DSA5 Publikationsstrategie von Ulisses

Hier finden allgemeine DSA-Themen ihren Platz, zu denen es kein explizites Unterforum gibt.
KleinerIrrer
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Ungelesener Beitrag von KleinerIrrer »

Ich finde interessant, dass hier immer auf den Seitenzahlen und Textmengen rumgeritten wird. Mir persönlich kommt es auf die Qualität des Inhalts an, nicht die Menge. Diese bewerte ich bezüglich ob das Produkt mir als Spielleiter das Vorbereiten erleichtert. (Ich denke hier an Setting Beschreibungen und Abenteuer, Regeln sind für mich irrelevant da wir Ilaris nutzen.)

Und der Mehrwert von viel Text ist für mich oft sogar negativ, da Zeitverschwendung. Gerade bei älteren Abenteuern denke ich mir oft nach stundenlangem lesen: Toll, und jetzt kann ich mit dem Vorbereiten anfangen. Bilder dagagen kann ich in Sekunden aufnehmen, mich inspirieren lassen und sie gegebenenfals noch als Handout nutzen. Außerdem erleichtern sie die Orientierung, wenn man etwas nachschlagen möchte.

Zum Beispiel finde ich den Havena Band sehr gut, weil da nicht so viel Text drinnen ist. Und der Band hat uns mehr Spielspaß beschert als z.b. die Gareth Box. Die war damals auch sehr gut, hat mir aber zu viel Schwafeltext, so dass ich nie alles gelesen habe. Von schlechten DSA4 Publikationen will ich gar nicht anfangen.

Das Ulisses primär Geld verdienen will bestreite ich nicht, aber sehe das auch als notwendig an. Ob sie dabei die Marke DSA unnachhaltig ausbluten lassen wie hier zum Teil der Vorwurf ist, weiß ich nicht. Interessante These aber. Ich bin erst mal recht froh, dass DSA am leben bleibt. Würde mir mehr Fokus auf Plot und Fluff wünschen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass Regelerweiterungen sich besser verkaufen.

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Satinavian
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Ungelesener Beitrag von Satinavian »

DnD-Flüchtling hat geschrieben: 22.07.2021 00:42 Da ich Midgard nicht kenne, kann ich nichts dazu sagen, wie es da gewesen ist. Ich weiß aber, dass es in DSA 3 sehr gut mit Akademiekriegern und auch zufriedenstellend mit Kulturen geklappt hat; deswegen erschließt sich mir nicht, was so schlimm daran gewesen wäre, dieses Konzept auch so einzusetzen, dass man vergleichbare Professionen in einem einzelnen Archetyp konsolidiert.
DSA5 hat ja keine Paketrabatte und dafür alternativ eine freie Erschaffung. Insofern sind die ganzen Professionen tatsächlich nur Orientierungspunkte, kein Kern des Regelwerks mehr.
Das Gleiche gilt ja für Splittermond.
Wenn ich aber die beiden Systeme vergleiche, hat Splittermond weniger Professionen, in Erweiterungsbänden fast überhaupt keine und vermeidet auch komplett, zusätzlich zu den Professionen Archetypen abzudrucken, die die Professionen nutzen. Außer der Handvoll Beispielcharakteren in den Schnellstartern und am Ende des Basisregelwerks ist da nichts. Ich denke auch, das reicht.

Insofern, ja, DSA scheint im Vergleich dazu Unmengen an nutzlosen Seiten zu produzieren - oder zumindest wäre dem so, wenn man nicht Stile eingeführt hätte, die fest an Professionen geknüpft sind und sie zu quasi-Klassen machen (außer man ignoriert das optional)

Wie viele Krieger(oder sonstwas) man braucht, hängt sehr damit zusammen, wie leicht man die vorhandenen modifitieren kann, um genau den Charakter zu bekommen, den man möchte. Theoretisch hätte DSA5 das Grundgerüst, da mit sehr wenig auszukommen (im Gegensatz zu 4 und 3 wo eigene Heldentypen und Eigenbau-professionen eigentlich schon Hausregelbereich waren). Man nutzt diesen Vorteil aber überhaupt nicht, man verwässert ihn stattdessen mit den Stilen und schreibt Seiten über Seiten unnötiger Komplexität.

Die Überholung der Charaktererschaffung zu einer einfacheren, handlicheren und faireren Variante war einer der zentralen Pluspunkte der ganzen Edition. Um das zu realisieren, war man auch bereit, Abstriche anderswo hinzunehmen. Aber irgendwie ist davon nicht viel geblieben.
Zuletzt geändert von Satinavian am 22.07.2021 17:26, insgesamt 2-mal geändert.

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Aryador
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Ungelesener Beitrag von Aryador »

DnD-Flüchtling hat geschrieben: 22.07.2021 00:42 Aber wenn ich dich einigermaßen treffend einschätze, wirst du ohnehin keines meiner Argumente gelten lassen, was erst recht ein Grund ist, mir nicht nochmal die Finger wund zu schreiben. Letztlich habe ich ohnehin den Eindruck, dass diejenigen, die eisern und unbeirrbar an den guten Willen von Ulisses glauben, das primär deswegen tun, weil sie daran glauben wollen, und weniger, weil dieser Eindruck sich bei jedem gerechten und unvoreingenommenen Kritiker unbestreitbar aufdrängen muss.)
Fun Fact: Diejenigen, die prinzipiell an den guten Willen der Menschen glauben, die bei Ulisses arbeiten ...

(denn nennen wir es beim Wort, es geht hier nicht um irgend eine gesichtslose Firma, irgendein kapitalistisches "Etwas", es geht um Menschen, sehr konkrete Menschen, die sich mit ihren Gesichtern auch zeigen, und die wir alle kennen, und gegen die eine Unterstellung, dass sie "nicht aus gutem Willen" arbeiten aus meiner Sicht ohne jegliche Beweise genauso perfide ist, wie es eine Unterstellung gegen User innerhalb der Diskussion ist)

... haben sich hier im Thread genauso die Finger wund geschrieben und können ebenfalls nur zu dem Schluss kommen, dass User, die einen "bösen Willen" unterstellen, das primär deswegen tun, weil sie daran glauben wollen, und nicht etwa, weil sie tatsächlich Argumente hätten, und weniger, weil das Eindruck ist, der sich einem gerechten und unvoreingenommenen Kritiker aufdrängen muss. (Das eine kleine Wort, das ich jetzt geändert habe, ist Absicht).

Und jetzt?

Was machen wir jetzt mit dieser Gemengelage?

Ich habe vor ein paar Beiträgen geschrieben, dass ich echt gerne über Publikationsprobleme sprechen würde, aber man hier eben so schlecht dazu kommt, weil man zum Beispiel Beiträge kommentieren muss, die den Menschen bei Ulisses einen "bösen Willen" unterstellen (und da verstehe ich dich doch jetzt richtig, oder? Ich will dir nämlich nichts unterstellen, aber wenn du User kritisierst, die den Mitarbeitern bei Ulisses "guten Willen" bescheinigen, dann ist doch die Folgerung korrekt, dass du ihnen "keinen guten Willen" bescheinigst, also einen bösen. Und die Frage meine ich wirklich völlig ernst; korriger mich gerne, wenn ich da einen Denkfehler habe). Spannenderweise hat den Beitrag niemand aufgegriffen. Also diejenigen, die hier häufiger in die Bresche zur Verteidigung springen, mal zu fragen: "Ach ja? Was gefällt dir denn nicht an der Publikationsstrategie?" Ich finde das etwas bezeichnend: Es würde nämlich bedeuten, dass wir gar nicht so richtig an der Meinung des anderen interessiert sind. Das wäre einerseits irgendwie traurig, andererseits zeigt es sehr schön auf, wie absurd die komplette Diskussion hier wäre. Erst recht, wenn wir uns gegenseitig unterstellen, dass wir gar nicht auf die Argumente des anderen hören wollen, so wie du es mit deinem Beitrag gerade getan hast. ("Aber wenn ich dich einigermaßen treffend einschätze, wirst du ohnehin keines meiner Argumente gelten lassen.")

