter und in meisterlichem Kettenhemd und Kettenhaube gepanzerter Offizier mit Wehrheimer Bürstenhaarschnitt und Kaiser-Alrik-Schnauzer an die Wehr der Grafenburg in der Mitte seiner Stadt – Vigo von Dunkelstein! Der Veteran der bereits auf Maraskan in Jergan, in der Ogerschlacht an der Trollpforte, und am selben Ort, der später Wall des Todes genannt wurde, gekämpft hatte, sammelte von oben einige der fliehenden Schwertschwinger am Fuße der Grafenburg, die nun die Stellung vor dem Burgtor unter ihm hielten. Das Auftreten des Feldherrn und Stadthalters hob die gebrochene Moral seiner verbliebenen Männer. Entschlossen zog der Offizier alter Schule seinen vor Waffenbalsam glänzenden Zweihänder Retotreu und gab so den Finsterzwergen am schweren Onager seitlich hinter ihm, auf der Grafenburg, den Befehl zum Feuern!
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Ardo Hainsaate
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Ardo Hainsaate »

Episch wie jedesmal! :) Immer wieder ein großes Vergnügen von euch zu lesen und die Karten sind wirklich auch erste Sahne!
Und ich hätte zumindest an euren veränderten Scharmützelregeln Interesse

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Lhuraya
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Lhuraya »

Bestens! Bin gespannt auf die Fortsetzung. Einige Ereignisse/Personen(-gruppen) werde ich sicherlich auch für unsere Runde übernehmen oder als Inspiration verstehen. Jedoch wird es wohl noch 1-2 Jahre dauern ehe wir "Mit wehenden Bannern" spielen werden. Wir haben ja noch nicht mal "VeG" angefangen. Spaß macht es trotzdem Euer Erlebtes zu lesen.

Und ja, ich hätte Interesse an Euren Scharmützel-Regeln.
Zuletzt geändert von Lhuraya am 12.04.2013 12:48, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

(@: Ardo Hainsaate und Lhuraya, danke euch beiden. Ich werde die Überarbeiteten Scharmützel-Regeln noch etwas umgestalten und sie euch dann die Tage zuschicken. Und nun weiter im Kampf um die Heimat...)

15. Spielabend: Platz der Sonne

Nachdem der Kampf um Zweimühlen fast schon gewonnen schien, bäumte sich der Feind nun noch einmal auf und sammelte seine Kräfte im Inneren der Stadt. Das langsame Vorrücken von Rogars Schwerem Fußvolk, gab ihnen die nötige Zeit dazu. Der Regen wurde nun richtig heftig, was zum Glück der Befreier die feindlichen Armbruster und Hornissen-Schützen behinderte. Aber der Regen dauerte noch nicht lang genug, um die empfindliche Mechanik der gegnerischen Fernkampfwaffen ernsthaft versagen zu lassen.
Während der Kampf auf der westlichen Mauer zwischen den Trollzacker Barbaren und den Mauerwölfen immer noch tobte, hatte die Schwarze Garde das eiserne Fallgitter beim Firunstor herabfallen lassen und sich regelrecht im Torhaus verbarrikadiert. Die ehemaligen Wegelagerer und Strauchdiebe hatten immerhin die nördliche Mauer freigekämpft und nun in ihren Augen mit der Besetzung des Firunstores genug geleistet. Dies war nicht ihre Stadt – ihre Heimat hieß Talf.
Rogars restliche Truppen zogen derweil ihren Ring um die Zweimühler Grafenburg immer enger, blieben dabei aber in bestmöglicher Deckung vor Beschuss, der von der Süd- und Ostmauer, und natürlich von der Burg selbst drohte. Der Platz der Sonne, der die Burg umgab bot den Schützen jedoch freies Schussfeld. Während man in Zweimühlen früher gerne sagte, dass die Kaufherren und Magistrate ihren ’Platz an der Sonne’ in der Nähe der landgräflichen Burg gefunden hatten, sprach man heute davon, dass die Sonne über Zweimühlen nicht mehr scheine. Das viele Blut, das während dieser Schlacht in die Ritzen und Fugen des Kopfsteinpflasters versickerte, würde die aktuelle Ansicht der Zweimühler über diesen Platz sicher noch verstärken, egal wie der Kampf an diesem Tage enden möge. Am Rand dieses Platzes lebten einst die Reichen der Stadt, aber durch unterschiedliche Kriegsfürsten kam es dazu, dass einige Villen niedergebrannt und die meisten anderen von den neuen Herren und ihren Schergen konfisziert worden waren. Nur wer sich mit dem jeweiligen Kriegsfürsten arrangierte, hatte sein Stadthaus und Besitz behalten. Die Zweimühler vermieden es inzwischen, sich am Platz der Sonne aufzuhalten, da man hier oft die Söldner der Kriegsherren antraf und allzu viel Neugier auch schon mal als Spionage mit mehreren Tagen Hangkäfig geahndet worden war.

Die Grafenburg

Die alte Grafenburg, einst ein fürstliches Lustschloss und dann Residenz der Landgräfinnen von Zweimühlen, von denen Ragnar „die Rote“ Ragnarsdottir die Letzte war, war heute das Quartier des jeweiligen Stadtherren – meist von eigenen Gnaden. Auch Rogar hatte vor mehr als zwei Jahren als Kriegsfürst die Kontrolle über die Stadt erlangt, war dann aber von der Kaiserin höchst selbst zum Reichsbaron ernannt worden, wodurch er der nominelle Herrscher der Stadt und der Baronie wurde. Die Grafenburg in Rohalsstil war zwar nicht besonders groß, sah aber dennoch durchaus prächtig aus. Hierzu trugen vor allem die aufwendigen Verzierungen an der Fassade und die großen, reich geschmückten Glasfenster bei, die im Erdgeschoss von Vigo aber durch enge Schießscharten ersetzt worden waren.
Die letzten Nahkämpfer der Svelltländer Söldner hatten mit ihren schweren Andergastern in Halbbannerstärke vor dem verschlossenen Tor der Burg Stellung bezogen und waren von der Wehr über ihnen durch die Armbruster auch gut gedeckt. Bis eben hatten die Söldlinge wohl nicht mehr an einen Sieg geglaubt, aber jetzt wo Vigo von Dunkelstein sie von oben selbst kommandierte, hielten sie tapfer diese Position.

Die Todesfänger

Die Söldnerschar der Todesfänger die einst sogar unter dem Kriegsfürsten und später Reichsbaron Rogar gedient hatten, zogen sich in den neuen Kor-Tempel östlich der Grafenburg zurück, und hielten sich weiter aus den Kämpfen heraus. Die einstige Räuberbande unter dem ’Fetten Ron’, der inzwischen aber kaum noch Leute der ersten Tage angehörten, als die Steckbriefe der Bande im alten Darpatien noch allerorten hingen, war heute ein schlagkräftiges Söldnerbanner das sich nach dem Fall Zweimühlens wieder bei jedem Kriegsfürsten in den Dienst stellte, der den Sold bezahlen konnte und kein offensichtlicher Verdammter war. Sie befanden sich seit Anfang 1031 in der Stadt und hatten vor Rogar schon vier anderen Kriegsfürsten, darunter auch Harad von Winterkalt, gedient. Wie immer zogen sie es erst einmal vor, abzuwarten und wahrscheinlich später überzulaufen, als sich abschlachten zu lassen. Der Fette Ron, der sich vermutlich in der Burg befand, hatte aufgrund des Überraschungsangriffs seinem Unterführer Radulf Bergdorf keinen Befehl mehr geben können. Der alte über fünfzigjährige Leutnant mit Holzbein und einstige Feldkoch der ehemaligen Räuber, der Rogars Fähigkeiten als Feldherr kannte, würde sich hüten, ihn und dessen Männer anzugreifen. Dennoch war Radulf hin und her gerissen und haderte mit seinem Schicksal. Zu gerne würde er seinem alten Weggefährten Ron helfen, der wohl nun in der Burg eingeschlossen war, aber auch Rogar hatte ihn und die Todesfänger immer gut behandelt, als sie noch in dessen Sold gestanden hatten.
Graf Danos von Luring und seine Pfortenritter brachte seine Ritter direkt vor dem Kor-Tempel in Stellung um die im Inneren verschanzten Todesfänger gegebenenfalls abzufangen, falls diese einen Ausfall wagen sollten. Es gelang ihm seine Schwere Reiterei so zu positionieren, dass diese derweil nicht unter Beschuss gerieten, und er immer noch einen guten Blick auf den Platz der Sonne hatte. Erlgard Gragelsfort schützte ihren Herr in dieser Zeit vor Zauberei, für den Fall, dass einer der beiden gegnerischen Magierbrüder in die Schlacht eingreifen würde, und Geldar von Zweistetten nahm zusammen mit Reto von Luring-Mersingen die Verhandlungen mit den Todesfängern auf, wobei der riesenhafte, teilnahmslose Ritter mehr zur Einschüchterung diente.

Entfesselte Bestien

Lutisanas Stadthalter gab den Befehl, die Zwinger der Zweimühler Bluthunde zu öffnen, die Falk Rodiak, ein Grenzreiter aus Harads Schwarzer Lanze vor Jahren mühevoll herangezüchtet hatte. Diese Bestien waren eine Kreuzung aus Wehrheimer- und Zornbrechter Bluthunden, wobei sie aber weniger gehorsam waren als die Wehrheimer, dafür aber noch aggressiver und furchterregender als die Zornbrechter. Die Hunde, die das Schlachtfeld für gewöhnlich nur mit ihren Meuteführern betraten, die sie zumindest solange kontrollierten, wie die Ketten sie hielten, brachen nun völlig unkontrolliert aus ihren Zwingern. Die Bluthunde konnten kaum noch von Freund oder Feind unterscheiden, da sie mit Vigo und dessen Gefolge plötzlich neue Herren hatten und auch diese Gardetruppen des Raulschen Reiches noch nie zuvor in der Stadt gewittert hatten. Die zwanzig kräftigen Tiere die lederne mit Nieten verstärkte Hundepanzer trugen, die sehr denen von orkischen Kampfhunden ähnelten, warfen sich einfach auf alles und jeden! Die Biester konzentrierten sich zunächst auf die Löwen- und Greifengardisten, deren vorderste Reihen sie regelrecht umwarfen, nur um sich kurz darauf in den Mauerwölfen vor der Burg zu verbeißen! Die beiden Hundemeuten machten die Pferde der Gänseritter scheu und kämpften wie von Sinnen, ganz so, als hätten sie seit dem Fall Zweimühlens eine ganz besondere Tortur erlitten. Aber den zusammengezogenen Truppen hatten die unkontrollierten Bluthunde und die Andergasterschwinger nur kurz etwas entgegen zu setzen. Hauptmann Ferdoker befahl seinen Hellebardieren eine Speerwallformation die Feind und Monster nach und nach regelrecht abstachen, wobei man eher Hund als Mensch schonte, da Letztere ihr Schicksal selbst gewählt hatten.
Thorwulfs Roter Haufen, der offenbar wirklich die Seiten gewechselt hatte, stürmte die südliche Mauer und eroberte das Praiostor im Handstreich. Die Sappeure der Finsterzwerge eines nahen Turmes deckten nun die Thorwaler Flusspiraten und Schläger mit einem Hornissenhagel ein, der den kompletten Roten Haufen in eine regelrechte Walwut steigerte! Die Streithacken der Berserker gingen auf und nieder, während ihnen die großen Bolzen aus dem Bauch, der Schulter, oder aus der Brust ragten. Nachdem die ebenfalls im Kampfrausch wütenden Trollzacker Barbaren den Westwall freigekämpft hatten, fiel nun die Südmauer unter den zweihändig geführten Orknasen der Flusspiraten, die nun unaufhaltsam Richtung Ostwall stürmten, und dabei jeden Finsterzwerg von der Mauer fegten, der sich ihnen entgegenstellte.

Kultisten des Verstümmelten Gottes

Die Bettler, die immer wieder versuchten die Armbruster auf der Grafenburg mit Wurfmessern und Steinen zu beschäftigen, zogen sich nun in eine Häuserdeckung zurück, als Eyrún Blutaxt ihre Reihen verließ um zum Reichsbaron aufzuschließen.
Der Erwählte, der nun erst seine Kapuze abnahm und sich seinen Männern zu erkennen gab, übernahm nun wieder das Kommando über seine Brüder - die Kultisten des Verstümmelten Gottes. Luidor der König der Vagabunden hatte zu früh die Seiten gewechselt, aber immerhin waren er und die Verstümmelte Garde entkommen um hoffentlich wie geplant zum zweiten Teil ihres frevlerischen Planes überzugehen. Der Erwählte zog es vor sich mit den Bettlern erst einmal zurückzuziehen, nachdem er mit dem was von seiner Hand noch übrig war seine Glücksmünze geworfen hatte. Rogar hatte sie in der Schlacht kaum eingesetzt, genau wie er vermutet hatte. Aber dass er sie zuvor auch noch direkt auf dem Boronsanger positioniert hatte, machte seinen Plan perfekt. Lächelnd wies er seine Brüder an, den gefallenen Schwertschwingern, die überall sterbend in ihrem eigenen Blut lagen den Rest zu geben und sie zu plündern. Deren Andergaster waren für die Bettler zu schwer, aber die Lederpanzer und Lederzeug fanden nun neue Besitzer.

Der Sieg ist nahe

Der Sieg war nun so gut wie sicher und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die letzten Mauerwölfe und Finsterzwerge besiegt waren. Hauptmann Ferdoker wies die Trollzacker Barbaren an, sich in der Nähe des immer noch verschlossenen Eingangstores der Grafenburg aufzuhalten und einen eventuell bevorstehenden Ausfall im Keim zu ersticken. Die muskelbepackten Trollzacker pressten sich links und rechts des Tores eng an die Burgwand, bereit jeden Feind zu zerstückeln, der sie passieren würde. Die Pfortenritter am Kor-Tempel wurden von den Löwengardisten abgelöst, so dass die Ritter die Stadt nach versprengten Feinden absuchen konnten. Die Gänseritter bewachten derweil die Gefangenen svelltländischen Söldner, die sich ihnen auf dem eroberten Platz der Sonne ergeben hatten. Das Halbbanner Waffenknechte der Pfortenritter nahm das Wehrheimer Tor ein, während sich der Boron Geweihte Boronian Angermacher, der den Waffenknechten göttlichen Beistand gegeben hatte, zum Anger außerhalb der Stadt zurückzog, um dort den sicher bald eintreffenden Toten die letzte Ehre zu erweisen.
Die Greifengardisten aus Berler unter Wulfhelm von Oppstein, besetzten das Praiostor und die Schwarze Garde hielt weiterhin das Firunstor besetzt, während die Schwarze Lanze und Ungolfs Greifengardisten sich beim gutgefüllten Kornspeicher der Stadt positionierten und dort auf das Eintreffen des Reichsbarons warteten.
Bagsch, dessen Trollrüstung mit ein paar abgebrochenen Bolzen gespickt war, verließ nun seine Position am Wehrheimer Tor, da nun die Waffenknechte der Pfortenritter eintrafen und sich total außer Atem erst einmal gegen das Gemäuer lehnten um zu verschnaufen. Für Tore hatte der junge Troll nicht viel übrig. Hätte Rogar ihm wenigstens eine schöne Brücke zugewiesen, wäre er bestimmt geblieben. Aber Bagsch war sich sicher, dass Rogar bei der Grafenburg noch seine Hilfe brauchen würde. Mit schweren Schritten stapfte er über die toten Körper der Wimmelkrieger, die überall herumlagen. Es gab sicher etwas mit dem er Rogar beeindrucken konnte, ganz bestimmt! Dann sah er das verstärkte Tor der Grafenburg, das von den Trollzackern flankiert war, aber auch die Armbruster, die oben auf der Wehr ihre Armbrüste nachluden. Er würde einfach den richtigen Moment abwarten, und dann würde er Rogar zeigen, dass in ihm auch ein Held steckte!
Die Zweimühler Torgardisten, von denen nur noch ein halbes Dutzend standen, kümmerten sich zusammen mit Cordovan Weitzmann um die vielen Verwundeten, die makaber Weise auf den Boronsanger gebracht werden sollten, wo Boronian Angermacher die nächsten Tage sicher sehr viel Arbeit haben würde. Nur leider bemerkten keiner der treuen Zweimühler das Fehlen des Boron Geweihten…
Rogar ging nun nichts ahnend zum nächsten Schritt der Befreiung seiner Stadt über. Der Streiter des Reiches sammelte seine Helden und die schwer atmenden Hartsteener Söldner beim profanisierten Phextempel, der gefallenen heimlichen Tempelherrin Pervalia, die heldenhaft ihr Leben im Kampf um Zweimühlen gegeben hatte.

Geheimer Tunnel

Der Waffenknecht des Blutes, die Fjarningerin, der Schwarze Ritter, dessen ehemalige Knappin, der Zauberer, und die immer noch von ihren Wunden gezeichnete Amazone, betraten mit ihrem Reichsbaron und den verbliebenen vierzig Hartsteenern die Kornkammer. Früher war das Gebäude der öffentliche Phextempel, in dem durchreisende Händler und einheimische Kaufleute gefeilscht und gemeinsam gebetet hatten. Seit aber der Vogtvikar Ertzel Wehrheimer bei einer vergangenen Eroberung der Stadt durch einen Kriegsfürsten starb, verwaiste der Tempel des ehrlichen Goldes und wurde profanisiert und als Lagerhaus und Kornspeicher genutzt. Pervalia hatte dort nach und nach einen Schwarzmarkt organisiert, an dem Rogar vor dem Fall Zweimühlens unter der Hand mitverdient hatte. Mit Pervalias Tod würde der heimliche Tempel nun sicherlich vollends der Vergangenheit angehören.
Dennoch gab es noch immer den geheimen Tunnel, der von hier aus unterirdisch zur Grafenburg führte, und genau der war ihr Ziel. Auch Rhana Rôhaschta musste von hier aus in die Burg eingedrungen sein. Vorsichtig hob Rogar selbst die Falltür an, und ging mutig allen voran.
Nach zwanzig Schritten passierten sie eine tiefe ausgelöste Fallgrube, über die Rhana vor ihnen offenbar ein breites stabiles Brett gelegt hatte. Diese Falle musste Vigo neu angelegt haben, denn sie war Rogar nicht bekannt, genauso wenig, wie die entschärfte Bolzenfalle, die sie zehn Schritt weiter passierten. Rhana hatte die Schusslöcher mit irgendetwas fest verstopft, so dass auch diese Falle keinen Schaden mehr anrichten konnte. Dann kamen sie nach etwa insgesamt fünfzig Schritt zu einer wahrscheinlich zuvor verschlossenen Stahltür. Ein abgebrochener Dietrich lag davor im Staub. Rogar konnte nur hoffen, dass seine langjährige Gefährtin, für die er einmal mehr empfunden hatte, erfolgreich mit der Gefangenenbefreiung gewesen war. Leise öffnete er die schwere Tür mit seinem Zweihänder.

Der Keller der Burg und die Schatten der Vergangenheit

Mann für Mann betraten sie den Vorratsraum und Keller der Burg, der gut gefüllt war. Vigo hätte einer Belagerung mit diesen Vorräten den ganzen Winter und noch länger überstehen können. Harad erinnerte sich daran, wie er hier unten damals vor vier Jahren Nekrorius den schwarzen Mogul von Zweimühlen bekämpft hatte. Er erinnerte sich an alle seine gefallenen Gefährten, die so genannten Alten Helden von Zweimühlen. Gandogar Blutgestank, ein Wilder Zwerg, der sich in der Wildermark Hoffnung auf eine verlassene Silbermine oder zumindest hektisch verstecktes Gold in verlassenen Schlössern gemacht hatte. Kornan der Kopfgeldjäger, der den fetten Kopfgeldern der Kriegsfürsten nachjagen wollte. Eslam De’Althea, ein Golgarit, der sich der Zerschlagung der Zerstreuten Überreste des Endlosen Heerwurms verschrieben hatte. Sal’Quenseel, ein garethischer Kampfmagier und Pfeil des Lichtes, der im Namen der Kaiserin in der Wildermark einen Auftrag zu erledigen hatte. Und natürlich Boronian Angermacher, der den Schlächter von Wutzenwald für sein Massaker an Boron-Pilgern bestrafen wollte. Alle bis auf Angermacher waren heute Tod – dem Finstermann und seinen Schattenwandlern zum Opfer gefallen, oder später aus anderen Gründen in der Wildermark verreckt. Die Wildermark, dem Land ohne Grenzen, in dem wieder einmal mehr das Gesetz des Stärkeren zählte, hatte fast alle seine alten Gefährten verschlungen und Tod wieder ausgespuckt. Der Schwarze Ritter packte sein Langschwert fester und deutete mit der Fackel auf den frischen Blutfleck in diesem geschichtsträchtigen Keller.
Rogar hoffte, dass Rhana hier eine Wache erstochen hatte, aber selbst hinter den vielen Kisten und Fässern fand sich keine hastig verborgene Leiche. Er sah die Tür, hinter der eine Treppe nach oben führte, aber zuerst wollte er sicher gehen, ob der Kerker leer war.
Harad erinnerte sich an die zwei in Ritterrüstungen gepanzerten Skelettkrieger, die den Korridor damals flankiert hatten. Verstörender war aber, dass Alrike manchmal eine dieser beiden Ritterrüstungen trug, die Rogar ihr offenbar gegeben hatte. Ob die junge Ritterin wohl wusste, dass ihre Rüstung, die heute vermutlich in ihrem Junkerngut Östlich-Ochsenwacht stand, einst von blanken Knochen getragen worden war?
Linker- und rechterhand des langen Ganges lagen zwei Zellenräume, die mit schweren beschlagenen Holztüren gesichert waren. Hier hatten die Aufständischen Meeltheuer Geschwister, die Zweimühler Schützen und Maline Ochsenbrecher mit Sicherheit auf ihre Todesstrafe gewartet, aber die Zellen waren leer.
Ungolf Ferdoker packte innerlich ein Schrecken, den er sich nicht anmerken ließ, denn auch er hatte einst zwei Wochen gebrochen in einer dieser beiden Zellen gehockt um als zukünftiges Ritualopfer zu dienen, bis Harad und die anderen Alten Helden von Zweimühlen ihn befreiten. Oberst Fenn Weitenberg von Drôlenhorst selbst hatte ihn an Nekrorius verkauft, mit dem Hinweis, dass er mit Sicherheit einen robusten Zombiekrieger darstellen würde. Ungolf hatte zu viel über seinen damaligen Vorgesetzten der Greifengarde gewusst, und gedroht Marschall Ludalf von Wertlingen über die Plünderungen und Schlimmeres zu berichten, die Einzug in die Greifengarde gehalten hatten. Fast hätte er damals für seine Aufrichtigkeit mit seinem Leben bezahlt. Aber Fenn, der von Rogar im Zweikampf erschlagen worden war, nach dem dieser den Mord des Marschalls geplant und in einem feigen Hinterhalt durchführen wollte, war Geschichte und er musste sich auf seine Aufgabe konzentrieren.
In einer kleinen Folterkammer auf der rechten Seite war eine Streckbank mit eisernen Ketten daran zu sehen, in der Boronian schon einmal eine Gefesselte Seele oder Schatten austreiben musste. Die letzte Tür auf der linken Seite führte in ein großes ehemaliges Lager, das von Nekrorius damals in eine Alchemistenküche umgebaut worden war. Noch immer befanden sich hier unten eine alchemistische Komplettausrüstung und typische Zutaten wie, drei Schank Ghulschweiß, ein Schank Skelettblut, ein halber Drachenbandwurm, drei Totennüsse, acht Zunderschwämme, eine Phiole mit Brodem, einige Karneole, ein Büschel Trollhaare, ein Sordulsapfel und eine Phiole Drachentränen. Den Schrumpfkopf eines Boroni, hatte Boronian schon vor langer Zeit auf dem Anger bestattet und das Bannbalöl hatte sich wohl einer der tulamidischen Magier eingesteckt, genau wie das, was sonst noch fehlte.
Während sie den Keller nach den Gefangenen durchstöberten, waren auch derweil alle Hartsteener Söldner in den Vorratsraum getreten und klagten über das mangelnde Licht.

