Lafayette hat geschrieben: ↑24.05.2022 11:10
Was heißt denn Problem? Das sollte nunmal einfach der Job sein.
Man hat sich aber für den Weg des geringsten Widerstands entschieden und publiziert nun so, dass Hinweise auf Altes nicht mehr nötig ist, würde ja nur "Neuspieler verwirren"
Siehe zB hier
https://dsaforum.de/viewtopic.php?f=5&t ... llenspuren
Aus einem einzelnen Abenteuer und dessen möglichen Schwächen zu folgern, dass "man" nun bewusst so publiziert, halte ich für eine etwas wacklige Beweisführung.
Wenn man eine Aufstellung machen würde, an welchen Stellen in jüngeren Abenteuern jeweils frühere NSC, Details, etc. aufgenommen wurden und wo eventuell welche bewusst weggelassen oder vergessen wurden, dann vermute ich sehr stark, dass die Liste der ersten Details deutlich länger ist.
Jetzt ist das Dilemma zwischen "sehr viel Hintergrund über 40 Jahre" und "auch Spieler, die nicht seit 40 Jahren dabei sind, sollen ein Abenteuer verstehen können" ja nun einmal existent. Das muss man irgendwie auflösen. Vor diesem Dilemma steht übrigens jeder Journalist tagtäglich, der kann bei der Meldung "G7-Außenminister beschließen XY" entscheiden, dass er eigentlich alle sieben Außenminister namentlich nennen muss und eigentlich auch noch ausführen müsste, was die Außenminister 2021, 2019 und 2015 besprochen haben, damit man als Leser die ganzen Hintergründe versteht - oder er entscheidet sich, Teile davon wegzulassen, weil sie für das Verständnis von XY gar nicht so wirklich notwendig sind. Und am Ende steht dann immer eine Entscheidung, die natürlich anfechtbar ist, sowohl in die eine oder andere Richtung.
Und vor einer ähnlichen Entscheidung stehen Autoren und Redaktion von DSA5-Abenteuern auch. Der Kanon, der da in 40 Jahren zusammengekommen ist, ist in manchen Bereichen immens. Und Abenteuer sind nun auch mal kein Lexikon-Eintrag. Die Aufgabe eines Abenteuers ist es, den Leuten am Tisch ein spielbares Szenario zu präsentieren. Dazu gehört auch, dass man zum Beispiel die Zahl der verfügbaren NSC, Antagonisten, etc. beschneidet. Wenn ich also ein Abenteuer an Ort XY publiziere, und dort ist ein Konflikt, und ich habe zwei Parteien, dann kann ich natürlich sagen: "Ja, aber was ist denn mit dem örtlichen Phex-Tempel / der Kerzenzieher-Gilde / dem aufstrebenden Granden Alrik... etc., die waren doch in früheren Abenteuern als aktive Personen mit Agenda gesetzt, die müssten da doch sich auch einmischen?"
Aber für jeden, der diese früheren Abenteuer nicht kennt, ist das am Ende nur ein Aufblähen an Akteuren, das macht das vorliegende Abenteuer meist nicht besser. Es befriedigt die interne Lore, aber es macht das Abenteuer nicht besser. Sieht man auch an anderen Stellen, bei Computerspielen wo jemand noch eine Idee für ein "cooles Feature" hatte, oder bei einem mehrteiligen Roman, wo der Autor sich denkt, "hey, in Band 4 könnte man noch diese interessante Figur einführen". Meistens macht das die entsprechenden Titel schlechter.
Und, seien wir ehrlich, hinzu kommt noch, dass es in der DSA-Publikationshistorie teilweise auch Plots und Personen gab, bei denen man auch der Meinung sein kann: Das war eigentlich eher Käse. Was sollte da jetzt der Fixstern für Autoren sein? Eine Figur, die schlecht in den Plot passt und die irgend jemand mal aus irgendwelchen Gründen erfunden hatte hatte, ins Abenteuer zu pressen, nur damit die Konsistenz der Welt bestehen bleibt? Klar, das kann man so machen, dafür gibt es Argumente, aber der Preis, den wir dafür alle zahlen, sind dann möglicherweise schlechtere Abenteuer.
Ehrlich gesagt würde ich auch sagen, da gibt es überhaupt keine ideale Antwort, das wird alles immer im Einzelfall entschieden werden, und es wird dabei immer auch zu Entscheidungen kommen, die dem einen oder anderen jeweils nicht passen. Das ist dann einfach Segen und Fluch dieser unglaublichen Publikationshistorie, die DSA hat, gepaart mit dem Anspruch des Metaplots, der mit einschließt, dass eine einmal an einem Ort gesetzte Figur von da an für immer in den Kanon der Welt gesetzt ist und ein einmal gesetztes lokales Volksmärchen eigentlich immer das prägende Volksmärchen der Region sein sollte. Das ist total cool, wenn es funktioniert, ich freue mich da auch wie Bolle, wenn solche Details aufgegriffen werden. Aber es wird mit jedem einzelnen Jahr, das vergeht, immer mehr auch zur Last für kommende Autoren und Publikationen, wenn man es als Vorwurf, als bewusste Ignoranz oder als fahrlässige Schludrigkeit interpretiert, wenn solche Dinge
nicht aufgegriffen werden.