Anderer Fakt nämlich: Ich halte dich für einen intelligenten User, der teilweise sehr spannende und sehr inhaltsvolle Beiträge schreibt, bei denen ich auch schon Likes hinterlassen habe. Und das meine ich exakt so wie ich es sage.

Umso weniger verstehe ich dann, warum man sich bei so einer simplen Sache so sehr sperrt: Einfach den Menschen, die da für einen Verlag arbeiten, prinzipiell einen guten Willen zu unterstellen. Oder wenigstens nicht User dafür zu kritisieren, dass sie das tun, und ihnen damit absprechen, dass sie "gerechte und unvoreingenommene Kritiker" sind.

Vielleicht können wir einfach mal die Visiere vom Helm wieder hochklappen und uns gegenseitig eingestehen, dass wir glauben, was wir schreiben, und dass wir das nicht aus Verblendung glauben oder aus sonstigen niederen Motiven oder gar Dummheit, sondern dass wir eben jeweils unsere Gründe, unsere Argumente und unsere Ansichten haben, die ganz zweifellos unterschiedlich sind. Aber nicht allein darin begründet, dass "wir wollen". Damit kann ich nämlich umgehen und auch argumentieren: Dass Leute unzufrieden sind über diverse Publikationsstrategien, dass sie schlechte Entscheidungen kritisieren, dass sie hadern, dass sie sich ärgern. Kann ich alles verstehen. Wo ich fuchsig werde, und das gestehe ich gerne ein, ist, wenn Menschen "böser Wille" vorgeworfen wird (oder meinetwegen, um dich exakt zu zitieren "nicht guter Wille"). Zumal ich es zusätzlich schwierig finde, Adjektive wie "gut" und "böse" überhaupt zu definieren.

Das jedenfalls, der gegenseitige Respekt füreinander, würde aus meiner Sicht die Diskussion entschärfen und es würde sie vielleicht auch wieder ein Stückweit konstruktiver machen (und das Risiko minimieren, dass der Thread geschlossen wird).

Numinoru
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KleinerIrrer hat geschrieben: 22.07.2021 09:11 Ich finde interessant, dass hier immer auf den Seitenzahlen und Textmengen rumgeritten wird.
Zentral für den Spielfluss ist ja vor allem, was man während des Spiels braucht, nachschlagen und erinnern muss. Tausend Seiten Flufftext, die einem ermöglichen, tolle Abenteuer und interessante Charaktere zu basteln, stören da null. Zwanzig Seiten Tabellen, die man ständig griffbereit haben muss, hingegen schon.
Ebenso sind komplizierte Regeln, die man aber nur einmal verstanden haben muss und dann zügig anwenden kann, viel weniger problematisch als solche, bei denen ich vor/während/nach jedem Wurf Berechnungen (die über ne simple Addition hinausgehen) vornehmen oder in Tabellen nachsehen muss. Gerade bei Ereignissen, die doch eigentlich hektisch und spannend sein sollten (hust, Kampf) bringt mich das, ehrlich, total raus.

KleinerIrrer
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@Numinoru Stimme dir weitgehend zu, aber folgendes sehe ich anders.
Numinoru hat geschrieben: 22.07.2021 10:14 Tausend Seiten Flufftext, die einem ermöglichen, tolle Abenteuer und interessante Charaktere zu basteln, stören da null.
Ich brauche zur Vorbereitung eines Spielabends spannende Geheimnisse, unterhaltsame NSCs und interessante Locations. Wenn davon je 10 Stück irgendwo in 100 Seiten Flufftext begraben sind, sind mir diese schlicht in den 30-60min nicht zugänglich, die ich zur Vorbereitung einer Session aufwenden möchte. Ich müsste stattdessen Stundenlang mittelwertige Texte lesen und mir daraus Notizen machen. Damit habe ich dann mehr Arbeit, als wenn ich es mir selber ausdenke.

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pmd
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Ungelesener Beitrag von pmd »

Ich halte die Diskussion darüber, welcher Wille hinter der Produktpolitik steht, für wenig sinnvoll, da wir keinerlei Möglichkeit haben, den Willen der Akteure hinreichend zu ergründen und der Wille für uns auch gar nicht relevant sein braucht. Wir sind hier schließlich kein Gericht und müssen nicht die innere Einstellung der Redakteure zu ihrem Werk eruieren, um den Grad ihrer Schuld zu bestimmen. Es reicht, wenn wir uns das Ergebnis ihres Schaffens anschauen und eben dieses bewerten. Welche Absichten sie dabei hatten ist für uns doch, glücklicherweise, egal. Ob das Produkt nun aus reiner Profitgier oder mit dem Herzblut des begeisterten Rollenspielers geschaffen wurde: Es reicht, wenn wir das fertige Produkt anhand seiner Qualität bewerten und dann entscheiden, ob diese den geforderten Preis Wert ist.

Um Aryadors Frage aufzugreifen:
Aryador hat geschrieben: 22.07.2021 09:36 Was gefällt dir denn nicht an der Publikationsstrategie?
Die Antwort hierauf ist für mich in knapp: Der Inhalt eines Großteils der publizierten Produkte. Primär also gar nicht so sehr die Aufteilung des Inhalts, wobei sich das vermutlich ändern würde, wenn der Inhalt an sich für mich interessant wäre.

Um das etwas detaillierter auszuführen: Ich halte die DSA 5 Regeln für größtenteils schlecht und sie sind für mich unbrauchbar. Sie sind zwar in einigen Bereichen ein deutlicher Fortschritt gegenüber DSA 4 (z.B. Heldenerschaffung. Wie man hier DSA 4 als Anfängerfreundlich bezeichnen kann, ist mir ein Rätsel), haben aber zugleich etliche mieserable Elemente von DSA 4 beibehalten oder sogar noch schlimmer gemacht und diese Elemente sind z.T. ganz tief im Regelkern verankert, so dass man, um sie zu beseitigen, das gesamte System von grundauf umkrempeln müsste. Selbst Hausregeln sind daher keine sinnvolle Option.

Aber wenn ich nur die Auswahl zwischen DSA 4 und DSA 5 hätte, dann würde DSA 5 im Vergleich nichtmal schlecht abschneiden. Aber DSA 4 ist bei weitem nicht der einzige Konkurrent, sondern DSA 5 muss sich gegen zahlreiche andere Rollenspielregelwerke behaupten und da zieht es dann leider deutlich den kürzeren gegenüber der Konkurrenz.

Was DSA 5 für mich noch hätte retten können, wäre eine interessante Fortschreibung der Geschichte der Welt in Regionalbeschreibungen und Abenteuer/Kampagnen, die die DSA Welt in spannende, tragische, mysteriöse, politisch vertrackte, bedrohliche, etc. neue Zeiten führen und voll mit Ideen für Abenteuer sind. Aber da kommt relativ wenig und das was kommt, ist recht Durchwachsen von der Qualität (wie früher auch, DSA 4 war da keineswegs besser) und zudem in immer größerem Maße von Regeln und unnötigen Dopplungen durchsetzt. Ganze Bereiche des Welthintergrunds sind seit DSA 5 sogar komplett außen vor und liegen brach. Stattdessen eine Schwemme von (für mich untauglichem) Regelmaterial, Regelbegleitmaterial (Kartendecks, etc), und irgendwelchem Tineff. Das gefällt mir nicht an der Publikationsstrategie des Verlags.

KleinerIrrer hat geschrieben: 22.07.2021 10:54 Ich brauche zur Vorbereitung eines Spielabends spannende Geheimnisse, unterhaltsame NSCs und interessante Locations. Wenn davon je 10 Stück irgendwo in 100 Seiten Flufftext begraben sind, sind mir diese schlicht nicht in den 30-60min zugänglich, die ich zur Vorbereitung einer Session aufwenden möchte. Ich müsste stattdessen Stundenlang mittelwertige Texte lesen und mir daraus Notizen machen. Damit habe ich dann mehr Arbeit, als wenn ich es mir selber ausdenke.
Da stimme ich vollumfänglich zu. Aufbau und Layout von Abenteuern sollte einer grundsätzlichen Überarbeitung unterzogen werden. Ich bin schon seit etlichen Jahren an dem Punkt, dass die Vorbereitung eines vorgefertigten Abenteuers für mich oft aufwendiger ist, als das Ausdenken eines eigenen. Fließtexte sind für die zu übermittelnden Informationen in Abenteuern kein sonderlich geeignetes Format, zumal wenn sie sehr "schwafelig" verfasst wurden. Das ist allerdings kein Problem, das DSA (5) spezifisch ist.