Entsetzen

Am Ende des langen Ganges lag eine Kammer, die mit einer Mondsilberbeschlagenen Tür gesichert war, in die allerlei dämonische Symbole und nekromantische Zeichen eingraviert waren. ein süßlicher Gestank drang durch den Spalt der Tür. Dahinter hatte Nekrorius einst seinen Ritualraum eingerichtet und auch seinen Tod durch Harads Zweihänder gefunden. Rogar, der damals bei der ersten Befreiung Zweimühlens noch ein kleines unbedeutendes Licht war, hatte als Baron einfach den Ritualraum versiegeln lassen, ohne zu wissen, was hier unten einst genau passierte.
Bevor sie diese letzte Tür öffneten, hörten sie hinter sich im dunklen Vorratsraum wie jemand der Hartsteener „FEINDKONTAKT“ schrie! Bis Rogar sich aber nach hinten durchgedrängelt hatte, schien der Spuk offenbar schon wieder vorbei. Einer der Söldner berichtete, dass irgendwer, der aber kaum zu erkennen war, von oben kurz die Tür geöffnet hatte, und sich dann im Angesicht ihrer Übermacht schnell wieder zurückgezogen hatte. Sie waren also entdeckt! Der Trollzacker wies seine Männer an, ihnen den Rücken freizuhalten während er und seine getreuen Helden sich noch den letzten Ritualraum ansehen wollten, da in ihm aufgrund des Geruchs ein grauenvoller Verdacht aufkam.
Zusammen mit Eyrún durchbrach er die Mondsilberbeschlagene Tür und erblickte im Licht von Harads Fackel Entsetzliches! Flackernde Schatten tanzten auf den groben und unbehauenen Steinen, die die Wände dieses Raumes bildeten. Vor ihnen stand eine erloschene, große Feuerschale, und in der rechten Ecke des Raumes sahen sie Dinge, die vor allem Alrike niemals mehr vergessen würde. Das was sie mit ihrem verbliebenen Auge sah, trieb ihr die Kotze hoch, und kurz darauf lief die Ritterin in den Korridor zurück um sich in einer der Nischen zu übergeben, was Harad an den Tlalucs Odem von Nekrorius erinnerte.
Auf dem Boden des Ritualraumes war mit abgetrennten und verrotteten Gliedmaßen ein Heptagramm ausgelegt worden! In der Mitte lagen die restlichen Körperteile, Torsi und allerlei andere abscheuliche Paraphenalia! Die Gesichter, der gehäuteten Schädel waren nicht mehr zu erkennen, aber anhand der Anzahl der Rümpfe, genau zehn an der Zahl, handelte es sich vermutlich um die Zweimühler Schützen, die einstigen Freischärler der Bockelburg, die hier offenbar Opfer irgendeiner nekromantischen Widerwärtigkeit geworden waren. Rogar hatte zu lange gewartet und erblickte nun die Konsequenzen. Richtig schlecht wurde ihm aber, als er den weiblichen Leichnam auf dem Seziertisch in der Mitte des Raumes erblickte.
Dort lag der Leib einer nackten, aufgeschnittenen Frau, mit grobschlächtigem und bulligem Körper ohne Kopf! Aber Rogar erkannte die Leiche auch ohne Kopf, da es nur eine Zweimühlerin gab, die solch beeindruckende Muskeln hatte, die zu Lebzeiten mühelos einem Ochsen das Rückgrat zu brechen vermochten – Maline Ochsenbrecher, seine Hauptfrau und Anführerin der Freischärler-Schützen.
Wie oft hatte Maline ihm gesagt, dass man dem ’Fetten Ron’ nicht trauen konnte? Wie oft hatte sie mit dem Anführer der Todessucher fast bis zum Blutrausch gestritten? Sie war eine echte Zweimühlerin, die mit ihm und den Freischärlern schon unzählige Schlachten und Siege gewonnen hatte. Sie war in der Stadt geboren, aufgewachsen, und hatte sich immer gewünscht irgendwann auf dem Zweimühler Boronsanger bestattet zu werden.
Dies konnte nur das Werk des glatzköpfigen und stiernackigen Nekromanten Nephrog von Yar’Dasham, aus Lutisanas Gefolge sein, von dem ihm Jäger Ugdalf knapp berichtet hatte, und den er während dem Fall Zweimühlens kurz vor den Mauern neben seinen zwei Skelettogern und seinem Prügelknaben aus Ritterknochen gesehen hatte.
Der riesige Rochshaz wandte sich mit zornigem blick zu seinen Helden und sagte: „Es werden keine Gefangene gemacht. Ich werde jeden einzelnen von Lutisanas Gefolgsleuten in Stücke hacken!“ Dann gab er den Hartsteenern und den Helden von Zweimühlen den Befehl zum Stürmen, während sein Blut zu kochen begann, und seine Knöchel, die seinen Zweihänder umfasste, weiß wurden!

Das Eigene Grab

Zur selben Zeit außerhalb der Stadt tief unter der Erde kam Boronian Angermacher, Rogars Tempelmeister zu sich. Er lag niedergeschlagen am Boden und spürte wie ihm das Blut aus dem Kopf rann. Unter ihm ertastete er harten, kalten Steinboden und es roch nach abgestandener Luft. Seine Augen sahen nur absolute Finsternis. Wo war er? Langsam kamen die Erinnerungen zurück.
Er befand sich auf seinem eigenen Anger in seinem eigen erbauten Tempel in ein stummes Gebet vertieft, als er Schritte hinter sich gehört hatte. Er war herum gewirbelt und sah Luidor, den sie alle nur den Vagabunden nannten, Rogars einbeiniger Burgoffizier. Der König der Vagabunden trug immer noch seinen vergoldeten Prunkharnisch und seine beiden Streitkolben, mit denen er gleichzeitig zu kämpfen vermochte. Stumm stellte sich Boronian ohne um Hilfe zu rufen dem ungleichen Kampf mit seinem Rabenschnabel, den er stets bei sich trug. Der Kampf war schnell vorbei, und Boronian schaffte es gerade mal einen einzigen Hieb seines ehemaligen Verbündeten zu parieren, bevor Luidor ihn mit bis dato unbekanntem Hass auf Geweihte am Kopf traf und er zu Boden ging.
Der Priester des zwölfgöttlichen Totengottes erkannte nun wo er war, wo Luidor ihn hinab geworfen hatte…der mit Stigmata übersäte Priester befand sich in der Tiefe einer alten Gruft. Einer modrigen Gruft auf seinem eigenen Anger! Seine Finger fühlten die eisernen rostigen Gitterstäbe, mit denen einer der reicheren Zweimühler sein Grabmal gegen Leichenfresser, Nekromanten oder Grabräuber sichern wollte. Boronian fing an heftig an dem Eisengitter zu rütteln, bis ihm langsam die Sinnlosigkeit seines Tuns klar wurde. Lautlos öffnete er ungläubig seinen Mund in der Dunkelheit: „Bei BORON, nein…nein…NEEEIIIIN!“
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 14.04.2013 23:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Iber von Ask
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Iber von Ask »

Klasse Tagebuch, sehr spannend, vor allem da wir am Donnerstag die Kampagne starten (meine Gruppe wird als Helden der Schlacht vom Stein ein Abordnung der Greifenfurter zur Unterstützung der Kaiserlichen nach Zweimühlen führen, der dortige Baron ist ex-SC eines Spielers, die Gruppe wollte aber nicht die alten Charaktere reaktivieren...)

Insofern hätte auch ich Interesse an den Scharmützelregeln, die aus Mit wehenden Bannern hatte ich zwar schon mal bei "Ein Stein im Nebel" angetestet, mir fehlen da aber Auswirkungen für die Beteiligten SCs.

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Dark-Chummer
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

[Unsere Hausregeln für Massengefechte und Scharmützel wurden an alle Interessenten verschickt. Falls nicht, einfach nochmal melden (meine Email-Adresse hat Probleme mit Spamfiltern). Der folgende Spielabend ist sehr dramatisch und beschreibt den bisher härtesten Kampf der Helden von Zweimühlen]

16. Spielabend: Kampf um die Zweimühler Grafenburg

Die Helden von Zweimühlen betraten das Erdgeschoss der Grafenburg über die Kellertreppe und befanden sich nun im Korridor des Bedienstetentraktes. Vier Türen in der langen Ostwand führten in die Küche, Waschraum und die beiden Gesindekammern. Durch die verstärkte geschlossene Holztür im Norden gelangte man in den großen Speisesaal, und die offene Tür im Süden führte in den großen Flur, den normalen Eingangsbereich des Erdgeschosses, wo sich auch das Tor befand.
Ohne den anderen Helden vorher noch einmal klare Anweisungen zu geben, stürmte Rogar nun im Siegestaumel mit aktivierter Gardianum-Schildbrosche und etwa vierzig Hartsteener Söldnern Richtung Flur, und schickte diese die beiden Wendeltreppen hinauf auf die Wehr der Burg, wo sich ihnen das vermutlich letzte Dutzend Finsterzwerge und ein Halbbanner Armbruster entgegenstellte.
Ohne dem Streiter des Reiches zu folgen, blieb Hauptmann Ferdoker nun aber zurück und befahl Bashot die verstärkte Tür im Norden zu sichern, damit ihnen niemand in den Rücken fallen konnte. Auch Harad blieb zurück, während Eyrún und Rhulana dem Barbarenprinz des Blutes folgten - eine fatale Aufteilung der Gruppe, die sich bald rächen sollte.
Dann rückte Ungolf in den eingenommenen Flur, zum Tor vor, wo Rogar ihm befahl, die große, ebenfalls verstärkte Flügeltür im Westen in den Thronsaal zu öffnen. Der Hauptmann verweigerte jedoch trotz seiner Obrigkeitshörigkeit offen den Befehl, und versuchte den Reichsbaron davon zu überzeugen, dass es Priorität habe, zuerst das mit Tischen und Bänken zusätzlich verbarrikadierte Haupttor zu öffnen, um so weiteren Truppen das Eindringen zu ermöglichen. Rogar bestand jedoch darauf der Schlange zuerst den Kopf abzuschlagen, um es mit Eyrúns Worten auszudrücken, um so den endgültigen Sieg so schnell wie möglich und mit vereinter Heldengruppe herbeizuführen.
Nun nahm das unkoordinierte Vorgehen, und entgegen lautende Befehle seinen Lauf, der bald schon in Chaos und Verwirrung übergehen sollte, als Heldentum und militärische Logik miteinander kollidierten. Während der große Held und der erfahrene Offizier sich im Torbereich nicht einig wurden, öffnete Bashot im Korridor des Bedienstetentraktes einfach die Tür im Norden, während der Schlachtenlärm von oben herunter schallte, wo die Hartsteener offenbar auf mehr Gegenwehr stießen als gedacht.

Hinterhalt

Bashot Grim hatte die Tür zum großen Speisesaal kaum geöffnet, da bohrte sich auch schon ein gehärteter Kriegspfeil in seinen linken Oberschenkel (1 Beinwunde) und ein gehärteter Bolzen aus nächster Entfernung in seine kaum gepanzerte Brust (2 Brustwunden)! Ungläubig sackte der Trollzacker Stammeskrieger zusammen und lag hinter der Türschwelle im Sterben (LeP -2)!
Harad trat nun in die Türschwelle und sah sich sogleich einem Andergaster-schwingenden Söldling gegenüber, dessen Angriffe er mit seinem Großschild abwehrte und dabei schützend über Bashot stand. Der Speisesaal wurde von einer langen Tafel dominiert, an der mindestens zwanzig Leute Platz finden würden, während die Wände an den Stellen wo kein prachtvoller Schank stand mit wertvollen, einst farbenfrohen Gobelins behangen waren. Telor der sich bereits mit einem Armatrutz geschützt hatte, zog Bashot mit erstaunlicher Kraft schnell zurück in den Gang und versuchte die Blutungen mit einer seiner Wirselkrautsalben aus Hallingen zu stoppen.
Rogar und Ungolf rannten nun vom Eingangsbereich, in den Speisesaal und machten dort den Söldner nieder, während der Armbruster neben einem schweren Schrank stehend weiter nachlud. Kariel Kummersfeld, der Waldläufer, der sich ihnen kurz hinter Hartsteen angeschlossen und sie später verraten hatte, feuerte mit unglaublicher Geschwindigkeit, auf der langen Tafel stehend, einen Pfeil nach dem anderen mit seinem Langbogen in Richtung der Helden, wobei Ungolf ein Geschoss mit seinem Schild abwehren konnte, Harad aber schwer in die linke Schulter getroffen wurde (1 L. Armwunde). Nach einem Befehl von Rogar an seinen Zauberer, den Gegner zu blenden, schaffte es Telor kurz darauf, die beiden Schützen, mit einem Flim-Flam-Lichtblitz zu attackieren und zog sich danach schnell wieder in den schützenden Korridor zurück. Der Schwarze Ritter unterdrückte den Schmerz seiner Schulterwunde, und zog sich blutend in die Küche zurück, während Rogar an das andere Ende des Speisesaales stürmte, um Kariel zu bekämpfen.
Während Rhulana und Eyrún verzweifelt an der Torbarrikade im Eingangsbereich herumrissen, um diese zu öffnen, lag Bashot weiter im Sterben. Telor hatte nur noch wenig astrale Kraft übrig, durch den beweglichen Nebel, den er vor der Schlacht beschworen hatte. Den Rest seiner Macht wollte er sich für die Begegnung mit dem feindlichen Magier aufbewahren. Das Bashot in dieser Frühen Phase der Eroberung der Grafenburg ausgefallen war, kam einer Katastrophe gleich.
Harad stieß nun in der Küche, in die er sich eigentlich zurückziehen wollte, auf den in Platte gepanzerten Fetten Ron, der sichtlich zugenommen hatte und gerade dabei war sich noch ein letztes Hähnchen ins Maul zu stopfen! Der mittlerweile hundertvierzig Stein schwere ehemalige Räuberhauptmann lieferte sich nun mit Harad einen wilden Schlagabtausch von abwechselnden Schildspalter- und Niederschlag-Manövern, dass es nur so schepperte und die Fressalien durch die Luft flogen!
Kariel, der feindliche Spion, der offenbar unter der Wirkung eines angeborenen Axxeleratus-Zaubers stand, versuchte Rogar zu entkommen, und rannte in Richtung einer der beiden Geheimtüren, die direkt in den Thronsaal führten. Der Barbarenprinz schaffte es aber noch dem flinken bogenschießenden Derwisch einen Passierschlag zu verpassen, der den Magiedilettant schwer am Bauch verwundete. Kariel schaffte es aber noch die Geheimtür aufzureißen und den kompletten Thronsaal zu alarmieren, in dem eh schon jeder Kampfbereit war. Nun öffnete sich die zweite Geheimtür in den Speisesaal, die von einem weiteren Andergasterschwinger versperrt wurde.
An der ersten Geheimtür, an Kariel vorbei, sah Rogar in den Thronsaal hinein, und erblickte dort zwei weitere Armbruster und einen Schwertschwinger vor der eigentlichen Haupttür des Thronsaals, hinter der sich Rhulana und Eyrún befinden mussten. Außerdem sah er Thorwulf den Roten, Ayrash den Bannmagier, der durch einen Duplicatus-Zauber gleich viermal zu sehen war, Vigo den Stadthalter und jemanden, den er schon sehr lange nicht mehr gesehen hatte – Chraaz ’den Verräter’! Chraaz war ein flinker Goblinsöldner der Schwarzen Sichel und Verbündeter von Ziplim, der Rogar schon einmal in eine Falle gelockt hatte. Der Unhold war eineinhalb Schritt groß, etwa fünfzig Stein leicht, hatte wie alle Goblins ein roter Pelz unter seinem abgewetzten Lederharnisch, gelbe Augen und war hässlich wie die Nacht. Mit seinem Schildarm, der einen verstärkten Holzschild trug, auf den er diverse Teile seiner Gegner genagelt hatte, hielt er die bewusstlose und gefesselte Rhana Rôhaschta. Mit seiner Rechten hielt er dieser ein Schwert bedrohlich an der Kehle der Trollzackerin! Der Rotpelz kreischte mit unangenehmer Stimme: „Wenn ihr Helden Thronsaal betreten, ich ihr Kehle durchschneiden! Ihr Waffen niederlegen!“
Vigo von Dunkelstein, der seinen persönlichen Zweihänder Retotreu gezogen hatte, und in ein meisterhaftes Kettenhemd mit Plattenzeug gepanzert war, schien die Unehrenhaftigkeit des Goblinsöldners nicht zu teilen und forderte den Reichsbaron zu einem rondragefälligen Zweikampf heraus: „Nur ihr und ich Rogar vom Blute, ich fordere euch heraus zu einem ehrenhaften Zweikampf. Lasst uns das hier und jetzt beenden!“
Im Hintergrund war vom Obergeschoss oder der Wehr der Burg zu hören, dass gerade die Moral der Hartsteener zusammengebrochen war, und dass diese so gut wie besiegt waren. Alrikes verzweifelte Befehle, waren bis ins Erdgeschoss zu hören: „Hunde, wollt ihr ewig leben?!? Kämpft weiter verdammt!“

Blutrausch

Als der Halbtroll von einem Baron die Hilferufe seiner Ritterin von oben vernahm und seine Trollzacker-Hofheroldin in der Gewalt des widerlichen Goblins erblickte, und seine einstigen Gefühle für Rhana emporkamen, kam auch noch etwas anderes empor, etwas das in ihm seit dem Sieg über den Vampir in Hartsteen lauerte und von ihm Besitz ergriffen hatte! All sein Hass auf die Besatzer seiner Burg, auf die Feinde Zweimühlens und auf den Verräter Chraaz, mit dem er noch mehr als eine Rechnung zu begleichen hatte, brachen nun hervor. Seine Muskeln schwollen an, wobei all seine Kampfnarben regelrecht hervortraten. Seine groben Finger verkrampften sich um seinen Bidenhänder und in seinen Ohren vernahm der rasende Reichsbaron nur noch sein Schnaufen und das Rauschen seines eigenen Blutes. Die Welt begann um ihn herum zu versinken, und er wollte nur noch … töten, töten, töten, töten, TÖTEN! Rogar verfiel in Blutrausch und verlor die Kontrolle…
Kariel schaffte es in den Thronsaal zu entkommen, und Thorwulf der Rote stellte sich dem berserkenden Baron im Durchgang der westlichen Geheimtür entgegen, wo er dem Rochshaz den weg versperrte. Rogar, der nun nicht mehr auf seine Deckung achtete, wurde sogleich von Thorwulfs meisterlicher Barbarenstreitaxt am Waffenarm getroffen (1 R. Armwunde), was Rogar aber nur noch wilder zu machen schien.
Dann kam der gegnerische Magier, der sich genauso blitzschnell bewegte, wie Kariel mit seinen drei Doppelgängern und seinem verzauberten Langdolch zum Kampf hinzu, und stach von der Seite auf den Hochadligen ein. Der magische und zugleich vergiftete Dolch durchdrang in Rogars Fleisch und entlud sogleich seinen Fulminictus-Kampfzauber, der jedoch wiederum von Rogars ebenfalls magischer Schildbrosche, die er Tuleyban abgenommen hatte, aufgehalten wurde. Die Ladung des Zaubers verpuffte so wirkungslos, aber das pflanzliche Waffengift der Mirhamer Seidenliane, auch Kukris genannt und von vielen Meuchlern als ‚Königsmacher’ bezeichnet, konnte sogar einen ausgewachsenen Troll töten! Das Gift fraß sich seinen Weg durch Rogars Blut, aber dessen Wut und Zorn unterdrückte die drohenden Krämpfe – zumindest für mehr als ein Dutzend Augenblicke (Kon-Probe +12 geschafft). Der tulamidische Magier lachte boshaft, als Rogar wirkungslos, durch einen seiner magischen Doppelgänger schlug: „Du bist schon tot Rogar, du begreifst es nur noch nicht!“
Ungolf nahm den Kampf gegen den Andergasterschwinger auf, der aus der zweiten Geheimtür getreten war, während er hinter sich die ganze Zeit das kurbelnde Geräusch der Schweren Armbrust vernahm, die ihm jederzeit, bei Fertigladung in den Rücken schießen konnte. Der Waffenknecht des Blutes trieb sein Bastardschwert tief in das linke Bein des Söldners und parierte jeden noch so wuchtigen Hieb des Schergen.
Harad schaffte es in der Küche derweil, den Fetten Ron mit seinem Schwert am Kopf zu treffen, was den dortigen Zweikampf zumindest wieder etwas ausglich, da nun beide verwundet waren. Der Reichsritter hatte aufgrund seines schwereren Panzers eine gute Chance, hier den Sieg zu erringen, aber es würde sehr lange dauern, den nicht minder schwer gepanzerten ehemaligen Räuberhauptmann der Todesfänger niederzumachen.
Rhulana, und Eyrún, die am Tor der Burg nicht wirklich vorankamen, die ganzen Barrikaden zu zerstören, die sie vom Öffnen des Tores abhielten, sahen nun, wie sich die doppelte Flügeltür westlich von ihnen öffnete! Ein weiterer Mauerwolf mit Andergaster trat ihnen entgegen, während zwei Armbruster ihre gehärteten Bolzen Richtung Fjarningerin feuerten, die von einem der Bolzen aus nächster Nähe zwischen ihre Brüste getroffen wurde. Im Gegensatz zu Bashot, ging die Eisbarbarin aber nicht zu Boden, sondern schlug nun in den Söldner, der nach einem wuchtigen Hieb mit halb abgehacktem rechten Arm Kampfunfähig zu Boden ging.
Überall im Erdgeschoss wurde nun gekämpft! Das Gebrüll von Rogar übertönte sogar noch das panische Geschrei der flüchtenden Hartsteener von oben, die nun offenbar endgültig besiegt waren. „Die Standarte ist gefallen!“ Auch Alrikes Hilferufe, die oben vermutlich von Feinden umringt war, hallten bis nach unten! Der Feind hatte es irgendwie geschafft, sie alle in Zweikämpfe oder Kämpfe gegen eine Übermacht zu separieren. Die Niederlage war nahe.
Der verdammte Magier rammte Rogar seinen Langdolch immer wieder in dessen rechten Arm und Schulter (2 weitere R. Armwunden durch Kritischen Treffer), bis dieser seinen Zweihänder nicht mehr richtig halten konnte. Seine Muskeln rissen und das Blut des Barons besudelte seine eigene Burg. Im Blutrausch, wurde Rogar seine nicht mehr vorhandene Verteidigung zum Verhängnis, während Thorwulf, der ‘Baronen Schlächter‘, der auch schon Wulfbrand von Rosshagen auf dem Gewissen hatte, jeden seiner Angriffe parierte und den Baron weiter mit seiner Barbarenstreitaxt verunstaltete.

