RPG Retro

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hnsstrk
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Ungelesener Beitrag von hnsstrk »

Am letzten Wochenende habe ich mir auf dem "Pen&Paper Rollenspiele"-Discord eine Vortrag über Session 0 angehört. Diese hat viele Paralellen zu dem, was im Rahmen der agilen Softwareentwicklung regelmäßig in Form einer Retrospektive gemacht wird. Daher habe ich dies mal kurz zusammengefasst.

Über Feedback würde ich mich freuen. :)
In einer Welt voller Magie und Abenteuer gibt es auch die agilen Heldengruppen, die auf ihren Questen unterwegs sind, um Probleme und Rätsel zu lösen. Nach einer erfolgreichen Queste, in der sie gegen böse Feinde gekämpft und knifflige Aufgaben gelöst haben, treffen sich die Helden in ihrem geheimen Versteck, um ihre Abenteuer zu besprechen.

Sie sitzen in einem Kreis um ein loderndes Feuer herum, und jeder erzählt von seinen Erfahrungen und Herausforderungen während der Queste. Einige berichten von Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit mit anderen Helden, während andere von ihren gemeinsamen Triumphen erzählen.

Nachdem alle ihre Gedanken und Gefühle ausgedrückt haben, beginnen sie gemeinsam nach Lösungen zu suchen, um die Probleme, die sie, während der letzten Queste hatten, in Zukunft zu vermeiden. Sie besprechen neue Strategien und Arbeitsweisen, um ihre Fähigkeiten zu verbessern und ihre Effizienz zu steigern.

Am Ende der Retrospektive fühlen sich die Helden, dank der Unterstützung und des Feedbacks ihrer Gefährten, gestärkt und sind bereit für das nächste Abenteuer. Sie wissen, dass sie zusammen stärker sind und dass sie nur so erfolgreich sein werden.
Das klassische Pen&Paper-Rollenspiel hat sich entwickelt. Der Kerkermeister (Dungeon Master) aus den 70ern des vergangenen Jahrhunderts wurde zur Spielleiterperson und auch Stift und Papier werden langsam abgelöst. Die moderne Spielerfahrung wird immer visueller und beteiligungsorientierter. Moderne VTTs wie Roll20, Fantasy Grounds und FoundryVTT bieten unzählige Grafik-, Audio- und Videofunktionen sowie vieles mehr, um das Rollenspiel noch lebendiger und spannender zu machen. Greifbare und kreative Steuerungsmöglichkeiten ermöglichen es Spielern, sich mehr in die Interaktionen und den Dialog einzubringen. Verschiedene Web-Tools wurden für Spieler entwickelt, um ihnen zu helfen, sich leichter in das Geschehen einzufügen, da es einfacher ist, einen digitalen Raum so zu gestalten, dass er dem vorgegebenen Universum und der Geschichte entspricht. Darüber hinaus ermöglicht die Technologie, wie Skype, Discord oder Zoom, Interaktionen zwischen zahlreichen Spielern aus allen Teilen der Welt.

Doch dies birgt neue Herausforderungen. Eine moderne Rollenspielgruppe besteht nicht mehr länger nur aus einer Hand voll Freund’innen oder Klassenkammerd’innen und so müssen wir mehr denn je lernen rücksichtsvoll miteinander umzugehen.


Was ist eine Retrospektive?