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Denderan Marajain
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@pmd

Welches Regelwerk benutzt du?

Benutzer 18385 gelöscht

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KleinerIrrer hat geschrieben: 22.07.2021 09:11 Das Ulisses primär Geld verdienen will bestreite ich nicht, aber sehe das auch als notwendig an. Ob sie dabei die Marke DSA unnachhaltig ausbluten lassen wie hier zum Teil der Vorwurf ist, weiß ich nicht. Interessante These aber. Ich bin erst mal recht froh, dass DSA am leben bleibt. Würde mir mehr Fokus auf Plot und Fluff wünschen.
Letzteres ist auch mein Wunsch, ein Stück weit zurück zu den Wurzeln, nur sehe ich derzeit absolut keinen Hinweis dafür. Ich glaube übrigens nicht, dass DSA ohne Ulisses in irgendeiner Form gefährdet wäre, im Gegenteil, ich sehe bspw. mit einem verbraucherorientierten Publikationsoutput durch einen anderen Verlages eher die Chance, das die öffentliche Wahrnehmung für das System als solches noch zu kitten ist. Für mich wäre das eher Chance denn Risiko (auch wenn immer etwas schiefgehen kann), zumindest aber erst einmal ein wichtiges Signal. Problem bei einem Verlagswechsel innerhalb eine Edition, wäre allerdings die Konformität der Produkte (auf die ich persönlich Wert lege), will heißen, schafft es ein neuer Verlag, die Produkte auch optisch halbwegs passend zu den (nicht abgeschlossenen) Alten zu produzieren, so etwas gestaltet sich nicht unbedingt einfach. Ich sehe zumindest kein Grund das überleben von DSA, in irgendeiner Form von einem bestimmten Verlag abhängig zu machen.

Geld verdienen ist grundsätzlich nichts schlechtes und logischerweise notwendig, nur wenn ein Verlag Gewinne in (fitkiv, da nicht ohne weiteres eruierbar) 250.000 Euro in einem Jahr macht, sehe ich erst einmal grundsätzlich 250.000 Möglichkeiten DSA zu verbessern (und mindestens 50.000 sehr gute Möglichkeiten), und zwar im Sinne des Verbrauchers, und genau das passiert in meinen Augen nicht, im Gegenteil, noch mehr Regel- und Quellenbände (mit Nummerierung), Beliebigkeit und Chaos (im Sinne von Formaten) im Regal, so etwas mag vielleicht in einem Oligopol ganz gut funktionieren.
pmd hat geschrieben: 22.07.2021 11:53 Was DSA 5 für mich noch hätte retten können, wäre eine interessante Fortschreibung der Geschichte der Welt in Regionalbeschreibungen und Abenteuer/Kampagnen, die die DSA Welt in spannende, tragische, mysteriöse, politisch vertrackte, bedrohliche, etc. neue Zeiten führen und voll mit Ideen für Abenteuer sind. Aber da kommt relativ wenig und das was kommt, ist recht Durchwachsen von der Qualität (wie früher auch, DSA 4 war da keineswegs besser) und zudem in immer größerem Maße von Regeln und unnötigen Dopplungen durchsetzt. Ganze Bereiche des Welthintergrunds sind seit DSA 5 sogar komplett außen vor und liegen brach. Stattdessen eine Schwemme von (für mich untauglichem) Regelmaterial, Regelbegleitmaterial (Kartendecks, etc), und irgendwelchem Tineff.
Grundsätzlich auch meine Auffassung zumindest, dass die von Dir aufgelisteten Dinge fehlen, wobei gerade zu Beginn von DSA4 das alles noch vorhanden war, auch wenn das Regelwerk scheinbar nicht so gut ankam. Diese Kartendecks stören mich überhaupt nicht (braucht man nicht) und wer es mag, bitte, zumindest werden hierauf nicht viele Ressourcen verschwendet, die woanders ggfs. besser aufgehoben wären. Nur Inhalte, die direkt in Kernprodukte, wie bspw. eine RSH gehören, separat zu verkaufen, geht für mich gar nicht. Und dann auch noch Sammelboxen (bedruckte Kartons) zu horrenden Preisen für das vom Verlag eigens angerichtete Chaos anzubieten, oder ein Vademecum (Bund des Wahren Glaubens), welches nur für unschlagbar günstige 40 Euro zu erwerben ist, kann ich das nur noch als grotesk bezeichnen. Wenn die Erlöse aus diesen "Produkten" wenigstens zur Querfinanzierung für die von Dir vermissten Inhalte genutzt würden.
pmd hat geschrieben: 22.07.2021 11:53 Ich halte die Diskussion darüber, welcher Wille hinter der Produktpolitik steht, für wenig sinnvoll, da wir keinerlei Möglichkeit haben, den Willen der Akteure hinreichend zu ergründen und der Wille für uns auch gar nicht relevant sein braucht.
Genau das.

Diese Produktpolitik ist nun einmal faktisch existent, da braucht man auch nicht zu philisophieren oder moralisieren. Sie ist einfach da und die Auswirkungen sind real, das kann man, muss man aber nicht zur Kenntnis nehmen.

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DnD-Flüchtling hat geschrieben: 21.07.2021 12:02 Ich hatte damals zwar meinen Spaß mit der Zahlenknobelei, aber Einsteigerfreundlichkeit sieht anders aus als ein System, bei dem man alleine mehrere Stunden braucht, um einen Charakter zu basteln.
Volle Zustimmung. Wir haben damals als Teenager die DSA 4 Basisbox geholt und dann ging ein kompletter Samstag drauf, um von Hand mit Belistift und Papier zu viert drei Charaktere zu erstellen.

Für jeden mit weniger Freizeit als eine handvoll G9er in der unteren Mittelstufe ist das eine absolute Katastrophe. Zum Glück gibt es mittlerweile digitale Lösungen.

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Wolfio
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Ungelesener Beitrag von Wolfio »

Wichtig ist hier (in meinen Augen) auch der Gedanke bei der Charaktererstellung.

Ich persönlich werde immer skeptisch, wenn die Charaktererstellung in unter 1 Stunde geht.
Das führt leider bei vielen dieser Systeme dazu, dass die Erstellung deswegen so schnell geht, weil sie oft benötigt wird.
Entweder, weil das System Langzeit-Kampagne quasi 0 unterstützt.... oder weil "Du bist tot" öfter gesagt wird, als "Heute gibt es Pizza"


Und da ist "In Session 1 erstellen wir zusammen die Charaktere" völlig im Rahmen.
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Numinoru
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Ungelesener Beitrag von Numinoru »

Wolfio hat geschrieben: 22.07.2021 14:25 ch persönlich werde immer skeptisch, wenn die Charaktererstellung in unter 1 Stunde geht.
Das führt leider bei vielen dieser Systeme dazu, dass die Erstellung deswegen so schnell geht, weil sie oft benötigt wird.
Entweder, weil das System Langzeit-Kampagne quasi 0 unterstützt.... oder weil "Du bist tot" öfter gesagt wird, als "Heute gibt es Pizza"
Seh da keinen Zusammenhang. Dem Vernehmen nach gibt es inzwischen durchaus BoL- oder H+I-Runden, die seit Jahren mit denselben Charakteren laufen. Obwohl die Charaktererstellung auf regelmechanischer Ebene buchstäblich in ein paar Minuten erledigt ist und auf die Rückseite eines Kassenbons passt.
Nicht dass ich dahin zurückwollte, aber bei DSA1 war das auch so.

