Ich musste die einfach mal öffentlich loben, ich könnte jede:n in der Runde so knuddeln.
Ja, genau. Das AB ist dadurch fast wie Urlaub mit nem einheimischen Freund, der einem die nicht von Touris überlaufenen Ecken zeigt, da kommt einfach dieses Gefühl auf, das man auf Reisen hat, wenn man die ganzen lokalen Besonderheiten entdeckt.
Wobei da die Frage ist, wie weit der Dimorphismus in Aventurien geht. Dass es ihn gibt, sieht man - Bärte sind bspw. auch in Aventurien ein sekundäres männliches Geschlechtsmerkmal, Brüste ein sekundäres weibliches. Gleichzeitig ist es aber auch so, dass es keine KK-Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt und die Körpergrößen bei der Generierung schon immer gleich waren. Irdisch haben zwar alle diese Unterschiede die gleiche Ursache, nämlich das Vorhandensein entsprechender Gonadotropine. Nun ist es aber schon länger offiziell, dass aventurische Biologie nicht immer so funktioniert, wie es auf der Erde der Fall ist, sondern oft nur den Anschein erweckt. Es gibt, um ein deutliches kanonisches Beispiel zu nennen, eine in vielen Punkten ähnliche Flora und Fauna, es gibt Zuchtwahl, aber es gibt hochoffiziell keine Evolution, sondern das ist in weiten Teilen alles irgendwann im vierten Zeitalter von Tsatuaria und Charypta geschaffen worden. Manches auch später von anderen Gottheiten, aber es ist halt bis auf domestizierte Lebewesen geschaffen statt entwickelt.Vasall hat geschrieben: ↑24.03.2023 23:10 Wobei in der Heldengruppe jeder alles sein kann, in der Welt Geschlechtsdimorphismus aber z.B. durchaus für typische Männerberufe und typische Frauenberufe sorgt. Hier achten wir dann insofern auf das Klischee des Kanons, dass sich daraus in Aventurien keine Diskriminierung entwickelt hat. Es interessieren sich also vielleicht nicht so viele Männer fürs Bierbrauen wie es Frauen tun, aber es gibt durchaus eine Menge in dem Beruf und niemand nimmt Anstoß daran.
Und als die Gottheiten die kulturschaffenden Zweibeiner schufen, scheinen sie ein paar Dinge in Bezug auf Testosteron anders gemacht zu haben, als es irdisch der Fall ist, jedenfalls scheinen der Anteil von Muskeln und Körperfett eher eine optische als eine funktionale Frage zu sein. Selbst ausgesprochen rondrianische Frauen sehen halt anders aus als ein Yüce-Krieger. Können aber die gleichen Kampfwerte haben. Und ein Blick in die Geschichte des Rondra-Glaubens zeigt, yep, die können genau so gut kämpfen wie die Männer.
Ich will das jetzt nicht zu weit aufdröseln, ich könnte Seiten sowohl über die biologischen als auch die sozialen Implikationen der aventurischen Gleichberechtigung schreiben, ich hab ja im Prinzip grade nen A/B-Test laufen, wie das mit den Geschlechtsunterschieden so aussieht, aber das führt zu weit.
Worauf ich hinaus will ist: Man kann das so handhaben, dass es easy entry ist. Also es so machen wie in eurer Runde, dass man das erwartbare Bild bei bestimmten Berufen hat. Oder man setzt auf eine andere Stärke spekulativer Genres, wie es Science Fiction und Fantasy eben sind, und denkt mal Unterschiede zum irdischen Vorbild durch.
Das passt auch zu der Diskussion, die wir hier grade um kleine Männer führen: In meinem Aventurien sind 75 Finger große Männer so häufig wie 75 Finger große Frauen. Und zwei Schritt große Männer und Frauen sind eben auch gleich häufig. Einfach, weil die Generierungsregeln seit man die Größe auswürfelte, keinen Unterschied gemacht haben und das seitdem nie geändert wurde. Also ist das für mich impliziert Kanon. Und wenn das eben kein spezifisch männliches oder weibliches Ding ist, dann fühlt sich in meinem Aventurien eine hühnenhafte Frau neben einem koboldhaften Mann auch nicht weniger feminin, weil sie das nicht mit männlich oder weiblich assoziiert.
Natürlich wird es trotzdem Menschen geben, die auf große und starke Partner:innen aus sind oder auf kleine und niedliche. Aber das ist eben ein Punkt, der dann nicht geschelchtsspezifisch ist und da bietet DSA ja auch viel Raum. Man kriegt als Mann jede Menge Helden angeboten, die eben ne softe, vergeistigte Form von Männlichkeit perfektionieren (auch Gildenmagier können thirst traps sein), ich sehe in meinen sehr frauenlastigen Runden aber auch, wie viele starke Frauenrollen sich nahtlos in den Hintergrund einfügen.