Eine Retrospektive ist ein regelmäßiger Blick zurück auf die vergangenen Rollenspielsitzungen und knüpft inhaltlich an eine eventuelle Session Zero an. Spieler’innen und Spielleiter’in setzen sich zusammen und betrachten gemeinsam den letzten Spielabschnitt oder die letzte Kampagne, um das Setting, Regelauslegungen, Safety Tools und den Umgang (im Spiel und in der Gruppe) miteinander zu besprechen. Hierbei können die nachfolgenden Fragestellungen helfen:
  • Gibt es Aspekte des Settings oder der Kampagne, die unangenehm oder triggernd sind?
  • Wie gut funktioniert die Kommunikation innerhalb der Gruppe? Gibt es Missverständnisse oder Probleme bei der Absprache?
  • Fühlt sich jeder Spieler, jede Spielerin gleichermaßen in die Handlung einbezogen oder gibt es Personen, die besonders häufig im Fokus stehen?
  • Wie zufrieden sind alle mit den gemeinsam getroffenen Regelentscheidungen?
    • Wie gut funktionieren die Regeln des Spiels?
    • Gibt es Regeländerungen oder -anpassungen, die vorgenommen werden sollten?
  • Wie gehen die Spieler’innen miteinander um?
    • Gibt es unangenehme Interaktionen?
    • Gibt es Spannungen oder Konflikte, die angesprochen werden sollten?
  • Wie interagieren die Charaktere miteinander? Gibt es unangenehme Interaktionen oder unpassende Situationen?
  • Was hat in den letzten Sitzungen gut funktioniert und was kann verbessert werden?
    • Wie ist die Atmosphäre während der Sitzungen? Gibt es etwas, das die Stimmung beeinflusst oder verbessert werden kann?
    • Wie gut ist der Ablauf der Sitzungen? Gibt es Aspekte, die beschleunigt oder verlangsamt werden sollten?

Wie oft und wie lange sollte eine Retrospektive durchgeführt werden?

Die Häufigkeit, mit der eine Retrospektive durchgeführt werden sollte, lässt sich leider nur schwer ableiten. Selbst bei agilen Entwicklungsteams variieren die Zeiten. Gängige Größen sind jeden oder jeden zweiten Sprint, welcher wiederum jeweils zwei oder drei Wochen dauert. Letztendlich hängt es von der Größe und Dynamik der Rollenspielgruppe ab. In einer kleinen und stabilen Gruppe, in der es keine großen Probleme gibt, kann eine Retrospektive alle paar Monate durchgeführt werden. In einer größeren und dynamischeren Gruppe, in der es häufiger Probleme gibt, könnte eine Retrospektive häufiger durchgeführt werden, z.B. alle 4-6 Sitzungen.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Retrospektive nicht zu viel Zeit in Anspruch nimmt und dass die Auswirkungen auf die eigentliche Spielzeit in einem angemessenen Verhältnis bleiben. Eine Retrospektive sollte schnell und effektiv sein und nicht zu lange dauern, um die Spielzeit nicht zu sehr zu beeinträchtigen. Aber auch die Dauer ist abhängig von der Größe und der Zusammensetzung der Gruppe. Dennoch empfiehlt es sich, ein Zeitlimit für die Retrospektive festzulegen und hierfür ggf. mit Mittel wie Time Boxing zu arbeiten.
Regeln für die Retrospektive

Wie auch beim Rollenspiel gibt es einige Regeln, die bei einer Retrospektive beachtet werden sollten, um sicherzustellen, dass sie effektiv und produktiv ist:
  • Sichere Umgebung: Es ist wichtig, dass die Retrospektive in einer Umgebung stattfindet, in der alle Teilnehmer sich sicher fühlen, um ehrlich und offen über ihre Gedanken und Gefühle zu sprechen. Dies kann heutzutage offline wie online erfolgen. Für Letzteres empfiehlt es sich einen Raum oder Kanal zu haben, der nur der Gruppe zugänglich ist.
  • Respekt und Vertraulichkeit: Alle Teilnehmer sollten sich respektvoll gegenüber anderen verhalten. Um eine offene Kommunikation zu ermöglichen, wird Nichts, abgesehen von den gemeinsam beschlossenen Verbesserungsmaßnamen, nach außen getragen. Auch wenn die Abenteuer der Gruppe auf Youtube oder Twitch zu finden sind, die Retrospektive erfolgt immer unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
  • Offene Kommunikation: Um eine offene Kommunikation zu gewährleisten, sollten alle Teilnehmer die Möglichkeit haben, ihre Meinung einzubringen und Fragen zu stellen, ohne dass Beschuldigungen oder Anklagen vorgebracht werden. Dadurch wird ein ehrliches und transparentes Miteinander gewährleistet, dessen Ziel es ist, Probleme zu identifizieren und Lösungen zu finden.
  • Feedback: Es sollte Feedback gegeben werden und jeder sollte das Gefühl haben, dass er gehört wurde.
  • Zielorientiert: Es sollten konkrete Ziele für die Verbesserung festgelegt werden, die bis zur nächsten Sitzung umgesetzt werden können.
  • Zeitlimit: Es ist wichtig, das gesetzte Zeitlimit einzuhalten, um sicherzustellen, dass die Retrospektive effektiv und produktiv ist.
  • Follow-Up: Es sollte ein Follow-Up geben, um sicherzustellen, dass die geplanten Maßnahmen umgesetzt werden und um die Fortschritte zu überwachen.