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Ungelesener Beitrag von Asleifswasserträger »

laryllan hat geschrieben: 22.07.2021 13:27
pmd hat geschrieben: 22.07.2021 11:53 Ich halte die Diskussion darüber, welcher Wille hinter der Produktpolitik steht, für wenig sinnvoll, da wir keinerlei Möglichkeit haben, den Willen der Akteure hinreichend zu ergründen und der Wille für uns auch gar nicht relevant sein braucht.
Genau das.

Diese Produktpolitik ist nun einmal faktisch existent, da braucht man auch nicht zu philisophieren oder moralisieren. Sie ist einfach da und die Auswirkungen sind real, das kann man, muss man aber nicht zur Kenntnis nehmen.
Einmal das und wir können nichts an der Politik wie Sie jetzt gerade ist ändern, wir können höchstens darüber diskutieren wie sich diese
Politik auf die Spieler und deren Anzahl auswirkt.

Es gibt unbestreitbar eine Gruppe von Spielern, die diese Politik unterstützen, siehe die Crowdfundings.
Ich denke, dass das sehr viele Sammler sind, die diesen Hype gerne miterleben wollen und diesen unterstützen.
Es sind bestimmt auch viele Neueinsteiger dabei, denn DSA 5 hat Neue Spieler generieren können.
Ob und wie lange diese Neuen Spieler bei DSA 5 bleiben, kann man nur erahnen. Das wird wohl auch daran liegen, dass diese Spieler
in der Regel keine Foren nutzen.

Es gibt natürlich die Gruppe von Spielern, die entweder DSA 5 von anfang abgelehnt haben oder mit DSA 5 wieder eingestiegen ist (ich bin so ein Fall) und sich im laufe der Zeit von diesem Produkt und der Firma Ulisses abgewandt haben.
Wie groß diese Gruppe ist, kann man höchstens schätzen, aber Sie wird größer. (was natürlich nur eine Vermutung meinerseits ist.)

Doc Sternau hat geschrieben: 13.07.2021 15:06
Asleifswasserträger hat geschrieben: 13.07.2021 14:32 Um dieses Kartenset nutzen zu können, benötigst du den Band der Aventurischen Meisterschaft. Das du diesen Band benötigst, steht aber nirgends, es sind auch keine Erklärungen oder Hilfen bei den Karten.
Ohne die Karten jetzt zu kennen, kann man der Rezension schon entnehmen, dass es für die Dinger in dem Sinne keine besondere Anleitung braucht. Ziehe je eine von vier Kartentypen (oder such sie dir raus) und fertig. Und dass die Kartensets bisher im Großen und Ganzen Supplements zu den jeweiligen Büchern darstellen, ist auch nicht so neu.

Abgesehen davon steht die Anleitung praktischerweise auf der Rückseite des Kartenkartons:
Wer die Erschaffung eines Helden noch schneller haben möchte, als dies DSA5-Regeln anbieten, der kann auf ein System wechseln, welches eine intuitive und rasante Erschaffung mit Karten erlaubt. Die schnelle Heldenerschaffung ist ganz einfach: Als Spielerin wählst du Spezies, Kultur, Profession und einen Hintergrund aus, addierst die Werte auf den Karten und fertig ist dein Held. Das Heldenerschaffungsset bietet dir dieses System in Kartenform.


Keine Ahnung, wofür man bei dieser Simplizität noch ein 40 € teures Buch braucht.
Ulisses hat auf die Kritik die es zu diesen Kartenset gab reagiert.

"Damit ihr nicht auf die ausführliche Erklärung zur Benutzung der Heldenerschaffungs-Kartensets aus Aventurische Meisterschaft angewiesen seid, haben wir euch eine Kurzzusammenfassung als Download zusammengestellt. Diese Karte könnt ihr zum Ausgleich dafür nutzen, wenn ihr Aventurische Meisterschaften nicht besitzt."

Es ist interessant, dass Ulisses selber schreibt, das man die Erklärung in der Aventurischen Meisterschaft doch benötigt um dieses Kartenset zu benutzen.
Deshalb haben Sie die Informationen dieser Erklärung aus dem Buch, in Form von 2 Spielkarten veröffentlicht.

https://ulisses-spiele.de/das-schwarze- ... kartenset/

Gut das Ulisses jetzt doch so reagiert hat, schlecht dass die Erklärungen nicht von Anfang in dem Set waren. So drängt sich schon der Gedanke auf, dass man so die Leute zum Kauf der Aventurischen Meisterschaft animieren wollte.
Zuletzt geändert von Asleifswasserträger am 22.07.2021 15:39, insgesamt 1-mal geändert.

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Kendor hat geschrieben: 22.07.2021 13:45 Für jeden mit weniger Freizeit als eine handvoll G9er in der unteren Mittelstufe ist das eine absolute Katastrophe. Zum Glück gibt es mittlerweile digitale Lösungen.
Der Zweite Satz ist der Punkt. Wenn es eine hochzuverlässige, hochverfügbare und kostenlose Seilbahn auf den Berg gibt, ist die Frage wie mühsam der ebenfalls vorhandene Fußweg ist, absolut irrelevant.

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Wie kann ich mir eigentlich so nen gemütlichen Charakterbastelsamstagnachmittag vorstellen? 5 Leute, 5 Laptops, 10 dicke Hardcoverbände und noch ein paar .pdf drumrum, alle schieben eifrig Zahlen hin und her, und ab und zu rennt mal einer zum Drucker? Und dasselbe bei jeder kleinen Veränderung der Helden?
Ziemlich genau so sieht mein Arbeitstag aus. 😄

Ernsthaft, klar, kann man so machen. Macht sicher auch vielen Spaß. Kann aber halt auch jeden verstehen, der sich irgendwann fragt, warum er das machen sollte, wenn’s doch tausend Paper-Pencil-RPGs gibt, bei denen man Stufenaufstiege mal eben mit dem Ausradieren und Neuhinschreiben von drei Zahlen erledigt. Und die auch nicht weniger Spiel bieten.

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Numinoru hat geschrieben: 22.07.2021 18:21 Wie kann ich mir eigentlich so nen gemütlichen Charakterbastelsamstagnachmittag vorstellen? 5 Leute, 5 Laptops, 10 dicke Hardcoverbände und noch ein paar .pdf drumrum, alle schieben eifrig Zahlen hin und her, und ab und zu rennt mal einer zum Drucker? Und dasselbe bei jeder kleinen Veränderung der Helden?
Ziemlich genau so sieht mein Arbeitstag aus
4-5 Leute an einem Tisch, alle mit Papier und Bleistift und 1 ausgedruckten Version eines leeren Charakterbogens pro Person,

In der Mitte ein Stapel Bücher und alle am Quatschen, was denn ne coole Idee wäre und wie die Helden zusammengehören könnten.
Statt dem Quellenbüchern geht natürlich auch Tablet oder Laptop mit pdfs.

Numinoru hat geschrieben: 22.07.2021 18:21 bei denen man Stufenaufstiege mal eben mit dem Ausradieren und Neuhinschreiben von drei Zahlen erledigt. Und die auch nicht weniger Spiel bieten.
Du hast scheinbar eine seltsame Vorstellung, was man beim Steigern alles ändern müsste. Du änderst die TaW und bei Kämpfern vielleicht noch die Waffenverteilung für den Kampfbogen.

Anders als bei anderen Systemen bleiben Eigenschaften ja bei DSA doch recht stabil.
Mit der Heldensoftware als "Rechenhilfe" ist Steigern eine Sache von nichtmal paar Minuten. (Außer du versuchst wirklich jeden AP bestmöglich auszugeben und auch ja nix zu vergessen... dann brauchts länger)
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pimpfl
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Numinoru hat geschrieben: 22.07.2021 18:21 Wie kann ich mir eigentlich so nen gemütlichen Charakterbastelsamstagnachmittag vorstellen? 5 Leute, 5 Laptops, 10 dicke Hardcoverbände und noch ein paar .pdf drumrum, alle schieben eifrig Zahlen hin und her, und ab und zu rennt mal einer zum Drucker? Und dasselbe bei jeder kleinen Veränderung der Helden?
Ziemlich genau so sieht mein Arbeitstag aus. 😄
Naja, Charerstellen und Char steigern sind mal 2 paar Schuhe. Ersteres komplex, zweiteres geht fix ab. Aber ja, ein System wie DSA das zig unterschiedliche Chars erlaubt, ist beim Erstellen zwangsmäßig komplex. Dafür sind die Hexen eben auch nicht einfach Frauen mit paar Zaubersprüchen, sondern haben zusätzlich ein Fluggerät, Vertrautentiere und Flüche.