Der Tod eines Helden

Rogar wütete ohne Sinn und Verstand gegen die Doppelgänger des gegnerischen Magiers, den Telor nicht erreichen konnte, und Ungolf hatte die restlichen Helden durch sein viel zu militärisches Denken auseinander gerissen und dem Feind so sogar noch in die Hände gespielt. Das merkte er spätestens dann, als er einen von einem unsichtbaren Donnerkeil-Zauber durch die Rüstung direkt in seinen Gedanken getroffen, und dadurch fast von den Füßen gerissen wurde. Ungolf ließ seinen Herrn und langjährigen Gefährten nun im Stich und versuchte sein eigenes Leben zu retten. Der Offizier ließ sich gerade noch im richtigen Moment zurück fallen, bevor der immer noch stehende Armbruster in seinem Rücken ihm den Gar aus machen konnte, und dessen Bolzen genau dort an der Wand zerschellte, wo er gerade eben noch gestanden hatte. Das letzte was er von Rogar sah, war das dieser zehn Schritt von ihm entfernt von Feinden umringt und durch Gift verkrampft zu Boden ging (-1 LeP) – von Thorwulf niedergestreckt und von einem Magier im Nahkampf abgestochen!
Thorwulf zog seine blutige Doppelaxt aus dem gefallenen Baron und lief nun zusammen mit Ayrash in Richtung des Hauptmanns, der gerade seinen Andergasterschwinger getötet hatte.
Aus dem Thronsaal heraus feuerte Kariel Kummersfeld Einen gehärteten Kriegspfeil nach dem Anderen auf die beiden Heldinnen, die es aufgrund von Chraaz Drohung nicht wagten den Saal zu betreten, um das Leben ihrer gefesselten Gefährtin nicht zu gefährden. Der Plan des widerlichen Goblinschurken ging auf, da er die beiden überaus gefährlichen Kämpferinnen so von sich und aus dem Thronsaal fern hielt.
Kariel traf Rhulana einmal ins linke Bein, die nun so gut wie Kampfunfähig war (4 Wunden an unterschiedlichen Trefferzonen). Beide Armwunden der Amazone und ihre Werwolfs-Bisswunde am Hals brachen nun wieder auf. Wie sich die Löwin auf den Beinen hielt war eh ein Wunder. Eyrún wurde aber noch schlimmer von dem Spion, dessen Konturen nur noch zu erahnen waren, erwischt. Ein Pfeil steckte bereits in ihrem rechten Bein (1 R. Beinwunde) und der letzte Schuss hatte sie direkt in ihrem kräftigen Hals knapp neben ihrer Luftröhre getroffen, so dass der abgebrochene Schaft ein wirklich grausiger Anblick darbieten musste (1 Kopfwunde, LeP 2). Doch was eine normale mittelländische Kriegerin umgebracht hätte, bremste die riesige Nordfrau nur.
Telor beschwor einen weiteren Lichtblitz, der Chraaz, Kariel und die beiden Armbruster, die gerade ihre Dolche zogen, blendete. Chraaz, blinzelte verstört in Richtung des ihm sehr gut bekannten Zauberers: „Niemand es wagen Chraaz ungestraft zu blenden. Dafür eure Gefährtin bezahlen mit ihrem Leben!“ Der Goblinkriegsfürst schnitt Rhana Rôhaschta mit seinem Schwert ohne zu zögern die Kehle durch, wobei er aber aufgrund der Blendung die Halsschlagader nur knapp verfehlte (Meuchel-Mindestschaden mit „nur“ 2 Halswunden)! Dann ließ er die Kundschafterin und Hofheroldin fallen wie ein erlegtes Tier und wechselte noch immer kaum etwas sehend von der Klingenwaffe zu seinem bevorzugten Kriegsbeil.
Kariel Kummersfeld feuerte mit schmerzenden Augen in die Richtung, aus der er die Zauberformel vernommen hatte – und traf! Der gehärtete Kriegspfeil mit den Widerhaken bohrte sich durch die arkanen Symbole der Robe, den Gambeson darunter, durch den Armatrutz-Zauber, in die Brust des Magiers, der nun ungläubig zurücktaumelte. Telor hatte den Scharfschützen unterschätzt. Die Gefolgsleute von Vigo waren keine gewöhnlichen Schergen, sondern dunkle Helden mit brillanten Fähigkeiten.
Rhulana packte ihren Rondrakamm fester, vergaß ihre Tugenden und ließ sich einige Schritt zurückfallen, wobei sie ihr Gewicht hauptsächlich auf ihr rechtes Bein verlagerte, ihr einziges nicht verwundetes Gliedmaß. Rondra hatte sich von diesem Kampf abgewendet.
Auch Eyrún ging in Deckung, da spätestens der nächste Pfeil sie mit Sicherheit töten würde. Der Bolzen in ihrer Brust ließ sie kaum noch Atem holen und schmerzte wie Schwarzes Eis. Dieser Kampf war so gut wie verloren, und der Ausweg in Form von Barrikaden und einem versperrten Tor. Sie sah wie Telor nun von den beiden Armbrustern angegriffen wurde, die ihre Dolche nun gezogen hatten. Mit Kariel und Chraaz in ihrem Rücken glaubten sie offenbar an einen Sieg, der wahrscheinlicher war, als eine Niederlage. Telor, der glücklicherweise von den ebenfalls geblendeten Söldnern verfehlt wurde, sammelte seine Macht, rief: „HAMMER DES MAGUS!“ und schmetterte mit einem einzigen Hieb die Hälfte der Barrikaden vor dem Tor weg, das den Trollzacker Barbaren draußen den Weg nach innen versperrte. Er hörte oben den Todeskampf der vermutlich umzingelten Alrike und sah, dass die beiden anderen Heldinnen im Flur so gut wie besiegt waren, während die beiden Mauerwölfe wieder und wieder auf ihn einstachen, und der verdammte Magiedilettant bereits den nächsten Pfeil auf die Sehne legte. Als nun auch noch Chraaz mit Axt und Schild die Amazone in den Nahkampf verwickelte, war der Kampf endgültig verloren. Wenn er nicht dieses verdammte Tor binnen seiner letzten verbleibenden Herzschläge öffnen konnte, würden gleich ein halbes Dutzend Helden sterben, wobei er Rhana schon aufgegeben hatte, die Rogar vor der Schlacht in den fast sicheren Tod geschickt hatte! Aber er, Telor der Zauberer von Randolphsforst und ältester Gefährte an Rogars Seite durfte hier nicht fallen. Mit aller Kraft sammelte er seine letzte Zauberkraft…
Der Schwarze Ritter lieferte sich einen verbitterten Kampf mit Rondrian Pulvertreu, der ihm im Kampf ebenbürtig war. Die Langaxt des Fettsacks traf ihn immer wieder, so dass einige Plattenteile seiner schweren Panzerung bereits schwer beschädigt waren oder schon zu seinen Füßen lagen. Er hörte, dass Rogar im Speisesaal gefallen war und dass sich der Kampf draußen nun in seine Richtung näherte. Hätte er sich nur für seinen Zweihänder anstatt Schwert und Großschild entschieden.
Ungolf hatte sich mittlerweile bis zum Korridor des Bedienstetentraktes zurückgezogen und verteidigte den Durchgang, an dem Bashot am Anfang des Kampfes niedergeschossen wurde. Hinter ihm kamen nur noch die Treppe in den Keller und dahinter der Flur, in dem er auch schon Kampfeslärm vernahm. „ÖFFNET DAS VERDAMMTE HAUPTTOR ZUR BURG, DER BARON IST … SCHWER VERLETZT!“ Seine letzten beiden Worte glaubte er selbst nicht, wollte aber die verbliebenen Kräfte nicht noch weiter entmutigen. Der Waffenknecht des Blutes lieferte sich nun mit Thorwulf auf der Türschwelle einen Wilden Kampf, der die Deckung des Schildwaffenmeisters nicht durchdringen konnte. Dafür aber die Zauber des feindlichen Magiers – ein zweiter Donnerkeil schlug erneut direkt im Kopf, so dass ihm nun das Blut nur so aus Augen, Nase und Ohren schoss. Der nächste Zauber würde ihn zu Fall bringen! Wo war ihr eigener Magier wenn man ihn brauchte?! Dann hörte er aus dem Flur ein zweites „BERSTE VERFLUCHTE TÜR UNTER MEINEM HAMMER DES MAGUS!“ und ein anschließendes Bersten!
Im Eingangsbereich flogen die Teile des rechten Torflügels durch die gesamte Halle! Dann wurde sein Schutzzauber von zwei Dolchstichen und einem weiteren Pfeil durchdrungen und der Zauber ging laut Lachend zu Boden, bis er sich an seinem eigenen Blut verschluckte und bewusstlos zu Boden ging.
Achtzehn Trollzacker, die draußen gewartet hatten, stürmten nun die Grafenburg und den Eingangsbereich und streckten die beiden Armbruster und Kariel nieder, der seine Position in Richtung Waffenkammer verändert hatte. Der Spion versuchte zwar noch sich schnell in einen Königsadler zu verwandeln, wurde aber noch während der Verwandlung von einem der hereinstürmenden Barbaren in Stücke gehackt.
Die wütenden Trollzacker schwärmten nun in alle Richtungen aus, auf der Suche nach weiteren Feinden, während hinter ihnen nun der Troll durch die Überreste des Burgtores brach! Bagsch blieb mit seiner Trollrüstung kurz an einigen Bruchstücken hängen, bäumte sich dann unter betäubendem Gebrüll im Eingangsbereich zu voller Größe auf.
Chraaz, hatte nur noch diese eine Möglichkeit zur Flucht, bevor die Trollzacker eine undurchdringliche Linie bilden würden. Der flinke Rotpelz wischte kreischend wie ein Difar an der Fjarningerin und der Amazone vorbei, wobei eine der beiden ihn noch hart am linken Arm traf und ihn fast zum Straucheln gebracht hätte. Dann wuselte er durch die Beine des schwerfälligen Trolls und sprang lachend nach draußen, bis ein Passierschlag des Trollkriegers nur noch einen Nebel aus Blut von ihm übrig ließ, das von dem Troll mit einem lauten „BAGSCH“ kommentiert wurde!
Da im Erdgeschoss genug Barbaren waren, und der Troll von oben Alrikes Hilfeschreie vernahm, machte ein paar kurze Sätze über die rechte Treppe hoch zum Dach, wo man kurz darauf aufgeregte Zwergenrufe hören konnte und ein „BAGSCH - BAGSCH - BAGSCH - BASCH - BAGSCH!“ gefolgt von einem jeweiligen Geräusch das ein Silber-Zweihänder verursacht, wenn er fünfmal durch Kettenhemd, Fleisch und Zwergenknochen fährt…
Thorwulf hatte hinter Ungolf die Trollzacker gesehen, die gerade die Burg stürmten, löste sich von dem Hauptmann, dessen Klinge ihn noch am Kopf streifte, und zog sich in die Burgküche zurück, wo Harad und der Fette Ron noch immer kämpften. Dies war eine Todesfalle, da er gleich völlig in die Ecke gedrängt sein würde, aber wenigstens würde er seinen Erzfeind, den Schwarzen Ritter, noch mitnehmen, mit dem er schon die ganze Zeit den Kampf gesucht, diesen aber nicht gefunden hatte.
Der Bastard des Ehemannes von Gräfin Ragnar der Roten, brüllte: „ICH BIN DER WAHRE HERR VON ZWEIMÜHLEN!“, fiel Harad in die ungedeckte Flanke und hieb Harad seine bereits vom Blut des Reichsbarons besudelte Barbarenstreitaxt direkt in den Topfhelm, so dass das Blut des Ritters vorne aus seinen Atemlöchern und seinem Sehschlitz heraus schoss! Scheppernd ging der Alte Held von Zweimühlen mit eingeschlagenem Schädel zu Boden und wurde mit einem weiteren Hieb endgültig in Borons Hallen geschickt! Die nun in die Küche stürmenden Trollzacker machten in ihrem Kampfrausch kurzen Prozess mit Thorwulf und den Fetten Ron, wobei sie einen von beiden in den brennenden Kamin stießen und den anderem in einem brodelnden Suppenkessel ersäuften, um den toten Helden, der so lange in der Wildermark überlebt hatte, zu rächen.

Rondra wendet sich ab

Ayrash formte im Rittersaal nun seine Hände zu einer geschlossenen Kugel, schloss die Augen und beschwor eine viele Schritt Durchmessende Dunkelheit.
Der Fasarer Bannmagier berührte nun im Schutze der Dunkelheit leicht seine Augen, murmelte „Ignorantia Ungesehen – Werd’ unauffällig bei dir stehen“, trat einfach so aus der magischen Dunkelheit, und tauchte ungesehen in der Menge der Trollzacker unter, ohne dass irgend einer der Barbaren von ihm Notiz nahm, und sich wie zufällig von ihm abwendeten. Der unauffällige Magier mit dem Allerweltsgesicht trat so, durch seinen Zauber noch zusätzlich verborgen einfach aus der Burg und entkam.
Vigo von Dunkelstein im Thronsaal und ein letzter im Schutze der magischen Dunkelheit immer noch nachladender Armbruster im Speisesaal, waren die letzten noch verbliebenen Besatzer der Burg. Der Stadthalter, der sich die ganze Zeit aus den unehrenhaften Kämpfen von Lutisanas Gefolgsleuten herausgehalten hatte, forderte nun Rhulana zum ehrenhaften Zweikampf, nachdem er Rogar in seinem eigenen Blute liegend und vor Gift zuckend erblickt hatte. „Will niemand gegen mich kämpfen? Oder könnt ihr nur eure Truppen feige für euch kämpfen lassen?“ Vigo deutete dabei direkt auf die Amazone, da er von der Fjarningerin und den Trollzackern neben ihr nicht nach Ehre zu suchen brauchte. Rhulana die Löwin wendete sich nun aber feige von Vigo ab und sagte: „Ihr habt keine Ehre Vigo, da ihr euch nur mit ehrlosem Gefolge umgeben habt.“ Vigo antwortete: „Rettet nur euer Leben, eure Ehre aber sterbt hier mit mir Rhulana von Kurkum! Die Ehre die Lutisana euch zuteil haben ließ, indem sie nach ihrem Sieg über euch, euer Leben verschonte, habt ihr nicht verdient.“ Dann schlugen die Trollzacker Barbaren ganz und gar nicht Löwinnengleich von allen Seiten auf den schwergepanzerten Stadthalter ein, und machten ihm ein brutales Ende. Seine letzten Worte aber, fraßen sich in Rhulanas Gedächtnis – Worte die sie niemals mehr vergessen würde…

Sieg oder Niederlage

Ungolf der nun Telor hastig nach Heilmitteln durchsuchte, fand bei diesem wirklich einen vollen Vierblatt-Trank. Ein weiterer Heiltrank mit einem Perainesymbol darauf, den die Fjarningerin in den Überresten von Kariel fand, wurde Bashot eingeflößt, der zu Beginn des Kampfes gefallen war und von Telor nur notdürftig stabilisiert worden war. Derweil fledderte Rhulana den Leichnam des toten Stadthalters und suchte ebenfalls nach etwas Heilendem, nahm sich aber nur den großen Schlüssel der Stadt.
Eyrún plünderte derweil mit einer beispiellosen Kälte den Körper von Harad von Winterkalt von Talf und nahm diesem all sein Gold und Silber, das Artefakt Makhta’Bak, sowie einen vollen Vierblatt-Trank und eine seltsame kleine Phiole mit unbekanntem Symbol darauf, die er um den Hals an einem Lederband getragen hatte. Sein altes Storchenamulett, das schon seit Jahren wirkungslos war und seinen silbernen Siegelring ließ die Fjarningerin dem gefallenen Helden jedoch. Da ihr langsam schummrig vor Augen wurde, trank sie den unbekannten Trank (Trank der Waffenmeisterschaft, der eine persönliche Belohnung der Kaiserin nach „Donner und Sturm“ war), der zwar irgendeine noch unbestimmbare Wirkung entfaltete, aber sie nicht heilte. Dann nahm sie einen wohldosieren Schluck aus den Heiltrank. Währenddessen verharrte der Landsknecht des Blutes kurz bei seinem toten Kameraden, ohne sich dabei einzugestehen, dass er durch seine Befehlsverweigerungen und Befehle die nicht von Rogar gekommen waren, Mitschuld an dessen Tod hatte. Der Hauptmann hastete weiter zu Rogar, über dem schon Achzul, Rogars Hofschamane kniete und offenbar irgendein Ritual vollführte um wahrscheinlich das Waffengift zu stoppen. Ungolf, der nicht auf die Macht des Wilden Schamanen vertraute, flößte seinem Baron die andere Hälfte (!) des süchtig machenden Einbeertrankes ein, da er keine Ahnung von Pflanzenkunde und der genauen Dosierung derartiger Tränke hatte. Dann eilte er vorbei an Rhana Rôhaschta die mit fürchterlich blutendem Hals auf dem Boden des Thronsaales lag, hin zu Telor, dem er die andere Hälfte (!) des potenten Kräutertrankes verabreichte. Ein süchtiger Zauberer war ihm lieber, als ein toter Zauberer, der zu Kriegswichtig war. Nur durch Zufall fiel ihm auf, dass die Kundschafterin, und zähe Hündin, Rhana noch lebte, für die er auch noch Hilfe kurz vor ihrem Ende organisierte. Sie hatten gesiegt und Zweimühlen war befreit, aber zu welchem Preis?

Nachwirkungen

Reichbaron Rogar „Der Barbarenprinz“ vom Blute zu Zweimühlen überlebte nur aufgrund seines trollischen Erbes und dank des schnellen Eingreifens seines Schamanen. Thorwulfs Axthiebe hatten seinen ohnehin schon narbenübersäten Körper noch weiter entstellt [erhält den Nachteil ’Unansehnlich’, verliert alle verbliebenen Schicksalspunkte, und kann eine Einbeersucht abwenden, die aber in Zukunft ihre heilende Wirkung auf ihn verlieren]. Seine Schildbrosche von Tuleyban und Fellmargs Ring, sind nun im Besitz von Ayrash.
Telor „Der Zauberer“ von Randolphsforst, der dem Tod ebenfalls sehr nahe war, spürt nach der Schlacht ein immer stärker werdendes Verlangen nach Einbeeren [drohende Sucht (Einbeeren) und verliert aufgrund seiner Nahtoderfahrung -1 LeP permanent].
Hauptmann Ungolf „Der Landsknecht des Blutes“ Ferdoker von Gerdenfelde, der Rogar persönlich verpflichtet ist, fiel während den Kämpfen innerhalb der Grafenburg in Ungnade aufgrund seiner Befehlsverweigerungen, und weißt alle Schuld dennoch von sich. Eine harte Strafe von Seiten seines Herrn, den er im Stich gelassen hat, steht noch aus.
Rhana „Die Felsmutige“ Rôhaschta überlebt nur durch Glück ihren Kehlschnitt von Chraaz, von dem sie sich nie mehr richtig erholen wird [wird zum NSC].
Rhulana „Die Amazone“ von Kurkum, die bei der Begegnung mit Vigo gegen ihre Prinzipien und ihren Moralkodex handelte, verliert ihre Ehre und ist fortan von Gewissensbissen geplagt, da sie Vigo nicht die gleiche Ehre gewährte wie Lutisana ihnen allen [Mali von -12 auf alle Talente und -6 auf alle Eigenschaften halten bis auf weiteres, bis zur Rückgewinnung ihrer Ehre weiter an].
Alrike von Zweimühlen von Östlich Ochsenwacht überlebte den Kampf oben auf der Wehr der Grafenburg nur aufgrund von Bagschs schnellem Eingreifen und hat zu verantworten, dass das Banner von Rogars Streitmacht den Boden berührte und zumindest kurz vom Feind erobert werden konnte.
Bashot „der im Zorn Rasende“ Grim und Eyrún Blutaxt überstehen den harten Kampf in der Grafenburg ohne Folgen (durch Vorteil Zäher Hund) und erholen sich schon bald von ihren diversen Pfeil- und Bolzenwunden.
Harad „Der Schwarze Ritter“ von Winterkalt von Talf gab im Kampf um ihre Heimat sein Leben und wird am Tag nach der Schlacht auf dem Boronsanger mit allen Ehren bestattet. Die Legende um den schwarzen Ritter hat in der Baronie und auch im Rest der Wildermark weiter bestand.
Boronian Angermacher, der von Luidor „Dem König der Vagabunden“ auf seinem eigenen Anger, allein und ohne Nahrung in der Finsternis, umgeben von Ratten, lebendig begraben wurde, wird schon bald zu einer gefesselten Seele, da ein dunkler Fluch ihn vor Golgari dem Seelenraben verbarg, der die Toten über das Nirgendmeer brachte.

Aber auch achtundsechzig Mann von Rogars Truppen mussten in der Schlacht um Zweimühlen ihr Leben lassen, nachdem der Verbandsplatz auf dem Boronsanger von den Vagabunden der Verstümmelten Garde überrannt wurde. Diese wechselten während der Schlacht die Seiten, wurden kurzzeitig in die Flucht geschlagen, nur um sich erneut zu sammeln, um Rogars Heer noch einen empfindlichen Schlag zu versetzen, bevor diese sich endgültig zurückzogen. Die Zweimühler Torgarde und Cordovan Weitzmann, der durch einen Granatapfel Luidors schwer verbrannt wurde, und die Hartsteener haben die meisten Gefallenen zu verzeichnen.
Allen Gefallenen, darunter in erster Linie Harad von Winterkalt, aber auch Pervalia Hungertuch, wird zukünftig in Form eines Feiertages, dem Tag der Befreiung Zweimühlens, gedacht.
Die wahren Helden der vergangenen Schlacht, deren Blut die Pflaster der Stadt noch lange bedecken wird, waren jedoch der Troll Bagsch und die Trollzacker Barbaren. Lutisanas Gefolgsleute, Vigo, Kariel, Thorwulf, Chraaz, und der Fette Ron, sie alle wurden von den Stammeskriegern erschlagen - kein einziger jedoch von Bedeutung von den Helden selbst…

Die Rückkehr der Helden

Baronie Zweimühlen, Stadt Zweimühlen 04. Boron, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Der schmerzvolle Sieg der Helden über die Besatzer von Zweimühlen war nicht glorreich. Aber Vigo hatte viel von dem was Rogar zuvor errichtet hatte, sogar noch ausgebaut und verbessert. Die drei Tore der Stadt waren von Lutisanas Stadthalter mit Eisenbeschlägen verstärkt und die Torhäuser mit Todeslöchern und mit Stacheln besetzten Zugbrücken ausgestattet worden. Zusätzliche Wachtürme waren ebenfalls errichtet worden, und viele der alten Hornissen waren besser in Schuss als zuvor. Viele alte baufällige Baracken und Hütten hatte Vigo abreißen lassen, so aber Platz für neues geschaffen und wichtige Gebäude wieder aufgebaut. Nicht wenige sahen auch in ihm einen Held, der nur auf der falschen Seite gestanden hatte.
Die Rückeroberung Zweimühlens war ein wichtiger Erfolg im Kampf um die Wildermark, der die Verbündeten der Helden beflügelte und Unentschlossene sicher bald auf ihre Seite bringen würde. Wie aber würde nun Lutisana von Perricum auf den Verlust der Stadt reagieren? Ein Feind im Rücken war keinem Feldherrn lieb. Aber die Söldnerführerin hatte die Ernte eingebracht und so die Versorgung ihrer Truppen über den Winter gesichert. Die Speicher der Stadt waren zwar immer noch gefüllt, und würden vermutlich auch die Zweimühler über den Winter bringen, doch musste Rogar gezwungener Maßen nun auf den Großteil der Einnahmen eines ganzen Jahres und natürlich auf die über fünftausend Goldstücke und auf viele Schätze und Artefakte aus seiner Schatzkammer verzichten, die er zuvor jahrelang angespart und angesammelt hatte. Der bedeutendste Verlust war sein persönlicher Endurium-Zweihänder ’Umbracor’, den Lutisana ihm genommen hatte, der verhängnisvollste war aber der Verlust des Schwarzen Schwertes ’Götterschlag’, das viele Namen hatte und offenbar begehrter war, als ihm und den Helden bewusst war. Wohin würde sich nun die Aufmerksamkeit der Helden von Zweimühlen richten?
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 22.04.2014 18:05, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Maha Vairocana »

Zum besseren Überblick hier eine Karte der Wildermark vom User rattokan, in der die Grenzen und Namen der verschiedenen Baronien deutlich zu erkennen sind. Nochmals vielen Dank dafür an rattokan!

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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Keideran Labharion »

Sehr episch!