Ablauf einer Retrospektive

Es ist wichtig, dass eine Retrospektive sorgfältig moderiert wird, um das vollständige Potenzial zu nutzen und nützliche Erkenntnisse zu gewinnen. Offline sollte eine Tafel oder ein Whiteboard sowie Stifte und Karten zur Verfügung stehen. Online gibt es spezialisierte Webseiten, wie bspw. Trello, um eine Retrospektive durchzuführen. Es gibt viele erprobte Methoden für die Gestaltung einer Retrospektive, aber ein grundlegender Ablauf wäre wie folgt:
  • Einführung in die Retrospektive: Um eine Retrospektive in einer Rollenspielgruppe einzuleiten, kann man beispielsweise den Wetterbericht nutzen, bei dem die Teilnehmer’innen ihre Gefühle und Gedanken zum letzten Spiel, vom Sonnenschein bis hin zum Unwetter, darstellen können. Alternativ können Fragen gestellt werden, um eine Diskussion zu eröffnen.
  • Sammlung von Themen und Feedback: Hier können die Spieler ihre Meinungen und Erfahrungen teilen, die wichtig für sie in den letzten Runden waren.
  • Klassifizierung der Ergebnisse: Es ist wichtig, die gesammelten Informationen zu kategorisieren und zu organisieren, beispielsweise in „Verbesserungspunkte“ und „erfolgreiche Aktivitäten“. Die Priorisierung dieser Punkte kann ebenfalls diskutiert werden.
  • Aktionspunkte: Die wichtigsten Ergebnisse sollten zusammengetragen werden und konkrete Lösungen diskutiert werden. Organisatorische, zwischenmenschliche, spielbezogene und regeltechnische Fragen sollten geklärt werden, sowie mögliche Probleme erkannt und Aktionspunkte definiert werden.
  • Commitment/Rückmeldung: Die erarbeiteten Ergebnisse sollten besprochen und konkrete To-Dos und Commitments festgehalten werden.
  • Abschluss: Abschließend sollte die Retrospektive gemeinsam reflektiert werden und Vorbereitungen für das nächste Spiel getroffen werden.

Quellen

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Raskir
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Ungelesener Beitrag von Raskir »

Nach jedem Abend oder Abenteuer eine Retro zu machen, halte ich für ein Hobby für stark überzogen und viel zu formalistisch. Ich will bei meinen Hobbys in der Regel Spaß haben und nicht effizient sein.

Die meisten Sachen sind selbstverständlich (zumindest für die meisten zivilisierten Menschen) oder hat man schon im Vorfeld abgeklärt (bzw. sollte man das gemacht haben) oder kann man nach dem Spielabend ggf. unter 4 Augen klären oder man spricht es zwischen Spielabenden an -weil selbst bei alle 4-6 Sitzungen, ist das nicht mehr präsent bei allen.
Ähnlich sieht es bei unterschiedlichen Regelinterpretationen aus: Das sollte kurzfristig geklärt werden, also wenn man merkt, daß es da Klärungsbedarf für einige Sachen gibt, das kurzfristig machen, also entweder direkt nach dem Abend/zwischen Spielabenden (eMail/Discord/Foren) oder direkt vor dme nächsten Spielabend (wenn da nicht zuviel Abstand zwischen den Terminen ist).

Also von meiner Seite aus eher ein: Chill mal deine Basis und sieh das alles etwas entspannter!

