Ich stand und stehe Ulrich Kiesow sehr ambiavalent gegenüber.
Einerseits bin ich ihm sehr dankbar dafür, dass er DSA (mit)geschaffen hat und dass es eben das Rollenspiel ist, das mich in das Hobby eingeführt hat und mich durch die Vielschichtigkeit fesselt und auch durch seine häufige Bodenständigkeit. Etwas dass mich zB bei D'n'D stets gestört hat. Auch seine Romane waren in Ordnung bis gut, gerade das zerbrochene Rad gehört klar zu meinen Favoriten.
Der Scharlatan war beim ersten mal toll, beim zweiten mal - nach dem zerbrochenen Rad - zumindest noch okay
Seine Übersteigerung der eigenen (N)SCs, die Aufforderung an den Meister, den Spielern im Zweifel aufzuzeigen wie "falsch" sie DSA bzw. das Abenteuer spielen und die Oberlehrhafte Art allgemeine, die oftmals seinen Werken anhafteten, machten ihn für mich eher zu einem unsympathischen Kerl.
Insgesamt war aber auch Ulrich Kiesow was er war, ein Mensch. Und euch mit seinen Macken - wie einer Kettenhemd tragenden Magierin - hat er mich beeinfluss und sei es nur, dass ich nun weiß wie etwas nicht haben will. Die Prämisse, dass man über die Toten nur gut sprechen sollte bzw. dass es in einem Nachruf pietätlos wäre anderes zu tun, halte ich für meinen Teil für fehlerhaft. Man soll einen Toten nicht herabwürdigen aber man muss ihn deshalb auch nicht über den grünen Klee loben.
Insofern verbleibe ich, als jemand der Kiesow nicht persönlich kannte, damit, er ein Mensch war, der großartiges geleistet hat aber auch einiges dass mir missfällt. Ich werde die Idee der Autorenschaft aufgreifen und an die deutsche Herzstiftung spenden, vielleicht hole ich mir irgendwann auch das genannte Werk...
Ulrich Kiesow hat eine klare Lücke hinterlassen, nicht nur in der DSA-Gemeinschaft sondern sicher auch bei seinen Liebsten.
Ich wünschte er könnte dieses Forum noch selbst besuchen und sei es aus einem verdienten Ruhestand.
Jeder Tod eines geschätzten Menschen, der sich noch seines Lebens erfreuen konnte, ist eine Tragödie.
Und zu viele dieser Menschen werden vergessen, deshalb freut es mich, dass einem Menschen der nicht aufgrund seines "Promi"-Status sondern aufgrund seiner Arbeit an etwas das er liebte und auch wahrscheinlich gerade auch wegen seiner Schwächen, noch so präsent ist, dass man ihm nach über 25 Jahren noch gedenkt und über ihn spricht. Auch freue ich mich, dass der TE einige andere der - leider schon verstorbenen - Autoren genannt hat.
Schon alleine für diese Erinnerung an Kiesow und seine Verstorbenen "Gleichgesinnten" ein großes Danke an die Autoren der Gedenkschrift.