Und eine schmucke Karte. :)
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

Mond im Eis

17. Spielabend: Drachenwut

Der Winter zog auf und es begann die Zeit der großen Schlachtungen. Normalerweise wurde zu dieser Zeit viel Fleisch verzehrt, bei der unsicheren Lage in der Wildermark konnte geräuchertes und gepökeltes Fleisch zu einem späteren Zeitpunkt jedoch den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen.
So gut wie vergessen war die Prophezeiung der alten Praiosgeweihten Argberta von Luring, der die Helden von Zweimühlen nördlich der Baronie Bröckling auf ihrem Weg nach Hallingen begegnet waren. Niemand war in der Mittnacht vor der Drachenwut gewarnt worden. Man hatte die Worte der alten Pilgerin und Lichtsucherin nicht ernst genommen…mit schwerwiegenden Folgen:
Während der Erste Schnee viel, eroberte an anderer Stelle der Kriegsfürst Ilkhold Drachwill von Austein, der erstgeborene Sohn von Baron Borckhardt zu Perainenstein, der sein Sohn aus zweiter Ehe, dem Erstgeborenen vorgezogen hatte, die Motte Siebenstein, an Weidens südlichster Grenze, die schon einmal im Jahre 1032 BF in dessen Hände gefallen war, dank Varena von Mersingen zurück, und überzog nun den Perainenstein mit Krieg und Tod!
Damals wurde er zum Ärgernis für die Balihoer, doch sein Vater zögerte, gegen ihn vorzugehen – in der Hoffnung, der junge Ilkhold müsse sich nur die Hörner abstoßen. In dieser Zeit geriet der Kriegsfürst auch an die hinkende Katzenhexe Erngart, die ihm weissagte, dass es ihm bestimmt war, Macht über den Höhlendrachen Islaaran zu erlangen. Zugleich eskalierte damals der Konflikt zwischen Vater und Sohn, und es kam zu mehreren Scharmützeln zwischen Ilkhold und Rittern seines Vaters sowie Söldnern des Sturmbanners. Ilkhold zog sich schließlich in die Wildermark zurück um vor nicht allzu langer Zeit Kontakt mit Lutisana aufzunehmen, um sich ihr anzudienen, sofern sie ihm zu seinem Erbe verhelfen würde. Ein Angebot, das die Söldnerführerin mit weitläufigen Zielen nicht ausschlagen konnte.
Sie stellte dem Erstgeborenen Ilkhold ihren Magier Assaf, Ayrashs Bruder, sowie vorübergehend Varena und ihren Kriegsdrachen Arlopir an die Seite, der schon bald Islaaran aus seinem Wald lockte. Ilkhold gelang es nicht nur den uralten Drachen zu unterwerfen, sondern auch noch die Südweidener Grenze zu halten und von einem ganz anderen Vorstoß abzulenken…
Burggräfin Ardariel Nordfalk von Moosgrund hatte die Balihoer Barone hastig und ohne Vorwarnung durch die Helden von Zweimühlen zum Kriegszug gegen den Renegaten rufen müssen und hatte in Menzheim eine Heerschau abgehalten um von dort gegen den Siebenstein zu ziehen. Aufgrund der Kürze der Zeit, war dieser Heerbann deutlich kleiner als erhofft ausgefallen, und ohne Rogars Streitmacht befanden sich die Weidener in der Unterzahl.
Eine verabredete Feldschlacht war zu Ungunsten der Weidener verlaufen, da Varena, die Meisterin von Feuer und Chaos, die Ritter umgangen hatte um ihnen in den Rücken zu fallen.
Das Auftauchen Islaarans, der die Reviersverletzung durch Arlopir nicht dulden konnte, zwang Varena zum geplanten Rückzug. Ilkhold Drachwill gelang es daraufhin nach einem Treffer seiner Lanze, Islaaran tatsächlich unter seinen Willen zu zwingen und ließ den alten Drachen unter den Weidenern wüten.
Die junge Nordfalk hatte diese äußerst verlustreiche Schlacht nicht nur verloren – ihre Weidener Kräfte waren nun auch in der Mittnacht gebunden, und eine Verstärkung von Ludalfs Kaiserlichem Heer war nun nicht mehr möglich.
Nun war es an den Helden entweder den Spuren der Wolfskrallen nachzugehen, die Alrike, Rhana und Harad damals im Osten des Wutzenwaldes gefunden hatten, die Richtung Schwarze Sichel führten, oder aber sie würden dem seltsamen Abzug der Wehrheimer Waldlöwen im Junkerngut Suedfelde, im Dorf Neu-Wehrheim nachgehen, eine Spur die vermutlich gen Westen führen würde. Natürlich bestand auch die Möglichkeit, sich erst einmal den eigenen Problemen und lokalen Kriegsfürsten in der Baronie Zweimühlen zu widmen, um so ihre Machtbasis zu stärken und zu sichern. Eine Entscheidung, die wohl überdacht sein sollte.

Tod und Leben

Baronie Zweimühlen, Stadt Zweimühlen 04. Boron, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Alle Leichen der Gefallenen wurden ein Tag nach der Schlacht notdürftig aufgebahrt und zumindest die Toten der Zweimühler Seite auf den Boronsanger geschafft. Aber Boronian war immer noch spurlos verschwunden, so dass niemand die eigenen Toten, geschweige denn die fremden, unter die Erde bringen konnte. Bastan Erlgau, der Amtsadlige des Junkerngutes Erlgau und letzter Überlebender seiner Familie, der am Morgen nach der Schlacht eingetroffen war, hatte bereits den Boronsanger samt Tempel und Umgebung nach dem Boroni abgesucht, jedoch ohne Erfolg. Der ehemalige Zweimühler Freischärler und Meisterschütze hatte sich sogar jeden Gefallenen genau anschaut, und hätte Boronian dabei sicher erkannt, da der Priester des Todes von Stigmata nur so übersät war – aber dieser war einfach wie vom Erdboden verschluckt…
Rogar, der das Königsmacher-Gift wie ein Wunder überlebt hatte, war einen Tag nach den Gefechten mehr schlecht als recht wieder auf den Beinen. Er umarmte seine Frau Cecilia, die vom Giftanschlag auf ihren Mann während des Kampfes um die Grafenburg bereits Gerüchte gehört hatte, dass der Baron noch gerade so mit dem Leben davon gekommen sei. Ihre Heimat, in der sie in einigen Monaten Rogars zweites Kind zur Welt bringen würde, war nun zu großen Teilen wieder befreit.
Telor, der nur durch die heilende Wirkung des Einbeertrankes wieder auf den Beinen stand, heilte so viele Wunden seiner Gefährten wie er nur konnte. Für Rhana die Felsmutige hingegen half nur noch beten und auch Rhulana die Amazone schien erste Anzeichen von Wundfieber zu zeigen.
Ungolf Ferdoker war seit seiner Befehlsverweigerung seltsamerweise verschwunden, und egal wen der Baron schickte, um ihn zu finden, sein Landsknecht des Blutes blieb unauffindbar. Hatte vielleicht auch Ungolf Verrat begangen und befand sich bereits auf der Flucht? Rogar, der seinen Hauptmann zur Rechenschaft ziehen wollte, konnte auch das nicht ausschließen, nachdem, was in den letzten Tagen geschehen war. Der die Jahre zuvor so treue ehemalige Offizier der Greifengarde, hatte in letzter Zeit seinen Herrn immer öfter kritisiert und sich Dinge angemaßt die ihm bei weitem nicht zustanden. Der Prinz des Blutes hatte sich bereits zuvor Gedanken darüber gemacht, wie und ob er Ungolf zu bestrafen gedachte. Jedem seiner verbleibenden Gefolgsleuten und Gefährten machte der Rochshaz unmissverständlich klar, dass zukünftige Befehlsverweigerungen den sofortigen Verlust des eigenen Junkergutes zur Folge haben würden und wenn durch ein solches Fehlverhalten dann auch noch ein Adliger oder enger Vertrauter zu Tode kommen würde, war ein Ende durch Rogars Zweihandschwert gewiss. Er war dazu bereit jederzeit für seine Untertanen in den Tod zu gehen, und nicht weniger verlangte er auch von seinen Untergebenen, die jeden seiner Befehle ohne zu hinterfragen auszuführen hatten.
Harad „Der Schwarze Ritter“ von Winterkalt von Talf wurde direkt im Innenhof der Grafenburg bestattet – auch ohne einen Borongeweihten. Eine der wenigen von Rogars verbliebenen Geweihten, Erlgunde Ganslieb, sprach die letzten Worte für Rogars Vasallen. Und auch die Reiter der Schwarzen Lanze waren zugegen und gaben ihrem gefallenen Herrn die letzte Ehre.
Bastan Erlgau machte aber kurz nach der Toten-Zeremonie den Vorschlag, sich Harads Ruf zunutze zu machen, und dem Volk und somit auch den zahlreichen Gegnern, den Tod des gefürchteten Ritters zu verschweigen. Arnmar von Finsterwalde würde vorerst die Legende des Schwarzes Ritters am Leben erhalten und mit Harads Schwarzer Lanze über die Grenze von Talf und sogar der Baronie reiten, wenn es sein musste.
Aber Rogar erwähnte auch diejenigen, die sich in seinen Augen verdient gemacht hatten. Er lobte Haselwulf Weitzmann, Cecilias Bruder, der ihnen überhaupt erst den Kampf um die Stadt ermöglichte, indem er Rogars Streitmacht das Wehrheimer Tor geöffnet hatte. Rogar ehrte auch Pervalia Hungertuch, die dabei den Tod fand, und Cordovan Weitzmann, der die Zweimühler Torgardisten auf ihrer Seite in die Schlacht geführt hatte. Auch Alrike von Zweimühlen von Östlich-Ochsenwacht lobte der Baron dafür, dass sie oben auf der Wehr der Grafenburg weitergekämpft hatte, ganz allein und umgeben von Feinden, während die Hartsteener bereits geflohen waren, um ihr Leben zu retten. Und als letzten lobte er Bagsch den Trollkrieger, der vermutlich ihrer aller Leben gerettet hatte, indem er den Kampf um die Burg zu ihren Gunsten gewendet hatte.
Rogar heuerte schließlich die fünfunddreißig Todesfänger an, die während dem Kampf um die Stadt nicht auf der Seite des Feindes eingegriffen hatten, eine Entscheidung über die er lange nachgedacht hatte. Radulf Bergdorf, der verbliebene Unterführer der Todesfänger bestand jedoch darauf, dass seine Söldnerschar, die in Zukunft für den niederen Lohn einer Garde arbeiten sollten, dass sie ihren alten Namen beibehielten, und dass sie niemals außerhalb der Baronie Zweimühlen kämpfen mussten.
Auch die Schwarze Garde die noch neunundzwanzig Mann stark war, trat in Rogars Dienste, auch wenn er noch nicht wusste, wie er diese neuen Kämpfer bezahlen sollte. An diesem Punkt trat aber Cordovan Weitzmann, Rogars Schwiegervater, auf den Plan und machte Rogar das nicht abschlagbare Angebot diesem zinslos fünftausend Dukaten zu leihen umso erst einmal das nächste halbe Jahr in der Wildermark zu überstehen, da Lutisana von Perricum den Zehnt bereits eingetrieben und mitgenommen hatte. Von jedem anderen hätte der reichste und erste Bürger der Stadt sicherlich Unsummen an Zinsen verlangt. Und so zeigte sich wieder einmal, dass Rogar damals die richtige Entscheidung getroffen hatte, indem er Cecilia, eine gebürtige Zweimühlerin, zur Frau genommen hatte.
Am selben Tag noch verabschiedeten sich Hauptmann Wulfhelm von Oppstein mit allen verbliebenen Greifen- und Löwengardisten, und auch Graf Danos von Luring und seine Pfortenritter samt Waffenknechten von den Helden von Zweimühlen und verließen die Stadt durch das Wehrheimer Tor, um irgendwie zu Marschall Ludalf von Wertlingen aufzuschließen, der durch Lutisanas Truppen vermutlich von der Wildermark abgeschnitten war. Vielleicht würden die Kaiserlichen versuchen Berler in Königsweber zurückzuerobern, wenn sich ihnen die Gelegenheit dazu bot, aber der genaue Weg war noch ungewiss. Reichbaron Rogar versuchte zwar Wulfhelm von Oppstein und seine Gardisten dazu zu bewegen, den Winter in Zweimühlen zu verbringen, aber der Hauptmann hatte eindeutige Befehle, die er schon einmal zu Rogars Gunsten vernachlässigt hatte – mit der Folge, dass die Stadt Berler an Varena von Mersingen gefallen war.
Der König der Ritter reichte jedem noch einmal die Hand zum Abschied und erinnerte besonders Alrike von Zweimühlen daran, dass sie sich in je einer Queste für die Kaiserin, Praios und Rondra beweisen solle, um sich so das Recht zu verdienen, ihn zum Zweikampf herauszufordern – und ihn vielleicht mit viel Glück und Können zu besiegen, so es der Wille der Götter sein sollte…

Wolfskrallen

Baronie Zweimühlen, Stadt Zweimühlen 05. Boron, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Alrike berichtete nun als einzige, die dazu noch in der Lage war, noch einmal, dass sie, Rhana und Harad bei ihrer Suche nach dem Roten Drachenschlund, in der Nähe des Wutzenwaldes auf besorgniserregende Spuren gestoßen waren. Rhana, die sich mit Spuren sehr gut auskannte, hatte ihnen damals bestätigt, dass es sich um fünfzig ausländische Rösser, also vermutlich Tulamidische Reiter gehandelt hatte, und genauso viele Spuren zu Fuß zu erkennen waren, bei denen es sich um Ferkinas gehandelt haben muss. Beide Gruppen waren zusammen gereist und zwar gen Nordosten Richtung Schwarze Sichel. Sie hatten in der Baronie Wutzenwald auch von Scharmützeln zwischen Ortsansässigen Adligen und Lutisanas Schergen gehört und es mehrten sich außerdem Goblinsichtungen. Alrike hatte sogar von einem Gerücht gehört, dass Ziplim, der Goblinkriegsfürst, von seiner Baronie Zippeldinge aus, die angrenzenden Baronien in Weiden und der Wildermark angreifen wolle. Wenn man nun kombinierte, dass in letzter Zeit sogar Kriegsgoblins mit Schwertern und Säbeln und sogar Panzern aus Stahl gesichtet worden waren, braute sich da offenbar etwas wirklich Schlimmes zusammen. Gleichzeitig waren alle Augen auf das offensichtliche Gerichtet – den Kriegsfürst Ilkhold Drachwill und seine Mannen samt Islaaran an der südbalihoer Grenze.
Rogar wähnte seine anderen Möglichkeiten und Optionen sorgfältig ab und entschied sich dafür, die Verfolgung der feindlichen Truppen gen Schwarze Sichel aufzunehmen. Er ließ alle seine restlichen Truppen auf dem Platz der Sonne antreten und wählte seine Trollzacker Barbaren, die Zweimühler Bluthunde zur Hetzjagd unter der Kontrolle seiner Meutemeister, die Hartsteener, und die Schwarze Garde, die nun unter seiner direkten Kontrolle stand. An Helden begleiteten den Reichsbaron, der nun im für ihn angepassten ehemaligen Harnisch von Kaiser Nardes auftrat, Bashot, Eyrún, Alrike und Bastan Erlgau, der nun eine Chance erhielt sich zu beweisen. Telors Zauber waren vermutlich für längere Zeit eh erschöpft, Ungolf war nicht auffindbar und Rhulana und Rhana lagen im Wundfieber danieder, so dass er auf diese verzichten musste.
Viele schauten dem Baron und seinen Begleitern mit Sorge hinterher, da ihr Herr sie so schnell wieder verlassen musste. Und besonders Cecilia zeigte nur wenig Verständnis dafür, dass es schon wieder der Streiter des Reiches sein musste, der hier wieder einschreiten musste. Aber schon bald hatten sie die Reichsstraße erreicht, die mitten durch die Baronie führte, und marschierten gen Osten.
Gegen späten Nachmittag erreichten sie den Markt Talf, wo die Schwarze Lanze einkehrte und dort verblieb. Nachdem sie von Talf aus weiter Richtung Norden reisten, kehrten sie abends in dem kleinen Weiler Drosselfurt ein, das noch zu Harads ehemaligem Herrschaftsgebiet gehörte. Zehn Höfe groß war der berüchtigte Ort, dessen Bewohner allesamt verstümmelt waren. Verstümmelungen die sie nicht etwa durch Kriegsfürstinnen wie Lutisana erlitten hatten, sondern durch den Schwarzen Ritter. Harad hatte ihnen die Verehrung von Götzen wie Bragh dem Sonnenbock verboten, aber die Bewohner wollten nicht hören – und wer nicht hören will, brauchte auch keine Ohren…
Aber als ob das nicht schon genug wäre, verirrte sich vor einiger Zeit ein Herrenloser Tatzelwurm, der Tatzelwurmreiter der Blutigen Äxte, in den Weiler und hatte über ein Dutzend Bewohner gefressen. Erst Durgin, der heute bereits verstorbene Zwergenheld und Gefährte Rogars hatte zusammen mit Khornan, dem Waffenmeister der Schwarzen Lanze, das Untier erschlagen. Man sagte, Durgin hätte regelrecht im Blut des Wurms gebadet. Die Einwohner waren heute jedoch verstörter denn je und hassten ihren Herrn, den Schwarzen Ritter abgrundtief, und den Reichsbaron nicht minder wenig, da er Harad für seine Untaten an seinem Volk nie zu Rechenschaft gezogen hatte. Wie vereinbart verschwiegen die Helden jedoch Harads Tod, was die Drosselfurter wahrscheinlich mit einem spontanen Fest gefeiert hätten…

Baronie Wutzenwald

Baronie Wutzenwald, 06. Boron, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Am nächsten Morgen ging es im Gewaltmarsch weiter über eine Landstraße gen Norden durch das Junkerngut Wutzenmark und durch das Dorf Neu-Wutzenwald. Der Name des Junkerngutes rührte aus einer langjährigen Fehde zweier Adelsgeschlechter in und um die Baronie Wutzenwald, die sie bald darauf betraten, und somit die Grenzen der Baronie Zweimühlen verließen. Nun lag das verheerte Hügelland der eigentlichen Baronie Wutzenwald vor ihnen, in dem der Pfleger des Landes die Neubestellung und den Wiederaufbau vorantrieb.
Die Wutzenwalder Schleuderer waren berühmt für ihren Umgang mit der Schleuder, aber auch dafür, dass sie zuerst schossen und dann fragten, wer ihren Boden da gerade betrat. Aber Rogar hatte Glück und erreichte die Stadt Wutzenwald mit seinen etwa sechshundertfünfzig Einwohnern, ohne grundlos angegriffen zu werden, wie damals die Boron-Pilger, die Aldoron der Schlächter von Wutzenwald, damals regelrecht abgeschlachtet hatte, weil er sie für Nekromanten gehalten hatte…
Schon bald sahen sie das Banner der Baronie, auf grün ein goldenes Schwein unter silbernem Winkelhaupt, das hier mehrfach im Wind wehte. Der wichtigste Peraine Geweihte der Region, der Pfleger des Landes und Freund von Rogar, empfing sie in seinem Perainetempel und erzählte ihnen von den neusten Gerüchten über das Schwarze Schwert ‚Götterschlag’, dessen Träger mittlerweile namentlich bekannt war. Leatmon Phraisop beschrieb den Helden, dass der verdammte Schwertträger Girion Tscheren hieß und wohl ein glatzköpfiger transysilischer Offizier aus Varenas Gefolge war. Der feindliche Hauptmann sollte gut an seiner exotischen Iryanrüstung zu erkennen sein, die er wohl stets trug. Der Pfleger des Landes warnte aber auch davor, dass Girion seine Gegner meist mittels seines Gefolges in die Unterzahl zwang und dann niederwarf, was er oft mit Binden-Manövern vorbereitete. Und dass das Schwarze Schwert seine Kampfkraft wohl immens erhöht hatte.
In der Wutzenwalder Burg, und von dem dortigen Burgoffizier erfuhren die Helden von Zweimühlen, dass Baron Aldoron von Wutzenwald, auf den die Boronkirche ein Kopfgeld von dreihundert Dukaten ausgesetzt hatte, seit vielen Wochen verschollen sei. Ansonsten konnten die verbündeten Wutzenwalder nur erzählen, dass kurz zuvor Traviahold von Schnayttach der Bastard aus dem Wutzenwald, zu Gast gewesen war, der aber ebenfalls ein langjähriger Freund Aldorons sei. Nach einem Ausritt mit diesem und dessen Lanze, sei der Baron nicht mehr zurückgekehrt, was natürlich erklärte, warum Aldoron ihm keine Truppen zur Rückeroberung Zweimühlens geschickt hatte. Aber Rogar konnte sich nicht um alle Probleme der Wildermark gleichzeitig kümmern, so dass er Aldoron nun nicht auch noch suchen gehen konnte. Aber immerhin erfuhr Bastan Erlgau von den Burgsoldaten bei einem abendlichen Würfelspiel, dass man sehr wohl die feindliche Streitmacht von der Ferne aus gesehen hatte, und dass diese offenbar von zwei Kundschaftern durch die Wildnis geführt wurden – eine Information, die vielleicht noch hilfreich sein konnte.

Der Rollkutscher

Baronie Oppstein, 07. Boron, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Einige Stunden Fußmarsch hinter Wutzenwald in Richtung Osten erreichten sie bald die Grenze zur Baronie Oppstein. Auf einem holprigen Weg, der diese Bezeichnung nicht verdiente, begegneten sie dem berühmten Rollkutscher-Held Herbo Ranfel, im Dienste des Handelshauses Stoerrebrandt, der seine Meinung zur aktuellen Lage nicht hinterm Berg hielt und sich über den Zustand der aventurischen Fuhrunternehmen beklagte.
Herbo verhöhnte aber auch Rogar, dass dieser das letzte Donnersturmrennen nur gewonnen hätte, weil er selbst gerade keine Zeit gehabt hätte und sonst wo unterwegs gewesen sei! Der Rollkutscher mit dem gepflegten Schnauzer prahlte glaubhaft damit, dass er sogar schon durch die Totensümpfe, das Totenreich Warunk und durch das gesamte Orkland kutschiert sei. Er erzählte auch ausführlich, wie er erst vor wenigen Tagen einen ausgewachsenen Tatzelwurm mit seinem Herbo-Ranfel-Rollkutschen-Drachen-Ramm-Manöver geplättet habe! Der Rollkutscher bot den Helden sogar etwas von seinem starken Raschtulswaller an, was Bastan und Bashot nur zu gerne annahmen. Baron Rogar drängte aber schon bald wieder zur Eile, so dass sie sich verabschiedeten und bald darauf vom Gewaltmarsch erschöpft, die Stadt Oppstein erreichten.

Oppstein

Der Marktflecken war mit seinen etwa sechshundertfünfzig Einwohner genauso groß wie die Stadt Wutzenwald, wurde von einer hölzernen Palisade umgeben und stand unter dem Schutz von etwa zwanzig Greifengardisten. Das Wappen der Stadt war geteilt in Gold und Rot, oben belegt mit einem roten Drachenkopf und unten mit zwei über eins goldenen Ähren. Gleich vier Tempel konnte der Hauptort der Baronie vorweisen, darunter ein Tempel des Praios, der Travia, des Boron und von Ingerimm. Außerdem war der Oppstein berühmt für seine Silberschmiede, die aus dem Silber der Sichel allerlei Geschmeide fertigten. Schnell erfuhren die Helden von Zweimühlen auch davon, dass die hiesigen Druiden angeblich mit den Hexen des nahen Hörnerberges im Zwist lagen, und dass noch kein Kriegsfürst diesen Umstand für sich nutzen konnte.
Nachdem Bastan Erlgau sich kurz umgehört, und erfuhr, dass der Feind die Stadt in Richtung Norden umgangen hatte, wurde ihm klar, dass sie trotz ihrer Gewaltmärsche zu langsam waren und dass ihr Schweres Fußvolk sie nur aufhielt. Sie hatten wohl nur eine Chance den Gegner, der mindestens noch eine Handvoll Tage Vorsprung hatte, einzuholen, wenn sich eine kleine bewegliche Gruppe von Rogars Heer abspalten würde, um Lutisanas und Arnhilds Schergen zu Pferde einzuholen. Hier im Hügelland hatten sie diese Möglichkeit noch, falls der Feind jedoch das Vorgebirge betreten sollte, würden Pferde auch keinen großen Vorteil mehr bringen. Nur wie sollte er Rogar, der sehr viel Wert auf seine Truppenstärke legte, von dieser Tatsache überzeugen? Erschwerend hinzukam, dass nur er selbst und der Baron überhaupt beritten waren und dass Eyrún und Bashot immer wieder betonten, wie wenig sie vom Reiten hielten. Und allein würde er sich als letzter seiner Familie sicher nicht wagen die beiden Kundschafter aus der Ferne mit seinem Bogen auszuschalten.
Wie auch immer, die beiden feindlichen Kundschafter hatten absolute Priorität. Würde es ihnen gelingen diese auszuschalten, würde sich das gegnerische Heer nicht nur stark verlangsamen, sondern mit etwas Glück vielleicht sogar in der Schwarzen Sichel verirren und als Folge davon zerstreuen. Ohne eine Hilfe der Helden würde es ihm aber wahrscheinlich so ergehen wie Rhana der Felsmutigen, die ihren Mut teuer bezahlen musste…
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 22.04.2014 17:59, insgesamt 1-mal geändert.
"Er ist voller Blut, warum ist er immer voller Blut?"

Calvarro
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Calvarro »

Ganz große Klasse. Habe die Tage alles durchgelesen und das ganze liest sich sehr spannend und lebendig und erzeugt kräftig Vorfreude selbst die Wildermark-Kampagne zu spielen. Danke für die tollen Berichte!

In den Berichten baust du ja manchmal Informationen über die Kampagne ein, die die Helden nicht wissen können (z.B. über die Kampfhandlungen in Weiden) - schreibst du die Berichte zeitversetzt oder erfahren deine Spieler über die Berichte dann auch diese Sachen immer schon, wenn sie noch in der Handlung verstrickt sind? Finde ich eigentlich eine gute Idee, da die Spieler dann ein bisschen mehr über Hintergründe etc. erfahren.