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Ungelesener Beitrag von Djembo »

hnsstrk hat geschrieben: 29.01.2023 18:16 In einer kleinen und stabilen Gruppe, in der es keine großen Probleme gibt, kann eine Retrospektive alle paar Monate durchgeführt werden.
o.O Also ick sech moa, wenn ich diese Sachen in meiner kleinen Gruppe aus Freunden durchsprechen müsste, dann dürfte ich diese Leute nicht als meine Freunde bezeichnen. Dass Person X keine Kinder im Rollenspiel sehen will (weil in der Welt auch schlimme Dinge geschehen), Person Y frustriert wird, wenn die Rätsel zu komplex werden und Person Z nach intensiven Szenen gefragt werden sollte, ob das so ok war weil er den Mund nicht von selber auf macht, sollte man unter Freunden wissen. Und dass X keinen Bock auf Regeln hat und Z unser Regelanwalt ist, weil er sie wirklich ALLE kennt, weiß ich auch. Und daher:
hnsstrk hat geschrieben: 29.01.2023 18:16 Eine moderne Rollenspielgruppe besteht nicht mehr länger nur aus einer Hand voll Freund’innen oder Klassenkammerd’innen
Eine moderne Rollenspielgruppe ist nichts, als eine Rollenspielgruppe, die sich in der Moderne trifft. Und woraus die besteht, ist absolut individuell.

Insofern schließe ich mich prinzipiell @Raskir an. Und ich füge hinzu: Soziologie fand ich im Studium immer sch****, Pädagogik nur marginal besser (Fachdidaktik war aber ok, da hab ich Nützliches gelernt). Und deren Methoden jetzt auch noch in meiner Freizeit anzuwenden, das wäre für mich absolut der Horror. Dein Ablauf einer Retroperspektive erinnert mich viel zu sehr an Begriffe wie "Evaluationszielscheibe" und "lerngruppeninterne Feedbackanalyse"

Das soll nicht bedeuten, dass der Grundgedanke schlecht ist. Sich mit neuen Runden mal über so Sachen wie Grenzen, Regeln, X-Cards und so zu unterhalten, das macht absolut Sinn. Aber wenn die Leute nicht erwachsen... nein eher reif genug sind, um sowas ohne streng formellen Aufbau zu schaffen, dann will ich mit denen auch nicht spielen.
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Ungelesener Beitrag von Rhonda Eilwind »

Aber das ist doch keine Soziologie?

Das ist Projektmanagement. Damit kann man "alles" strukturieren und organisieren.

Mein Mann arbeitet mit Scrum und Agile, und der arbeitet in der IT.

Allerdings kann ich jeden verstehen, der damit arbeitet (woran auch immer) und das in seiner Freizeit nicht auch noch tun möchte.
... und auf ihrem Grabstein wird stehen: "Ich hab's dir ja gesagt!"

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Ungelesener Beitrag von Djembo »

Projektmanagement bedient sich aus den Werkzeugkisten der Soziologie und der Psychologie (und noch ein paar weiteren). Man spricht bei sowas auch von Basiswissenschaften (oder veraltet und leicht abwertend von Hilfswissenschaften), so wie die Numismatik eine Basiswissenschaft der Geschichtswissenschaft ist oder die Pädagogik eine Basiswissenschaft der Fachdidaktik.
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Ungelesener Beitrag von Derewanderer »

Da ich tagsüber als SCRUM Master in der Softwareentwicklung arbeite, habe ich auch eher Beißreflexe wenn jemand das in "meinem" Hobby etablieren will...aber wenn man in Ruhe drüber nachdenkt dann sind die meisten Rollenspieler die ich kenne sympathische Chaoten und ich verstehe dass man da Struktur reinbringen will.

1. Dauerrunden
Die Leute kenne ich seit Jahren und da werden eher per Whatts app zwischen den Runden Regeländerungen oder Missverständnisse besprochen damit nicht wertvolle Spielzeit draufgeht.

2. Adhoc Runden
Habe eine Zeitlang im Splittermond Discord einige one-shots mitgemacht und da war es Usus am Ende Abenteuer, Meister und Mitspieler mit ein oder 2 Sätzen einzuschätzen. Das fühlte sich anfangs sehr fremd an, hat aber glaube ich allen Mitspielerenden was gebracht. Mehr "Retro" oder Metagespräch bräuchte ich glaube für meine Rollenspielrunden nicht.