Dass sich irgendwann Beziehungen zwischen den SC entwickeln ist bei uns extrem häufig. Ich glaube, das ist einfach son Ding, das in (überwiegend) Mädelsrunden gängig ist. Das findet meistens eher per PM außerhalb der regulären Spielzeiten statt, aber dabei kommt dann immer viel über die Charaktere zu Tage, das im normalen Spiel nie thematisiert würde, evtl. auch was die in rahjaischen Dingen so für ne Vergangenheit haben. Ich merke immer wieder, dass sowas meinen Charakteren noch mal deutlich mehr Tiefgang verleiht, einerseits weil da eben sonst zu kurz kommende Seiten beleuchtet werden, andererseits weil ich mich bei play by post noch mal anders mit SC auseinandersetzen als am Tisch oder in ner Online-Runde, weil ich mir mit den Antworten Zeit lassen kann.Djembo hat geschrieben: ↑25.03.2023 11:56 Ich frage mich gerade, wie viel Platz ihr diesen Thematiken in euren Runden eigentlich einräumt.
Von meinem Mehrer der Macht beispielsweise bekamen die Mitspieler das erste Mal nach 2 Jahren OT-Spielzeit mit, dass der Männern gegenüber nicht abgeneigt ist, als er sich auf einem horasischen Ball direkt von dem Bösewicht aufreißen lies. Aber eine Rolle spielt das eigentlich nie, zum Einen weil es eigentlich niemanden interessiert, mit wem Torjin ins Bett steigt und zu Anderen weil in diesem ganzen Kuddelmuddel (Jahr des Feuers, Horasreichkampagne, Drachenkampagne, Simyalakampagne und so weiter) nie Zeit war, sich um so unwichtige Sachen, wie die Liebe zu kümmern.
Also wie präsent ist allgemein das Thema überhaupt bei euch?
Das ist natürlich nicht für jede Runde was. Gerade Sex zwischen SC ist was, das ich nicht überall ausspielen würde, da muss man einfach ne bestimmte Wellenlänge haben und wissen, dass Grenzen immer respektiert werden, dass klare Trennlinien zwischen Spiel und Real Life bestehen und dass es nicht zu aufdringlich horny wird (oder wenn, dass das von beiden nicht nur generell, sondern auch gerade jetzt gewünscht ist). Aber auch davon abgesehen sind das eben Dinge, für die man Zeit braucht. Wenn man richtig plotfixiert spielt, der SL die Handlung schnell vorantreibt und die Spieler:innen auch fix dabei sind, da mitzugehen, statt mal ne komplette Sitzung für Interaktion zwischen den SC zu verwenden, dann kann man sowas eigentlich nur als 1:1 zwischen den Sitzungen bringen, schon aus rein zeitlichen Gründen. Und dann klingt das in der eigentlichen Runde eher so im Subtext an und der Rest der Gruppe kann sich fragen, ob da was läuft (Spoiler: niemand fragt sich das bei mir, es ist eh klar ).
Geschlechtsidentität ist tatsächlich ein dritter, komplett separater Teil von Geschlechtlichkeit. Gesellschaftliches / soziales Geschlecht ist in Bezug auf mein Umfeld relevant - werde ich als Frau wahrgenommen und behandelt? Welche Verhaltensweisen gelten als feminin, was gilt als maskulin?
Geschlechtsidentität ist davon komplett unabhängig. Das ist eine interne, psychologische Dimension - ich bin deshalb ne Frau, weil ich mich als Frau verstehe. Es ergibt intern keinerlei Sinn, mich als Mann zu begreifen. Wenn ich auf ne Frau stehe, ist das sehr eindeutig ne lesbische Zuneigung, keine heteromännliche. Wenn ich auf nen Mann stehe, ist das genauso eindeutig heteroweiblich und nicht schwul. Das wird sehr deutlich, wenn ich mich mit cis Personen entsprechender Orientierung unterhalte, das sind eben unterschiedliche Formen von Begehren. Wenn ich Nagellack trage, mache ich das, weil ich mich dadurch feminin fühle, nicht weil ich wie bspw. ein cis männlicher Cloudrapper mit künstlichen Nägeln männliche Klischees aufbreche. Wenn ich mit einer Klingenwaffe hantiere, mache ich das umgekehrt genau deswegen, weil ich mich damit über Erwartungen an Mädchen hinwegsetze, nicht weil es männliche Rollenbilder bestätigt. Wenn ich als Mann bezeichnet werde oder mich so sehen muss, tut es weh, wenn ich als Frau wahrgenommen werde, tut es gut, usw.
Das ist also eine Art geistige Tiefenstruktur, an der sich alle sozialen Komponenten von Geschlecht ausrichten. Für diesen Teil nehme ich den Begriff Mann oder Frau, weil diese Begriffe eben den kompletten Menschen zentrieren. Für das soziale Geschlecht nehme ich Begriffe wie maskulin und feminin. Und männlich oder weiblich verwende ich für biologische Merkmale.
Und was ich hier ganz zentral finde: Erst, wenn man Geschlechtsindentität unabhängig von sozialem Geschlecht sieht, kann man wirklich gender-nonkonformes Verhalten erklären, ohne einerseits eben die Geschlechtsindentität in Frage zu stellen oder andererseits auf die Biologie zurückzufallen. Also wenn man wirklich für 100% der Menschheit erklären will, warum die geschlechtlich so sind, wie sie sind, geht es nicht ohne sowas. Andere Modelle, egal ob biologistische oder zweidimensionale Modelle in der Tradition von Judith Butler wie deins, haben immer blinde Flecken, die bei Grenzfällen zu Tage treten und das Geschlecht dieser Menschen nicht hinreichend erklären und trennscharf definieren können.