Da ich in ca. 1-2 Monaten mit meiner Gruppe in "Von Eigenen Gnaden" einsteigen werde würde ich mich sehr freuen, wenn du mir auch Eure Scharmützelregeln zuschicken könntest - würde mir sie gerne mal anschauen und falls passend verwenden :)

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Dark-Chummer
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

(Danke Calvarro. Die Spieler erfahren OT durch die Spielberichte natürlich manchmal mehr, als sie IT wissen. Dies nutzen sie normalerweise nicht aus. Die Kampagne ist sehr umfassend und oft nicht leicht zu durchschauen, und die Spieler haben durchaus sehr viele Freiheiten. Da ist es manchmal schon sehr hilfreich, wenn einigen Spielern beim lesen eines Spielberichtes dann doch noch mal ein Licht auf geht, weil sie den Zusammenhang am Spieltisch vielleicht nicht verstanden haben. Vor allem für die ein zwei unerfahreneren Spieler ist das sehr hilfreich. Und nun gehts weiter mit der Verfolgung der feindlichen Truppen.)

18. Spielabend: Vorhut

Die Helden von Zweimühlen entschieden sich in Oppstein dafür, dass sie den Feind, wenn überhaupt, nur noch beritten einholen würden und dass sie ihre Truppen nachkommen lassen mussten. Zu diesem Zweck kaufte sich Eyrún eine kräftige Nordmähne, die sie Bjartur nannte, und Bashot einen starker Warunker. Beide beherrschten die Kunst des Reitens jedoch kaum, was sicher noch zum Problem werden könnte. Ritterin Alrike bekam von Reichsbaron Rogar den Befehl, mit dessen Truppen so bald und so schnell wie möglich nachzukommen. Rogar vom Blute, Bastan Erlgau, Bashot Grim und Eyrún Blutaxt sollten von nun an nur noch zu viert, sozusagen als Vorhut, dem Feind hinterher jagen.
Nachdem die Hufe der beiden neuen Pferde beschlagen waren, ritten sie noch am selben Morgen aus Oppstein gen Norden, in die Richtung, die der Feind aufgrund seiner Spuren und den Berichten vor immerhin noch drei Tagen eingeschlagen hatte. Obwohl sie zuvor schon zwei Tage aufgeholt hatten, schien Satinav offenbar gegen sie zu sein. Es blieb ihnen nur zu hoffen, dass der Feind unterwegs noch irgendwo aufgehalten worden war. In Oppstein hatte man sie außerdem vor den drohenden Goblins und Ziplim dem Goblinkriegsfürsten gewarnt, aber auch vor den Schwarzsichelhexen sollten sie sich in Acht nehmen. Der Wind und der immer häufiger werdende Regen peitschten ihnen schon bald ins Gesicht, an diesem Tage war es schon merklich kälter als die Tage kurz nach ihrer Abreise aus Zweimühlen.

Mistelhausen

Baronie Mistelhausen, 08. Boron, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Waldbestandene Hügel prägten das Landschaftsbild im Süden der Baronie Mistelhausen, wo aus unberührten Bergwäldern die bizarren Formen mysteriöser Schieferfelsen aufstiegen, die für die Schwarze Sichel typisch waren. Allerorten war der Baumbestand stark mit Misteln besetzt, die der Baronie ihren Namen gegeben hatten. Sie passierten den Ort Wachtgrenz im gestreckten Galopp und reisten auch an der Burgruine Goblinwacht vorbei, die auf einem der Felsen südlich ihres Wegs zu sehen war. Sie durchritten einige Stunden später den Markt Mistelhausen und sahen auch Burg Mistelstein auf dem nahen hohen Berg. Aber an keinem dieser Orte machten sie auch nur kurz Rast, so dass es immer weiter Richtung Firun ging. sie sahen alte Steineichen und hundertjährige, moosbedeckte Weiden, die die Mistelwälder der Baronie bildeten, für die sie aber keine Zeit der Bewunderung hatten. Dies war die Nordöstlichste Grenze der Wildermark.

Goblin-Überfall

Dann, wie aus dem Nichts, flogen bei Beginn der Dämmerung plötzlich die Wurfspeere, die Zielsicher ihre Ziele fanden! Eyrún hatte das Geschoss kaum gespürt, das nun in der Flanke ihrer Panzerung steckte, und auch der riesenhafte und donnersturmerprobte Reichsbaron war nicht von einem einzelnen Speer zu beeindrucken. Bashot aber, der nicht so gut reiten konnte, und kaum gerüstet war, wurde fast von seinem Warunker gerissen als auch ihn ein Goblinspeer traf. Auch Bastan Erlgau, der zwar besser reiten konnte, aber weniger Kampferfahren war, wurde im vollen Galopp schwer nach hinten gerissen, als ein Speer sich in seinen Bauch bohrte (1 Bauchwunde)! Nur mit viel Glück (einem Schicksalspunkt) konnte er sich weiter auf seinem Pferd halten.
Überrascht sahen sie vier Goblin-Speerwerfer auf Wildschweinen reitend und vier weitere Goblinkämpfer zu Fuß, die offenbar nur darauf gewartet hatten, dass einer oder zwei von ihnen zu Boden gingen, um ihnen dann endgültig und in Übermacht den Gar aus zu machen. Das erstaunliche daran war, dass die unberittenen Rotpelze leichte Plattenpanzer und Schwerter sowie Äxte aus Stahl trugen und auch die Schweinereiter, die sie nun verfolgten mit Halbarm-Kettenhemden gepanzert waren! Eine ungewöhnlich gute Ausrüstung für niedere Goblins. Waren dies etwa die Schergen von Ziplim, von dem Rogar schon so viel gehört hatte und der mit der Baronie Zippeldinge und einer weiteren angrenzende Baronie, über einen schon beachtlichen Herrschaftsbereich verfügte? Gerüchten zufolge war er auf der stets auf der Suche nach der Lederkrone des Orvai Kurim, die er angeblich schon einmal besessen haben und die ihm besondere Kräfte verliehen haben soll. Und dies war schon erstaunlich viel, was Rogar über den Goblinkriegsfürsten wusste. Er trug einen Kriegsreif auf dem Kopf, den die Rotpelze hoffentlich nicht mit der besagten Lederkrone verwechselten.
Sie ritten so schnell sie nur konnten, merkten aber bald, dass sie die Wildschweinreiter, die sich hier viel besser auskannten, nicht wirklich abschütteln konnten. Bashot und Eyrún, die am langsamsten ritten, wurden von je einem weiteren Speer im Rücken getroffen, ohne aber zu Boden zu gehen. Die Schweine breschten über Stock und Stein und nahmen immer wieder Abkürzungen, die ihnen verborgen blieben. Rogar gab irgendwann, nachdem sie genug Abstand zu den Fußkämpfern gewonnen hatten, den Befehl zum Anhalten, sprang von seinem Ross und stellte sich den Rotpelzen mit gezogenem Zweihänder. Bashot Grim und die Fjarningerin, die dem Baron seit kurzem als Leibwächterin diente, taten es ihm gleich. Bastan spickte einen der vier Schweinereiter von weitem mit einem gezielten Schuss und schwächte diesen so erheblich. Dann waren die überaus fähigen Elite-Goblins heran, umzingelten sie, warfen zunächst ihre verbliebenen Wurfspeere und stürmten dann mit ihren Wildwutzen auf die Helden zu.
Einer der Suulaks bohrte Bashot seinen Speer, den der Goblin wie eine Lanze führte, in den Arm (1 linke Armwunde) und ließ diesen kurz taumeln. Rogar hielt seinen Zweihänder vor sich und ließ sein Kriegsschwein regelrecht auflaufen, so dass das seltsame Reittier sich an dessen Klinge selbst aufspießte. Aber auch er hatte bei diesem waghalsigen Manöver Schaden erlitten und war auch bereits durch den Speer, der ihn vorher getroffen hatte angeschlagen. Auch die anderen beiden Feinde ritten kurz darauf todesmutig mit wildem Geschrei in die anderen beiden Zweimühler Helden hinein und gingen sogleich in den Nahkampf über. Eyrún schlug ihrem Gegner die Doppelaxt direkt in die unansehnliche Fresse. Bashot traf seinen Goblin ebenfalls so hart am Kopf, dass diesem der verstärkte Lederhelm in hohem Bogen davonflog und eines seiner Beine folgte einen Schlag darauf, dem Helm! Im Kampf Mann gegen Mann, waren die Helden aber nicht zu bezwingen, und schon gar nicht von Goblins, auch wenn diese sehr kampferfahren waren und sich auch deren Schweine immer wieder gegen ihre Beine warfen und sie fast umwarfen.
Bis dieser erste Kampf vorüber war und auch die rasenden Wildschweine zerhackt vor ihren Füßen lagen, sahen sie auch schon die vier anderen Goblinkämpfer, die den Reitern ausdauernd gefolgt waren. Zwischen ihnen und den neuen Feinden lagen etwa Hundertzwanzig Schritt Entfernung. Bastan, der zwischendurch von einem der Feinde zu Boden geworfen worden war, rappelte sich auf und schoss dem vordersten anstürmenden Goblin mit einem gehärteten Kriegspfeil direkt durch den leichten Plattenharnisch ins Herz! Ohne zu wissen, von was genau er gerade getroffen worden war, kippte der Rotpelz im Lauf vorne über und blieb regungslos liegen. Einem Zweiten durchbohrte der Meisterschütze das Bein, was diesen maßgeblich verlangsamte. Dem Dritten schoss er fast den rechten Arm ab und auch den Vierten traf er in Arm, aber diesmal in den Linken. Die entsetzten Goblins wurden schlagartig langsamer und sahen sich bereits nach Fluchtmöglichkeiten um, während alle außer Bastan sich auf ihre Pferde schwangen um den Goblins entgegen zu reiten. Nicht ein einziger von ihnen entkam ihrem blutigen Handwerk, das jeder von ihnen auf seine Art und Weise meisterhaft beherrschte.
Während Rogar sich nach dem zweiten Kampf einen der erbeuteten ledernen Wurfspeerköcher schnappte und sich vier der kurzen Speere zusammensuchte, suchte Bastan nach Pfeilen in den Toten, die nicht gebrochen waren und schnitt aus einem der Schweine, das er zuvor noch schnell häutete, etwa vierzig Stein Fleisch heraus, die er bei ihrer baldigen Rast versuchen würde haltbar zu machen. Eyrún, die Bashots und Bastans Verletzungen mehr schlecht als recht behandelte (beide erkranken als Folge der misslungenen Heilkunde Wunden Proben an Wundfieber!), nahm sich ebenfalls eines der Wildschweinfelle und einige der Hauer als Trophäe. Dann ging es abends weiter Richtung Norden bis bald darauf Burg Madaleth auf einer Anhöhe zu sehen war.

Burg Madaleth

In der Nähe der Burg, die im Norden der Baronie Mistelhausen, im norddarpatischen Hügelland lag, waren vereinzelt immer wieder Goblinleichen am Wegesrand zu erkennen, und auch sonst waren viele Spuren vergangener Kämpfe zu sehen. Die dunklen Bruchsteinmauern wirkten sehr bedrohlich auf die Helden, und zunächst war nicht klar, in wessen Händen die Burg mittlerweile war. Die Burgherrin Heildrut von Kuhne war eine dem Hause Bregelsaum treu verbundene Adlige. Da ihr Schwager Erdwulf von Finsterbinge zu Finsterberg, einem Waldgut im Norden der Baronie, jedoch ein in ganz Darpatien geächteter Raubritter war, wurde sie von ihrem Amt als Burgherrin von Madaleth enthoben.
Gegenwärtig vertrat sie Radumar von Rabenmund-Sturmfels, ein junger rondragefälliger Ritter. Außer ihm war es gerade mal noch eine Hand voll Ordensritter des Heiligen Sturms, die Burg Madaleth hielten. Die Helden von Zweimühlen berichteten vom Goblin-Überfall und der ungewöhnlich guten Bewaffnung der Rotpelze, die Radumar nur bestätigen konnte. Dieser vermutete ein Bündnis zwischen den Goblins der Schwarzen und der Roten Sichel, und dass letztere schon vorher durch Waffen und auch Panzerungen aus Udhenberger Stahl, auch Goblinstahl genannt, aufgefallen seien, die diese von dem skrupellosen, goblinischen Erzbaron Gurluug Rottmann erhalten haben sollen. Eine Verbindung zu Ziplim wäre durchaus denkbar. Radumar machte auch klar, dass die Burg noch nicht gefallen war, weil die hiesigen Goblins nicht wussten, wie wenig Ordensritter sie wirklich noch waren, ein Umstand, der Rogar sehr zu denken gab.
Die Helden teilten mit der Burgbesatzung ihr mitgebrachtes Wildschweinfleisch und tauschten noch die eine oder andere Geschichte aus. Die Helden bekamen dafür warme Schlafsäcke und noch das ein oder andere Nützliche für unterwegs. Dann verfasste der Reichsbaron ein Schreiben an Alrike, die mit Sicherheit schon morgen hier auf der Burg ankommen würde. Darin befahl er ihr, die Schwarze Garde auf Burg Madaleth erst einmal zur Sicherung zurückzulassen, und dass die Burg eine hervorragende Basis darstellte, von der aus man operieren oder sich auf notfalls zurückziehen konnte. Die Trollzacker Barbaren, die Hartsteener Söldner und die Zweimühler Bluthunde sollten weiter ziehen Richtung Bollinger Heide in der sie den Feind mit großer Wahrscheinlichkeit vermuteten.

Zippeldinge

Norddarpatien an der Grenze zu Weiden, 09. Boron, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Am nächsten Morgen erwachten Bashot Grim und Bastan Erlgau mit Fieber, fühlten sich matt und hatten anfangende Sprachprobleme – eindeutige Symptome, die die Helden aber erst unterwegs als beginnendes Wundfieber identifizierten, die selbe Krankheit, wegen der sie Rhulana und Rhana in Zweimühlen zurückgelassen hatten! Vermutlich war nun die letzte Gelegenheit für die Erkrankten, nach Burg Madaleth zurückzukehren, die nur einige Stunden hinter ihnen lag. Aber auch dort befand sich kein wirklicher Heilkundiger. Bashot wollte lieber im Kampf sterben, als im Krankenbett und Bastan war der einzige, der mit seinem Bogen die beiden feindlichen Kundschafter ausschalten konnte, in der Hoffnung die Armee könnte sich dann verirren. Also zogen sie weiter, denn sie befanden sich in seinem Monat – Boron. Wenn der Herr über das Totenreich sie holen wolle, dann sollte er es doch versuchen!
Sie mussten weiter und den Feind, der die Grenzen der Wildermark verlassen hatte unbedingt stoppen. Sie folgten den Spuren auf einer regennassen Straße, die Richtung Nordosten durch weitere Ausläufer der Schwarzen Sichel führte und passierten dabei den Ort Traviadank.
An etwa dieser Stelle passierten sie vermutlich die Grenze der Baronie Mistelhausen und betraten nun die Baronie Gräflich Zippeldinge, die völlig in Ziplims Hand war. Zippeldinge gehört zur Grafschaft Baliho und lag somit schon im Herzogtum Weiden. Der nächste Ort namens Neuzollweiler war bereits komplett in der Hand der Rotpelze von denen Bastan aus der sicheren Entfernung hier schon über zweihundertfünfzig zählte. Die Tulamidischen Reiter und die Ferkinas waren von hier aus aber glücklicherweise weiter nach Norden durch die Berge und Wälder gezogen, und hatten offenbar die zahlenmäßig weit überlegenen Goblins ebenfalls umgangen, was zumindest bedeuten konnte, dass Ziplim nicht auf der Seite Lutisanas stand – noch nicht. Hoffentlich würde auch Alrike die Goblins vor ihnen umgehen…

Bollinger Heide

Der Boden war hier in der Bollinger Heide bereits stellenweise hart gefroren, also musste die Temperatur knapp über dem Punkt sein, an dem Wasser gefror. Der Fjarningerin machte die niedrige Temperatur überhaupt nichts aus, da sie aus ihrer Heimat noch viel größere Kälte gewohnt war. Die beiden Trollzacker, Rogar und Bashot hatten das Eherne Schwert überstanden und trugen beide einen großen Fellumhang. Aber auch Bastan hatte als ehemaliger Freischärler in Zweimühlen so manchen Winter auf der Bockelburg verbracht, die damals noch eine Ruine war. Nur das Fieber machte ihnen zu schaffen.
Nach unzähligen weiteren berittenen Stunden suchte Rogar arroganter Weise selbst einen Rastplatz und teilte die Wachen ein – sich selbst und Eyrún, da das Fieber bei den beiden anderen nun wirklich ausbrach. Sie rückten nah aneinander und zehrten auch in dieser Nacht von dem erschlagenen Wildschwein. Die Fjarningerin konnte zwar nicht verstehen, warum man den beiden Kranken überhaupt noch was zu essen gab, sagte aber nichts zu den ’Zitterern’.

Ziplim der Goblinkriegsfürst

Die Eisbarbarin hörte plötzlich Bewegungen im Wald um ihr Lager herum und vergewisserte sich durch weiteres angestrengtes Lauschen, dass es sich nicht um ein Tier handelte. Dann brüllte sie mit einem barschen „Atlaga!“ die Helden aus dem Schlaf und sprang kampfbereit mit erhobener Axt schützend vor den Reichsbaron. Einen Augenblick später hatten auch die andren zu ihren Waffen gegriffen und schwangen sich auf ihre Pferde. Nur Eyrún sah es diesmal gar nicht ein, schon wieder feige davon zu reiten. Sie würde kämpfen, und je mehr Gegner umso besser.
Die anderen drei hatten aber zu lange gezögert und ihre Möglichkeit zur Flucht nicht genutzt.
Dann waren sie auch schon umstellt! Fast ein Dutzend waffenstarrende Goblins und einer, offenbar ihr Anführer auf einem der schon bekannten Wildschweine. Der Goblinhäuptling hatte einen dichten roten Pelz, kränklich gelbe Augen, ein Kurzschwert aus Goblinstahl in der Scheide am Gürtel und ein Speer mit Goblinstahlspitze in der Hand. Aber am auffälligsten war, dass seine Mundwinkel regelrecht eingerissen waren, und zwar auf beiden Seiten gleich, ganz so als hätte sich der Goblin die Entstellungen selbst zugefügt, um so noch gefährlicher zu wirken. Gerüstet war er aber lediglich in verstärktem Leder und Pelz. Während seine Goblinkämpfer die Helden weiter umzingelten sprach er etwas auf Goblinisch, was aber niemand verstehen konnte. Dann sagte er auf Garethi: „Dies ist Land von Orvai Kurim. Ihr hier nur geduldet. Ich Ziplim euch lassen weg, aber in STÜCKCHEN!“ Dann knurrte der Häuptling den Angriffsbefehl und das Gemetzel begann!
Am Anfang wurden die Helden von der schieren Masse der Goblins überwältigt. Die Suulak attackierten die Pferde der Zweimühler mit Äxten und Langschwertern, und stachen auch immer wieder auf die Zweimühler ein, bis alle, bis auf Eyrún die ja stand, von ihren Pferden gestürzt waren. Die am Boden liegenden Helden hörten bereits die Schwingen Golgaris, als sich der Kampf doch noch zu wenden begann. Rogar hatte Ziplim schwer am linken Bein verwundet und so den gefährlichsten Gegner im Grunde aus dem Kampf genommen. Bashot hatte mit einem waghalsigen Befreiungsschlag seines Andergasters gleich zwei Goblins auf einmal zu ihrem Orvai Kurim geschickt, und auch Bastan, der mit seinem Streitkolben kämpfte, war es gelungen zwei seiner Gegner mittels zweier Fledermäuse zu fesseln. Eyrúns Doppelaxt war für keinen der Goblins zu parieren, auch nicht von Ziplim, der sich neben Rogar gerade noch so auf den Beinen hielt, nach dessen Zweihändertreffer. Die Fjarningerin nutze die Gelegenheit und verpasste dem Goblinhäuptling einen zweiten Treffer, der ihn nun endgültig zu Boden schickte. Ziplim war gefallen – aber das spornte seine Goblinkämpfer nun nur noch mehr an, sich beim Kampf, gegen die vermeintlich fast besiegten Helden zu beweisen und um vielleicht seinen Platz einzunehmen. Die immer noch überzähligen Rotpelze ließen nun ihre Deckung ganz fallen und attackierten die Recken offensiv. Einer der Goblins schlug sogar so oft zu, dass ihm einfach die Axt aus der Hand flog, was ihn aber nicht daran hinderte weiter zuzubeißen. Der Kampfplatz, der sich in einer Senke befand, glich einer Schlachtergrube, wie man sie normalerweise für große Tiere verwendet. Viele der Goblins waren aber noch nicht tot und bäumten sich kurze Zeit später wieder auf um ihren Häuptling zu rächen. Fast ein Dutzend Tode später war nur noch das Schnaufen der Helden zu hören, die unfassbarer Weise soeben Ziplim erschlagen hatten – der Goblin, der viele hunderte Goblins der Schwarzen Sichel immer wieder gegen die Menschen aufgehetzt hatte, ganz im Gegenteil zu seiner Kontrahentin Zooqua Sukram, der Schamanin der Schwarzen Sichel, die Ziplim auch die Lederkrone wieder entrissen hatte. Es dauerte eine Weile, aber langsam dämmerte es den Helden, dass sie gerade einen maßgeblichen Teil zur zukünftigen Befriedung der Wildermark mit Ziplims Tod beigetragen hatten, der in den Helden fatalerweise leichte Beute gesehen hatte.