Mein Fazit:
Metagespräche entweder in der "Session 0" oder nur in sehr geringem Umfang nach einer Rollenspielrunde.
Mit Beruf, Familie, etc. freue ich mich die 4h Zeit für mein Hobby jede Woche irgendwie freizuschaufeln...da möchte ich dann auch spielen. :grübeln:

Retro hier als Mittel fände ich besonders anstrengend weil:
- mMn der Meister nicht die Retro moderieren sollte, und einen zweiten Mitspieler der darauf Lust hat sollte man erstmal finden
- damit eine Retro sinnvoll ist müssen "Workitems" also Arbeitsaufträge welche Verbesserungen herbeiführen rausfallen und getrackt werden und das wäre mir für ein Hobby wieder zu anstrengend
- Retros haben das Problem das bei Spielgruppen und auch bei Arbeitsteams es viele stille Mitläufer gibt, das heißt man muss sich Moderationsmethoden aneignen um wirklich die Stimmung aller einzufangen ohne das Leute sich gegängelt fühlen - das ist nicht immer einfach.

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Ungelesener Beitrag von hnsstrk »

Raskir hat geschrieben: 29.01.2023 22:47 Nach jedem Abend oder Abenteuer eine Retro zu machen, halte ich für ein Hobby für stark überzogen und viel zu formalistisch. Ich will bei meinen Hobbys in der Regel Spaß haben und nicht effizient sein.

Die meisten Sachen sind selbstverständlich (zumindest für die meisten zivilisierten Menschen) oder hat man schon im Vorfeld abgeklärt (bzw. sollte man das gemacht haben) oder kann man nach dem Spielabend ggf. unter 4 Augen klären oder man spricht es zwischen Spielabenden an -weil selbst bei alle 4-6 Sitzungen, ist das nicht mehr präsent bei allen.
Ähnlich sieht es bei unterschiedlichen Regelinterpretationen aus: Das sollte kurzfristig geklärt werden, also wenn man merkt, daß es da Klärungsbedarf für einige Sachen gibt, das kurzfristig machen, also entweder direkt nach dem Abend/zwischen Spielabenden (eMail/Discord/Foren) oder direkt vor dme nächsten Spielabend (wenn da nicht zuviel Abstand zwischen den Terminen ist).

Also von meiner Seite aus eher ein: Chill mal deine Basis und sieh das alles etwas entspannter!
Solltest du dich zu irgendetwas gezwungen fühlen tut es mir sehr leid.
Wenn in der Gruppe alle läuft ist doch wunderbar. Und wie ich schon gesagt habe, ist dass auch eher was für größere Guppen, derren Mitgleider sich ggf. nicht alle untereinader kennen. Ich rate auch davon ab, dies zu häufig zu machen, da man dadurch auch Zeit zum Spielen verliert.

Vor einigen Jahren hätte ich mich auch noch über die Idee einer Session 0 kaputtgelacht. Ich bin in den 80ern aufgewachsen und sehe das wie du, dass die meisten Sachen eigentlich selbstverständlich sind. Aber davon löse ich mich so langsam, da ich es tag täglich auch anders erlebe.

Das Ganze ist nur eine Idee, basierend auf dem, was ich über Session 0 gelernt habe und dem, wo ich so oft erlebt habe, dass es wirklich was bringt.

Rhonda Eilwind hat geschrieben: 30.01.2023 02:59 Aber das ist doch keine Soziologie?

Das ist Projektmanagement. Damit kann man "alles" strukturieren und organisieren.

Mein Mann arbeitet mit Scrum und Agile, und der arbeitet in der IT.

Allerdings kann ich jeden verstehen, der damit arbeitet (woran auch immer) und das in seiner Freizeit nicht auch noch tun möchte.
Die Retrospektive ist kein Projektmanagement hier geht es um Team-Building, Konfliktbewältigung und ums Dazulernen. Aber es geht auch darum, dass keiner Abgehängt wird und auf der Strecke bleibt. Also geht es tatsächlich um Soziologie. Dies sollte aus meinem Betrag auch hervorgehen. Ich habe einige Quellen genannt, vielleicht magst du dich ja mal ein bisschen darüber informieren.