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DnD-Flüchtling hat geschrieben: 22.07.2021 00:42 Und wenn ich das nicht tue, hast du mich nicht mehr lieb und schickst mich ohne Essen ins Bett?
Wie wäre es, wenn du einfach die Frage beantwortest, anstatt 10 Zeilen Textschwurbelei zu veranstalten? Ein einfaches 'Ja!' oder 'Nein!' wäre ausreichend. Dafür muss dann auch niemand 44 Seiten eines Topics nach allen deinen Posts studieren und sich möglichst Notizen machen, damit dann deine Meinung herausgearbeitet ist und man nicht mehr nachfragen muss. Aber gut, gehen wir einfach mal davon aus, dass die Antwort: "Nein, ich habe keine Belege für meine Behauptung, dass das die Verlagsstrategie wäre. Das ist einzig meine Meinung, die ich nur mit meinem allgemeinen Bauchgefühl begründen kann." ist. Denn mehr sagt dein Geschwurbel halt auch nicht aus.
Wolfio hat geschrieben: 22.07.2021 00:15 Text muss sich aber jemand ausdenken. Wenn ich 150 Wörter auf eine Seite setzen soll, dann brauche ich deutlich mehr Ideen, was ich in diesen 150 Wörtern im Vergleich zu 100 Wörtern schreibe. Personenbeschreibungen und ähnliches sind keinesfalls leichte Textsorten. Die so zu schreiben, dass sie stimmig, lesbar (stilisitisch) und lesbar (grammatisch) sind, ist durchaus eine Aufgabe.
Nein. Ist es nicht. Das Problem bei DSA war noch nie, dass den Leuten nicht einfällt, was sie schreiben könnten, sondern, dass sie mehr schreiben, als benötigt wird. Und 50 Wörter mehr zu einem NPC zu schreiben ist gar kein Problem. Du hast da auch eine völlig falsche Vorstellung. Es gibt einen ziemlich genauen Schlüssel, wie viele Zeichen auf eine Druckseite passen, wie viele Seiten ein Werkstück haben soll und wie viele Zeichen auf eine Illustration in Größe X kommen. Sowas steht von Anfang an fest und wird nicht mal eben geändert. Bilder, gerade vollfarbig und mit hohem Detailgrad sind wesentlich teurer als Text. Wenn man beim Verlag also Geld sparen wöllte, würde man einfach mehr Textwüste ordern und weniger Bilder. Dafür muss man dann auch nicht künstlich Details zurückhalten - da gibt es so viel, worüber man noch einen Band mit zusätzlichem Crunch und Kram schreiben könnte, da braucht man nicht wirklich irgendwas zurückhalten oder Bilder etwas größer skalieren, damit man eine zehntel Seite weniger füllen muss. Da würden sie das Bild eher kleiner skalieren, weil irgendwer wieder mal 2000 Zeichen mehr abgeliefert hat, die ja auch irgendwie cool sind und wo es schade wäre, die wegzukürzen.
Satinavian hat geschrieben: 22.07.2021 09:32 Wie viele Krieger(oder sonstwas) man braucht, hängt sehr damit zusammen, wie leicht man die vorhandenen modifitieren kann, um genau den Charakter zu bekommen, den man möchte. Theoretisch hätte DSA5 das Grundgerüst, da mit sehr wenig auszukommen (im Gegensatz zu 4 und 3 wo eigene Heldentypen und Eigenbau-professionen eigentlich schon Hausregelbereich waren). Man nutzt diesen Vorteil aber überhaupt nicht, man verwässert ihn stattdessen mit den Stilen und schreibt Seiten über Seiten unnötiger Komplexität.
Wobei das halt auch schon wieder in den Bereich der geforderten Verflechtung von Hintergrund und Regeln geht. Das hat man ja damals bei den grünen RSHs bei DSA4 gesehen, wo praktisch nach jeder Veröffentlichung der Aufschrei kam, dass schon wieder kein expliziter Regelteil dabei war, wo Kriegerakademie oder Lehrmeister oder Professionsvariante XY mit Werten versehen wird, weil kann ja nicht sein, dass es für diese *wichtige* Profession keinen eigenen Generierungssatz gibt. Die DSA-Spielerschaft, vor allem in den Foren, hat sich damit selbst diesen 'Klotz am Bein' generiert. Und bei DSA5 war das ja genauso. Da gab es genug Kommentare, dass Akademiemagier XY jetzt in Aventurische Zauberer Band X nicht drin war und das ja genau die Profession war, auf die man jetzt sehnsüchtig gewartet hat. DSA-Spieler wollen offenbar diese 'Tiefe', auch wenn sie sich das alles auch problemlos mit dem Regelwerk selbst zusammenbasteln könnten.
Bei Splittermond müsste man dagegen mal abwarten, wie sich das ganze in 5-10 Jahren entwickelt, wenn man da dann eine entsprechende Beschreibungstiefe der Welt erreicht hat und das Regelwerk 2.0 rausbringt. Vermutlich wird man dann auch dort die Forderung hören, dass jetzt Profession XY aus Region AB mit Werten dargestellt werden muss, weil die sich ja klar von der ähnlichen Profession UV aus Region CD unterscheidet.
Wenn man eine gewisse Beschreibungsdichte und Regeltiefe erreicht hat, wollen die Altspieler üblicherweise bei der nächsten Edition davon nicht wieder weg - und wenn die schon einfacher ist, dann aber bitte auch trotzdem mit den Möglichkeiten der vorhergehenden Edition.
Wolfio hat geschrieben: 22.07.2021 18:29 4-5 Leute an einem Tisch, alle mit Papier und Bleistift und 1 ausgedruckten Version eines leeren Charakterbogens pro Person,

In der Mitte ein Stapel Bücher und alle am Quatschen, was denn ne coole Idee wäre und wie die Helden zusammengehören könnten.
Statt dem Quellenbüchern geht natürlich auch Tablet oder Laptop mit pdfs.
Nicht zu vergessen, dass so eine gemeinsame Generierung eben auch direkt gut für die Gruppenzusammensetzung ist. Denn seien wir mal ehrlich: Jeder Rollenspieler ist auch so ein bisschen ein Selbstdarsteller und wenn man dann am ersten Spielabend unvermittelt feststellt, dass die Gruppe aus drei Drakonia Feuermagiern besteht, dann gucken vermutlich alle drei Spieler ziemlich doof und finden, dass die jeweils anderen zwei gefälligst was anderes spielen sollen. :D

Aber vermutlich ist so eine gemeinsame Erstellung - am besten auch noch nur mit jeweils einem Exemplar von jedem Buch :D - auch nur noch was für Leute, die mit PnP angefangen haben, bevor es pdfs und selbstrechnende Excel-Sheets gab. Wir haben jedenfalls auch bei DSA3 schon meist eine ganze Spielsitzung damit verbracht, die Chars zu generieren - schon allein mit dem Abschreiben der Talentgrundwerte war man ja ein ganzes Weilchen beschäftigt. :D
Zuletzt geändert von Doc Sternau am 23.07.2021 08:40, insgesamt 2-mal geändert.

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@Doc Sternau hat die Erfahrung auf seiner Seite. :) Generell sind bei Textarbeit, ob journalistisch, schöne Literatur oder Wissenschaft, in aller Regel zu viele Zeichen das Problem beim Layout, nicht zu wenige. Autor*innen unterschätzen notorisch, wie viele Zeichen sie brauchen werden und versuchen dann eher, bei den redaktionell Verantwortlichen noch 5% mehr Platz für ihre Ergebnisse reinzufeilschen, als sich die Arbeit des Kürzens zu machen.

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Ungelesener Beitrag von Asleifswasserträger »

Einen Vorschlag zur Güte...
Der Ganze Faden wurde gestern erst geschlossen und erst nach einer Moderationsansage wieder geöffnet, es wäre schön wenn das so bleiben würde und nicht irgendwelche Schlagwörter a'la Schwurbeleien hier verbreitet werden...