Die Schwarzsichelhexe

Gerade als Rogar Ziplim den Kopf abgehackt und diesen auf einen Speer in mitten des Kampfplatzes aufpflanzte, indem er den Speerschaft durch den Bauch des toten Goblinkriegsfürsten in die blutgetränkte Erde trieb, landete eine Hexe genau in der Senke mit Blick auf die grausige Warnung! Die Frau, oder war es vielleicht doch ein Mann, hatte aschblonde lange Haare, dunkle Augen und hatte seltsame aber kunstvolle Narben im Gesicht, die sich von ihre Nase aus, beidseitig bis über ihre Wangen zogen. Gekleidet war die Gestalt, die vermutlich vierzig Sommer alt war, in eine Art schwarze Robe mit unbestimmbaren Zeichen darauf. War dies eine der Schwarzsichelhexen, vor denen man sie in Oppstein gewarnt hatte?
Die Helden spannten bereits wieder ihre Muskeln und gingen in Kampfposition, als sich herausstellte, dass die Hexe ihnen offenbar nicht feindlich gesinnt war. Sie stellte sich mit unangenehmer Stimme mit dem Namen Weidena die Schwarze vor und beglückwünschte die Helden von Zweimühlen für ihren Sieg über Ziplim. Sie sagte, dass sie Weiden und auch dem Sichelhag gerade einen großen Dienst erwiesen hatten, da Ziplim ein erstzunehmender Feind der hier lebenden Menschen und Schwarzsichelhexen war. Weidena wollte sich deshalb erkenntlich zeigen. Sie bot sich als Ortskundige Führerin an und erzählte von der anhaltenden Präsens von Sokramors Hetzern die im Weidener Teil der Sichel für Angst und Schrecken sorgten, und dass diese den hiesigen Hexen ein Dorn im Auge waren.
Rogar fragte die düstere Hexe, ob sie seine beiden Gefährten von der Last ihres Wundfiebers befreien könne, eine Krankheit die hier draußen vermutlich früher oder später ihren sicheren Tod würden. Weidena verlangte aber dafür jedoch eine Gegenleistung, da sie bisher nur ihre Dienste als Ortskundige angeboten hatte und fragte, ob sie sich auch wirklich sicher seien, dass sie ihre Macht benutzen solle. Nachdem der Baron zugestimmt hatte, wandte sich die Hexe an Bashot und nannte diesem ihren Preis für sein Leben und die Heilung der Sieche. Sie verlangte nicht weniger als dass dieser seinen bisherigen glauben an wen auch immer ablegen solle und fortan an Sokramor die Schwarze glauben, beten und ihr auch opfern solle! Der Trollzacker, der dem Glauben seines Volkes in Zweimühlen und der Wildermark eh seit Jahren immer weniger praktiziert hatte, da er sich mehr und mehr der Kultur der Mittelländer angepasst hatte, stimmte aufrichtig zu und verlangte aber auch, dass ihr die Hexe alles über diesen Alten Kult lehren solle, was er wissen müsse. Weidena stimmte mit einem unangenehmen Lachen zu und wandte sich dann an den fiebrigen, amtsadligen Bastan Erlgau. Sie musterte diesen von Kopf bis Fuß, fast so als ob sie überlege von ihm ein Kind zu verlangen, das er ihr machen solle, und erkundigte sich genau nach seinem Adelsstand und seinem Lehen, dem Junkerngut Erlgau in der Baronie Zweimühlen. Dann hatte sie ihre Entscheidung getroffen und verlangte von diesem, dass er einen Schrein für Sokramor der Schwarzen in seinem Ort Waidmanshus errichten solle, an dem jeder der Gigantin zukünftig opfern dürfe, der das wolle! Bastan zögerte lange, viel länger als Bashot, und versuchte gar die Hex zu täuschen indem er einen Nachbarort in einem Junkergut außerhalb seines Einflussbereiches anbot. Aber die Hexe durchschaute seine List und bestand auf einen Schrein in Waidmanshus. Zähneknirschend stimmte nun auch der ehemalige Freischärler zu und wartete darauf, dass die Schwarzsichelhexe ihre Magie zur Heilung benutzte. Wieder lachte die düstere Frau und berührte einen nach dem anderen an seinen fiebrigen Wunden, fixierte die sie und sprach über jeden der beiden Helden einmal die finstere Formel die vielleicht gar dämonischen Ursprungs war: „Reversalis Reviduum – Zauberwirkung dreh dich um ... Znelitsep red Hculf!“ Und wirklich, die Hex hielt Wort und verbannte das todbringende Wundfieber aus den Leibern der Helden, die sich sogleich wieder so Kraftvoll wie eh und je fühlten. Dann bedeutete die nun wieder düster lachende Hexe ihnen mitten in der Nacht zu folgen, wenn sie es könnten, und stieg hoch in die Lüfte!
Sofort schwangen sich die Recken auf ihre Rösser und ritten der fliegenden Frau so schnell sie nur konnten hinterher. Äste, Zweige und Gestrüpp schlug gegen ihre Gesichter und Pferde, aber sie verloren die Hexe nicht. Auch Bashot und Eyrún, die nicht so gut reiten konnten, schafften es dranzubleiben und ritten wie die Wahnsinnigen durch die Ausläufer der Schwarzen Sichel der Bollinger Heide, bis Held und Pferd nicht mehr konnten. Weidena landete bald darauf und wies ihnen eine dunkle Höhle zur Rast, in der sie ihre Knochen ausruhen konnten. Rogar, dem das Ganze nicht geheuer war, betrat die Höhle als erster, die noch weiter hinein führte. Auch die anderen folgten ihm. Weidena wies sie an, nur im vordersten Bereich der Höhle zu bleiben, da sie weiter drinnen den Tod finden würden. Die Hexe wartete, bis sich alle niedergelegt hatten, wobei Rogar und Eyrún vorhatten abwechselnd wache zu halten, und widmete sich dann den beiden zuvor noch erkrankten, die ihr geschworen hatten, ihre Gegenleistung zu erfüllen. Sie legte Zeige- und Mittelfinger ihrer beiden Hände auf die geschlossenen Augen der Erschöpften und immer noch verwundeten Helden, und summte leise: „Ruhe Körper, Ruhe Geist - Schlaf dir neue Kraft verheißt.“ Bashot und Bastan fielen nun in einen sechsstündigen außerordentlich erholsamen Tiefschlaf in dem all ihre Wunden und Verletzungen heilten. Sie lagen derweil da wie tot, fast so als würden sie nicht mehr atmen. Nur wer wirklich ganz genau hinsah, erkannte, dass sich ihre Brust noch ganz langsam hob und senkte. Nach der vorherigen Unterbrechung ihrer Nachtruhe durch Ziplim und seinen Goblinkämpfern, rasteten sie nun ungestört bis zum Sonnenaufgang des folgenden Tages.

Neue Verbündete?

Bollinger Heide, 10. Boron, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Auf einem alten ungastlichen Weg auf der Bollinger Heide trafen die vier Helden von Zweimühlen auf Baron Knorrhold von Harffenberg-Binsböckel mit seinen eilends zur Waffe gerufenen Vasallen in etwa Bannerstärke. Der Baron der Bollinger Heide war der Erste Ritter des Herzogtums und herzoglicher Fechtmeister. Der kräftige Mann zählte fünfundvierzig Sommer, trug den Streitkolben Orkentod an der Seite und forderte ruppig, dass sie sich ihm unterzuordnen haben, wenn sie gegen den gemeinsamen Feind vorgehen wollten, der auch von den Truppen des Barons bereits gesichtet worden und auch nur noch einen halben Tag weit weg war.
Reichsbaron Rogar sah in seiner Arroganz aber nicht ein, sich noch mal einem anderen Feldherrn in der Schlacht zu unterstellen. Die katastrophalen Folgen, als er Ludalf von Wertlingen vor Jahren das Kommando überlassen hatte, ja sogar musste, lagen noch in schmerzhafter Erinnerung und hatten viele tapfere Leben gekostet. Abgesehen davon war er davon überzeugt, dass es niemanden in der Wildermark und auch nicht in Weiden gab, der ihm in der Kriegskunst das Wasser reichen konnte. Er hatte zwar nie eine militärische Akademie besucht oder dergleichen, hatte aber jahrelange Felderfahrung im umkämpften Darpatien.
So wurden sich die beiden Barone nicht einig und zogen unabhängig voneinander und uneins dem Feind entgegen. Nur die Götter wussten, wie folgenreich diese Entscheidung für beide Seiten sein würde…
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 22.04.2014 17:56, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Maha Vairocana »

Die Helden am Anfang der Spielberichte wurden von unserem Meister wieder auf Stand gebracht, und Bastan Erlgau (ehemaliger Spieler von Harad von Winterkalt), findet dort demnächst auch noch seinen Platz, sofern er dieses Abentuer überlebt.
Und nun nach kleinerer Pause weiter mit den Erlebnissen der Helden von Zweimühlen...
"So warf ich deinen Kadaver von den blutgetränkten Klippen hinab in die schäumenden nachtblauen Wogen..."

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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

19. Spielabend: Der Feind

Nahe der Burg Nalgardis, 10. Boron, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Einen halben Tag später hatten sie endlich den Feind eingeholt, der in weiter Ferne gerade auf einer Lichtung eine kurze Rast eingelegt hatte. Reichsbaron Rogar schickte seinen ehemaligen Freischärler Bastan Erlgau allein voraus, um den Gegner auszukundschaften und gegebenenfalls dessen Kundschafter auszuschalten. Aber Letzteres machte im Grunde nur noch wenig Sinn, da die Gipfeln Natterhand und Naira Gervai bereits zu sehen waren, zwischen denen sich die Burg Nalgardis, das Ziel des Feindes, befinden sollte.
Bastan schlich auf etwa fünfhundert Schritt heran und zählte ein Halbschwadron Tulamidische Reiter mit Dschadra-Lanzen, Kettenhemden und Baburiner Hüten. Ein weiteres Halbschwadron mit derselben Panzerung war mit Kompositbögen und Khunchomern ausgestattet. Hinzu kamen dreißig Ferkina-Barbaren mit Barbarenstreitäxten, Lederrüstungen und Fellumhängen, und zwanzig Ferkina-Schleuderer. Dem Zweimühler gelang es sogar wirklich zwei separierte Ziele außerhalb des Rastplatzes der Söldnerscharen Lutisanas auszumachen.
Eine Art vorgeschobener Beobachter, der wirklich einer der Kundschafter sein konnte und eine sehr seltsame große, widerwärtige und halbnackte, fette Frau, die über zwei schritt groß war. Ihre haarigen und dicken Hängebrüste fielen bis über ihren Gürtel an dem allerlei krudes Zeug baumelte. Das auffälligste war aber der Korb, den sie oder es vor dem Gesicht trug, der unter einer Kapuze zu sehen war, und ihr gesamtes mit Sicherheit unansehnliches Antlitz verbarg! Während sie im halbgefrorenen Dreck am Boden herumwühlte, zog sie einen vermutlich Halbwüchsigen Mann hinter sich her, dem sie einen Sack übergestülpt hatte und der bis auf die Beine komplett gefesselt war! Jetzt sah er auch, dass die Frau von Fliegen oder vielleicht auch Bienen regelrecht umschwirrt und verfolgt wurde.
Nachdem er das Weib eine Zeit lang beobachtete und sehen konnte, wie diese eine Alraune fand und einsteckte, kam in ihm der Verdacht, dass es sich vielleicht ebenfalls um eine Schwarzsichelhexe handeln konnte, die dem Feind, wie Weidena ihnen selbst, als Kundschafterin diente. Der Zugeschnürte war vielleicht eine Art Opfer für Blutmagie oder ähnliches, auf das die kräftige Fettel jederzeit zugreifen konnte.
Dann schlich sich Bastan bis auf Bogenschussreichweite an den ersten Kundschafter heran und erledigte diesen mit nur einem gezielten Schuss in den Hals, so dass er auch keinen Alarmruf mehr ausstoßen konnte. Nur leider bemerkte die andere mysteriöse Gestalt seinen jetzigen Positionswechsel und rannte ungestüm direkt auf ihn zu, während sie den Gefesselte wie eine kleine Puppe mühelos hinter sich her schleifte, da dieser beim ersten Ruck direkt zu Boden ging. Sein erster Pfeil drang tief in ihren linken Oberarm und auch der zweite, der sich ihr ins rechte Bein bohrte, verlangsamte sie kaum. Kurz bevor sie ihn erreicht hatte, um ihn vermutlich mit ihren bloßen Händen in Stücke zu reißen, schoss er ihr einen dritten Pfeil durch die linke Hand direkt ins Gesicht, das vermutlich unter dem Korb verborgen lag und die Gestalt kippte endlich um. Er wagte es nicht dem Wesen zu nahe zu kommen und hielt lieber Abstand zu den umherschwirrenden Mücken, die sich nun auf ihrer Leiche niederließen.
Durch den Kampf war aber nun auch das Lager des Feindes alarmiert, und zehn Tulamidische Reiter mit Dschadras, die Wache gehalten hatten, ritten auf seine Position zu. Bastan nahm jetzt die Beine in die Hand, merkte aber bald, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis seine berittenen Verfolger ihn eingeholt hatten. Dann erblickte er im vollen Lauf ein ausgespültes Kalksteinloch im Boden. Aber es blieb ihm keine Zeit mehr die Tiefe abzuschätzen, denn der erste Reiter hatte ihn schon fast aufgespießt und war nur noch einige Schritt entfernt! Mit einem Satz sprang er nun einfach in das Loch und stürzte…über sechs Schritt in die Dunkelheit und schlug hart und schmerzhaft auf lehmigem Boden auf. Nach einer kurzen Benommenheit schleppte er sich mit verstauchtem Knöchel (1 Beinwunde) weiter in die Dunkelheit und sah kurz darauf den gefesselten Halbwüchsigen durch das Loch über ihm in die Tiefe stürzen. Mit einem Krachen brach dessen Genick, als dieser mit dem Kopf aufschlug, was den Fremden wohl sofort in Borons Reich fahren ließ. Am Rand der Öffnung über ihm sah er noch eine ganze Zeit lang tulamidische, hasserfüllte Fratzen, die sich irgendwann aber sehr plötzlich durch nun deutlich hörbaren Schlachtenlärm zurückzogen und nicht mehr zu sehen waren. Mit Schmerzen blickte er gen Himmel durch die Öffnung über ihm. Was hatte das zu bedeuten?

Heldentod und Rachegelüste

Rogar vom Blute hatte seit über zwei Stunden nichts mehr von Bastan Erlgau gehört, und sehr wohl bemerkt, dass dieser den Feind irgendwie alarmiert haben musste. Nun aber offenbarte sich ihm eine ganz andere Situation.
Baron Knorrhold hatte es mit seinem Waffenvolk wirklich geschafft, den Feind einzuholen und stürmte nun mit wehenden Bannern auf diesen zu! Der Weidener hatte die Überraschung auf seiner Seite musste aber schon bald eine Schiltron-Formation einnehmen. Mit den Schilden des Reiches und den Spießen nach außen hielten sie den Ferkina Barbaren stand, die einfach in sie hinein liefen und sogar versuchten über ihren Schildwall hinweg zuspringen. Aber die Kämpfer der Bollinger Heide standen einfach zu dicht gedrängt und bildeten einen nur schwer zu durchbrechenden „Wall“. Da ihre Spieße nach allen Seiten ausgerichtet waren, konnte der Gegner auch keine Flankenangriffe durchführen. Knorrhold und seine Männer hielten furchtlos stand und die Schlacht verlief zugunsten des Barons, obwohl der Feind ihnen zwei zu eins überlegen war. Die Disziplin der Weidener wurde durch zwei Weibel im Zentrum der Formation überwacht, so dass kein einziger sich dazu hinreißen ließ sich dem Gegner „Mann gegen Mann“ zu stellen, denn dann würden sie schnell niedergemacht werden. Die Schleudern der Gegner waren so gut wie wirkungslos, aber die Pfeile der tulamidischen Kompositbögen, setzten ihnen schwer zu. Die Tulamidischen Reiter hatten aber unterwegs bereits viele ihrer Pfeile in kleineren Scharmützeln verschossen, so dass ihnen nach und nach die Geschosse ausgingen. Der Kampf wogte hin und her und mit jedem Weidener viel mindestens ein Ferkina und ein tulamidischer Söldner. Baron Knorrhold kämpfte wie ein Held und streckte Feind um Feind mit seinem Streitkolben Orkentod nieder.
Dann sahen Rogar und die anderen plötzlich aus Richtung Nalgardis kommend, fünfundzwanzig Schwarze Ritter und ein Dutzend Sokramors Hetzer zu Fuß mit Daimoniden Tieren - die Streiter Arngrimms! Diese brachen nun in Keilformation in den Schiltron der Weidener und sprengten diesen an einer Schwachstelle, die die Monster der Hetzer zuvor bereitet hatten. Die tapferen Balihoher sahen sich nun schwerstgepanzerten, damals zu Borbarad übergelaufenen answinistischen Rittern, gegenüber. Nach der Fahnenflucht ihres damaligen Obristen Gero von Hartheide hatten sie vor allem in Transysilien und unter Udalbert Ludolf von Wertlingen und in der Warunkei gedient. Hier aber stand dem Heidebaron der neue Rittmeister der Schwarzen Ritter, Rondradan von Streitzig ä.H., der Verweser und Graf von Sokramor, gegenüber, dessen Name untrennbar mit dem schändlichen Verrat von Praske verbunden war. Für seinen damaligen Hochverrat wurde er zwar gefasst, verurteilt und mit der Reichsacht belegt, doch er entkam auf ungeklärte Weise der Henkersschlinge. Rondradan war groß und breitschultrig, trug sein graues Haar schulterlang, das unter seinem wolfsköpfigen Kübelhelm hervordrang und einen wohlgestutzten Vollbart. Seine blauen Augen funkelten furchteinflößend und gefährlich, als er stolz von seinem Warunker Rappen abstieg, um Knorrhold, den es einige Kämpfe zuvor von seinem Pferd gerissen hatte, auf gleicher Höhe zu begegnen.
Der Fechtmeister von Baliho stellte sich nun in einem heldenhaften Zweikampf gegen diesen ihm ebenbürtigen transysilischen Ritter, der seinen Männern bedeutete in diesen Kampf nicht einzugreifen. Nach zwei schweren Treffern die der Baron landen konnte, die aber kaum die Dreiviertelplatte des Schwarzen Ritters durchdrangen, traf ihn eine Finte des feindlichen Anführers. Der verzierte Zweihänder Rondradans hatte zwar eine Wunde geschlagen, war aber bei weitem noch nicht tödlich gewesen. Doch unmittelbar nach dem Treffer ging Knorrhold zu Boden und wandte sich schreiend unter niederhöllischer Pein, so als ob es ihn innerlich zerreißen würde! Der Schwarze Ritter, der offenbar keine gewöhnliche Waffe führte, schlug Knorrhold von Harffenberg-Binsböckel daraufhin einfach den Kopf ab, und stieg wieder auf sein schwarzes Streitross. Nun brach die Moral der Weidener endgültig zusammen und das Abschlachten begann! Ohne Rogars Armee hatten die Weidener nach dem Eingreifen von Arngrimms Streitern, keine Chance auf Sieg. Nicht ein einziger von ihnen überlebte das Gemetzel.
Die überlebenden Ferkinas und ein Großteil der Tulamidischen Reiter von denen die wenigsten gefallen waren, schlossen sich Arngrimms Truppe an und verstärkten bald darauf die Besatzung von Nalgardis.
Rogar und Eyrún hatten dem Morden Tatenlos zusehen müssen. War es letzten Endes vielleicht seine eigene Arroganz, die es ihm nicht erlaubt hatte, sich Knorrhold zuvor unterzuordnen, und die nun dafür verantwortlich war, dass Weiden viele tapfere Söhne und Töchter weniger hatten? Vermutlich wäre es ihm gelungen den Baron zu überreden, auf die Verstärkung seiner Truppen zu warten. Nun aber waren sie alle tot. Nachdem der Feind den sie eigentlich aufzuhalten gedachten weg war, bargen sie den Leichnam des herzoglichen Fechtmeisters und natürlich dessen persönlichen Streitkolben.
Bashot hatte derweil Bastan aus dem Loch befreit, in das er selbst gesprungen war und mit Erstaunen festgestellt, dass die fette Gestalt, die sein Gefährte niedergeschossen hatte, immer noch nicht Tod gewesen war. Mit einem wuchtigen Hieb seines Andergasters hackte er der monsterhaften Fettel das linke Bein ab, und sah zu, wie sie elendig verblutete. Weidena die Schwarze, die sie immer noch begleitete, verriet ihnen den Namen der Halbogerin, die wirklich eine Schwarzsichelhexe gewesen war, aber von keiner Hexensalbe aufgrund ihres Gewichtes getragen wurde. Ihr Name war Korbfresse, eine der übelsten Gestalten unter den hiesigen Hexen, die ihr Schicksal verdient hatte.
Nachdem sie Knorrhold begraben hatten, übergab Rogar Bastan den meisterhaften Streitkolben des gefallenen Helden. Rogar war was solche Sachen anging immer sehr pragmatisch. Er selbst führte einen Zweihänder, der zuvor Harad von Winterkalt, seinem Gefährten gehört hatte. Bevor ein Held unter die Erde kam, wurde immer geschaut, was man von seiner Ausrüstung noch gebrauchen konnte, erst dann wurde das Loch zugemacht. Nicht gerade die respektvollste Art und Weise, aber für derlei letzte Ehre eines Toten war in der Wildermark und den angrenzenden Regionen offenbar kein Platz mehr.
Gegen Abend traf eine weitere Armee am Kampfschauplatz ein. Kanzlerin Greifgolda von Mersingen ä.H. führte diese an und ritt vornweg. Greifgolda war eine fast eins neunzig große, blonde, überkorrekte Schönheit, die vielleicht erst fünfundzwanzig Sommer alt war und wohl noch an der kaiserlichen Akademie in Wehrheim ausgebildet worden war. Hinter ihr ritt etwas zurückhaltend Ulfberth Meiler von Eichenbach, ein zwei Schritt großer Krieger mit schulterlangen blonden Haaren, der Heermeister der Grafschaft Baliho, dessen Familie zur Hausmacht der Grafen gehörte. Und dahinter Alrike von Zweimühlen, Rogars treue Ritterin und seine Truppen, mit denen sie nachgekommen war.
Rachelüstern blickten die neu angekommenen Weidener aus den Mittlanden auf ihre Toten Landsleute und besonders die Nachricht vom Tode des Heidebarons schürte ihren Kampfeswillen und ihre Wut. Nachdem Rogar der Kanzlerin berichtete, was sich hier zugetragen hatte, erzählte diese von der verlorenen Schlacht an der südbalihoer Grenze gegen den Kriegsfürsten Ilkhold Drachwill von Austein und der Kriegsfürstin Varena von Mersingen. Sie überbrachte die Kunde, dass die Motte Siebenstein gefallen sei und dass der Feind nun einen zweiten Drachen unter seiner Herrschaft hatte. Greifgolda berichtete weiter das Burggräfin Ardariel Nordfalk von Moosgrund schwer verletzt und die Lage sehr ernst sei. Sie selbst führte das letzte Halbschwadron Weidener Ritter mit Gefolge und eine verbliebene Lanze Leichte Reiterei an. An Fußkämpfern waren dem Heermeister nur noch ein Banner Schützen, zehn Schwere Infanteristen und eine Handvoll Rondrageweihte geblieben. Dies war alles was nach der Drachenwut an Truppen in der ganzen Grafschaft Baliho noch übrig geblieben war. Dass nun auch noch Knorrhold und sein Waffenvolk gefallen waren, kam einem Desaster gleich. Hinzu kam dass der Feind in der Mittnacht nicht nur über die Katzenhexe Erngard verfügte, sondern Verena aus der Wildermark auch noch einen tulamidischen Zauberer mitgebracht hatte – Magister Tuleyban, wie die Helden sofort mutmaßten. Einen machtvollen Magier, den sie eigentlich schon besiegt hatten, und den sie in einem Zustand geistiger Umnachtung und falschen Rechtsempfinden den Gilden übergeben wollten, anstatt ihn einfach damals im Feidewald umzubringen, als sie die Gelegenheit dazu hatten.
Greifgolda bat die Helden um eine eilige Beratung und erläuterte ihnen ihre Strategie und Taktik: „Mond im Wasser’ isset ein uralt’ Taktik, überliefert aus der Frühzeit und dort aus dem Landt der Ersten Sonne. Gegen das Echsengezücht wandte man aus gutem Grund List und Tücke an.“ Die Kanzlerin wartete kurz die Reaktionen der Helden von Zweimühlen ab und fuhr dann fort. „Mit großem Gewese griff ein Großteil des Heeres an und lenkte alle Sinne auf sich, derweil eine kleine Gruppe wohlfälliger Krieger löwinnengleich, im Schutz von Schatten und Nacht, über die Mauern kletterte, dem Feind den unerwarteten und tödlichen Stich zu versetzigen.“ Sie bat die Helden in diesem Sinne, während eines großen Ablenkungsangriffes, den Pass Golderhelds Steige und somit die Verbindung nach Transysilien aufgrund der fatalen und ausweglosen Situation unpassierbar zu machen – für immer! Ihre verbliebenen Balihoer Ritter, unter dem Kommando des Heermeisters Ulfberth, würden derweil die Burgbesatzung die unter anderem aus den so genannten Pechblendern bestand, mit Angriffen lange genug binden, um dieses den Helden zu ermöglichen. Vermutlich ein wahres Alveranskommando. Aber wenn sie den Pass nicht versperrten, war es nur eine Frage der Zeit, dass nun, nachdem Nalgardis Entsatz erhalten hatte, Arngrimm weitere Truppen aus seiner Herzogsmark Sokramor durch die Schwarze Sichel schicken würde, um in der Grafschaft Baliho einzufallen. Dies musste auf jeden Fall verhindert werden, auch wenn sie dabei ihr Leben lassen mussten – Weiden durfte nicht fallen…

Nalgardis

Nalgardis, 11. Boron, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Die Burg Nalgardis, die über Golderhelds Steige wacht, war nicht groß, wurde aber in einigem Abstand von einer großen Steinformation beschirmt, die wie eine vorgelagerte Schildmauer wirkte. Sie galt als uneinnehmbar und war seit dem Jahr 1026 BF fest in der Hand des Feindes. Für eine ganze Weile hatte der Agrimoth-Paktierer Balphemor von Punin, die ehemalige Rechte Hand des gestürzten Dämonenkaiser Galotta I. von Transysilien, seine Hand auf Nalgardis gelegt. Gegenwärtig war die düstere Burg jedoch offenbar aus dem Zentrum seines Interesses gefallen und er hatte sie – bis auf weiteres – Herzog Arngrimm überlassen.
Etwas oberhalb der Passfeste schob sich eine mächtige Gletscherzunge zwischen den Gipfeln hindurch zu Tal. Dort hinauf schlängelte sich Golderhelds Steige, ein schmaler Passweg, der eine Meile hinter der Burg in einen Tunnel unter dem Gletscher führte, wie Weidena die Schwarze erzählte. Der Weg zur Gletscherpforte führte bergan und war von der Burg aus überwiegend gut einsehbar und vor allem mit Fernkampfwaffen angreifbar.
Greifgolda empfahl den Helden ihre Pferde und allzu große Schilde zurück zulassen und die Steige zu Fuß zu erklimme. Die Kanzlerin übergab Baron Rogar ihren einzigen magischen Heiltrank und wünschte ihnen allen im Morgengrauen das Glück der Götter. Einer der Rondrageweihten, der sie nur zu gerne begleitet hätte, segnete Rogar, Alrike und Bastan mit einem machtvollen Märtyrer-Segen, der sie für Schmerzen und die Auswirkungen von Wunden, unempfindlich machen würde. Sicherlich konnten sie noch sterben, aber bis dahin, sollten kein Pfeil und kein Hieb ihre Kampfeskraft schwächen. Nur Eyrún die Frunu verehrte und Bashot, der seit der Begegnung mit Weidena an Sokramor die Schwarze glaubte, verweigerten den Segen. Der Trollzacker schien es wirklich ernst zu meinen, mit seinem Schwur. So gestählt machten sie sich mutig an den Aufstieg, während nun der Heermeister der Grafschaft mit seinen und auch einigen Truppen Rogars, den Sturm auf die Burg befahl.
Und der Plan schien zunächst aufzugehen, denn die alarmierten und kampfbereiten Pechblender konzentrierten ihre Pfeilhagel auf die Weidener und bemerkten die Helden vorerst nicht.