Ich habe aber auf alle Fälle schon mal mitgenommen, dass Effizienz und Ähnliches im Zusammenhang mit Spielen unangemessen sind. Da war ich wirklich ein bisschen Kurzsichtig und das trifft auch nicht wirklich den Kern, von dem was ich sagen wollte.
Derewanderer hat geschrieben: 30.01.2023 12:29 Mein Fazit:
Metagespräche entweder in der "Session 0" oder nur in sehr geringem Umfang nach einer Rollenspielrunde.
Mit Beruf, Familie, etc. freue ich mich die 4h Zeit für mein Hobby jede Woche irgendwie freizuschaufeln...da möchte ich dann auch spielen. :grübeln:

Retro hier als Mittel fände ich besonders anstrengend weil:
- mMn der Meister nicht die Retro moderieren sollte, und einen zweiten Mitspieler der darauf Lust hat sollte man erstmal finden
- damit eine Retro sinnvoll ist müssen "Workitems" also Arbeitsaufträge welche Verbesserungen herbeiführen rausfallen und getrackt werden und das wäre mir für ein Hobby wieder zu anstrengend
- Retros haben das Problem das bei Spielgruppen und auch bei Arbeitsteams es viele stille Mitläufer gibt, das heißt man muss sich Moderationsmethoden aneignen um wirklich die Stimmung aller einzufangen ohne das Leute sich gegängelt fühlen - das ist nicht immer einfach.
Das Problem mit dem /der Spielleiter*in sehe ich auch. Allerdings ist es vermutlich auch nicht sehr wahrscheinlich, dass es wer anders macht.
Was die Workitems oder Verbesserungen angeht, sehe ich es nicht ganz so kritisch. Hier geht es m.E. eher darum zu erfassen, was die Gruppe im Ganzen als angemessen empfindet. Aber je nach dem wie es läuft, dass dies auch Zeit fressen.
Und ja, Moderations ist eine hohe Kunst.

Danke für dein Feedback.
Zuletzt geändert von hnsstrk am 30.01.2023 22:14, insgesamt 1-mal geändert.

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Ungelesener Beitrag von Rhonda Eilwind »

@hnsstrk

Als ich vor Jahren noch aktiv spielte, wollte einer unserer damaligen SL auch nach größeren Abenteuern sowas wie eine Manöverkritik - das war kurz nachdem er in der IT angefangen hatte zu arbeiten. :ijw:

Damals noch eher informell.

Ich fand das eigentlich gar nicht schlecht - gerade als SL war es für mich spannend zu erfahren, wie die Geschichte auf die Spieler gewirkt hat. Da lagen die Wahrnehmungen öfter auseinander. Nicht immer in negativer Weise - aber ich hätte sicher so manches nie erfahren und manches nie gelernt, wenn wir diese Nachbesprechungen nie gehabt hätten.

Die waren gar nicht immer lang übrigens.

Also, an sich finde ich das gar nicht schlecht. Und so ein Grundgerüst ist sicher hilfreich, wenn es zu Konflikten kommt, um jedem Standpunkt Raum zu geben.
... und auf ihrem Grabstein wird stehen: "Ich hab's dir ja gesagt!"

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Ungelesener Beitrag von affinno »

Mir gefällt die Idee auf jeden Fall sehr gut. Gerade weil ich nicht nur mit alten Freunden (TM) spiele, ist es desöfteren schonmal zu Konflikten gekommen die man ggf durch sowas hätte verhindern können. Ich stimem zu, dass es nicht mega formell sein muss, aber als Inspiration, wie so eine Nachbesprechung aussehen könnte, finde ich das sehr gut. Danke dir dafür!
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Spielt: Donnerwacht, DSA5 (derzeit pausiert)

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Ungelesener Beitrag von hnsstrk »

@Rhonda Eilwind und @affinno danke euer Feedback.
Zeit und der mögliche Aufwand habe ich als Problem erkannt und werde da auf alle Fälle drüber nachdenken.
Eine ganze Stunde war zu hoch angesetzt.

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