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Wolfio
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Doc Sternau hat geschrieben: 22.07.2021 20:29 Nein. Ist es nicht. Das Problem bei DSA war noch nie, dass den Leuten nicht einfällt, was sie schreiben könnten, sondern, dass sie mehr schreiben, als benötigt wird.
Ok, ich präzisiere es: Es ist deutlich schwieriger, 300 Wörter zu einem NSC zu schreiben, die athmosphärisch UND sinnvoll sind, als 150.
Und doch, genau da liegt der Hase erschossen im Pfeffer: Viele Beschreibungen lesen sich in den neueren Spielhilfen (aber auch schon in 4.1 in späten Abenteuern) sind von der Qualität mehr als fragwürdig. Und wenn man 2 NSCs hat, die in einem Konflikt miteinander liegen oder lagen... vielleicht den Teil zu deren Konflikt irgendwo auslagern, statt ihn bei der Personenbeschreibung beider Figuren einzubauen und dabei 50% der Zeichen für diese Figur zu verheizen.

Und statt dem ein oder anderen Moor-, Küsten- oder Landschaftsbild, die sicher total toll sind, wäre vielleicht ein Hilfekasten für mögliche Abenteuerideen, Metaplot-Bezüge oder vergleichbares ganz nett gewesen.


@Doc Sternau Bitte nutze für Beiträge mit Nachträgen die Editier-Funktion, statt 3 direkt aufeinanderfolgender Posts, Danke.
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Thargunitoth
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Ungelesener Beitrag von Thargunitoth »

Doc Sternau hat geschrieben: 22.07.2021 20:43 Und bei DSA5 war das ja genauso. Da gab es genug Kommentare, dass Akademiemagier XY jetzt in Aventurische Zauberer Band X nicht drin war und das ja genau die Profession war, auf die man jetzt sehnsüchtig gewartet hat. DSA-Spieler wollen offenbar diese 'Tiefe', auch wenn sie sich das alles auch problemlos mit dem Regelwerk selbst zusammenbasteln könnten
Das kommt drauf: Bei einer Bänderreihe erwarte ich natürlich einen anderen Detailgrad als bei einem kompaktem Regelbuch.

Aber oh Wunder es gibt bei DSA5 eine Bänderreihe...Mehr Seiten, mehr Bücher, mehr Geld. Dann aber auch andere Anforderungen der Käufer.

Benutzer 18385 gelöscht

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Ungelesener Beitrag von Benutzer 18385 gelöscht »

Asleifswasserträger hat geschrieben: 22.07.2021 15:20 Einmal das und wir können nichts an der Politik wie Sie jetzt gerade ist ändern, wir können höchstens darüber diskutieren wie sich diese
Politik auf die Spieler und deren Anzahl auswirkt.

Es gibt unbestreitbar eine Gruppe von Spielern, die diese Politik unterstützen, siehe die Crowdfundings.
Ich denke, dass das sehr viele Sammler sind, die diesen Hype gerne miterleben wollen und diesen unterstützen.
Es sind bestimmt auch viele Neueinsteiger dabei, denn DSA 5 hat Neue Spieler generieren können.
Ob und wie lange diese Neuen Spieler bei DSA 5 bleiben, kann man nur erahnen. Das wird wohl auch daran liegen, dass diese Spieler
in der Regel keine Foren nutzen.
Nunja, Diskussionen oder schlicht auch Menschen, denen denen das einfach aufstößt und das auch in irgendeiner Form kanalisieren, können schon etwas bewirken, wobei ich das konkret auf DSA bezogen, verlagsseitig wohl er nicht der Fall sein wird, zumindest lehrt mich das die Vergangenheit.

Mit der Aussage bezüglich der Foren wäre ich vorsichtig. Ich hielt DSA 1985 das erste Mal in der Hand und habe selbst zu DSA 3 / 4 Zeiten viel in Foren gelesen, aber eben auch nur das (viele Ingamediskussionen waren mir manchmal einfach zu abgedreht, dennoch interessant und vor allem, es GAB sie wenigstens, da war Bewegung drin, das System atmete). Insofern ist es gut möglich, dass man dennoch auch Spieler (die stillen Leser) erreicht und die können sich je nach Gusto ein eigenes Bild machen, egal wie herum.

Im Prinzip war der Wiedereinstieg vor kurzem und die damit verbundene Konfrontation mit dem Produktchaos der Grund, mich diesbzgl. überhaupt erstmals dazu zu Wort zu melden, da ich diesen Thread entdeckte und meine Befürchtungen dazu, die sich für mich bereits Mitte/Ende DSA 4 abzeichneten, in meinen Augen noch weit übertroffen wurden.

Das es Spieler gibt, die auf dieses CF abfahren, ist unbestritten. Verlagsseitig hatte ich mich schon geäußert, was ich davon halte. Vielleicht sollte diese Käuferschicht auch einmal bedenken, dass sie nicht in in einem in sich geschlossenen Raum agiert, sondern die Unterstützung von Projekten die zum Kernbereich gehören, ggfs. weder dem System noch anderen Spielern dienlich ist. Einmal davon ab, dass ich z.B. selbst mit irgendwelchen Sondereditionen nichts anfangen kann (Cover ist schicker) ist es für potentielle Neuspieler wohl eher abschreckend, dass es mittlerweile Regionalpakete für 300 Euro gibt. Braucht man das? Bestimmt nicht. Es reicht allerdings schon, dass es diese Produkte gibt (wie auch z.B. die im vorherigen Beitrag genannten). Da schütteln in meinem Umfeld nicht wenige den Kopf, zurecht wie ich finde. Auch der Collector´s Club sorgt hier eher für Stirnrunzeln, bietet allerdings zumindest noch in irgendeiner Form einen handfesten Vorteil wie die PDFs zum Print.

Man könnte fast den Eindruck gewinnen, der Verlag versucht mit DSA irgendeinen elitären Club zu etablieren, bzw. hat es schon getan. Das mag für den Verlag profitabel sein, ich sehe allerdings nicht, dass sich damit für DSA in irgendeiner Form etwas zum besseren bewegt hat, im Gegenteil.

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Ungelesener Beitrag von Thorgrimma »

Angesichts dessen, dass ich grade Texte für ein DSA-Fanprojekt verfasse: 25 Seiten schreiben sich extrem schnell runter und zwar durchaus mit verschiedenen Inhalten ohne Wiederholung. Würde ich das alles auf 15 Seiten kürzen müssen, uff, dann säße ich vermutlich nochmal 50% der Zeit wie an den 25 Seiten selbst. Man hat ja als Schreiber alle Inhalte und Ideen lieb gewonnen und dann fällt Kürzen echt verdammt schwer, das wird dann eine richtige Fieselarbeit, wo man was wegnehmen kann ohne Inhalte und Flair zu verlieren. Geht mir bei anderen Texten genauso. Gefühlt ein Viertel der Zeit geht beim Schreiben von wissenschaftlichen Anträgen drauf, weil man die ganzen Inhalte auf eine bestimmte vorgegebene Seitenlänge runterkürzen muss oder schon vorher dauernd überlegen muss, wie man das nun wie möglichst knapp formuliert...

KleinerIrrer
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Ungelesener Beitrag von KleinerIrrer »

Da wir die Qualität der Produkteund Kundenzufriedenheit diskutieren: Hier kann man dazu ein paar Statistiken zur Berwertung nach Regelversion sehen https://rollenspiel-bewertungen.de/dsa/ ... diagramme/

Da scheinen die DSA5 Spielhilfen etwas schlechter abzuschneiden. Bei den Abenteuern nimmt es sich nicht viel, wenn ich das richtig sehe.

Ich finde noch interessant, dass die 9 best bewerteten DSA Abenteuer alle aus DSA5 sind. https://rollenspiel-bewertungen.de/dsa/abenteuer/ Im Schnitt sind die DSA5 Abenteuer aber sogar minimal schlechter bewertet als die aus DSA4.