Golderhelds Steige

Die gebirgskundigen Trollzacker Rogar und Bashot kamen gut und schnell voran, und auch der kaum gerüstete und geschickte Bastan Erlgau folgte ihnen hinterher. Alrike und Eyrún jedoch scheiterten an den ersten Kletterpassagen, da der Pass im Herbst und Winter noch schwerer passierbar war, als zu den wärmeren Jahreszeiten. Auch mit Hilfe der Seile mit Wurfhaken rutschten die beiden Frauen immer wieder ab und schürften sich ihre Hände und Knie auf, bis sie bluteten und schließlich die Verteidiger von Nalgardis auf sie aufmerksam wurden.
Die Ritterin alten Schlages und die Fjarningerin wurden nun immer wieder Ziel der gegnerischen Kriegsbogenschützen, während die anderen sich in Deckung befanden. Gleichzeitig eröffnete Bastan das Feuer auf die Schützen und deckte diese mit seinen kostbaren gehärteten Kriegspfeilen ein. Pfeil um Pfeil schlug in die Heldinnen, aber auch in die Gegner hinter ihrer Burgmauer auf Nalgardis. Schließlich hatte Bastan zwei Pechblender niedergeschossen, und Alrike hatte je einen Pfeil in ihrem rechten Bein (1 Wunde) und ihrem linken Arm (1 Wunde) stecken. Mit ihrem verstärkter Holzschild hatte sie zwar einige Geschosse abwehren können, aber das änderte nichts daran, dass sie die Steige nicht weiter erklimmen konnte. Eyrúns schwere Rüstung machte hingegen die meisten Pfeile wirkungslos.
Ihre Kletterversuche hatten zu viel Zeit gekostet und die Burgbesatzer durchschauten wohl nun ihren Plan. Zwei Schwarze Ritter in Dreiviertelplatte mit Anderthalbhänder und Kriegsaxt traten auf die Mauer von Nalgardis, die über fünfzig Schritt von ihnen entfernt war. Dann rissen sich die beiden Ritter ihre wolfsköpfigen Kübelhelme vom Kopf und verwandelten sich auf dem Wehrgang wahre Bestien! Ihr Mund wurde zu einer Schnauze mit spitzen Zähnen und ihre Fingernägel wuchsen zu regelrechten Krallen. Schwarzes Fell kam unter ihrer brünierten Platte hervor, bis auf der Mauerkrone nun zwei schwarz gepanzerte Werwölfe mit Waffen in den Händen standen, die jetzt einfach den Wall hinab sprangen und erbarmungslos Jagd auf die Helden machten!
Rogar und Bashot zogen ihre Zweihandschwerter und sprangen nun ebenfalls neben ihre beiden Gefährtinnen unter ihnen, wobei sich Rogar schützend vor die schon schwer verletzte Alrike stellte, und Bashot sich neben Eyrún positionierte, während Bastan in sicherer Entfernung von weiter oben auf die beiden Werwölfe feuerte und gleichzeitig zwei neue Schützen oben an die Mauer traten.
Bastan wuchs über sich hinaus, konzentrierte sich auf sein Ziel (Talentschub) und traf den ersten Lykanthropen direkt durch die Platte in die Brust, so dass sein gehärteter Pfeil, der jeden normalen Mann getötet hätte, bis zum Schaft in dem Werwolf verschwand. Das nun immerhin verwundete Monster verfiel sofort in einen unkontrollierten Blutrausch und wehrte keinen der Schläge von Rogar und Alrike mehr ab. Grauenvoll hackten nun Mensch und Bestie aufeinander ein, als auch der zweite Werwolf Bashot und Eyrún erreichte! Verfluchtes und heldenhaftes Blut spritze auf das Eis von Golderhelds Steige, und färbte es an dieser Stelle bald im Umkreis von einem Dutzend Schritt blutrot. Die Helden hatten jedoch schon Erfahrung im Kampf gegen Werwölfe, da sie bei Gerdenfelde schon gegen Walderia Leuendreschers Wer-Knechte kämpfen mussten – doch da hatte sie eine ganze Armee auf ihrer Seite. Hier kämpften nur fünf Tapfere Seelen gegen zwei fast unbesiegbare Kreaturen.
Alrike schrie auf, als sie mit ihrem Schild gerade noch so das schnappende Maul (Kritischer Treffer) parieren konnte. Bashot hatte jedoch nicht so viel Glück wie die einäugige Ritterin, und wurde von seinem Rasenden Schwarzen Ritter durch den Streifenschurz tief ins linke Bein gebissen (14 SP durch Werwolfsbiss). Der grimme Trollzacker Stammeskrieger im Kampfrausch rächte den infizierenden Biss aber mit einem gewaltigen Hammerschlag mit seinem Andergaster und schlug seinem Werwolf die halbe Schnauze ab (2 Kopfwunden), so dass ihm das Blut der answinistischen Bestie nur so ins eigene Gesicht spritzte! Seine Kampfgefährtin zog mit ihm gleich und wuchtete ihre meisterhafte Barbarenstreitaxt, die sie Thorwulf dem Roten abgenommen hatte, in den rechten Oberschenkel des Werwolfes (1 Wunde). Kurz darauf wurde auch Eyrún gebissen, wobei die Zähne ihre dichten Kettenglieder gerade nur so durchdrangen (3 SP durch Werwolfsbiss). Den Großteil der vernichtenden Hiebe und Bisse konnten die Helden jedoch parieren, wobei sie durch die Wucht der Treffer aber nicht selten trotzdem zu Boden gingen um dann schnellstmöglich wieder aufzustehen.
Rogar teilte aus wie ein Alveranier Kors, während Alrike halbtot nun offensiv auf ihren Werwolf einschlug. Immer wieder gingen Langschwert und Zweihänder auf und nieder, bis nun auch Rogar von einem unmenschlichen Hieb des Anderthalbhänders des Wolfsritters getroffen wurde (1 rechte Armwunde). Dann endlich ging der erste Werwolf zumindest zu Boden, was aber noch lange nicht bedeutet, dass das Monster tot war. Werwölfe verfügten über unbeschreibliche Regenerationskräfte wie sie sonst nur bei Kreaturen der Niederhöllen zu finden waren. Aber gemeinsam schlugen sie so lange auf ihren Gegner ein, bis sich dessen Leichnam in menschliche Gestalt zurückverwandelte. Zu viert im Nahkampf und mit Bastan im Fernkampf, wandten sie sich nun dem letzten Werwolf zu, der in einem Hagel aus scharfen Stahl und Pfeilen zuerst auch in Blutrausch verfiel und dann in blutigem Geheul verreckte, und sich ebenfalls zurückverwandelte. Sie hatten es geschafft!
Bashot und Eyrún waren nun womöglich mit der verdammten Werwolfskrankheit infiziert, aber das war ein Problem, mit dem sie erst in sieben Tagen, wenn das Madamal hoch am Himmel stand, fertig werden mussten. Nun galt es diese Steige des Todes zu bezwingen, denn die neuen feindlichen Bogenschützen feuerten bereits wieder in ihre Richtung.
Alrike riss sich nun endlich ihre hinderliche Garether Platte vom Leib und schaffte es schließlich nach Eyrún als letzte, weiter nach oben zu kommen, während Bastan nun schon insgesamt vier Pechblender niedergeschossen hatte. Dem Freischärler war noch ein Pfeilköcher mit vielleicht zwei Dutzend Pfeilen verblieben – das musste für den Rest der Steige und den Rückweg ausreichen.
Rogar gab der jungen Ritterin den magischen Heiltrank der Kanzlerin, so dass diese kurz darauf wieder vollkommen unverletzt war – eine erstaunliche Wirkung, die nur die teuersten Heiltränke entfalten konnten.
Sie stiegen immer weiter bergauf und hörten die Weidener weiter unten schreien und brüllen. Die Helden von Zweimühlen bekamen aber nicht mit, wie der Weidener Heermeister Ulfberth Meiler von Eschenbach weiter unten gerade von kochendem Pech getroffen, elendig zuckend zu Boden ging und kurz darauf verbrannte, als das Pech, das mit Brandöl versetzt war, durch einen brennenden Pfeil in Flammen gesetzt wurde. Weiden hatte einen weiteren Helden verloren, aber die schlachterfahrenen Trollzacker Barbaren von Rogars Armee übernahmen nun die Führung und kämpften weiter. Der Feind versuchte nun einen Ausbruch, der jedoch von den Trollzackern direkt im Keim erstickt wurde, so dass sich der Feind schnell wieder hinter die Mauern von Nalgardis zurückziehen musste. Die Zweimühler Trollzacker waren nun in ihrem Element und störten sich auch an vereinzelten Pfeilen nicht, die sie hin und wieder trafen. Ihr Baron hatte Ablenkung verlangt, und die sollte er bekommen. Sie würden solange kämpfen, bis Rogar „der Barbarenprinz“ vom Blute zu Zweimühlen ihnen befahl sich wieder zurückzuziehen. Sollte der Streiter des Reiches auf der Steige fallen, so würden sie ihm in den Tod folgen…
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"Er ist voller Blut, warum ist er immer voller Blut?"

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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

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(Und nun endlich die Fortsetzung des 19. Spielabends)


Jäger der Verdammnis

Rogars und seine tapferen Helden spürten, dass es mit jedem Schritt, den sie weiter aufstiegen, kälter wurde. Nalgardis lag schon lange außer Bogenschussreichweite und der Eingang unter dem Gletscher war schon zu sehen. Nach den beiden Werwölfen rechnete keiner der Streiter mehr mit weiteren Schergen, die sich ihnen hier oben in der Eiseskälte entgegenstellen würde – doch dann sahen sie die Jäger der Verdammnis, die bereits auf sie gewartet hatten!
Fünf Hetzer Sokramors und ihre Jagdbestien eröffneten sofort den Kampf, nur einige Schritt vom unterirdischen Eingang entfernt. Die leicht bewaffneten, aber effizienten und sicherlich skrupellosen Fußkämpfer trugen gehärtete helle Lederharnische, die mit dämonischen Wolfsfratzen und dem Signet Sokramoriens verziert waren. Ebenfalls helles Lederzeug und schneeweiße mehrlagige Fellumhänge rundeten ihre Panzerung ab. Sie waren die Überreste der Karamanthi von Sokramor, einer Einheit ehemaliger Leichter Reiter, die zu den Herzoglich Tobrischen Regimentern gehört hatten – transysilische Verdammte, die wie die Schwarzen Ritter auch am Wall des Todes in der Dritten Dämonenschlacht gekämpft hatten. Unter den Hetzern befand sich einer, zu dem sie sicherlich nicht ohne Grund alle Abstand hielten. Nur wer genau hinsah, bemerkte, dass der Boden und auch die Luft um diesen Verdammten niederhöllisch kalt waren! Selbst die Monster wagten sich nicht in dessen Nähe und hielten respektvoll Abstand. Die übrigen vier hatten sich im Halbkreis um die Helden positioniert und hetzten jetzt zuerst ihre vier teils daimoniden Tiere in den Kampf. Ein Myrkkyaa-Kaika, eine Chimäre, bestehend aus einem großen Firnluchs und einem dämonischen Usuzoreel sprang direkt zwischen die Helden. Es trug einen räudigen Pelz von der Farbe schmutzigen Schnees und aus seinem Rücken wuchs ein Kamm aus scharfen Eiszapfen. Sein gewaltige viel zu großes Gebiss war mit sieben riesigen Reißzähnen aus Eis bestückt! Hinter diesem ersten Monster, das auch schon beim Kampf gegen Knorrholds Bewaffneten zum Einsatz gekommen war, folgte gleich das zweite Monster. Ein Weißer Hetzer, mit einer Schulterhöhe von einem Schritt, zwei Silberwolfsköpfen, acht Beinen, einem stachelbewehrten Schwanz und weißem Pelz! Die beiden letzten Tiere, ein narbenübersäter Wolf, dem schon ein Auge fehlte und ein Winhaller Wolfsjäger mit mittellangem, struppigem, grauem Fell, mit schwarzen Flecken am Rücken und kleinen aufgerichteten Ohren, griffen kurz darauf an.
Im Grunde glaubte keiner der Zweimühler Helden, an einen Sieg, nur Rondras Märtyrer-Segen ließ sie nun kämpfen wie in die Ecke gedrängte Tiere. Drei der fünf Hetzer Sokramors, mit Jagdmesser, Jagddolch und Säbel unterstützen ihre Kreaturen, im Nahkampf, während ein Vierter mit einem Kriegsbogen auf sie schoss und der vermeintliche Nagrach-Paktier aus seinem Kältekreis mit Wurfspeeren nach ihnen warf.
Während sich der Myrkkyaa-Kaika im Kampfrausch in den Helden verbiss, streckte Bastan der gegnerischen Bogenschützen mit einem gezielten Schuss nieder. Der Weiße Hetzer, der ihn jetzt zerreißen wollte, wurde von seinem Baron aufgehalten und verschaffte ihm die Zeit, nun auf den Paktierer zu schießen. Der Winhaller Wolfsjäger und der Wolf wurden von Eyrún und Bashot einfach zerhackt und auch die beiden anderen daimoniden sahen furchterregender aus, als sie waren und gingen einige Augenblicke später Tod zu Boden. Die zwei Hetzer mit Dolch und Messer versuchten Rogar und Bashot mit gezielten Stichen abzumessern, hatten aber keine Chance deren großen Waffen auszuweichen, geschweige denn diese zu parieren. Nur der Jäger mit dem Säbel war wirklich hartnäckig und kämpfte wie ein Derwisch. Dann aber befahl ihr Anführer den vier toten Bestien am Boden sich nacheinander als Eisleichen wieder zu erheben – und sie gehorchten!
Hasserfüllt brüllend töteten die Helden die Monster einfach noch ein zweites Mal, und lichteten die Reihen der Hetzer dabei immer weiter. Rondra war mit ihnen! Ihre Angst war verflogen und Siegeswille stieg in ihnen auf. Bashot wirbelte seinen Andergaster in einem Rundumschlag um sich, und tötete alles was ihm zu nah kam. Eyrún Blutaxt machte ihrem Nachnamen alle Ehre und spaltete eine Eisleiche nach der anderen – dies war eine Herausforderung nach ihrem Geschmack, einer wahren Heldin aus dem Hohen Norden würdig. Alrike parierte jeden der gegnerischen Angriffe mit ihrem Schild und achtete darauf, dass ihrem Herrn niemand in den Rücken fiel, während dieser mit seinem Zweihänder austeilte. Und dann, nachdem ihre Arme fast taub waren, und Bastan den Paktierer im Fernkampf getötet hatte, war auch dieser Kampf vorbei. Nichts konnte sie aufhalten. Sieges taumelnd betraten sie die Höhle, nachdem sie die Jäger geplündert hatten. Rondra war mit ihnen!

Im Eis

Der dunkle Gang in den sie nun traten, und mit einer Fackel erhellten, war dem Schmelzwasser des Gletschers zu verdanken, das erst viel weiter unten neben der Festung Nalgardis in einen See floss und auf seinem Weg einen Tunnel aus Eis und Geröllsohle gewaschen hatte. Für einige Meilen wandte sich der Pfad durch Eis und gefährliches Geröll, bis sie nach und nach ihre Wunden und ihre Erschöpfung spürten. Die Wirkung des Segens hatte sie verlassen, und Alrike brach überanstrengt zusammen. Die Ritterin konnte einfach nicht mehr, sie war am Ende. Da waren nur noch Schmerzen und Müdigkeit.
Da die Barbaren aber an manchen Stellen noch nicht einmal aufrecht stehen, oder sich nur mit Mühe auf dem Eis nicht ausrutschten, kam ein Mitschleppen der Ritterin nicht in Frage. Alrikes Kampf war vorbei und sie hatte alles gegeben was sie konnte. So ließen sie sie im Dunkeln ohne Licht zurück, da sie jede Fackel benötigten und nicht wussten, wie tief sie in Golderhelds Steige eindringen mussten, um eine geeignete Stelle zu finden, die sie vielleicht zum Einsturz bringen konnten.
Sie folgten weiter der Gletschersohle und passiert dabei wiederholt schroffe Eisspalten, bis sie an einer größeren Spalte inne hielten um eine neue Fackel zu entzünden. Hier galt es drei bis vier Schritt springend zu überwältigen, was in ihrem Zustand schwieriger war als gedacht.
Es dauerte eine Ewigkeit, bis zumindest Rogar, Bashot und Bastan auf der anderen Seite waren, wobei nicht mehr viel gefehlt hätte und sie fast in die eisige Tiefe gestürzt wären. Eyrún blieb gleich auf der anderen Seite, da sie mit ihrer Rüstung die große Spalte niemals überwinden würde und das Ablegen ihrer Panzerung kam nicht in Frage. Nur noch zu dritt gingen die drei Männer weiter. Die Steige wurde nun so eng, dass sie nur noch selten nebeneinander gehen konnten und nur noch im Gänsemarsch vorankamen. Welche Mühen die Burgbesatzung auf sich nehmen musste, um die Steige zu dieser Jahreszeit gangbar zu halten, konnten sie nur vermuten.
Vor ihnen öffnete sich eine mächtige Eishöhle mit einer vermutlich tragenden Eissäule im Zentrum. Aber kaum hatten sie die Höhle betreten und die schwarzen Höhlenmalereien hinter einem dicken Eispanzer an den Wänden entdeckt, sahen sie wie sich im hinteren Teil der Höhle fast etwa zwanzig menschliche Eisleichen erhoben und schnell auf sie zukamen!
Was auch immer sich der Reichsbaron dabei gedacht hatte, die Säule mit ihrem Seil zu umwickeln, anstatt sie einfach mit seinen Ogerkräften und blankem Stahl einfach einzuschlagen bevor die Untoten sie erreicht hatten – aber sein verwirrter Plan scheiterte schon vor der Ausführung, da die Eisleichen ihn und Bashot bereits fast umzingelt hatten. Sie konnten ihre eisige Aura schon spüren, die ihre Haut und Muskeln nur durch ihre bloße Anwesenheit schon gefrieren ließ. Und dann hatten die Untoten die viel versprechende Säule auch schon mit ihren eisigen Leibern abgeschirmt und die Helden ihre vielleicht einzige Gelegenheit vertan.
Mit wirklich letzter Kraft schafften sie es die Höhle gerade noch lebend zu verlassen, bevor ihre Körper sich zu den wandelnden Leichen hinzu gesandt hätten (Rogar nur noch LeP 1 und Bashot ebenfalls nur noch LeP 1). Chancenlos zogen sie sich immer weiter vor den Leichen zurück, bis ihr Fackelschein die größere Spalte hinter ihnen wieder beleuchtete, wo Eyrún noch auf sie wartete und auf der anderen Seite ihren Rückzug deckte. Rogar und Bashot schafften es mehr tot als lebend auf die andere Seite während die Untoten unaufhaltsam auf die Spalte zu taumelten. Bastan Erlgau, der als Letzter sprang und es nicht fassen konnte, warum niemand der Barbaren einfach die Säule zerschlagen hatte, sprang zu früh und stürzte in die Tiefe… (Fallhöhe 1W20 Schritt > Ergebnis 1!!!)…nur um weniger als eine Mannshöhe unter ihrer Kante auf einen Vorsprung zu fallen!
Hier waren gerade mehr als eine Göttin mit ihm gewesen. Erleichtert und geschockt zu gleich zog er sich zu seinen Gefährten auf der anderen Seite hinauf. Aber was nun? Zwei Untote wurden zwar von den hinteren ungeschickt versehentlich in die Tiefe geschickt, aber der Rest blieb vor der Spalte stehen, die sie nicht überwinden konnten.
Bastan blickte auf seine schwer verletzten Gefährten, die einen Kampf gegen eine solche Übermacht, die zudem direkt vor einem Abgrund auf sie lauerte, nicht bestehen konnten. Dann begann er mit seinem grausigen Werk und feuerte Pfeil um Pfeil in die Eisleichen auf der anderen Seite des Abgrundes. Vor jedem Geschoss ließ er sich genug Zeit zum Zielen und erlegte einen Untoten nach dem anderen. Er durfte keine Pfeile verschwenden und hatte für jeden Gegner nicht mehr als zwei Pfeile. Diese versuchten gar vereinzelte Wurfäxte und den ein oder anderen Speer nach ihm zu schleudern, doch ihre Stärke lag in ihrer Eisaura, nicht im Fernkampf. Einer der Untoten versuchte gar mit einem Satz zu ihm herüber zu springen, stürzte jedoch in die Tiefe wo seine gefrorenen Knochen zerschellten.
Nachdem seine beiden Pfeilköcher fast leer geschossen waren, ging der letzte frostige Untote zu Boden, so dass Bastan, Rogar und Bashot nun erneut über den Abgrund übersetzen konnten, was abermals viel Mut und Glück von ihnen erforderte um nicht abzustürzen. Dann endlich waren sie zurück in der eisigen Halle in der alle drei verbliebenen Helden ein ungutes Gefühl hatten. Rogar hieb nun endlich kraftvoll mit seinem Zweihänder zwei Mal gegen die tragende Eissäule und brachte diese zum Kollabieren.
Der gewünschte Effekt trat nun ein, als sich tiefe Risse und Sprünge im Eis über ihnen zeigten. Rogar sprang schnell genug zur Seite, um nicht vor den ersten Eisbrocken erwischt zu werden, die nun von oben herabstürzten. Die Helden nahmen ihre Beine in die Hand und flüchteten nun so schnell sie konnten zurück, während hinter ihnen alles zusammenbrach und Golderhelds Steige für lange Zeit unpassierbar wurde. Aber die das Einstürzende Eis drohte nun auch sie zu zerschmettern so dass sie beim Abgrund keine Zeit für den Einsatz ihres Seiles hatten. Mit weiten Sprüngen setzten die Helden von Zweimühlen über das verdammte natürliche Hindernis und schafften es mit letzter Kraft auf die andere Seite. Von hier aus ging es dann mit ihrer letzten Fackel zurück wo sie Alrike aufsammelten, die sie erschöpft und halb bewusstlos in der Dunkelheit zurückgelassen hatten. Und bald darauf standen sie wieder unter freiem Himmel mit Blick auf die Burg Nalgardis.