Ich denke, primär geben die Zahlen erst mal einen Eindruck über die Stimmung unter den (abstimmungsaktiven) Kunden. Und dadurch vielleicht indirekt über die Qualität der Produkte. Ich denke aber nicht, dass man Bewertungen aus zum Teil verschiedenen Jahrzehnten 1:1 vergleichen sollte.

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Wolfio
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KleinerIrrer hat geschrieben: 22.07.2021 23:47 Ich finde noch interessant, dass die 9 best bewerteten DSA Abenteuer alle aus DSA5 sind. https://rollenspiel-bewertungen.de/dsa/abenteuer/ Im Schnitt sind die DSA5 Abenteuer aber sogar minimal schlechter bewertet als die aus DSA4.
Was vor allem auch daran liegen dürfte, wer bei solchen Umfragen teilnimmt.
Aber ja... einige der DSA5-ABs kränkeln sehr stark am "Haltung zeigen" der jeweiligen Autoren. Aber dazu an anderer Stelle mehr.
KleinerIrrer hat geschrieben: 22.07.2021 23:47 Ich denke, primär geben die Zahlen erst mal einen Eindruck über die Stimmung unter den (abstimmungsaktiven) Kunden.
Genau. Und da ist eben die Frage, ob und wenn ja, in welchem Verhältnis hier eher Neulinge abstimmen.
Ich mein... wenn ich von Phileasson-Saga oder Abenteuer XY noch nie gehört habe, aber das Murks-Heldenwerk, "das irgendwie ganz ok war, weil mans mit Alkohol super ertragen konnte", in der Liste ist, dann wähl ich doch eher das, als dieses obscure "Staub und Sterne", von dem ich noch nie gehört habe.
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Mikal Isleifson
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Ungelesener Beitrag von Mikal Isleifson »

@Wolfio: Deine Argumente sind nachvollziehbar, vieles hier basiert nicht auf für uns reproduzierbaren Zahlen.
Daher meine Meinung dazu: Wir wissen in der Tat ebensowenig, wie viele DSA-Kunden tatsächlich werten, ob sie DSA4 oder vorher kannten und wie groß der Anteil am Ganzen ist. Daher würde ich hier alle dennoch zur Vorsicht raten, hier zu emotional ranzugehen oder sich im Besitz einer ultima ratio zu wähnen weil man für sich subjektiv genug Leute kennt, die es genauso sehen. Wir könnten uns sonst in der irrigen Annahme wiederfinden dass nur weil wir in unserer nicht selbst wahrgenommenen Filterblase ähnlich denkende Personen außer uns finden, es nicht doch andere gibt. Konzentrieren wir uns doch einfach nur auf den Kern des ganzen:

Mit DSA5 wurde - wenn ich das mal so salopp zusammenfasse: ein Spielsystem angekündigt, bei dem einiges aus DSA4 entrümpelt und verschlankt werden sollte.
Fakt ist aber auch, dass wir mittlerweile wieder eine ganze Regalwand mit Regel- und Fluffbändern zum Erwerb vor uns haben - inclusive gestiegener Preise im Bereich "Veröffentlichungen mit festem Einband". Beweis steht aktuell neben meinem Schreibtisch aufeinandergestapelt. Ich könnte mir vorstellen (Achtung: subjektive!): dass dies einiges der Neukundschaft, aber auch der Wechselbereiten 4.1-Kundschaft verprellt hat. Zu letzterer zähle ich mich zum Beispiel.
Fakt ist ebenso, dass es statt weniger und schlankerer Bücher nun mehr Fitzel-Sonderregeln der Stufe II oder in meinen Augen Stufe III (wenn es die gäbe) gibt, die teilweise die Lernkurve erhöhen, den Spielfluss hindern und ggf. die Veröffentlichung als solche verschlechtern, da sie als nicht mehr als "Füllmaterial" wahrgenommen werden. Ich glaube (ebenfalls subjektiv), dass sich hier die Geister scheiden. Die einen mögen winzigste Waffenmods und Persönlichkeitsmods und können damit auch ohne KI-Unterstützung im Spiel mit umgehen - wieder andere und ich würde sagen quer durch die Käuferschaft finden es schlecht, egal ob DSA2-Veteran oder 5-Neuling. Das gilt für beide Lager.
Fakt ist auch, dass es nun copy&paste von Regeltexten in Büchern gibt. Da kann man offenbar auch geteilter Meinung sein.
Wir könnten diesen Thread durchaus dazu nutzen, die Facetten in der Veröffentlichung offenzulegen, einen eigenen Standpunkt vertreten, aber es vermeiden, dies zu ideologischen Grabenkämpfen zu nutzen. Damit erhalten wir zumindest ein relativ objektives Stimmungsbild hier und ein möglichst breites Spektrum an Meinungen und Ansichten, die man vielleicht selber so noch nicht wahrgenommen hat, ohne jedoch ad hominem zu gehen. Was Zahlen und Statistiken betrifft...naja...sie sagen nicht ohne Grund "traue keiner, die Du nicht selber gefälscht hast" - und das nicht unbedingt böswillig gemeint. Der Macher einer Statistik ist niemals 100% neutral, wäre es aber gerne. Aber dennoch kann es Ausreißer geben oder bestimmte Sichtweisen über- oder unterrepräsentiert werden. Genauso ist es mit denen, die an einer Umfrage teilnehmen. Komplett objektiv sind die auch nicht.
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Ungelesener Beitrag von RvB »

Uff, ich habe mich in den letzten Tagen und Wochen schon mindestens 2x entschieden, diesem Thread nicht weiter zu folgen, weil sich in mir ein Gesamteindruck von überwältigendem Pessimismus, Früherwarallesbessertums und zum Teil Unterstellungen von Böswilligkeit des Verlags herausbildet, der geradezu erdrückend ist. Es fühlt sich auch nicht konstruktiv an. Zum Teil liest sich diese Diskussion wie eine detektivische Auflistung aller Makel und Unzulänglichkeiten eines Spiels, das bei mir eigentlich ganz andere Emotionen weckt - Neugier, Vorfreude, Genuss, Staunen, Spaß und Begeisterung. Was für ein Kontrast.

Und trotzdem lande ich irgendwie immer wieder hier, weil mich am Ende doch interessiert, was ihr alle denkt und zu sagen habt. Ob es für euch in irgendeiner Weise relevant ist, was mein Gesamteindruck dieser Diskussion ist, weiß ich nicht. Aber wenn ich einen Schritt zurück mache von den Einzelheiten dieser Diskussion und sie mir als Ganzes anschaue, dann finde ich beklemmend, wie viel Negativität sich hier versammelt. Immer wieder gibt es auch mal Stimmen, die etwas Positives anmerken, aber im Großen und Ganzen ist es doch ein riesiger, intellektuell überwiegend sehr differenzierter und argumentativ gut untermauerter Indizienprozess über alles, was schlecht an DSA5 und Ulisses ist.

Auf der anderen Seite ist aber klar (über Verkaufszahlen und Bewertungsstatistiken), dass das hier offenbar deutlich vorherrschende Meinungsbild nicht die Ansichten der Gesamtspielerschaft widerspigelt. Denn irgendwie ist DSA5 ja (erstaunlicherweise, wenn man diesen Thread so liest...) nicht sang- und klanglos gescheitert und mangels zufriedener Kunden in der Bedeutungslosigkeit versunken.

Ich verspüre das Bedürfnis, ein paar Phänomene der Publikationsstrategie der letzten Jahre herauszustellen, die ich persönlich positiv erlebe. So für das kosmische Gleichgewicht.

- Weil es noch so aktuell ist, als erstes: das neue Inrah-Kartenset. Ob es das ohne das Crowdfunding-Modell je gegeben hätte, weiß ich nicht, aber es ist einfach wunderschöner Aventurien-Fluff. Und für unsere Gruppe wird es sehr häufig zum Einsatz kommen, weil wir viele Momente im Spiel über Inrah-Karten statt über Würfel entscheiden.