Die versiegelte Pforte

Durch den Einsatz der Helden und des Balihoher Adels waren die Truppen auf Nalgardis nun sicherlich für mehrere Monate auf sich allein gestellt, da Arngrimm von Ehrenstein keine weiteren Kräfte im Kampf um die Vormacht in Transysilien entbehren konnte und Golderhelds Steige jetzt unpassierbar war. Arngrimms Leute waren nun sich selbst überlassen, aber die dringend erwartete Verstärkung in Gestalt der Tulamidischen Reiter und der Ferkina Barbaren konnte vom Streiter des Reiches nicht abgefangen werden. Aber das Hintertürchen nach Transysilien war nun zugeschlagen, was den Weidenern Zeit gab, all ihre verbliebenen Kräfte zu mobilisieren und um einen Heerbann auszurufen um Nalgardis zu belagern und vielleicht sogar mit dem Wohlwollen der Kriegsgöttin zurück zu erobern. Reichsbaron Rogar vom Blute zu Zweimühlen verbündete sich mit der energischen Burggräfin Ardariel Nordfalk, die die Zustände in der Grafschaft und in der Wildermark nicht länger hinnehmen wollte. Hilfe für die Wildermark lag eigentlich in weiter Ferne, solange die Burg Nalgardis und die Motte Siebenstein in der Hand des Feindes lag. Dennoch versprach die Nordfalk mit Ende des Winters zu den Kaiserlichen Truppen hinzuzustoßen – ein früheres Eingreifen war nicht möglich und selbst das war schon ein gewagtes Unterfangen.
Der Baron und seine Helden verließen nun die Grafschaft Baliho mit Ziel Zweimühlen. Rogar hatte schon vergessen, dass sein Trollzacker Gefährte und auch die Fjarningerin von den answinistischen Werwölfen gebissen worden war. Eyrúns Verletzungen heilten sehr schnell, aber Bashots Bisswunde am linken Bein heilte nicht und auch sonst hielt sich der Stammeskrieger mehr Tod als Lebendig auf seinem Warunker Pferd auf ihrer Reise nach Zweimühlen. Der Fluch des Wolfes lag nun auf ihm, wie zuvor auf Rhulana der Amazone. Diesmal jedoch würde Rhana Rôhaschta die Felsmutige nicht zur Stelle sein, um erneut den Roten Drachenschlund, das Kraut gegen die Lykanthropie, zu suchen. Zu schwer hatte Chraaz der Verräter sie verletzt, wenn sie nicht schon sogar dem Wundfieber erlegen war. Auch der Pfleger des Landes war durch die Ewigen Wunden die das Schwarze Schwert in der Wildermark schlug, nicht in der Lage aufgrund seiner erschöpften karmalen Kräfte, Bashot Grim zu heilen. Seine einzige Hoffnung bestand nun darin, dass Telor eines oder zwei der übrig gebliebenen Kräuter mit seiner Magie haltbar gemacht hatte, sofern er einen solchen Zauber überhaupt beherrschte. Bashot klammerte sich noch zunächst noch an diese geringe Hoffnung und fand sich dann von Tag zu Tag auf ihrer Reise mit seinem zukünftigen Schicksal ab. Bis zum nächsten vollen Madamal verblieb ihm nur noch eine Woche Zeit. Dann würde sich zeigen, wer stärker war – er oder der Fluch…
Zuletzt geändert von Maha Vairocana am 26.06.2013 14:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Das Mythraelsduell

20. Spielabend: Alle Wege führen nach Wehrheim

Stadt Zweimühlen, 18. Boron, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Nach sieben Tagen waren die Helden von Zweimühlen zurück in ihrer Heimat. Die Travia-Kirche, die mit Reichsbaron Rogar im Bündnis stand hatte während der Abwesenheit der Helden zwei Lanzen Gänseritter in die Stadt entsandt und auch die Boronkirche der die Helden schon oft beigestanden hatten, hatte einen Trupp Golgariten unter der Führung von Eslam De’Althea in das Umland von Zweimühlen gesandt um sich während Rogars Abwesenheit um einige Ghule zu kümmern, die im Junkerngut Leuenfels gesichtet worden waren.
Bashots Bisswunde am Beim schmerzte höllisch. Auch Alrikes Wirselkrautsalbe half nur vorübergehend. In Zweimühlen ließ der Baron seinen Hofmagier zu sich rufen, um ihn diesbezüglich um Rat zu fragen. Telor der Zauberer hatte vergebens versucht den Roten Drachenschlund im Hof der Grafenburg zu kultivieren, aber die Jahreszeit arbeitete gegen sein Unterfangen (Pflanzenkunde-Probe trotz Wiederholung durch Schicksalspunkt misslungen). Dennoch wickelte er die Überreste einer der verbliebenen verwelkten Kräuter gegen die Lykanthropie mit einem Verband um Bashots Bein. Telor hoffte, dass der Fluch oder die Krankheit, was auch immer es war, damit vielleicht gemindert werden konnte. In spätestens zwei Nächten würde es so weit sein, dass das Madamal voll am Firmament stehen würde. Spätestens dann würde sich zeigen, ob Bashot genauso viel Glück haben würde, wie Rhulana, die sich bereits von ihrem Wundfieber wieder erholt hatte und bereit war, Rogar in zukünftigen Kämpfen wieder beizustehen. Rhanas Gesundheitszustand war unverändert schlecht, und niemand rechnete mehr damit, dass die Kundschafterin und Meuchlerin, die ein Opfer von Chraaz wurde, jemals wieder auf die Beine kommen würde.
Rogars Truppen, die von der Gefahr die von Bashot Grim ausging nichts wussten, waren froh den Winter nicht in Weiden verbringen zu müssen und hofften nun, wie viele andere Kriegsfürsten auch, ihr Winterquartier beziehen zu können, denn dieser stand bald bevor. Während Lutisana laut Gerüchten im Osten der Wildermark ihre Eroberungen ausbauen und sichern konnte, zogen die Kaiserlichen im Westen und Süden ihre Verbündeten zusammen, wie ein kaiserlicher Bote berichtete. Dazwischen befand sich der getriebene Ucurian von Rabenmund, der nach verlorenen Scharmützeln mit der Drachenmeisterin aus dem Osten vertrieben worden war. In diesen Tagen warfen die Strategen immer wieder unsichere Blicke Richtung Wehrheim. Eine nervöse Frage trieb sie um: Auf welche Seite würde Leomar vom Berg, der Reichsverräter sich stellen? Mit seinen Fähigkeiten und Söldnern konnte er in dem Konflikt das Zünglein an der Waage sein. Viele fragten sich, warum der Schwertfürst noch nicht in Erscheinung getreten war.
So verwunderte es Baron Rogar nicht, dass Marschall Ludalf von Wertlingen ihn mit seinen Getreuen nach Wehrheim beorderte, da dieser befürchtete, Leomar könne sein Bündnis mit Lutisana aus dem Jahr des Feuers erneuern. Der Bote berichtete weiter, dass die kaiserlichen Soldaten sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Weg ins Wehrheimer Land machten, um sich mit den Streitern des Hauses Bregelsaum sowie eventuellen anderen Verbündeten zu vereinen. Ein Durchbruch über einen der Dergelübergänge, durch Hilfe von Graf Danos von Luring und Hauptmann Wulfhelm von Oppstein hatten dies erst ermöglicht. Wären der Graf und der Hauptmann damals in Zweimühlen geblieben um die Stadt zu sichern, anstatt den Kaiserlichen beim Dergel beizustehen, wie Rogar und Ungolf es wollten, hätte es den kürzlichen Durchbruch der Greifengarde und Löwengarde nicht gegeben.

Stadt der Söldner, Stadt der Geister

Wehrheim, 20. Boron, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Der riesige Baron hatte seine Begleiter für in die Stadt der Söldner weise gewählt: Rhulana die Amazone, die nun lange genug durch drohende Lykanthropie und Wundfieber ausgefallen war, die Söldnerin Eyrún Blutaxt die ihn als seine Leibwächterin begleitete und immer mehr zu einem festen Bestandteil ihrer Gruppe wurde, Bastan Erlgau der sich vor seinem Baron weiter hervor tun wollte, und schließlich Bashot, dem sie notfalls mit einer silbernen Klinge den Kopf abschlagen mussten, wovor sie die Zwölfe bewahren mochten, falls dieser sich in einen Werwolf verwandelte.
Wehrheim, das noch von Kaiser Fran-Horas „dem Blutigen“ gegründet worden war, galt lange Zeit als stählernes ’Herz des Reiches’ und Bollwerk gegen Feinde aus Nord und Ost. Stolz ragten damals die mächtigen Mauern auf, majestätisch thronte die Grafenburg Karmaleth über der Stadt, und standhaft hielten die die Soldaten der Reichsarmee Wacht gegen die Feinde des Kaisers. Die Bürger kaum einer anderen Stadt des Reiches waren so ordnungsliebend und gesetzestreu bekannt wie die über zwölftausend Einwohner Wehrheims.
Doch all das half der Stadt nichts, als das Verderben am 24.Peraine 1027 BF in Form einer Fliegenden Festung kam. Im zerstörerischen Magnum Opus des Weltenbrandes wurde das Reichsheer auf dem Mythraelsfeld vor den Toren Wehrheims vernichtet, fast alle Bürger kamen in dem Inferno ums Leben – verbrannt, unter Trümmern begraben, von dämonischen Dornranken zerfetzt. Riesige Spalten hatten sich in der Stadt damals aufgetan, ganze Gebäude wurden in die Tiefe gerissen, selbst der Dergel verschwand in einem großen Riss in der Erde. In der Folge wurde Wehrheim von Schergen der Heptarchen und Untoten besetzt, bevor Answin der Ältere von Rabenmund ä.H. sie 1028 BF vertrieb, aber kurz darauf wieder weiter zog.
Später fand in den nur noch von nächtlichen Geistern bevölkerten Ruinen der ehemalige Reichserzmarschall Leomar vom Berg mit seinen Getreuen eine Zuflucht, als er nach der Schlacht der Drei Kaiser aus dem Machtbereich Kaiserin Rohajas floh. Hier wo der Reichsverräter schon früher als oberster Soldat des Reiches residierte, hatte er sich eine Heimstatt für einstige Soldaten und vergessene Veteranen geschaffen – eine Stadt der Söldner. Heute war Wehrheim einer, vermutlich sogar der Größte Markt für Söldner und bezahlte Kämpfer im Mittelreich, eine Anlaufstelle für Landsknechte und Glücksritter.
Über sieben Jahre waren seit dem dämonischen Inferno vergangen, das das einst so stolze stählerne Herz des Reiches verheert hatte. durch die wechselnden Herrschaftsverhältnisse und den andauernden Krieg in der Wildermark konnte die Stadt nicht wieder aufgebaut werden, und es war mehr als fraglich ob dies jemals geschehen würde.
Rogar und Bastan hatten bereits von den Ehernen Regeln gehört, die von den Wehrheimer Waldlöwen und dem Schwertfürsten aufgestellt worden waren und die in Wehrheim Geltung hatten. Unter diesen Regeln war Wehrheim zwar immer noch ein niederschmetternder und verfluchter, aber auch ein vergleichsweise sicherer Ort in der Wildermark. Sie folgten der Maxime „hart aber gerecht“ und besagten unter anderem, wie man zu einem Waldlöwen wurde und dass alles in und um Wehrheim erbeutete Leomar vom Berg gehörte. Sie regelten Streitigkeiten unter Waldlöwen und zwischen Waldlöwen und Fremden. Untereinander konnten sich Fremde in der Ruinenstadt bestehlen, beschuldigen und totschlagen, ohne dass es einen Waldlöwen interessieren musste. Trotz oder gerade wegen dieser großen Freiheiten zog es mehr und mehr verwegene Gestalten in die Stadt.

Unter der Herrschaft des Wehrgrafen

Die Helden näherten sich aus Richtung Osten, nördlich des Dergel und hielten auf das Kavallerietor zu, das jedoch vollkommen zusammengebrochen war, so dass sie einen Umweg nach Süden in Richtung des Kaisertores machen mussten. Dort erblickten sie drei Söldner, zwei Männer in Garether Platte mit Hellebarde und Schwert und eine Frau, in Kette, Brustplatte und Plattenarmen mit Windenarmbrust, die dort Reisende und die wenigen Bauern ihr Gold und Silber abpressten. Das Feldzeichen der Wehrheimer Waldlöwen, ein roter Löwe auf Schwarz, war aber nicht auszumachen. Dennoch hielten die Zweimühler mit ihren Pferden auf die Söldlinge zu und erfuhren sogleich den stolzen Preis, um in die Stadt zu dürfen. Ein Dukat und ein Silbertaler pro Person, ohne dass dieser offenbar beliebig festgelegte Preis verhandelbar war. Die Helden erfuhren auch schnell, dass Leomar und die Waldlöwen sich aus der Stadt zurückgezogen hatten. An sich war dies nichts ungewöhnliches, da es wohl Leomar stets vorzog seine Truppen abzuziehen wenn sich ein größerer Verband ‚seiner’ Stadt näherte.
Nachdem dieser aber über zwei Monde fortgeblieben war nutzte ein neuer Kriegsfürst die Gunst der Stunde: ‚Wehrgraf’ Jabbour von Borniak, dessen Vorfahr sich angeblich während der Kaiserlosen Zeiten vorübergehend Graf von Wehrheim nennen durfte. Borniak und seine Söldnerschar gehörten offenbar nicht zu den Waldlöwen, und auch ihre Kampfstärke und Anzahl war nicht bekannt. So zogen es die Recken, die ihre Namen für sich behielten, zähneknirschend vor, den ‚Zoll’ zu bezahlen, wobei es noch fast zu einer Auseinandersetzung zwischen Eyrún und einem der Söldner kam, und betraten dann die berüchtigte Stadt.
Verwilderte Hunde streunten umher, Söldner verschiedenster Herkunft prassten an Garfeuern und im intakten Keller eines verfallenen Hauses wurde bei Boltanpartien um den Sold erfolgreicher Aufträge gespielt. Bastan Erlgau konnte sich gerade noch zurückhalten, seine letzten verbliebenen Silbertaler zu verzocken und zeigte schiere Größe als er die Glücksspieler passierte, ohne seiner insgeheimen Spielsucht zu verfallen. Bauern aus dem Umland wagten sich nur mit geduckter Haltung und ängstlichem Blick in die Stadt, um Vieh und Rüben zu verkaufen, während sonst vor allem das Handwerk florierte, das dem Krieg diente: Lederer, Schmiede und Bierbrauer hatten offenbar ein gutes Auskommen.
Überall herrschte ein gewalttätiger Ton vor und ein Leben zählte nicht viel in der Ruinenstadt. Bettelnde und wahrscheinlich auch stehlende Kinder würden verscheucht und als Rattenkinder bezeichnet, Halbwahnsinnige versuchten die Helden vergebens in die Schatten zu locken und gleichzeitig wurden die größten Mordwerkzeuge wie Andergaster unters Volk gebracht. In diesem Pfuhl sollten sie also nun erfahren was es mit dem Verschwinden von Leomar auf sich hatte. Gleichzeitig brach aber schon bald die Nacht herein, und das Madamal strahlte hell in der Dämmerung, während Bashot Grim immer unruhiger wurde und sein Blick andauernd auf Rogars Silberzweihänder fiel, den dieser zu einem bestimmten Zweck mitgenommen und in seinen Schultergurt gesteckt hatte…

Auf der Fährte des Waldlöwen

Bastan begab sich zu einem örtlichen Schmied mit dem Allerweltsnamen Alrik, der ihm nicht nur seinen neuen Streitkolben ‚Orkentod’ reparierte sondern auf Nachfrage in Bezug auf Leomar auch erzählte: „In die Tulamidenlande soll er gegangen sein? Ha, nach Norden ist er gezogen, um sich den Kopf des Aikar zu holen, ihm in den Schädel zu scheißen und dann der Kaiserin vor die Füße zu werfen!“ Erstaunt merkte sich der ehemalige Freischärler diese Information und erkundigte sich noch über eventuelle besondere Orte in der Ruinenstadt. Alrik der Schmied erwähnte während seiner Arbeit an der meisterhaften Wuchtwaffe den örtlichen Ingerimm-Tempel, der durch mehrere Spalten regelrecht von der Stadt abgeschnitten war, und dennoch sei nachts immer wieder unheimliches Hämmern von dort zu hören. Bisher soll kaum jemand versucht haben die Schätze des Tempels zu bergen.
Während Bastan die Nacht bei Alrik verbrachte, und für seine Reparaturarbeiten und die Unterkunft Bastans alten Streitkolben verlangte, fragte sich der Rest der Gruppe in der Dämmerung durch die Gassen auf der Suche nach einer Herberge oder ähnlichem. Offenbar stellten sie sich dabei etwas ungeschickt an, denn man empfahl ihnen das Gasthaus Zur angesengten Ganz im Norden Wehrheims. Leider entpuppte sich dieser Ort als eine ausgebrannte verlassene Ruine in der sie nun gezwungen waren zu Rasten, da die Finsternis nun über Wehrheim hereinbrach und die Geister aus ihren Löchern kamen!
Aber auch ihre Ruine war die Heimstadt zweier Geister, die in die durchscheinenden Gewänder von Traviageweihten gekleidet waren. Die beiden Geister, die ihnen nichts Böses wollten stellten sich vor als Vater Linnert und Mutter Walbirg. Sie erklärten, dass sie einst nach Wehrheim gekommen waren, um den Bewohnern den Glauben an die Göttin der Gastfreundschaft, der Treue, ehelichen Liebe und der Familie näher zu bringen, doch eine Söldnerbande hatte sie einfach erschlagen. Die beiden Geister baten die Helden um Erlösung, die sie nur finden würden, wenn zumindest einer der Mörder seine Reue zeigen würde und sich hier vor ihnen entschuldigte. Dieser Teil der Aufgabe war vermutlich mit ein wenig gewalttätiger Nachhilfe leicht zu meistern, da sich die Söldner noch in der Stadt, und meist in der Taverne Blutsäufer aufhielten. Aber der zweite Teil zur Erlösung der Traviageister war fast schon eine monumentale Aufgabe – denn sie bestand darin, dass sich alle Einwohner Wehrheims einen Tag lang an die Gebote der Göttin Travia halten mögen um sie zu erlösen. Reichsbaron Rogar, der zuvor noch voller Zuversicht war, den beiden Geistern zu helfen, beteuerte sein Bestes zu geben, gab die Ruhelosen aber innerlich schon auf, denn der zweite Teil war in dieser verruchten Stadt mit Sicherheit ein unmögliches Unterfangen.
Während dem Wortwechsel mit den Geistern, fing Bashot Grim im Hintergrund stark an zu schwitzen und sich zu verkrampfen. Er ballte seine Fäuste und spannte alle seine Muskeln. Der Trollzacker spürte wie der Fluch Besitz von ihm ergreifen wollte, stemmte sich aber mit all seinem Willen gegen die Verwandlung zur Bestie. Die Schmerzen machten ihn zornig. Hunger auf Fleisch – rohes Fleisch – kam in ihm auf. Rogar hatte seinen silbernen Zweihänder bereits gezogen und auch die anderen Helden machten sich kampfbereit um ihren Gefährten notfalls zu töten. Doch Bashots Selbstbeherrschung war größer. Er konnte die Verwandlung zum Werwolf unterdrücken – diese Nacht zumindest. Niemand seiner Begleiter machte umgeben von Geistern, stetigen Hämmergeräuschen in der Nacht und einem infizierten Lykanthropen wirklich die Augen während ihrer Rast zu.

Die Tochter des Löwen

Wehrheim, 21. Boron, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Die Helden von Zweimühlen versuchten sich am nächsten Morgen weiter mit ihrer Informationssuche und sammelten zunächst einmal Bastan beim Schmied wieder auf. Sie erfuhren dass Leomar schon seit Ende Rondra die Stadt verlassen haben musste, wobei das Ziel immer ein anderes war, je nachdem wen sie fragten. Einmal hat sich der Schwertfürst angeblich in die Warunkei abgesetzt, um dort Helme Haffax die Stirn zu bieten. Ein anderer behauptete er sei ins Liebliche Feld gegangen, da dort für einen Mann wie ihn mehr zu holen sei, als Herr über ein paar Ruinen zu sein. Und wieder der nächste beteuerte zu wissen, dass wenn Lutisana wirklich zurück sei, dass Leomar sich dieser nur angeschlossen haben könne, da Leomar ihr sein Leben und seine Freiheit verdanke, und da beide Seite an Seite für Kaiser Answin, den Befreier von Wehrheim, gekämpft hätten.
Während ihrer Wanderung durch Wehrheim legte sich Rhulana die Amazone mit einem Söldner an, der einer Straßenhure die Finger abhacken wollte, nachdem diese für ihre Dienste mehr Silber als vereinbart verlangt hatte. Rhulana, die noch immer von tiefem Selbstzweifel abgelenkt war, da sie Vigo von Dunkelstein seinen letzten ehrenvollen Zweikampf nicht gewährt hatte, war bei dem nun folgenden Kampf nur halb bei der Sache. Aus einem falschen Ehrgefühl heraus nutzte sie als Waffe nur ihren Amazonensäbel, mit dem sie jedoch nur äußerst selten kämpfte, gegen den Söldner mit dem Beil. Selbst nach einem Beiltreffer ins Gesicht sollten sich ihre anderen Gefährten nicht einmischen und sich raushalten, beim Kampf gegen diesen grobschlächtigen Mann. Doch nachdem dieser die Amazone nach mehr als einem halben Dutzend Treffer fast totgeschlagen hatte, griff Bashot Grim „der im Zorn Rasende“ ein, und spaltete den Söldling mit nur einem einzigen Schlag seines riesigen Andergasters. Er hatte die Amazone um einen weiteren Ehrenhaften Zweikampf gebracht, den sie aber ihr Leben gekostet hätte und ignorierte die Flüche der schwer verletzten Löwin (Rhulanas negative Auswirkungen aufgrund ihres damals nicht beachteten Moralkodex halten weiter an). Dies war kein Ort für eine Frau wie sie.
Gegen Mittag hörten sie die Hilferufe eines kleinen Mädchens, das von einem verwilderten großen Hund in die Ecke getrieben wurde. In diesem Moment stürmten vier Trümmerfüchse – eine Bande Wehrheimer Kinder – unter der Führung eines Mädchens mit wildem blondem Haar und grauen Augen heran, um den Hund mit Stöcken und Steinen zu töten. Verdutzt sahen die Helden mit an, wie diese Kinder ihnen gerade bei der Rettung zuvor gekommen waren. Die selbstbewusste Anführerin der Kinder, die sich als Emer Löwenmähne vorstellte, befahl den Trümmerfüchsen ein Lagerfeuer zu errichten, um den Hund zu braten, da man das gute Fleisch doch nicht verkommen lassen konnte. Offenbar waren diese Straßenkinder zwischen den Ruinen, Söldnern und den nächtlichen Geisterheimsuchungen aufgewachsen und kannten kein anderes Leben. Emer, die die Stadt jedoch wie ihre Hosentasche kannte, bot den Helden ihre Hilfe bei der Suche nach Leomar an, wofür sie jedoch eine Gegenleistung verlangte. Einer ihrer Trümmerfüchse und der ‚süße Siggi’ litten an fürchterlichen Zahnschmerzen, und Emer fragte die großen Helden, die sich doch bestimmt mit allerlei Leiden auskannten, ob sie da Abhilfe schaffen konnten. Emer führte sie zu Siggi, der eigentlich Sieghelm Mehltheuer hieß, dem dicken und wehleidigen Sohn eines zugezogenen Zuckerbäckers. Die Fjarningerin klemmte sich kurz darauf den ersten Bengel mit Zahnschmerzen zwischen die Knie, so dass ein Entkommen zwecklos war, und holte ihre Schmiedezange heraus um die faulen Zähne zu reißen. Siggi versuchte Eyrún durch flehen und weinen von ihrem Tun abzubringen, doch dem fetten Jungen half alles nichts als die Söldnerin aus dem hohen Norden, ihr blutiges Werk vollbrachte und dem kleinen die betroffenen Zähne herauszog. Der Trümmerfuchs, der als nächstes an der Reihe war, hielt aber tapfer ruhig. Emer bedankte sich artig bei der gewaltigen Eisbarbarin und erzählte ihr was sie über Leomar wusste.
Emer kannte den Schwertfürsten und wusste nur Gutes über ihn zu berichten. Er war ihr Held und Vorbild und zeigte stolz ihren ‚Orden’, ein Stofffetzen mit Greifenemblem, den Leomar den Trümmerfüchsen für ihre Verdienste verliehen hatte. Sie erzählte weiter dass der Schwertfürst sie als Anführerin der Trümmerfüchse wiederholt „in die Burg“ geladen und bewirtet hatte. Erst kurz vor seinem Verschwinden im Rondra war sie dort. Dabei hatte er Besuch von „einem lustigen, fetten Ritter mit blondem Bart und schöner Stimme.“ Einmal, so sprudelte es immer weiter aus ihr heraus, hat er ihr sogar von einem Versteck in den Wäldern berichtet und ihr versprochen, sie eines Tages dorthin mitzunehmen. Leider wusste Emer nichts Näheres dazu, meinte aber dass „die einarmige Löwin“ das Versteck sicherlich kenne.
Emer bot den Helden an, sie zu ihr in den Rondra-Tempel zu führen und erzählte ihnen unterwegs dass die einarmige Löwin beim Schwertfürsten ein und aus ging, wenn dieser in der Stadt weilte. Endlich folgten die Helden einer vielversprechenden Spur...
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 15.07.2013 08:55, insgesamt 2-mal geändert.
"Er ist voller Blut, warum ist er immer voller Blut?"

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Maha Vairocana
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Maha Vairocana »

Nun endlich die Vorstezung des 20. Spielabends.
"So warf ich deinen Kadaver von den blutgetränkten Klippen hinab in die schäumenden nachtblauen Wogen..."

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