- In Ergänzung zu den Götterbänden, die ja (verglichen mit WdG) weniger Detail-Fluff enthalten, setzen sie offenbar großflächig darauf, die (wie ich finde) fantastische Vademecum-Reihe auszubauen. Ich dachte, nach den 12 Göttern wäre ja bestimmt Schluss, aber es erscheinen immer mehr dieser tollen kleinen Bücher. Während die Beschreibungstexte der Religionen in WdG gut und umfangreicher sind als in DSA5, sind es immer "objektive" Beschreibungen der Religion aus einer äußeren oder übergeordneten Perspektive. Ich mag so sehr, dass ein Vademecum-Buch den Blick IN die Religion hinein ermöglicht und wie man die Welt so wahrnimmt, wenn man jener Religion angehört. Das ist eine sehr bereichernde Perspektive, von der ich gern mehr hätte. Dann ist auch ok, wenn die anderen Bücher einen gröberen (aber sehr schön illustrierten) Überblick liefern. Das ergänzt sich dann gut.

- Man kann nicht oft genug betonen, wie viel angenehmer die vollfarbigen, toll illustrierten Bücher von DSA5 gegenüber des Grau-in-Grau der Vergangenheit sind. Wie der Wechsel von Schwarz-Weiß-Filmen zu modernem Kino.

- Als größtes Rollenspielsystem auf dem deutschen Markt hat DSA natürlich einen riesigen Spagat zu machen zwischen Neueinsteigern und alteingesessenen Spielern, die seit Jahrzehnten dabei sind und entsprechend schon viel Wissen und Welt-Verwurzelung haben. Dafür finde ich gut, wie skalierbar die Tiefe ist, mit der man ins Spiel einsteigt. Auf der Regelebene ist das ja sehr deutlich: Man KANN mit nur Regelwerk und Almanach spielen, wie ja immer wieder betont wird. Basisregeln, ein Archetyp aus irgendeinem PDF und los gehts. Man KANN aber auch jede Optionalregel einbauen, die nicht bei Drei auf den Bäumen ist, und die Werte jeder hinterletzten Deichgabel raussuchen, die in irgendeinem Terrain noch irgendwo einen Bonuspunkt auf eine Teilprobe gibt. Dazwischen ist alles an Abstufung möglich. Und auch als Kunden kann man jede originalverpackte Sammeledition fürs Regal kaufen, um eine prunkvoll vollständige Sammlung vorweisen zu können (dafür gibt es sogar einen Collectors Club), oder man holt sich für die paar Bücher, die einem am wichtigsten sind, die kostengünstigen PDFs oder Taschenbücher. Ist doch super, dass all das möglich ist, wo auch immer der eigene Spiel- und Kaufstil am Ende liegt.

- Gut und zeitgemäß finde ich, dass Ulisses ganz offenbar eine breit aufgestellte Online-Strategie hat. Pen&Paper ist eben längst nicht mehr nur Stift, Papier und physische Bücher. Das Regel-Wiki ist zwar weniger romantisch als ein schickes Liber Cantiones, aber dafür vollständiger, flexibler, übersichtlicher und sortierbar. Der Verlag ist über Twitch und soziale Medien mit der heutigen Welt vernetzt und präsent, was DSA zugänglicher macht. Die Details muss man hier jetzt nicht alle auflisten, aber der Grundgedanke ist zeitgemäß und damit potenziell zukunftsfähig. Auch, dass gezielt neue Spielerschaft angesprochen wird (Expansion auf den US-Markt, Einsteigerboxen...), ist wichtig. Die Digitalisierung wird immerhin nicht komplett verschlafen.

Das einfach mal, um ein paar positive Aspekte der ja schon umfangreich dargestellten Kritik entgegen herauszustellen.
Die Galerie meiner hesindegefälligen Malerei findet ihr >>hier<< und meine Wiki-Seite >>hier<<.

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Ungelesener Beitrag von Mikal Isleifson »

Zu den Inrah-Karten fällt mir noch folgendes ein: Ich habe sie nicht gekauft, weil ich noch die alten habe. Zum Einsatz im Spiel hier ein eher OT-Hinweis, wenn wir gerade über die Nützlichkeit dieser Dinger reden. Wer sich mal für kleines Geld ein buch aus dem Bereich Metaphysik holt - gerade zum Thema Tarot-Karten gibt es genug Bücher. Wer eines oder mehrere besitzt, um z.B. einen LARP-Chara noch esoterischer darstellen zu wollen oder Inspirationen für sein Rollenspiel in Bezug Okkultismus sucht, z.B. für eine Zahori-Wahrsagerin-NPC, der findet zumindest nach aufmerksamen Lesen den Schlüssel zum "Deuten" der Karten, also man kann sich in die Denke der Leute, die an sowas tatsächlich glauben, reinversetzen. Da sind - wenn es gut gemacht ist - vielschichtige Bilder, diese bilden Aspekte von irgendwas ab und wie passt das zur Situation? Prise Zahlenmystik, alte sumerische Sagenwelt und ein solides mehrdeutiges Legesystem und "Presto!"

Verzeiht bitte dieses Quentchen OT, aber es passte gut zu den auch kritisierten Inrah-Karten und der Möglichkeit, auch was sinnvoll damit anzufangen. Ich würde höchstens hier negativ kritisieren: Warum hat man das nicht im neuen Meisterband gemacht? Lege- und Deuteanleitungen? Es fällt wieder auf den Benutzer zurück, dem Ding mehr Wert zu verleihen. Und wenn ich 15€ für ein Tarotbuch ausgeben kann, dann "könnte" man ja sowas auch bei Ulisses anbieten. Man muss nicht Hajo Banzhaf oder Aleister Crowley sein, um damit umzugehen. Aber aus der Sichtweise betrachtet wird aus "schlechtes, nutzloses, teures Gimmick" evtl. ein "naja, ich brauche es nicht, aber nen Nutzen hat es" oder sogar ein "Oh cool". Doof halt, dass man um 10 Ecken vorher denken muss - das wäre benutzerfreundlich sicherlich besser gegangen. Das war nicht gut zuende gedacht.
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Ungelesener Beitrag von Rhonda Eilwind »

Wolfio hat geschrieben: 22.07.2021 21:16 Ok, ich präzisiere es: Es ist deutlich schwieriger, 300 Wörter zu einem NSC zu schreiben, die athmosphärisch UND sinnvoll sind, als 150.
Nein, immer noch nicht. Es ist deutlich! schwieriger, kurze athmosphärisch sinnvolle Texte zu schreiben als längere!

Wenn ich "beruflich" etwas schreibe - und solche Texte, egal ob journalistisch oder literarisch (also. für ein Fachbuch), oder auch Übersetzungen - ja sogar Romanw (!) haben ziemlich genaue Umfangsangaben - dann schreibe ich erst den Text, wie ich meine - und verbringe dann ziemlich genau dieselbe Zeit damit, ihn nochmal auf die Länge zu kürzen, die er haben darf, ohne sowohl Inhalt als auch Athmosphäre zu verlieren. Kurz, auf den Punkt und dann noch athmopshärisch und sinnvoll zu schreiben ist extrem schwer.
... und auf ihrem Grabstein wird stehen: "Ich hab's dir ja gesagt!"

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RvB hat geschrieben: 23.07.2021 01:01 Gesamteindruck von überwältigendem Pessimismus, Früherwarallesbessertums und zum Teil Unterstellungen von Böswilligkeit des Verlags herausbildet, der geradezu erdrückend ist.
Ich rate zu etwas mehr allgemeiner Entspanntheit. Es muss nicht alles für jeden "awesome" sein; ich werde mit DSA5 nicht mehr grün, du findest das System grundsätzlich gut - und da weder ich vor habe, ein gesetzliches Verbot für DSA5 zu erwirken, noch du vorhast, meine DSA4.1 Bücher zu verbrennen (zumindest hoffe ich das :ijw: ) können diese beiden Ansichten perfekt nebeneinander koexistieren.

Natürlich finde ich es etwas schade, das mein Geld im F-Shop keinen Abnehmer mehr findet, da ich gute (nochmal: für mich "gute") Regel- und Quellenbände einfach gerne lese und das auch jenseits Ihres Nutzens am Spieltisch - aber das ist 1. mein Problem und 2. ein Luxusproblem obendrein.

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